Riddle's Assassins von stone0902 (Im Auftrag des Dunklen Lords) ================================================================================ Kapitel 7: Hogsmeade -------------------- „Und? Hast du schon eine Idee wie du Sankt Potter ins Jenseits befördern willst?“ Die Antwort, die der blonde Slytherin erhielt, war ein einfaches Schulterzucken. Ginny saß auf einem Stuhl, die Beine übereinander geschlagen und drehte eine ihrer langen roten Haarsträhnen zwischen ihren Fingern. Ihr gegenüber stand Draco mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Sie hatten sich wieder im ehemaligen Klassenzimmer getroffen. „Zu schade, dass der dunkle Lord diese Aufgabe nicht mir anvertraut hat. Ich würde Potter beim Quidditch einfach vom Besen hauen!“ Ja, so weit war Ginny mit ihren Gedanken auch schon gewesen. Etwas Besseres als ein getarnter Quidditchunfall war ihr bisher leider noch nicht eingefallen. Das Problem bestand darin, dass es Fragen geben würde, wenn die Mannschaftsmitglieder sich schon untereinander vom Besen werfen würden. Für Malfoy waren diese Gedanken jedoch nichts neues. Seit seinem ersten Schuljahr hatten er und Harry Potter sich zu Erzfeinden und ewigen Rivalen erklärt und seitdem nutzte der Slytherin jede erdenkliche Möglichkeit um den Jungen mit der Blitznarbe fertig zu machen. Leider war das Glück selten auf seiner Seite und Harry schaffte es nicht nur im Quidditch besser zu sein, sondern auch in allen anderen Angelegenheiten. Nun war es bereits Mitte Oktober. Morgen war das erste Wochenende an dem es den Schülern von Hogwarts erlaubt war ins Zaubererdorf Hogsmeade gehen zu dürfen. Ein Tag, auf den sich viele Schüler freuten. Sie würden zu Madam Puddifoots gehen, dem beliebten Treffpunkt für Liebespaare, zum Süßwarenladen Honigtopf, in die Buchhandlungen und in Zauberutensilienläden stöbern oder sich in den Drei Besen ein Butterbier genehmigen. Die Pläne für Ginny sahen in diesem Schuljahr jedoch anders aus. Sie würde nach Hogsmeade gehen, aber nicht wie die andern Schüler in die prächtigen und überfüllten Straßen, sondern sie würde einen anderen Weg nehmen. Sie wollte an einen Ort an dem sie mit Tom sprechen konnte. Und dafür hatte sie die heulende Hütte gewählt. In das Tagebuch hatte sie bereits geschrieben, dass sie am Samstag plante sich mit ihm zu treffen. Sie freute sich schon auf diesen Tag. Voller Aufregung fieberte sie dem Wochenende entgegen. Die heulende Hütte war ein Ort, zu dem sich die Schüler nicht trauten. Ihr selbst war er ebenfalls nicht so ganz geheuer, aber es war viel zu gefährlich Tom hierher zu bitten, wenn sie sich im Mädchenschlafsaal befanden. Dieses eine Mal war es gut gegangen, doch was würde geschehen, wenn ihn jemand sehen würde? Die Person würde ihn vielleicht nicht erkennen, da Tom in seiner jüngeren Gestalt erscheinen würde. Doch ein Junge im Mädchenschlafsaal war nicht gerne gesehen und außerdem war es nicht möglich, da der Zutritt durch einen Zauber alle männlichen Wesen fern hielt. Trotzdem wollte sie auf Nummer sicher gehen und Tom an einem geeigneten Ort treffen. Sie wollte ihn wieder sehen, doch hatte sie keine Ahnung, was sie zu ihm sagen sollte. „Träumst du, Weasley?“ Malfoys Stimme hatte sie aus den Gedanken gerissen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er mit ihr gesprochen hatte. Sie fing seinen Blick ein, blinzelte zwei Mal und sah ihn neugierig an. Malfoy verdrehte die Augen. Seufzend fuhr er sich durchs Haar, bevor er ungeduldig fort fuhr. „Konzentrationsschwächen scheinen wohl bei euch in der Familie zu liegen.“ Bevor Ginny eine Beleidigung erwidern konnte, stellte er eine Frage. „Hast du schon einmal etwas von verzauberten Galleonen gehört?“ Man könnte schon behaupten, dass sie davon gehört hatte. Im letzten Schuljahr hatte sie selbst eine verzauberte Galleone gehabt, so wie die anderen Mitglieder der DA. Ihre müsste noch irgendwo in den Tiefen ihres Koffers liegen. „Wenn du die meinst, mit denen man untereinander kommunizieren kann... dann ja.“ „Erzähl mir davon. Wie funktioniert das?“ „Es geht mit dem Proteus-Zauber“, begann die Gryffindor und versuchte sich an Hermines Worte zu erinnern. „Du brauchst mindestens zwei Galleonen, die du verzauberst. Eine davon behältst du und die andere gibst du der Person, mit der du in Kontakt stehen willst. Die Münzen ahmen sich nach. Wenn du also auf der einen etwas verändert, wenn du zum Beispiel eine Information darauf setzt, ahmt die dazugehörige Münze sie nach. Das Prinzip ist einfach, nur der Zauberspruch soll schwierig sein. Ich weiß, dass er nur in den Oberklassen gelehrt wird.“ „Du redest so, als ob du selbst mal eine hattest.“ „Ja, das kann man so sagen.“ „Okay. Das mit dem Zauber werde ich hinkriegen“, sagte Malfoy und reckte das Kinn arrogant in die Höhe. „Ich werde dir eine Münze geben. Und du wirst sie für mich jemanden zu kommen lassen.“ Für einen Moment hatte sie gedacht, dass er mit ihr über die verzauberten Galleonen in Kontakt bleiben wollte. Bei dem Gedanken, dass es dennoch ein Mädchen sein könnte, musste sie schmunzeln. „Wer hat denn die Ehre?“ „Das ist unwichtig. Morgen gebe ich sie dir. Du wirst dann damit in den Drei Besen bezahlen.“ „Wieso machst du das nicht, wenn man fragen darf? Du bist doch bestimmt selbst morgen dort.“ „Falsch gedacht.“ „Du gehst nicht nach Hogsmeade? Jeder geht doch dahin!“ „Ich werde aber nicht gehen. Ich muss nachsitzen bei McGonagall. Außerdem muss ich nicht in Hogsmeade sein um an meinem Plan weiter zu arbeiten.“ Ginnys Ohren spitzten sich. Da war sie wieder: Malfoys Aufgabe! Und sie wusste immer noch nicht, worum es sich dabei handelte. „Was genau ist das denn für ein Plan?“, versuchte sie unauffällig nachzufragen. Doch Malfoy hob nur eine Augenbraue, wegen dieses schwachen Versuches und ließ die Frage unbeantwortet. „Ich werde jetzt gehen.“ „Komm schon. Wenn du es mir nicht sagst, sagt er es mir.“ „Wer?“, fragte Malfoy, klang dabei reichlich uninteressiert. „Tom.“ „Wer?“, fragte er zum zweiten Mal, nun irritiert. „Dein Lord. Er hatte auch einmal einen menschlichen Namen, weißt du?“ „Ach was. Ich dachte seine Eltern hätten ihn Du-weißt-schon-wie genannt“, sagte er sarkastisch. „Aber wieso bei Salazar nennst du ihn so?“ „Alte Gewohnheit“, sagte sie schulterzuckend. Damals hatte Ginny ihn immer mit ‚Tom’ angesprochen, nicht ahnend, wer er wirklich war. Und für sie ist er immer Tom geblieben. Ungläubigkeit zierte noch einige Sekunden Malfoys Gesichtszüge, ehe er sie mit einem leichten Kopfschütteln verwarf. „Also dann. Es gibt noch andere Dinge mit denen ich meine kostbare Zeit verschwenden muss.“ Er raffte sich und schon trat der gehetzte Ausdruck in sein Gesicht zurück, den die Gryffindor in den letzten Tagen nur allzu oft bei dem Slytherin gesehen hatte. Er trat zu Tür. „Was ist mit der Galleone, Malfoy?“ „Keine Sorge, ich finde dich schon. Die roten Haare sind ja nicht zu übersehen.“ Malfoy warf noch einen Blick auf den besagten Haarschopf und verließ den Raum. Als die Tür ins Schloss fiel, machte Ginny noch eine uncharmante Geste, die der Slytherin jedoch nicht mehr sehen konnte. ~ Aufgeregtes Geplapper erfüllte den Schlafsaal. Die Mädchen aus Gryffindor konnten es kaum erwarten endlich das Schloss verlassen und nach Hogsmeade gehen zu dürfen, wo sie für ein paar Stunden den Schulalltag vergessen und das Leben eines Teenagers nachgehen würden. Die Mädchen des fünften Jahrgangs waren bereits zum Gehen fertig, nur Ginny ließ sich noch etwas Zeit. So langsam wie heute hatte sie sich noch nie angezogen, nur damit sie sicher gehen konnte, dass sie die Letzte im Schlafsaal war. Gerade als sie sich ihre Jacke übergezogen hatte, hörte sie wie die Tür zu fiel und das Stimmengewirr abschwoll. Mit einem Blick über die Schulter stellte die Weasley fest, dass sie allein im Schlafsaal war. Ein Lächeln huschte ihr über die Lippen, als sie den alten mitgenommenen Koffer unter dem Bett hervorzog. Sie ließ sich daneben nieder und kramte darin herum, bis sie das Tagebuch fand, welches sie heute nach Hogsmeade begleiten sollte. Bald würde es so weit sein und sie würde ihn wieder sehen. Sie würde seine Stimme hören und sein Gesicht erblicken, das sich nach all der Zeit schon längst in ihre Gedanken geprägt hatte. Heute würde sie ihm wieder nah sein können. Das Tagebuch versteckte sie in ihrer Schultasche, die sie kurz zuvor über ihrem Bett entleert hatte. Die Schulbücher lagen achtlos auf der Matratze, doch das scherte sie im Augenblick nicht. Auf dem Weg zum Schlossportal hielt sie ihre Tasche wie einen kostbaren Schatz an sich gedrückt, sodass sie ihr auf keinen Fall abhanden kommen konnte. Als sie an der Großen Halle vorbei ging, erkannte sie Malfoy, der ihr entgegenkam. Die Schüler strömten nach dem Frühstück geradezu zum Schlossportal um endlich nach Hogsmeade gehen zu dürfen. Es herrschte eine Aufregung und ein Gewusel, sodass niemand bemerkte, wie Draco Malfoy Ginny im Vorbeigehen eine goldene Galleone in die Hand drückte. Sie nickte ihm zu und verstaute die Münze in ihrer Hosentasche, bevor sie in der Großen Halle verschwand um vor dem Ausflug noch etwas zu sich zu nehmen. In einem Rekordtempo, welches ihrem Bruder Konkurrenz machte, schlang sie ihr Frühstück hinunter. Sie wollte nicht die kostbare Zeit verschwenden, die sie hatte und von daher beeilte sie sich. Sie näherte sich der Menschenmasse von Schülern, die darauf warteten, endlich zum Zaubererdorf aufzubrechen. Die Dritt- bis Siebtklässler mussten sich erst der Kontrolle von Filch unterziehen und die Einverständniserklärung ihrer Eltern vorzeigen. Als Ginny endlich an der Reihe war und der Hausmeister einen Blick in ihre Tasche warf, pochte ihr Herz vor Aufregung und Anspannung bis zum Hals. Mit diesem Buch erwischt zu werden würde furchtbare Konsequenzen mit sich bringen. Doch Argus Filch schien nichts Besonderes an dem alten Buch zu finden und der Geheimnisdetektor, den Filch dieses Jahr gebrauchte um die Schüler zu durchsuchen, schlug auch nicht bei ihr an. So konnte sie den Weg nach Hogsmeade anstreben. Es schien kein schöner Tag zu werden. Der kalte Wind blies ihr um die Ohren, doch nichts in dieser Welt würde sie von diesem kleinen Ausflug abhalten können. ~ An der Hauptstraße von Hogsmeade betrat sie die Drei Besen und auch heute war das Wirtshaus wieder gut besucht. Ginny erkannte einige Gesichter aus Gryffindor wieder, doch nicht nur Schüler, auch ältere Herrschaften waren hier anzutreffen. Zielstrebig ging sie zur Theke. Sie würde nur diese kleine Mission erfüllen und sich dann auf den Weg zur heulenden Hütte machen. Während sie wartete, drang Gelächter und Geschnatter an ihre Ohren. Es wurde angestoßen und gefeiert. Es dauerte nicht lange, da erschien auch schon eine Frau in ihrem Blickfeld. Madam Rosmerta war zwar nicht mehr die Jüngste, dennoch war sie sehr. Ginny bemerkte die Blicke, welche die Jungs der Wirtin zuwarfen. Doch heute wirkte die Wirtin merkwürdig desinteressiert. Die sonst so fröhlichen blauen Augen hatten heute einen verklärten Blick. Ginny bestellte ein Butterbier. Wenn sie schon einmal mit Malfoys Geld bezahlen konnte, würde sie das auch ausnutzen. Es war viel zu lange her, das sie Butterbier gekostet hatte. Madam Rosmerta kam mit einer Flasche angewuselt und Ginny reichte ihr die Galleone, die sie von Draco bekommen hatte. Ginny nippte an ihrem Butterbier, während sie die Frau beobachtete, wie sie die Galleone einsteckte. Anscheinend gab es eine Verbindung zwischen Madam Rosmerta und Malfoy, oder war die Galleone für jemand anderen bestimmt? Wen könnte es in Hogsmeade geben, der mit Malfoy unter einer Decke steckte? Nach einem weiteren Schluck stand Ginny auf, ließ die halbvolle Flasche einfach stehen. Es zerrte sie fort von hier, von der fröhlichen und freundlichen Gaststube. Sie machte sich auf den Weg zur heulenden Hütte, die am Rande des Dorfes lag. Ihr kamen zwei Schüler entgegen, vermutlich Drittklässler, die sich mit ängstlichen Mienen von der Hütte entfernten. Die beiden Schüler liefen in Richtung der belebten Straßen und Ginny war nun die einzige Person die sich hier befand. Die Fenster des schiefen Hauses waren zugenagelt. Es machte wirklich einen schaurigen Eindruck. Mit ihrem Zauberstab öffnete sie dir Tür und nachdem sie einen prüfenden Blick in ihre Umgebung geworfen hatte, verschwand sie in dem Holzgebäude. Durch die zugenagelten Fenster drang wenig Licht hinein. Eine Staubschicht belagerte den Boden und die Gegenstände die hier herumlagen. Es war alles andere als gemütlich, doch Ginny wollte hier keine Ferien machen, sondern sich mit jemandem unterhalten. Aus ihrer Schultasche zog sie das in schwarzes Leder gebundene Tagebuch. Sie hielt es in ihren Händen und mit einem Mal fragte sie sich, ob er überhaupt kommen würde. Sie hatte hineingeschrieben, gleich an dem Tag, als bekannt gegeben wurde, wann das erste Hogsmeade-Wochenende sein würde, dass es ein günstiger Zeitpunkt wäre um sich zu sehen und sich zu unterhalten. Doch sie hatte nie eine Antwort erhalten und jetzt fragte sie sich, ob ihre Hoffnung umsonst gewesen war. Ihre Fingerkuppen strichen über den Namen auf der Rückseite des Buches. Unter ihrer Haut spürte sie die eingravierten Lettern. „Die heulende Hütte ist kein Ort für Mädchen wie dich.“ Beim Vernehmen der männlichen Stimme schloss sie ihre Augen. Er stand hinter ihr, ganz nah. „Reizt dich so ein düsterer Ort mehr als die beliebten Läden des Zaubererdorfes?“ Als sie sich umdrehte sah sie zu dem Jungen auf, den sie sehnlichst erwartet hatte. Das fünfzehnjährige Ich von Tom Riddle stand vor ihr mit dem charmanten Lächeln, das er ihr so oft entgegenbrachte. „Es kommt nicht auf den Ort an, sondern auf die Gesellschaft in der ich bin.“ Sie spürte wie ihr Puls sich beschleunigte und sie musste sich eingestehen, dass sie sich freute ihn zu sehen. Das Verlangen nach ihm wurde ihr jetzt erst richtig bewusst, als sie ihn vor sich stehen sah. „Wenn ich an eine frühere Begegnung mit dir zurückdenke, erinnere ich mich daran, dass du sagtest, du würdest mein Tagebuch vernichten und dich mir widersetzen.“ „Meinungen ändern sich.“ Das selbstsichere Grinsen seinerseits konnte sie nur allzu gut nachvollziehen. Sie fraß ihm regelrecht aus der Hand, war ihm vollkommen verfallen und das wusste er. Seinem Zauber konnte man sich nur schlecht wiedersetzen, denn Tom verstand es, jemanden um den Finger zu wickeln und die Leute für sich zu gewinnen. „Ich habe nichts anderes von meiner Kleinen erwartet.“ Und dann lächelte er, sodass es sich anfühlte, als würden ihre Beine zu Brei werden. Sie musste sich beherrschen aufrecht stehen zu bleiben und nicht dahinzuschmelzen. Mit dem Kosenamen hatte er sie damals schon für sich gewinnen können. „Nun erzähl mir, was ist in der vergangenen Zeit geschehen? Wie macht sich Malfoy?“ Toms dunkle Augen ruhten auf ihr und sahen ihr aufmerksam ins Gesicht. Ginny musste sich zwingen ihre Gedanken wieder auf die Konversation zu lenken. „Ich habe einen kleinen Einblick erhalten können. Zwar weiß ich nicht, worauf er sich momentan konzentriert, dafür weiß ich jedoch, dass er bereits etwas unternimmt. Er verrät mir noch nicht viel. Ich schätze, dass er sich erst einmal an mich gewöhnen muss.“ „Versuche sein Vertrauen zu gewinnen. Schaffst du das, Ginevra?“ „Ich denke schon. Er ist schon auf einen Waffenstillstand mit mir eingegangen, das ist mehr, als man am Anfang verlangen kann.“ „Behalte ihn im Auge. Unterstütze ihn, wenn er Hilfe braucht. Informiere mich regelmäßig. Du weißt, wie.“ Ginny senkte ihren Blick und sah das Tagebuch, das sie immer noch in ihren Händen hielt. „Genug von dem Jungen. Erzähle mir von dir.“ Augenblicklich spannte sie sich an. Bis jetzt gab es noch nichts zu berichten, da sie noch nichts unternommen hatte. Es war noch nicht lange her, da hatte sie sich erst zu diesem Schritt entschlossen. „Wirst du es tun?“ Sie horchte auf, ihr Blick verfing sich mit seinem. Ihre Finger fummelten an dem Buch herum, da sie eine Beschäftigung brauchten. Er wollt eine Antwort haben und es gab nur eine, die sie ihm geben konnte. „Ja.“ Zufrieden nickte er. Es war nur eine kleine Geste und doch war sie von großer Bedeutung. Es war kaum auszudenken, was geschehen würde, wenn er nicht zufrieden wäre. Doch die Frage war, ob er ebenso gnadenlos mit ihr umgehen würde, wie mit ungehorsamen Todessern. Hierauf konnte sie keine Antwort geben, die sie überzeugte. „Ich kann mich doch auf meine Kleine verlassen, oder Ginevra?“ „Ja, Tom.“ Sie wollte ihn nicht enttäuschen. Das Schicksal hatte sie erneut aneinander geführt, auch wenn sich diese Vorstellung für sie immer nur in ihren Träumen abgespielt hatte. Auf eine Art fühlte sie sich zu ihm hingezogen und sie wollte ihm helfen. Sie wollte ihn glücklich machen, wenn man es denn so nennen konnte. „Tu es und dir wird eine Ehre zu Teil werden, wie du sie dir noch nie erträumt hast. Du kannst es schaffen, das, was selbst mir verwehrt blieb. Ich würde dir jeden Wunsch erfüllen.“ Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er näher gekommen war. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie von einander. Mit verträumten Blick sah sie zu ihm auf. Einige seiner schwarzen Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn, knapp über die Augen. Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie hätte nicht gewusst was sie sagen sollte und wenn, dann wäre ihr dennoch kein Wort über ihre Lippen gekommen, so traumhaft kam ihr dieser Moment vor. „Du kannst es tun“, sagte Tom und hob seine rechte Hand, die er ihr mit der geöffneten Handfläche nach oben hin hielt. „Und du wirst es tun.“ Ihr Arm bewegte sich von selbst. Ihre Hand näherte sich der seinen, Stück für Stück. Sie wollte ihn berühren, seine Haut spüren, die so blass und schön war, wie der Mond. Doch als sie die letzte Distanz überbrückt hatte, glitt ihre Hand durch ihn hindurch, als wäre er ein Geist. Nur wenige Sekunden lang verharrte sie in dieser Position, ehe sie begriff, dass es ihr nicht möglich war, ihn zu berühren. Er war nicht wirklich hier. Jedenfalls nicht körperlich. Enttäuscht sah sie auf und zog ihre Hand zurück, die ihr nun recht nutzlos vorkam. Für einen Moment hatte sie sich hinreißen und von ihrer Sehnsucht mitreißen lassen. Toms Blick war unergründlich. „Ich möchte dich berühren“, flüsterte sie und senkte den Blick, da sie spürte wie so rot wurde. Sie biss sich auf ihre Unterlippe um den Mund geschlossen zu halten, damit nicht noch mehr von diesem schnulzigen Kram aus ihr herausplappern konnte. „Töte Harry Potter und ich werde dir entgegen kommen.“ Die plötzliche Direktheit überraschte sie. Zögernd nickte sie und warf einen letzten Blick zu ihrem gegenüber. Es war nun alles gesagt und er würde wieder verschwinden. In seinen Augen sah sie es. Sie starrte auf das Tagebuch, das sie an ihre Brust gedrückt hielt, ohne es wirklich zu sehen und näherte sich der Tür. Tom war wieder verschwunden, das spürte sie. Doch wohin er zurück gekehrt war, wusste sie nicht. Nachdem sie den Berg, der zur heulenden Hütte führte, verlassen hatte, nahm sie den kürzesten Weg nach Hogwarts. Mittlerweile hatte sich das Wetter verschlechtert. Sie ärgerte sich über den Schneeregen, eine willkommene Ablenkung, die sie auf andere Gedanken bringen sollte. Plötzlich ertönte ein lauter Schrei. Es klang furchtbar und es ging ihr durch Mark und Bein, dann erkannte sie, dass die Schreie nicht einmal weit entfernt waren. Sie sah ein Mädchen, das in der Luft zu schweben schien. Um sie herum standen weitere Personen, doch Ginny achtete nur auf das Mädchen, das sich die Seele aus dem Leib schrie. Wenn sie sich nicht irrte, war das Katie Bell aus der Quidditchmannschaft. Es sah nicht nach einem Angriff aus, doch hier schien irgendetwas passiert zu sein. Schließlich kam kein Laut mehr aus ihrer Kehle und Katie fiel bewusstlos zu Boden. Nur noch der Wind pfiff ihnen um die Ohren, der die unangenehme und bedrückende Stille übertönte. Ginny wusste nicht, was hier geschehen war, doch ein Gefühl sagte ihr, das Malfoy etwas damit zu tun hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)