When Love Tends To Become A Problem (LILEY) von EmiLy_RoHan (Remember, It Still Remains A Gift) ================================================================================ Kapitel 6: Die Party -------------------- WHEN LOVE TENDS TO BECOME A PROBLEM - REMEMBER, IT STILL REMAINS A GIFT LILEY Kapitel 6 Ich hätte wirklich lieber ein Bier in der Hand, als ein Glas Wasser. Oliver ist noch besser, er trinkt schon sein viertes Glas puren Wodka. Eigentlich ist das – wenn man es genau nimmt – gar kein Glas. Er hält einen dieser furchtbaren, roten Plastik-Becher in der Hand. Randvoll und seine Wirkung nicht verfehlend. Da passen mindestens fünf Pinnchen oder mehr rein. Und von solchen sein Viertes. Ihr könnt euch in etwa vorstellen, wie er sich benimmt? Er steht nur noch hier bei mir, weil er mich nicht allein lassen will in meinem Elend. Das ist so ein Reflex, der sich über die Jahre in seinem Gehirn festgefahren hat. Gut so, ich will nicht die einzige sein, die keinen Spaß hat. Auf einer Party zu sein, wo es Freibier gibt und nicht einmal befugt zu sein, es zu trinken ist übrigens Lilly-Quälerei. Das ist bewiesen. Ich sollte meine Miley verklagen, meint ihr nicht? Ich muss mich nämlich ohnehin jede Minute von Neuem daran erinnern, dass ich das nur für sie mache, und dass es einem guten Zweck dient. Das allerdings wird mit jeder Sekunde schwieriger. Jakes Haus ist ziemlich groß und hat ein ziemlich riesiges Esszimmer. Die Möbel wurden zur Sicherheit entfernt – normalerweise ein langer, heller Holztisch und eine Menge Stühle – und in der hinteren Ecke steht jetzt ein kleinerer Tisch mit einer monströsen Anlage. Fragt mich aber bitte nicht, woher ich weiß, wie Jakes Haus sonst aussieht. Eine recht schmerzhafte Erinnerung und ich hatte nicht vor, sie so bald wieder durchleben zu müssen. Glaubt mir, es ist wirklich besser so. Miley jedenfalls steht mitten im Esszimmer/auf der Tanzfläche. Aber sie steht nicht nur, nein, sie tanzt sich die Seele aus dem Leib. Und ich stehe hier mit einem Glas Wasser und sehe Ollie dabei zu, wie er immer betrunkener wird. Unfair, oder was? Miley tanzt glaube ich mit fünf Jungs gleichzeitig, die alle um sie herum laufen wie um einen Marterpfahl. Obwohl sie die gekonnt ignoriert. Sie hat eigentlich nur Augen für einen einzigen von ihnen, und das ist viel schlimmer. Als einziger konstant vor ihr tanzend ist Jake. Ich würde ihm am liebsten jedes blöde, blonde Haar einzeln raus reißen, aber ich halte mich vornehm zurück. Ich brumme nur hin und wieder ungehalten, oder fahre jemanden an, der mich an rempelt. Normal unter diesen Umständen. Ich bin eigentlich nicht eifersüchtig. Fast nie. Und ich habe ja auch eigentlich kein Recht dazu. Aber wenn dieser Mistkerl dabei ist, seine Hüfte in ihre krachen zu lassen und sie ihm das auch noch durchgehen lässt, dann kann bei mir schon mal eine Sicherung durchbrennen. Ist doch normal, oder? Also ich finde das sehr normal! Und ich bin in Rage. Bleib ganz ruhig Lilly. Komm runter... Lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Ich sollte Spaß haben, auch wenn ich nicht dafür hergekommen bin. Ich seufze leise und stelle meinen Plastik-Becher zur Seite. Das Lied findet ein Ende und Miley bleibt stehen. Kleine Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn und sie lächelt zu Jake. Dummer, eingebildeter, blöder Sack. Ich kann ihn absolut nicht ausstehen. Nicht einmal ansatzweise. Er flüstert etwas in Mileys Ohr und sie kichert, dann verschwindet er in der Menge. Wahrscheinlich um sich und Miley ein paar Getränke zu besorgen. Sie steht etwas verloren zwischen all den Kerlen da und bahnt sich dann einen Weg durch sie hindurch. Sie fühlt sich anscheinend nicht wohl inmitten sie anhimmelnder Jungs. Gut so. Sie kommt auf mich und Oliver zu. „Lilly, Oliver! Wieso steht ihr denn hier am Rand? Ihr solltet tanzen!“, sie dreht sich einmal um die eigene Achse und kichert dann wieder. Ob sie wohl schon viel getrunken hat? Ja, vermutlich. Sogar sie – Smiley Miley, die Jungfrau Maria in Person – hat schon mehr intus als ich. Arme Welt. Oliver lacht etwas dümmlich neben mir und ich verdrehe die Augen. „Nein danke, ich habe keine Lust zu tanzen.“, ich will sie nicht anschnauzen, sie kann ja nichts dafür. Wenn ich auf Kerle stehen würde, dann würde ich wohl auch was von Jakey-Boy wollen. Aber so ist es nun einmal nicht. Und gerade als Miley noch etwas sagen will, sehe ich ihn direkt hinter ihr auftauchen. Er hält ihr ihren Drink hin und grinst. Ich hasse sein eingebildetes Grinsen. So selbstgefällig wie eh und je. „Lils. Dich hab ich ja ewig nicht gesehen. Wie läufts denn so?“, ich kann die Ironie aus seinen Worten heraushören und ich bin mir sicher,... dass Miles es nicht kann. Er nennt mich immer noch bei meinem Spitznamen, er sollte das nicht tun. Sie wird jetzt wahrscheinlich denken: 'Wow, Jake ist ja so nett zu Lilly und sie sagt, er ist ein Arsch. Das ist ja echt unfair von ihr.' Gott, ich hasse diese Welt. •◘○ Miley blickte zwischen den beiden hin und her. Es schien sich eine unglaubliche Spannung aufzubauen und sie konnte nicht ausmachen, von welcher Seite die Abscheu am größten war. Jake schien sich wirklich dafür zu interessieren, wie es Lilly ergangen war. Augenscheinlich zumindest. Aber gleichzeitig hatte er diesen fies glitzernden Schein in den Augen. Und wie Lilly über ihn dachte, wusste sie ja ohnehin. Wie hatte sie ihn beschrieben? Mieses Arschloch... Oh ja. Etwas war vorgefallen zwischen ihnen. Und sie würde Lilly so lange dazu befragen, bis sie nachgab und es ihr erzählte. Miley war eigentlich nicht so neugierig, aber sie konnte nicht umhin, so viel über die Blondine zu wissen, wie es ging. Sie war wie eine spannende Geschichte, die sie lesen und kennen lernen wollte. Alles von ihr. Nichts wollte sie auslassen. Auch nicht die dunkelsten Geheimnisse. „Ach Jake, nett dich mal wieder zu sehen. Mir geht es ganz prima, und dir so? Hab gehört mit der Schauspielkarriere hat es nicht so ganz geklappt. Das tut mir ja so Leid für dich, wirklich.“, Lilly schickte ihm Blicke wie Dolche. Hohn lag in ihren Worten. Miley hätte erwartet, dass Jake sich jeden Moment vor Schmerz an die Brust greifen und zu Boden sinken würde, aber es geschah nichts. Außer, dass sein Gesicht rot anlief und er die Brünette an der Hand nahm und wieder Richtung Tanzfläche verschwand. Miley schickte Lilly ein entschuldigendes Lächeln und ließ sich mitziehen. Jake hielt inmitten der Fläche inne und zog sie an sich. Es lief ein langsames, schönes Lied und sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und ließ sich von ihm hin und her wiegen. Seine Bewegungen waren ein wenig steif und ruppig, aber alles in allem führte er sie einigermaßen gut. Miley wollte sich außerdem nicht über ihn beklagen. Er sah schon verboten gut aus, er musste nicht unbedingt tanzen können. Das wäre natürlich ein Pluspunkt gewesen, aber es gab eben niemanden, der perfekt war. Das wäre ja auch langweilig gewesen. Sie sah auf in seine großen, blauen Augen. Sie hielten eine völlig andere Geschichte in sich und Miley wollte sie erkunden, so wie sie auch Lillys sehen wollte. Aber sie enthielten keinen wilden, spannenden Wirbel, nicht so wie die Türkisen der Skaterin. Sie schienen ihren Glanz schon lange eingebüßt zu haben und es jagte der Brünetten einen Schauer über den Rücken. Aber keinen wohligen. Aus den Augenwinkeln suchte sie nach Lillys Gesicht hinter der Menge. Sie wollte jetzt ihr Gesicht über der Menge hinweg finden, sie musste einfach ihr Gesicht sehen. Sie konnte nicht widerstehen. Es würde sie glücklich machen, das wusste sie. Lilly stand immer noch an der selben Stelle und starrte in die Gegend. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und sah alles andere als fröhlich aus. Miley wollte zu ihr gehen und sie umarmen. Wollte dafür sorgen, dass es Lilly wieder gut ging. Etwas war mit Jake und ihr. Etwas tief Schürfendes. Etwas, was Lilly wohl mehr zugesetzt hatte, als sonst etwas. Sie richtete ihre Augen wieder auf Jake und ihr wurde bewusst, dass er sich herunter lehnte zu ihr. Er ließ seinen Kopf sinken und sie konnte seinen Atem auf der Haut spüren. Er war dabei sie zu küssen! Etwas in ihr sagte ihr, sie sollte sich wehren. Sollte es nicht zulassen, dass seine Lippen ihre berührten, aber sie bewegte sich nicht. Nicht einmal, als seine Lippen sie küssten, hart und sie ihre Augen zusammen kniff, weil es sich so falsch anfühlte. Sie zwang sich ihn zurück zu küssen und versuchte es zu genießen, aber sie fühlte nichts als Abscheu und Ekel. Es hatte nichts liebevolles an sich, er wollte sie nur besitzen. 'Es wäre wunderbar, wenn du ihn als deinen Freund hättest, Miley! Jake ist ein Beispiel für den perfekten Freund, hör auf dich so anzustellen!', langsam aber sicher entspannte sie sich in den Kuss und Jake zog sie noch näher an sich. Sie mochte die Augen nicht noch einmal öffnen. Ob Lilly die beiden wohl sah? Irgendwie gefiel ihr der Gedanke einer eifersüchtigen Lilly. Aber das war absurd, Lilly wollte nicht einmal etwas von ihr im romantischen Sinne. Trotzdem ließ sie der Gedanke nicht los. Lilly mit einem verletzten Gesicht in dieser Ecke und die Gefühle würden hinter ihren Augen hin und her fliegen. In Rage angetrieben sich zu bewegen. Ihr Herz begann schneller zu schlagen und als sich Jake endlich von ihr löste hatte sie noch immer einen recht verträumten Ausdruck drauf. Er würde das sicherlich als Zeichen deuten, dass ihr der Kuss genauso gut gefallen hatte wie ihm. Vermutlich würde er sich jetzt darüber freuen, oder stolz sein, oder etwas in der Art. Er strich ihr rasch über die Wange. Miley schlug ihre Augen auf und lächelte etwas gezwungen. Seine Hand war rauer und fester. Die Pop-Prinzessin allerdings war an Lillys weiche, warme Hand gewöhnt, die sie streichelte. Seine war kalt. Sie wartete, bis er seine Hand weg genommen hatte. Er blickte kurz zur Seite, als er Pfiffe von ein paar Jungen um sie herum hörte und Miley nutzte die Gelegenheit. Ihre Augen suchten die Blondine, aber sie fanden sie nicht. Oliver stand jetzt alleine mit vom Alkohol bebenden Knien neben dem Tisch, an dem Lilly noch vor wenigen Minuten gelehnt hatte und Mileys Herz sank so schnell, wie es eben angefangen hatte zu schlagen. •◘○ Ich sitze draußen auf der Türschwelle und mein Gesicht ist in meinen Händen vergraben. Ich balle sie langsam zu Fäusten und kann meinen Schrei kaum unterdrücken. Ich kriege dieses Bild einfach nicht aus meinem Kopf. Meine Augen fest zusammen gedrückt, fest entschlossen es aus zu sperren. Zu viele Erinnerungen, zu viel Schmerz. Mileys Lippen auf seinen, Jakes Lippen auf ihren. Miley küsst Jake. Jake küsst Miley. Ich reiße meine Hände von den Augen und lasse meine Schultern hängen. Ich schüttele den Kopf und lache dann. Ich lache über mich selbst und darüber, was dieser dumme, kleine Kuss mit mir gemacht hat. Ich bin lächerlich. Ich bin bemitleidenswert. Erbärmlich. Was ist nur aus mir geworden, Miley hat ein Wrack aus mir gemacht. Ich überlege nicht lange, ich kann das nicht ohne. Ich greife in meine Hosentasche und ziehe eine Zigarette heraus. Ich habe nur eine einzige mitgenommen. Aus irgendeinem Grund habe ich genau gewusst, dass ich sie heute brauchen würde. Gut, dass ich nicht immer auf Miss Sonnenschein da in diesem Haus höre. Ich bin mein eigener Herr. Zumindest kann ich mir das immer noch einreden. Einbildung ist auch wichtig, ohne läuft nichts. Würde das nur auch einmal jemand meinen Gefühlen sagen. Hey Gefühle, hört gefälligst auf mir mein verdammtes Herz aus der Brust zu reißen. Das wäre sehr nett, dankeschön. Schmeißt Miley raus und schließt ab. Dann könnte ich endlich so weiterleben, wie ich es bisher gewohnt war. Ein Mädchen hier, ein Mädchen da. Wunderbar. Aber so läuft das nicht mehr, was? Jake hat es schon wieder geschafft mir weh zu tun. Er hat darin langsam aber sicher wirklich Übung. Dieser dreckige Wichser, ich hasse ihn. Ich hasse ihn, ich hasse ihn so sehr. Es ist alles seine Schuld. Seine Schuld, dass mein Leben so beschissen ist. Es ist alles immer nur seine Schuld gewesen, auch wenn er sich dessen vielleicht nie bewusst gewesen ist... Doch, er weiß es. Ich hätte es ihm gar nicht erst erzählen sollen. Mein Leben ist doch ein vergleichsweise kleiner Preis für die Rekonstruktion seines riesigen Egos. Mein Leben und meine Gefühle sind doch niemandem je wichtig gewesen. Ihm und seinen Kumpeln doch sowieso nicht. Ich versinke langsam aber sich in Selbstmitleid. Ich höre Schritte hinter mir und im nächsten Moment setzt sich jemand neben mich. Ich sehe nicht auf, ich rauche immer noch und schere mich nicht, wer mich dieses Mal belästigen will. Dieser jemand sollte sich auf meine wütende Seite gefasst machen, wenn er mich schon unbedingt stören muss. Dieser Jemand legt seine Hand auf meine Schulter und drückt kurz und fest zu. Er versucht sicher mich zu trösten, denn es kann nur ein er sein, bei dieser großen Hand. Aber es ist nicht Oliver, und es ist gewiss nicht Jake. Also wer ist es dann? Ich sehe herüber zu ihm und schlucke stark. Das muss ein Traum sein, ich reibe meine Augen. Wie ist das möglich? Kurzes, blondes Haar mit dunklen Strähnen. Augen wie Stahl, kalt und leer, die mich anstarren und ein schmales Gesicht mit relativ weichen Gesichtszügen für einen jungen Mann. Die Zigarette fällt aus meinem Mund und er lächelt leicht. Ich starre, er tritt meine Zigarette aus. Ich strecke meine Hand aus und berühre seine Wange mit einer zitternden Hand. Meine Finger streichen über seine kalte Haut. Ich habe ihn fast zwei ganze Jahre nicht mehr gesehen, er hat sich in Büchern vergraben und sich nie gemeldet. Und jetzt treffe ich ihn hier auf Jakes Party, meinen 21 Jahre alten Bruder. Matt. Er sieht mir sehr ähnlich, wir haben fast das gleiche Gesicht, denselben schmalen Mund wie unser Vater und auch unsere Haare sind dieselben. Früher habe ich es geliebt, meinem Bruder so zu ähneln, bis auf die Augen. Die kalten Augen meines Vaters, während ich die unserer Mutter geerbt habe. Das Türkis, aber ich habe einen Wirbel grau in ihnen, der mich immer mit meinem Bruder verbunden hat. Mehr, als er sich vielleicht vorstellen konnte. Ich denke auch heute noch, dass genau dieser Wirbel ihn damals daran gehindert hat sich das Leben zu nehmen. Bis ich 11 Jahre alt war, war mein Bruder immer mein größtes Vorbild gewesen. Ich wollte immer sein wie er, zumindest als ich jung war. Er brachte mich zum Skaten und zum Surfen und er brachte mich auch dazu mir nichts sagen zu lassen und meine eigene Meinung zu vertreten. Er hat mit dafür gesorgt, dass ich heute so bin, wie ich bin. Nach dem Vorfall mit diesem Messer verbrachte er allerdings eine längere Zeit in einer Anstalt, dann kam er zurück und ich habe seitdem auf ihn aufgepasst. Ich habe dafür gesorgt, dass es ihm gut geht und dass er immer alles hatte, was er brauchte. Mom hat sich nie groß darum gekümmert, ich glaube der Schmerz in ihr saß zu tief. Irgendwie kann ich sie verstehen. Bis er auszog und nach Stanford ging, waren wir unzertrennlich, das war vor drei Jahren. Er hatte auch immer schon dieses natürliche Talent für die Schule gehabt. Er jedoch hatte sich sogar noch zusätzlich angestrengt, er mochte es gute Noten für das zu bekommen, was er geleistet hatte. Ich war immer damit zufrieden nichts zu tun und alle anderen aus zu lachen, weil sie immer mehr tun mussten als ich. Ich bin faul und ich stehe dazu. Er lächelt immer noch. Ich spüre langsam meine Muskeln wieder und schnelle vorwärts, ich umarme ihn fest, drücke ihn an mich. Es tut so gut ihn zu sehen, ich habe ihn vermisst. Vielleicht kann er dieses eine Mal mein großer Bruder sein und mich halten. Nur dieses eine Mal. Ich spüre seine Hände auf meinem Rücken, er reibt ihn und ich fühle mich das erste Mal seid fast 6 Jahren in seiner Umarmung wohl. Beschützt, geliebt, geborgen. Ich kralle meine Finger in sein T-Shirt und ich kann es nicht verhindern. Diese Gefühle in mir überwältigen mich und Tränen schießen in meine Augen. Ich beiße meine Zähne aufeinander und drücke meine Lider fest zu. Was hat diese Brünette nur aus mir gemacht? Und ich weine in seinen Nacken hinein und ich lasse alles raus. Alles aus diesen verdammten 6 Jahren kommt hoch. Es ist mir egal, dass mich Leute anglotzen, die draußen stehen und getrunken haben. Es ist mir egal, dass sie tuscheln, weil sie mich kennen und weil ich nie weine. Und es ist mir egal, dass es mein emotional labiler Bruder ist, der mich halten muss. Er ist einfach nur da, legt eine Hand auf meinen Hinterkopf und streicht mir durch die blonden Haare. Er sagt nichts und ich bin ihm dankbar. Das ist jetzt das zweite Mal in einer Woche, dass ich mir die Seele aus dem Leib weine. Ich würde am liebsten schreien, aber ich verkneife es mir. Ich habe schon genug Aufmerksamkeit auf mich gelenkt, ich brauche nicht noch mehr. Matty lässt mich los, als ich mich von ihm weg lehne und meine Augen reibe, er lächelt immer noch, doch sieht es im Moment eher etwas schief aus. Ich lache unter einem Schluchzer und boxe ihm leicht gegen die Schulter. Auch er lacht. Ich habe ihn in den 6 Jahren fast nicht ein einziges Mal lachen hören und es klingt wie eine Musik, die viel zu selten gespielt wird. Ich liebe sein Lachen. Und jetzt lachen wir beide, wir kriegen uns kaum noch ein und ich bin glücklich. Und ich freue mich, dass er heute gekommen ist und ich frage mich nicht einmal, was er hier macht, ich bin einfach nur froh darüber. •◘○ Miley und Jake saßen auf einem der großen Sofas im Wohnzimmer. Ihre Hände waren vergraben in seinen blonden Haaren und seine Hände lagen auf ihrer Taille. Ihre Lippen waren in einem leidenschaftlichen Kuss versiegelt. Um sie herum drängelten Leute mit Bechern und sie riefen laut. Manche schrien sogar. Miley machte sich keine Gedanken. Sie ließ sich einfach küssen und achtete nicht darauf, was um sie herum passierte. Jakes Küsse waren so hart, so unsanft und sie konnte sein Testosteron fast schmecken. Sie hatte schon andere Jungs geküsst, sie hatte sogar schon einmal fast mit einem geschlafen, aber gegen Jake sträubte sich ihr ganzer Körper vehement. Alles was sie tun wollte, war ihn weg zu stoßen und gleichzeitig gefiel ihr der Gedanke mit ihm zusammen zu sein. Zumindest ihrem Kopf. Jake war ziemlich beliebt und alle Mädchen liebten ihn, das hatte sie gehört. Oliver hatte ihr am Montag in der Cafeteria ein bisschen was erzählt. Sie musste zugeben, ein Quarterback war schon eine sehr verlockende Sache. Trotzdem wurde Miley den Gedanken nicht mehr los, dass etwas nicht stimmte. Lilly war vor etwa zwanzig Minuten aus ihrer Sichtweite verschwunden und Oliver lag bewusstlos in einer Ecke. Er hatte viel zu viel intus und die Brünette kam sich etwas verlassen und unsicher vor. Sie wollte nicht allein auf dieser Party mit Jake gelassen werden. Es konnte schließlich alles mögliche passieren. Lilly war doch nicht ohne sie losgefahren? Es war fast Mitternacht. Ihr Daddy hatte ihr gesagt, sie solle spätestens um halb eins wieder zu Hause sein und das bedeutete, dass er sie lieber schon früher zu Hause hatte. Miley konnte sich nicht vorstellen, dass Lilly sie einfach so zurückgelassen hätte. Sie hatte ihm Vater versprochen, sie wieder heile nach Hause zu bringen. Und Lilly hielt für gewöhnlich ihre Versprechen. Sie schien ja nicht einmal einen einzigen Tropfen Alkohol getrunken zu haben. Anders als die Brünette. Die große Standuhr direkt hinter den beiden schlug 12 und Miley löste sich von Jake, der seine Hände gerade unter ihr Shirt kriechen lassen wollte. Sie lächelte süß, aber vor allem falsch. Es schien ihm gar nicht aufzufallen. „Ich muss jetzt los, mein Vater dreht durch, wenn ich nicht pünktlich bin und ich muss auch noch Lilly wiederfinden.“, sie strich ihm mit einem Zeigefinger über die Wange und er nickte dümmlich grinsend. Seine Haare waren durcheinander und sein Shirt zerknittert. Er wirkte eher so, als hätte er gerade etwas anderes getrieben, als sich nur zu küssen. Allein der Gedanke daran ließ sie erschaudern. „Schon okay, Süße. Ich helfe dir suchen, wenn du willst.“, sie schüttelte sanft den Kopf und erhob sich, strich ihr Top glatt und winkte ihm zu. Er winkte zurück und sie bog um eine Ecke. Insgeheim war sie sehr froh, ihn endlich los zu sein. Sie würde sich erst an den Gedanken gewöhnen müssen, ihn von nun an öfter zu küssen. Sie drückte ihren Rücken leicht gegen die Wand und atmete tief ein. Sie hatte seinen Geschmack noch im Mund. Er schmeckte ihr ganz und gar nicht. Die Brünette sah sich schnell um um die Blondine ausfindig zu machen, aber sie war nirgends zu erkennen. Schließlich seufzte die Pop-Prinzessin und schlenderte in die Küche, wo sie sich einen Drink genehmigte um den Geschmack loszuwerden. Die Küche war vollkommen leer. Sie war allein und lehnte sich gegen die Theke. Sie fuhr zusammen, als sie wieder Hände um ihren Bauch schlangen. Sie drehte den Kopf und das Gesicht hinter ihr brachte sie zum Lächeln. Die blonden Haare inzwischen in einem hohen Zopf und ein etwas gequältes Grinsen auf dem Gesicht. „Ich habe dich gesucht, Miles. Wir müssen los, oder dein Vater bringt mich um, weil ich dich nicht rechtzeitig abgeliefert habe.“, Miley nickte und die Blonde ließ sie los. Schnell ergriff sie die Hand des anderen Mädchens und begann zu gehen. Gerade noch so aus den Augenwinkeln heraus bemerkte sie, wie das Auge der Skaterin leicht zuckte, sie aber nichts mehr sagte. Sie machten ihren Weg in Richtung Tür. •◘○ Ich konnte es kaum ertragen ihre kleine, weiche Hand in meiner eigenen zu spüren. Ich wollte sie eigentlich wegziehen, aber das hätte sicherlich zu peinlichen Fragen geführt, also habe ich es gelassen. Ich weiß, ich hätte sie vielleicht nicht umarmen sollen, aber ich konnte es einfach nicht lassen. Wie kann es sein, dass ich mich gleichzeitig nach ihren Berührungen sehne, wenn ich sie doch so sehr zu vermeiden suche. Ich bin ganz durcheinander. Es sollte nicht so kompliziert sein, finde ich. Wir sitzen in meinem Wagen und ich starre wieder auf die dunkle Straße. Ob ich ihr vielleicht erzählen soll, dass mein Bruder wieder da ist? Nein, lieber nicht. Sie weiß ja noch nicht einmal, dass ich überhaupt einen Bruder habe. Wahrscheinlich interessiert sie das auch gar nicht. Immerhin hat sie ja jetzt Jake, über den sie nachdenken kann. Ich glaube ich bin masochistisch... Ich sollte mich nicht so quälen und foltern, aber ich muss es einfach wissen. Also frage ich lieber. „Und... sind du und Jake. Ich meine, seid ihr jetzt sowas wie... ein... Paar?“, ich sehe sie nicht an, ich will mich nicht verraten. Immer wenn ich in ihre Augen schaue denke ich sofort, sie weiß alles über mich, und das macht mich wahnsinnig. Ich bin doch kein offenes Buch! „Ich denke schon...“, sie spricht nicht sehr laut, sie spricht zaghaft, als wolle sie es selbst nicht wirklich wahr haben. Aber das ist Unsinn. Es gibt noch eine andere Definition für Einbildung. Und diese Art davon kommt meistens dann vor, wenn man etwas hören will, eigentlich aber trotzdem weiß, dass man keine Chance hat. Ich. Habe. Keine. Chance. Truscott, du bist ein hoffnungsloser Fall. „Schön für euch, wirklich. Sehr... sehr toll.“, ich höre mich selbst diese Worte sagen, aber glauben tue ich selbstverständlich nicht daran. Ich bin nicht eifersüchtig, ich bin nicht eifersüchtig. Ich bin cool, alles ist klar. „Danke... Das bedeutet mir viel.“, mein Auge zuckt schon wieder und ich bin so froh, ich fahre gerade auf ihren Hof. Sie schnallt sich ab und steigt aus, ich tue dasselbe. Keine Ahnung, wieso ich nicht einfach sofort weg fahre, vielleicht möchte ich einfach nur schnell hallo zu Mr. S sagen, falls er noch wach ist. Ich knalle meine Autotür zu und begleite Miley zur Tür. Sie holt ihren Schlüssel hervor und lässt ihn ein bisschen hin und her schwingen. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich jetzt denken, sie will, dass ich sie küsse. Wie gesagt, wenn ich es nicht besser wüsste. Sie steht da und lächelt mich an und ich schmelze dahin. Ich lehne mich nach vorn und sie reagiert, bevor ich noch etwas tun kann, sie schlingt ihre Arme um meinen Rücken und begräbt ihr Gesicht in meinem Nacken. Ich lege meine Arme um ihre Schultern und meine Wange presse ich gegen ihren Kopf. Und jetzt bin ich wieder die starke Schulter, vorhin noch war ich diejenige, die zusammengebrochen ist. Nur das Miley nicht zusammenbricht. Im Gegenteil, sie seufzt zufrieden und mein ganzer Körper verkrampft. Sie seufzt nur, weil sie genau weiß, dass sie eben Jakey-Boy küssen durfte. Es ist alles viel zu furchtbar, als dass ich weiter darüber nachdenken wollen würde. Ich muss einfach aufhören weiter darüber nachzudenken. „Alles okay? Du bist so angespannt...“, sie flüstert gegen meinen Hals und ich kann ihre Lippen spüren, ich erzittere und dann nicke ich etwas steif gegen ihren Kopf.Wie kann sie mir nur so etwas antun. Ich werde ihr das nie verzeihen. Sie hat mich aufgebrochen. „Mir geht’s gut...“, meine linke Hand findet ihren Weg zu ihrem Kopf und ich halte sie noch fester an mich. Wenn ich doch nur diejenige wäre, die sie küssen will. Ich würde alles dafür geben. Alles. Und das ist das einzige, was ich an Wochen hasse. Sie können ein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Mit Ereignissen und Erinnerungen. Mit Dingen, die wir nicht für möglich halten und manchmal auch mit Sachen, die wir lieber nicht erleben würden. Und in meinem Fall... fließen Tränen meine Wangen hinab und treffen mein ohnehin schon blutendes Herz. Ist es zu früh von Liebe zu sprechen? Vielleicht... Ende Kapitel 6 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)