Du und ich von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Du und ich Kapitel 1. Andere Zukunft Die Sonne war gerade erst aufgegangen und dennoch brannte in dem niedlichen Vorstadthäuschen mit dem weißen Gartenzaun bereits Licht. Eine junge Frau mit langen braunen Haaren war in der Küche damit beschäftigt das Frühstück vorzubereiten. Sorgsam belegte sie die Brote und legte sie anschließend auf die ausgebreitete Alufolie. Dann nahm sie einen Apfel aus der Obstschale und wusch ihn ab. Anschließend schnitt sie ihn feine Stückchen und legte sie in eine grüne Kunststoffdose. Ungeduldig sah sie auf die Uhr, welche ihr gegenüber an der Wand hing. Sie wusch sich die Hände und legte das Küchentuch beiseite, dann trat sie in den Flur. Einen Moment horchte sie auf. Sie hörte ein verspieltes Kichern. Gemächlich stieg sie die Stufen hinauf. Und obwohl sie wusste, dass sie eigentlich hätte verärgert seien sollen, zierte ein sanftes Lächeln ihre schmalen Lippen. In der Tür zum Kinderzimmer blieb sie stehen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich am Türrahmen an. Nun beobachtete sie den kleinen Jungen, der völlig fasziniert mit dem roten Feuerwehrauto spielte, den sein Vater ihm mitgebracht hatte. Er hatte sie nicht bemerkt, so vertieft war er in seinem morgendlichen Spielen. Plötzlich hob er seinen blonden Haarschopf und sah sie erschrocken an. Schuldbewusst blickte er zu Boden, doch die junge Frau trat auf ihn zu und hob ihn in ihre Arme. „Du sollest dich doch fertig machen?“ sagte Hitomi sanft und strich ihm mit der Hand über die Wange. Der Junge nickte langsam. „Komm ich helfe dir, dann sind wir rechtzeitig fertig wenn Papa los muss.“ Sagte sie aufmunternd und stupste ihm auf die Nasenspitze. Ein leises Lachen war zu hören. Sie ließ ihn hinunter und folgte ihm dann ins Bad. „Hitomi?“ rief sie eine ihr bekannte Stimme. „Ja, wir sind im Bad.“ Antwortete sie ihrem Ehemann. Fast acht Jahre waren sie nun verheiratet, doch lieben konnte sie ihn immer noch nicht. Aus der anfänglichen Verachtung war eine Beziehung entstanden mit der Beide zu Recht kamen. Sie wurde kurz nach ihrer Rückkehr von dem fremden Planeten Gaia mit ihm Bekannt gemacht. Ihr Vater hatte sie seinen Eltern versprochen. Doch Hitomi glaubte viel mehr daran, dass er sie nur mit einem Mann von der Erde binden wollte. Sie sollte nicht noch einmal auf diesen fernen Planeten zurückkehren. Zurück zu ihrem König. Dem König von Fanelia. Sie hatte mit Van über die Traum und Gedankenebene noch lange Kontakt gehabt. Sie hatte ihm verschwiegen, dass sie heiraten sollte. Sie wusste, dass es ihm das Herz brechen würde. Doch irgendwann blieben ihre Begegnungen aus. Hitomi wusste nicht, ob sie es war, die Unbewusst durch ihre Trauer eine Blockade aufgebaut hatte, um ihm nicht weh zu tun oder ob er es war, der vielleicht doch etwas mitbekommen hatte. Seine Anwesenheit spürte sie zuletzt bei ihrem Selbstmordversuch. Kurz vor der Hochzeit mit Marcello hatte sie sich das Leben nehmen wollen. Als sie da lag, benebelt von den Medikamenten hörte sie seine Stimme. Seine warme, liebevolle Stimme. Und doch glaubte sie seine Trauer spüren zu können. Ja, es zerriss ihm das Herz, zu wissen das sie sich einem anderen Mann hingab. Sie hatte ihn verlassen. Sie spürte seine sanfte Berührung. Er hatte ihr Mut zu gesprochen. Und so nahm Hitomi ihr Schicksal an und akzeptierte es. Immer noch rebellierte alles in ihr, doch sie musste sich dem Beugen. Es gab keinen anderen Weg. Wie oft hatte sie versucht nach Gaia zurück zugelangen. Vergebens. Es blieb ihr nur der eine Weg. Sie musste sich dem Willen ihres Vaters beugen, ihr Schicksal annehmen und der Plan ihres Vaters ging auf. Denn nun, wo ihr Sohn da war, konnte er sich sicher sein. Niemals würde sie das Glück ihres eigenen Sohnes auseinander reißen. Marcello, Hitomis Ehemann, war mit seinen Eltern aus Europa nach Japan gekommen. Marcello hatte sich auf Anhieb in die grünen Augen verliebt. Er selbst war sehr groß und durchtrainiert. Sein blondes Haar, schimmerte golden im Sonnenlicht, seine Augen waren Stahlblau. Marcello hatte sein Jura Studium erfolgreich beendet und arbeitete nun als Rechtsanwalt in einer großen Kanzlei als Juniorpartner. Er wusste, dass sie ihn nicht liebte und dennoch genoss er ihre Gesellschaft. Er liebte diese Frau und er wollte immer bei ihr sein. Er dachte, immer das würde schon noch kommen, als er dann vor vier Jahren von ihr erfuhr, dass sie Schwanger sei, hatte er gehofft, dass sich mit diesem Kind alles ändern würde. Doch vergebens. Ja, sie war freundlich zu ihm. Zeigte ihm manchmal liebevolle Züge, gab sich ihm hin, doch ihr Herz schenkte sie ihm nicht. Aber er wusste das er es entweder so hinnehmen müsste oder sich von ihr trennen sollte. Doch nun war der Krümel da. Ja, sein kleiner Krümel. Kaiko, war nun vier Jahre alt und ging bereits in den Kindergarten, er war sein Morgenstern. Nach außen wirkten sie wie die perfekte kleine Familie. Doch in Wirklichkeit sah es anders aus. Ja, sie lebten zusammen, führten ein Familienleben, doch die Liebe hatte sie nicht erreicht. Immer noch gehörte ihr Herz diesem fremden König aus dem fernen Land. Einem Krieger, der soweit von dieser Welt entfernt war. Hitomi hatte einmal versucht mit Marcello über Gaia zu sprechen. Und obwohl er ihr neugierig und aufmerksam zu hörte, brach sie plötzlich mitten im Satz ab. Dann stand sie kopfschüttelnd auf und verließ den Raum. Er fragte sie auch nicht mehr danach. Marcello wollte sie zu nichts drängen. Er dachte, wenn er ihr nur genug Zeit ließe würde sie sich ihm vielleicht irgendwann öffnen und von ihren Erlebnissen auf Gaia berichten. „Guten Morgen, Schatz.“ Sagte Marcello sanft und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Hitomi lächelte ihm entgegen und half dann ihrem Sohn mit der Zahnbürste. „Guten Morgen, Kaiko!“ meinte er dann und wuschelte seinem Sohn durch das honigblonde Haar. Mit einem breiten Grinsen und einer Zahnpasta verschmierten Schnute begrüßte Kaiko seinen Vater. „Wir sind gleich soweit.“ Sagte Hitomi leise. „Der Kaffee ist schon fertig.“ Fügte sie hinzu und schenkte ihrem Mann ein sanftes Lächeln. „Du bist ein Schatz!“ Sagte er dann und verschwand aus der Tür. Immer wenn sie ihn so ansah, verspürte er ein unglaubliches Kribbeln im Bauch. In der Küche schenkte er sich eine Tasse Kaffee ein und warf einen Blick in die Zeitung während er auf seine Familie wartete. Nach einer Weile erschien auch Hitomi wieder in der Küche. Kaiko rannte an ihr vorbei und sprang auf seinen Stuhl. „Sei vorsichtig.“ Ermahnte sie ihren Sohn und hielt den Stuhl fest, bis er sich richtig hingesetzt hatte. Dann stellte sie ihm eine Schüssel mit Müsli hin. Hungrig begann der kleine Junge zu essen. Abwesend starrte die junge Mutter vor sich hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)