Eistränen von Kimiko_Grey ================================================================================ Kapitel 35: Irgendwas ist immer ------------------------------- Einige Tage vergingen, in denen Tohma und ich um die Wette strahlten. Ich war so unglaublich glücklich. Wir gingen gemeinsam zu den Arztterminen und selbst wenn wir Mika begegneten, die kaum eine Gelegenheit ausließ um uns das Leben zu vermiesen, ließen Tohma und ich uns nicht beirren und genossen weiter die Vorfreude auf unser erstes gemeinsames Kind. Als wir von einem Arzttermin kamen, bei dem alles in Ordnung war, war ich von Mika mehr als genervt. Ich wollte nur noch duschen und mit Tohma den Tag in aller Ruhe ausklingen lassen. Da ich sowieso ein wenig fror und meine Fingernägel bereits blau angelaufen waren, dachte ich eine heiße Dusche sei genau das Richtige für mich. Also zog ich zuhause angekommen die Schuhe aus und ging ins Bad, wo ich mich auch meiner restlichen Kleidung entledigte. Oh Mann, wie ich mich auf diese heiße Entspannung freute. Also schlüpfte ich schnell unter die Brause und drehte das heiße Wasser auf. Ich duschte mich also wie immer und achtete auch nicht groß auf meine Füße. Während ich mir den Kopf ein shampoonierte, rutschte ich aus und fiel. Ich merkte, dass ich mit dem Kopf auf den Wannenrand knallte und um mich herum wurde es schwarz. Tohma erzählte mir nachher was passiert war. Ich war gestürzt, hatte mir den Kopf schwer angeschlagen und mir so eine Platzwunde zugezogen. Das war noch nicht das seltsamste, was Tohma mir erzählte. Gut ich war gestürzt, das war eine Sache. Aber das Dumme an der Sache war, dass ich auf der Seite des Abflusses gestürzt war. Meine langen und dichten Haare verstopften den Abfluss und das Wasser lief natürlich kontinuierlich weiter. Das muss eine ziemliche Weile gedauert haben, denn mein Kopf lag bereits unter Wasser, als Tohma eher durch Zufall ins Bad kam. Er war es natürlich, der mich aus der volllaufenden Badewanne holte und mich so vor dem Ertrinken bewahrte. Als ich zu mir kam, lag ich im Wohnzimmer auf der Couch. Ich hatte unheimliche Kopfschmerzen. Tohma lief hektisch hin und her. Telefonierte. Ich legte die Hand an meinen schmerzenden Hinterkopf. „Was ist passiert?“ Ich bemerkte, dass ich Blut an der Hand hatte. Autsch! Tohma küsste mich nochmal kurz und dann klingelte es. „Ich hab mich langgelegt… Ich kannte Tohma mittlerweile. Ich wusste wer geklingelt hatte und Tatsache. Ein Sanitäter kam mit einem großen Koffer auf mich zu und ich ließ mich – eigentlich widerwillig – untersuchen. Wobei ich durch die Schwangerschaft ohnehin vorsichtiger und wie ich auch sagen muss einsichtiger geworden bin. Also ließ ich die Untersuchung mit höllischen Kopfschmerzen über mich ergehen, dabei wollte ich eigentlich einfach nur meine Ruhe haben. Der Arzt stellte eine Platzwunde – wie kam, er bloß DARAUF? – und eine Gehirnerschütterung fest. Offenbar hatte ich auch etwas Wasser geschluckt. Das war aber echt nicht weiter tragisch. Das Problem an der Sache war: Tohma hatte damals einen leichten Hang zur Übertreibung. Obwohl es mir weiß Gott nicht gut ging, konnte ich mir meinen Humor nicht verkneifen. „ich bin zu blöd zum Duschen“ bemerkte ich lächelnd und stand auf. Tohma meinte ich solle noch liegen bleiben. „Ich brauche noch eine Kopfschmerztablette“ mopperte ich und Tohma hatte nichts besseres zu tun, als mich zu bedienen und ich hasste es bedient zu werden, das machte ich ihm auch deutlich klar. Etwa zehn Minuten später klingelte mein Handy. Es war mein Vater. Dass er mich anrief freute mich aber an seiner Stimme hörte ich, dass er Sorgen hatte und ich stellte mir die Sorgenfalten in seinem Gesicht bildlich vor. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck, ich hatte meinen Eltern schon viele Sorgen bereitet. Ich fragte natürlich nach und nach kurzem Zögern erklärte er mir, dass er und meine Mutter derzeit eine, wie er es nannte „schwierige Phase“ hatten und meine Mutter ausgezogen war. Eine schwierige Phase? Das klang nach ernsten Problemen. Ich machte mir ernste Gedanken um meine Eltern und das war mit meinem dicken Kopf trotz Tablette gar nicht so einfach. Doch dann schlug meine Sorge plötzlich in Wut um. Durch die Schwangerschaft litt ich unter Stimmungsschwankungen und die ließ ich nun an meinem armen Vater aus. Ich fauchte ihn an, was denn nun schon wieder los sei, als ob ich ständig Streitereien mitbekommen hatte, was natürlich nicht wahr war, denn die Ehe meiner Eltern schien mir immer harmonisch gewesen zu sein. Natürlich weiß ich heute, dass keine Ehe immer nur unter rosaroten Wolken steht, aber ich hatte echt überreagiert. Ich sagte meinem Vater allerdings nicht, dass er Großvater wurde, sondern nur, dass ich im Bad gestürzt war und mir den Kopf gestoßen hatte, ich wollte meinem Vater nicht noch mehr Sorgen bereiten, das hätte er in seiner derzeitigen Situation nicht gebrauchen können und das war mir trotz meiner Wut bewusst und ich versuchte mein Temperament zu zügeln. Meine Stimmung schlug aber im nächsten Moment wieder schlagartig um. Ich fing plötzlich an zu weinen. Die ganze Situation wuchs mir über den Kopf. Mir wurde klar, dass ich sehr egoistisch gewesen bin. Ich war so glücklich mit Tohma und über unser Kind, dass ich meine Familie – und auch meine Freunde – völlig vernachlässigt hatte und ich schämte mich dafür. Meine Familie hat alles für mich getan, ohne sie wäre ich jetzt wahrscheinlich tot und könnte nicht über mein Leben berichten. Mein Vater hatte natürlich Verständnis für mich und obwohl ich mir viele Gedanken machte, schaffte es Tohma mich liebevoll abzulenken. Hosted by Animexx e.V. 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