Sanguis Regiis von G_O_D (And the night shouted: "Liar!") ================================================================================ Prolog: Pro-Prolog ------------------ Diese ff ist eigentlich nur ein Produkt von folgender ff: 2012: Just4Peace von Abraxas2012 hier ist der Link zur Haupstory: http://animexx.onlinewelten.com/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=127711&relink=%2Ffanfic%2Ffavoriten%2F%3Fdoc_modus%3Duser_liste%26m_liste%3D191362 Ich empfehle sie zu lesen, da sie sicher einiges genauer erklärt, aber im eigentlichen nur wenig mit meiner Story zu tun hat. Wir schreiben das Jahr 2012 vor zwei Jahren endeten die Kriege der Anarchie. In diesen zwei vergangen Jahren behauptete sich das Chaos in vielen Bereichen der Erde. Denn die Anarchie hatte, entgegen aller Erwartungen den Sieg davongetragen. Die Religionen verloren stark an Einfluss und verschanzten sich nun mit eine starken militärischen Streitkraft in sogenannten Hochburgen. Das Christentum befestigte nach einem Sieg gegen die Anarchie im Vatikan diesen schwer und hob Unmengen an schweizer Gardisten aus dem verschwindenden Staat Schweiz aus. Die Moslems errichteten ihre Trutzburg in der Stadt Istanbul die nun wieder den Namen Byzanz trägt. Die buddhistischen Mönche versagten in vielen Klöstern. Einzig die Shaolin, welche sich zum Ausbruch des Krieges in der verbotenen Stadt befanden konnten sich behaupten. Die verbotene Stadt ist nun kein Palast mehr sondern eine Festung wie sie Asien noch nie gesehen hat. Die Mönche des Shaolinklosters haben mittlerweile nicht nur die traditionellen Waffen gemeistert sondern auch die Feuerwaffen des 21 Jahrhunderts. Japan befindet sich nun wie das legendäre Atlantis unter den Fluten des Ozeans, doch einige Priester des Shintoistischen Glaubens überlebten und errichteten aus den Resten der japanischen Flotte eine schwimmende Festung. Neu Mexiko ist nun die Hochburg der Azteken die ihren alten Glauben neu aufleben lassen. Alexandria wurde neu geboren und beherbergt den Polytheismus des alten Ägyptens bewacht von unzähligen Kriegern. Grönland ist die Eisfestung der Inuid und deren Glaube geworden. Die vereinigten Staaten von Amerika spiegeln sich in der Struktur des neuen Glaubens der Techpriester wieder. Ihr Sitz ist das ehemalige Pentagon. Selbst die Satanisten haben eine Trutzburg errichtet. auf den Trümmern der Festungsmauern von Vlad Tepesch van Dracul regieren ihre Matriarchen mit Grauen und Schrecken. Rassen erhoben sich die von allen als Legenden, Mythen und Sagen abgestempelt wurden. Unter ihnen die Kainieten, Lykaner und Dämonen. Auch einige der uralten Riesen erhoben sich, wodurch Hügel verschwanden. In den Gebirgsregionen der Welt tauchte ein kleines Volk welches als Zwerge bekannt ist, auf. In einer Zeit wie dieser ist es schier unmöglich in Frieden zu Leben. Doch einige kämpfen dafür dies tun zu können. Einige die den Frieden aus ihrer Kindheit kennen und nicht bereit sind ihm tatenlos nachzutrauern. Ab hier beginnt mein Teil. Doch nicht die Religionen herrschten über die Welt, sondern das Chaos. Es fehlte an Ordnung und Gesetzt. Wenn ein Kainiete, Lykaner oder anderer Metamensch die absolute Freiheit genießen will, braucht er nur die Hochburgen der Religionen meiden und sich in den von den Kriegen verheerten Gebieten aufhalten. Doch noch während der Anarchiekriege wurde es zu einem lukrativen Geschäft, Metamenschen zu erlegen und deren Köpfe als Trophäen gegen Geld einzutauschen. Kopfgeldjäger liefern sich in der „Wildnis“ einen Kampf ums überleben mit den Metamenschen, wobei sie sich meist zu streng strukturierten Kasten zusammenschließen. Sie operieren unter Decknamen, wie zum Beispiel „Dessert Rats“ und „AK 55“. Doch alle diese Gruppen erstarren, wenn die beste unter ihnen genannt wird. Die „Kings LWR“. Eine Gruppe von Menschen, welche sich der Jagd verschrieben haben. Viele von ihnen genossen die militärische Ausbildung von Spezialeinheiten. Sei es nun von den britischen SAS, den Navy SEALs, Jagdkommando, Fremdenlegion oder auch die –während den Anarchiekriegen gegründete – Nuntii Exitum des Vatikans (Die bewaffneten Richter der Inquisition). Für die Kings spielt Herkunft keine Rolle, solange man gewillt ist die Welt von allen Feinden der Menschheit zu erlösen. Hier steht der Kodex der Kings: 1. Ein King gibt niemals auf. 2. Ein King kämpft für seine Überzeugung. 3. Ein King kennt nur den Unterschied zwischen Leben und Tod, sowie den Unterschied zwischen Freund und Feind. 4. Ein King darf niemals anfangen zu bereuen. 5. Ein King hilft einem anderen King. 6. Die Beute wird getötet, egal ob man sie kennt. 7. Vertrauen kennt ein King nur zu seiner Waffe. 8. Ein King darf sie Ficken, doch er darf sie nicht lieben. 9. Ein King tötet sie, bevor sie ihn beißt. 10. Loyalität empfindet ein King nur für die beiden Soldtaten an seiner Seite und den anderen Kings. 11. Ein King ist immer bereit zu sterben. 12. Ein King antwortete, wenn jemand um Hilfe ruft. 13. Feinde sind nur unter besonderen Umständen Freunde. 14. Die LWR sind die unangefochtenen Anführer und ihre Befehle werden befolgt, sollten sie nicht gegen eine der anderen Regeln verstoßen. 15. Ein King darf nichts fürchten. 16. Ein King kennt keine Vorurteile. 17. Der Löwe und die Krone sind die Symbole der Kings. 18. Ein Löwe wird nur im äußersten Notfall getötet. 19. Ein King muss alle Prüfungen bestanden haben, um als King akzeptiert zu werden. 20. Nur der Tod kann einen King daran hindern seinen Auftrag zu erfüllen. 21. Ein King stirbt mit einem Grinsen im Gesicht. Niemals mit einem Ausdruck der Angst oder Trauer. 22. Ein King versucht der Menschheit zu dienen und den Menschen zu helfen. 23. Ein King respektiert die Natur. 24. Ein King ehrt diese Regeln, liebt diese Regeln und bricht keine dieser Regeln. Wird eine dieser Regeln gebrochen, sollte der King bereit sein dafür zu bezahlen. Für jede gebrochene Regel soll ihm ein Knochen im Leib gebrochen werden, wobei er selbst aussuchen darf, welcher Knochen das sein soll. Regel 24 zieht keine Sanktionen nach sich, da eine Bestrafung nur möglich wäre, wenn eine der anderen Regeln gebrochen wurde. Deren Bestrafung jedoch als Läuterung genug angesehen wird. Ich musste das jetzt schreiben, da es ganz gut erklärt, was es mit den Kings auf sich hat. Weiteres nutzt jeder King einen Decknamen nach folgendem Muster: zB „King William III. The King of Compton.“ Kapitel 1: Sunset - a new night starts -------------------------------------- Sonnenuntergang – Eine neue Nacht beginnt Sonnenuntergang. Die letzten Reste des rötlichen Lichtes fielen durch einzelne Spalten zwischen den Brettern, mit welchen die Fenster vernagelt worden sind. Eine der Scheiben war gebrochen und Spuren, welche dort zurückgeblieben waren, deuteten an, dass sich jemand beim Einschlagen des Glases geschnitten hatte. Die Lichtstreifen, die über den Boden wurden immer kürzer, als die Sonne mehr und mehr hinter dem Horizont verschwand. Das Quietschen alter Matratzenfedern war zu hören, als sich der junge Mann, der im Nebenzimmer, dort wo nie auch nur ein Teil des Lichtes hinfiel, sich während des Tages zur Ruhe gelegt hatte, nun endlich bereitmachte, seinem Ruhe ein Ende zu bescheren. Nun war der Tag vorbei und er erhob sich von seiner Schlafstätte. Er gähnte, entblößte dabei lange, spitze Eckzähne und streckte sich. Er stapfte durch die Wohnung in das Badezimmer, das auch schon weitaus bessere Tage erlebt hatte, betrachtete die Toilette und rümpfte die Nase. Widerwillig und unzufrieden über seine Unterbringung begann er dann doch seine Blase zu entleeren. Schließlich verklang das plätschernde Geräusch wieder, er schloss den Reißverschluss seiner Hose, drehte sich zum Waschbecken um und als er dieses erblickte, zeichneten sich Zweifel auf seinem Gesicht ab. Er rechnete nicht damit, dass aus den Leitungen noch Wasser kommen würde, dennoch versuchte er sein Glück. Ein gurgelndes Geräusch drang aus dem Wasserhahn, dann ergoss sich ein Schwall aus braunem, übelriechendem Wasser in das Waschbecken. Der Vampir war derartigen Luxus gewöhnt und wartete daher ein paar Sekunden. Seine Geduld sollte belohnt werden, denn schließlich wurde das Wasser tatsächlich heller und schließlich sogar wieder klar. Er wusch sich die Hände, das Gesicht und wagte es sogar von dem Wasser zu trinken. Es schmeckte leicht säuerlich, aber sonst war nichts am Wasser zu bemängeln. Der Vampir beendete seine Hygiene, drehte das Wasser wieder ab und ging, durch die stark in Mitleidenschaft gezogene Wohnung, zurück zu seiner Schlafstätte. Er kniete davor nieder, griff nach einer Bibel und einem Rosenkranz, welche neben dem Bett auf einem Nachtkästchen gelegen waren, blickte kurz auf ein Kreuz, welches er selbst über dem Bett aufgehängt hatte, senkte dann den Kopf und dankte Gott in seinem alltäglichem Gebet dafür, dass er ihn einen weiteren Tag überleben lassen hatte. Leise murmelte er sein Gebet. Seine Ohren nahmen jedes noch so leise Geräusch wachsam auf. Nichts schien ihm zu entgehen und doch, waren seine Gedanken voll und ganz auf dieses Gespräch mit Gott gerichtet. Er beendete sein Gebet mit den üblichen Worten: „Und lass mich niemals wieder vom rechten Weg abkommen. Im Namen des Vaters, des Sohnes und heiligen Geistes Amen.“ Dann erhob er sich, anmutig, ja fast würdevoll erhob er sich von seinen Knien und verstaute Bibel, sowie Rosenkranz in seinem Rucksack. Er holte das Kreuz von der Wand und packte es ebenfalls wieder ein. Nachdem er sich seinen Ledermantel umgeworfen hatte, nahm er den dritten Gegenstand von der Ablage neben seiner Schlafstätte. Seine Pistole. Er verstaute die Waffe im Halfter unter seinem Mantel, warf sich den Rucksack über die Schulter und wandte sich dann um und verließ den Schlafraum. Er durchquerte die schäbige Wohnung und machte nur einen Zwischenstopp beim Kühlschrank. Das Herz der ganzen Wohnung. Zumindest wenn es nach jenem Vampir gehen würde, denn er hatte diese Wohnung nur gewählt, da sie mit Strom versorgt wurde und der Kühlschrank seine Dienste noch verrichtete. Der Vampir öffnete die Kühlschranktür, griff hinein und holte eine grüne Weinflasche heraus. Er schüttelte sie kurz und seufzte, als er sich bewusst wurde, dass der Inhalt beinahe verbraucht war. Mit traurigem Blick schraubte er die Flasche auf, setzte sie an und leerte sie in einigen begierigen Zügen. Als die Flasche leer war, stellte er sie auf die Anrichte neben dem Kühlschrank, schloss dessen Tür und leckte sich die Lippen. Er wollte keinen einzelnen Tropfen dieser kostbaren Flüssigkeit verschwenden. Gestärkt vom Blut, atmete er durch, rief sich ins Gedächtnis, wo er hin musste und begab sich zur Wohnungstür. Kurz dachte er darüber nach, sich ein motorisiertes Fortbewegungsmittel zu besorgen, doch irgendwie erschien es ihm als falsch. Er war bisher immer dort angekommen, wo er hin wollte und unter Zeitmangel litt er auch nicht. Er verließ die Wohnung, schloss die Tür leise hinter sich und ging dann, mit einem zufriedenen Lächeln, hinaus in die Nacht. Es war ein typischer Abend für den ehemaligen Priester Clay Morton. Kapitel 2: Past - The history of Clay Morton -------------------------------------------- Vergangenheit – Die Geschichte von Clay Morton Es war einige Monate nachdem die Anarchiekriege begonnen hatten, dass sich Clay Mortons Leben für immer verändert hatte. Die Kriege dauerten nun schon so lange, dass sich die Menschen, welche sich den Schlachtfeldern fernhielten, an das Leid gewöhnen konnten. Frisches Wasser war für viele bereits zu einem Luxus geworden und in den großen Städten versuchten die Regierungen ihre Macht mittels Lieferungen der nötigsten Dinge aufrecht zu erhalten. Doch die Reserven schwanden und mit ihnen das Vertrauen in die Politiker. Die Welt war vom Krieg und dem Leid geschunden, doch es gab wenige, strategisch wertlose Gebiete, wo das Leben einen verhältnismäßig gewohnten Weg ging. New York war zwar von den Kriegen unbeeinflusst, doch breiteten sich dort bald die Vampire, Werwölfe sowie Dämonen aus und versetzten die Menschen in Angst und Schrecken. Zumindest bis die Kings kamen und New York gewissermaßen zurückeroberten. Obwohl Clay Morton ebenfalls an der Ostküste der Vereinigten Staaten aufgewachsen war, war sein Ort ein weiteres Beispiel für das Schicksal einer Kleinstadt, was wegen dem Krieg häufig vorkam. Alle wanderten aus. Clay Morton stand am Abend eines, mit Wolken verdunkelten, Tages an der Tür seiner kleinen Kirche und blickte auf die kleine Stadt Peaceful Heaven hinunter. Er sah die leeren Straßen, die lichtlosen Gebäude und auch ein paar Boote, darunter sogar ein Fischkutter, welche zurückgelassen worden waren und nun im letzten Licht des Tages, zumindest soweit man von Licht reden konnte, vor ihm ausgebreitet waren. Der Begriff Kleinstadt war vielleicht sogar schon etwas übertreiben für Peaceful Heaven, da die Einwohnerzahl sogar in ihren besten Tagen, die 1000er Marke nur angekratzt hatte. Doch an jenem Tag waren alle Einwohner, alle bis auf den katholischen Priester Clay Morton. Dieser stand davor, blickte von seiner Kirche aus in Richtung Süden, über die kleine Stadt hinweg dorthin, wo in weiter Ferne New York lag. Er fühlte sich einsam und es war schon einige Tage her, seit er den letzten Menschen, zumindest einen lebenden Menschen gesehen hatte. Vielleicht hätte er mit den anderen gehen sollen, doch er empfand es als falsch seine Kirche aufzugeben, schließlich hatte sie ihm sein ganzes Leben lang Trost gespendet. Denn nachdem seine Mutter und sein Vater, welcher ein Sadist gewesen war, bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen, wobei Clays Vater stark alkoholisiert gewesen war, ist er in ein Waisenhaus gekommen. Er lernte Vertrauen in Gott zu setzten und sah im Tod seines Vaters eine Erlösung von dessen Schlägen. In diesem Waisenhaus lernte Clay dann auch William Tonks kennen, der wie ein wahrer Vater zu ihm war. Irgendwann zogen Clay und William Tonks dann nach Peaceful Heaven, wo William Tonks zuerst die Stelle als Priester annahm. Er ließ die Kirche renovieren und steckte selbst soviel Arbeit hinein, dass viele Leute gerne behaupteten, er hätte die Kirche alleine wieder auf Vordermann gebracht. Während der ganzen Zeit war Clay Morton stets da und half wo er nur konnte. Die beiden wurden gerne gesehen von den Leuten, denn beide waren höflich, umgänglich und Clay Morton glänzte auch als Spitzenschüler. Dann wurde er erwachsen und verschwand für einige Zeit aus Peaceful Heaven. Er war nämlich weggegangen um Theologie zu studieren. Als er zurückkam, war er zum Priester geweiht worden. Und die Schwüre, die er bei der Priesterweihe abgelegt hatte, ließen ihn in dieser dunklen Stunde nicht aus Peaceful Heaven gehen. Er hatte geschworen, die Gemeinde unter Führung des heiligen Geistes zu leiten und über sie zu wachen. Nun waren zwar alle anderen weg, doch Clay sah es immer noch als seine Gemeinde an, nachdem Gott auch seinen Mentor William Tonks wenige Monate vor dem Ausbruch des Krieges zu sich geholt hatte. Wieder durch einen Verkehrsunfall, sodass Clay Morton eine gewisse Ablehnung gegenüber Autos entwickelt hat. Den letzten Menschen, den Clay gesehen hatte, war ein etwas verwirrt wirkender Mann hohen Alters, der andauernd davon sprach, dass er nach Süden müsse. Der Mann war über Nacht geblieben und hatte sich bei Clay bedankt, als er am nächsten Morgen aufgebrochen war. Dabei wirkte er dann um vieles klarer im Kopf und Clay wünschte ihm Gottes Segen für dessen Reise. Der alte Mann hatte gelacht und erwiderte: „Wenn es einen Gott geben sollte, hat er gewiss ganz andere Sorgen.“ Mit diesen Worten war er gegangen und erst als sein Lachen nicht mehr zu hören war, war Clay Morton in das Innere seiner Kirche zurückgekehrt um zu beten, wobei er den alten Mann in seine Gebete einband. Was Clay nie erfahren hat, war, dass der alte Mann noch am selben Tag von Straßenräubern überfallen und umgebracht worden war. Die Sonne war nun verschwunden und einzig das Licht, welches durch die Tür der Kirche nach draußen fiel, hielt die vollkommene Dunkelheit ab. Clay seufzte, wandte sich um, ging in seine Kirche und ließ die Tür hinter sich zufallen. Er ging durch die leeren Sitzbänke nach vorne zum Altar, kniete kurz davor nieder und als er sich wieder erhob, ging er hinter den Altar und bereitete die heilige Messe vor. Es hatte keinen Sinn zu warten, da ohnehin niemand kommen würde, doch gleichzeitig erschien es auch als sinnlos, dass er überhaupt eine Messe abhielt. Nichts desto trotz blieb Clay dabei und hielt sie ab. Seit der Krieg herrschte, hielt er jeden Abend eine Messe und betete für Frieden. Vereinzelt saß einmal ein Reisender dann in seiner Kirche, wie zum Beispiel der alte Mann, doch meist hielt er seine Predigten für die leeren Bänke. Auch dieses Mal war niemand da, um seinen Worten zu lauschen und es erfüllte Clay mit Schmerz, dass seine Worte ungehört verhalten. Dann war es soweit, eine weitere heilige Messe kam ungehört zu ihrem Ende. Clay ging wieder vor den Altar, ging auf die Knie verneigte sich und erschrak, als die Tür aufgestoßen wurde. Der Priester wandte den Kopf um und sah zur Tür. Dort stand ein junger Mann, wahrscheinlich sogar jünger als er selbst an den Türrahmen gelehnt. Der Ledermantel spielte im kühlen Wind, der vom Meer kam und der Geruch des Salzwassers vermischte sich mit dem des Blutes, welches den jungen Mann vom Ärmel tropfte. Mit der rechten Hand hielt sich der Mann die rechte Schulter, von wo das Blut hinunterlief, während seine Linke nur schlaf herabhing. Er war so kraftlos, dass er es nicht einmal mehr schaffte den Kopf anzuheben. Doch irgendwie schaffte er es seine Füße wieder zum Gehen zu zwingen und er taumelte ein paar Schritte in das Innere der Kirche. „Hilfe.“ hauchte der junge Mann noch, dann brach er entkräftet zusammen. Sofort war Clay Morton bei ihm und rollte ihn auf den Rücken. Das glatte, schwarze Haar, dass dem Fremden bis tief in den Rücken fiel, hatte anfangs dessen Hals bedeckt, doch nun schob Clay es beiseite und sah, dass der Hals des Mannes aufgerissen war. Es war zwar keine akut tödliche Wunde, doch war es auch keine Kleinigkeit. Clay fasste den Fremden unter die Arme und zerrte ihn aus der Kirche in einen Nebentrakt. Dort schaffte er es ihn auf eine Couch zu legen. Der Atem des Fremden ging flach, doch immerhin atmete er noch und als Clay ihm den Mantel abnahm und das T-Shirt auszog, um sich den linken Hals und die Schulter des Fremden genauer ansehen zu können, sah er, dass dessen linke Schulter von einer Schrotladung förmlich zerfetzt worden ist. Mit Vorsicht ging Clay daran die Wunden des Fremden zu reinigen und dann verband er sie so gut er konnte. Clay überlegte gerade, dass er seiner Angst zum trotz ein Auto besorgen und den Fremden in ein Krankenhaus bringen sollte, als ihm klar wurde, dass das nächste Krankenhaus, welches zumindest noch nicht vollkommen verlassen war, zu weit entfernt war. Doch seine Gedanken wurden abrupt beendet, als er Motorenlärm näherkommen hörte. Clay sprang auf und eilte zurück in den Hauptteil der Kirche, wo er dann zum Eingangstor ging. Gerade als er diese erreichte, klopfte jemand kraftvoll dagegen und er hörte eine Stimme rufen: „Ist das jemand? Aufmachen!“ Clay öffnete die Tür und blickte hinaus, wer denn nun noch gekommen war. Vor der Tür stand ein Mann mittleren Alters, der den Lauf seiner Schrotflinte auf seiner Schulter ruhen ließ. Das leicht aufgedunsene Gesicht war unter einem rotgoldenen Vollbart verborgen und hinter ihm stand ein Geländewagen, auf dessen Ladefläche zwei weitere Männer warteten. Eine der beiden hatte ein vollautomatisches Gewehr und der andere war mit einem Jagdgewehr bewaffnet. Countrymusic erklang durch die heruntergelassenen Fenster und der Fahrer kaute lustlos auf einem Zahnstocher herum, während er dem Priester, unter dem Rand seines Cowboyhutes, vernichteten Blick zuwarf. „Sieh an, ein Priester.“ sagte der Mann vor der Tür verächtlich und grinste. „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte Clay dennoch höflich und versuchte sich auf feisten Mann zu konzentrieren, der da vor ihm stand. Dieser spukte auf den Boden, nickte und sagte dann: „Ja, das könnte durchaus sein. Ist hier vor kurzem jemand vorbeigekommen?“ „Dürfte bluten wie eine abgestochene Sau.“ rief einer der beiden von der Ladefläche und er, sowie sein Nebenmann lachten johlend auf. Clay blinzelte kurz, tat so, als müsste er kurz nachdenken, dann schüttelte er den Kopf und sagte ruhig: „Nein, ich habe niemanden gesehen. Abgesehen von einem alten Mann, der vor einigen Tagen nach Süden gegangen ist. Aber der wirkte wohlauf.“ Dann sah Clay wie der Fahrer belustigt aufschnaubte und sich abwandte, damit Clay sein Grinsen nicht bemerken würde. „Nein, Pater, wir suchen keinen alten Mann.“, sagte der Bärtige, „Wir suchen eigentlich nicht einmal einen Menschen.“ Nun blinzelte Clay überrascht. „Sondern…?“ forschte Clay nach. „Wir suchen einen Vampir.“ sagte der Bärtige und spukte abermals zu Boden. Dabei fiel sein Blick auf das Blut, welches auf dem Boden klebte. In Clays Kopf hallte diese Information wieder, dann erinnerte er sich an den Schwur seiner Priesterweihe. „Ich bin bereit, den Armen und Kranken, den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen.“ hörte er seine eigene Stimme in seinen Gedanken sagen. „Wie bereits gesagt, ich habe niemanden gesehen.“ wiederholte Clay. Doch der Bärtige schien ihm nicht zuzuhören, denn er blickte an Clay vorbei auf den Mittelgang der Kirche und fragte: „Woher stammt das ganze Blut?“ Clay wandte sich kurz um, sah das Blut, dass der Mann meinte, dann wandte er sich wieder diesem zu und sagte ruhig: „Ach das. Ich habe seit ein paar Tagen ein Rattenproblem. Nun ich habe vorhin eine angeschossen, doch bevor ich es zu Ende bringen konnte, hatte sich das Tier wieder in seinem Loch versteckt.“ „Ist das nicht ein bisschen viel Blut für eine Ratte?“ fragte der Bärtige skeptisch. „Es sieht nach mehr aus, als es wirklich ist.“ erwiderte Clay unbeeindruckt. Der Bärtige trat näher auf Clay zu und knurrte ihm mit seinem Schnapsatem an: „Willst du mich verarschen, Priester?“ „Fassen sie mich nicht an.“ erwiderte Clay gepresst und beherrscht. „Sonst was, Priester?“ fragte der Bärtige herausfordernd und verengte die Augen zu Schlitze. Dabei bohrte er den Finger seiner linken Hand in Clays Brust. Im nächsten Moment knallte ein Schuss und der Kopf des Bärtigen ging mit einem Ruck nach hinten und seine Hirnmasse regnete zu Boden. Ein feiner Rauchfaden stieg von der Pistole in Clays Hand auf und sein Gesicht war von ein paar Bluttropfen benetzt. Der Bärtige kippte nach hinten und nachdem der feiste Körper auf den Boden aufgeschlagen war, zischte Clay. „Das passiert sonst.“ Der Fahrer mit dem Cowboyhut und die beiden auf der Ladefläche starrten Clay wie erstarrt an, dann richteten sie gleichzeitig ihre Waffen auf ihn und drückten ab. Clay hechtete rückwärts in seine Kirche zurück, die Projektile schlugen in den Türrahmen ein und sprengten ein paar Steinsplitter ab. Clay landete auf dem Rücken, richtete sich sofort wieder auf und zielte sofort wieder auf die Tür. Er hörte wie draußen jemand im Kies landete, dann kamen Schritte auf die Tür zu. Clays Puls raste und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er hatte noch nie jemanden erschossen und sich immer gewünscht, es niemals tun zu müssen und nun, nun hatte er doch getötet. Gerade als er sich dessen bewusst wurde, tauchte eine Gestallt am Türrahmen auf. Clay drückte instinktiv ab, doch der Schuss ging daneben und statt dem Mann mit dem Cowboyhut, traf er die Tür neben diesem. Dieser hatte nun die Schrotflinte des Bärtigen in der Hand und drückte auch ab. Ein Ruck ging durch Clays Körper und er drückte noch mal ab, dieses Mal traf er und der Kopf des Mannes wurde nach hinten gerissen. Der Mann fiel um und auch Clay fiel auf die Knie. „Oh Gott. Was habe ich getan?“ stammelte er und Tränen traten ihm in die Augen. Ein lauter, panischer Schrei erklang von draußen, dann endete dieser abrupt und stattdessen setzte das Feuer des Automatikgewehres ein. Ein paar Schüsse, vermutlich ungezielt, wurden in die Nacht hinausgejagt, dann endeten auch diese und das Gewehr fiel mit einem hörbaren Geräusch auf die Ladefläche des Geländewagens. Irgendjemand schlug gegen das Dach der Fahrerkabine, dann ein anderes Geräusch und auf dieses folgte die Stille. Clay kam zitternd auf die Knie und ging mit schwindenden Kräften zur Tür. Er lehnte sich neben der Tür an die Wand, dann durchzuckte ein stechender Schmerz seine linke Schulter und seine Füße versagten ihre Dienste. An der Wand lehnend saß er nun neben der Tür, besah seine rechte Schulter und fluchte. Die Schrotladung hatte ihn schwer getroffen und er würde, wenn nicht gerade ein Wunder geschieht, den nächsten Sonnenaufgang bestimmt nicht mehr erleben. Er schloss die Augen und hörte abermals Schritte durch die Tür näher kommen. Die Stiefel traten auf den Boden der Kirche und Clay fühlte, wie der Blick des Ankömmlings auf ihn gerichtet wurde. Dann ging die Person auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen und ging in die Hocke. „Danke.“ hörte er eine Stimme und als Clay die Augen für einen kurzen Moment öffnete, sah er das Gesicht des Vampirs, den er zuvor so schwer verletzt aufgenommen hatte. Nun war er scheinbar wieder zu Kräften gekommen und Clay sah in das Gesicht des Mannes. Er sah zwar jung aus, doch in seinen Augen spiegelte sich die Erfahrung. Besonders die Erfahrungen zurückliegender Kämpfe. „Keine Ursache.“ hauchte Clay kraftlos. Für ein paar Sekunden schwiegen die beiden, dann fragte der Vampir: „Warum? Warum hast du das gemacht?“ Clay versuchte mit den Achseln zu zucken, doch der Schmerz dabei war zuviel und daher verzog er das Gesicht. Als der Schmerz wieder etwas abgeklungen war, antwortete er: „Weil du die Hilfe gebraucht hast.“ Der Vampir zuckte unsicher mit den Schultern und murmelte: „Wahrscheinlich.“ „Was macht es schon zu sterben, wenn man weiß, dass jemanden dafür das Leben gerettet hat?“ meinte Clay und schaffte ein Lächeln. „Mag sein.“, erwiderte der Vampir kurz und senkte den Kopf, „Aber vielleicht ist es für dich noch nicht vorbei.“ Dann hielt er ihn fest, während er ihm die Zähne in den Hals stieß. Clay wollte noch aufschreien und den Vampir von sich wegstoßen, doch sein Körper besaß nicht einmal noch die Kraft ihn bei Bewusstsein zu erhalten und so umfing ihn die Schwärze. Erst am nächsten Abend erwachte Clay aus schlimmen Albträumen, die ihm realer schienen als alles, was er bis zu diesem Moment erlebt hatte. Er wachte auf, von allen verlassen und auf sich alleine gestellt. Er blickte sich in seiner Kirche um, fühlte sich fremd, zornig und durstig. Und mit diesen Gefühlen verließ er schließlich Peaceful Heaven und zog in die Welt hinaus. Kapitel 3: Murder - Memories full of pride ------------------------------------------ Der Mord – Erinnerungen voller Stolz Ein warmer Abendwind umspielte Clays Gesicht und seinen Mantel, während er kurz inne hielt und zum sternenklaren Himmel hinaufblickte. Er atmete einmal tief durch, schloss die Augen und genoss den Augenblick. Seine feinen Ohren trugen die Geräusche einer Bar zu ihm, welche noch Meilen entfernt war und doch hörte er es, als wäre es einfach nur um die nächste Ecke. Er konnte hören, wie jemand einen Witz erzählte, andere lachten daraufhin und dann wurden die Gläser zusammengestoßen. Der Duft von frischen Wildreben drang in Clays Nase und mit einem Lächeln erinnerte er sich, dass das Gebiet, in dem er sich gerade befand, früher einmal zu einer Nation gehörte, welche Frankreich hieß. Erfreut über seine Erinnerungen atmete er begierig die Luft noch einmal ein, verdeutlichte sich, was es hieß, zu leben und dann durchflutete ein Stolz seinen Körper, denn er noch nie zuvor gefühlt hatte. Er lebte, zwar nicht mehr als Mensch, aber er lebte und war stolz auf das, was er ist. Clay Morton versank in seinen Gedanken, erinnerte sich, dass er kurz nachdem er zum Vampir geworden ist, für einige Zeit seinen Weg verloren hatte und seinem Durst nach Blut ungehemmt nachgegangen war. Doch diese Phase hatte nur kurz gedauert, dann wurde ihm wieder bewusst, was er geschworen hatte. Den Notleidenden zu helfen und als er seinen Weg wieder gefunden hatte, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen. Er war kein Sakrileg – es sei den, es würde nach der Meinung des Vatikans gehen – es war alles seine Bestimmung. Auch wenn die Menschen an manchen Orten litten und viele Vampire, welche durch die Welt streiften, ihren Weg verloren hatten und Pein über die Menschen brachten, waren es nicht auch die Vampire, die litten? Wurden sie nicht von den Menschen zu dem gemacht, was sie waren? Waren es nicht vie Vorurteile und die Verfolgung durch Vampirjäger, welche sie dazu trieben, sich Opfer zu suchen um deren Blut zu trinken? Für Clay bestand kein Zweifel, dass nicht die Vampire das Böse waren, sondern die Jäger. Und als im das klar geworden war, schwor er sich sein Leben einen Sinn zu geben. Er schwor sich die Jägergruppen zu zerschlagen und jeden Vampir, der mordend durch die Welt zieht, zu läutern. Durch das Wort, oder durch das Schwert. Clay war es einerlei. Konnte er mit den Jägern reden, würde er reden, konnte er sie töten, würde er sie töten. Dasselbe galt für die Vampire und ein letzter Funke kirchliche Prägung war bei seinem Grundgedanken vorhanden. „Soll Gott doch über sie richten.“ sagte er sich selbst, um sein Gewissen zu beruhigen. Doch der Stolz den er verspürte, während er die Umwelteinflüsse wahrnahm wie selten zuvor, war der letzte Jäger, denn er getötet hatte. Es war ein King gewesen, nun nicht direkt ein vollwertiger King, aber es war ein Novize gewesen, der kurz vor seiner Ernennung zum King gestanden war. Drei Prüfungen hätten ihm noch gefehlt. Unter anderem auch jene, die ihm zum Verhängnis geworden war. Der Novize hatte den Auftrag bekommen, Clay Morton zu finden und zu töten, doch statt dem Novizen hatte Clay diese Begegnung überlebt. Der Jäger war zum Opfer der Beute geworden. Für Clay hingegen war dieser Sieg mehr als nur ein weiterer Schritt auf seinem Weg zum Ziel. Er hatte einen Novizen der Kings getötet, jener Jägergruppe, welche als die stärkste und fähigste bekannt war. Ein ausgebildeter King zog meist alleine in die Jagd doch in Notfällen standen sie zusammen, wie eine Familie. Der Ruhm ihrer Unantastbarkeit war gebrochen und nun, bereits seit zwei Wochen sammelte sich der Stolz in Clays Körper. Jede Nacht wurde ihm aufs Neue bewusst, was er vollbracht hatte und vor knapp drei Nächten war ihm zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass es ein Beweis seiner Stärke war. Ein Gedanke folgte auf den anderen und innerhalb von wenigen Sekunden war im bewusst geworden, was er tun musste. Es würde nichts bringen, wenn er Nacht für Nacht durch die Welt ziehen und Jäger töten würde. Dadurch würde sich nie etwas ändern, aber wenn er es schaffte ein Zeichen zu setzten, dann… Dann würde sich die Welt ändern. Clay kannte Teile der Gründungsgeschichte der Kings. New York war von den Dämonen, Werwölfen und Vampiren kontrolliert worden. Nachts gehörten ihnen die Straßen. Doch dann kamen die Kings und alles änderte sich. Die Kings rissen die Kontrolle an sich und das hieß, wenn man die Kings besiegen würde, würden sich die Machtverhältnisse wieder ändern. Aber Clay war klar, dass es nicht reichte, irgendeinen King zu töten, nein er musste einen der Führungselite erwischen. King Lyon III. The King of Kings. King William IX. The King of Compton. King Ramses VII. The King of Brooklyn. Clay musste einen der drei besiegen um die Moral der Kings zu brechen. Es blieb nur noch die Frage offen, wenn er angreifen sollte. Ein kurzer Windhauch riss Clay wieder zurück in die Gegenwart und er öffnete wieder seine Augen. „Niemand ist unsterblich.“, sagte er mit einem Grinsen, „Auch kein König.“ Er setzte sich wieder in Bewegung und ging in die Richtung, aus er zuvor die Stimmen gehört hatte. Kapitel 4: The Wolf - Unexpected Help ------------------------------------- Der Wolf – ungewöhnliche Hilfe Als Clay die Bar erreichte, sah er schon von Weitem, dass das genau die Sorte an Ort war, wo man keine Freunde fand, sich jedoch sehr schnell Feinde machen konnte. Das Gebäude, in dem sich die Bar befand war mehr ein Anlaufpunkt für Reisende, als eine Kneipe, in der sich die lokale Bevölkerung traf und den Abend genoss. Nun, der Blick durch die verlassenen Straßen der restlichen Kleinstadt ließen aber auch gleich erkennen, dass es keine lokale Bevölkerung mehr gab, welche die Bar hätte aufsuchen können. Einige der Fenster im Erdgeschoss waren fest vernagelt worden, doch wirkten viele der Bretter noch neu und von der Witterung verschont, was Clay vermuten ließ, dass es in der Bar regelmäßig zu Handgreiflichkeiten kommt. Über der Bar befanden sich noch drei Stockwerke, bei denen die meisten Fenster ebenfalls mit Brettern zugemacht wurden. Auch hier fand Clay eine logische Erklärung. In dieser Raststätte war jeder Gast willkommen, oder zumindest die meisten. Und die vernagelten Fenster waren dafür da, dass sich Vampire in den Räumen dahinter aufhalten und dort den Tag verbringen konnten. Clay dachte darüber nach, ob er den folgenden Tag in dieser Unterkunft verbringen, oder auf eigene Faust nach einem Quartier suchen sollte. Er entschied sich, mit der finalen Entscheidung zu warten, da es davon abhängig wäre, wie lange er in dieser Bar bleiben würde. Wieder hallte Gelächter aus der offenstehenden Tür der Bar und Clay lächelte. Er griff unter seinen Mantel in eine Tasche, zog den Gegenstand heraus, denn er dort versteckt hatte und begutachtete ihn kurz. Das Silber glänzte im Mondlicht, dann steckte er den Gegenstand wieder zurück. Sollte es sich ergeben, würde er mit diesem Gegenstand vielleicht sogar einen Verbündeten gewinnen. Doch Clay wagte es zu bezweifeln. Er atmete noch einmal durch, dann legte er die letzten Meter zum Eingang zurück und trat in die Bar. Obwohl nur wenige Anwesende in der Bar waren, schien niemand Notiz davon zu nehmen, dass eine weitere Person eingetroffen ist. Während er auf den Tresen zuging, ließ er seinen Blick wie beiläufig über die anderen Anwesenden gleiten. An einem Tisch saßen drei Menschen, zwei Männer und eine Frau, von denen jeder ein Bier vor sich stehen hatte. In der Mitte des Tisches hatten sie eine Karte ausgebreitete, auf der sie eine Route suchten. Die Frau hatte schulterlanges, braun-blondes Haar. Ihre Augen waren eisblau und ein freundliches Lächeln zierte ihr Gesicht. Sie war schön und wirkte selbstsicher und stark. Stark nicht im körperlichen Sinne, obwohl sie in diesem Punkt auch keinen hilflosen Eindruck erweckte, aber eigentlich war es ihre Ausstrahlung, welche ihre Stärke erkennen ließ. Ihre beiden Begleiter waren stark gebaut und schienen sie wie ältere Brüder für sie zu sein. Sie behandelten sie mit Respekt und Hilfsbereitschaft, doch lag weder die Nähe noch bewusste Distanz in ihren Bewegungen und Worten. Zwei Tische weiter saß ein Dämon alleine und blätterte in einem alten Buch, welches wohl bereits im Mittelalter geschrieben worden war. Während der Dämon darin las, bewegten sich seine Lippen leicht, doch seine roten Augen klebten förmlich auf dem Text, als wolle er diesen auswendig lernen. Seine Statur war schmächtig und Clay hatte genug gesehen um zu erkenne, was es mit diesem Dämon auf sich hatte. Er setzte wenig seine physikalischen Kräfte, als viel mehr seine geistigen ein. Aufgrund dieser Vermutung, lag es nahe, dass er Chaoshexer war und das Buch vor ihm, ein Zauberbuch, welches er irgendwo gefunden hatte. Vermutlich in den Ruinen eines Klosters, welches diese Dinge vor seinesgleichen zu beschützten versuchte. Nun waren die meisten Klöster in Schutt und Asche gelegt worden und für die Chaoshexer war es ein leichtes, an die verbotenen Werke zu kommen. Clays Blick ging weiter zu den drei letzten Gästen im Raum. Es waren Werwölfe, zumindest war es bei zwei davon gleich zu erkennen, denn sie verhehlten nicht, was sie waren und saßen in ihren Wolfsformen am Tisch, hielten mit ihren gewaltigen, krallenbewehrten Händen Karten fest und pokerten. Das Fell des ersten war haselnussbraun und einige Narben zierten seinen linken Oberarm. Der zweite Werwolf hatte ein schwarzes Fell, welches jedoch bei den Ohrenspitzen leicht ins Gräuliche überging. Beide hatten den typischen Körperbau eines Werwolfes. Sie waren groß, um die zwei Meter, vielleicht sogar darüber, hatten breite Schultern und muskulöse Oberarme. Die dritte Person an ihrem Tisch, stand aber den beiden Werwölfen in nichts nach, sondern war noch größer. Er hatte mit Sicherheit die 2-Meter-Marke hinter sich gelassen. Seine Haut war schwarz, von einigen Narben im Gesicht und den Ausläufern von Tätowierungen am Hals und Handrücken geziert. Die Tätowierungen verschwanden unter der weiten Kleidung, die er trug. Das schwarze Haar, welches zu Dreads geflochten war, war zu einem Zopf zusammengeschnürt worden und stand nun nach hinten ab. Um den Hals hatte er ein Paar großer Kopfhörer hängen, was Clay vermuten ließ, dass dieser Person Musik sehr wichtig war. Trotz seiner menschlichen Form erkannte Clay sofort, dass er es mit einem Werwolf zu tun hatte. Der Mann schien mitbekommen zu haben, dass Clay in für einen Moment länger, als die anderen gemustert hatte, denn er blickte kurz auf und sah Clay nun selbst für einen Augenblick lang, mit seinen blau-grünen Augen abschätzend an. Dann wandte er sich wieder dem Spiel zu, warf seine Karten auf den Tisch, lachte den beiden anderen Werwölfen ins Gesicht, welche ihn dafür anknurrten, und zog den Gewinn zu sich. Clay wandte sich von den Gästen ab, stellte seinen Rucksack auf den Boden, blickte über den Tresen hinweg in das Gesicht des Barkeepers und bestellte sich ein Bier. Der Barkeeper war selbst stark gebaut, vermutlich ehemaliger Soldat, der nun Tendenz zur Kahlköpfigkeit, dafür aber einen Vollbart hatte. Er hatte einige Tätowierungen die Arme entlang und schien wortkarg zu sein. Denn er erwiderte nichts auf Clays Bestellung, sondern nickte nur, drehte sich um und holte das Bier aus einem nahen Kühlschrank. Er reichte es Clay und wandte sich dann wieder seinem eigenen Kram zu. Für Clay war das das unmissverständliche Zeichen, dass er mit dem Barkeeper kein Gespräch beginnen konnte, wandte sich daher um, lehnte sich mit dem Rücken wieder gegen die Bar und schaute weiterhin den Gästen zu. Seine Augen hefteten sich wieder auf die drei Menschen und er konnte sich der Verwunderung nicht erwehren, dass diese drei unterwegs waren. Es war eine gefährliche Welt, besonders für Menschen, denn es gab nicht nur Vampire, Werwölfe und Dämonen, sondern auch genug marodierende Banden und Straßenräuber. Nun, die Atmosphäre in der Bar sprach sogar dafür, dass die Vampire, Werwölfe und Dämonen weniger die eigentlichen Probleme waren. Außerdem trauten sich nur wenige aus den Gebieten, die von militärischem Personal, oder was man als solche bezeichnen will, gesichert wurden. Dann kam Clay ein logischer Gedanke, warum diese drei vielleicht hier unterwegs sein könnten. „Vielleicht sind sie Jäger.“ ging es ihm durch den Kopf und er reckte etwas den Hals um einen besseren Blick auf die Karte werfen zu können. Doch dazu kam es nicht, denn im nächsten Moment rief jemand: „Hey, Blutsauger!“ Clay zuckte kurz zusammen, dann blickte er in die Richtung, aus der ihm gerufen worden war. Es war jener Mann mit den Dreads gewesen, der ihn nun anblickte. „Willst du mitspielen?“, fragte der Dunkelhäutige, „Seit Sean weg ist, haben wir einen Platz frei.“ Dabei zeigte er auf einen leeren Platz neben sich. Clay dachte kurz nach, dann nickte er, nahm seinen Rucksack und sein Bier und ging zu dem Tisch hinüber. Er ließ sich auf den Stuhl nieder, dann sah er zuerst die beiden Werwölfe an, und dann den Werwolf in Menschenform. „Was spielt ihr den?“ fragte er, während er in seinem Rucksack nach Geld suchte. Schließlich fand er einige Bündel Geldscheine, welche stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind und legte diese vor sich auf den Tisch. Einer der Werwölfe fixierte sich gleich mit seinem Blick, was Clay natürlich nicht entging. Auch die beiden anderen mussten es bemerkt haben, denn der andere Werwolf schüttelte den Kopf und der Mann mit den Dreads sagte: „Fang nicht an zu sabbern, Crane!“ Der angesprochene Werwolf knurrte ihn daraufhin an, doch der Dunkelhäutige rollte mit den Augen und teilte die Karten aus. „Wir spielen Texas hold ’em. Das kennst du doch hoffentlich, Blutsauger.“ beantwortete der Dunkelhäutig Clays Frage. „Ja.“, erwiderte Clay, „Ich heiße übrigens Clay.“ „Ich bin Cash.“, kam es daraufhin vom Dunkelhäutigen, „Und das sind Crane und Sunny.“ Die beiden anderen Werwölfe nickten kurz in Clays Richtung. Sie hatten ein paar Runden gespielt, wobei nur wenige Worte gewechselt wurden und das meiste davon waren nur sinnlose Aussagen. Schließlich brannte Clay eine Frage auf den Lippen, die ihm am Anfang schon gekommen war. „Ihr habt vorhin noch jemanden erwähnt. Sean. Was ist mit ihm passiert?“ versuchte Clay ein Gespräch in Gang zu bringen. „Er hatte das Pech und hat zu oft in Folge gewonnen.“ antwortete Cash schlicht und sah nachdenklich auf seine Karten. „Er hatte Pech?“ wiederholte Clay verständnislos. „Das war unserem kleinen Cash nicht ganz unverdächtig und daher, hat er ihm den Kopf abgerissen.“ sagte Crane und lachte. Clay bekam große Augen, da er bereits drei Runden in Folge gewonnen hatte und nun schon wieder ein verdammt gutes Blatt hatte. „Ich passe.“ murmelte er dann kleinlaut. „Ich kann Betrüger nicht ausstehen.“, meinte Cash, während er selbst den Einsatz erhöhte, „Aber das würdest du bestimmt nicht machen, nicht wahr, Blutsauger?“ „Ich habe auch einen Namen.“ sagte Clay beherrscht, denn die Bezeichnung „Blutsauger“ mochte er nicht sonderlich. „Und ich habe Hunger.“, erwiderte Cash, „Manchmal hat man eben Pech.“ Clay seufzte und legte seine Karten ab. Cash deckte auf und Clay stellte mit innerer Genugtuung fest, dass er wieder gewonnen hätte. Nun ja, lieber ein wenig Geld als den eigenen Kopf verlieren. Die Karten die Clay in der nächsten Runde bekam, waren alles andere als motivierend und ließen die Chance auf einen Sieg nicht einmal erhoffen. „Und was treibt dich in diese Gegend, Clay?“ fragte Cash und legte dabei die Betonung auf Clays Namen um zu zeigen, dass er kein absolutes Arschloch war. „Die Jagd.“ antwortete Clay und ging trotz seines schlechten Blattes mit. „Die Jagd?“ wiederholte Crane. Clay nickte. „Was für eine Jagd?“ fragte nun Sunny. „Blut, was sollte ein Vampir sonst jagen.“ fuhr Crane den anderen Werwolf an, da er die Frage für überflüssig hielt. Doch nun schüttelte Clay den Kopf und erwiderte: „Nein. Ich jage etwas anderes.“ „Und das wäre?“ fragte Cash und legte den Kopf schief. „Jäger.“ antwortete Clay und warf noch einmal kräftig Geld in den Pot. Cash ging ohne mit der Wimper zu zucken mit und fragte dann nach: „Du willst mir sagen, dass du Jäger jagst?“ Clay nickte, deckte seine Karten schließlich auf und musste sich seine klägliche Niederlage eingestehen, wobei Cashs Blatt nur leicht bessere gewesen war. „Ich glaube, da ist jemand vom Größenwahn befallen worden.“ meinte Sunny, warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Und? Hast du überhaupt schon einen Jäger erlegt?“ fragte Cash, während er wieder seinen Gewinn einstrich. Nun genehmigte sich Clay ein kurzes Auflachen, griff dann in seine Manteltasche und holte den Gegenstand hervor. Beim Anblick des Silbers, zuckten Crane und Sunny kurz zusammen, doch Cash ließ es kalt. Er beugte sich vor, nahm ihm den Gegenstand ab und besah ihn kurz von allen Seiten. Es waren Dogtags aus Silber, bei denen auf einer Seite die Daten des Besitzers und auf der anderen Seite der Kopf eines Löwen, sowie die Buchstaben „L.W.R“ eingraviert waren. „Das ist doch Silber?“ fragte einer der Werwölfe verwundert, weil Cash es so seelenruhig hielt. „Eigentlich eine Silberlegierung, welches den Schmelzpunkt weit erhöht. Aber im Grunde, ja. Silber.“ antwortete ihm Cash wie automatisch. „Und warum…?“ fing Sunny dann an, seine Frage zu formulieren. Cash ließ kurz von den Dogtags ab, sah Sunny mitleidig an und erwiderte: „Du bist wohl noch nicht lange Werwolf, sonst wüsstest du, dass Silber für und nur gefährlich ist, wenn es unser Herz erwischt.“ Sunny schien es nicht gewusst zu haben, denn man sah ihm an, dass er sich zu entspannen versuchte, aber dennoch etwas vorsichtiger wirkte. Die Karten lagen vergessen auf dem Tisch. „Ein King.“ stellte Cash fest und reichte Clay wieder die Kette. „Eigentlich war es ein Novize kurz vor seiner letzten Prüfung. Aber im Grunde war es ein King.“ korrigierte Clay und verstaute die Kette wieder in der Innentasche seines Mantels. Ein Grinsen war nun in seinem Gesicht zu sehen und Stolz erfüllte seinen ganzen Körper. Nicht nur die drei Werwölfe sahen ihn nun fasziniert an, sondern auch der Barkeeper, die drei Menschen und auch der Dämon hatte seinen Blick von seinem Buch erhoben und sah Clay gebannt an. „Und jetzt?“ fragte Cash und lehnte sich zurück. „Nun hatte ich eine Erkenntnis.“, sagte Clay und beugte sich vor um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, „Es bringt nicht viel, wenn ich durch die Welt ziehe und versuche jeden einzelnen Jäger zu töten. Also muss man sie nur dazu bringen, Angst zu bekommen. Und wie erreicht man das…?“ Clay sah die drei Werwölfe abwartend an. „Keine Ahnung? Alle Werwölfe, Vampire und Dämonen vereinen und gegen die Jäger ins Feld zu ziehen?“ erwiderte Cash und schüttelte skeptisch den Kopf, da in seinen Augen dass auch nicht funktionieren würde. Clay schüttelte grinsend den Kopf, dann antwortete er ihnen: „Nein, man tötet den Stärksten. Und wer ist der Stärkste?“ „Die Anführer der Kings.“ kam es gleich darauf von Crane. Clay nickte und bestätigte: „Richtig, die Anführer der Kings. Wenn man einen von ihnen tötet, sollte das die Moral von allen brechen.“ Cash schüttelte den Kopf und Clay konnte nicht sagen, ob es Enttäuschung oder Skepsis war, welches sein Gesicht zeigte. „Bleib bei deinen Grenzen. Ich meine, einen Novizen zu töten. Es ist zwar hart an der Grenze, aber im Grunde tolerieren die Kings etwas Derartiges, wenn es mit einem einleuchtenden Grund geschah.“ „Er wollte mich auch umbringen.“, meinte Clay zu seiner Verteidigung, „Aber darum geht es nicht. Ich habe einen nahezu fertig ausgebildeten King getötet. Also kann…“ „Zwischen einem Novizen und einem King ist ein Unterschied. Genauso wie zwischen irgendeinem King und einem der drei Anführer.“ kam es vom Dämon. „Aber denkt doch mal nach. Es ist nicht unmöglich, sie sind auch nur Menschen.“ verteidigte Clay sich. „Nun ja…“ fing Cash an. „Ich werde es zumindest durchziehen. Wenn mir einer von euch helfen will.“ „Uns geht das nichts an.“ murmelte die Frau und die drei Menschen wandten sich wieder ab. „Ich bin doch nicht verrückt.“ kam es vom Dämon. „Ohne mich.“ meinte Crane. „Vergiss es.“ sagte Sunny und schüttelte den Kopf. Der Barkeeper hatte sich gleich ohne ein Wort abgewendet. Nun sah Clay Cash fragend an und dieser schüttelte wieder mit einem traurigen Ausdruck den Kopf und sagte: „Junge, du solltest besser auf dem Boden bleiben. Lass die Finger von den Kings.“ „Ich habe sie getroffen. Ich kann sie besiegen. Wenn du mir jemand hilft, mache ich die Schweine fertig.“ versicherte ihm Clay. „Du bist also stolz auf das, was du getan hast?“ fragte Cash. Clay nickte und zischte: „Es war das beste, was ich bisher gemacht hatte. Und wenn ich einen Anführer der Kings umbringe, macht mich das zu einer Legende.“ Cash seufzte. „Nun, wenn mir keiner von euch hilft, habe ich hier wohl meine Zeit vergeudet.“ meinte Clay, trank den letzten Rest seines Biers aus und erhob sich. Er packte sein Geld in den Rucksack zurück, wollte dann zum Barkeeper gehen um zu zahlen, da rief Cash: „Lass nur, ich mach das.“ Als Clay ihn fragend ansah, meinte Cash: „Es heißt doch immer, dass man die Toten ehren soll.“ Clay bedankte sich und verließ dann die Bar. Draußen blieb er dann stehen und überlegte, wo er hingehen sollte, als er in einiger Entfernung eine Gestallt erblickte, welche näher kam. Die Tür ging auf und einer der Werwölfe kam heraus, erblickte Clay, lief zu ihm und blieb neben ihm stehen. „Du meinst es also ernst?“ fragte Crane. Clay nickte. „Dann… dann habe ich vielleicht etwas, dass dich interessieren dürfte.“, sagte Clay und blickte sich wachsam um, „Ich habe gehört das King Lyon IX zwei Tagesreisen im Norden ist.“ Clay sah den Werwolf mit großen Augen an, dann fragte er: „Bist du sicher.“ Crane nickte, senkte kurz den Kopf und knurrte dann: „Ja, er hat dort oben mein Rudel angegriffen und wartet nun dort, damit der Rest kommen würde, um Rache zu üben. Aber ich werde ihm diesen Gefallen nicht tun.“ „Wie lange wird er noch dort sein?“ fragte Clay, aber er erhoffte sich nicht, eine Antwort darauf zu bekommen. Crane zuckte mit den Schultern und antwortete: „Wenn er warten will, bis alle kommen, könnte er vielleicht noch eine Woche dort sein. Wir waren ziemlich über Europa verteilt. Ich selbst war auf den Weg dorthin, aber Cash hat es mir ausgeredet. Er meinte, dass ich nicht sterben solle, weil ich ein guter Mensch… hehe, eher guter Wolf sei.“ „Ja, er scheint sich um die Leute zu sorgen.“ meinte Clay nachdenklich, der noch mal Cashs verhalten im letzten Teil des Gespräches durchging. „Tja, ich hoffe es hilft dir. Es ist in einer kleinen Stadt. Einfach nur der Straße nach Norden folgen. Die Stadt heißt Nevers.“ sagte Crane und reichte Clay die Hand. Dieser schüttelte sie und bedankte sich, dann ging Crane zurück in die Bar, gerade als er die Tür aufmachen wollte, wurde diese bereits von Innen geöffnet und Cash trat heraus, in einem langen Stoffmantel eingehüllt, nickte Crane zu und ging dann ebenfalls zu Clay. „Wenn du mich aufhalten willst, kannst du dir die Worte sparen und wieder zurück in die Bar gehen.“ meinte Clay gleich und blickte auf die Person, die aus der Ferne kam. Inzwischen war sie nicht mehr weit entfernt. „Hey, Mann.“, sagte Cash und trat vor ihm, mit dem Rücken zu der näherkommenden Person, „Denk noch mal darüber nach. Du warst doch Priester. Stolz und Rache sind keine Bestandteile deines Glaubens. Erinnere dich an die alten, wahren Werte. Nächstenliebe und Vergebung.“ Clay schnaubte verächtlich auf, sah den Mann vor sich durchdringend an und fragte dann: „Wer oder was bist du? Ein Engel? Ein Heiliger? Oder bist du einfach nur ein Psychiater?“ Der Mann hob die Hände als wolle er zeigen, dass er nichts zu verbergen hatte. "Ich? Ich bin niemand. Einfach nur ein kleiner, schwacher und unschuldiger Werwolf, der überleben will." sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. Die ankommende Person war plötzlich stehen geblieben, die beiden hörten, wie eine schwere Pistole entsichert wurde, dann sagte eine tiefe, wütende Stimme: „Cash, im Namen der heiligen Inquisition ergeben Sie sich!“ Cash ließ kurz den Kopf hängen, seufzte, schüttelte den Kopf und meinte: „Besonders diese Nacht.“ Dann wandte er sich blitzschnell um, hatte noch in der Drehung eine Pistole gezogen, diese richtete dann auf den Inquisitor und drückt ab. Der Kopf des Inquisitors wurde nach hinten gerissen und dann schlug der Körper auf dem Boden auf, wo er regungslos liegen blieb. „Wie war das mit Nächstenliebe und Vergebung?“ fragte Clay mit einem lauernden Grinsen. „Jaja… schon gut. Ich komme mit dir.“ meinte Cash schließlich und steckte die Pistole wieder weg. Clay grinste, ging los und sagte dabei: „Nach Serves.“ Der Werwolf brummte, zündete sich einen Joint an und folgte ihm. Kapitel 5: The Way - you can't escape your destiny -------------------------------------------------- Der Weg – Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen „Ich habe Hunger.“ meinte der Werwolf quengelnd. Clay Morton seufzte mit einem Grinsen auf und schüttelte den Kopf. Es war noch keine drei Stunden her, dass sie das Lokal verlassen hatte und das Bild, das sich Clay während dem Kartenspiel von Cash gemacht hatte, hatte schon drastisch zu wackelnd begonnen. Clay dachte, dass Cash stark wie ein Felsen und genauso unerschütterlich sei. Hart im Nehmen und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Er wirkte wie jemand, der niemals Schwäche zeigte, oder wollte, dass andere ihn für Schwach hielten. Doch war das nicht im Grunde eine Schwäche? Stärke zeigen um potentielle Feinde einzuschüchtern. Nun, wie dem auch sei, seit knapp einer Stunde, kam von Cash alle fünf Minuten: „Ich habe Hunger.“ Man hätte erwarten können, dass es Clay inzwischen schon auf die Nerven gehen würde, doch alleine die Tatsache, wie die Person aussah, welche so quengelte, sorgte dafür, dass es witzig blieb. „Beschwer dich nicht.“, riet ihm Clay, „Wir müssen die Dunkelheit nutzen solange es geht.“ „Du vielleicht. Ich nicht.“ kam es vom Werwolf und nun schwang wieder der Stolz auf seine Stärke in seiner Stimme mit. Clay schüttelte seufzend den Kopf. „Warum gehen wir eigentlich?“ fragte Cash und legte den Kopf schief. „Weil gehen gesund ist und fit hält.“ antwortete Clay schlicht. „Nochmal. Warum gehen wir eigentlich?“ wiederholte Cash seine Frage, da ihn die Antwort des Vampirs nicht zufrieden stellte. „Weil keiner von uns fliegen kann.“ erwiderte Clay und grinste. Cash lachte kurz auf und Clay wunderte sich, da er persönlich diese Antwort nicht als so witzig empfunden hatte. „Du vielleicht nicht…“ meinte Cash immer noch lachend. Clay wandte sich dem Werwolf zu, sah ihn fragend an und erkundigte sich: „Aber du?“ Ein breites Grinsen dominierte das Gesicht seines Begleiters, doch eine Antwort blieb er Clay schuldig. „Wir könnten auch fahren.“, meinte Cash und blickte sich nach einem Fahrzeug um, „Wir brauchen nur irgendwo einen Wagen sehen. Kein Schloss, besonders kein Wagenschloss, ist meinem Charme gewachsen.“ „Nein, wir fahren nicht!“ sagte Clay gepresst und er fühlte, wie sein Puls deutlich schneller ging. Nun grinste Cash nicht mehr, sondern beobachtete Clay nur aufmerksam. „O-kay.“, kam es langsam von ihm, „Dann fahren wir eben nicht.“ „Wie spät ist es?“ fragte Clay wieder ruhig und versuchte sein Unbehagen zu verdrängen. „Wenn damit wissen willst, wie lange es noch dunkel sein wird, dann würde ich sagen, zwei Stunden. Denn im Moment ist es drei Uhr.“ war die Antwort seines Gefährten. Clay nickte kurz, dann sagte er: „Eine Stunde gehen wir noch. Dann nützten wir die erste Unterbringung.“ Ein Grinsen erhellte das Gesicht von Cash. „Klingt gut.“ sagte der Werwolf und von diesem Moment an, verdoppelte sich die Zeit zwischen seinen Quengeleien. Es war ungefähr halb vier als sie endlich eine ausreichende Unterkunft in Form eines leerstehenden Weingutes fanden. Während sich Clay einen Platz suchte, der vor jeglichem Sonnenlicht sicher war, begnügte sich Cash, nachdem er das Haus nach allen möglichen Nahrungsmitteln, welche noch nicht verdorben waren, abgesucht und diese auch verschlungen hatte, mit einer bequemen Couch in einem früheren Aufenthaltsraum. So vorbereitet konnte die Sonne aufgehen und ein weiterer Tag verstrich. Es war kurz nach Sonnenaufgang, als Clay von dem Werwolf geweckt wurde. „Aufstehen! Frühstück!“, rief der Schwarze, dann fügte er nachdenklich hinzu, „Oder so etwas ähnliches.“ Dabei landete etwas Schwabbeliges auf Clays Brust und ließ den Vampir kurz zusammenzucken. Verwunderte nahm Clay das Wurfgeschoss und betrachtete es. Die ersten paar Sekunden war er zu erstaunt um mit seinem ganzen Denken zu realisieren, was er da hatte, und als er das endlich begriff, war er umso erstaunter. „Woher…?“ begann er eine Frage zu formulieren, doch Cash lachte gleich auf. „Eine großzügige Spende der nahegelegenen Arztpraxis.“ antwortete der Werwolf. Mit einem fassungslosen Kopfschütteln stach Clay ein Loch in die Blutkonserve und trank den Inhalt mit zurückgehaltener Gier. Als auch der letzte Tropfen Blut in Clays Kehle verschwunden war, legte er die leere Konserve auf eine Ablage neben seiner Schlafstätte. „Wieso hast du das gemacht?“ fragte Clay den Werwolf. Dieser kratzte sich kurz nachdenklich am Hinterkopf, zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Ich weiß nicht. Ich glaube, ich wollte dich einfach nicht verhungern lassen.“ „Das war…“ fing Clay an, eine Anerkennung zu formulieren, doch irgendwie wusste er nicht, was er sagen sollte. Er fand nicht das richtige Wort. „Ach. Das war nichts.“, meinte Cash mit einer wegwerfenden Handbewegung, „Ich bin an der Arztpraxis vorbeigekommen und habe einfach mal reingeschaut.“ „Dennoch danke ich dir.“ sagte Clay. Wieder machte Cash eine wedelnde Handbewegung. Dann erblickte Cash die Bibel auf dem Nachtkästchen und das Kreuz, welches über Clays Schlafstätte hing. Er zeigte zuerst auf das eine, dann auf das andere und fragte: „War das vorher auch schon da?“ Clay folgte Cashs Blick, sah was er meinte, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein. Das gehört mir. Ich bi-… war Priester.“ Cash kratzte sich am Hals, was ein indirektes Zeichen für Desinteresse war. „Könnte ich dich bitten, mich kurz alleine zu lassen?“ fragte Clay höflich. „Wie-? Ja. Ja klar, ich muss ohnehin noch Frühstücken… Abendessen… was auch immer.“ erwiderte Cash und ließ Clay wieder alleine. Auch Clay verließ kurz das Zimmer, um seine abendliche Notdurft zu erledigen, dann kehrte er wieder zurück, kniete vor seiner Schlafstätte nieder und betete sein abendliches Gebet. Nachdem er damit abgeschlossen hatte, packte er seine Sachen zusammen und ging in die Küche, wo Cash bereits am großen Tisch saß, welcher reichlich gedeckt war, und alles Mögliche in sich hinein stopfte. „Woher hast du all diese Nahrungsmittel?“ fragte Clay, stellte seinen Rucksack neben der Tür ab und ließ sich dann Cash gegenüber auf einem Stuhl nieder. „Es war ein langer Tag.“ erwiderte Cash, während er einen Laib Brot brach und in großen Bissen verschlang. Nachdem eine halbe Stunde vergangen war, in der Clay dem Schwarzen nur beim Essen zusah und schon mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln begonnen hatte, wurde es dem Vampir dann doch zu lange. Die Tafel, die sich Cash aufgetischt hatte, schien nämlich äußerst reichlich zu sein, denn obwohl der Werwolf nun schon eine halbe Stunde daran schlang, war noch annähernd die Hälfe auf dem Tisch. Zwei weitere Brotlaibe, Speck und etliche andere Fleischwaren waren noch da, doch zu Cashs bisherigen Opfern zählte unter anderem ein ganzes Spanferkel, wobei sich Clay wunderte, wo Cash dieses überhaupt her hatte. „Wir müssen weiter.“ sagte Clay schließlich. Cash sah kurz ihn an, dann musterte er das restliche Essen. Ein paar Sekunden vergingen, in denen er zu überlegen schien. Schließlich sagte er: „Okay, ich pack mir nur noch einen kleinen Snack ein.“ Clay nickte, stand auf und sah, wie Cash hinter sich griff, einen reichverzierten Krummsäbel aus einer, mit Diamanten und Rubinen besetzten, goldenen Schwertscheide zog und die beiden verbliebenen Brotlaibe aufschnitt. „Hattest du das gestern auch schon dabei?“ fragte Clay. „Ja.“ antwortete Cash langsam. Clay versuchte sich zu entsinnen, doch er konnte sich nicht genau erinnern. Inzwischen füllte der Werwolf alles, was nicht zu groß war, in die beiden unteren Brothälften, dann drückte er die Deckel drauf, wickelte eines in ein sauberes Leinentuch ein und packte diesen Snack in einen alten Rucksack, den er gefunden hatte. „Wir können.“ sagte er zu Clay, während er sich erhob die Schneide seines Krummsäbels noch kurz abwischte, diesen verstaute und das zweite Brot vom Tisch nahm. Clay hob seinen Rucksack auf, dann verließen sie das Weingut und gingen weiter nach Norden. Sie waren ein paar Minuten unterwegs gewesen, als Clay etwas einfiel. Mit einem Grinsen wandte er sich an Cash und fragte diesen: „Na, hast du schon wieder Hunger?“ Dieser aß immer noch an seinem ersten Wegproviant, schüttelte den Kopf und schmatzte: „Nein, jetzt noch nicht.“ Clay lachte, blickte wieder nach Norden und schüttelte über seinen Gefährten belustigt den Kopf. Sie gingen gerade durch eine kleine Ortschaft, deren Häuser im fahlen Licht des Mondes trostlos aussahen. Der Kirchenturm wurde von einem sanften Windstoß umspielt und Clays Ohren entging nicht, wie die Glocke in ihrer Aufhängung ächzte. Dazu hörte er ein sanftes Atmen. War es die Möglichkeit…? „Ich denke, du solltest wirklich von deinem Plan ablassen.“ meldete sich Cash und riss Clays Gedanken auf etwas anderes. Überzeugt schüttelte er den Kopf. „Nein. Ich werde die Kings vernichten.“ sagte er resolut. Sie traten zwischen den Häusern hervor auf den Rand des Marktplatzes, hatten nun eine volle Übersicht über diesen und dort auf dem Brunnen, mitten auf dem Platz, saß ein junger Mann. „Ein weiterer Reisender.“ flüsterte Clay schmunzelnd. „Oder so ähnlich.“ sagte Cash deutlich und blieb stehen. Auch Clay stoppte und war kurz erstaunt, dann blickte er auf den jungen Mann, welcher ihn mit seinen Augen fixiert hatte. Für den Bruchteil einer Sekunden zuckte der Blick des Mannes an Clay vorbei und wohl auf Cash, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und als er vom Brunnen sprang, zischte er: „Clay Morton, wenn ich mich nicht sehr täusche.“ Milde Überraschung zeichnete sich auf Clays Gesicht aus, doch er ließ sich nicht viel anmerken, sondern fragte höflich: „Ja. Und Sie sind?“ „King Lyon III. The King of Kings.“ sagte der Mann und lächelte selbstgefällig. Kapitel 6: the end - a king's true face --------------------------------------- Das Ende – Das wahre Gesicht des Königs Nun war Clay die Überraschung deutlich anzusehen. „Sie sind also King Lyon?“ fragte er noch mal nach. Der King nickte, stand entspannt mitten auf dem Platz und schien zu warten. „Sie behaupten also, alles zu wissen?“ fragte Clay verächtlich und mit unterdrückter Wut. War King Lyon vorbereitet? Denn immerhin schien er Clay erwartet zu haben. Lyon zuckte ruhig mit den Schultern und sagte gelassen: „Wahrscheinlich nicht. Aber ich weiß vieles. Ich weiß unter anderem, dass er ein Werwolf ist und auf den Namen Cash hört.“ Dabei zeigte er auf diesen. „Erstaunlich.“, meinte Clay, „Sie schienen wirklich gut informiert zu sein. Wissen Sie auch, warum ich hier bin?“ „Ja.“, antwortete King Lyon und wies nicht im Geringsten die Höflichkeit auf, wie Clay es tat, „Du bist hier, weil du kleiner Wurm glaubst, es mit den Kings aufnehmen zu können.“ „Und nun wollen Sie mich vom Gegenteil überzeugen?“ fragte Clay und versuchte nichts zu übersehen. Er empfand es als seltsam, denn King Lyon schien keine Waffen bei sich zu tragen. Ihm kam der Gedanke, dass es vielleicht eine Falle war, und lauschte, ob vielleicht irgendwo den Atem eines Heckenschützen hören konnte. Doch da war nichts. Er hörte nur die Atem von King Lyon, Cash und sich selbst. Der King senkte kurz des Effekteswillen den Kopf, schüttelte ihn und sagte: „Das ist nicht meine Aufgabe. Das ist die Aufgabe von Ramses.“ „Nur das dieser nicht da ist.“ sagte Clay und grinste. King Lyon schien wohl zu glauben, dass er Verstärkung hatte, oder vielleicht wollte er Clay Angst machen. Doch Clay fiel nicht darauf rein. King Lyon zuckte nur ruhig mit den Schultern. „Was sollte mich daran hindern, Sie zu töten?“ fragte Clay euphorisch und er spannte bereits seine Finger an. „King Ramses.“ antwortete King Lyon gelassen. Clay begann schallend zu lachen und rief: „Sie sind im Irrtum! Niemand wird ihnen helfen!“ „Mann, hör mal. Ich bin wirklich der Ansicht, dass du von deinem Rachetrip ablassen und vergeben solltest. Das hier ist eine Nummer zu groß für dich.“ meinte Cash beruhigend. „Cash hat Recht. Wenn du uns in Ruhe lässt, lassen wir dich auch in Ruhe.“ stimmte der King dem Werwolf zu. „Sei doch kein Narr, Cash!“, rief Clay und stellte den Rucksack ab, „Er ist verloren.“ King Lyon schnaubte auf. Ob verächtlich oder belustigt, war Clay egal, denn in diesem Moment startete er los. Er stürmte über den Platz und hatte den King erreicht, bevor dieser reagieren hätte können, beim Kragen gepackt und weggeschleudert. King Lyon segelte durch die Luft, prallte gegen die Wand und blieb an dieser kurz liegen. Ohne irgendwie zu verweilen, erhob er sich wieder, klopfte sich mit verächtlicher Gelassenheit die Hose ab und murmelte: „Auf jemanden unbewaffneten kannst du also losgehen.“ Wieder hatte Clay die Entfernung schnell überbrückt, King Lyon abermals gepackt und bevor er ihn wieder wegschleuderte, zischte er noch: „Wie du siehst kämpfe ich auch ohne Waffen.“ Wieder flog King Lyon und wieder prallte er gegen eine Wand. Cash stand daneben und folgte dem ganzen Schauspiel stillschweigend und ohne jegliche Emotion im Gesicht. King Lyon erhob sich wieder, sah immer noch gelangweilt und fügte hinzu: „Gegen jemanden, der sich nicht wehrt, kannst du kämpfen.“ Wieder hatte ihn Clay erreicht, gefasst und gab ihm als Antwort: „Dann wehr dich doch!“ Abermals flog King Lyon quer über den Marktplatz, genau in das alte Holztor der Kirche, durchbrach dieses und rutschte im Inneren noch über den glatten Boden. Er blieb vor den Stufen zum Altar zum liegen. Clay folgte ihm in das Innere, hob im Vorbeigehen einen großen Holzsplitter auf und ging weiter auf King Lyon zu. „Ich weiß, womit du deinen ersten Vampir getötet hast.“, sagte Clay und in seinen Augen funkelte Rache, „Du hast seinen Körper mit einem Baseballschläger zu Brei geschlagen und als der Schläger abbrach, hast du diesen als Pflock verwendet.“ Ein breites Grinsen war in King Lyons Gesicht zu sehen und er sagte lachend: „Ja. Das waren verrückte Zeiten.“ Cash war am Eingang der Kirche aufgetaucht und folgte Clay in einigen Metern Entfernung. „Und jetzt? Hast du dasselbe mit mir vor?“ fragte King Lyon herausfordernd. Aus seinem Mundwinkel lief ein Blutrinnsaal zu seinem Kinn hinunter. Clay hielt einen Moment inne, dann zeigte er ein teuflisches Lächeln und zischte genüsslich: „Nein. Für dich habe ich etwas Besseres. Ich werde dein Blut trinken und dich zu dem machen, was du hasst.“ King Lyons Miene versteinerte. „Was würdest du dann machen? Du würdest alles verlieren.Deine Freunde, dein Leben und was bekämest du? Nichts, weil du von allen gejagt wirst.“ offenbarte ihm Clay. Für einige Sekunden war King Lyon vollkommen erstarrt, dann begann er zu lachen und meinte grinsend: „Manchmal hat man eben kein Glück.“ Clays Hand saust vor und King Lyon verzog das Gesicht vor Schmerzen. Als der Vampir wieder zurücktrat, sah man einen Hauch von Respekt in seinem Gesicht. „Erstaunlich, ich hatte erwartet, dass du schreien würdest.“ sagte der Vampir anerkennend. Trotz der höllischen Schmerzen, grinste King Lyon abermals herablassend und keuchte: „Da braucht es mehr, als so einen kleinen Holzsplitter, damit ich schreien würde.“ Blut breitete sich über seinen Pullover aus. Der Holzsplitter steckte tief im Fleisch und verhinderte, dass King Lyon seinen rechten Arm groß bewegen würde. Clay packte den King an der Kehle, hob ihn auf die Beine und sah ihn verächtlich an. „Noch irgendwelche letzten Worte als Mensch?“ fragte er schon fast höflich. King Lyon dachte kurz nach, dann sagte er: „Ja, Bla bla bla. Du redest einfach zuviel.“ Im nächsten Moment wurde Clays Gesicht von einem Schlag getroffen und er ließ den King los. Dieser taumelte rückwärts, stolperte die Stufen hoch, fiel gegen den Steinaltar und blieb an diesen gelehnt, mit einem stolzen Grinsen im Gesicht, sitzen. „Dafür sollte ich dir alle Gliedmassen einzeln rausreisen.“ zischte Clay, als er das Blut in seinem Mund schmeckte. Mit wütenden Schritten setzte sich Clay wieder in Bewegung um King Lyon den Rest zu geben. „Langsam wird das langweilig. Ramses, würdest du bitte?“ meinte dieser und klang wirklich schon überdrüssig. „Mit Vergnügen, Cello.“ erklang eine Stimme, dann peitschte ein Schuss und sein Echo hallte noch ein paar Sekunden in der kleinen Kirche wieder. Mit einem sengenden Schmerz knapp oberhalb des Herzens, sank Clay auf die Knie und er sah in Cellos Gesicht das hämische Grinsen. „Was…?“ keuchte Clay, da tauchte auch schon Cash in seinem Sichtfeld auf. In einer Hand hielt er eine Pistole, in der anderen hatte er Clays Bibel. Er warf die Bibel vor dem ehemaligen Priester auf den Boden, ging in die Hocke, sodass er fast auf Augenhöhe mit dem Vampir war und sagte ruhig, in einem sanften Ton, der vielleicht vorwerfend oder auch belehrend war: „Ich habe dieses Scheißbuch gelesen… nein, auswendig gelernt. Ein Drittel sind Lügen, ein anderes drittel Scheiße und das letzte drittel ist intelligent. Dreimal musste ich diesen Scheiß lesen. Dreimal habe ich dir die Chance gegeben, dich zurückzuziehen. Einmal als Ratschlag, einmal bittend und einmal als sanfter Befehl. Dreimal hast du mich ignoriert. Drei Kings – besser gesagt – einen Novizen und zwei Kings hast du getroffen. Einen hast du getötet, einen verletzt und der dritte, der dritte wird dich richten. Siehst du die Ironie?“ Clay Morton schüttelte den Kopf. „Ich auch nicht.“, sagte Cash ehrlich, „Aber wir gaben dir jede Chance. Du hattest deine Gründe, den Novizen zu töten. Du wolltest überleben. Wir respektieren das, oder zumindest tolerieren wir es.“ „So ist es.“ kam es von Cello im Hintergrund. „Das heißt, du stirbst nicht, weil du den Novizen getötet hast.“, sagte Cash und es klang beruhigend, „Du stirbst auch nicht weil du Cello verletzt hast.“ „Sondern?“ fragte Clay dem Ende nahe. Er fühlte das kalte Metall an seiner Stirn, sah Cash grinsen und hörte diesen sagen: „Du stirbst, weil du mich beim Essen gestresst hast.“ Dann knallte ein zweiter Schuss, doch dieses Mal hörte Clay kein Echo mehr. Epilog: Silent Tears -------------------- Stille Tränen Zwei Gestallten traten durch das zerschmetterte Holztor aus der Kirche in das fahle Licht des Mondes. „Du hättest ruhig etwas früher eingreifen können.“ warf Cello seinem Kumpel vor. Dieser hatte ihm den Holzsplitter aus der Schulter gezogen und einen ordentlichen Verband angelegt. Nun mussten sie nur noch auf ihren Evak warten. King Ramses sah ihn mit einem sanften Lächeln an und erwiderte: „Du hättest dich auch wehren können.“ Cello lachte auf, hielt sich dabei die schmerzende Schulter und erwiderte kopfschüttelnd: „Nein, das durfte ich nicht. Schon vergessen.“ „Ach richtig. Es war ja meine Beute. Ich hatte ihn beim Pokern gewonnen.“ grinste Cash „Ach richtig. Es war ja meine Beute. Ich hatte ihn beim Pokern gewonnen.“ grinste Cash und holte ein gefaltetes Stück Papier aus einer seiner Taschen. Er entfaltete es und blickte auf den Steckbrief von Clay Morton. Cello reichte Cash ein Feuerzug und dieser entzündete damit den Steckbrief, wobei er murmelte: „Asche zu Asche.“ Als die Flamme stark genug war, ließ er das Papier los und es segelte zu Boden, während Cash seine Augen zum Mond wandte. Dieser war weit davon entfernt zu einem Vollmond zu werden. „Und Wettschulden sind Ehrenschulden.“ meinte Cello. Cash hielt ihm einen Joint hin und dieser nahm in dankend entgegen. Einige Zeit standen sie schweigend nebeneinander und rauchten, während die kühle Nachtluft sie umwehte. In der Ferne erklang das vertraute Geräusch von Hubschrauberrotoren. Immerhin war der Evak nicht weit entfernt gewesen und auf Abruf bereit gestanden. Besonders wo sich Cash erst am Nachmittag Nahrungsmittel, seine Säbel und eine Blutkonserve hatte liefern lassen. Cello warf einen Blick zurück in das Innere der Kirche und den dort liegenden Körper von Clay Morton. Dann seufzte er und meinte: „Immerhin kann sich Kain nicht über Arbeitsmangel beschweren.“ Cash sah ihn verdutzt an und fragte: „Wie meinst du das?“ „Nur wegen diesem Vampir hier, habe ich ein ganzes Werwolfrudel auslöschen müssen.“ sagte Cello schlecht gelaunt und zeigte auf Clays Leiche. „Nicht alle, aber ja. Viele Werwölfe mussten wegen ihm ihr Leben lassen.“ stimmte ihm Cash betreten zu. „Manchmal kotzt mich das echt an.“ zischte Cello und er drückte den kümmerlichen Rest seines Joints auf dem Boden aus. Wieder nickte Cash, dann murmelte er: „Es war immerhin ein kleines Rudel.“ „Und obwohl sie schon auf unserer Liste gestanden sind, war es nicht das ganze Rudel, was schuld daran war.“, brummte Cello, „Und das nur, weil du ihn von seinem Höhenflug holen wolltest, ohne das Blut vergossen wird. Und nun musste ich das Blut unschuldiger vergießen.“ Cash schwieg betreten. „Auch wenn es Werwölfe waren, sie waren ohne Schuld.“ Cellos Stimme erzitterte. „Manchmal tun wir die falschen Dinge aus den richtigen Gründen.“, murmelte Cash leise, „Und das war ein solcher Fall.“ Beide nickten betreten. „Ich muss weg.“ sagte Cash schließlich. „Ja. Komm, lass uns Europa für länge Zeit verlassen.“ meinte Cello und klang erleichtert. Doch Cash schüttelte den Kopf und blickte nach Süden. „Nein. Ich muss einen Werwolf finden und ihm sagen, dass er sein Rudel jetzt führen muss.“ sagte Cash entschlossen. Cello sah ihn kurz an, dann seufzte er, nickte und meinte: „Gute Idee.“ „Wir sehen uns.“ sagte Cash, dann lief er über den Platz. Gleichzeitig begann er sich zu verändern. Seine Statur veränderte sich nicht um viel, obwohl er zu einem Werwolf wurde. Während der Black Hawk etwas außerhalb des kleinen Ortes in den Landeanflug ging, rief Cello seinem Kumpel hinterher: „Peace!“ Und der Werwolf antwortete mit tiefer Bassstimme: „Peace!“ Dann war er bereits in die Nacht verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)