Abschied und Wiedersehen von TeZ (Vom Leben und Sterben) ================================================================================ Kapitel 7: Eine Deutschstunde in der Hölle ------------------------------------------ Siebtes Kapitel: Eine Deutschstunde in der Hölle Gegen halb elf machen sich Dana uns Akira zusammen auf den Heimweg – sie wohnen nicht weit voneinander entfernt – und ich gehe hinüber ins Wohnzimmer, wo Mum immer noch in ihrem Lieblingssessel sitzt, Chips mampft und wie gebannt auf ihr Fernsehdrama starrt. „Ich geh ins Bett, gute Nacht Mum!“ „Gute Nacht Ryo!“, nuschelt sie abwesend und guckt wieder zum Fernsehen. Ich gehe hinauf in mein Zimmer, ziehe mich um und lasse mich in mein Bett fallen. Als ich gerade das Licht ausmachen will klingelt mein Handy. Seufzend stehe ich wieder auf und hole mein Handy aus meiner Hosentasche. Die Hose liegt natürlich auf meinem Schreibtischstuhl, sodass ich durchs halbe Zimmer schlurfen muss. „Hm?“, gähne ich und die Stimme am Ende fragt: „Schuldigung, hast du schon geschlafen?“ „Nicht wirklich“, antworte ich müde. Natürlich weiß ich wer dran ist, die Stimme würde ich überall wieder erkennen, Katsu. Langsam gehe ich wieder nach drüben, zu meinem Bett, und lasse mich im Schneidersitz darauf nieder. „Ich wollte nur noch mal anrufen, wenn du lieber schlafen willst, dann…“ „Nein, nein!“, werfe ich schnell ein, „Ich freu mich, dass du angerufen hast, ich freu mich immer, wenn du anrufst…“ Ich höre deine Stimme so gerne, Liebling… hach, ich würde dich jetzt so gerne sehen, in deinem Schlafzimmer, im Halbdunkeln, wie neulich. Uh… verdammt, nach dem Telefonat muss ich erst mal duschen. „Ryo?“ „Hmm?“ „Du bist so still… ist irgendwas?“ Ob was ist? Weiß nicht… mir ist immer so komisch in deiner Nähe… ist das nichts? „Nein, es ist nichts“, lüge ich munter vor mich hin. Scheinbar ist Katsu sensibler als ich dachte, denn er stellt sofort fest: „Du lügst mich schamlos an.“ „Tut mir leid, aber… ich kann’s dir nicht sagen.“ Katsu seufzt, dann sagt er sanft: „Ryo. Du kannst mir alles sagen.“ „Das nicht!“, beharre ich, „Bitte.“ Wieder seufzt Katsu, dann murmelte er leise: „Gut… ich muss dann mal wieder…“ „Katsu, warte! Ich kann es dir nicht sagen, tut mir leid, aber bitte… schieb mich jetzt nicht ab. Ich vertraue dir doch!“ „Davon merke ich aber nichts…“, murrt Katsu und klingt dabei deprimiert. „Tut mir leid Ryo, aber… wir sind Freunde, du kannst mir vertrauen, ich würde dich nie alleine lassen, ja?“ „Natürlich… ich weiß das doch… aber bitte, lass mich nur dieses eine Mal ein Geheimnis haben!“ Katsu seufzt, dann murmelt er: „Na gut. Wie sehen uns ja morgen, du kommst doch oder?“ Fragend klingt er, ängstlich als wäre er sich nicht sicher. „Natürlich komme ich, ich hab schon Entzugserscheinungen!“ „Hör mit deinen Witzen auf…“ „Das war kein Witz“, sage ich leise, „Das war mein voller Ernst. Ich freu mich auf morgen, wirklich, ich will dich wieder sehen. Mir hat heute wirklich was gefehlt.“ „Danke…“, murmelt er und schnieft. „Katsu? Weinst du?“ „Ja, ja natürlich heule ich, du blöder Hund. Das was du eben gesagt hast war voll süß, ich hab ja auch Sehnsucht, es war so… na ja, still nicht, aber… leblos. Katharina ist durch die Wohnung gerannt uns hat mich zu gelabert und ich hab’s nicht mal geschafft sie auszusperren, weil ich sonst den ganzen Tag alleine in meiner Wohnung auf der Couch gesessen und die Wand angestarrt hätte. Ich hab einfach nichts gehabt worauf ich mich freuen konnte!“ „Katsu hör auf! Ich fang auch schon an zu heulen…“, schniefend ziehe ich ein Taschentuch aus dem Päckchen auf dem Nachttisch und wische mir die salzige Flüssigkeit aus dem Gesicht. „Ryo?“ „Ja?“ „Bis morgen. Ich freu mich.“ „Ich mich auch!“ Dann lege ich auf und lasse mich seitlich umkippen. Verstört sehe ich die Wand an. Alles, verdammt noch mal alles was ich gesagt hab war wahr, ich hab ihn wirklich vermisst, vor allem jetzt, als ich in meinem Bett liege. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber… in meinem Hinterkopf ist immer Katsu. Immer und immer wieder. Wieder drehe ich mich um und seufze frustriert auf. Wie ich meinen besten Freund doch vermisst habe. Als das Klingeln meines Weckers ertönt schwinge ich mich genervt aus dem Bett. Wie jeden Tag wieder. Hab ich schon mal gesagt, dass ich Wecker hasse? Im Allgemeinen und meinen in Besonderen? Also: Ich finde Wecker zum Kotzen. Ich schlurfe gähnend ins Badezimmer, ziehe mich aus und lasse mir dann in der Dusche warmes Wasser über den Körper prasseln. Hab ich gestern beim Telefonat mit Katsu geheult? Boah… Angst. Warum fang ich jetzt schon an zu heulen? Und… verdammt, ich will wissen warum er immer so kryptisch vor sich hinmurmelt! Ich versteh überhaupt nicht was er mir mitteilen will! Na ja… ich erzähl ihm ja auch nicht, dass ich ihn liebe, aber… halt, das tue ich ja nicht? Oder doch? Nein. Oder? Mensch, ich werd’ noch wahnsinnig! Seufzend aber entschlossen drehe ich das Wasser auf kalt. Ein Schock am Morgen… nein, das war was anderes, oder? Fast eine halbe Stunde später – nach dem Frühstück mit meiner Schwester – schlurfe ich müde zur Schule… müde… genervt… dumm… dumm… dumm… mein Hirn hat grad einen total Aussetzer, fürchte ich. Aber ist ja egal, wir haben ja nur Schule… mit Deutsch. Boah… Deutsch. Wo ist mein Messer? Ich bin selbstmordgefährdet, nicht? Und ich rede immer noch mit mir selbst. Immer noch müde schlurfe ich also weiter zum Tor, schlurfe über den Hof, schlurfe zu den Schließfächern und höre endlich auf zu schlurfen. Ich bleibe nämlich stehen. Hättet ihr nicht gedacht, was? Aber ich bleibe wirklich stehen, wechsele die Schuhe und werde von einem unerhört gut gelaunten Takeshi fast in den Boden gerammt. Unangespitzt und mit den Füßen voraus. Zornig funkele ich ihn an. Er sieht müde aus… so wie immer. Ich sollte ihm eine reinhauen, hab ich gerade festgestellt, wegen ihm ist Akira schlecht drauf und wegen ihm bin ich jetzt zwanzig Zentimeter kleiner als vorher. Also gut, wir verprügeln keine Leute nur weil sie nerven… oder an allem Schuld sind… wie Katharina! Die auch verprügelt werden müsste wenn ich so drüber nachdenke, wegen ihr bin ich schlecht drauf und Katsu gleich mit. „Hey Ryo, war das nicht ne geile Party?“ „Geht…“, nuschele ich müde und hebe meine Tasche auf. „Du bist ja gleich gegangen…“, sprudelt Takeshi weiter, „… später wurde es erst lustig, Minami hat gestrippt!“ „Was habt ihr der gegeben?“, frage ich lahm, gähne, drehe mich um und stehe vor einer nicht minder müden Dana angelächelt. „Morgen!“ „Guten Morgen Ryo!“ Komisch… Dana ist immer so freundlich… ich fühl mich gleich besser, vielleicht sollte sie Psychiaterin werden, sie kann das irgendwie. Ich warte bis sie ihre Schuhe gewechselt hat, dann verabschiede ich mich mit einem: „Bis nachher!“, von Takeshi und lege einen Arm um Danas Schultern. „Gehen wir zum Klassenzimmer?“ Sie nickt. Kaum haben wir uns ein bisschen von der Gruppe entfernt kommt uns ein extrem geknickt wirkender Akira entgegen und guckt starr auf den Boden. Sieht uns anscheinend nicht mal. Also lasse ich Dana los, packe ihn bei den Schultern und er schreckt auf und starrt mich aus weit aufgerissenen Augen an. Dann beruhigt er sich wieder, starrt den total interessanten Boden an und murrt: „Ach du bist es…“ „Was ist los Akira?“, fragt Dana sanft. Sie ist herangetreten, legt ihm die Hand auf den Arm und lächelt ihn so freundlich an, dass sogar ein Eisblock schmelzen würde. „Ihr wisst es genau…“, murrt er lahm und blickt immer noch zu Boden. Dana sieht mich an, zuckt die Schultern wendet sich dann wieder an Akira um ihn in den Arm zu nehmen. Wow… ich bin überrascht, das macht sie doch sonst nicht. „So Akira… jetzt ziehst du mal deine Schuhe aus und dann kommst du mit uns zum Klassenzimmer und wir unterhalten uns noch mal.“ Akira nickt schwach und geht zu seinem Schließfach, natürlich nicht ohne Takeshi einen sehnsuchtsvollen Blick zu zuwerfen. Ich seufze. Schon ein armer Kerl, ich hab wirklich Mitleid mit ihm, unerwiderte Liebe ist schon schlimm. „Was machen wir jetzt am besten mit ihm?“, fragt Dana und ich sehe sie an. Auch ihr Blick folgt Akira wie er seine Schuhe ins Schließfach stellt. „Schaffst du das dich mit seinem Problem auch noch zu belasten? Ich mein… dir geht’s ja auch nicht grade blendend.“ Sie schüttelt den Kopf und erwidert kühl: „Das war ein Fehler. Er ist ein arroganter Mensch!“ Hmm… der traurige Unterton in deiner Stimme sagt aber was ganz anderes meine Liebe! Akira kommt wieder auf uns zu und wir gehen langsam zum Klassenzimmer. „Du kannst Takeshi nicht vergessen, was?“, fragt Dana sanft und Akira – der wieder den Boden anstarrt – nickt missmutig. „Was wirst du tun?“ Ein Schulterzucken. „Am besten Ablenken… geh doch mal raus, vielleicht lernst du jemanden kennen!“ „Ich will aber niemanden kennen lernen…“, murrt Akira. Wow. Er hat geredet. Es lebt! Sorry, das passt hier nicht und ich lege auch nicht den nötigen Ernst an den Tag aber ich bin nicht gut darin Leute zu bemitleiden. Aber jetzt muss ich mich doch mal einmischen, Dana guckt nämlich ganz schön ratlos. „Willst du also auf ewig heulend in deiner Ecke sitzen bleiben?“ „Ich sitz doch gar nicht in einer Ecke…“, murmelt er klingt dabei leicht angepisst. „Das war ein Vergleich, du Heinz! Es geht darum: Du kannst dich in dein Schneckenhaus verkriechen und Trübsal blasen oder rausgehen, dein Leben in die Hand nehmen und Gas geben! Also mach was!“ Akira nickt schwach und sieht nicht aus als wolle er etwas ändern. Ich schnaube. Sieht ihm ähnlich. Ich hatte bisher noch nie viel mit Akira zu tun, aber… er ist bekannt für seine Sturheit. Wir kommen am Klassenzimmer an und Akira lässt sich missmutig auf seinen Stuhl fallen. Dana steht hinter ihm, die Hände auf seinen Schultern und ich knie vor seinem Tisch, sehe ihn an und frage leise: „Willst du wirklich alles hinwerfen nur weil er dich nicht mag? Das kannst du nicht bringen!“ Er nickt schwach, dann murrt er: „Ihr habt ja Recht, alle beide, aber… ich kann ihn nicht vergessen, ich will ihn nicht vergessen, ich will einfach nur, dass er mich auch mag.“ Ich sehe ihm zu wie er den Kopf auf den Tisch sinken lässt, dann stehe ich auf und wuschele ihm durchs hellbraune Haar. „Das wird schon wieder!“ Es klingelt und ich gehe hinüber zu meinem Tisch. Deutsch. Ich seufze und lasse den Kopf auf den Tisch fallen. „Na Ryo? Sie schlafen doch nicht etwa im Unterricht?“ Ich sehe auf und direkt in das Gesicht meiner liebreizenden Deutschlehrerin. „Nein. Ich hab nur… die Tischplatte bewundert!“ „Sparen Sie sich ihre Kommentare!“ Etwas angesäuert – etwa wie Mildgesäuerte Butter – richte ich mich auf, blicke nach vorne und strahle die Frau an wie ein Halogenscheinwerfer. Sie schüttelt nur den Kopf, dann wendet sie sich dem Rest der Klasse zu und verkündet fröhlich: „Na dann… wer will mir was über Gedichte erzählen?“ Keiner meldet sich… totenstille… alle treten schnell einen Stück zurück damit die Freiwilligen vortreten können… und unsere liebliche Lehrerin mit dem Charme einer alten Suppenkröte blättert munter in ihrem Notenbuch ehe sie aufblickt, uns alle anstrahlt, sodass wir radioaktiv verseucht sind und frohgemut ruft: „Takeshi!“ Der sitzt neben mir, grinst sich einen ab und scheint sich wirklich zu freuen. „Na, was können Sie uns über Gedichte erzählen?“ „Gedichte stammen von Dichtern!“ „Sehr… einfallsreich. Nein, ich meinte die Form!“ „In schriftlicher oder mündlicher Form.“ Immer noch strahlt sie so Nerven zerfetzend fröhlich durch die Gegend und trällert dann: „Kann ich das vielleicht als ganzen Satz haben?“ „Gedichte sind in schriftlicher und mündlicher Form vorhanden!“ Sie starrt ihn einen Moment fröhlich an, dann bittet sie mit zusammengekniffenen Augen: „Also, jetzt machen wir das mal anständig. Aus was bestehen Gedichte?“ Takeshi – immer noch super fröhlich und keineswegs genervt – antwortet: „Normalerweise bestehen Gedichte aus Worten, obwohl ich denke, dass man es bei den alten Ägyptern auch als Bilder hätte bezeichnen können.“ Takeshi… ich glaub jetzt hast du dich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Leicht bösartig vor sich hin blinzelnd kommt unsere Deutschlehrerin auf den Tisch zu, den ich mir mit Takeshi teile und fragt: „Können Sie die Sache ernst nehmen oder soll ich Ihnen sofort eine Sechs eintragen?“ Takeshi zuckt die Schultern, dann meint er unschuldig wie ein Neugeborenes: „Bis jetzt hab ich all Ihre Fragen ordnungsgemäß beantwortet… was soll ich noch machen?“ Unsere Lehrerin schnaubt laut auf, dann wirbelt sie herum, rauscht nach vorne und tobt: „So, das reicht! Sie nehmen meinen Unterricht sowie meine Ausfrage keinesfalls ernst. Da Sie keine meiner Fragen ordentlich beantwortet haben sehe ich mich gezwungen, Ihnen eine Sechs einzutragen!“ Takeshi lehnt sich zurück, verschränkt die mageren Arme vor der Brust und sieht immer noch höchst amüsiert aus. Idiot. Oder er ist auf Drogen… kann auch sein, glaub ich aber nicht. Der Mann ist einfach doof. Also… Akiras Geschmack ist komisch. „Nun… heute – da wir mit den Gedichten trotz dieser sehr unschönen Ausfrage fertig sind –“, sie wirft Takeshi einen mörderischen Blick zu, den dieser mit einem relaxten Friede-Freude-Eierkuchen Blick erwidert „… werden wir uns anderen Dingen zuwenden. Wie sie wissen müssen wir uns dieses Jahr mit einem Zweig der Literatur befassen, der…“ abfälliges Lachen, „… meiner Meinung nach im Kunstunterricht besser aufgehoben wäre. Nämlich den Comics.“ Lautes Jubeln dringt aus der zweiten Reihe, die beiden Mangaverrückten aus unserer Klasse sehen das zum Anlass sich zu Wort zu melden. Verrückte sind die nämlich wirklich. „Habt Ihr uns etwas dazu mitzuteilen?“, will der älteste Mensch dieses Raumes wissen und die beiden sehen sich eine Sekunde lang an, ehe sie fröhlich kreischen und ein einziges Wort in den Raum werfen: „Shonen-ai!“ Stille. Noch stiller. Wie vorhin. Ich muss eines gestehen… ich hab keine Ahnung wovon die beiden reden. Mit Mangas und so kenne ich mich nicht wirklich aus, hab mich nie wirklich dafür interessiert. Frau Deutschlehrerin wackelt also zu den beiden wie irre kichernden Mädels und fragt: „Und was ist ‚Shonen-ai’?“ Die beiden sehen sich einen Moment an, dann: „Shonen-ai ist…“ „…So haben es wenigstens sehr intelligente Menschen mal verlauten lassen…“ „… die Liebe…“ „… zwischen gleichgeschlechtlichen Männern!“ Dann fangen sie wieder an zu kreischen und unsere Lehrerin flüchtet schnell wieder in Richtung Pult. Ich bin perplex. Shonen-ai sind also Mangas über… Schwule? Na ja, warum nicht, leben und leben lassen ist mein Motto, aber… wer zieht sich so was rein? Mädels? Na ja, auch egal. Schlimmer ist: Die Frau Suppenkröte hat die Angewohnheit sich über alles aufzuregen was in ihrem Unterricht geschieht, also… „Nun… ich bin sehr tolerant gegenüber Homosexuellen, aber das geht dann doch zu weit! Diese Widernatürlichkeit in annähernd literarischem Umfeld zu thematisieren ist meiner Meinung nach höchst bedenklich!“ „Haben sie etwas gegen Homosexuelle oder was?“, fragt plötzlich Junko. Junko. Danas Freundin. Wieso regt sie sich so darüber auf? Sollte das dann nicht ich oder Akira sein… warte, ich steh ja nicht auf Katsu. Also… ist sie… „Bist du etwa lesbisch?“ Aha, gut erkannt von Sina, der einen Hälfte des Mangafan-Duos. Junko läuft kirschrot an, ehe sie schüchtern nickt. Der Lehrerin steht der Mund offen. Ein Coming-out in ihrem Unterricht, wenn sie gerade dagegen wettert? So was... na ja, wen stört es. Ist doch mir egal, dann ist sie halt mehr an Mädels interessiert, ist doch ihre Sache. Ich bin ja auch… nein, bin ich nicht, dummes Hirn, geh weg, lass, aus, kusch, kusch! Oh wenn wir schon dabei sind… ich freu mich riesig auf heute Nachmittag! „Sonst noch jemand der etwas sagen möchte zu dem Thema?“ Akira steht auf. Immer noch starrt er zu Boden… tut er das irgendwann nicht? Warte. Will er jetzt… hat er etwa vor… sollte er… „Ich bin schwul.“ Ja, sollte er. Boah, wie war das mit ablenken? Takeshi starrt gleich ganz entgeistert zu unserem Kleinen, ich lasse nur den Kopf auf den Tisch fallen und die Lehrerin muss sich erst mal setzten und den Schock darüber verdauen, dass ihr Musterschüler Widernatürlich ist. Na ja und die Fangirlies quieken halt und schauen aus als würden sie gleich in Ohnmacht fallen. Ich sollte auch mal Shonen-ai lesen, schließlich bin ich… nein ich bin nicht schwul, das ist nur der Schlafmangel weil ich gestern ja noch mit Katsu telefonieren musste… und geheult habe… nein, hab ich nicht, ich hatte was im Auge! Gerade im richtigen Moment und voller Freude klingelt es zur nächsten Stunde und unsere verwirrte Deutschlehrerin ist bis auf weiteres verschont. Akira nicht. Takeshi steht auf, rauscht auf den Jungen zu baut sich vor ihm auf – der Brünette kann den Blick nicht von ihm nehmen – und brüllt: „Boah du bist ja so was von widerlich! Das ist doch krank, da kann man sich doch sicher therapieren lassen oder so! Akira mach was dagegen, ich bitte dich!“ „Da kann man sich nicht therapieren lassen und ich will das auch nicht…“, lächelt Akira matt. Takeshi dreht sich zu mir um und quengelt: „Ryo mach doch was!“ Ich schüttele nur milde lächelnd den Kopf, lege Takeshi eine Hand auf die Schulter und meine: „Er kann doch machen was er will, nur gegen seine Gefühle kommt er nicht an. Also misch ich mich da nicht ein und du solltest ihn auch akzeptieren wie er ist!“ „Aber da muss ich doch immer Angst haben, dass er über mich herfällt!“ Ich sage ihm jetzt mal nicht das Akira auf ihn steht und es deswegen gut passieren könnte, stattdessen meine ich: „Hast du schon mal erlebt, dass jemand wie Akira einfach über Leute herfällt? Das macht er doch nicht, er ist schwul nicht notgeil oder so wie du!“ Takeshi schüttelt schwach den Kopf und murrt: „Ich muss das erst mal verdauen!“, dann wandert er wie ein Kamel vor zu seinem Platz. Akira sieht aus als würde er gleich sterben, Takeshi ist anscheinend schon tot und sich steh hier voll zwischen den Stühlen. Na dann, willkommen in der Hölle, wo Murphys Gesetz besser greift als irgendwo anders. Ganz toll, wie soll ich das nur überleben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)