Allein von Kizzu (Eine David-FF) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Es geht weiter... Ich konnte es nicht sagen. Das würde mir einfach niemand glauben. Niemand! Auch nicht Timo. Aus diesem Grund hatte ich auch nichts mehr gesagt. Schon seit ich im Aufwachraum erwacht war, war ich still geblieben. Es war genauso, als ich wieder in mein Zimmer gefahren wurde. Wenn jemand in mein Zimmer kam, stellte ich mich schlafend. Bei Timo ging das aber nicht, er kannte mich viel einfach zu gut. Vielleicht wirkte ich müde, aber Fakt war, dass ich hellwach war… Das hatte auch seine Gründe. „Timo“, murmelte ich wieder. „Das wirst du mir jetzt sicher nicht glauben, aber…“ Meine Stimme versagte, also legte ich eine Zwangspause ein. Warum fiel mir das Sprechen jetzt nur so schwer? Timo schwieg, seine Augen lagen ruhig auf mir. Doch trotzdem konnte ich sein Hirn förmlich rattern hören. Er überlegte sicher fieberhaft, was jetzt wieder passiert sein könnte. Denn es war ja nicht zu übersehen, dass mir die Tränen gekommen waren. Wütend wischte ich sie weg. Es war lange her, dass ich das letzte Mal geweint hatte. Aber es hatte auch einfach nie einen Grund dafür gegeben. Ich hatte meine Trauer immer anders ausgedrückt. Sollte dieser blöde Tag mit diesem alles andere als schönen Vorfall etwa alles ändern? Aber Timo ließ mir Zeit. Das war gut. So konnte ich in Ruhe versuchen, die passenden Worte zu finden. Passende Worte für das, was mir in den letzten paar Stunden widerfahren war. „Erst hat man mir die Spritze gegeben“, begann ich, „zum Lahmlegen der Muskeln. Dann das Schlafmittel und das Schmerzmittel. Ich sollte noch langsam von zehn an herunter zählen, dann verschwamm alles um mich herum und ich war weg. Irgendwann hörte ich plötzlich Stimmen. Und da merkte ich, dass ich noch immer im OP-Saal sein musste. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht sprechen, gar nichts. Ich hörte nur die Geräte und die Ärzte, die sich unterhielten. Und dann fühlte ich auch die Schmerzen, als sie mir die Bauchdecke aufgeschnitten haben. Ich habe die ganze Operation miterlebt und mitgefühlt und ich konnte mich einfach nicht bemerkbar machen.“ Ich hörte mich langsam sprechen, mit Bedacht, mit Pausen. Das kannte ich gar nicht von mir. Innerlich wollte ich schreien, aber ich lag einfach nur da und erzählte meine Geschichte, teilnahmslos wie ein Nachrichtensprecher. Timo hörte mir aufmerksam zu. Am Ende meiner Erzählung senkte er den Blick. „Das muss die Hölle gewesen sein.“ Er setzte sich auf die Bettkante. Schwieg kurz, schien nachzudenken. „Es ist nur leider passiert und im Nachhinein können wir es nicht ändern.“ Ich nickte leicht. Er hatte ja Recht. „Hast du gerade Schmerzen?“ „Ja“, antwortete ich. Timo langte nach der Fernbedienung, die auch den roten Knopf beinhielt. „Dann lass dir lieber was geben“, riet er mir und drückte. Wieder nickte ich. Die Schwester, die hereinkam, sagte nicht viel. Kaum hatte Timo ihr die Lage geschildert, war sie auch schon wieder auf dem Flur verschwunden und kam wenig später mit einem kleinen Rollcontainer wieder. Sie machte die Spritze fertig, spritzte mir das Schmerzmittel und war schon wieder verschwunden. Nach einer Weile merkte ich, dass ich entspannter wurde. Der Schmerz, den ich die ganze Zeit auszublenden versuchte, schwand und ebbte schließlich komplett ab. Ich stellte das Kopfteil des Bettes so ein, dass ich aufrecht sitzen konnte. „Jetzt hab ich Hunger“, teilte ich Timo mit. Mein Magen knurrte prompt zur Bestätigung. Timo grinste. „War ja klar. Aber ich glaube, das muss noch etwas warten.“ „Stimmt“, murmelte ich. Wir schwiegen. Nach einer Weile stellte ich das Kopfteil wieder zurück. „Ich versuch mal zu schlafen.“ Ich wollte jetzt nicht nachdenken. Was mir da heute passiert war, würde ich nie vergessen. Aber ich konnte es zumindest etwas ausblenden, mich auf andere Dinge konzentrieren. Am wichtigsten war es jetzt, normal zu essen und mein Gewicht zu steigern. Es würde nicht leicht werden, das war mir bewusst. Doch ich musste es schaffen. Während ich langsam alle Gedanken losließ, merkte ich, wie ich müder wurde. Und so bekam ich gar nicht mit, dass Timo längst gegangen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)