Eistränen von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 1: Wie alles begann... ------------------------------ Am 04.Februar 1984 wurde ich als zweites Kind und erste Tochter einer gutbürgerlichen japanischen Familie in Tokio geboren. Meine Eltern Toyo und Ayako haben sich laut ihrer Aussage immer ein kleines Mädchen gewünscht und schwupps war ich da. Ich habe noch einen drei Jahre älteren Bruder, Seiya, der sich seit ich denken kann um mich gekümmert und mich beschützt hat. Ich liebe ihn sehr. Alles was ich nun erzähle, kann ich nur aus den Erzählungen meiner Eltern widergeben, da ich mich logischerweise nicht mehr daran Erinnern kann. Als ich noch ein kleines Mädchen war habe ich sehr viel mit meinem Bruder gespielt. Als Junge interessierte er sich natürlich für Jungenkram. Autos, Sport und Polizei spielte er gern, er wollte immer Polizist werden wenn er groß ist. „Damit ich meine kleine Schwester beschützen kann.“ Pflege er zu sagen. Abends nach dem Essen gehörte es zur Angewohnheit dass mein Vater sich in den großen Sessel setze und sich die Nachrichten und Sportsendungen ansah. Meine Mutter saß oft dabei, nach dem sie das Geschirr abgewaschen hatte und nähte, oder stickte. Sie wollte mir das Nähen und Sticken nahebringen nur ich war ein aufgewecktes kleines Kind und immer in Bewegung. Fürs Nähen hatte ich keine Geduld. Ich war immer auf Achse und wie sagte mein Bruder, hatte „Hummeln im Hintern“. Ich hatte schon als Kind großes mit meinem Leben vor. Ich wollte Pilotin, Astronautin oder Stewardess werden, mein Vater sagte immer dass sich meine Berufswünsche täglich änderten. Aber das sei normal meinte meine Mutter immer. Eines Abends saßen wir wieder wie üblich vor dem Fernseher. Es war Dezember, das Haus war weihnachtlich geschmückt, überall duftete es nach Zimt und Tannenzweigen, Kerzen brannten und meine Mutter war gerade dabei mit meinem Bruder Plätzchen zu backen. Immer wieder schlich ich mich in die Küche zum Naschen aber mein Bruder erwischte mich dann doch immer wieder und schob mich aus der Küche. Bald darauf hörte ich die Stimme meines Vaters. „Yumi-chan, komm zu mir ich möchte nicht alleine Fernsehen.“ Da ich ein gehorsames Kind war trippelte ich mit kleinen Schritten zu meinem Vater. Ich war zwei Jahre alt, im Februar wurde ich drei und ich war mächtig stolz denn ich wusste dass ich mit drei Jahren in den Kindergarten gehen sollte. Ich war schon mächtig groß! Also kletterte ich auf das Sofa, mein Papa hob mich auf seinen Schoß und sagte dass wir nun Sport schauen würden er wolle mir etwas zeigen. Meine Mutter hatte oft erwähnt dass sie wollte dass ich Eiskunstläuferin werde, nur konnte ich mir darunter nichts vorstellen. Nun war es an der Zeit dass ich lernte was eine Eiskunstläuferin ist, oder wie mein Papa immer sagte: „Eine kleine Eisprinzessin.“ Also wartete ich gespannt ab. Die große Eisfläche faszinierte mich doch schon und so fragte ich meinen Paps: „Papa, wie viele Eisdinger fahren da?“ Mein Vater lächelte: „Nur eine liebes, und es sind keine Eisdinger sondern Eiskunstläuferinnen und Läufer.“ „Soviel Platz für einen alleine? Wow!“ Er lachte. „Manchmal laufen auch ein Mann und eine Frau.“ „Ach so“ machte ich nur. Der Kommentator der Eis Show erzählte etwas zu der Läuferin, die in diesem Moment aufs Eis glitt als würde sie schweben. Ich beobachtete sie gespannt. Sie trug ein wunderhübsches grünes Glitzerkleidchen und weiße Schlittschuhe. Dann stellte sie sich in Position und mit der Musik begann ihre Kür. Ich war so fasziniert von der Art wie sie lief, dass sie es fertigbrachte auf dieser glatten Fläche auf einem Bein zu laufen, sich unnatürlich zu verkrümmen, zu springen und wieder aufzukommen ohne hinzufallen. Und dabei so graziös aussah. Ich staunte. Meine blauen Augen müssen in dem Moment wie Teetassen ausgesehen haben so sehr sog ich alles was sie tat in mich auf. Nur leider dauerte ihre Kür nicht lange und mit Fachbegriffen wie Axel, Rittberger und Pirouetten, geschweige denn des Punktesystems konnte ich nichts anfangen. Ich sah meinen Papa an. „Ich möchte das nochmal sehen das war so schön, sie sah aus wie eine Fee! Ich will auch eine Fee sein und fliegen!“ Seiya kam in dem Moment rein und prustete los: „Du willst fliegen kleine Schwester? Du bist doch kein Vogel.“ „Doch guck mal ich kann das auch!“ Ich breitete die kleinen Arme aus und sprang mehr wie eine Ballerina als wie eine Eiskunstläuferin im Zimmer herum. Ich muss ziemlich dämlich so ausgesehen haben aber früh übt sich. Mein großer Bruder konnte nicht mehr. Er hielt sich den Bauch vor Lachen und kriegte sich einfach nicht mehr ein. „Mama, Mama komm schnell gucken, Yumi glaubt sie ist eine Fee!“ Meine Mutter kam ins Zimmer während sie sich die Hände an ihrer Schürze abwischte. „Eine kleine Fee also, was hast du denn wieder für Flausen im Kopf Kimiko?“ „Ich will auch fliegen wie die Frau im Fernsehen.“ „Ach so, wie eine Eiskunstläuferin?“ Ich nickte so heftig dass ich dachte mein Kopf fällt ab und Seiya prustete wieder lauthals los. Doch mein Vater gebot ihm mit einem einzigen Blick zu schweigen, was er sofort tat. „Ich verstehe,“ sagte meine Mutter lächelnd, wohlwissend dass sie mich genau da hatte wo sie mich haben wollte und darüber war sie äußerst entzückt. „Du möchtest Eiskunstläuferin werden. Nun dann musst du im Prinzip sofort beginnen, vielleicht schenkt das Christkind dir zu Weihnachten ein paar Schlittschuhe.“ „Dann möchte ich aber so welche wie die Frau im Fernsehen!“ plapperte ich sofort drauf los, ohne zu merken dass meine Mutter meinem Vater einen verschwörerischen Blick zu warf. „Krieg ich dann auch so hübsche Glitzerkleidchen?“ Mein Vater stand aus dem Sofa auf und nahm mich hoch. „Sicher Schatz aber erst mal kriegst du Plätzchen.“ Seiya war bekannt dafür dass er schon im zarten Alter von fünf Jahren seinen vorlauten Mund nicht halten konnte und so musste er natürlich einen Kommentar abgeben. „Nein gib ihr keine Plätzchen sonst wird sie fett und wenn sie dann im Glitzerkleidchen auf dem Eis steht sieht sie eher aus wie eine Christbaumkugel die zu viel Sake getrunken hat.“ Er lachte wieder lauthals los und mein Vater schickte ihn fort in die Küche. Ich stand betröppelt da. Dicke Tränchen kullerten über meine geröteten Wangen und ich war echt böse mit Seiya. Nur konnte er mich damit nicht ärgern. Das einzige was er damit erreicht hatte war, dass mein Ehrgeiz angestachelt wurde. Frech streckte ich ihm die Zunge aus. „Wirst schon sehen ich werde einmal eine große Eisprinzessin und verdiene viel Geld und kann mir ganz viele Süßigkeiten kaufen und du kriegst gar nichts ab! So!“ Aber er ließ sich gar nicht beirren. „Christbaumkugel, Christbaumkugel“ rief er mir immer wieder zu. Und ich schwor mir dass ich es schaffe. Ich würde reich und berühmt sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)