Everything Ends von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 4: Zweifel ------------------ Kapitel IV Der Unterricht für Geschichte der Zauberei hat erst vor etwa zehn Minuten begonnen und doch sind schon die ersten Schüler eingeschlafen. Nur die wenigsten geben sich die Mühe dem Unterricht zu folgen. Ein leises Schnarchen ist zu hören und auch die junge Weasley sitzt - oder eher liegt - auf ihrem Platz, die Arme auf den Tisch gelegt und den Kopf darauf gebettet, kämpft sie damit die Augen offen zu halten. Wie lautet noch mal das Thema? Seit zwei Tagen findet der Unterricht wieder statt. In den restlichen Ferien hat sie viel mit Ron und Harry unternommen, aber seit sie wieder in der Schule sind, scheint deren Interesse verflogen zu sein und die Jungs sind wieder mit Hermine unterwegs, auf geheimer Mission, die Welt retten oder so, aber auch mit der Rückkehr nach Hogwarts hat sie immer noch nicht das Geheimnis des Geschenks lüften können. Als auch noch ein zweites Schnarchen aus den Reihen hinter ihr ertönt, zwingt sie sich die Augen aufzureißen und greift nach der Feder und dem bis jetzt unbenutzten Pergament. Langsam kritzelt sie einige Wörter darauf. Sie wird Draco nach einem Treffen fragen. Vielleicht hat sie ja Glück und sie können sich heute noch sehen. ~ Schnaufend setzt sie einen Fuß vor den anderen. Der Unterricht von Professor Binns ist endlich vorbei und schläfrig macht sie sich vom zweiten Stock auf in die Eulerei. Für heute ist das die letzte Doppelstunde gewesen, also hat sie genug Zeit, ihren Weg fortzusetzen. Ihre Füße heben sich kaum vom Boden und die Tasche wird mit jedem Schritt schwerer. Zum Glück sind die Treppen heute in guter Laune und ändern nicht ständig ihre Richtung, sodass sie keine Umwege gehen muss. Nach scheinbaren endlosen Stunden betritt sie die Eulerei. Ein kalter Luftzug kommt ihr entgegen und bringt sie zum frösteln. Hier oben ist es ziemlich kalt. Kaum als die Tür geschlossen ist, kommt Pigwidgeon auf sie zugeflogen und sie beeilt sich ihm den Brief anzubinden. Einige Schneeflocken werden durch das offene Fenster geweht und sie zieht den Umhang enger um sich. Während Pig los flattert um die Botschaft zu überbringen, sieht sie sich in der Eulerei um und blickt in mehrere große Augen. Auf den Gestängen haben sich die Eulen niedergelassen und schuhuen. Sie sieht kleine und große Eulen, Schneeeulen, Kauze und sie erblickt sogar Hedwig. Immer wieder kehre Eulen zurück und gesellen sich zu ihren Gleichgesinnten. Schneller als erwartet kommt Ginnys Eule zurück, lässt sich am Fenstersims nieder und streckt ihr den Fuß entgegen. Mit vor Kälte zitternden Fingern nimmt sie ihm das Pergament ab. Maulend denkt sie an ihre Handschuhe, die sie im Schlafsaal gelassen hat. Schnell faltet sie das knittrige Blatt auf und liest die Antwort, die auf der Rückseite ihres Briefs geschrieben wurde. Ich kann heute nicht. Muss lernen. Ginny zieht die Augenbrauen zusammen und ihre Augen fliegen mehrmals über die sechs Wörter. Wütend über die Abfuhr und die wenigen Zeilen, die weder Anrede, Absender noch sonstige netten Wörter enthält, zerknüddelt sie das Pergament und stopft es in ihre Umhangtasche. Ohne sich von ihrer Eule zu verabschieden macht sie kehrt und verlässt die Eulerei in dem sie die Tür kraftvoll zuschlägt. Ihr feuriges Temperament geht grad wieder mit ihr durch und die stampfenden Schritte echoen an den Hallenwänden laut zurück. Als sie den dritten Stock erreicht ist ihrer Wut Enttäuschung gewichen. Sie ist enttäuscht, da sie sich so auf ihn gefreut hat. Der Abschied vor Weihnachten ist ihr letztes Treffen gewesen und es wäre schön ihn bald wieder zu sehen. Oft kommt es vor, dass sie zu viel in sein Verhalten hineininterpretiert und negative Gedanken schwirren in ihrem Kopf umher, aber was soll man denn auch denken, wenn der eigene Freund sich nicht einmal darum bemüht, Zeit mit seiner Freundin zu verbringen? Na gut, locker bleiben, denkt sie sich. Ginny will nicht wie eine zickige Freundin aussehen, die wegen jeder Kleinigkeit ausflippt und ein Treffen wegen Lernen abzusagen, ist auch entschuldbar, da für ihn die Abschlussprüfungen bevorstehen und hierbei würde sie ihm nie im Weg stehen wollen. An einem der großen Fenster bleibt sie stehen und blickt auf die weiße Landschaft hinaus. Hier kann sie, nicht wie in der Eulerei, die Kälte nur erahnen. Die weißen Schneeflocken lassen sie an Draco denken, an seine kalten Augen und seine Art, die manchmal sehr unangenehm sein kann. Es scheint, als sei er ein gefühlloser Eisklotz und es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis er sich ihr damals geöffnet hat und sie hinter seine Fassade schauen konnte. Noch ein guter Grund, wieso sie Pflege magischer Geschöpfe abgewählt hat, denn es heißt, dass dieses Schneechaos nicht sehr bald abklingen wird... ~ Doch bei dieser einen Absage bleibt es nicht. Jeden Tag schreibt Ginny ihm, jedoch bringt Pigwidgeon nie eine Zusage. Entweder kommen Hausaufgaben dazwischen, er muss lernen oder sonst was Dringendes steht an. In dieser Woche gibt es einen so heftigen Schneesturm, der dazu führt, dass Quidditch erst einmal für die vier Hausmannschaften buchstäblich aufs Eis gelegt wird. Einige Male hat Ginny ihn in den Gängen gesehen, jedoch sind stets Slytherins an seiner Seite, meistens Crabbe und Goyle. Das Paar verhält sich dann so, als würden sie sich nicht kennen und laufen, sich ignorierend, aneinander vorbei. Wenigstens kommen keine Beleidigungen mehr über seine Lippen, wie vor einigen Jahren, aber wenn es drauf ankommen wird, würde er es tun, da ist sie sich sicher, um die Sache glaubwürdig erscheinen zu lassen, damit niemand Verdacht schöpfen kann. Vergeblich wartet sie darauf ihn allein zu erwischen und so kann sie ihn auch nicht ansprechen. Bis auf die Briefe, die sie ihm täglich schreibt, gibt es keinen Kontakt, denn von seiner Seite kommt nichts, was sie zunehmend beunruhigt. Jetzt steht sie wieder in der Eulerei. Sie kommt gerade vom Mittagessen und hat noch etwas Zeit bis zur Nächsten Stunde - Verwandlung. Es ist der siebte Brief und in ihm steht das gleiche, wie in seinen Vorgängern stand. Wieder wartet sie dort auf eine Antwort und kramt in ihrer Schultasche herum. Draco hat sie zuvor in der Großen Halle am Slytherintisch sitzen sehen. Mehrere Minuten hat sie ihn schmachtend angestarrt, was er bemerkt und mit einem bösen Blick quittierte. Sie durfte ihn nicht so auffallend anstarren, sonst würde das Geheimnis auffliegen. Nach kurzem Suchen holt sie einen Apfel heraus, den sie vom Mittagessen mitgenommen hat und beißt hinein. Er ist rot, saftig und ein köstlicher Nachtisch. Pig kommt wieder, mit einer Antwort und die Rothaarige lässt sich Zeit beim Abnehmen des Briefes. Sie rechnet gar nicht wirklich mit einer Zusage und umso größer ist die Überraschung, als sie folgende Zeilen liest: Okay, dann lass uns jetzt treffen. Bleib wo du bist, ich komme zu dir in die Eulerei. Ihr Herz schlägt schneller. Er wird tatsächlich kommen! Aufregung macht sich in ihr breit, so wie Vorfreude. Endlich kann sie ihren Liebsten wieder in die Arme schließen und ihn küssen. Sie freut sich so sehr, dass der Ärger der letzten Tage ganz vergessen ist. Ein paar Mal beißt sie noch von dem Apfel ab und wirft die Überreste zum Fenster hinaus. Als sie sich wieder der Tür zu dreht, öffnet sie sich auch schon und Draco Malfoy betritt den Raum. Eisige Luft schlägt ihm ins Gesicht, grimmig schaut er sich um ob noch jemand hier ist und zieht den grünen Schal enger um den Hals. Dabei müssen Slytherins Kälte gewohnt sein, immerhin wohnen sie unten in den Kerkern und dort ist es sicher nicht warm. Endlich erblickt er sie und freudestrahlend fällt sie ihm um den Hals. Verdutzt sieht er sie an und wird von ihr geküsst. Einmal. Zweimal. Dreimal, bis er sich von ihr löst und sie schmunzelnd anschaut. "Ich weiß, dass ich unwiderstehlich bin, aber ich darf zu Zaubertränke nicht zu spät kommen." Sie wirft ihm einen gespielt empörten Blick zu und knufft ihn in die Seite. "Ich freue mich auch dich zu sehen", sagt sie sarkastisch, dann lächelt sie wieder. "Wie geht es dir?" "Nun, die Ferien hätten ruhig noch etwas länger anhalten können. Ich bin nur noch am lernen." Pigwidgeon fliegt auf ihn zu und verliert dabei ein paar Federn. Er will sich auf der Schulter des Slyherins nieder lassen, doch der verscheucht ihn mit gerümpfter Nase schnell mit der Hand, auf der sich Pig dafür niederlässt. "Ich bin froh, wenn die Prüfungen vorbei sind und ich das alles hinter mir habe." Mit der anderen Hand fängt er unbewusst an, Pigs Kopf zu kraulen während er redet und sich wieder in der Eulerei umsieht. Innerlich graut es ihr. Draco, der in der Schule sehr gut ist, ist nur am lernen, wie würde es für sie enden, als durchschnittliche Schülerin? Sie kann sich Besseres vorstellen, als ein ganzes Schuljahr nur zu lernen. "Wie waren denn deine Ferien?", fragt sie um das Thema zu wechseln. "Ziemlich ereignislos", antwortet er knapp. "Ich hoffe, du hast dein Geschenk erhalten." "Ja. Ich kenne diese Federn. Ich habe schon einige Slytherins aus den unteren Jahrgängen damit im Gemeinschaftsraum gesehen. Wo hast du sie her?" "Ach... die sind aus der Winkelgasse." Sie würde ihm nicht sagen, dass die Federn von Weasleys zauberhafte Zauberscherze sind. "Die kann ich gut gebrauchen." Draco schaut immer noch herum und weicht ihrem Blick aus. Irgendwie macht er auf sie einen nervösen Eindruck. Als sie nichts sagt und ihm dies durch die Stile bewusst wird, in der sie ihn mustert, fragt er: "Wie gefällt dir dein Geschenk?" "Toll!", ruft sie und nickt hektisch. "Ähm... Ich weiß nur nicht was es ist." Sie holt das besagte Present aus ihrer Tasche, die sie bei sich trägt. Tadelnd sieht er sie an, nimmt es ihr aus der Hand und drückt irgendwo drauf, wo kann sie nicht sehen und mit einem Klicken öffnet es sich. "Das ist ein Traumfänger", sagt er, als sei es das Verständlichste auf der Welt und drückt es ihr wieder in die Hand. "Du kannst darin deine Träume aufbewahren und betrachten. Es funktioniert so ähnlich wie ein Denkarium. Was das ist weißt du ja wohl." Seinen Kommentar überhörend betrachtet sie den geöffneten Traumfänger. Selbst in seinem Inneren ist er noch reichlich verziert und sie fragt sich, wie viele Träume man wohl darin aufbewahren kann. So wie vielleicht manch anderer, wünscht sie sich oft, dass man seine schönsten Träume wieder erleben kann und mit diesem Ding soll das also funktionieren. Sie muss an ihren letzten Traum von Draco denken und wird ganz rot bei dem Gedanken, was genau sie geträumt hat. In dem er den Deckel vorsichtig zu klappt, reißt er sie aus ihren Gedanken. "Du musst einfach hier drauf drücken", sagt er und zeigt auf eine silberne, glitzernde Perle, die wohl zum Öffnen gedacht ist. Wieso ist sie da eigentlich nicht drauf gekommen? Mit leuchtenden Augen strahlt sie ihn an. "Wo~w", flüstert Ginny langgezogen. So ein tolles Geschenk und sie hat ihm nur zwei Federn und Süßigkeiten geschenkt. Die Gryffindor sieht zu ihm auf und er erwidert ihren Blick. Eine Weile sehen sie sich einfach nur an und keiner sagt etwas, bis Ginny die Stille durchbricht. "Wann sehen wir uns wieder?" Draco wendet seinen Blick ab und seufzt. "Das wird schwierig. Ich melde mich einfach bei dir wenn ich Zeit habe." "Solange es nicht wieder so lange dauert." Ginny schaut ihm genau ins Gesicht und wartet eine Antwort ab. "Ich hatte das Gefühl du würdest mir aus dem Weg gehen." "Ach was", sagt er daraufhin und sie findet, dass die Antwort etwas zu schnell kommt und zu empört klingt. Forschend beobachtet sie ihn und versucht aus seiner Mimik etwas herauszulesen doch er hält ihrem Blick locker stand. "Ich sage doch, ich melde mich dann." Und er wirft ihr einen Blick zu der aussagt, dass das Thema damit beendet ist. Zufällig sieht er auf seine Uhr und stellt fest, dass der Unterricht in wenigen Minuten beginnt. "Ich muss jetzt los." Auf dem Weg zu Tür gibt er ihr einen flüchtigen Abschiedskuss. "Ich liebe dich", sagt sie nachdem er sich von ihren Lippen gelöst hat. Aber Draco geht, sagt "Bis dann" und verlässt die Eulerei ohne sich noch einmal umzudrehen. Die Tür fällt ins Schloss und Ginny schaut noch einen Moment darauf, denn eigentlich sagt er beim Abschied ebenso die drei Worte und das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt, lässt sie nicht los. Traurig sieht sie auf den Traumfänger und verstaut ihn in ihrer Schultasche um sich ebenfalls auf den Weg zu machen um noch rechtzeitig zu Verwandlung zu kommen. ~ Die Tage vergehen und der Schneesturm, der auf den Ländereien tobt klingt nicht ab und mit jedem Grad den es kälter wird, verschlechtert sich auch Ginnys Laune, denn wie sie es vermutet hat, ging der Slytherin ihr aus dem Weg, so kam es ihr jedenfalls vor. Mittlerweile hat sie es aufgegeben, den aktiven Part zu spielen und ihn mit ihren Briefen zu nerven. Er sagt ja, er wird sich melden wenn er Zeit für sie hat, also wartet sie. Doch jetzt ist sie sauer auf ihn und sie kann nicht einmal Quidditch spielen um sich abzureagieren. Zwei Arbeiten hat sie verhauen und sich ein »Mies« und ein »Schrecklich« eingefangen, da sie ihren Kopf für andere Gedanken, als für irgend so einen blöden Zaubertrank- oder Astronomieunterricht, gebraucht. Dies soll sich jetzt ändern, daher hat es Ginny in die Bibliothek verschlagen, um etwas für ihre Hausaufgaben nachzuschlagen. Sie sitzt über ein Buch und versteht nur Bahnhof. Dann muss sie eben doch Hermine fragen, die wird ihr sicher weiter helfen. Die Bibliothek ist an diesem Freitagnachmittag kaum besucht und es ist angenehm still, bis sich die Tür öffnet und Ginny aufschauen lässt. Herein kommen drei Slytherins und zu ihrer Überraschung ist Draco unter ihnen. Neben ihm geht Zabini und den beiden folgt ein blondes Mädchen, das Ginny nicht weiter kennt. Die Slytherins setzen sich an einen Tisch am Ende des Raumes in der Nähe der Regale. Bis jetzt hat Draco sie noch nicht gesehen oder vielleicht will er sie auch nicht sehen. Das Buch, welches sie eigentlich schon längst vergessen hat, hält sie sich dicht vors Gesicht und lugt darüber hinweg zu den drei Neuankömmlingen. Sie packen etliche Bücher aus ihren Taschen aus, die sie auf dem runden Tisch verteilen, gefolgt von mehreren Stapeln Pergament, Federn und Tinte. Das sieht jedenfalls eindeutig nach Lernen aus, da hat Draco nicht gelogen. Doch dann sieht Zabini auf und Ginny versteckt sich schnell hinter ihrem Buch. Innerlich zählt sie bis zehn bis sie sich wieder traut aufzublicken und bemerkt dann gerade noch, wie Draco sich vom Tisch erhebt und in den Regalen voller Büchern verschwindet. Ohne groß nachzudenken legt sie das Buch weg, steht auf und macht sich ebenfalls auf den Weg zu den Regalen. Von rechts kommt ihr ein Buch entgegen, das gemütlich durch die Luft schwebt, doch sie duckt sich kurz und geht in die Richtung in der sie Draco vermutet. Sie findet ihn in der Abteilung mit den Büchern über Defensive Zauber, mit verschränkten Armen vor einem Regal stehend. Er hat sie immer noch nicht bemerkt und greift nach einem Buch, das er aus dem Regal zieht, während sie sich ihm lautlos nähert. Sie tippt ihm auf die Schulter um sich bemerkbar zu machen und Draco fährt erschrocken herum. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen sieht er zu ihr hinunter. "Verdammt, was machst du denn hier?", fragt er aufgebracht und Ginny lässt ihren Blick über den Titel des Buches wandern. Praktische Defensive Magie und ihr Einsatz gegen die dunklen Künste. Ginny kichert innerlich bei dem Anblick: Malfoy mit einem Buch über Zauber gegen dunkle Künste? Dieser sieht sich hektisch im Gang um, um zu sehen ob jemand in der Nähe ist. "Hab ich dich etwa erschreckt?", neckt sie ihn, worauf er ihr ein Schnauben entgegen bringt. "Natürlich nicht", sagt er und widmet sich wieder hochinteressiert den Büchern im Regal. Er fährt mit den Fingern über einige Buchrücken, dabei den Titel lesend und als Ginny immer noch nicht verschwunden ist und ebenso wenig den Eindruck macht, als würde sie sich demnächst davon bewegen, sagt er "Verschwinde" und klingt dabei nervös. "Ich will nicht dass uns jemand sieht." Darauf geht sie aber nicht ein, sondern sieht ihn nur, mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt, an. "Wir müssen reden. Morgen um drei Uhr im alten Klassenzimmer im vierten Stock." Draco wendet den Blick von den Büchern ab und sieht sie entgeistert an, er setzt zu einer Antwort an, doch bevor er auch nur ein Wort hervor bringen kann, tritt Blaise Zabini in ihr Sichtfeld. Der Dunkelhaarige Slytherin kommt auf die beiden zu und stellt sich neben Draco, den Blick auf das Buch in seinen Händen gerichtet. "Hast du es endlich gefunden?" Zur Antwort erhält er ein Nicken. Zabini ist sogar noch ein Stück größer als Draco und jetzt, da Ginny ihn aus der Nähe betrachten kann, fällt ihr sein Drei-Tage-Bart auf und seine blauen Augen, traumhaft blauen Augen. Insgesamt ist es ein hinreißender Anblick und sie fragt sich, ob wohl alle Slytherins so verführerisch aussehen. Während sie ihn anstarrt bemerkt sie gar nicht, wie er auch sie ansieht, erst als er sie anschnauzt, wird sie ihrem Starren bewusst. "Glotz nicht so, Weasley. Mach dich vom Acker!" Erschrocken kommt sie wieder in die Realität zurück. Jedenfalls sind alle Slytherins arrogant und unhöflich, das weiß sie jetzt, da hilft auch kein tolles Aussehen. Draco sieht zwischen den beiden hin und her und wirft der Gryffindor einen wütenden Blick zu. Diese greift wahllos nach einem Buch und wirft Draco noch einen mahnenden Blick zu, bevor sie geht und sich wieder an ihren Platz setzt. Die misstrauischen Blicke, die ihr Blaise zu wirft nimmt sie nur am Rande wahr, denn die restliche Zeit behält sie ihren Slytherin im Auge, der ihr wiederum keinen einzigen Blick schenkt. Bald sind auch die Hausaufgaben fertig geschrieben, mit dem Ergebnis ist sie allerdings nicht zufrieden, denn in Gedanken ist sie schon beim morgigen Tag und sie weiß, die Aktion wird er nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Das wird noch Ärger geben. Und sie soll Recht behalten. Am Samstag, pünktlich um drei Uhr, muss sie nicht lange im ehemaligen Klassenraum für Alte Runen warten, bis die Tür regelrecht auf fliegt und ihr Date zornig den Raum betritt. Man kann sehen, dass er sich beherrschen muss, die Tür nicht zu zuschlagen, denn niemand soll erfahren, dass sich eine Gryffindor und ein Slytherin hier heimlich treffen. "Sag mal spinnst du?", fängt er dramatisch an. Schade, sie hat gehofft, seine miese Laune würde sich nach 24 Stunden wieder legen. Tja, falsch gedacht... "Ich hab doch gar nichts gemacht", versucht sie sich zu verteidigen. "Du kannst doch nicht einfach in der Bibliothek zu mir rüber kommen. Wenn uns jemand gesehen hätte!" Er ist auf sie zu getreten und steht nun gefährlich nahe vor ihr. Vor Zorn ist sein Gesicht leicht rosa um die Nase. Ginny rollt mit den Augen. "Uns hat aber niemand gesehen", sagt sie. "Na ja, außer Zabini." "Ach, zur Hölle mit Zabini", ruft er und schnaubt verächtlich. „Mach dir um den keine Sorgen, aber ich würde es an deiner Stelle nicht noch einmal drauf ankommen lassen." Draco droht gefährlich mit dem Finger und sein Blick lässt sie zusammen schrumpfen. Er ist wirklich wütend. So hat sie ihn selten gesehen, jedenfalls wenn sie die schuldige Person war. "Was ist eigentlich los mit dir, Draco?" "Wieso, was soll sein?" Er wendet sich ab und setzt sich auf einen ihr gegenüber stehenden Tisch und schaut wütend durch den Raum. Jetzt ist Ginny diejenige, die schnaubt. "Was sein soll? Na ja, du gehst mir aus dem Weg, verhältst dich komisch und eben gerade hast du mich angeschrieen." "Ich geh dir nicht aus dem Weg", sagt er, doch es hört sich schwach an. Sie beobachtet ihn eine Weile und als er ihrem Blick begegnet, senkt er ihn gleich wieder und sie weiß innerlich, das etwas nicht stimmt. Da ist schon wieder dieses Gefühl, dass sie seit Wochen heimsucht. Sie lässt sich neben ihm auf den Tisch nieder, zupft ihren Rock zurecht und legt dann ihre Hand auf seine. "Hör auf mich anzulügen. Ich bin nicht blöd, ich merke es, wenn etwas nicht stimmt und hier stimmt etwas ganz und gar nicht." Sie macht eine Pause. Mit dem Blick zur Wand gerichtet fährt sie fort. Viel zu schwer ist es jetzt für sie, ihn anzusehen. "Du kannst mir doch alles sagen. Ist irgendwas passiert?" Wieder eine Pause. "Ich mache mir Sorgen um dich." Als er immer noch nicht antwortet, wagt sie einen Blick zu ihm. Der innere Kampf ist ihm regelrecht anzusehen, er scheint etwas sagen zu wollen, mit den Worten zu ringen und sie erhofft sich schon die alles erklärende Antwort. Er soll endlich mit der Sprache herausrücken. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Draco sieht sie an und sie lächelt ihm aufmunternd zu, obwohl ihr in dieser Situation alles andere als lächeln zumute ist, aber sie will eine starke Freundin sein und mit gutem Beispiel voran gehen. Und dann redet er endlich... "Ich weiß nicht, ob das hier eine gute Idee ist..." "Natürlich, du kannst mir alles sagen, ich werde -" "Nein, ich meine... das mit uns." "Oh." Ihr Kopf ist Sekunden lang einfach nur leer bis der Moment kommt, indem sie die Information verarbeitet hat und es klick macht. "Oh!" Doch jetzt prasseln die Gedanken geradezu auf sie ein. Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht sein. Draco zieht seine Hand unter ihrer hervor. "Es ist so... Ich weiß einfach nicht, ob es sich noch lohnt, ich meine, wir treffen uns heimlich, dass ist doch keine richtige Beziehung. Was ist denn nach Hogwarts?" Er sieht sie eindringlich an, aber sie nimmt seine Worte kaum noch wahr. Wieso bei Merlin kam sie auf die Idee, ihn auszuquetschen? Das ist eindeutig keine gute Idee gewesen. Er wird sicherlich gleich sagen, dass alles nur ein Scherz ist... "Außerdem..." Ginny hält die Luft an. Kommen da noch mehr negative Informationen? Ihr ist ja jetzt schon ganz schwindelig. "Sieh es mal realistisch. Wir haben einfach keine Zukunft." An Stelle dieser Worte hätte er ihr auch gleich ins Gesicht schlagen können, das hätte die gleiche Wirkung erzielt. Aber wenn es nach Ginny geht, haben sie sehr wohl eine Zukunft, sie hat sich schon alles ausgemalt: ...und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute... Doch dieser Traum zerplatzt gerade wie eine Seifenblase. Fehlt nur noch, dass er mit diesem Slytherin-Gryffindor-Kram an kommt. Nachdem sich ihre Atmung wieder teilweise beruhigt hat und sie mehr oder weniger klare Gedanken fassen kann, zwingt sie sich ihn anzusehen. Es tut weh, in seine Augen zuschauen, die sie sonst so gemocht hat. Entschuldigend sieht er sie an. "Und jetzt?", fragt sie heiser. "Ich weiß es nicht." "Aber, wir lieben uns doch. Wir kriegen das schon hin. Mir ist es egal, was die anderen sagen, ich würde alles für dich tun. Es ist mir egal, wenn dein Vater etwas dagegen hat, oder sonst wer." Wieder weicht er ihrem Blick aus. "Das ist es ja", sagt er zögernd und räuspert sich. "Ich weiß nicht ob ich dich noch liebe." Wenn sie eben noch sprachlos gewesen ist, dann übertrifft dies das jetzt von weitem. Auch wenn sie seine Worte nicht verstehen kann, nicht verstehen will, macht alles einen Sinn... Deshalb hat er sich ihr gegenüber komisch benommen, darum ist er ihr aus dem Weg gegangen, deswegen sagt er ihr nicht mehr, dass er sie liebt.... weil er es einfach nicht mehr tut. Die Erkenntnis bringt ihr Übelkeit, ihr wird schlagartig schlecht und ihr Herz schmerzt, als würde jemand danach greifen und es zerquetschen. "Du weißt es nicht?" Fassungslos starrt sie ihn an, die ersten Tränen sammeln sich in ihren Augen und ihr wird heiß. "Aber so etwas weiß man doch", flüstert sie. Und Ginny weint. Fassungslos über die jetzige Situation schallt sie sich selbst innerlich über ihre Naivität. "Wieso hast du mir das nicht schon vorher gesagt?" "Ich wollte dir nicht weh tun", gesteht er leise. "Weh tun?", krächzt sie und schluchzt auf, worauf Draco sie mitleidig ansieht. Zögernd nimmt er sie in den Arm und Ginny würde sich am liebsten an ihm festkrallen und sich ausheulen, am liebsten sogar schreien, doch sie hat das Gefühl, wie betäubt zu sein. Während er sie im Arm hält, sagt er kein Ton und sie weint stumme Tränen. Sie ist ihm so nahe, dass sie seinen Geruch wahrnehmen kann. Diese Nähe tut so gut und sie will einfach nicht wahrhaben, dass es vielleicht das letzte Mal ist, dass sie ihn berühren darf. Er ist ihr Ein und Alles. Sie hat ihm vertraut und er ist der Einzige, dem sie sich geöffnet hat, der ihr das gibt was sie will und nun soll das alles vorbei sein? Zaghaft löst sie sich von ihm. Aus geröteten Augen blickt sie zu ihm und bemerkt, dass er doch relativ gefasst wirkt. Wieso sind Männer immer so cool? Kann er nicht wenigstens so tun als würde ihm das etwas ausmachen? Er wirkt lediglich ein wenig überfordert mit der Situation. Wer sitzt auch schon gern freiwillig einem weinenden Mädchen gegenüber... "Ich muss mir nur über einige Sachen klar werden." Draco sieht sie jetzt aufmunternd an, doch es hilft Ginny nicht sich besser zu fühlen. "Du wusstest von Anfang an, worauf du dich eingelassen hast. Ich habe dir nie ein Happy-End versprochen. Die gibt es nämlich nicht, die gibt es -" "Nur im Märchen, ich weiß." Das weiß sie sehr gut, denn er hat es ihr ja gerade so schön demonstriert. Die Tränen sind mittlerweile versiegt und sie fühlt sich einfach nur noch erschöpft und müde. "Du solltest deine Gedanken nicht mit mir verschwenden. Bald wird es einen mächtigen Krieg in der Zaubererwelt geben. Wir wissen, dass es eines Tages soweit ist, es ist nur noch eine Frage der Zeit. Wer weiß, vielleicht sind wir in ein paar Jahren ja schon alle tot." Empört zieht sie die Augenbauen zusammen und weiß im ersten Moment gar nicht, was sie zu dieser taktlosen Bemerkung sagen soll. "Spinnst du?" ist das einzige, was ihr daraufhin einfällt. Doch er hat recht, es ist nur eine Zeitfrage, bis sich Voldemort erkenntlich zeigen und angreifen wird. Dabei ist der Tod im Moment eine sehr schöne Alternative... Energisch schüttelt sie den Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben. Das ist doch lächerlich. Niemals wird sie ihr Leben aus Liebeskummer wegwerfen. Draco streichelt ihre Wange und schaut ihr liebevoll in die Augen. Die Berührung fühlt sich so gut an und sie versucht diesen Moment voll auszukosten, denn vielleicht ist es der Letzte. "Gib mir zwei Wochen." Ich würde dir alles geben, denkt sie, gibt ihm aber nur ein Nicken als Antwort. Sie steht mit wackligen Beinen auf und wischt sich übers Gesicht. "Ich werd dann mal", sagt sie und ihre Stimme klingt nicht so sicher, wie sie es sich erhofft hat. Ihn zum Abschied zu küssen traut sie sich nicht, obwohl sie es liebend gerne tun würde, dafür winkt sie ihm noch einmal unbeholfen, wobei sie sich ziemlich blöd vorkommt und verlässt dann das ehemalige Klassenzimmer. Die Tür fällt ins Schloss und Ginny beeilt sich in den Gryffindorturm zu kommen. Bloß nicht stehen bleiben, sonst würde sie auf die Idee kommen noch einmal zu ihm zurück zu gehen. Viele Schüler begegnen ihr unterwegs, doch sie interessieren sie nicht, auch die Schüler im Gemeinschaftsraum sind ihr egal, sie will nur noch allein sein. Endlich erreicht sie den Schlafsaal, wirft sich aufs Bett und mit dem Gesicht im Kissen vergraben lässt sie ihren Tränen freien Lauf. tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)