Mein Tischnachbar ist ein Idiot! von Skeru_Seven ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Johannes war sehr auf die Reaktion seiner Eltern gespannt. Nein, er eröffnete ihnen ganz sicher nicht, dass er was mit Tobi am Laufen hatte, das brauchten sie noch nicht zu wissen, aber dass er den kleinen Killertypen mit nach Hause schleppte und ihn freiwillig bei sich übernachte ließ, musste sie hoffentlich etwas wundern. Die Übernachtung bei Tobi war schließlich unter dem Thema 'Wir müssen noch ein ganz böses Referat vorbereiten' gelaufen und seine Eltern hatten ihm das geglaubt, obwohl er nicht einmal das Hauptthema nennen konnte. Hatte eh keiner gefragt. Erwachsene waren manchmal echt ein Fall für sich. „Wenn deine Familie uns heute Abend nervt, bin ich sauer“, verkündete Tobi schon im Voraus und Johannes dachte sich daraufhin einen Teil. Sicher meinte sein Freund ganz bestimmte Aktivitäten. Hilfe! „Werden sie nicht, wenn sie keinen Grund haben.“ Was nicht hieß, dass sie sich nicht einen unglaublich hirnlosen Grund aus den Fingern sogen, um ihnen regelmäßig auf den Keks zu gehen. Eigentlich traute er das nur seiner Mutter zu, sein Vater hatte echt besseres zu tun statt Johannes und seinen Besuch ständig mit seiner Anwesenheit zu terrorisieren. „Wir schließen einfach dein Zimmer ab. Oder stellen einen Stuhl vor die Tür.“ So schnell schien für Tobi das Problem der potentiellen Belästigung erledigt zu sein, wieso machte er denn dann davor gerne solches Theater? Johannes seufzte leise, packte Tobi am Arm, damit dieser nicht eine Straße zu früh abbog und stand endlich mit ihm in ihrem Vorgarten. Vor einem Vierteljahr hatte Herr L. doch auch den Weg gefunden, aber vielleicht nur wegen seiner eindeutig organisierteren Schwester. Vielleicht hatte er sich vorher ebenfalls zwanzig Mal verlaufen, wer wusste das schon? Weil er wie so oft seinen Schlüssel sonstwo zuhause liegen gelassen hatte – das doofe Ding verselbstständigte sich dauernd– machte Johannes mit Dauergeklingel auf sich Aufmerksam, während er aus Sicherheitsgründen Tobis Hand von seinem Arm verjagte. Seine Eltern sollten auf keinen Fall jetzt schon Verdacht schöpfen, es reichte, wenn er es ihnen in fünftausend Jahren persönlich sagte. Oder per SMS oder sonst einer dieser praktischen Nachrichtenteile, die absolut unpersönlich waren. „Du stellst dich wieder an“, beschwerte sich Tobi, kooperierte dieses Mal allerdings recht schnell und nahm seine Pfoten keine Sekunde zu spät weg, da gerade Johannes‘ Mutter die Tür öffnete, ihren Sohn begrüßte und ziemlich verwirrt Tobi musterte, der sich fast schon hinter Johannes versteckte, um nicht total aufzufallen. Die Frau erkannte ihn trotzdem, unfassbar! „Hallo Mama.“ Jetzt durfte er eine gute Erklärung finden. „Also Tobi und ich... wir wollten... ja, für Deutsch lernen...“ Schlecht, ganz schlecht; meinte auch Tobis Ellenbogen, der ihm unangenehm gegen den Rücken drückte. „Wir wollten uns einfach so treffen, ist ja nicht verboten.“ Ohne Rücksicht packte Tobi seinen Freund am Handgelenk und zerrte ihn ins Innere des Hauses. „Bis später irgendwann mal.“ Haifischgrinsen hoch zwanzig. Noch verwunderter als vorher sah Frau Sander ihrem Sohn und dessen ehrlichen Gast hinterher, als sie ziemlich schnell in Johannes‘ Zimmer verschwanden. Anscheinend verstanden sich die beiden endlich besser als von ihr erwartet, das freute sie. Dann verringerte sich die Chance, ihren Sohn wieder frühzeitig von der Schule abholen zu müssen. „Danke Tobi, jetzt denkt meine Mutter vielleicht, ich hätte sie angelogen.“ So was tat Johannes eigentlich recht ungern, wenn es nicht aus irgendwelchen Gründen absolut notwendig war. Eltern merkten es nämlich erschreckenderweise schnell, vor allem Mütter mit ihrem sechsten Sinn für Familienangelegenheiten. „Haben wir so oder so, ich bin ja nicht grundlos hier, kannst du dir bestimmt denken.“ Klar konnte man sich das denken, hier sprach Tobi, das sagte alles. „Du hast immer einen Grund, egal ob du mir eine reinschlägst oder dich bei mir zum Übernachten einlädst.“ So gut kannte er seinen Freund inzwischen. „Heute wäre es doch perfekt, oder?“ „Für dich wäre jeder Tag perfekt, sogar an deiner Beerdigung.“ Wahrscheinlich hatte Tobi das bis jetzt bei allen seinen Exfreunden und Exfreundinnen gefunden und wollte auch bei ihm in nichts nachstehen. „Übertreib mal nicht.“ Herr Unsensibel entfernte einen Stapel Klamotten von Johannes’ Stuhl – er warf ihn einfach auf den Boden – und setzte sich schließlich. „Irgendwann darf ich auch zum ersten Mal mit einem Typen schlafen.“ Das Geständnis des Jahrtausends: Der böse, kleine, bisexuelle Tobi hatte bis heute noch nie mit einem Jungen Sex gehabt und wollte das wohl endgültig nachholen – mit Johannes, der von solchen Dingen ungefähr so viel Ahnung hatte wie eine Ente vom Rückwärts Einparken. Die Chancen für die größte Katastrophe ihres bisherigen Lebens standen verdammt gut, dafür brauchten sie nicht einmal eine Wahrsagerin mit Fakehoroskop und Billigzauberkugel, die ihnen das bestätigte. „Das hat dich schockiert, stimmts?“ Zufrieden über dieses unerwartete Outing machte Tobi es sich noch ein wenig bequemer auf seiner Sitzgelegenheit. „Wärst du nicht der erste. Was diese Idioten immer erwarten, nur weil man mehr Exfreunde hat als sie jemals haben werden. Ignorante Spießergesellschaft, schlimmer als im Mittelalter.“ „Ist ja gut.“ Wenn Tobi sich zu sehr hineinsteigerte, wurde es für Johannes als direkten Anwesenden ungemütlich. Zwar zweifelte er, dass er als persönlicher Besitz wieder mit Schuleigentum attackiert wurde, aber auch auf dummes Rumgeschrei hatte er keinen Bock. Außerdem würde das seinen Eltern gar nicht gefallen, wenn sich die Nachbarn wegen des Lärms aufregten. Schlechter Allgemeineindruck. „Sagt der richtige, du hast so Probleme ja nicht. Das kann sich aber ändern, wen irgendwann die ganze Stadt weiß, dass du schwul bist.“ „Wer sagt, dass ich schwul bin? Ich kann ja auch bi sein wie du. Oder das ist alles eine hormonbedingte Gefühlsverwirrung.“ Wieso klang er manchmal, als hätte er halb Wikipedia auswendig gelernt? „Behaupte doch gleich, du wärst lesbisch.“ Tobi schien diese Diskussion mehr als unsinnig zu finden. „Los machen wir was, du kannst sein, was du willst, solange du nicht plötzlich auf einen Bruder stehst.“ „Wird nicht passieren, keine Angst.“ Allein die Vorstellung fand er unzumutbar. Bestimmt gab es seltsame Menschen, die so etwas als toll, super und sonst wie bezeichneten, allerdings distanzierte er sich lieber davon, zumindest wenn er dann mit Kevin verkuppelt werden sollte. Der hatte Tanja. Und er selbst hatte Tobi, auf den er in nächster Zeit nicht unbedingt verzichten wollte. Nicht weil er jemanden brauchte, der ihm am liebsten 24 Stunden am Tag an die Wäsche wollte, sondern weil... weil halt, dafür gab es keine logische Erklärung. Für ihn jedenfalls nicht. „Hoffe ich doch.“ Interessiert fing Tobi an, Johannes‘ Schreibtisch noch unordentlicher zu machen als vorher und entdeckte dabei ein paar spannende Dinge: einen grandiosen Vokabeltest mit einem richtigen Wort, eine kleine Armee benutzter Saftgläser und der ziemlich zerknickte 'Liebesbrief' von ihm selbst. „Wieso hebst du den auf, der ist voll fürm Arsch.“ „Wenn er nicht von dir wäre, könnte man ihn fast niedlich finden.“ Aber weil Tobi und seine Sachen aus Prinzip weder niedlich, süß, putzig oder andere verkitschte Eigenschaften besaßen, musste man erst einen neuen Begriff dafür erfinden, um nicht auf der imaginären Opferliste zu landen. „Gut, dass er von mir ist.“ Aus Großzügigkeit – oder eher, damit Johannes etwas zum Anbeten hatte – ließ er das Papier mit der stark versteckten Liebeserklärung nicht in den Mülleimer fallen, sondern steckte es zwischen die Löschblätter eines Bioheftes und widmete sich anderen Dingen, nämlich Johannes, der die ganze Zeit etwas gelangweilt in der Gegend herumgestanden hatte und sich nun leicht verwundert auf dem Teppich wiederfand. Da wollte wieder jemand was von ihm, wie unerwartet. „Du bist echt schrecklich“, meinte Johannes versucht genervt, als Tobi ihn auf den Boden drückte und sich breit grinsend auf ihn hockte. „Dir wäre es sich auch egal, dass gleich meine Mutter reinkommt, uns zum Abendessen holen will und dann den Schock ihres Lebens erleidet. Falls sie umfällt und sich verletzt, darfst du den Krankenhausaufenthalt bezahlen.“ „Du bist der größte Spielverderber, den ich kenne.“ Deutlich beleidigt zog sich Tobi zurück und testete, ob er mit einem Bleistift ein Loch in den Schrank bohren konnte oder ob der Schrank standhaft blieb. „Heute Abend darfst du“, lenkte Johannes schließlich ein, um seine Einrichtung zu retten und um nicht ständig so fies zu seinem Freund zu sein. Außerdem konnte man ihn dann nicht mehr als total verklemmt bezeichnen. Das fand Tobi natürlich auch cool und ließ den armen Schrank in Ruhe, der nur mit ein wenig Bemalung davongekommen war. Um wenigstens etwas zivilisiert zu sein, setzten sich die zwei vor den PC und zockten nette, sinnfreie Spiele, weil eigentlich jeder in ihrem Alter das tat und Johannes‘ Mutter sich nicht mehr wunderte als sie es sowieso schon tat. Immerhin machte das Spiel, bei dem man wahllos irgendwelche bunten Kreise abschoss, einigermaßen Spaß und sie schlugen damit erfolgreich die Wartezeit bis zum Abendessen tot, auf das sich Tobi freute. Allerdings nur, weil danach endlich auf seine Wünsche eingegangen wurde. Zu Johannes‘ großer Freude gab es zum Essen nicht das langweilig Brot mit dem laschen Frischkäseaufstrich, sondern eine Kartoffelsuppe, an der auch sein Bruder, der gezwungen worden war, heute hier zu essen, nichts auszusetzen hatte. Nur Vera fehlte wieder, da sie unterwegs war, entweder mit ihrer Freundin Maya oder ihrem Freund ohne Namen. Sogar ihre Eltern hatten diesen peinlicherweise vergessen und wollten nicht nachfragen. Das Gespräch dümpelte am Rande des Niveaus entlang: Kevin regte sich über den unfähigen Sportlehrer auf, seine Mutter über eine x-beliebige Telenovela – Limettas Unglück in der Dummheit oder so ähnlich –, sein Vater kommentierte alles mit 'ja ja' und 'find ich auch', während Johannes und Tobi stumm zuhörten und Fingerkämpfchen unter dem Tisch spielten. Kaum hatten sie den letzten Teller in die Spülmaschine geräumt, machte Kevin so hastig wie möglich den Abgang, natürlich wussten nur Johannes und Tobi wohin. Vom Liebesleben ihrer Kinder hatten Herr und Frau Sander eindeutig keine Ahnung. War auch besser so. Zurück in Johannes‘ Zimmer spielten die zwei Jungs noch etwas das Spiel ohne Hirn, falls jemand sie in nächster Zeit stören wollte und sie sonst unabsichtlich bei nicht jugendfreien Tätigkeiten erwischte. Spätestens in einer halben Stunde brauchten sie nichts mehr zu befürchten, da dann die übrig gebliebene Familie Sander für den gesamten Abend das Wohnzimmer inklusive Fernseher belegte. Diejenigen, die in diesem Zeitraum anderen Beschäftigungen nachgingen, wurden zum Glück in Ruhe gelassen. „So, genug getarnt“, bestimmte Johannes, nachdem er dreimal in Folge gegen seinen Freund verloren hatte, und beendete das Programm. „Noch irgendwelche Wünsche? Willst du dich im Internet suchen? Oder ein paar Pornos zur Einstimmung sehen? Ich weiß ja nicht, was du bei solchen Sachen genau brauchst.“ „Nein, kein Interesse, reicht, dass ich dich habe.“ Aus nachvollziehbaren Gründen fühlte sich Johannes nach dieser Aussage wie ein Gegenstand, aber ersten war er das auf Dauer gewöhnt und zweitens meinte Tobi es ja nicht böse. Besser konnte er sich einfach nicht ausdrücken, was Johannes nicht besonders schlimm fand. Jungs überließen das lieber den Mädchen, meistens zumindest, obwohl es auf beiden Seiten auch Ausnahmen gab. „Sag mal, was machst du?“ leicht verwirrt beobachtete Tobi, wie Johannes zuerst die Tür abschloss und schließlich den Rollladen herunterließ, sodass sie am Ende ziemlich im Dunkeln saßen. „Ich will kein 'Mord im Dunklen' spielen, das ist für kleine Kinder und macht nur zu zweit wenig Sinn.“ Jetzt wurde er auch noch quengelig, juhu. „Will ich ja auch nicht, wir sind hier ja nicht im Kindergarten.“ Wer dieses Spiel in ihrem Alter spielte, musste entweder sehr frustriert oder besoffen sein und Johannes hatte keine Lust, eins von beiden zu sein. Und auch nicht alles auf einmal, das wäre ja noch schöner. „Ach ja, und warum dann der ganze Terror? Ich werde nichts sehen, was ich nicht schon kennen. Bist du doch ein kleines verklemmtes Kind?“ „Nein, aber ich will nicht, dass meine Nachbarn uns zuschauen.“ Allerdings war das nur die halbe Wahrheit, denn obwohl er es sich selbst kaum eingestehen wollte, machte ihn die Situation etwas nervös und das sollte Tobi nicht unbedingt hautnah sehen. Es genügte, dass er sich sicher wegen mangelnder Kenntnisse wie der letzte Depp anstellte, da brauchte man nicht noch mehr zu betrachten. Fand Johannes. „Okay, dann halt das erste Mal ohne Licht. Wird bestimmt lustig, ich weiß ja nicht einmal, wo dein Bett steht.“ Deshalb machte er sich auch gleich auf die Suche, aber spätestens, als er mit einem unüberhörbaren Knall gegen den Schreibtisch donnerte, merkte Johannes, dass das so nichts wurde; also tastete er nach Tobi und zog ihn mit sich auf das gesuchte Bett. Mission erfolgreich, mal sehen, was nun geschah in ihrer eindeutig zweideutigen Position. „Äh, Tobi“, das interessierte Johannes, „hast du eine Ahnung, wie das geht? Was wir machen müssen?“ Wenn nicht, wäre das schon unpraktisch für sie. „Nee, nicht wirklich.“ Gute Aussichten für gelungenes Chaos. „Aber wir kriegen das schon hin, mach einfach, was du für richtig hältst. Wenn ich dich schlage, merkst du, dass ich es nicht mochte.“ „Denkst du eigentlich auch mal an was anderes außer an Gewalt und Sex?“ Langsam nahm das ein wenig überhand. „Ja, ans Essen.“ Wieso wusste Johannes auch ohne zu sehen, dass Tobi sicher wieder grinste wie ein Irrer? „Gibs zu, du denkst auch nicht rund um die Uhr an deine Hausaufgaben und den Weltfrieden.“ Vorsichtig griff Tobi Nach Johannes‘ T-Shirt, um es seinem Freund auszuziehen. Dummerweise besaß er keinerlei Talent für Ich-klaue-anderen-Menschen-im-Dunklen-die-Klamotten und zerrte über eine halbe Minute daran herum, bis es endlich seinen Weg über Johannes‘ Kopf gefunden hatte. „Ein Grund, den Rollladen aufzulassen... hey, wir können ja auch das Licht anmachen.“ Schnellcheckerfisch schlug wieder zu. „Nein, das ist Stromverschwendung“, argumentierte Johannes munter dagegen und probierte selbst aus, ob es ohne Licht tatsächlich so schwer war, jemand anderes von seinen Klamotten zu befreien. Er schaffte es wesentlich schneller, allerdings nur, weil er darauf achtete, nicht mit der Öffnung des Oberteils ständig an Tobis Nase hängen zu bleiben. „Siehst du, mit etwas Übung funktioniert das auch.“ „Dann lass halt das dumme Licht aus, wenn du unbedingt angeben willst.“ Ein wenig verstimmt machte Tobi es sich auf seinem Freund bequem und schrieb ihm mit dem Finger nicht sehr nette Wörter auf die Schulter. „Nicht einmal kleine Kinder haben so Probleme.“ Wurde bald sein Standardsatz. „Ja, ich weiß, ich bin blöd und du bist cool. Gut, dass wir da jetzt geklärt haben.“ Zur Versöhnung drückte Johannes ihm einen Kuss auf den Mund – beim ersten Anlauf hatte er sein Kinn getroffen – und legte seine Arme um Tobis Hüfte. Wenn er ihn ärgern wollte, konnte er einfach anfangen, ihn zu kitzeln. Doch Tobi schien diese Kuschelstunde schnell langweilig zu werden; er befreite sich aus der Umklammerung und begann an Johannes‘ Hose herumzufummeln, bis er erfolgreich den Reißverschluss geöffnet hatte und an ihr zupfte, damit sie endlich den Abgang machte. Noch eindeutigere Anzeichen, was in seinem Kopf vorging, gab es gar nicht. Außer es stellte ein Schild mit roter Neonschrift auf. So was zauberte Tobi ja ständig aus seiner Hosentasche. Ein wenig gewöhnungsbedürftig fand Johannes es schon, als sein Freund ihn fast komplett ausgezogen hatte und mit einem deutlichen Husten dasselbe von ihm forderte Nein, er war nicht verklemmt! Es gehörte einfach nicht zu seinen normalen Hobbies, daran lag es. Tobi hatte mit den anderen Jungs vorher bestimmt schon solche Erfahrungen gesammelt und nicht nur Schach gespielt. Stop, Tobi konnte doch gar kein Schach! „So, du darfst wieder aktiv werden, sonst lernst du es nie.“ Die Frage, ob er es überhaupt jemals lernen wollte, wurde wie so oft eilig und dezent unter den Teppich gekehrt und dort vergessen. Aber weil Johannes immer noch zu der netten Sorte Mensch gehörte, schlug er Tobi diesen Zwangsvorschlag nicht ab. Er entfernte die überflüssige Hose, zog sich das kleine Terrorkind auf den Schoß und überlegte krampfhaft, was er als nächstes tun sollte. Auf keinen Fall übertreiben, aber Tobi auch nicht zum Einschlafen bringen. Tolle Devise, wenn man keinen Plan von nichts hatte, dann probierte er einfach etwas aus. Sogar für seine Verhältnisse ziemlich zaghaft tastete Johannes nach dem perversen Fischi auf sich und strich ihm über die Brustwarzen. Entweder war das gut oder es würde gleich weh tun. Zum Glück trat letzteres nicht ein, stattdessen meldete sich Tobi mit einem irritierenden Geräusch, das mit viel Fantasie wir das zufriedene Schnurren einer dieser extrem fetten Katzen klang. Etwas mutiger geworden intensivierte Johannes sein Vorhaben, bis sich sein Gegenüber fast wie ein durchgedrehtes Meerschweinchen anhörte. Gruselig. „Geht’s dir gut?“ Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass ein Junge wegen ein bisschen Anfassen gleich austickte. Aber Tobi eröffnete sowieso eine eigene Kategorie Lebewesen. „Ja, mach weiter“, drängte dieser ungnädig und rutschte aus Rache auf Johannes‘ Schoß hin und her, sodass dieser erschrocken aufkeuchte. Was waren sie doch für unübertroffene Meister im Unterdrücken menschlicher – oder männlicher – Triebe, dagegen sahen sogar alle Mönche und der Papst alt aus. Respekt. „Jetzt sind wir beide irgendwie geil aufeinander.“ „Mehr oder weniger.“ „Dann können wir jetzt richtig anfangen.“ Sehr überzeugt von seinem Vorhaben streifte sich Tobi das letzte Kleidungsstück aus und wiederholte das ebenfalls bei Johannes, der schneller nackt war als er gucken konnte. Nun gab es kein offizielles Zurück mehr, weshalb Pornofischi die Chance sofort für sich ergriff und blind dorthin griff, wo er glaubte, Johannes noch ein wenig mehr für ihr Tun zu begeistern. Ein unterdrücktes Stöhnen verriet ihm den Erfolg seiner eher hinterlistigen Tat und wie von Tobi erwartet ließ er erst recht nicht locker; sonst wäre es ja was für Luschen. Johannes, für den verständlicherweise das Ganze völlig neu war, konnte sich kaum entscheiden, ob er diese Prozedur kommentarlos – höchstens mit ein wenig seltsamen Gequietsche – genießen oder eilig flüchten sollte. Einerseits fühlte er sich schon ziemlich gut an, andererseits war es auch superpeinlich. Eine wirklich komplizierte Zwickmühle, aber er beschloss es durchzuhalten. Mit so wenig Begleitgeräuschen wir er in der Lage war, seine Eltern brauchten nichts von seinen Freizeitbeschäftigungen zu erfahren. „Na endlich.“ Erfreut hörte sich Tobi das Ergebnis an und ließ langsam nach. „Und was passiert jetzt?“, fragt Johannes leicht erschöpft „Das war sicher noch nichtalles, oder?“ „Nö, jetzt darfst du mich ficken.“ „Wieso ich dich?“ Eigentlich hatte er damit gerechnet, Tobi nutze in dieser Situation seine aktivere Stellung gnadenlos aus und ließe ihm keine Wahl. „Weil ich genau weiß, dass du es nicht mögen würdest, unten zu liegen und außerdem will ich mal wissen, wie sich das anfühlt.“ „Aha, gut.“ Und was muss ich machen?“ Nett, dass er von der Opferrolle verschont blieb, aber ohne wirkliche Peilung half ihm das dummerweise nichts. „Bleib einfach sitzen, ich weiß ungefähr, was ich tun soll.“ Selbstbewusst wie eh und je gab Tobi seinen Freund noch einen Kuss, doch bevor er überhaupt ansatzweise anfing, unterbrach Johannes ihn hastig. „Sollten wir nicht theoretisch... naja, Kondome benutzen?“ „Hast du welche da?“ „Nein, wieso sollte ich?“ „Siehst du, ich auch nicht. Oder willst du gleich zum nächsten Geschäft rennen und welche kaufen? Mann, ich glaube nicht, dass wir welche brauchen, keiner von uns kann schwanger werden, gefährliche Krankheiten haben wir sicher nicht und... ach, ich will das jetzt einfach hinter mich bringen, verstehst du doch, oder?“ „Muss ich wohl“, seufzte Johannes leise, „aber wenn ich nachher solche coolen Sachen wie Hepatitis B hab, kannst du was erleben.“ „Ja ja, schön für uns.“ Tobi hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu, denn er hatte sich mental vollkommen auf diesen Moment vorbereitet. Nur dass es so weh tat, als Johannes in ihn eindrang, damit hatte er nicht gerechnet. Johannes auch nicht und seine erste Sorge, während Tobi wie wild zu jammern anfing war, seine Eltern konnten es hören. Super erotische Stimmung, einer heulte fast und der andere fürchtete sich vor der Entdeckung durch andere Mitbewohner. „Aua, war das...geil.“ Sichtlich enttäuscht von seinem ersten Mal lag Tobi eine halbe Stunde später neben Johannes im Bett und zog an einem losen Faden im Bettlaken. „Irgendwas haben wir falsch gemacht.“ „Beim ersten Mal macht man immer Sachen falsch“, korrigierte Johannes ihn müde; eigentlich wollte er langsam schlafen statt sich die Beschwerden über diesen tollen Reinfall anzuhören. „Irgendwann versuchen wir es noch mal. Und informieren uns vorher!“ „Ja, König Johannisbeere.“ Die Aussicht auf eine Wiederholung besänftigte Tobi sofort. „Weißt du was?“ „Nein, aber du wirst es mir gleich sagen.“ „Ich hab Hunger auf Schokomuffins.“ „Und ich hab mich schon auf ein klischeehaftes ‚Ich liebe dich‘ gefreut. Danke, dass du meine Hoffnungen zerstört hast.“ „Nichts zu danken.“ Der Faden riss endgültig ab. „Ich will trotzdem was essen.“ Hosted by Animexx e.V. 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