Allein von Kizzu (Eine David-FF) ================================================================================ Kapitel 13: Nächtliche Gedanken ------------------------------- Ein Grinsen huschte über seine Lippen. Seine Augen leuchteten blutrot. Es war tiefste Nacht, doch er fühlte sich wach. Und stark. Stark wie nie zuvor. Eigentlich war es schrecklich, dass jetzt alles anders war. Und doch fühlte es sich irgendwie gut an. Überall um sich herum hörte er kleine Herzen schlagen. Früher, da wäre ihm nie aufgefallen, wie viele Tiere nachtaktiv waren. Doch nun saß er hier im Park auf dem Ast eines toten Baumes und wartete. Wartete auf eine ganz bestimmte Person. Um diese Zeit waren kaum noch Menschen unterwegs, doch es würde sich schon jemand finden. Da war David sich ganz sicher. Was Timo wohl gerade trieb? Entweder schlief er seelenruhig oder hockte in der Garage. David hatte ihm versichert, dass sie jetzt musikalisch wieder voll durchstarten konnten. Immerhin fühlte er sich gut, es konnte gar nicht mehr besser werden. Was konnte ihrem Neustart denn jetzt noch im Wege stehen? Während David so da saß und wartete, dachte er nach. Ob er es Timo irgendwann sagen sollte? Er würde das sicher für einen Witz halten. Auch David hatte nie an solche Horrorgeschichten geglaubt, doch nun saß er hier und war selbst das Monster. Es war weiß Gott kein schönes Gefühl, ein Monster zu sein. So würde sich David auch niemals nennen. Doch er konnte ja nicht wissen, wie Timo dazu stand. Egal, wie gut er Timo sonst einschätzen konnte, hier wurde es schwierig. Seine Sinne waren jetzt seit guten zwei Wochen rasiermesserscharf. Endlich hatte er das absolute Gehör, etwas, das er sich schon ewig gewünscht hatte. Für seine eigene Musik und die der Band konnte das ja nur eine Bereicherung sein. Auch seine Sicht war immer angenehm klar, in der Nacht wie auch am Tag. Eigentlich war alles gut, es war perfekt. Mit einer klitzekleinen Ausnahme. David würde niemals altern – ob das jetzt gut oder schlecht war, würde David noch abwägen müssen – und er war unsterblich. Eines Tages würde er mit ansehen müssen, wie seine Freunde, seine Familie, kurzum alle die ihm wichtig waren, starben. Und er würde nichts dagegen tun können. Eines Tages würde er ganz allein sein. Wie sollte er das nur durchstehen? Timo und er hatten sich vor Jahren geschworen, dass sie für immer Freunde sein würden. Für immer, das sagte man so leicht. Aber David würde bald wissen, was „für immer“ bedeutete. Das Einzige, was ihm jetzt übrig blieb, war, die Zeit mit Timo und den anderen zu genießen. Doch wie sollte das gehen? Er konnte ja nicht einmal mehr mit ihnen zusammen essen. Wenn er das doch versuchte, würde das sicher ziemlich seltsam, wenn nicht sogar entsetzlich aussehen. Doch dafür musste er zu allererst mit den anderen reden, was David ziemliche Probleme bescherte. Er wurde nie müde und war somit ständig wach, sodass seine Gedanken nie zur Ruhe kamen und er in der letzten Zeit nicht selten das Gefühl gehabt hatte, sein Kopf würde platzen. Früher oder später musste er etwas dagegen unternehmen, sonst würde er wahnsinnig werden. Schier wahnsinnig wurde er auch, weil er keine Ahnung hatte, wer an seiner Verwandlung Schuld war. Er hatte keinerlei Erinnerung an eine Bisswunde, geschweige denn an eine Person, die dahinter stecken könnte. Endlich ging eine Person am Baum vorbei. Es war eine junge Frau, verängstigt suchte es den Weg durch den Park. Nur noch wenige Parklampen leuchteten, dafür hatte David schon gesorgt. Die Kleine war sicher auf dem Weg nach Hause. Schade nur, dass sie dort nie ankommen würde. Geräuschlos glitt David vom Baum und stürzte sich auf das Mädchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)