Blood and Desire: Bittersweet von Sachie ================================================================================ Kapitel 31: Zweifel ------------------- Leichtfüßig sprang Sasuke von dem Baum und ging zu dem älteren Uchiha, der wortlos auf die verkohlten Stellen schaute, an denen die ANBU-Mitglieder gefallen waren. Die ganze Zeit über hatte der Schwarzhaarige den Kampf aufmerksam beobachtet, dank seines Kekkei Genkai war ihm nichts verborgen geblieben. Itachi hatte die Auseinandersetzung vom ersten Moment an dominiert, genauso, wie es zu erwarten gewesen war. Er selbst hätte mit den Vieren keine Probleme gehabt, wieso sollte es bei seinem Bruder anders gewesen sein? Nur eine Sache hatte ihn irritiert. »Hast du die Körper in Flammen aufgehen lassen?« Der 18-Jährige wusste, das er mit Amaterasu über die Fähigkeit verfügte auch ohne Handzeichen ein Feuer zu entfachen. Nur waren die Flammen seines Wissens nach schwarz und nicht blau, und hätte er das Mangekyo Sharingan eingesetzt, hätte er den Kampf beenden können, bevor er überhaupt begonnen hatte. So wunderte ihn die Antwort auch nur mäßig. »Nein. Ein ANBU hat keine Spuren zu hinterlassen, auch nicht nach seinem Tod, deswegen erlernen sie ein Jutsu, das ihre Körper verbrennt, wenn sie sterben. Für jemanden wie Orochimaru wäre es anderenfalls ein leichtes, sie gegen ihr eigenes Dorf einzusetzen oder sich durch die Geheimnisse, die sie verbergen, einen Vorteil zu verschaffen.« Während der kurzen Erklärung drehte sich der Dunkelhaarige um und folgte ruhigen Schrittes dem Weg. Jetzt, da sie ihre Verfolger abgehängt hatten, gab es keinen Grund mehr, sich übermäßig zu beeilen. Es gab ihnen die Gelegenheit, sich von dem anstrengenden Teil ihrer Reise zu erholen, wenn sie schon keine Pause machten. Den Jüngeren störte es nicht, im Laufen fiel es ihm leichter seine Gedanken zu ordnen und die Fragen zu stellen, die ihn beschäftigt. Und der Chunin hatte genug davon aufgeworfen. »Wieso hast du sie eigentlich umgebracht und den Typen im Dorf nur mit einem Genjutsu belegt?« »Nur mit einem Genjutsu belegt klingt für Tsukiyomi untertrieben. Du hast seine Macht am eigenen Leib zu spüren bekommen und solltest eigentlich wissen, wie qualvoll es ist. Aber der Grund ist einfach: Masaru war nur alleine, und auch wenn Tsukiyomi schnell ausgeführt werden kann, hätte ich es gegen alle vier nacheinander einsetzen müssen. Die Anstrengung wäre größer gewesen als nach dem kurzen Kampf. Abgesehen davon hatte Masaru nicht vorgehabt, mich umzubringen, die ANBU hätte sich mit weniger nicht zufrieden gegeben. Außer sie hätten mich nach Konoha gebracht. Akatsuki spielt ebenfalls eine Rolle. Du musst bedenken, dass sie mich alleine angetroffen haben, ohne Kisame. Dabei arbeiten wir in Zweier-Teams und es hätte unnötigen Staub aufgewirbelt, wenn sie erzählt hatten, dass ich alleine unterwegs war. Dass das Dorf, dass er ausgelöscht hatte, Aufmerksamkeit erregen würde, war abzusehen gewesen, aber man hätte es nicht mit der Organisation in Verbindung gebracht.« Wie angewurzelt blieb der Genin stehen und starrte verwirrt zu dem anderen, der ebenfalls angehalten hatte und sich zu dem Kleinen umgedreht hatte. »Und das kannst du so ruhig hinnehmen? Dass dein Partner ein ganzes Dorf auslöscht?« stieß Sasuke aufgebracht hervor. Wie konnte der 23-Jährige das so gefühlslos erzählen, als wenn nichts geschehen wäre? Ihm wurde übel bei dem Gedanken, wie wehrlose Kinder, Frauen und Männer abgeschlachtet worden waren. Sie hatten vermutlich nicht mal eine Chance gehabt, sich zu retten ... Aber was erwartete er von jemandem, der in einer Nacht seine eigene Familie, seinen ganzen Clan ausgelöscht hatte? »Ich weiß, woran du denkst, aber du kannst die beiden Situationen nicht miteinander vergleichen. Ich war nicht dabei, als Kisame in dem Dorf gewütet hat, ich war auf dem Weg zu dem Versteck. Es kommt nicht selten vor, dass unsere Wege sich trennen, weil der Clan genug geheime Dokumente in den Verstecken aufbewahrt, die Außenstehende nicht zu Gesicht bekommen dürfen. Über das, was er in der Zeit macht, habe ich keinen Einfluss. Wir haben die Abmachung getroffen, dass er sich zurückhält, wenn ich dabei bin.« Es war nicht schwer zu erraten, von welcher Zeit das Uchiha-Genie sprach, wann er auf dem Weg zum Versteck gewesen war. Das erklärte, wieso der Fischmensch nicht bei ihm gewesen war und er war ganz froh darüber. In der damaligen Lage hätte er keinen Fremden gebraucht, der ihn so nackt und ausgenutzt sah. Es war schwer genug zu ertragen, dass sein Bruder ihn so gefunden hatte. »Trotzdem machst du nicht den Anschein, als würde es dir leid tun«, erwiderte der Schwarzhaarige etwas ruhiger, wenn auch noch nicht besänftigt. »Als Ninja lernt man genug Leid und Trauer kennen, als dass man jedes Schicksal an sich ran lassen darf. Wenn du es tust, wirst du früher oder später daran zerbrechen. Nicht umsonst wurde Regel 25 aufgestellt. Ich gehe davon aus, dass du sie kennst.« »Keine Gefühle zeigen.« Nicht nur, dass er in der Akademie alle Regeln auswendig gelernt hatte und heute noch jede sofort aufsagen konnte, er hatte genau diese Regel verinnerlicht. Es war eines der Dinge gewesen, die er von seinem Bruder übernommen hatte. Diese kalte, emotionslose Maske, mit denen er sogar seine Freunde hatte täuschen können. Selbst der Sannin hatte ihn nicht durchschauen können, hatte den Verrat nicht kommen sehen, der sein Ende bedeutet hatte. Forschend blickte er in die schwarzen Augen, die so typisch für ihre Familie gewesen war, sah in diesen tiefen, stillen See und versuchte zu erkennen, was unter der Oberfläche lag. Doch sie gaben nichts von dem Preis, was sie verborgen hielten. Nichts als unendliche Schwärze, in der man gerne versinken konnte, wenn man sich einen warmen Funken vorstellte, der sie erhellen würde. Ein Funken, wie er sicherlich vorhanden gewesen war, als sie das Bett miteinander geteilt hatten. Damals hatte Itachi ihm gezeigt, welche Gefühle er hegte, hatte es ihm jedenfalls glaubhaft machen können. »Allerdings hält man sich nicht immer an die Regel«, bemerkte der Junge und ein Kopfschütteln seines Gegenübers ließ Zustimmung erahnen. »Es gibt vermutlich keinen Shinobi, der sich immer daran gehalten hat. Die einen beachten sie mehr, die anderen weniger, aber jeder wird sie irgendwann missachten. Regeln schreiben vor, wie man sich zu verhalten hat, damit das Leben leichter wird, aber das heißt nicht, dass man ihnen immer folgen muss. Als Ninja muss man immer und überall mit einem Angriff rechnen, man darf sich nie zu sicher sein, weswegen die Momente, in denen man Gefühle zu lassen kann, rar und kostbar sind.« Verband sie in dem Moment die gleiche Erinnerung? Das Gefühl, als sie beide vereint gewesen waren und nichts anderes gezählt hatte? Als sie die Liebe zueinander deutlich gespürt hatten? Sollte es heißen, dass dieser seltene und wertvolle Augenblick womöglich der Einzige zwischen ihnen gewesen sein sollte? Das war kein Gedanke, der dem 18-Jährigen behagte, denn es ließ wieder die Zweifel aufkommen, wo sie beide eigentlich standen. Gerne hätte er Gewissheit darüber, auch, wenn sie noch so schmerzhaft sein würde. Nur war das freie Feld, der Kampfschauplatz unweit von ihnen nicht die richtige Umgebung, um solche Dinge zu klären. Aber würde sich ihnen die Chance bieten, wenn Itachi wieder bei Akatsuki war? Würden sie sich dann überhaupt noch wiedersehen? »Du hast vorhin nicht so geklungen, als würdest du mich mit zu deiner Organisation nehmen wollen.« »Das habe ich auch nicht vor. Wie du sicherlich selbst gemerkt hast, befinden wir uns in der Nähe zum Reich der Reisfelder. Es gibt an der Grenze noch ein Versteck des Clans, in dem du bleiben könntest oder du suchst dir eines von Orochimarus Verstecken. Otogakure sollte sich in dem Land befinden. Die Situation, in der Akatsuki sich momentan befindet, ist alles andere als leicht, und du scheinst noch Fragen zu haben, die wir klären sollten. Du kannst tun, was auch immer du willst, aber es wäre von Vorteil, wenn wir einen Treffpunkt hätten, falls irgendetwas sein sollte.« »Ich hatte gedacht, dass du deinen Raben den Auftrag gibst, auf mich aufzupassen.« »Du bist kein kleines Kind mehr, dessen Schritte überwacht werden müssen. Außerdem will ich nicht riskieren, dass du das Versteck zerstörst, weil du dich von ihnen genervt fühlst.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)