Endless Love – Without A Future? (無盡的愛) von Lina_Kudo (Eine verbotene Liebe im alten China (Goku&Chichi)) ================================================================================ Kapitel 13: 復仇與和諧 - Rache und Harmonie -------------------------------------- ****Rückblick**** Nachdem ich ihn angezogen hatte – erstaunlicherweise hatte sich da meine peinliche Berührung in Grenzen gehalten, sodass ich mich auf das Wesentliche hatte konzentrieren können – legte ich ihn vorsichtig in eine Höhle. Danach legte ich eines meiner Gewänder auf den harten grauen Boden, bevor ich mich zu ihm legte und uns beide mit meinen gerade ausgezogenen Kleidern so dick wie möglich zudeckte. Und so fand auch ein anstrengender Tag mit zahlreichen wichtigen Ereignissen ein Ende. ****Rückblick**** KAPITEL 13: 復仇與和諧 Rache und Harmonie »Bittersüße Rache ist allgegenwärtiger Teil unseres Lebens.« Gleich am nächsten Tag nach diesem verhängnisvollen Vorfall hatte ich meinen Schwanz abgetrennt – für alle Fälle. Noch bis heute war mir schleierhaft, wie er mir nach so vielen Jahren nachwachsen konnte. Wie konnte das nur passieren? Lag es vielleicht daran, dass ich mich wahnsinnig glücklich gefühlt hatte an ihrer Seite, und das erstmals seit vielen Jahren? Es war durchaus im Bereich des Möglichen, dass es etwas zu tun haben könnte, dass ich in diesem Augenblick einfach an rein gar nichts gedacht hatte, meine Vergangenheit im Zusammenhang mit Saiyajin und Vollmond in den Hintergrund gestellt und deswegen meine Selbstbeherrschung für einen Augenblick völlig vernachlässigt hatte. Dass in mir nicht permanent und gerade bei Vollmond die Urinstinkte eines Saiyajins zum Vorschein getreten waren, hatte ich nämlich einer Menge antrainierter Selbstbeherrschung zu verdanken. Bisher hatte ich mich immer sehr gut unter Kontrolle halten können, doch letztens hatte ich meine Selbstdisziplin vollkommen außer Acht gelassen. Wenige Momente hatte gereicht, dass mir gleich ein neuer Affenschwanz gewachsen war. Wie uns damit deutlich demonstriert worden war, konnte nur ein kleiner Fehler meinerseits fatalen Folgen mit sich bringen. In Zukunft würde ich nun höllisch aufpassen müssen. Mehr als je zuvor, wenn ich keinen gravierenden Schaden anrichten wollte. Seitdem war jeder Tag mit verschiedenen Gefahren und Ereignissen geschmückt. Die yuanischen und goryeonischen Soldatentruppen waren uns stets dicht auf den Fersen trotz aller Vorsicht von unserer Seite, weshalb ich mir die ungünstigen Umstände gar nicht erklären konnte. Doch wenigstens hatten wir es bisher jedes Mal geschafft, rechtzeitig vor ihnen zu flüchten und unentdeckt zu bleiben. Doch wie lange würden wir das noch erfolgreich durchhalten? Neben der anhaltenden Flucht vor den Truppen versuchte ich auch, die Person, die für den Tod unserer Väter verantwortlich war, ausfindig zu machen. Auch wenn ich die Prinzessin nicht explizit darin eingeweiht hatte, wusste sie von meinem Vorhaben und unterstütze mich dabei. Wir benötigten keine Worte, um uns zu verstehen – daran hatte sich nie etwas geändert. Im Gegensatz zu unserer Flucht waren bei den Racheplänen alle bisherigen Bemühungen jedoch vergeblich gewesen. Es war nicht einfach, zeitgleich zu suchen und zu fliehen - gesucht zu werden, unentdeckt zu bleiben und selbst auf der Suche zu sein. Nicht zuletzt wäre da auch noch mein Ego: Für mich fühlte es sich wie eine bittere Niederlage an, wegzulaufen. Das entsprach absolut gegen meine ursprüngliche, wahre Art. Mein ausgeprägter Stolz hätte es mir strengstens verboten, mich so feige zu verhalten. Doch mein altes Wesen war schon lange vergraben unter dem Zauber, der noch nach so vielen Jahren hartnäckig auf mir lastete. Und doch spürte ich seit geraumer Zeit, wie sie allmählich doch abnahm. Um genau zu sein, seit ich mich dazu entschlossen hatte, zusammen mit der Prinzessin vor unserem eigenen Land zu fliehen. Seit diesem Tag spürte ich, wie der Fluch immer weiter bröckelte. Dem gegenüber gab es dennoch leider zahlreiche Anzeichen, die dieses positive Phänomen widerlegten. Sie zeigten auf äußerst ernüchternde Weise, dass ich diesem Fluch noch lange nicht gewachsen war. Ich war noch weit davon entfernt, ihr das Handwerk zu legen. Nämlich in den Momenten, in denen ich mich durch meine Loyalität einfach vor unseren Verfolgern zeigen wollte, hätte die Prinzessin das nicht mit allen Mitteln zu verhindern gewusst.. Wenn sie ein Machtwort sprach, konnte ich ja nicht viel dagegen unternehmen. Und so vergingen die weiteren Wochen. Ich trainierte täglich, um mich auf den Tag der ersehnten Rache für meinen Vater und den Kaiser vorzubereiten. Und auf einmal war der Tag näher, als wir je zu glauben gewagt hatten. An diesem besagten Tag wurden wir entdeckt. Ein Goryeoner mittleren Alters hatte uns ausfindig gemacht und grinste uns triumphierend an. Sein langer Affenschwanz kringelte sich angeregt in der Luft. Im Gegensatz zu uns hatten sich die Saiyajins von Goryeo nämlich nicht von ihren Schwänzen getrennt. Allein das war schon ein Anzeichen dafür, dass ihr Wesen nicht so friedlich war. Urplötzlich war er an jenem Tag direkt hinter uns gestanden. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt trotz meiner sensiblen Sinne. Auch seine Aura hatte ich nicht gespürt, was nur bedeuten konnte, dass er ebenfalls in der Lage war, sie zu löschen. Allein diese Fähigkeit sprach dafür, dass er mächtiger war als die anderen Witzfiguren aus seinem Volk. Auch auf meinen Lippen legte sich ein Grinsen. Ich spürte das saiyajanische Blut erregt in mir brodeln. Das versprach, interessant zu werden. »Prinzessin ? Versteckt Euch an einem sicheren Ort! Ich werde dieses Problem beseitigen, macht Euch keine Sorgen.« Dabei schenkte ich ihr ein selbstbewusstes und beruhigendes Lächeln. Doch da war noch etwas. Ein längst verloren geglaubtes Merkmal: Die Kampflust, die unaufhaltsam in meinen Augen loderte. Untypischerweise nickte sie anstandslos und entfernte sich zügig vom Kampfplatz. Wahrscheinlich war ihr klar, dass ich nicht umzustimmen war und es keinen Sinn hatte, eine heiße Debatte mit mir zu führen, dass sie doch in meiner Nähe bleiben durfte. Zumal wir in akuter Lebensgefahr schwebten. Erst, als ich mich mit eigenen Augen davon überzeugt hatte, dass sie weit genug abseits vom Geschehen stand und sich hinter einem riesigen Felsen versteckte, widmete ich meiner Aufmerksamkeit dem Feind, der mir gegenüberstand. »Gestattet, mich erst einmal vorzustellen. Mein Name ist Choi Hwang Jeong, und Ihr seid Son-Goku, der überall gesucht wird, hab ich Recht? Es besteht kein Zweifel: Euer Gesicht hängt schließlich in jeder Stadt. Außerdem ist diese Ähnlichkeit mit dem Leibwächter des ehemaligen Kaisers verblüffend.« Seine tiefe Stimme war schneidend, aber dennoch klang er außergewöhnlich ruhig und keinesfalls herausfordernd. Ich musste vorsichtig sein. Die Gegner, die so ausgeglichen waren und sich am schwersten provozieren ließen, waren bekanntlich am gefährlichsten. Der würde sicherlich ein harter Brocken werden. Langeweile war hier definitiv nicht vorprogrammiert. Was mich eher überraschte, war die Tatsache, dass er anscheinend meinen Vater kannte. »Woher wisst Ihr, wie mein Vater aussah?«, stellte ich ihm ernst die Frage, die mir auf der Zunge brannte. Zwar war sein Name bekannt, doch mein Vater hatte immer Wert darauf gelegt, dass niemand sein Gesicht kannte. Ruhm und Ehre war ihm nicht so wichtig – es war lediglich in seinem Interesse gelegen, den Kaiser zu beschützen. Nicht mehr und nicht weniger. Das Grienen, welches sich nun auf seine spröden Lippen legte, war plötzlich von Häme getränkt. »Willst du das wirklich wissen?« Meine Pupillen weiteten sich merkbar bei dem vielsagenden Unterton in seiner Stimme. Konnte das wirklich sein? Schon auf den ersten Blick hatte ich so eine tiefe Abscheu verspürt. Eine Abneigung, die viel weiter ging als die zwischen normalen Feinden, weil sich deren Völker im Krieg befanden. Und er war derjenige, der meinen Verdacht unaufgefordert bestätigte: »Ich bin derjenige, der die Ehre hatte, den letzten Kampf deines Vaters auszufechten.« Stille. Der Schock stand mir buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Erst nach und nach wurde mir so richtig klar, wer da unmittelbar vor mir stand. Der Mörder, den ich seit so langer Zeit suchte. Ich konnte nicht beschreiben, was in diesen Augenblicken in mir vorging. Was für Emotionen meinen gesamten Körper vereinnahmten. Ich konnte nur eins sagen: Die tobenden Gefühle waren gewaltig. Benommen sah ich zu Boden und ballte meine Hände zu zwei Fäusten zusammen. Ich musste wieder nicht nachfragen: Er fing von selbst an, mir von diesem Ereignis zu erzählen. Offensichtlich wollte er daraus gar kein Geheimnis machen und war mehr als stolz auf seine Tat. »Nun ja, eigentlich hatte ich gar nicht den Auftrag gehabt, ihn zu töten. Meine Aufgabe bestand lediglich darin, dem Kaiser das Lebenslicht auszuknipsen. Er war ja schließlich derjenige gewesen, der partout nicht damit einverstanden war, seine über alles geliebte Tochter mit unserem Prinzen zu verheiraten. Überaus dumm von ihm, weshalb uns keine andere Wahl blieb, als ihn aus dem Weg zu räumen. In unserer Welt überleben eben nur die Starken und Mächtigen. Unerwartete Unterstützung bekamen wir von dem zwielichtigen jüngeren Bruder des Kaisers, der selbst nach der Krone strebte und seinen älteren Bruder schon lange loswerden wollte. Damit war der Plan, den Kaiser auszuschalten, schnell geschmiedet. Leider war dein Vater uns aber im Weg. Törichterweise wollte er den Kaiser unter allen Umständen beschützen und glaubte ernsthaft, es mit mir aufnehmen zu können. Sein Todesurteil war damit unterschrieben. Eins muss ich ihm aber lassen: Er hat sich ganz tapfer geschlagen und bis zum bitteren Ende gekämpft. Das war der beste Kampf meines Lebens.« Nach und nach stieg der gewaltige Hass in mir auf gegen den Mörder meines Vaters. Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an durch den Rachedurst, der mich in diesem Augenblick mit voller Wucht vereinnahmte. Ich war nur noch wenige Meter entfernt von meiner langersehnten Rache. Aber eigentlich konnte ich froh sein: Ich habe gar nicht nach ihm suchen müssen. Er war mir direkt in die Arme gelaufen. Alle meine unterdrückten Gefühle, seit ich die leblosen Körper meines Vaters und des Kaisers gesehen hatte, kamen mit einem Schlag hoch und drohten, die vollständige Kontrolle über mich zu übernehmen. Ich spürte einen Drang, den ich noch nie zuvor in meinem Leben so intensiv gespürt hatte: Mordlust. Das erste Mal in meinem Leben wollte ich wirklich jemanden umbringen. Endlich war die Zeit der Abrechnung gekommen! »Du verdammter Mistkerl!«, murmelte ich außer mir vor Zorn und versuchte mit aller Kraft, ruhig zu bleiben ruhig zu bleiben. Ich durfte mich nicht von meiner Wut leiten lassen, denn wie hatten unsere Mönche immer so schön zu sagen gepflegt? Wut vernebelte den Verstand – äußerst ungünstig bei einem Kampf. Noch nie war es mir so schwergefallen wie jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Doch ich erlag meinem Zorn und verlor im nächsten Augenblick endgültig die Beherrschung. »Dafür wirst du bezahlen.« Blind vor Hass schoss ich auf ihn zu und griff ihn an. Ich schlug einfach nur zu und nahm nicht einmal richtig Notiz davon, wie er meinen Schlägen und Tritten spielend auswich. Ich war mir gar nicht im Klaren, dass meine momentane Kampftaktik gegen jeglichen Regeln der yuanischen Kampfkunst verstieß. Sie besagten, dass man jederzeit seine eigenen Gefühle abstellen und besonnen bleiben sollte, doch all diese Gesetze hatte ich durch meine überschäumenden Emotionen ganz automatisch über Bord geworfen. Doch das sollte mir schon sehr bald zum Verhängnis werden … »Wie der Vater, so der Sohn. Du wirst auch genauso erbärmlich untergehen wie dein alter Herr!« Seine Stimme triefte vor Spott, doch darüber konnte ich mich gar nicht ärgern, da ich schon einen harten und präzisen Schlag gegen meinen Magen spürte. Sofort musste ich innehalten und meine Angriffe abbrechen. Was für ein Schlag. Der Schmerz breitete sich rasend schnell über meinen gesamten Körper aus. Meine Hand auf diese Stelle legend verzog ich schmerzhaft das Gesicht und blickte hasserfüllt zu meinem Erzfeind hoch. Doch was hatte ich erwartet? Mir war bewusst, dass er eine harte Nummer werden würde, denn schließlich hatte er es geschafft, mit meinem Vater fertigzuwerden. Das würde ganz gewiss kein Kampf sein, der schnell hinter die Bühne gebracht werden konnte. Mit zusammengebissenen Zähnen verdrängte ich den Schmerz und ging weiter in die Offensive. Nein, ich durfte ihm keine Auszeit gönnen! Irgendwann würde auch er mal müde werden, und diesen Augenblick würde ich nutzen. Manchmal traf ich sogar, doch seine Treffer überwogen leider deutlich. Nachdem ich viele harte Schläge, Tritte und auch einige brennende Energiebälle eingesteckt hatte, lag ich völlig entkräftet auf dem Boden. Mein Körper war mit teilweise riesigen Schrammen, Kratzern und Wunden übersät. Das Blut floss nur so von mir herab und vermischte sich mit dem weißen kalten Schnee unter mir. »Verdammt!« Verzweifelt krallte ich meine Finger tief in den Schnee rein. War ich etwa jetzt schon an meine Grenzen gestoßen? Ich durfte nicht verlieren! Ich durfte doch nicht so einfach aufgeben! Was würde mein Vater dazu sagen? Er sollte doch stolz auf mich sein. Ich musste ihn doch rächen, damit er endlich in Frieden ruhen konnte. Ich musste einfach! Von Weitem vernahm ich eine verzweifelte Stimme, die mich mühelos wieder in die Realität zurückholte. Chichi … »Son-Goku! Komm wieder zu dir, hast du gehört? Du darfst dich nicht vom Hass leiten lassen! Du darfst nicht zulassen, dass der Hass dich beherrscht! Du musst ihn beherrschen!« Aufgeregt rüttelte sie an mir, wodurch ich erst merkte, dass sie sich direkt über mir gebeugt hatte und sie mir so nah war. »Du darfst jetzt nicht aufgeben!« »P- Prinzessin … Was macht Ihr hier?«, wisperte ich leise und starrte sie entgeistert an. Es war mir selbst ein Rätsel, woher ich die Kraft dafür nahm, überhaupt sprechen zu können. Ein einziger Blick auf ihr wunderschönes Gesicht genügte, um meine Hoffnung tief in mir wieder zum Leben zu erwecken. Doch erst jetzt realisierte ich alarmiert, dass sie sich direkt neben mir befand und nicht mehr in ihrem Versteck. »Prinzessin Chichi? Was für eine Ehre, dass Ihr uns Gesellschaft leisten wollt. Ihr kommt gerade recht. Neben dem Auftrag, Euren Leibwächter zur Strecke zu bringen, wurde mir auch die Aufgabe zugeteilt, Euch mit nach Goryeo zu nehmen.« Ich hörte, wie seine Schritte sich uns immer weiter näherten. »Zwar habt Ihr uns eine Menge Ärger bereitet, aber davon werden wir großzügig absehen, wenn Ihr mit mir kommt. Unser zukünftiger Herrscher wird Euch bestimmt vergeben und Euch zu einer braven Kaiserin machen.« »Dafür wirst du bezahlen«, zischte Chichi leise, erhob sich und rannte mit lautem Kampfgeschrei auf ihn zu. »Nein …«, flüsterte ich kraftlos und spürte ungeahnte Kräfte in mir emporsteigen bei dem Gedanken, dass er Chichi entführen und ihr etwas antun könnte. Die schlimmsten Vorstellungen spielten sich in meinem Kopf ab und waren auf dem besten Wege, mich in den absoluten Wahnsinn zu treiben. »Wage es ja nicht, sie auch nur anzufassen!« Vor Wut schäumend setzte ich mich auf, als wäre nie etwas gewesen. Es schien, als wäre ich ganz schlagartig wieder im Vollbesitz meiner Kräfte. Mehr noch: Ich fühlte mich plötzlich … stärker als jemals zuvor. Woher kam nur diese neue Energie, die gerade meinen gesamten Körper durchströmte? Dank Chichi habe ich nun endlich begriffen, worum es hier ging. Ich habe wieder zu mir selbst gefunden. Aber egal. Im Moment zählte nur eins: Chichi vor diesem Widerling beschützen. Koste es, was es wolle! Kurz sah ich zu meiner Prinzessin. »Bringt Euch bitte in Sicherheit!«, forderte ich sie nachdrücklich auf. Sie starrte mich jedoch nur völlig perplex an. »Was … Was ist mit deinen Augen passiert?« Erstaunt hob ich fragend eine Augenbraue hoch. Sie beantwortete mir meine unausgesprochene Frage, bevor ich sie überhaupt stellen konnte. »Sie sind … türkis.« Das konnte ich mir auch nicht erklären. Seit wann konnte ich meine Augenfarbe ändern? Jedoch schob ich den Gedanken schleunigst beiseite, wiederholte meine Bitte, dass sie den direkten Schlachtplatz verlassen sollte und erhob mich mühelos, als ob ich keinerlei Verletzungen erlitten hätte. Ich stand auf, als ob nie etwas geschehen war. Um mich herum baute sich eine leuchtend goldene Aura auf, die auch ich um mich herum sehen konnte. Ein gewaltiger Druck, der von mir ausging, riss die komplette Gegend in sein Kraftfeld. Die Natur reagierte auf meine immer weiter steigende Energie. Die kleinen Kiessteine auf dem harten Boden schwebten in die Lüfte empor. Das naheliegende Meer begann zu tosen. Meine Muskeln nahmen sichtbar zu. Ich unterdrückte meine bisher verborgenen Kräfte nicht mehr länger und schrie mit einem ohrenbetäubenden Schrei alles heraus, was sich die ganze Zeit in mir angestaut hatte. Von einer Sekunde auf die andere standen meine Haare plötzlich zum Himmel gerichtet und nahmen eine helle, goldene Farbe an. Die gleiche Farbe übernahmen auch meine Augenbrauen. Darunter leuchteten meine türkisenen Augen hell auf. Mein verändertes Aussehen nahm ich durch die schwarzen Augen meines Gegners wahr, die mir als Spiegel dienten. Und ich erkannte noch etwas anderes: pure Angst. Die ungewohnte, neue Kraft wuchs bis ins Unermessliche und fand einfach kein Ende. Sie stieg so stetig, dass ich es beinahe mit der Angst zu tun bekam, dass mein Körper platzen könnte bei so viel Energie. »Nein! D- Das darf doch nicht wahr sein!« hörte ich Hwang Jeong stottern. Die Panik in seiner Stimme war mehr als deutlich zu vernehmen. »I- Ist das etwa der legendäre Super-Saiyajin?« Überrascht sah ich auf meine Hände hinab und musterte anschließend meine eigene Gestalt. Das war also der Super-Saiyajin? Früher hatte Vater mir immer von einem »Super-Saiyajin« erzählt. Er soll über Kräfte verfügen, die mit nichts anderem zu vergleichen waren und alles übertrafen, was es je gegeben hatte – weit abseits jeder Vorstellungskraft. Sie waren so gewaltig, dass sogar schon von einer völlig neuen Dimension die Rede war. Doch ich hatte nie richtig begriffen, was so ein Super-Saiyajin tatsächlich war – schließlich war ich noch nie einem begegnet. Doch nun spürte ich ihn im eigenen Leib. Und … es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Ein verdammt gutes sogar. Ich spürte auf meinem Nacken den verblüfften Blick der Frau, die ich über alles begehrte. »Versteckt Euch, es ist viel zu gefährlich hier«, wiederholte ich mit einer gewissen Strenge in der Stimme, bevor ich sie zaghaft anlächelte, um ihr zu vermitteln, dass mit mir alles in Ordnung war und sie sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Zufrieden nahm ich zur Kenntnis, wie sich die Prinzessin lautlos von dem Schlachtplatz entfernte. Im nächsten Moment linste ich ernst zu meinem Gegenüber. Jetzt ging es ans Eingemachte. »Und nun zu uns, du elender Wurm. Du wirst für deine üblen Machenschaften teuer bezahlen müssen.« Ohne länger zu zögern startete ich einen Angriff, diesmal jedoch beherrscht und ruhig. »Nämlich mit deinem Leben.« Der erste Schlag traf ihn mit voller Wucht und ließ Hwang-Jeong einige Schritte nach hinten stolpern. Zwar hätte er es zweifelsohne verdient, dass ich ihn so lange wie möglich quälte und demütigte, doch ich hatte nicht die geringste Lust zu spielen. Dafür hatte ich schon viel zu lange auf diesen Moment gewartet. Außerdem wollte ich auch nicht, dass Chichi das länger mitansehen musste. »Ich wünsche dir eine angenehme Fahrt in die Hölle!«, brüllte ich, als ich oben in der Luft schwebte und auf ihn herabsah, bevor ich meine Kräfte bündelte und in eine bekannte Kampfstellung ging: Ich grätschte meine Beine etwas auseinander, formte meine beiden Hände zu einer Kugel und hielt meine Arme nach hinten gestreckt. »Ka-« Eine kleine weiße Kugel entstand zwischen meinen Händen. »Me- …« Die Kugel wuchs langsam, nahm eine helle bläuliche Färbung an. »Hame- …« Mit einem Blitz wurde die Kugel nochmal ein ganzes Stück größer und leuchtete noch heller. »Ha!« Ich warf beide Arme vor: Die blaue Energiekugel schoss direkt auf Hwang Jeong zu, der wie ein geblendetes Reh still stand und mit schmerzerfüllten Schreien sein Ende empfing. Es war vorbei. Seine Aura war komplett erloschen. Er weilte nun nicht mehr unter den Lebenden. Genugtuung machte sich in mir breit. Von Reue war keine Spur, denn ihn umgebracht haben war so ziemlich das Letzte, was ich bedauern könnte. Ich streckte meine rechte Handinnenfläche gerade und parallel zu meinem Gesicht aus. Möge Buddha mir diese Tat verzeihen. Ich hatte meine guten Gründe dafür gehabt. Wie er es ja vorhin schon gesagt hatte: In unserer Welt überlebten nur die Stärkeren. Und der Wille zu leben war uns allen in die Wiege gelegt worden. »Son-Goku!« Als ich ihre Stimme vernahm, drehte ich mich mit einem warmen Blick zu ihr. Sie kam aus der Höhle rausgelaufen. Ich ließ keine Sekunde verstreichen, um ebenfalls auf sie zuzuschweben. Gerade als ich wieder den Boden unter meinen Füßen spürte und vor ihr landete, schmiss sie sich so heftig an meine Brust, dass ich fast rückwärts umgefallen wäre und sie mitgerissen hätte. »Nicht so stürmisch, Prinzessin«, flüsterte ich beruhigend auf sie ein, »es ist ja alles gut.«, Ich zögerte kurz, bevor ich mich letztlich doch dazu entschloss, meine Arme schützend um sie zu legen. Sie sprach so schnell wie ein Wasserfall, sodass ich Mühe hatte, ihr überhaupt zu folgen. »Ich hatte solche Angst um dich gehabt. Anfangs sah es ja schon fast danach aus, als würdest du ihm unterliegen. Doch dann kam ja dieser überraschende Wendepunkt!« Sie löste sich ein wenig aus der Umarmung, um mich mit ihren großen Augen ansehen zu können. »Wie kam es eigentlich zu dieser spektakulären Verwandlung?« Die Neugier war sowohl in ihren Augen als auch in ihrem Tonfall mehr als offensichtlich. Dabei deutete sie vielsagend auf meine neue Frisur. Lächelnd schloss ich kurz meine Augen, und fast augenblicklich verwandelten sich meine Haare wieder zurück zu ihrer Ursprungsform: wild in alle Richtungen hervorstehend und schwarz wie die Nacht. Ich schlug wieder meine Augen auf. Nach wie vor tief beeindruckt starrte sie mich an und machte eine weitere Feststellung: »Und deine Augen sind jetzt auch wieder schwarz.« »Ich habe mich in den legendären Super-Saiyajin verwandelt, und in dieser Form sind meiner Kraft keine Grenzen gesetzt.« Völlig verdutzt klappte ihr der Mund auf. »Du meinst den legendären Super-Saiyajin, der nur alle tausend Jahre erscheint wird und von dem dein Vater immer erzählt hat?«, hakte sie ungläubig nach und ich bestätigte mit einem Nicken. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken über die Tatsache, dass sie das noch wusste, obwohl ich die Legende nur einmal beiläufig erwähnt hatte. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, denn sie hatte schon immer ein viel besseres Gedächtnis gehabt als ich – auch wenn das keine Herausforderung war. »Ich bin so froh, dass nun endlich alles endlich vorbei ist«, sprach Prinzessin Chi leise, als wir uns einen Augenblick nur schweigend angesehen hatten. »Ich hatte während des ganzen Kampfes wirklich Angst gehabt, dich zu verlieren. Natürlich habe ich immer ganz fest an dich geglaubt. Selbst als du am Boden lagst, doch die Angst konnte ich trotzdem nicht abstellen. Dich zu verlieren wäre das Schlimmste, was mir widerfahren könnte.« Sie wurde etwas rosa um die Wange, als ihr klar wurde, was sie mir da gerade unverhohlen gestanden hatte. Ohne jegliche Hemmungen sah ich ihr tief in die Augen. Diese Augen und dieser Blick brach jeden Zauber waren fähig, in mir jeden Zauber zu brechen, doch ich hatte mich bisher nie getraut, lange genug hineinzublicken. Warum mir das ausgerechnet jetzt auf einmal gelang, konnte ich mir selbst nicht erklären. Doch ich dachte gar nicht erst darüber nach, denn mir war nur dieser unbeschreiblich befreiende Moment wichtig, sonst nichts. »Chichi …«, entwich es meiner trockenen Kehle, als hätte sie Urlaub in der Sahara gemacht. Stück für Stück hob ich meinen rechten Arm, berührte sanft ihre Wange und strich zärtlich darüber. Ihre Augen glänzten hoffnungsvoll. »Du … sprichst mich direkt bei meinem Namen an?«, fragte sie und bemühte sich sichtlich, die Fassung zu bewahren, die ihr offenbar zu entgleiten drohte. Ich ließ meine Hand auf ihrer linken Kinnseite verweilen. Anstatt ihr zu antworten beugte ich mich herunter und näherte mich immer weiter ihrem zarten Gesicht. Ihr warmer, süßer Atem streichelte sanft meine Haut. Zeitgleich schlossen wir unsere Augen, bevor ich ihre weichen Lippen endlich schmecken konnte. Wie lange hatte ich von diesem Moment geträumt? Ich spürte, wie ich Stück für Stück mein altes Ich vollständig zurückerlangte. Als ihre Knie merklich nachgaben, hielt ich sie rechtzeitig fest, indem ich ihre Taille umschlang. Hungrig küsste ich sie weiter, bis wir uns irgendwann, nach schier endloser Zeit, voneinander lösten. Atemlos erkundete ich dieses warme Schwarz bis tief zu ihrem Grund und fand nichts außer eines in ihnen: Liebe. Lächelnd näherte ich mich ihrem Ohr. »Danke für den Kuss« hauchte ich zärtlich, während ich immer noch den beschleunigten Herzschlag in meiner Brust zu bändigen versuchte. Verwirrt öffnete Chichi ihre Lippen, doch ich versiegelte sie weiter mit einem kurzen Kuss, bevor ich unbeirrt fortfuhr. »Zurück zu dir. Ich liebe dich … meine Prinzessin.« Kam es mir so vor oder war es tatsächlich möglich, dass ich gerade auch ihr Herzklopfen hören konnte? Oder war es sogar mein eigener? Unmöglich – das konnte ich mir nur einbilden. Doch mein glückseliges Lächeln erstarb, als ich die Tränen in ihren Augen registrierte, die nun sogar begannen, von ihren blassen Wangen hinabzufließen. »Habe ich etwas Falsches gesagt? Wein doch nicht Chichi …« Mit einer geschickten Handbewegung wischte sie sich die Tränen mit einem kurzen »Du Dummerchen« ab. Das verunsicherte mich nur noch mehr, doch ich hatte nicht länger die Gelegenheit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, denn sie fiel mir freudestrahlend um den Hals. »Ich liebe dich auch Son-Goku!«, schluchzte sie glücklich. Und spätestens ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich keinen Grund zur Sorge hatte. Zufrieden drückte ich sie sanft an mich und genoss unsere neue Innigkeit, die eine völlig andere Ebene erreichte als jemals zuvor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)