Meetings after midnight von Veku ================================================================================ Kapitel 1: +++ Challenge-Beitrag -------------------------------- Autor: Veku Titel: Meetings after midnight Teile: 1/1 FF/Original: FF zur BDB-Buchreihe Disclaimer: All rights reserved by J.R.Ward Kommentar des Autors: Eine weitere Geschichte zu einer Challenge. Diese ist spontan und relativ schnell entstanden. Ich möchte damit kein Geldverdienen, bin aber bei Verständnislücken gerne bereit, diese zu füllen. Viel Vergnügen beim Lesen. Meetings after midnight A Black Dagger Brotherhood Short Story Phury nahm einen tiefen Zug seines Joints, behielt den Rauch für einen Moment tief in seinem Rachen, ehe er ihn langsam wieder aus der Nase entließ. Dabei öffnete er seine bis dahin geschlossenen Augen und verfolgte, wie der weiße Nebel in der dunklen Nacht verschwand. Sein Blick bekam dabei einen sehnsüchtigen Glanz. Und ganz zu seinem Leidwesen wurde dieser nicht nur durch den hoch am Himmelszelt stehenden Mond reflektiert, sondern auch von seinem Zwillingsbruder bemerkt. Dieser stand nur wenige Schritte mit vor der Brust verschränkten Armen von ihm entfernt. Auch wenn die beiden Vampire sich weder vom Aussehen noch vom Charakter her besonders stark glichen, gab es doch ein gewisses Verständnis zwischen ihnen. Dafür sorgten ihre jeweiligen Geschichten, die sie gemeinsam das Licht der Welt erblicken ließen, dann aber für eine lange Zeit von einander trennten, bis das Schicksal sie wieder zusammenführte. Und das unter Umständen, die keiner von beiden wagte offen zu benennen. Zsadist schwarze Augen waren unverwandt auf die Gestalt seines Zwillingsbruders gerichtet. Er beobachtete, wie dieser ein weiteres Mal weißen Rauch in die Dunkelheit blies und dabei einen Seufzer von sich gab. Manchmal, wenn er Phury so ansah, versuchte er sich vorzustellen, wie sein langes Leben verlaufen wäre, wenn er als Säugling nicht entführt und später, nach der schweren Nacht seiner Transition als Blutsklave hätte leben müssen. Hätte er dann ein leichteres und befreiteres Leben führen können? Ob er dann ebenfalls in der Lage wäre, das mehrfarbige Haar so schulterlang zu tragen, wie sein Bruder? Und wäre es für ihn möglich, in den Spiegel zu schauen, ohne sogleich die Narbe in seinem Gesicht voller Verachtung zu betrachten, die s-förmig über seine Stirn, seinen Nasenrücken und seine Wangen verlief, bis sie schließlich seine Oberlippe verzog. Zsadists verdankte es seinem Aussehen und seinem damit nie richtig einzuschätzenden Charakter, dass er nicht nur unter seinen Feinden, sondern auch unter seines Gleichen gefürchtet wurde. Auch wenn Zsadist glaubte, dass nur sein Leben gezeichnet und schwer zu ertragen war, bewies Phury sich selbst immer wieder das Gegenteil. Damals hatte er es sich zum Ziel gemacht, seinen Bruder zu suchen, um ihn nach Hause zu holen - zurück zur Familie, die er zum diesem Zeitpunkt nur noch alleine repräsentierte. Und dafür hatte er mehr geopfert, als nur sein Bein, welches er bei Zsadists Befreiung eingebüßt hatte. Seit diesem Tage lebte er mit dem ständigen Wissen, dass er seinen Zwilling brauchte und ohne ihn nicht mehr leben können würde. Phury ließ den kleinen Stummel seines Joints fallen und trat ihn aus, sobald er den Boden berührte. Das Einzige, womit er sich und seinen sich quälenden Geist beruhigen, gar betäuben konnte, war seine Sucht. Sein roter Rauch. Seufzend senkte Phury seine Lider und fragte sich insgeheim wie lange sein Bruder noch dastehen und ihn beobachten wollte. Dessen Blicke waren wie die Glut einer seiner Joints, die sich erbarmungslos in seine Haut brannte, sich Stück für Stück tiefer fraß und ihm große Schmerzen zufügte. Dieses Gefühl hatte er nicht nur heute, sondern verspürte es stets aufs Neue, wenn sie sich ansahen oder er glaubte zu wissen, dass die schwarzen Opale von Zsadist auf ihm lagen. Damit bestrafte der Andere ihn – bewusst oder unbewusst. Phury wurde somit jedoch immer wieder seine Schuld vor Augen geführt, dass er seinen Zwilling nicht schon viel früher hätte retten, noch dass er nicht an dessen Stelle hätte entführt werden können. Er bekam es Nacht für Nacht zu spüren… und wird es auch weiterhin, so lange sie lebten. „Sollte es nicht eigentlich meine Aufgabe sein, dich zu beobachten?“, stellte Phury schließlich die Frage, als er es nicht mehr aushielt, die scheinbar anhaltene Stille zwischen ihnen auch weiterhin aufrecht zuhalten. Zsadists Augen verengten sich, ohne dass es der Andere mitbekam. Dafür überließ er es seiner Stimme, seine momentane Stimmung zum Ausdruck zu bringen. „Es sollte deine Aufgabe sein, dich endlich um dein eigenes Leben zu kümmern.“ Über diesen harten Schlag, der es locker mit einem Fausthieb in die Magengegend aufnehmen konnte, lächelte Phury lediglich wehmütig und drehte sich dann zu seinem Bruder um. Sein Blick glitt über die große und muskulöse Gestalt seines Gegenübers, registrierte dessen angespannte Haltung und begegnete schließlich den finster dreinblickenden Augen mit den eigenen. Sie erinnerten den Vampir ständig daran, dass etwas zwischen ihnen stand. Dass Zsadist die Barriere zwischen ihnen immer noch aufrecht erhielt, um jegliche Annährung zu verhindern. Er verabscheute anscheinend allein schon den Gedanken daran, sich ihm zu öffnen. „Du weißt ganz genau, dass das nicht so einfach ist.“ „Erzähl mir doch nichts, Phury!“, knurrte Zsadist, „Du hast doch nur Angst davor, endlich Verantwortung für deine eigenen Taten zu übernehmen!“ „Das ist nicht wahr.“ Zsadist schüttelte den Kopf und fixierte daraufhin seinen Zwilling. „Es ist genauso wahr, wie die Tatsache, dass sich unsere Vergangenheit nicht ändern lässt. Sie hat das aus uns gemacht, was wir heute sind. Und du wirst nichts dadurch gut machen können, indem du Nacht für Nacht hinter mir her bist und mich beobachtest.“ Normalerweise war die Luft rein. Rein und klar. In dieser Nacht traf jedoch nur letzteres zu, denn die Luft war geschwängert von einem süßlichen Gestank, von dem man selbst aus hundert Kilometer Entfernung immer noch einen Hauch in der Nase spüren würde. Darius verzog missmutig das Gesicht und blickte dann zu seinem Nebenmann. „Wir sind anscheinend auf dem richtigen Weg“, stellte dieser fest und drehte ihm das Gesicht zu. Obwohl es finstere Nacht war und nur der Mond und die immer in ein paar Meter voneinander entfernt stehenden Straßenlaternen für gerade mal genug Licht sorgten, um Umrisse von parkenden Autos und Häusern ausmachen zu können, trug dieser eine Sonnenbrille. Das schwarze Haar umrahmte das Gesicht; ein äußerst kantiges Gesicht, welches zu einem ehrenwerten Vampir mit starker Blutlinie gehörte. Auch wenn Darius es nicht zugeben wollte, noch sagen konnte, wusste er es zu schätzen, neben diesen Krieger kämpfen zu dürfen. „Ihnen eilt eben ein gewisser unverwechselbarer Geruch voraus.“ „Kluge und leider auch wahre Worte, mein Bruder.“ Darius nickte lediglich und richtete seinen Blick daraufhin wieder auf die Straße – abwartend. Beide waren Vertreter derselben Rasse und hatten sich in eine dunkle Gasse zurückgezogen, in die kein Licht drang. Von der sie dafür aber einen guten Blick auf die restliche Gegend hatten. „Herr-…“ Ein Knurren ließ Darius innehalten. „Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du damit aufhören sollst?“ „So oft, wie es eben nötig ist, Herr.“ Wrath störte diese Angewohnheit des Anderen, aber noch viel mehr störte es ihn, dass er ihm diese lästige Angewohnheit wahrscheinlich niemals austreiben können würde. Diese Tatsache stachelte seine mehr als nur schlechte Laune noch mehr an. Und das wiederrum war ein weiterer Grund für seinen Begleiter, ihn mit dieser verhassten Anrede zu nerven. „Solltest du es auch nur noch einmal wagen, das Wort „Herr“ in den Mund zu nehmen, schneide ich dir eigenhändig die Zunge heraus und verspeise sie zum Frühstück.“ Wrath hörte zwar, wie Darius etwas sagte, doch achtete er keinen einzigen Moment auf die nähere Bedeutung dessen Worte, da er glaubte, dass der Talkumgeruch in der Luft intensiver wurde. Um auch den Anderen darauf aufmerksam zu machen, hob er seine Hand, brachte ihn damit zum Schweigen und deutete dann auf die scheinbar verlassene Straße vor ihnen. „Halte dich bereit“, flüsterte Wrath mit tiefer Stimme, „wir werden gleich Besuch bekommen.“ Und der dunkle Krieger sollte mit seiner Vorahnung recht behalten. Nur weniger Momente später erschienen lange schwarze Schatten, die durch das schwache Licht auf den Asphalt geworfen wurden. Wrath griff unter seinen schwarzen Ledermantel und erfasste eine seiner Hira-Shuriken. Auch wenn seine Augen schlecht und er dadurch nahezu blind war, konnte Wrath anhand des Geruches und der Schritte seiner Feinde ausmachen, wo sich eben diese befanden. Seine Sonnenbrille trug er nur, um seine Augen vor der Außenwelt zu verbergen und sie damit zu schützen und dadurch wiederrum sich selbst. Darius ging in Position und hielt seinerseits in jeweils einer Hand einen Dolch mit schwarzer Klinge. Er verfolgte, wie die Schatten länger wurden und sich ihrem Versteck näherten, aber er machte sich keine Sorgen darum, dass jemand wissen konnte, wo sie sich aufhielten. Dennoch konnte er dem Impuls nicht widerstehen, sich noch näher an die kalte Mauer zu schmiegen, um trotz seiner Gewissheit unentdeckt zu bleiben. Sicher war eben sicher. Jetzt hieß es nur noch auf den richtigen Augenblick warten und dieser schien gekommen sein, als beide Vampire sich selbst und als Zeichen für den Anderen ein leises „Angriff“ zu flüsterten. Laute Bässe ließen den Boden unter seinen Füßen vibrieren. Aber anstatt sich wie die anderen Gäste des ZeroSums, davon zum Tanzen verleiten zu lassen, stand er nur an seinem Stammtisch und begnügte sich damit, ihnen dabei zu zusehen. Die verschiedenen Gerüche von Schweiß, Alkohol und Sex drangen zu ihm und ließen seine Finger, die bereits ungeduldig auf die Tischplatte tippten, mit deutlich geringerem Abstand auf eben diese hämmern. Wenn er nicht bald selbst ein Teil von der ausgelassenen Masse wurde, würde er noch wahnsinnig werden. Um sich abzulenken, griff er nach dem bereits leeren Glas vor ihm, führte es sich an die Lippen und ließ den letzten Tropfes des Scotchs auf seine Zunge treffen. Dadurch wurde eine leicht bekleidete Frau mit einem Tablett auf ihn aufmerksam. Sie stolzierte mit laszivem Hüftschwung auf ihn zu und schenkte ihm ein Lächeln. „Darf es noch einer sein?“, schrie sie, um sich über den Lärm hinweg für ihn verständlich zu machen. Was sie nicht wusste, war, dass er sie auch so sehr gut verstand. „Noch einmal dasselbe.“ Aber der Mann mit dem blonden gewellten Haaren wartete gar nicht erst auf seinen Drink. Er stieß sich mit einem gefrusteten Seufzer vom Tisch ab und beschloss sich nicht noch länger zurückzuhalten. Das würde weder für ihn, noch für alle anderen Beteiligten besonders gut ausgehen. Und kaum das er sich in das Getümmel begeben hatte, wurden die weiblichen Gäste auf ihn aufmerksam und er konnte nicht verneinen, dass ihm die menschliche Spezies nicht gefiel. Um seine Lust zu stillen, waren sie genau die richtigen und er musste noch nicht einmal viel tun. Sie fühlten sich von seiner äußeren Erscheinung angezogen, wie Motten vom Licht. Lächelnd konnte er riechen, wie er auf sie dasselbe Verlangen ausübte, dass er selbst verspürte. Allmählich wurde es Zeit, sich eine Frau auszusuchen, seinem körperlichen Verlangen nachzugehen und ihm nicht länger das zu verwehren, was er brauchte. Ohne sich speziell auf einen Typ Frau festzulegen, ergriff er die Hand einer Brünetten und zog sie mit sich – weg von den anderen. Erst als er die Wand in seinem Rücken spürte, wurde er zum Stehenbleiben gezwungen. „Wie heißt du, mein Hübscher?“, säuselte die Frau und strich über seine Brust. „Das braucht dich nicht zu interessieren.“ Mit einer geschmeidigen Bewegung hatte er mit seiner Auserwählten die Plätze getauscht und drückte sie mit seinem muskulösen Körper gegen die Wand. Sie keuchte nahe an seinem Ohr auf. Dieses kleine Geräusch, das von der Musik sogleich wieder verschluckt wurde, blieb dem Vampir trotzdem im Gehör verankert, in dem es ständig widerhallte, bis es schließlich auch dort verstummte. Es reichte jedoch aus, um das Ding in seiner Hose lebendig werden zu lassen und somit jeden Gedanken an einen Rückzieher verhinderte. Er presste sich fester mit seinem Unterleib gegen den zierlichen Schenkel der Frau und rieb sich an eben diesem. Erneut entließ sie ein Keuchen aus ihrem Mund, das seinen Körper wie von selbst unter Strom setzte. Rhages Nase fing an zu kribbeln, als er riechen konnte, wie die Frau vor ihm mit ihrer Lust zu kämpfen hatte. Ihr wunderbarer Geruch der Erregung traf ihn hart. Und er hätte am liebsten sofort mehr, aber er wusste, dass er es nicht überstürzen durfte. Durch seine Überlegungen bekam er nicht mit, wie geschwindt sich die Finger der Namenlosen darum kümmerten, seine Hose zu öffnen und nachdem zu tasten, das ihm wie ein schwerer Eisenhammer in der Hose lag. Er spürte sie erst, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Ein Keuchen entglitt ihm und ohne sich selbst zurückhalten zu können, drückte er sich näher an sie, näher an ihre sanften Hände und näher an ihren Duft heran. „Nur nicht so zurückhaltend, Süßer.“ Während Rhage sein Gesicht an ihre Schulter lehnte, erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. Sie wusste ja gar nicht worauf sie sich einließ, ging es ihm durch den Kopf, aber ihm konnte es egal sein. Es war nur das körperliche Verlangen, das er endlich gestillt haben wollte, um dieses furchtbare Surren aus seinem Kopf zu bekommen. Gerade einmal eine Viertelstunde später stand Rhage wieder an seinem Stammtisch und hielt sein Glas mit Scotch in der Hand. Er war nicht mehr ganz so nervös, dennoch wusste er, dass das Gefühl nicht weit weg war. Es konnte jederzeit wieder an seiner Tür klopfen und ihn dazu drängen, sich Abhilfe leisten zu müssen, damit er nicht zu einer wandelnden Tötungsmaschine mutierte. Seine hellen blauen Augen waren auf die dunkelhaarige Frau gerichtet, die sich vorhin mit ihm vereinigt hatte. Und auch wenn er sich noch genau daran erinnerte, tat sie es bereits nicht mehr. Sie wusste weder etwas davon, dass er sie von der Tanzfläche geholt, noch das sie ihm ihr kleines Geheimnis gezeigt hatte. Keine der Frauen, die mit ihm den körperlichen Akt vollzogen, erinnerte sich danach daran, da er ihnen das Gedächtnis löschte. Schließlich war er nicht wie sie, war nicht menschlich, sondern war ein Vampir. Ein Vampir, der den Sex brauchte, um einen gewissen körperlichen Ausgleich zu bekommen. Er brauchte diesen Ausgleich, um seine andere Seite unter Verschluss halten zu können. Nur wenige kannten das Ausmaß seiner dunklen Seite. Das Monster. Seufzend schüttelte er den Kopf, um den Gedanke zu verdrängen und schließlich den Schluck Scotch in einem Zug in sich hineinzuschütten. Er leckte sich über die Lippen und hob abermals den Blick. Tief in seinem Inneren war Rhage sein eigenes Verhalten zu wider. Es war ein Fluch, mit dem Schicksal zu leben, welches er auf seinen Schultern trug. Aber daran war er selber Schuld. Hätte er den Fehler in seiner Vergangenheit nicht begangen, wäre er nicht so leichtsinnig in seiner Jugend gewesen, könnte er wie jeder andere Vampir kämpfen, ohne darauf zu achten, sich in seinem Zorn zu sehr zu verlieren und dabei etwas frei zu lassen, das nicht nur den Feind, sondern auch den Freund vernichten konnte. Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen und nur um andere und vielleicht auch sich selbst zu schützen, hatte er den Weg gewählt, Sex mit ihm unbekannten Frauen zu haben, die ihn daraufhin vergaßen und er wusste, er könnte nun ohne Gefahr zu laufen, sich zu verwandeln in den Kampf ziehen. „Ob das ewig so weitergehen kann?“, überlegte er laut und fand wie immer keine Antwort darauf. Als sein Handy in der Hosentasche vibrierte, holte er es heraus und nahm den Anruf an. „Was gibt es, Bruder?“, fragte Rhage eher gelangweilt. „Anscheinend rufe ich genau zum richtigen Zeitpunkt an.“ Rhage antwortete nicht. Sein Blick glitt lediglich zu der Frau von vorhin und er wusste genau, worauf sein Gesprächspartner anspielte. Aber ihm wurde dieses Spiel allmählich zum dumm, um sich darüber aufzuregen, noch darauf einzugehen. „Na gut, da du nicht beschäftigt zu sein scheinst, solltest du mal hierher kommen und dir etwas höchstinteressantes ansehen.“ „Hat es etwas mit Lessern zutun?“ Das Lachen auf der anderen Seite der Leitung war Antwort genug und so sagte Rhage nur noch: „Ich bin gleich da.“ Er legte auf und steckte das Handy zurück in seine Tasche. Ohne sich noch lange mit irgendwas aufzuhalten, bahnte er sich einen Weg durch die tanzende Menge und verabscheute das Gefühl, die Blicke der Frauen auf sich zu ziehen. Erst als er die frische Luft der Nacht atmete und sich sicher war, alleine zu sein, gestattete er es sich, die breiten Schultern nach einem Seufzer sinken zu lassen. Auch wenn sich andere daraus einen Spaß machten oder ihn beneideten, wie viele Frauen er durch sein Aussehen bekam, wurde es für ihn bereits zur Qual. Rhage würde vieles, nahezu alles dafür geben, um mit diesem Leben endlich Schluss machen zu können. Sein Herz sehnte sich nicht nach anonymem Sex mit Frauen, die ihm nichts bedeuteten. Er wollte eine Partnerin, die die Arme nach ihm ausstreckte – jederzeit – und ihn an sich drücken würde, wenn er es brauchte. Die ihn hielt, bis er einschlief und über seinen Schlaf wachen würde und er sich dadurch sicher sein konnte, wenn er die Augen öffnete, immer noch in den warmen Armen einer Frau liegen würde, der sein Herz gehörte. Mit traurigem Ausdruck in den Augen schaute er zum Mond auf und betete zur heiligen Jungfrau, sie würde seinen Qualen in naher Zukunft beenden. Als Darius den Dolch über seinen Kopf erhob und ihn dann in die Brust seines Feindes stieß, ertönte ein Knall und mit einem Lichtblitz war nichts mehr von ihm zu sehen. Er stand auf und blickte sich um. Es gab nichts, dass auf ihren Kampf hindeutete, der vor wenigen Minuten noch gewütet hatte. Der Vampir sah zu Wrath. Dieser hatte die Stirn in Falten gelegt und den Kopf ein wenig nach vorne gebeugt, so als würde er angestrengt nach etwas lauschen. Aber Darius konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wonach. Schließlich hatten sie die Gegend von Lessern befreit. Lediglich deren Gestank hing noch in der Luft. Ob es vielleicht das war, was dem Anderen zu schaffen machte? Darius trat näher an ihn heran. „Ich denke, wir sind fertig für heute.“ „Vielleicht, aber der Kampf war keine besondere Herausforderung.“ Wrath wandte sich von seinem Begleiter ab. Er hatte sich von der heutigen Nacht wahrlich mehr versprochen. Er bückte sich, um einen seiner Shuriken aufzuheben. Auch wenn sich ihre Feinde durch einen Stich ins Herz in Luft auflösten, taten es ihre Waffen nicht. Und Wrath war sich bewusst, dass es besser wäre, keinen Verdacht auf sie zu lenken. Etwas was sie nicht gebrauchen konnten, waren Menschen, die sie ebenfalls verfolgen und jagen könnten. Er betrachtete das Blut an dem Stern und wischte dieses dann an seiner schwarzen Hose ab. „Du solltest es von der positiven Seite sehen. Wenigstens haben wir die Lesser um ein paar Mitglieder verringern können.“ Wrath konnte Darius´ Optimismus nichts abgewinnen. „Sei nicht naiv! Sie rekrutieren mit Sicherheit in dem Moment wieder Neue, um den Verlust auszugleichen.“ „Aber, Herr-…“ Darius wurde je unterbrochen, als um Haaresbreite einer von Wraths Shuriken an seinem Gesicht vorbeiflog. Da er mit sowas nicht gerechnet hatte, zuckte er zurück und starrte den Anderen verwirrt an. „Anscheinend bist du manchmal nicht einfach nur naiv, sondern auch ziemlich vergesslich. Sag mir lieber gleich, ob dir deine Zunge nichts wert ist, dann brauch ich mir wenigstens diesen ganzen Mist nicht anhören.“ Auf Darius Lippen erschien ein Lächeln und er schüttelte den Kopf. Tief in seinem Inneren spürte er, dass Wrath irgendwann dafür bereit wäre, zu akzeptieren, dass er als letzter reinrassiger Vampir es verdient hatte, seinen Respekt anzunehmen. Und bis dahin würde er ihn immer wieder aufs Neue daran erinnern, damit er es nicht vergaß. Wenigstens sollte er es nicht. Ohne dass er es dem Anderen offen zeigte, lächelte auch Wrath. Er richtete sein Gesicht gen Himmel und nahm seine Sonnenbrille ab. Die hellen grünen Augen wurden beinahe magisch von dem Licht des Mondes angezogen, den er trotz seiner schlechten Sehkraft deutlich von dem schwarzen Himmelszelt unterscheiden konnte. „Dieses eine Mal lass ich dir diese Unverschämtheit noch durchgehen“, sagte er, ohne den Blick abzuwenden, „aber beim nächsten Mal, bin ich nicht mehr so nachsichtig.“ „Verstanden, Herr.“ Wraths Mundwinkel zogen sich noch ein wenig höher und dann lachte er. „Lass uns lieber nach Hause gehen, bevor die New Yorker Straßen noch ein weiteres Opfer fordern.“ Wraths begegnete Darius´ Blick und es brauchte kein Wort mehr. Auch wenn Wrath seinen Begleiter nicht sehr nah an sich heranließ und dadurch eine Freundschaft zu verhindern versuchte, fühlte er sich doch mit ihm verbunden. Im Kampf waren sie Brüder und das zählte für ihn weitaus mehr. Phury war immer noch von der Intensität, die von Zsadists Worten ausging, geschockt, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Wodurch es ihm verwehrt blieb, auch nur einen Ansatz für eine passende Erwiderung zu finden. Und er wusste ganz genau warum dem so war. Zsadist hatte recht. Indem er jede Nacht zwei Schritte hinter seinem Bruder war, konnte er ihn davor bewahren, einen Fehler zu begehen. Und… er selbst konnte von sich selbst sagen, dass er einer sinnvollen Aufgabe nachging. Phury glaubte damit den Fehler aus seiner Vergangenheit wieder beheben zu können. War die Weise, wie er das versuchte wirklich so falsch? War es vielleicht möglich, dass er mit seiner Beobachtungen Zsadist eigentlich weiter von sich stieß, als sich diesem zu nähern? Dieser Gedanke erschien ihm so irrwitzig und doch stand sein Zwilling vor ihm und versuchte ihm genau das klar zu machen. Deutlicher konnte es gar nicht sein… „Wie soll ich es sonst wieder gut machen?“ „Das kannst du nicht!“, zischte Zsadist, „Egal was du dir auch einfallen lässt, es ist nun mal nicht zu ändern. Spar dir lieber deine Bemühungen. Schließlich solltest du am besten wissen, dass ich kaputt bin. Ein Wrack. Und jeder Zeit kann ich auch meinen Dolch gegen dich richten.“ Um seine Worte noch verständlicher zu machen, erfasst Zsadist den Griff einer der Dolch, die gekreuzt über seine Brust geschnallt waren und zeigte mit der Klinge in Phurys Richtung. „Jederzeit“, wiederholte Zsadist scharf und hoffte, dass die Botschaft endlich angekommen war. Phury jedoch schüttelte nur unglaubwürdig den Kopf, konnte nicht fassen, dass sein Bruder nicht nur imstande war, solche Worte auszusprechen, sondern auch noch bereit war, diesen Taten folgen zu lassen. „Du wagst es, eine Waffe gegenüber deinem eigenen Bruder zu erheben?“ Zsadist knurrte und zog die Augenbrauen noch tiefer ins Gesicht. „Du meinst es tatsächlich ernst.“ Phury bekam keine Antwort. Wahrscheinlich brauchte er diese auch gar nicht in wörtlicher Form. Sein Zwilling hatte ihm bereits deutlich genug zu verstehen gegeben, dass er etwas unternehmen würde, falls es ihm noch einmal einfallen würde, ihm nachzulaufen. „Ich werde damit nicht aufhören können. Die Schuld ist zu groß, als das ich einfach Schluss damit machen könnte, dich beschützen zu wollen.“ „Dann bist du noch dümmer, als ich angenommen habe“, schnaubte der Andere verächtlich, „hör auf damit, ansonsten wirst du mit den Konsequenzen leben müssen.“ Und dann war Zsadist verschwunden. Phury starrte die Stelle, an der sein Bruder bis vorhin noch gestanden hat, stumm an. „Mit den Konsequenzen leben?“, flüsterte er. Tat er das nicht bereits? Schließlich verfolgte ihn die Vergangenheit bei jedem Schritt, den er machte und jedes Mal, wenn er dann Zsadist sah, wie er kämpfte, so als gäbe es nichts, wofür es sich für ihn zu leben lohnte, schmerzte sein Herz. Dadurch, dass er nicht schon früher seinen Bruder hätte befreien können, war er so geworden, wie er heute vor ihm gestanden hatte – kalt, unberechenbar und voller Hass. Kopfschüttelnd drehte Phury sich wieder Richtung Mond und griff in seine Manteltasche. In dieser fand er einen weiteren Joint. Diesen steckte er sich in den Mund und zündete ihn an. Er zog fest daran, ließ den Rauch so lange wie möglich in seinem Rachen und entließ ihn dann aus seiner Nase. Er kam sich vor wie ein Gefangener seiner selbst. Es war sein schlechtes Gewissen und das Gefühl, Zsadist etwas schuldig zu sein, das ihn in diesen Teufelskreis gebracht hatte. Und er würde nicht eher aus der Dunkelheit herauskommen können, wenn er nicht endlich akzeptierte, wie es war. Phury streckt die Hand nach dem Mond aus, sehnte sich nach dessen Licht und wünschte sich, irgendeinmal frei von all seiner Schuld zu sein, um genau diesen entgegen gehen zu können… + Auch wenn es vielleicht nicht ganz so deutlich hervorsticht, besonders bei der Aufteilung ^^" - ich habe mich nicht speziell für ein Bild entschieden, die zur Auswahl standen. Sondern habe sozusagen zu jedem etwas gemacht... und da muss man ein bisschen zwischen den Zeilen lesen, um es eventuell herauszufinden, bzw. zu verstehen *zwinker* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)