Mein Tischnachbar ist ein Idiot! von Skeru_Seven ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Hoffentlich hast du keine Gehirnerschütterung.“ Besorgt betrachtete Tanja ihren beschädigten Klassenkameraden und begann wieder über Tobi und seine Dummheit zu wettern. Sie hatte ja schon immer gemerkt, dass er gestört war, aber dass er bald ein kleiner Psychopath wurde, hatte sie nicht erwartet. Johannes hörte ihr stumm zu, er kannte Tanja und wusste, dass sie sich erst zufrieden gab, wenn sie sich genug über etwas aufgeregt hatte. Es gehörte einfach zu ihr dazu und es störte ihn nicht, besser sich aufregen als Mitmenschen niederzuschlagen. „Wahrscheinlich findet er es auch noch toll, was er angestellt hat. Dem trau ich alles zu, der würde die Schule abfackeln oder seine Mutter bei Ebay verkaufen.“ Nun wurde es unrealistisch, aber auch das war Johannes gewöhnt. Wenigstens konnte man darüber schmunzeln. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür unterbrach Tanjas Fantasien und gleich darauf stand Tobi im Raum mit einem alles andere als glücklichen Gesichtsausdruck. „Was willst du hier?“, herrschte Tanja in an. „Geh raus, bevor du wieder unüberlegt handelst.“ „Nein, ich will kurz mit Johannes reden. Kannst du vielleicht rausgehen?“ „Wenn es unbedingt sein muss... und wehe, du stellst wieder was an, dann kannst du was erleben.“ Mit einem lauten Knall schloss sie die Tür hinter sich, stellte sich an ein Fenster im Flur und schaute die nicht vorhandene Landschaft an. „Man, so wie sie sich benimmt, kann man glauben, dass sie auf dich steht.“ „Schön, dass du das denkst. Warum bist du hier?“ Eigentlich hatte Johannes keine Lust mit Tobi eine Unterhaltung zu führen, zum Schluss täte ihm bestimmt wieder etwas weh. Deshalb rutschte er auf der Liege – Bett durfte man das gar nicht nennen – so weit wie möglich an die Wand, um aus Tobis Reichweite zu kommen. „Ich... wollte mich entschuldigen.“ „Und ich bin der Osterhase. Das glaubst du doch selbst nicht.“ Wenn es etwas gab, was Tobi nicht konnte, was es seine Fehler einzugestehen und sich entschuldigt hatte er sich in den vergangenen 16 Jahren bestimmt kein einziges Mal bei irgendeinem Menschen auf diesem Planeten. „Gibs zu, Herr Köhler hat dich dazu gezwungen.“ Ertappt trat Tobi von einem Fuß auf den anderen und Johannes seufzte auf. Womit hatte er das nur verdient? Schlimmer als im Kindergarten, wo die Erzieherinnen die kleinen Kinder auch immer zu Waffenstillstand zwangen, meistens mit ausbleibendem Erfolg. „Bekommst du eigentlich Ärger?“ Johannes musste zugeben, dass er es ein klitzekleines bisschen hoffte, sozusagen als Rache für die erlittenen Schmerzen. „Natürlich, die wollen mich doch eh alle loswerden?“ Sollte Johannes jetzt Mitleid haben? Konnte Tobi vergessen. „Nach der Schule muss ich zum Direktor und wenn ich wirklich Pech hab, flieg ich von der Schule.“ „Geschieht dir recht. Und bevor du mich dafür wieder schlägst: Draußen steht Tanja, die kann auch ziemlich fest zuschlagen, wenn sie will.“ Wortlos setzte sich Tobi auf den Stuhl neben der mickrigen Liege und sah Johannes einfach nur böse an, bis dieser ihm genervt den Rücken zudrehte und so tat, als schliefe er. Auf dumm guckende Möchtegernstalker hatte er wirklich keine Lust. „Dann geh ich halt.“ Wütend durch das eindeutige Ignorieren stand Tobi auf und verließ den Raum, nicht ohne noch ein nettes „Wichser“ als Abschiedsgruß zu hinterlassen. Fast hätte Johannes gelacht über so viel kindisches Gehabe, aber das tat seinem Kopf dann doch zu weh. Keine halbe Minute später fegte Tanja in den Raum und befragte den Patienten erst, ob er noch weitere Verletzungen erlitten hätte, was Johannes glücklicherweise verneinen konnte. „Ich habe gerade deine Eltern angerufen, dass sie dich abholen“, berichtete Tanja, als sie schon in der Tür stand, um sich in den gewohnten Schulalltag zu stürzen. „Sie kommen in ungefähr zehn Minuten.“ Wenn seine Eltern das mitbekamen, wäre Tobi mehr als tot, seine Mutter kannte da keine Gnade, falls jemand ihren Kindern etwas tat. Wahrscheinlich konnte er sich morgen an einem Einzeltisch erfreuen. „Johannes, was ist passiert?“ Wenn man vom Teufel sprach, sie stand in der Tür mit dem typischen Blick besorgter Mütter als hätte sich ihr Kind schwer verletzt. Allerdings war Johannes weder schwer verletzt – höchsten leicht eingedellt – noch sieben Jahre alt. Wie war das mit den zehn Minuten gewesen? „Tobi hat mich mit dem Physikbuch niedergeschlagen.“ Vielleicht hätte er keine allzu dramatisch wirkende Formulierung wählen sollen, denn nun behandelte ihn seine Mutter wie einen fünfjährigen. Noch schlimmer. Hastig versicherte Johannes seiner Mutter, dass er inzwischen auch ohne Hilfe laufen konnte und musste sich auf dem ganzen Weg zum Auto ihr Gejammer über gewalttätige Jungendliche und andere Sachen anhören. Das nächste Mal ließ er sich besser gleich bewusstlos schlagen, da musste er den Terz danach nicht miterleben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)