Wo die Mitte liegt... von Vandra ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wo die Mitte liegt… Beinahe still war es in der Halle, wäre es gewesen, wenn da nicht das Zwitschern einzelner Vögel und das aufgeregte Zirpen fliehender Insekten den Eindruck gestört hätte. Eine Libelle schwirrte schnell an den Vorhängen vorbei, die nicht so ganz passend wirkten und trotz der Belastung durch Lianen und Kletterpflanzen sanft hin und her wehten. Selbst durch die unzähligen Orchideen, die ihren Halt auf den Stoffen gesucht hatten, dabei einen süßen Duft verströmten, ließ sich das kleine Insekt nicht ablenken, achtete auch nicht auf die sanfte Brise oder die unzähligen Bäume, den Wald, der sich ihm in den Weg stellte. Es folgte dem Plätschern des Wassers, das nach einem Fall zu einem rauschenden Fluss anwuchs, die ganze Halle entzwei teilte und sich schließlich in einem riesigen See sammelte, der unter einer Grotte verborgen lag. Merkwürdig glitzerte es dort und die Libelle folgte lieber einem Schwarm Mücken, hielt elegant in der Luft an, drehte ihre Flügel, bevor sie in einen der toten Bereiche gelangen konnte, nur um gleich darauf umzukehren, zurück zum Wasser zu flüchten. Die Flecken aus Sand, Bereiche aus Erde, die keine Pflanze erobern konnte, die jedes Tier mied und scheinbar zufällig in diesem Paradies verteilt lagen, wurden von Hütten beherrscht, die so unterschiedlich gebaut waren, wie die Gegensätze die hier existierten. Doch dazwischen, dazwischen herrschte das pure Leben und die Libelle jagte noch immer, schwirrte elegant weiter und stieß schließlich hinab. Mit einem Griff ihrer Beine erfasste sie ihr Opfer, erfolgreich und triumphal, hielt es fest, bis der erste Windstoß durch die ganze Halle fegte und sie mit sich nach hinten zerrte. Kleine Blitze funkelten auf, zuckten über die braune Decke, über die glasähnlichen Durchblicke, die doch nur wieder die Sicht auf dieselbe Farbe freigab, schossen an den Spiegeln vorbei, die in der Luft schwebten als ob nichts sie hielt. Schließlich krachten die Manifestationen der Elektrizität mit ohrenbetäubendem Lärm in die wüsten Gebiete, wirbelten dabei Asche und Staub auf, bis niemand mehr etwas hätte erkennen können – wenn jemand da gewesen wäre. Einzig die verschiedenen Farben, die in jedem Bereich unterschiedlich waren, die sich nur im größten toten Raum zu mischen schienen, eine einzige Kakophonie, ließen es unnatürlich wirken. Es knisterte, ein leises Rieseln zu hören, doch sonst nichts. Sekunden vergingen ohne jegliche Regung, die ganze Halle in eine Starre verfallen, bevor ein Rauschen zu hören war, ein Geräusch wie ein Regenguss und ein Windstoß noch einmal über die Bäume hinwegfegte und die Blätter zum Rascheln brachte. „Was zum Henker…“, war das erste, das die Stille zerstörte und das Schweigen der Tierwelt brach. Die letzten Staubkörner schwebten gerade zu Boden und enthüllten zwölf Gestalten, die allesamt verwirrt schauten. Wieder dieselbe Stimme, doch diesmal leiser: „Wer…Warst du das, Jin? Aber ich habe…“ Dabei schaute der Sprecher, Markus, zu dem rundum Goldenen Wesen, das an Emotion zwischen einem Lächeln und einem wütenden Blick hin und her schwankte. Der Dschinn schien nicht glücklich, ging ein paar Schritte und hielt dann an, bevor er der Pfütze mit den zwei blauäugigen Wesen zu nah kam. „Aber es riecht nach Wasser, fast nach einem Dschinn“, murmelte Jin, ballte eine Faust und ignorierte offensichtlich das wütende Knurren hinter sich. Ein heftiger Tritt von Caym auf den Fuß seines Dämons, ließ diesen verstummen. „Jetzt beruhig dich, Astaroth…also wer hat uns diesmal geruf…“, begann er und stoppte in dem Moment, als er sich umgeschaut hatte, seine Hand auf dem Hosenbein ruhte. „Wo ist mein Stock?“ „Wir sind nicht mehr in der Welt, in der wir sein sollten…“, floss eine Stimme beinahe wie das Wasser los, fand ihren Ursprung bei dem blauhaarigen Nethuns in der Pfütze. Reus krallte sich an dessen Gewand, schaute wenig begeistert und beinahe ängstlich in die Runde, ohne etwas zu sagen – genau wie die zwei weißhaarigen Gestalten hinter ihm. „Chiron“, flüsterte Iyan, während er langsam die Perücke abnahm und seine braunen Haare offenbarte, nachdem er vergeblich nach seinem Schwert getastet hatte, „wir haben eine Schlacht zu schlagen. Also bring mich wieder…“ „Eine Schlacht, die du nur gewinnen kannst, wenn ich es zulasse. Aber da ich es nicht war, sollten wir uns zurückhalten – und hier ist niemand, der uns kennt und den du retten kannst…“, argumentierte Chiron, lächelte dabei. Iyan schüttelte nur den Kopf und vergrub sein Gesicht für einen Moment in einer seiner Hände, bevor er nickte. „Gut.“ Doch These schien nicht bereit irgendetwas zu ignorieren: „Wenn ihr etwas im Geheimen planen wollt, dann macht es leiser…“, worauf sich zwei wütende Blicke ihm zuwandten und er hinter dem kräftigen Asterion verschwand, dessen Schwanz aufgeregt hin und her schwirrte. „Ich bin der Held…“, murmelte er noch, während sein Blick weiter schweifte. Beinahe erstarrt stand ein anderes Paar fast im Wald, Cyriel mit grünem Haar wie die Baumkronen, mit dem er in der Umgebung nicht auffiel, sonder halb mit dem Hintergrund verschmolz. „Die Hölle?“, kam die leise Frage von dem Anderen, von Rhan, dessen braune Haare das Bild fast zu einem Baum ergänzte. Minuten vergingen nach den wenigen Sätzen, Schweigen in die Gruppe eingekehrt, in der sich jetzt alle kritisch beäugten und Augen mehr als einmal zusammengezogen wurden. Positionen wurden geändert, der Wald berührt und scheinbar stand alles still, bis ein lautes „Verdammt“, durch die Halle jagte. „Verdammt, was soll das hier?“, wollte Caym wissen, schwang seine Arme in die Höhe, strich sich mit einer Hand durch seine braunen Haare, zupfte an der blauen Strähne, scheinbar glücklich in der Umarmung, in der er sich gerade befand. „Kenne ich dich? Das Wasser flimmert um dich herum…“, ignorierte Nethuns die Frage, legte den Kopf schief und starrte Caym an – wohl etwas zu lang. Astaroth griff nach seinem Schwert, erstarrte deutlich, als es nicht auf seinem Rücken zu finden war, schwang stattdessen die Hand in einer fließenden Bewegung nach vorne um dort die Krallen auszufahren. Doch lange blieb es nicht so, denn sein Partner rollte mit den Augen, griff zu und zog an den langen schwarzen Haaren, während er den Kopf in den Nacken legte. „Ich kann mich selbst verteidigen, Asti…“, neckte er ihn, die Lippen so nah an denen des Dämons, dass sie fast im gleichen Moment die Berührung spürten und damit Blicke auf sich zogen. Reus blinzelte ein paar Mal, noch immer an Nethuns gekrallt, bevor er in Erkenntnis: „Oh...oh. Ihr seid auch ein Paar, so wie wir“, ausrief. „Mit ein wenig Kombination wäre das leicht herauszufinden gewesen“, bemerkte Chiron nur trocken, viel zu laut und schüttelte den Kopf. „Scheinbar löst sich das Problem nicht von selbst bei dem, was hier für Gestalten versammelt sind…“ Die Mienen verfinsterten sich im gleichen Moment und zwischen Knurren und gefletschten Zähnen, einem Wind, der nicht hätte da sein sollen und dem Wasser, das sich zu stark bewegte, waren mehrere Seufzer zu hören, bis sich jemand zu Wort meldete. „Und was für ‚Gestalten’ wären das? Eine Schlange, die spricht, hätten wir hier…einen Wasserdschinn, einen Ochsen, eine Pflanze und“, Jin stoppte genau bei Astaroth, seine goldenen Augen funkelnd und abschätzend, bevor er fortsetzte, „naja, ein Tier mit zwei Herzen. Also ich weiß nicht…“ Doch bevor er seinen Satz beenden konnte, stürmte der Dämon schon in die Richtung des Dschinns, die Zähne gefletscht und die Augen mit einem roten Rand umgeben. Mit voller Wucht schoss ein krallenbewährter Arm nach vorne, genau in Richtung Herz, zerteilte die Luft mit einem Sausen – nur um dann in genau dem zu Enden: Luft. Jin lächelte, sein Bauch nur eine Illusion, einer Spiegelung gleich und wollte schon ausholen, bis ein Schlag gegen seinen Rücken ihn wohl stoppte. „AUFHÖREN!“, erschallte es genau in dem Moment wie ein Echo durch den runden Fleck aus Wüste, getragen von sechs Stimmen. Caym stampfte wütend auf den Boden, stapfte in Richtung des Dämons, holte aus und rammte seine Faust in dessen Seite. „Ich wünschte ich müsste nie wieder eine Beschwörung durchstehen…und sei nicht so gereizt…das ist mein Vorrecht, verdammt. Du kannst deine Energie auch woanders…“, murmelte Caym wenig erfreut, wurde ganz leicht rot, als er das Letzte sagte und knurrte dann selbst fast, als ein Lächeln auf den Lippen des Dschinns zu sehen war. „Und du brauchst gar nicht zu lächeln, verdammt. Angeber. Du bekämst den ersten Preis für…für Dummheit, du heiße Luft du…“ Damit ergriff er seinen Astaroth und zog ihn schmollend mit sich, ohne auf dessen Hand zu achten, die immer deutlicher in tiefere Gefilde wanderte, bis sie schließlich auf dem Gesäß liegen blieb und dort entlang strich. Scheinbar in Gedanken verloren, ignorierten die beiden den Rest, deutete der Dämon schließlich mit einem Lächeln in Richtung eines Berges auf einem der kahlen Flecken. Markus starrte mit großen Augen in die Richtung, schüttelte den Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit schließlich auf den Boden. „Verrückt, verrückt…verrückt. Die…die…sich geküsst. Gott, ich wünschte irgendwas wäre einmal NORMAL und ich wünschte ich wäre zu Hause, wo alles normal ist…“, murmelte er so leise und aufgebracht wie zusammen möglich, nur um gleich darauf erschreckt aufzuschauen. „Wenn du es wünschst, mein Markus…“, kam die Antwort, die nicht erbeten wurde, ein verschmitztes Grinsen in Dschinns Gesicht und ein Arm an Marks Hüfte. Im gleichen Moment fing er an sich zu wehren, versuchte mit seinen Händen den Griff abzuschütteln, nur um von einem Kribbeln in seinem Nacken abgelenkt zu werden. Leises Flüstern folgte und sein Kopf wandte sich in die Richtung, aus der es zu hören war. „Kommt dir das nicht bekannt vor, Asti?“, bemerkte Caym mit einem Fingerzeig in Marks Richtung, scheinbar ohne sich weiter um die Hand zu kümmern, die in der Hose irgendetwas anstellte. Markus blinzelte wild, unfähig etwas zu sagen, bis Iyan: „Scheinbar sind diese beiden noch nicht lange zusammen…“, zu seinem Begleiter sagte. „Zusammen? Was zum Henker, ich bin nicht mit ihm zusammen! Nur weil ich einmal oder öf…verdammt, ich bin nicht…“, brüllte er los, rote Farbe im Gesicht, bevor er nur noch sprachlos weiter stammelte und die anderweitigen Aussagen ignorierte. „Scheinbar doch“, war Reus zu hören, der leise lachte und dabei fast flimmerte. Nethuns achtete nicht darauf, achtete dabei auf nichts und starrte nur zum Fluss, in Richtung der Grotte. „Verfluchte Welt und ohne Möglichkeit zu entfliehen“, erklärte der Wassergott schließlich und deutete dabei auf die braune Decke. „Uralt, tot da oben, erfroren und abhängig von dem was andere bringen.“ Jin zog bei diesen Worten die Mundwinkel hinunter ohne dabei Markus loszulassen, und wies Nethuns zurecht: „Als ob unsere Welt nicht der wahre Fluch wäre, Wasserdschinn.“ „Bezeichne mich nicht als so etwas“, fuhr dieser ihn jetzt an, die Haare in einer Wellenbewegung gefangen, immer kürzer, bis sie förmlich nach oben standen, „ich bin keines dieser niederen Wesen, ich bin Herrscher und nicht der Beherrschte.“ „Ach, dann bin ich ein niederes Wesen? Mein Markus…wünsch dir etwas, dann zeige ich diesem Wicht, wohin er gehört!“, verlangte und drohte Jin, worauf Mark nur mit den Augen rollte und in die Richtung der ursprünglich Weißhaarigen schaute. „Chiron, lass das!“, versuchte Iyan den Angesprochenen davon abzuhalten ihn zu berühren, schlug den Arm davon, der sich auf seine Hüfte gelegt hatte. „Hier sind Menschen…“ „…die nicht aus unserer Welt stammen. Wozu hier spielen, mein Iyan? Hier ist nichts, das du vor mir retten müsstest – die Vernichtung erledigen diese Heißsporne von selbst, ganz wie es mir gefällt“, ergänzte Chiron, legte seine Hand auf den Rücken seines Geliebten, erfolgreich, ohne Gegenwehr. Die Stimmung jedoch verfinsterte sich schlagartig wieder, böse Blicke auf den „Feind“ gerichtet. Iyan seufzte, klingelte mit seinen Armschonern und wandte dann noch als letztes ein: „Aber auf dem Schlachtfeld…“, nur um ein „…auf das wir erst gelangen müssen.“, zu hören. Und dann wurde dem „Helden“ schlagartig bewusst, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. „Oh ja“, begann er in einem Versuch abzulenken, war sich offenbar bewusst, dass sein Geliebter gerade etwas zu undiplomatisch gewesen war, und lächelte gequält. „Also, machen wir es kurz: Wer oder was war das? Offensichtlich jemand, der uns nach unseren offensichtlichen Gemeinsamkeiten ausgewählt hat…“ „Wir sind alle Paare?“, bot Caym im selben Moment wie Rahn an, während beide die Hände ignorierten, die in ihren Hosen etwas zu suchen schienen und ihnen rote Wangen bescherten. Alle außer Mark nickten zustimmend und lehnten dabei immer an ihrem Geliebten, nachdenklich und kurz lächelnd. „Und so wie es aussieht mit sehr ähnlichem Geschmack, was die Haarlänge angeht – bis auf Poseidon da, der sich nicht ganz entscheiden kann“, kicherte These, hielt sich den Bauch vor Lachen und stolperte rückwärts, stolperte über einen Stein und segelte dem Boden entgegen, nur um in den Armen von Asterion zu landen. „Oh, verzeih, Wassergott. Ich meinte es nicht ganz so ernst“, entschuldigte er sich gleich nach dem Unglück, verbeugte sich in Nethuns Richtung, der zufrieden nickte. „Endlich ein Gläubiger…“, war für Reus noch das Murmeln zu hören, das für die anderen nur das leise Rauschen des Wassers war. Gleichzeitig rollte Markus wieder mit den Augen, biss sich auf die Unterlippe und stampfte mit seinen Füßen auf den Boden, bemüht niemanden mehr anzusehen. „Aber das wird uns nicht helfen, denn etwas hält uns hier, etwas das selbst über meine Macht hinausgeht und etwas sammelt...“, erklärte Nethuns jetzt mit einem Blick in die Ferne, um dann wieder ernst in die Runde zu schauen. „Niemand von uns hat die Macht zu entkommen…“ „…und scheinbar ist für jeden für uns ein eigener Raum vorhanden.“, ergänzte Asterion und verbeugte sich so, wie es auch sein These getan hatte. „Moment, moment…scheiße? Poseidon war doch ein griechischer Gott mit Dreizack, oder? Zum Henker, das ist nicht wahr…noch so ein Verrückter…“, rief Markus laut, streckte den Arm in Richtung Nethuns aus und erntete wieder amüsierte Blicke, gehobene Augenbrauen ob der verzögerten Reaktion. Ein lautes Knacken zerstörte schon im nächsten Moment den Eindruck, ließ Mark erzittern, als lange Fangzähne erschienen, die Cyriels Gesicht dominierten. Schwarze Augen starrten ihn voller Hass, tödlich, an. „Du bist einer von ihnen, einer, der…“, kam es bedrohlich, so bedrohlich, dass er zittern musste. Näher und näher, unaufhaltsam kam ihn die Gefahr, stoppte erst, als Rhan sich dazwischenschob und damit die langsamen Schritte in Richtung des Angesprochenen stoppten. Blätter rieselten, regneten zu ihrer Rechten auf die beiden hinab, die Markus noch immer schlotternd ansah. „Er gehört nicht in unsere Welt. Du, nein wir sind noch im Paradies – sollten es zumindest sein. Also muss ich dich erst zwicken, bis du das hier siehst“, lenkte er ihn ab und zeigte durch den Wald in die Richtung eines der toten Flecken, auf der eine Hütte stand, offen und aus Stein gebaut. „Verdammt, könnt ihr euch alle nicht beherrschen? Da könnte man…also…verdammt, ich bin hier sicher nicht der Älteste und ich habe keine Lust schon wieder ‚weise‘ zu spielen, verdammt“, mischte sich Caym noch einmal ein und trat wie zur Bestätigung noch einmal auf Astaroths Fuß. „Sag doch was, verdammt!“ „Wollen wir uns zurückziehen, mein Kleiner? Ich habe das Gefühl du brauchst ein wenig Beschäftigung – ein wenig heftige Beschäftigung“, kam das Flüstern des Dämons, verstärkte sich in dem aufwallenden Wind, bis alle es wie ein Hallen hören konnten. „Oh, dein Geliebter mag es auch etwas härter?“, nahm Chiron sofort die Aussage auf, eine Hand im Haar seines Iyan, der darauf mit dem Arm ausholte, diesen durch die Luft schwang, bis er mit voller Wucht auf den Bauch prallte. „Tja, er ist mein Kleiner und der Führer einer der größten Streitmachten unserer Welt. Und seit dem ersten Mal…“, bestätigte Astaroth zufrieden, zog seinen Partner noch näher an sich heran, glücklich. Das Grummeln seines Geliebten ignorierte er geflissentlich, achtete nicht auf die Vorzeichen. Gleich darauf holte Caym mit seinem Bein aus, ließ es Sekunden in der Luft schweben, nur um es dann mit aller Gewalt Richtung Boden zu rammen, auf den Fuß, dessen, den er zum Schweigen bringen wollte – und wieder versagte. „Die beiden…beiden fangen jetzt aber nicht an, ihr Sexleben zu diskutieren, oder?“, stotterte Mark, schüttelte den Kopf und schluckte sichtbar, ohne viel Aufmerksamkeit zu ernten. Nur Jin umarmte ihn, flüsterte ihm etwas ins Ohr, etwas ohne Bedeutung, das nur wie ein Windhauch war und ihn sichtbar zittern ließ. Nethuns hob die Hand, in der jetzt Wasser ruhte, sich um seinen Arm schlang wie etwas Lebendiges, und murmelte: „Barbaren. Sanft und stark wie das Wasser sollte es sein. Nichts kann sich mit der Kunst messen, die das Wasser besitzt, mit der Macht, mit der es selbst Stein aushöhlt…und wenn man liebt, dann umschmeichelt man seinen Geliebten, nicht wahr, Reus?“ Darauf nickte Reus, krallte sich an das Gewand, das zerfloss und doch immer sicher zwischen den Fingern lag, die die Form nachahmten. „Und jetzt habe ich Besseres zu tun, als länger hier zu weilen. Mein Segen den Zivilisierten unter euch“, dabei wandte er seinen Kopf in Richtung Theses und Asterion, ein kaum sichtbares Zeichen, und sah dann noch einmal Caym an, „und an dich, der du die Wasser deiner Welt beherrschen wirst.“ Damit verstummte er, schimmerte etwas, bevor er in Einheit mit seinem Geliebten zu Tausenden von Tropfen wurde, zerfiel und wie ein Schauer auf die Pfütze herabregnete, nur ein sanftes Plätschern zu hören war. Die Wellen, die fast im selben Moment im Fluss entstanden, formten kurz dasselbe Bild, bevor sie zur Grotte rasten und in ihr verschwanden. Caym starrte nur verdutzt in die Richtung, derselbe Ausdruck auf seinem Gesicht wie auf dem vieler anderer, grummelte dann unzufrieden: „Jetzt fängt auch noch ein Fremder damit an, verdammt. ICH werde kein verdammter Wasserdämonenkönig. Ich bin verdammt noch mal nicht einmal ein Dämon. Wann wird das endlich jemand VERSTEHEN?“ „Wieso erinnert er mich nur ein wenig an dich, mein Markus“, klang es leise in den Ohren des Angesprochenen wider, hallte dort so lange durch leere Gänge, bis Mark die Augen aufriss und dann mit zitterndem Unterkiefer: „Ich bin gar nicht so. Der da lehnt sich wie ein verliebtes Mädchen in die Arme seines Ret…“, sagte - und stoppte. Wütendes Knurren erklang so laut, dass alle Vögel die ihn nahen Baumwipfeln saßen, hochstoben, aufgeregt davon flatterten, bis ein leises Seufzen zu hören war. Der große Dämon hatte die Krallen ausgefahren, hielt sie wie eine Drohung in der Luft, die Augen mit feinen roten Adern durchzogen. Doch bevor er noch etwas tun konnte, sprang Caym nach vorne, rannte, holte noch im Lauf mit seinem Arm aus und traf mit einem klatschenden Geräusch Marks Wange. Astaroth stand schon direkt hinter ihm – ein Wall, ein Schutz. „Verdammt, ich lasse mich nicht als verliebtes Mädchen bezeichnen – nicht von so einem verdammten Idioten, der zitternd in den Armen…von einem goldenen, eingebildeten Irgendwas liegt, verdammt. Du bist feige, versteckst dich hinter allem…sonst nichts. Ich habe sicher nichts mit dir gemein. Ich bin kein…kein verdammter Trottel…konnte zugeben, dass ich Astaroth liebe. Und jetzt halt den Mund!“ Jedes Wort preschte aus Cayms Mund, fand sein Ziel, das immer wieder zusammenzuckte, die Augen groß, weit aufgerissen hatte. Momente, Ewigkeiten dauerte es, bis Markus aus der Starre erwachte, die Wangen rot, mit weißen Punkten durchsetzt, der Hals verkrampft. „WAS zum Henker?“, schrie er, holte seinerseits aus – doch zu langsam. Mit einer Geschwindigkeit, die nicht zu einem Menschen passte, duckte sich Caym unter dem Schlag, stolperte gekonnt nach hinten in die Arme seines Dämons, ein Lächeln auf den Lippen. „Also wer braucht hier einen Retter?“, setzte er nach, ein Wind immer stärker spürbar. „Hört endlich damit auf!“, schnitt Iyans Stimme durch das ganze Desaster, bevor irgendjemand mehr tun konnte, wurde von Chiron begleitet, dessen spitze Zunge kurz hervorzuckte und wieder verschwand. „Das ist ja fast wie im Kindergarten. Habt ihr eigentlich nichts Besseres zu tun als euch zu streiten? Ich glaube Poseidon hat die einzig weise Lösung gefunden – hier finden wir doch keine Lösung für unser Problem“, beschloss er für sich selbst, erntete von Asterion ein zustimmendes: „Genau“, und drehte sich wie zum Gehen um. „Tiere, nichts weiter als Tiere“, murmelte Cyriel an einen Baum gelehnt, inzwischen aus dem Kreis getreten. „Das einzige das zählt, ist sein Herz zu bewahren und mit ihm eins zu werden. Der Rest ergibt sich mit dem Bedürfnis zu teilen, zu erfüllen – egal, ob sanft oder hart. Genau das hat zumindest einer in dieser Gruppe verstanden.“ Astaroth schüttelte nur den Kopf, zerrte Caym wieder von dem Dschinn weg, in die Richtung, in der der tote Fleck mit dem Berg lag. „Schmerz der vergeht bringt meinem Kleinen Freude, meine Anwesenheit, meine Aufmerksamkeit, hebt ihn höher. Und wieso sollte ich auf etwas verzichten? Solange ICH der einzige bin, der ihn besitzt“, dabei kassierte er einen Schlag gegen seine Rippen, lächelte dabei nur und streichelte deutlich sichtbar über den vorderen Teil der Hose seines Partners, „und der einzige, der je in ihn eindringen wird. Er ist das Einzige, auf das ich niemals verzichten werde, verzichten kann. Der Einzige von Bedeutung, das einzige von Bedeutung. Und bei meiner Erfahrung mit jeder seiner Poren, jeder Faser seines Körpers, könnt ihr nur verblassen. Allesamt Würmer ohne Ahnung.“ Caym zitterte die ganze Zeit, leicht rot im Gesicht, rollte mit den Augen, bis alles gesagt war. „Idiot“, brachte er noch heraus, bevor er ihn in einen Kuss zog, kurz nur, bis die Lippen sich gerade berührten, und ihn dann schnell löste um Astaroth gleich mit sich zu ziehen. „Macht was ihr wollt…“, rief er noch, bevor er im Wald verschwand, während die Hand des Dämons auf seinem Gesäß keinen Zweifel an dem ließ, was kommen würde. Markus starrte ungläubig in die Richtung, schüttelte den Kopf und verlangte leise: „Ich will nach Hause…ich wünsche es mir.“ „Bei den Götter…da begegnet er schon einem Gott und dann wimmert er, dass er nach Hause will. Asterion, das ist doch irgendwie unverständlich“, fing jetzt These an, wollte wohl etwas sagen, bis sein Blick zu Chiron wanderte. Dessen Haut war inzwischen mit kleinen roten Punkten überzogen, schimmerte leicht und dieser zog Iyan zu sich, murmelte: „Lass uns gehen. Mit dieser Sonne stimmt etwas nicht und wir wollen die Zeit, die uns hier in der Fremde bleibt, doch nutzen, nicht wahr mein Iyan. Außerdem will ich dir einen Vorgeschmack darauf geben, was am Ende kommen wird…“, worauf dieser erst nickte, dann einen bösen Blick warf und mit festen Schritten in die erstbeste Richtung losmarschierte – verfolgt von Chiron. „Der nächste. Endlich etwas Ruhe in diesem Wald, in dieser Illusion in einer Illusion. Und etwas vibriert hier förmlich, die Bäume in der Umgebung erfüllt von Angst und doch voller Freude über…Nahrung? Lass uns gehen, in den Wald gehen – denn nur dort ist es sicher – und dort muss ich diesen stinkenden Menschen nicht mehr sehen. Einer von denen, die alles vernichten wollen…“, beschloss Cyriel, rümpfte die Nase, bleckte die Zähne, nur um sich dann schnell umzudrehen. Seine Hand fand fast wie von selbst die seines Herzens, zog ihn mit sich, davon und ließ so den Kreis fast leer zurück. These ging ein paar Schritte, vorsichtig und stellte dann die Frage, die ihm offenbar auf der Zunge lag: „Wo sind sie denn alle hin?“, schaute dabei Asterion erwartungsvoll an. „Dorthin, wo wir auch verschwinden werden. Dieser Dämon dort“, dabei zeigte er auf Jin, der die Aussage geflissentlich ignorierte, „ist arrogant, kindisch und braucht noch viel Zeit.“ Als darauf der Wind langsam anfing stärker zu blasen, schnüffelte Asterion, starrte in die Richtung der beiden anderen und nickte wie für sich selbst. „Jetzt, schnell…“, bemerkte er nur und stieß These schnell den Weg entlang, der sich ihm bot, verschwand aus dem Zirkel. „Idioten allesamt“, beschloss der Dschinn schließlich, fast allein in dem Kreis, zog Markus zu sich und schaute ihm tief in die Augen. „Du bist derjenige, der es wert ist bei mir zu sein. Und jetzt werden wir uns etwas ablenken, denn das ist dein Wunsch, so wie ich es gerade an der Härte deines Winzlings spüre…“ Mark blinzelte, noch immer abgelenkt von der schnellen Auflösung der gesamten Gruppe, bis ihm die Aussage bewusst wurde und er nur noch stammelnd: „Was...ich habe keinen Winzling und…zum Henker. Aber nur dieses eine Mal“, herausbrachte, der letzte Teil wie immer gestaltet. Etwas in der Luft schien ihn zu beeinflussen, denn seine Wangen leuchteten jetzt förmlich, seine Augen glasig. Das Grinsen auf dem Gesicht seines Jins wirkte mehr als zufrieden und schneller als sich der Mensch seines Fehlers bewusst werden konnte, wurde er schon in den Wald gezerrt, in eine Richtung, in der noch keiner verschwunden war. Die Insekten schwirrten wie Motten um das Licht, als sie die hier so fremden Geräusche vernahmen, das leises Stöhnen, das laute Kreischen, das aus jeder Hütte in der näheren Umgebung drang, das durch den Wald hallte und wie vom Wasser getragen rauschte. Wieder und wieder, bis es verstummte, an manchen Stellen weiter ging oder erst nach einer Zeit neu aufflammte. Und so sahen auch nur einzelne Tiere den einsamen Blitz, der wie verloren kurz durch die Halle jagte, Staub aufwirbelte, zitterte, als er sein Ziel in dem toten Bereich fand, auf dem Stunden zuvor zwölf Gestalten erschienen waren. Wie von Magie getrieben wuchs genau an dem Punkt, an dem die Asche, die Körner noch wirbelten plötzlich ein Kreis aus Pilzen, ein Leben an einem Ort, an dem es keines geben sollte. Sie wurden wie im Sekundentakt größer, mächtiger, bis sich ihre Köpfe am Ende wie in einem Zeitraffer öffneten, Insekten voller Erwartung schon auf Beute warteten. Doch als die ersten Sporen kamen, wurde alle Hoffnung zerstört, denn es regnete rote Tropfen, Blut, das sich zwischen ihnen sammelte, höher stieg und hochwirbelte, von einem unsichtbaren Strudel erfasst. Kurz, ganz kurz war ein Paar zu erkennen, geformt aus tausenden, Abermillionen von kleinsten Fäden, geformt aus der Flüssigkeit, zitterte kurz. Und dann zerfiel alles, stürzte in sich zusammen und zog etwas mit sich wie der Anfang einer Kettenreaktion. Im gleichen Augenblick zuckten die Blitze wieder auf, hallten an den Spiegeln wider, trafen jedes Haus, eine Stelle im Wald, bevor sie an den Abdeckungen abprallten, die doch nur zu Braun führten, etwas in Gang setzten. Mit einem leisen Knirschen tat sich etwas, schlichen die braunen Teile davon und rieselten ganz leise einzelne Schneeflocken hinunter, verwandelten sich noch im Fallen in Wasser, das die Hütten bedeckte, Staub zu Matsch verklumpen ließ. Die wenigen Insekten, jung und unerfahren, die sich in den Kreis getraut hatten, angelockt von Leben und Wasser, fanden schon nichts mehr vor, als die Blitze verschwanden, fanden nichts mehr dort vor, wo noch Momente zuvor Leben in Form von Paaren in Hütten geweilt hatten. Stattdessen öffneten sich die Abdeckungen zur Gänze, ließen erst süßes Licht hinein, geballt und kräftig, Lebensspendend, das sich aber in ihren Augen binnen Sekunden in ein brennendes Inferno verwandelte und sie in Flammen setzte – so schnell, dass sie nichts mehr davon wahrnehmen konnten. Bevor noch der erste Schmerz sie durchzucken hätte können, knisterten sie, zerfielen so schnell zu Asche, dass ihr Ende ihnen nicht bewusst werden konnte. Die Libelle, die jetzt wieder ihrer Beute nachjagte, bemerkte die Hitze in den wüsten Flecken, schwirrte schnell davon, von den jetzt glühenden Häusern verjagt – so wie jeden Tag, wenn die Magie gewirkt hatte, Energie, nein pure Magie gebracht hatte und alles in Gang setzte. So wie jede Nacht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)