Todesnacht von Schroedingers_Katze ================================================================================ Kapitel 1: Bad End Version -------------------------- Ein Schatten glitt durch die nächtliche Dunkelheit der Stadt Auralis. Vorbei an Manufakturen in denen die Arbeiter der Nachtschicht für den Gott-Imperator schufteten und ächzten, am Bezirksrevier des Adeptus Arbites, den Hütern von Recht und Gesetz, vorbei. Durch die Slums der Stadt, mitten hinein in das Herz der Metropole. Stets in Bewegung, in den Schatten und immer auf der Hut vor den Patroulien der Arbites. Ein Geräusch. Das unverkennbare Kratzen von schweren Plattenstiefeln auf Straßenpflaster. Serina verharrte auf der Stelle. Der Körper der Todeskultassassine verschmolz mit der Dunkelheit der Gasse. Zwei Arbites marschierten mit bereitgehaltenen Waffen keinen Meter an ihr vorbei ohne sie auch nur zu bemerken. Serina trat aus ihrem Versteck hinter die Männer ins Licht der elektrischen Laternen. Das matte Licht fiel auf den schwarzen, eng anliegenden Lederanzug über dem ein blutrotes Korsett lag, der den schlanken Körper der Assassine bedeckte. Das Feingeschnittene Gesicht war hinter einer ebenfalls schwarzen Halbmaske versteckt. In ihrer rechten Hand hielt sie ihre Waffe, ein elegantes Energiekatana. Mit einem Lächeln drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit. Dabei verursachte sie nicht mehr Lärm als ein Windhauch. Der Palast des planetaren Gouverneurs überragte alle andern Gebäude der Stadt majestätisch. Selbst bei Nacht war der prunkvolle Bau Ehrfurcht gebietend. Serina saß in der Hocke auf der hohen Außenmauer und spähte in den weitläufigen Palastgarten. Der in ihre Maske, über ihrem rechten Auge eingebaute Auspex glomm in gespenstischem grünen Licht in der Düsternis und verriet der Assassine das der Garten von einem dutzend Hausgardisten nach einem Standardprotokoll abgegangen wurde. Die Männer stellten allesamt keine wirkliche Bedrohung dar. Geschmeidig glitt Serina von der Mauer und landete geräuschlos im Gras. Sofort war sie wieder in Bewegung und huschte zwischen zwei Gardisten hindurch die sie nicht einmal bemerkten. Vollkommen unbehelligt erreichte die Assassine das Gebäude. Schnell fand sie ein Fenster das sie aufhebeln konnte. Nur Atemzüge später kauerte sie in einem dunklen Gang des riesigen Anwesens. Sie spürte dicken, weichen Teppich unter sich. Perfekt. Der würde ihre Schritte noch weiter dämpfen. Nun musste sie nur noch das Schlafzimmer des Gouverneurs finden. Laut ihren Informanten befand es sich im vierten Stock. Gebückt huschte Serina durch den Gang, ihre Schwert stets zum Schlag bereit sollte unerwartet ein Gardist oder ein Hausangestellter mit ihr Zusammenstoßen. Nach wenigen Metern bog der Gang nach rechts um die Ecke. Serina verlangsamte ihre Schritte kaum merklich als sie um die Ecke bog. Hier irgendwo musste eine Treppe sein. Das ganze Gebäude war wie ausgestorben, nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Das von außen durch die zahlreichen Fenster einfallende Mondlicht hüllte Serina immer für einen Lidschlag in Licht und Dunkelheit. Auf ihrem Auspex registrierte Serina zwar einige Lebenszeichen aber die waren alle weit entfernt. Die Assassine bog um eine weitere Ecke und wurde abrupt von den Füßen gerissen. Vor Serina stand ein ziemlich verdutzt aussehender Hausgardist und hob sein Lasergewehr in Feuerbereitschaft. „Wer zum Teufel sind sie?“ verlangte der Mann zu wissen. Noch bevor Serina einen klaren Gedanken fassen konnte schnellte ihr Arm vor rammte dem Gardisten die schlanke Klinge ihres Schwerts zwischen die Augen und zog sie in einer flüssigen Bewegung wieder heraus. Sofort brach der Wächter tot zusammen aber in seinen letzten Zuckungen betätigte der Soldat noch ein letztes Mal den Abzug seiner Waffe. Ein fauchender roter Lichtblitz zerriss die Dunkelheit des Ganges. Ein stechender Schmerz durchzuckte den Köper der Assassine. Reflexartig für ihre Hand zu der Stelle und betastete die schmerzende Stelle. Wenig Blut, nur ein Streifschuss, dachte die Frau erleichtert. Innerlich verwünschte Serina die Launenhaftigkeit der Maschinengeister, die sie beinahe das Leben gekostet hätte. Sie schlug mit der flachen Hand gegen ihre Maske wo der Scanner befestigt war. Die Anzeige flackerte kurz, dann erschienen ein halbes dutzend weitere Signale, von denen sich einige auf ihre Position zu bewegten. Fluchend setzte Serina sich wieder in Bewegung. Den Schuss hatten offensichtlich mehrere Personen mitbekommen. Endlich fand Serina eine Treppe die nach oben führte. So schnell sie konnte hechtete sie die Stufen hinauf, ihr Körper setzte Adrenalin frei, ihr Puls raste. Die Sache war im Begriff gründlich schief zu laufen. Erster Stock, zählte Serina, zweiter Stock. Dritter. Komm schon, schneller! trieb sie sich in Gedanken selbst an. Am Eingang zum vierten Stock stand ein weiter Gardist mit schussbereitem Lasergewehr und beobachtete das Treppenhaus. Mit einem Hechtsprung der fließend in eine Rolle vorwärts überging rutschte die Todeskultassassine durch die Beine des Mannes. In dem Moment in dem sie unter ihm war riss Serina ihr Schwert nach oben und aktivierte den Energiekreislauf ihrer Waffe. Die Klinge trat durch das Brustbein ein, durchschlug mühelos die Armaplastweste, die darunter liegende Uniform, das Fleisch und die Knochen des Mannes sodass sie am Rücken wieder austrat. Mit einem gurgelnden Laut brach der Wächter zusammen. Serina hielt sich damit nicht auf sondern war schon wieder auf den Beinen und lief weiter. Laut dem Scanner musste sie sich rechts halten. Rote Laserimpulse zischten ihr entgegen. Fünfzehn Meter vor ihr standen zwei Gardisten und feuerten aus der Hüfte auf den Eindringling. Ihre linke Hand glitt im Laufen zu ihrem Oberschenkel, fand die drei dort befestigten Wurfdolche und in einer schlangengleichen Bewegung schleuderte Serina sie nach ihren Gegnern. Zwei fanden ihr Ziel im Gesicht eines der Gardisten und ließen ihn tödlich verletzt zusammenbrechen. Der Dritte blieb im Arm des anderen Wächters stecken, sodass ihm das schwere Gewehr aus den Händen fiel. Bevor der Mann realisieren konnte wie ihm geschah war Serina schon mit hoch erhobenem Energieschwert über ihm „Dein Blut dem Imperator!“ zischte sie und schlug dem Gardist in einer einzelnen wirbelnden Bewegung den Kopf ab. Während der kopflose Leichnam zusammen sackte sah Serina sich um. Rechts neben ihr war eine schwere Tür, dahinter laut ihrem Auspex ein Lebenszeichen. Während sie noch nachdachte näherten sich ihrer Position Schritte. Serina hob den abgeschlagenen Kopf des Gardisten auf und warf ihn durch die Fensterscheibe. Damit würde sie ihre Verfolger verwirren und wertvolle Sekunden gewinnen. Das Klirren der zerberstenden Scheibe nutzte die Assassine um die Tür grade einen Spalt weit aufzuschieben und sich hinein zu quetschen und sie sofort hinter sich wieder zu schließen. Die junge Frau presste ihren Körper gegen die schwere Tür und atmete tief durch. Eine leise, ängstliche Stimme ließ Serina aufschrecken. „V-vater?“ Reflexhaft hatte die erfahrene Assassine Kampfhaltung angenommen, das blutverschmierte Schwert mit beiden Händen gepackt, senkrecht auf Kopfhöhe gehalten. Fünf Meter vor ihr saß, in einem prunkvollen Himmelbett ein vermutlich zwölf Jahre altes Mädchen mit blonden Haaren die in weichen Wellen über ihre schmalen Schultern fielen. Die blauen Augen waren weit aufgerissen und starten mit steigender Angst die dunkle Gestalt an die ihr gegenüber am anderen Ende des Raumes stand. Die ganze Szene wurde spärlich beleuchtet von einer kleinen Lampe in Form des Gott-Imperators der eine leuchtende Kugel in der ausgestreckten rechten Hand hielt, die auf einem Nachttisch neben dem Bett stand. Serina zögerte. Das erste Mal in ihrer gesamten Laufbahn als Attentäterin zögerte sie. Du musst sie töten. Sie hat dich gesehen! versuchte sie sich einzureden. Das kleine Mädchen zog sich ängstlich die schwere Seidenbettdecke halb vors Gesicht. In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen. Bevor die Assassine reagieren konnte klopfte es außen an der Tür. „Ardena?“ Eine männliche Stimme drang gedämpft durch die Tür. Serina machte einen Schritt zur Seite, stellte sich in den toten Winkel der Tür. Langsam, ganz langsam hob sie ihre linke Hand und legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen „Shhhh!“ Die Tür öffnete sich. Serinas Herz hämmerte. Gouverneur Marlo Spane betrat den Raum, die Tür gleich wieder hinter sich verschließend. Serinas Atem beschleunigte sich. Ihr Ziel stand in direkter Reichweite zu ihrer Klinge, er hatte sie nicht einmal bemerkt. Der Gouverneur war nur in ein seinem Stand angemessen prachtvolles Nachthemd gekleidet. Barfuss näherte er sich dem Bett. „Ardena, warum bist du wach? Du solltest längst schlafen.“ „Verzeih Vater aber mir war als hätte ich draußen ein Geräusch gehört. Das hat mich aufgeweckt.“ antwortete das Mädchen. Dabei huschten ihre Augen immer für einen Herzschlag zu der Stelle an der die Assassine vollkommen reglos in der Dunkelheit verharrte. Der Gouverneur setzte sich zu seiner Tochter aufs Bett und strich ihr mit der Hand durch die Haare. Er näherte sich ihrem Gesicht mit seinem und sog ihren Duft durch die Nase ein. „Du riechst wie deine Mutter Ardena. Du wirst ihr immer ähnlicher. Der Imperator sei ihrer Seele gnädig.“ Gouverneur Spane zog Ardena die Decke weg und strich mit seiner Hand ihre schmalen Beine entlang. Das Mädchen verzog das Gesicht und sah ihren Vater flehend an „Vater. Nicht. Bitte… ahhh!“ Die Hand des Mannes verharrte zwischen den Beinen des Kindes während er ihre Schulter entlang küsste. Ihr Flehen interessierte ihn nicht. Im Gegenteil. Es schien ihn sogar noch zu bestärken. Serina stand wie vom Donner gerührt da und beobachtete fassungslos die sich ihr bietende Szene. Dieser Mann, ein planetarer Gouverneur des Imperiums, war im Begriff sich an seiner eigenen Tochter zu vergehen. In diesem Moment trafen Serinas Blicke die des Mädchens. In ihnen lag ein qualvoller stummer Hilfeschrei. Abscheu und kalter Hass stieg in der Assassine auf. Mit langen Schritten durchquerte sie den Raum. Gouverneur Spane schob seine Hand unter das Nachthemd seiner Tochter. Das Mädchen schloss die Augen und biss sich auf die Lippe. Serina erreichte das Bett und griff mit der linken Hand Gouverneur Spane an der Schulter um ihn herum und von dem Mädchen weg zu reißen. Der Gouverneur starrte in das maskierte Gesicht der Assassine. „Wer beim Warp und seinen Abscheulichkeiten seid ihr?“ verlangte er zu wissen. Ohne zu antworten rammte Serina dem Mann ein Knie zwischen die Beine. Jappsend ging der imperiale Würdenträger in die Knie. Langsam umfasste Serina mit beiden Händen den Griff ihres Schwertes. Blaue Funken tanzten die Klinge entlang als sie die arkanen Energiematrizen aktivierte. „Im Namen der hohen Matriarchin der blutigen Schwesternschaft und im Namen des unsterblichen Gott-Imperators der Menschheit wurdet ihr, Gouverneur Marlo Spane, eures Amtes enthoben und zum Tode verurteilt. Euer Blut und eure Seele werden nun eurem Schöpfer zurückgegeben! Habt ihr noch ein paar letzte Worte bevor ihr dem Imperator gegenüber tretet um für eure Taten Rechenschaft abzulegen?“ Serina hob ihr Schwert über den Kopf und starrte ihrem Opfer direkt in die Augen. Spane stand ungläubig der Mund offen. Serinas Augen verengten sich. Ihr Energieschwert beschrieb einen perfekten Halbkreis. Eine Sekunde später löste sich der Kopf des Gouverneurs von dessen Schultern und schlug mit einem dumpfen Pochen auf dem Marmorboden auf. Das Mädchen saß mit weit aufgerissenen Augen in ihrem Bett und starrte auf die kopflose Leiche ihres Vaters. Serina setzte sich zu ihr und streichelte ihr mit einer Hand über die Wange. „Er wird dir nie wieder wehtun Ardena. Es war der Wille des Imperators.“ erklärte sie sanft. Im selben Augenblick wurde die Tür des Zimmers aufgestoßen und fünf Hausgardisten mit angelegten Gewehren standen im Raum. „Der Gouverneur ist tot! Feuer frei! Beschützt Miss Ardena!“ brüllte einer der Gardisten und im nächsten Augenblick fauchten die Laserwaffen auf und spieen roten Tod nach der Assassine. Serinas Körper arbeitete automatisch. Sie warf sich herum, zeitgleich zog sie ihre letzten Wurfmesser und warf sie nach den Wächtern. Mit ihrem Schwert zerschlug sie in derselben Bewegung die Lampe. Die plötzliche Dunkelheit stürzte die Gardisten in Unordnung. Zwei der Männer schrieen schmerzerfüllt auf. Die Wurfmesser hatten ihre Ziele gefunden. Mit einem Satz sprang Serina über das Bett, zu einer Reihe von Fenstern. Sie hörte die Schreie der Gardisten, die versuchten sich im Dunklen zu orientieren. Serina holte zum Schlag aus, da spürte sie etwas hinter ihr. Sie fuhr herum uns schaute in das Gesicht von Ardena. „Bitte nimm mich mit.“ hauchte das Mädchen. Serina kniete sich hin um mit ihr auf Augenhöhe zu sein „Das ist kein Spiel Kind! Einmal in die Finsternis eingetaucht gibt es kein zurück mehr. Nie mehr!“ Aber das Mädchen schaute nur noch flehendlicher „Bitte…“ Serina seufzte. Sie wusste nicht warum aber irgendwas in diesem kleinem Mädchen rührte etwas in der Assassine. Etwas das sie längst vergessen hatte. Ein Gefühl… Ein stechender Schmerz in ihrer Schulter riss sie in die Realität zurück. Ein Schuss! raste es durch ihren Verstand. Die Gardisten hatten sich wieder Organisiert. „Na gut. Halt dich an mir fest und lass nicht los!“ Sofort klammerte sich Ardena an Serinas Rumpf fest. Laserimpulse fauchten um sie herum als sie sich aufrichtete. Das Fenster zersplitterte als es vom Feuer der Wächter getroffen würde. Serina setzte ihren Fuß auf das Fensterbrett und sprang, die ungläubigen Schreie der Gardisten hinter sich in den Ohren. Kalter Wind peitschte Serina ins Gesicht, sie spürte wie das Mädchen sich fester an sie klammerte. In rasendem Tempo näherten sie sich dem Boden. Serina hörte Ardena schreien. Jetzt! dachte die Assassine. Den linken Arm legte sie um Ardena und hielt sie fest. Dann schlug sie ihr Schwert in die Mauer. Dank des eingeschalteten Energiefelds drang die Klinge nahezu mühelos in das Gestein ein. Ein Ruck der ihr beinahe die Schulter ausgekugelt hätte durchlief Serinas Körper. Sie wurden langsamer. Aber nicht schnell genug. Sie hatte dieses Manöver schon oft zur Flucht benutzt aber dabei war sie immer allein gewesen. Diesmal hatte sie zusätzliches Gewicht dabei und das hatte sie nicht bedacht. Auf die letzten Meter erkannte sie diesen Fehler. Intuitiv ließ Serina ihr Schwert los und rollte sich ab sobald ihre Füße den Boden berührten. Serina und Ardena rollten in einem Knäuel verschlungener Gliedmaßen über die ausladende Rasenfläche. Als sie aufstehen wollte schoss ein lähmender Schmerz durch Serinas linkes Bein. Schmerzhaft sog sie die Luft durch ihre zusammengebissenen Zähne ein. Ihr Knöchel musste mindestens verstaucht sein. „Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“ Ardena schaute der Assassine besorgt ins Gesicht. Sie schien außer ein paar Schrammen nichts abbekommen zu haben. Serina richtete sich auf, wobei sie das verletzte Bein schonte „Es geht schon. Aber wir müssen jetzt verschwinden.“ Wie zur Bekräftigung dieser Worte bohrten sich mehrere Laserstrahlen um die beiden herum ins Gras und ein gutes Dutzend Gardisten kamen mit eingeschalteten Helmlampen aus dem Gebäude gestürmt und eröffneten das Feuer auf Attentäterin und vermeintliche Entführerin. Das Mädchen packte die Hand der Assassine und zog sie in Richtung der Mauer „Los komm doch. Ich weiß wo wir raus können. Los, schneller!“ Serina humpelte so gut sie konnte hinter dem Mädchen her, das auf einmal mit einer bemerkenswerten Energie erfüllt zu sein schien. Ardena führte sie zu einer Stelle an der Mauer wo eine kleine Nische eingelassen war, wie man sie normalerweise für Statuen verwendete nur das diese leer war. „Was sollen wir hier? Die Soldaten kommen…“ Serina zweifelte mittlerweile an der Rationalität ihrer Endscheidung. Ardena verschwand kurz hinter einem kleinen Zierbusch, etwas klickte und in der Nische öffnete sich eine kleine Tür. Das Mädchen verschwand durch die Geheimtür, gefolgt von einer verblüfften Todeskultassassine. So schnell es ihre Verletzung zuließ ließen die Beiden das Anwesen hinter sich. Nachdem sie eine Weile gelaufen waren zog Serina ihre kleine Begleiterin in eine Seitengasse und bedeutete Ardena ihr zu folgen. Innerlich verwünschte Serina sich selbst das sie ihre Waffe zurückgelassen hatte. Dieses Schwert hatte ihr in ihrer gesamten Laufbahn treue Dienste geleistet. Alles was ihr jetzt noch blieb war ein bescheidener Dolch, den sie für Notfälle in ihrem Stiefel versteckt hatte. Sie erreichten einen verfallenen Hinterhof. Serina hielt Ardena zurück. Ihren Dolch ziehend schlich sie vorwärts. Als sie niemanden entdecken konnte winkte sie das Mädchen zu sich. Serina setzte sich an eine Hauswand und zog sich die Maske vom Gesicht. Zu dünnen Zöpfen geflochtenes braunes Haar fiel, befreit von der Enge der Maske um ihr Gesicht. Sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Ardena hockte ihr gegenüber und sah sie interessiert an. Das Nachthemd des Kindes war reichlich verdeckt und hatte einige Risse abbekommen. „Was ist?“ „Du bist sehr Hübsch.“ „Ach wirklich? Findest du?“ Serina lächelte amüsiert. Sie hatte schon lange nicht mehr gelächelt. Sie hielt Ardena den Dolch hin. „Hier. Nimm. Ich habe was gehört. Da kommt jemand.“ Zögerlich nahm das Mädchen die Klinge entgegen. Sie sah verunsichert aus was sie damit anfangen sollte. Serina schlich gehockt zum Eingang der Gasse. Vor ihr saß eine Ratte und putzte sich. Als das Tier die Frau bemerkte huschte es flink davon. Da hörte sie Ardena „Pass auf. Hinter dir!“ Serina wirbelte herum. War da jemand hinter ihr? Wenn ja, wie war dieser Jemand hinter sie gekommen? Vielleicht war er schon die ganze Zeit da gewesen? Aber warum hatte sie das nicht bemerkt? Schmerzen durchfluteten den Körper der Assassine. Ungläubig starrte Serina an sich herunter. In ihrem Bauch steckte eine Klinge. Die Klinge die sie Ardena gegeben hatte. Ihre Klinge. Serina sackte in auf die Knie als ihre Beine ihren Dienst quittierten. Das Mädchen stand vor ihr, ein böswilliges Lächeln verzerrte ihre kindlichen Züge. Die ehemals strahlend blauen Augen hatten einen krankhaften violetten Ton angenommen. Als sie den Mund öffnete sprach sie mit der sinnlichen Stimme einer erwachsenen Frau und nicht der eines Kindes. „Ich sagte doch: Hinter dir!“ In diesen Worten lag bösartige Ironie. Serinas Sicht begann zu verschwimmen. Sie fiel vornüber. Im Fallen griff sie mit der rechten Hand unbeholfen nach dem Mädchen aber erwischte nur einen Ärmel des Nachthemdes und riss ihn mit sich herunter. Serinas Gesicht lag auf dem kalten Pflaster des Hinterhofs, ihr Leben strömte durch die Wunde in ihrem Bauch aus ihr heraus. Kälte breitete sich in ihr aus, sie wurde müde. So müde. Jemand drehte sie auf den Rücken. Das Gesicht des Mädchens das sie als Ardena Spane, Tochter von Generalgouverneur Marlo Spane kannte beugte sich über sie und zu ihr herunter. Ihre langen blonden Haare fielen Serina ins Gesicht und kitzelten sie. „Ich möchte dir Danken. Du warst wunderbar.“ hauchte das Mädchen. Die Tonlage ihrer Stimme ließ die abgebrühte Assassine eine Gänsehaut bekommen. Unvermittelt aber sanft, geradezu zärtlich küsste Ardena sie. Als sie sich danach aufrichtete könnte Serina einen Blick auf die Stelle erhaschen an der sie Ardenas Nachthemd zerrissen hatte. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Im fahlen Mondlicht schimmerte das Zeichen der Chaosgottheit Slaaneshs auf der weißen Haut des Mädchens auf. Serina, Assassine der blutigen Schwesternschaft lag sterbend in einem kleinen schmutzigen Hinterhof in der Stadt Auralis, auf dem Planten Prosporo Drei, im Segmentum Solar und starrte mit trüber werdenden Augen in den Nachthimmel. Lächelnd trat das Mädchen Ardena in die Schatten. Für eine Weile schimmerten ihre Augen noch durch die Schwärze. Dann verschwanden auch sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)