Das Geheimnis der Kristalle von witch-ginny ================================================================================ Kapitel 1: Eine neue Welt ------------------------- Hexe… Hexe… Hexe… Der Ruf wurde immer lauter. Céline sah, wie mehr und mehr Schüler dazukamen, um den Grund des Aufruhrs zu erfahren. Verstört sah sie sich um. Ein grosser Kreis hatte sich um sie und Frank gebildet, der noch immer am Boden sass und sie anstarrte. Céline war komplett verwirrt. Sie hatte zwar gewusst, dass ihre Fähigkeiten nicht gerade alltäglich waren, aber dass andere darauf so reagieren würden, hätte sie nie gedacht. Inzwischen hatten sich so viele Schüler um Céline versammelt, dass sie keine Chance mehr hatte, einfach davonzulaufen. Im Moment hatten sie noch Angst vor ihr, aber Céline spürte genau, dass das nicht mehr lange anhalten würde und was dann geschah wollte sie gar nicht wissen. Célines Herz raste vor Furcht, als die Schüler langsam begannen, den Kreis enger zu ziehen und erste Rufe nach „Scheiterhaufen, Verbrennung“ laut wurden. Und immer wieder rief jemand „Monster“. All diese Kinder, die meisten davon kannte sie mit Namen, wollten nun genau das tun, über das sie im Geschichtsunterricht noch gelacht haben: Eine Hexenverbrennung durchführen. Sie lebten doch in einem aufgeklärten Jahrhundert, wie kam man da noch ernsthaft auf solche Ideen? Voller Schrecken liess Céline ihren Blick immer wieder über die Reihen der Schüler gleiten und wusste nicht mehr, was tun. Sie beschoss, einfach davonzurennen. In der Hoffnung, die Schüler hätten noch immer etwas Angst vor ihr, raste sie auf sie zu. Doch niemand wich zur Seite und Céline wurde von einem kräftigen Jungen so hart zurückgestossen, dass sie fiel. Ein scharfer Schmerz jagte durch ihren Fuss und sie befürchtete schon, etwas sei gebrochen. Mutig geworden kam ein weiterer Junge auf sie zu und trat sie in die Seite. Man hörte etwas knacksen und Céline schrie vor Schmerz. Der Junge holte aus, um nochmals zuzutreten und traf etwa drei Zentimeter vor Célines Haus auf eine unsichtbare, steinharte Mauer. Jetzt war er es, der aufschrie und hüpfend seinen vermutlich gebrochenen Zehen umschlossen hielt. Ratlos sahen die anderen Céline an, die noch immer schwer atmend auf dem Boden lag und selbst nicht wusste, was passiert war, oder ob sie etwas getan hatte. Plötzlich kam Bewegung in die Massen. Eine eindrucksvolle Gestalt bahnte sich einen Weg durch die Schüler hindurch. Er was gross und schlank, mit kurzen, braunen Haaren, und für Céline schien es, als würde er… funkeln. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ihr Blick langsam verschwamm. Keiner wagte es, dem jungen Mann den Weg zu versperren. Zielstrebig trat er auf Céline zu, streckte ihr die Hand hin und sagt: „Komm mit mir, du gehörst zu uns!“. Céline zögerte einen Moment und griff dann zu. Beim Aufstehen konnte sie nur mit Mühe einen Schmerzensschrei unterdrücken, schaffte es dann aber, sich mit nur leichtem Humpeln zu bewegen. Der geheimnisvolle Mann führte sie durch die Reihen der Schüler, die nunmehr lediglich verwirrt und nicht mehr angriffslustig wirkten. Er brachte sie zu einem Auto, das in der Nähe parkte und hiess Céline einzusteigen. Das Innere des Autos sah aus wie eine Kutsche und Céline liess sich erleichtert auf einen Sitz fallen, der Fremde ihr gegenüber, und schloss für einen Moment die Augen. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass der Mann ihr zulächelte. „Wer…“, begann sie, aber er unterach sie: „Bist du verletzt?“ Céline wollte ganz automatisch verneinen, besann sich dann aber eines Besseren und nickte bloss. „Streck mir deine Hand hin!“, forderte er sie auf. Verwirrt folgte das Mädchen seiner Anweisung und er nahm ihre zarte Hand in seine. Nach einem kurzen Augenblick schien es Céline, als würde alles in ihr wieder richtig zusammenwachsen und sich einrenken. Als der Mann ihre Hand losliess schlief sie vor lauter Erschöpfung ein. Als Céline erwachte, war die Sonne gerade eben aufgegangen und schien durch ein kleines Fenster in ein ebenfalls recht kleines Zimmer. Neugierig sah Céline sich um: Sie lag in einem Bett mit hellen Bettbezug, der mit einem komplizierten Blumenmuster verziert war. Dem Bett gegenüber was das Fenster, darunter ein Schreibtisch und daneben ein Schrenk. Über dem Bett hingen Bretter, wahrscheinlich als Büchergestell gedacht, von ihrer Position aus konnte Céline allerdings nicht feststellen, ob sich dort auch tatsächlich welche befanden. Das Zimmer war zwar klein, aber freundlich, mit heller Tapete und Blumen auf dem Schreibtisch. Während sie sich noch so umsah, begann sie sich langsam zu fragen, was eigentlich los war. Sie hatte Mage gewirkt, der geheimnisvolle Fremde hatte sie gerettet und auf eine sonderbare Art geheilt. Sei versucht, sich in ihren Körper hineinzufühlen, aber sie fühlte sich total gesund. Auch ihren verletzten Fuss konnte sie problemlos bewegen. Was für Céline aber noch ein Rätsel blieb war die Frage, warum sie plötzlich einfach so eingeschlafen war und wo sie hier eigentlich war. Während sie noch so gedankenverloren im Bett lag, stieg die Sonne höher und strich bald über ihr Gesicht. Nun ja, dachte Céline seufzend, ich komme nicht weiter, wenn ich hier liegenbleibe. Sie stand auf, wobei sie fast über einen Stuhl stolperte und stellte erschrocken fest, dass sie nur ein kurzes Nachthemd trug. Ich hoffe, dachte sie, wobei ihr Gesicht unwillkürlich rot wurde, dass nicht der Mann von gestern mich umgezogen hat. Ihre Kleider fand sie nirgends, deshalb öffnete sie den Schrank, in der Hoffnung, dort etwas anderes anzuziehen zu finden. Zwei Paar schwarze Hosen und einige Hemden in verschiedenen blassen Farben lagen in dem Schrank. Sie nahm sich ein grünes Hemd und zog es an. Es war ihr mehrere Nummern zu gross, es schien sowieso eher ein Männerhemd zu sein, so wie auch die Hosen viel zu breit und lang waren. Dies war aber doch immer noch besser, als in diesem spitzenbesetzten Nachthemd rumzulaufen. Nimmt mich aber doch Wunder, wo ich hier bin, dachte Céline, und öffnete entschlossen die Türe. Zumindest versuchte sie es, denn die Türe war, wie sie vermutet hatte, geschlossen. Das Mädchen lief zum und Fenster und stieg auf den Tisch, da sie sonst nur Himmel sah. Vier Meter weiter unten erstreckte sich ein grosser Garten. Die Idee, durch das Fenster abzuhauen war somit gestorben. Sie sah Erdbeerfelder, Apfelbäume in vollster Pracht und… „Was denn? Äpfel?“, murmelte sie erstaunt vor sich hin, es war schliesslich noch immer Frühling. Sie starrte die Bäume über fünf Minuten lang an, aber es blieben eindeutig Äpfel, die da hingen. Sie öffnete sogar das Fenster, um ganz sicher zu sein, dass es keine Zeichnung war, was aber doch eher unwahrscheinlich wäre, bewegten sich doch Bäume und Büsche leicht im Wind. Céline beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken und einfach anzunehmen, es sei Magie. Stattdessen konzentrierte sie sich wieder darauf, aus diesem Zimmer zu entkommen. Sie ging wieder zur Tür. Diese war zwar stabil, aber das Schloss sah recht einfach aus. Vielleicht könnte sie es wie im Fernsehen mit einer Haarnadel öffnen. Nicht, dass sie eine gehabt hätte, aber vielleicht fand sich im Zimmer ja etwas Ähnliches. Sie durchstöberte den Schrank, suchte auf dem Bücherregal und sogar unter dem Bett – nichts. Mit einem Seufzer liess sie sich aufs Bett sinken und war sich nun sicher, dass man sie hier eingesperrt halten wollte. Nach einigen Minuten stand sie auf und sah sich das Büchergestell noch einmal an. Insgesamt standen nur fünf Bücher darauf, daneben alle möglichen geschmacklosen Figuren. Sie nahm sich eines der Bücher – Magie in der Antike – und begann zu lasen. Sie verstand nicht sehr viel, aber ihr wurde klar, dass man sich schon früh, als der Mensch kaum Arbeitsteilung kannte, mit dem Thema der Magie auseinandersetzte. Sie legte das Buch zurück und warf sich wieder auf das Bett. Nachdem Céline fast eine halbe Stunde vor sich hingebrütet hatte, hörte sie, wie sich jemand am Schloss zu schaffen machte. Die Türe öffnete sich und der junge Mann von gestern trat ins Zimmer hinein, sah Céline, sagte: „Oh“ und begann zu kichern. Gleich darauf fügte er hinzu: „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“ Völlig verdattert blieb Céline stehen, wo sie war – mit einem solchen Auftritt hatte sie absolut nicht gerechnet - und schon nach weniger als einer Minute kam der Fremde zurück. Immer noch kichernd und mit der Aussage: „Das sollte dir besser passen“ gab er ihr ein Bündel Kleider, drehte sich um und ging wieder hinaus, wobei er noch schnell anfügte: „Übrigens heiss ich Markus.“ Verdutzt starrte Céline ihm nach, schüttelte dann den Kopf und begutachtete dann die Kleider: Es war ein schwarzer, knielanger Rock und eine kurzärmlich Bluse in der gleichen Farbe wie das Hemd, das sie im Moment trug. Schnell zog sie sich um und setzte sich auf den Stuhl, als Markus wieder hineinkam. „Schon besser so, würde ich sagen“, sprach er lächelnd. Céline ging gar nicht darauf ein und fragte wütend: „Was geht hier eigentlich vor sich? Zuerst hilfst du mir, dann sperrst du mich ein… Was soll das?“ „Nun, zuerst Mal: Dass ich dich eingesperrt habe, tut mir leid, aber ich wollte verhindern, dass du dich verirrst, das Gelände ist recht gross. Immerhin haben wir hier Platz für fast 1000 Leute“, erklärte er sehr ruhig. Céline, von dieser Antwort komplett überrascht, beruhigte sich ein wenig und nun war auch ihre Neugierde geweckt: „Das ist ein Schule? Für Magie? So was kann man lernen?“ „Na, aber sicher kann man das lernen und du wirst das in Zukunft auch tun. Weisst du was? Ich zweig dir jetzt dein Zimmer. Heute Nacht hast du bei mir geschlafen, weil dein zukünftiges Zimmer noch nicht bereit war, aber das Putzpersonal hat mir vorher bestätigt, dass du jetzt einziehen kannst.“ So machten sie sich auf den Weg. Während sie durch die stillen Gänge gingen schossen Céline tausende Fragen durch den Kopf und sie wusste gar nicht, wo sie anfangen sollte zu fragen, bis sie eine Frage formulierte, die ihr sehr wichtig erschien: „Kann man mit Magie alles machen, was man will?“ Markus hatte plötzlich einen sehr ernsten Ausdruck im Gesicht und schien nicht recht zu wissen, wie er am einfachsten auf diese Frage antworten sollte. „Theoretisch schon, aber du brauchst dazu Energie, weisst du. Hast du schon mal vom Energieerhaltungssatz gehört?“ „Das ist doch Physik“, maulte Céline, „was hat das mit meiner Frage zu tun?“ „Nun ja“, versuchte Markus zu erklären, „gewisse Grundgesetzt, nach denen unsere Welt funktioniert gelten nun mal auch im Bereich der Magie. Wenn du etwas tun willst, verbraucht das Energie, wir nennen sie magische Energie oder halt Magie. Diese Magie wird zum Teil in Menschen produziert, kann aber auch hergestellt werden, das ist aber eine sehr komplizierte Angelegenheit, aber später wirst du das auch mal lernen.“ Wieder gingen sie eine Zeit lang nebeneinander her, bis Céline plötzlich fragte: „Ist dies wirklich eine ganz andere Welt?“ Markus starrte sie ungläubig an und begann dann plötzlich lauthals zu lachen. Das Mädchen, das bereits ziemlich rot im Gesicht war, fragt patzig: „Warum ist das so lustig?“ „Selbstverständlich sind wir immer noch auf der Erde, wo sollen wir auch sonst sein?“ „Halt auf einer anderen Welt.“ „Aber so was gibt’s doch gar nicht, zumindest ist es mit unseren heutigen technischen und magischen Mitteln nicht möglich, jemanden auf eine andere Welt zu bringen. Wir sind hier einfach ein rechtes Stück vom nächsten Ort entfernt, insoweit könnte man es schon als eine „andere Welt betrachten…“ „Ist denn die magische nicht von der normalen Welt getrennt?“, fragte Céline nach. „Aber nein, wieso sollte sie? Magieunkundige bringen wunderbare Sachen zustande, auf die wir auch nicht verzichten wollen, wie zum Beispiel Telefone.“ „Ihr habt hier Telefone?!“, brachte das Mädchen vollkommen überrascht hervor. „Aber natürlich, wir haben sogar Internet“, antwortete Markus lächelnd, „hier ist dein Zimmer. Wir haben deine wichtigsten Sachen hierhergebracht. Ich komme dann in etwa einer Stunde wieder und zeige dir die Schule.“ „Und den Speisesaal“, antwortete das Mädchen in einem gespielt leidenden Ton. „Ja den auch“, lachte Markus, „aber ich habe dir ein paar Sandwich gebracht, da die Küche über die Ferien keine schlauen Mahlzeiten produziert.“ Céline trat in ihr Zimmer, das sie fortan bewohnen würde und als erstes fiel ihr auf, dass es genau gleich war wie Markus‘. Als zweites fiel ihr auf, dass viele ihrer persönlichen Dinge von zu Hause in Säcken oder lose im Zimmer herumlagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)