Riddle's Assassins von stone0902 (Im Auftrag des Dunklen Lords) ================================================================================ Kapitel 23: Whisper ------------------- Die vier Haustische in der Großen Halle waren verschwunden, stattdessen befanden sich dort viele Einzeltische, an denen jeweils ein Schüler saß. Auf jedem von den Tischen lag ein Federkiel und ein Tintenglas bereit. Vor einer Minute wurde das große Stundenglas umgekippt und unter den wachsamen Augen der Prüfer drehten die Schüler ihre Blätter mit den Prüfungsaufgaben um und begannen zu schreiben. Die erste ZAG-Prüfung der diesjährigen Fünftklässler hatte somit begonnen. In der dritten Reihe saß Ginny und las sich die erste Frage durch. Das erste Prüfungsfach war Verteidigung gegen die dunklen Künste und sie fühlte sich gut vorbereitet. Die ersten Fragen waren ein Kinderspiel. Gegenflüche wurden abgefragt sowie die Bekämpfung gegen einige magische Wesen, wie zum Beispiel Vampire, Drachen oder Trolle. Das Lernen machte sich bezahlt und mit einem guten Gefühl konnte Ginny bisher alles beantworten. Die letzten Fragen wurden allerdings zunehmend schwieriger. Mittlerweile war sie bei der vorletzten Frage angelangt. Erläutern Sie worum es sich bei einem Inferius handelt und wie man ihn bekämpft. Bei dieser Frage lehnte sich Ginny zurück und überlegte. Inferi hatten sie in diesem Schuljahr bei Professor Snape durchgenommen. Wenn sie sich richtig erinnerte, handelte es sich hierbei um Leichen. Ja, genau. Leichen, die mit einem schwarzmagischen Zauber dazu gebracht werden Befehle auszuführen. Kurz schauderte Ginny bei dem Gedanken daran, dann schrieb sie die Antwort auf. Aber womit bekämpfte man Inferi? Ginny überlegte und überlegte, doch sie kam nicht drauf... „Feuer.“ Ginny erschrak so heftig, dass sie beinahe das Tintenglas vom Tisch geworfen hätte. Völlig entsetzt sah sie sich in der Großen Halle um, um zu sehen, woher die Stimme gekommen war, doch sie sah nur ihre Mitschüler, die fleißig ihre Prüfung schrieben. Diese Stimme gehörte ohne Zweifel Tom Riddle, denn seine würde sie unter Tausenden wiedererkennen. Aber er konnte nicht hier sein! Das war unmöglich! „Ich bilde mir das nur ein“, sagte sie sich und atmete einige Male tief durch um sich zu beruhigen. Der Prüfungsdruck sorgte vermutlich dafür, dass die Nerven ihr einen Streich spielten. Toms Stimme konnte nur Einbildung sein. „Rede dir das ruhig ein.“ Da war es schon wieder, das unheilvolle Flüstern in ihrem Kopf, das anscheinend niemand außer ihr hören konnte, denn niemand außer ihr reagierte. Ginny war vor Schreck erstarrt. Verlor sie nun den Verstand? Wieso hörte sie auf einmal Toms Stimme? Das Tagebuch hatte sie schließlich nicht mehr. Es lag versteckt, irgendwo in den Unweiten vom Raum der Wünsche. Konnte Tom sie auch ohne das Buch kontaktieren? „Was tust du hier?“, dachte Ginny panisch. Die Stimme in ihrem Kopf lachte leise. „Du brauchst mich. Daher helfe ich dir. Schreib es auf. Die Helligkeit und Hitze eines Feuers.“ Ginny starrte auf ihr Pergament. Das war doch totaler Irrsinn! Tom Riddle sagte ihr die Antworten für die ZAG-Prüfung vor? Tatsache war, dass seine Antwort richtig war, denn jetzt erinnerte sie sich wieder daran, dass Snape dies im Unterricht gesagt hatte. Inferi brauchen Dunkelheit und Kälte. Von daher ist die beste Waffe gegen sie ... Feuer, schrieb sie die Antwort mit zitternder Hand. „Mit den Inferi habe ich Erfahrung. Ich habe schon viele von ihnen geschaffen. Sie waren überaus nützlich.“ Toms Lachen sorgte dafür, dass es Ginny eiskalt den Rücken hinunter lief. „Verschwinde!“, war das Einzige, was sie im Moment denken konnte. „Willst du wirklich, dass ich gehe?“ Ginny bemerkte, dass ein Prüfer sie bereits misstrauisch beobachtete. Jetzt war sie auch noch aufgefallen. Wenn sie sich nicht unauffälliger benahm, käme sie in Schwierigkeiten. Es gab nur noch eine Frage, dann konnte sie die Prüfung abgeben und verschwinden. Sie beschloss Tom zu ignorieren und sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Nennen Sie die drei Unverzeihlichen Flüche und erläutern Sie, was diese bewirken und wie man sich davor schützen kann. „Ah, das sind meine Liebsten“, säuselte Tom. Ginny tunkte ihre Feder ins Tintenglas und begann auf dem Pergament ihre Antwort zu schreiben. Avada Kedavra. Dieser verbotene Fluch bewirkt den Tod. Man kann sich nicht gegen ihn schützen. Es gibt, bis auf eine Ausnahme, niemanden, der ihn überlebt hat. „Glück, nichts weiter.“ Ginny ignorierte ihn und schrieb den zweiten Fluch auf. Der Cruciatus-Fluch. Er wird angewendet, um sein Opfer zu foltern. Auch gegen ihn kann man sich nicht wehren. „Ich liebe es die Schreie meiner Opfer zu hören, wenn sie am Boden liegen und sich vor Schmerz krümmen. Egal für wie loyal sie sich halten, bei dem Cruciatus reden sie alle ...“ Ginny nahm all ihren Mut zusammen und seinen Worten keine Beachtung zu schenken, damit seine Erzählung keine bildhafte Gestalt in ihrem Kopf annahm. Nur noch eine letzte Antwort ... Imperius. Mit diesem Fluch kann man seinem Opfer dem eigenen Willen unterwerfen und es kontrollieren. Dies ist der einzige Fluch gegen den man sich verteidigen kann, indem man enorme Willenskraft dagegen aufbringt und sich den Anweisungen widersetzt. „Den kennst du am besten“, flüsterte Tom, „schließlich hast du ihn selbst schon genutzt, nicht wahr? Wie hat es sich angefühlt, die Macht über jemand anderen zu haben? Hast du es genossen?“ Verzweifelt scheiterte Ginny an dem Vorhaben Tom zu ignorieren und dachte sogleich an den Tag in der Eulerei, und an Harry, der ihr schutzlos ausgeliefert gewesen war und dem sie ohne Bedauern den Imperius aufgehalst hatte. Für einen Moment hatte sie die Macht über ihn gehabt und beinahe wäre es dazu gekommen, dass sie ihn dazu gezwungen hätte aus dem Fenster zu springen. Jetzt im Nachhinein war dies für sie einfach nur noch grauenvoll. „Ich bereue es!“, dachte Ginny, kniff die Augen zusammen und legte die Hände auf ihre Ohren. Sie wollte es nicht mehr hören. Tom Riddle sollte aus ihrem Kopf verschwinden und sie in Ruhe lassen. „Wenn sie es wüssten ... Dir würde eine lebenslange Haft in Askaban bevorstehen. Meine treuesten Anhänger sitzen dort, Ginervra. Nur bist du alles andere als treu“, zischte Tom wütend. „Du hast dich mir widersetzt und mich verraten!“ Trotz der prekären Lage, in der sie sich gerade befand, schmunzelte Ginny, denn sie fand, dass dies die beste Entscheidung war, die sie je getroffen hatte. Ein Überprüfen der Antworten sparte sie sich und gab, ohne noch einmal darauf zu blicken, ab. Sie drückte ihre Pergamentblätter dem Prüfer beim Hinausgehen barsch in die Hand und verließ die Große Halle, in der Hoffnung der Stimme zu entkommen. Ginny lief schnell, beinahe schon gehetzt, durch die Korridore. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Was um alles in der Welt war das gewesen? Sie hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, dass Tom fort war und nun hörte sie auf einmal seine Stimme. Was hatte das zu bedeuten? Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum stieß sie gedankenverloren einige Schüler an, die ihr patzige Bemerkungen hinterher riefen, aber das nahm Ginny kaum wahr. „Ich werde verrückt“, murmelte sie vor sich hin. Unaufmerksam ging sie durchs Schloss, doch als sie um die nächste Ecke bog, blieb sie wie erstarrt stehen. Tom Riddle stand nur drei Meter weit entfernt, lässig gegen die Steinmauer gelehnt, neben der Statue von Lachlan dem Lulatsch und lächelte sie süffisant an. Er trug die Schuluniform von Slytherin. Das Schulsprecherabzeichen prangte an seinem grauen Pullunder. So anziehend dieser Junge auch war, er versetzte Ginny in reinste Panik. Sah denn keiner der anderen Schüler, dass Tom Riddle hier war? Jemand, der nicht zu dieser Schule gehörte? Das musste doch jemandem auffallen! Nur sehr weit verborgen in ihrem Kopf schwirrte der Gedanke, dass es sich abermals um eine Erscheinung handelte und niemand außer ihr den schwarzhaarigen Jungen sehen konnte. „Schau nicht so besorgt“, sagte Tom und sein Blick bohrte sich fest in ihren. „Du bildest dir mich nur ein.“ „Warum sollte ich das tun ?“, fragte Ginny kreidebleich, als sie ihre Sprache wieder gefunden hatte. „Weil du mich vermisst.“ Sein rechter Mundwinkel zog sich hoch und zeigte die Andeutung eines Lächelns. Alles in ihr schrie hinsichtlich dieser offenkundigen Lüge, aber über ihre Lippen kam kein Wort. Am liebsten hätte Ginny Tom ins Gesicht geschlagen und ihm das selbstgefällige Grinsen aus der Visage gewischt. Stattdessen lief sie davon und floh in den sicheren Gemeinschaftsraum der Gryffindors, während sein grauenvolles Lachen in ihren Ohren widerhallte. ~ Den ganzen restlichen Tag über blieb Ginny im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und verließ den Turm nicht einmal zum Abendessen. Sie bevorzugte es in der Gesellschaft von so vielen Mitschülern wie möglich zu bleiben, um nicht noch einmal die Gefahr einzugehen einer Halluzination von Tom Riddle zu begegnen. Noch einmal würde sie es nicht verkraften. Anscheinend war sie nicht mehr ganz dicht, denn wenn es nicht an dem Buch lag, dass sie Tom sehen und hören konnte, dann musste sie wirklich allmählich den Verstand verlieren. Vielleicht sollte sie zu Madam Pomfrey gehen und sich untersuchen lassen ... Ginny überlegte, ob es in ihrer Familie irgendwelche bekannten Fälle von Geisteskrankheit gab und ging, soweit es ihr möglich war, den Stammbaum der Weasleys durch, nur um sich für ein paar weitere Minuten zu beschäftigen. Später unterhielt sie sich mit ihren Klassenkameraden über die heutige Prüfung sowie die, die noch folgen würden und spielte am Abend mit Colin eine Partie Zauberschach. Aber auch dieser Tag ging vorüber und umso später es wurde, umso mehr Schüler gingen in ihre Schlafsäle und als der Gemeinschaftsraum sich leerte, ging auch Ginny zu Bett. Die Mädchen unterhielten sich noch während sie sich umzogen und bettfertig machten. Sobald die roten Samtvorhänge der Betten allerdings zugezogen waren, wurde es still im Schlafsaal. Ginny nahm sich ein Buch mit ins Bett um noch darin zu lesen. Sie hatte Angst davor einzuschlafen, da sie nicht sichergehen konnte, ob ihre Träume vor dem Slytherin noch sicher waren und versuchte diesen Moment soweit wie möglich hinauszuzögern. Als es weit nach Mitternacht war, fingen die Buchstaben auf den Seiten an zu verschwimmen, die Sätze machten keinen Sinn mehr und Ginnys Augen wurden schwer, bis sie ihr ganz zufielen. Das nächste was sie spürte war eine Berührung. Es war eine zärtliche Geste. Eine Hand strich ihr das Haar aus der Stirn und dann sanft über ihre Wange. Es fühlte sich gut an und Ginny konnte spüren, dass jemand neben ihr im Bett lag. Als sie die Augen öffnete, sah sie Tom neben sich liegen, mit der einen Hand in ihrem Haar und die andere wanderte über ihren Körper. Sein Gesicht war ihrem ganz nah. „Du träumst, Süße“, flüsterte er ihr ins Ohr und sein Atem hinterließ einen Schauer auf ihrer Haut. Ginny erblickte das Buch, dass sie noch in ihrer Hand hielt, doch handelte es sich nicht mehr um das Schulbuch, welches sie vor dem Zubettgehen gelesen hatte, sondern um das Tagebuch. „Ein Traum“, wiederholte Ginny während Tom begann ihren Hals zu küssen. Die Angst und Anspannung, die sie tagsüber verspürt hatte, waren verflogen. Ginny fühlte sich wohl und genoss die Zärtlichkeiten. Tom entwand Ginny sanft das Buch aus ihrem Griff und führte ihre Hand an seine Wange. Sie sah in seine Augen, musterte seine Gesichtszüge, die blasse Haut, die feingeschwungenen Lippen, die sich jetzt zu einem Lächeln verformten, zu einem Lächeln, das ihr Herz höher schlagen ließ ... Ja, es stimmte. Sie hatte Tom vermisst, mit jeder Faser ihres Körpers. Ihr Herz wäre beinahe vor Kummer vergangen, bei dem Gedanken daran, ihn nie wieder zu sehen. Doch hier im Traum konnte sie bei ihm sein. Es war ihre einzige Möglichkeit. Sie legte ihre Hand in seinen Nacken, zog ihn zu sich heran, um seine Lippen mit ihren zu verschließen ... ... und ließ sich fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)