Nie mehr Einsam sein von Alexa_Sasako (Die Einsamkeit hinter sich lassen) ================================================================================ Kapitel 1: Einsamkeit --------------------- Einsamkeit ~~Ritsuka~~ Fröhliche Gesichter, verliebte Paare, sorgenlose Seelen. All das und mehr macht mich fertig. Ich kann nicht mehr, will nicht mehr. All die Jahre schon bin ich alleine, habe niemanden mehr. Ich will nicht mehr einsam sein, will, das mich jemand in den Arm nimmt. Mich tröstet, wenn ich traurig bin. Für mich da ist. Der mich so nimmt, wie ich bin. Meine Seele schreit nach Liebe, schreibt nach Geborgenheit. Will umsorgt werden, Liebe empfangen. Aber das ist nur ein Traum und wird auch einer bleiben. Natürlich habe ich Freunde, aber die erkennen mein Leid nicht. Sehen nicht, wie ich jeden Tag in meinen Leben leide. Keiner tut das. Jeder sieht das, was er sehen will. Sieht einen nicht hinter die Maske, die man auflegt. Man sieht nicht das Leid, das einen betrifft. An fünf Tagen in der Woche gehe ich zur Schule, sitze dort meine Zeit ab, bis es zum Schulschluss klingelt. Dann gehe ich Nachhause, in meine kleine, leer wirkende Wohnung. Niemand erwartet mich, wenn ich heim komme. Keiner ist für mich da. In meiner Wohnung spüre ich deutlich, das ich alleine bin. Einsam bin. Spüre dort deutlich die Einsamkeit, die dort herrscht. Abends arbeite ich in einer Bar, damit ich über die Runden komme. Aber das Geld reicht gerade mal so für die Miete. Der Rest geht für Nahrungsmittel drauf, die nicht gerade viel sind. Gerade jetzt bin ich auf den Weg zu meiner Arbeit, zur Bar Night Sky. Dort arbeite ich hinter der Bar. Der Weg dorthin ist lang und einsam. Die Straßen sind dunkel und verlassen. Kein Mensch ist um diese Uhrzeit noch unterwegs. Gedanken versunken bemerke ich nicht die warnenden Signale, die mein Körper mir gibt. Achte nicht auf das, was vor mir, was hinter mir oder rechts oder links von mir liegt. Meine Umwelt habe ich ausgeblendet. Bemerke nur im Unterbewusstsein, das ich nicht mehr alleine auf der Straße bin. Aber darauf achte ich nicht. Doch das ist ein Fehler von mir. Ein gewaltiger Fehler. Starke, kalte Arme umgreifen meinen Körper. Halten mich fest, lassen mich nicht los. Versuche, mich loszureißen, aber ohne Erfolg. „Na na, wo willst du hin?“ werde ich gefragt. Ich fange an zu zittern, meine Hände werden kalt. Habe Angst. „W...was wollen Sie von mir?“ frage ich leicht stottern. Habe Angst, das bekommt der Kerl mit. Er zieht mich in eine kleine, dunkle Nebengasse. Dreht mich um und ich sehe in sein Gesicht. Ein hässliches, kantiges Gesicht. Kleine, giftgrüne Augen, leicht gräuliche, kurze Haare. Eine kleine Nase. Die Wangen sind leicht rot, wahrscheinlich schon leicht angetrunken. Solche Typen sehe ich jeden Tag. „Lass mich.“ versuche ich erneut. Aber dieser Typ lässt mich nicht. Lacht mich nur pervers an. „Weshalb ist so ein süßer, kleiner Junge wie du so spät noch unterwegs? Hast ja nicht einmal deine Ohren verloren.“ wispert der in mein Ohr. Das Thema trifft mich. Alle in meiner Klasse haben ihre Ohren schon abgelegt, nur ich nicht. Mein Widerstand löst sich auf. Hoffe, das es bald vorbei ist. Vor Angst habe ich meine Augen geschlossen, will sie nicht öffnen. Will nicht sein dämliches Gesicht sehen. Spüre seine kalten Hände an meinen Körper. Rieche seinen Alkoholgeruch, seinen Schweiß. Das ist einfach widerlich. Davon wird mir schlecht. Aber plötzlich sind die Hände weg, der Geruch ist nicht mehr so nah. Langsam öffne ich meine Augen, sehe den Typen einige Meter von mir weg liegen. Ich sacke an der Wand, an der ich lehne, runter. Ich bin mit den Nerven fertig. Meine Welt ist beschissen. In solchen Momenten hasse ich mein Leben nur noch mehr. Jetzt fällt mir ein, das mich jemand gerettet haben muss. Wer ist mein Retter. Ich sehe mich um und entdecke einen jungen Mann, vielleicht zwei oder drei Jahre älter als ich. Grau blonde, lange Haare und sanfte, blaue Augen, die mich besorgt anschauen. „Geht es dir gut?“ fragt er mich und kniet sich neben mir. Ich nicke zur Antwort. „Ich heiße Soubi Agatsuma. Und wie heißt du?“ Ich schaue ihn an, spüre irgend etwas fremdes bei ihm. Ein Gefühl kommt auf, das ich nicht kenne. Dazu kommt, das ich ihm vertraue. „Vertraust du mir nicht?“ fragt er mich. Er hat den Nagel auf den Punkt getroffen. „Du kannst mir schon vertrauen. Ich tue dir nichts.“ sagt er freundlich. Vertrauen – das habe ich seit einigen Jahren keinem mehr geschenkt. Aber wenn ich ihn weiter so betrachte, seinen weichen Gesichtszüge ansehe, weiß ich, ihm Vertraue ich. „Ritsuka Aoyagi.“ antworte ich leise. „Ritsuka. Schöner Name.“ sagt er. Er hält mir eine Hand hin und ich nehme sie. Er zieht mich hoch, dabei habe ich aber zu viel Schwung und lande in Soubis Armen. Er legt seine Arme um mich und zieht meinen Körper an seinen. Ob das Absicht war, kann ich nicht sagen. Mir ist das egal. Denn in seinen warmen Armen fühle ich mich wohl. Doch plötzlich meldet sich eine Stimme in meinen Gedanken, die sagt, dass das falsch ist. Und das ich zu spät zur Arbeit komme, wenn ich mich jetzt nicht beeile. Ich stoße ihn von mir und renne die Straße entlang. Tränen laufen meinen Wangen runter. Bin verwirrt, kann sie nicht zurück halten. Nach fünf Minuten komme ich an der Bar an. Die großen Buchstaben von Night Sky leuchten hell in Nacht – mit den Ziel, Gäste anzulocken. Mit einen letzten Blick hinter mir und die Tränen dabei weg wischend, betrete ich die Bar. Ein neuer Abend beginnt. Kapitel 2: Ich kann nicht mehr – Mein Leben ist die Hölle --------------------------------------------------------- Ich kann nicht mehr – Mein Leben ist die Hölle Seit diesem Vorfall an diesem Tag ist eine Woche vergangen. Eine Woche voller Einsamkeit. Mein Alltag verläuft normal, nichts ist mehr seit dem passiert. Fast nichts hat sich geändert, fast alles ist beim allen. Nur eines nicht. Ich bin verwirrt, denn seit jenem Tag habe ich ein neues Gefühl in mir. Spüre in mir ein Verlangen. Ich will ihn sehen, will ihn wieder sehen, diesen Soubi Agatsuma. Will ihn in sein lächelndes, sanftes Gesicht sehen. Kann das nicht mehr abstellen. Umso mehr ich versuche, nicht an ihn zu denken, um so größer wird dieses Verlangen. Aber weg von diesem Gedanken. Es müssen jeden Moment Gäste kommen. Und meine Gedanken bestätigen sich. Die Tür öffnet sich und sechs Personen betreten den Raum. Zwei Mädchen und zwei Jungs, die vielleicht etwa ein bis zwei Jahre älter als ich sind. Die vier haben noch ihre Ohren. Dann sind da noch zwei Männer. Erwachsene. Einer der beiden kommt mir bekannt vor. Ich schaue ihn mir genau an und erkenne ihn wieder. Mein Herz setzt kurz aus und schlägt dann doppelt so schnell. Soubi Agatsuma. Was macht er hier? Erkennt er mich? Wird er zu mir kommen? Mich fragen, weshalb ich letztens so schnell verschwunden bin? Die Gruppe nimmt sich einen Tisch, ganz in der Nähe der Theke. Ich beachte sie nicht weiter, bis eines der beiden Mädchen zu mir kommt und die Getränke bestellt. Während ich die Getränke zubereite, spüre ich die Blicke der Gäste. Besonders seinen Blick spüre ich. Auch nachdem ich die Getränke zum Tisch gebracht habe und dann wieder schnell verschwunden bin. Denn ich will ihn nicht begegnen, will ihn nicht in die Augen sehen, nicht mit ihn sprechen. Warum ich das nicht will, weiß ich nicht. Obwohl meine Seele zu ihn will, weigert sich mein Körper. Mein Verstand sagt, dass das Falsch ist, was meine Seele und mein Herz will. Und mein Verstand ist da stärker. Über Stunden passiert nichts interessantes. Die Gruppe sind die einzigen Gäste. Mittlerweile ist es Drei Uhr Morgens und mein Feierabend rückt näher. Immer wieder spüre ich die Blicke von Soubi. Doch ich ignoriere sie soweit es möglich ist. Versuche mich abzulenken, doch das klappt nicht. Kein dreckiges Geschirr, das gespült werden muss. Keine Gäste, die man bedienen kann. Oder besser gesagt, kaum Gäste. Plötzlich winkt dieser Soubi und ich gehe mit unsicheren Schritten zu dem Tisch der Gruppe. Weiß nicht, was er will. Denn eine neue Bestellung wird das sicherlich schon mal nicht. „Wusste gar nicht, das du hier arbeitest.“ sagt Soubi. „Wollt ihr was bestellen oder nicht?“ frage ich, ohne dabei Soubi anzuschauen. In seiner Nähe zu sein, löst in mir die verschiedensten Gefühle aus. Gefühle, die ich nicht kenne. Die mir unbekannt sind. „Ritsuka.“ reißt mich die Stimme von Soubi aus meinen Gedanken. Er sieht mich mit einen zum Teil besorgten Blick an, legt einen Arm um meine Hüfte und zieht mich zu ihn. „Weshalb bist du letztens so schnell verschwunden?“ fragt er mich. Ich sehe in seine Augen, weiß, das Lügen nichts bringt. Ich genieße die Wärme, die er ausstrahlt. Wehre mich nicht gegen diese Berührung. „Ich...““ will ich beginnen, doch werde ich unterbrochen. „Ritsuka.“ Ruft mein Chef mich und ich höre aus seiner Stimme, das er sauer ist. „Tut mir leid.“ sage ich zu Soubi, löse mich widerwillig aus seiner Umarmung und gehe zu meinen Chef in den Nebenraum und schaue in sein in Wut verzerrtes Gesicht. „Du bist gefeuert, mach das du von hier weg kommst.“ brüllt er mir entgegen und verschwindet. Ohne mir den Grund für meine Entlassung zu nennen. Einfach so feuert er mich, habe doch nichts gemacht, das er so sauer sein kann. Geschockt schaue ich an die Stelle, an der er gerade noch stand. Nur langsam sickern die Worte bei mir durch. Bis ich meine Sachen hole und das Gebäude beim Vordereingang verlasse. Ohne dabei auf die Gruppe zu achten, die mich mit verwirrten Gesichtern hinter her sehen. Und eines weiß ich, Soubi hat meine Tränen gesehen. Mit gesenkten Kopf gehe ich die Straße entlang. Was soll ich jetzt machen? Ich habe für die Miete das Geld noch nicht zusammen und heute ist sie fällig. Stumm laufen immer noch meine Tränen die Wangen hinab, tropfen auf den Boden. Über eine Stunde brauche ich für den kurze Weg zu meiner Wohnung. Ich komme an meine kleine Wohnung an und sehe den Mieter an meiner Wohnungstür stehen. Bei mir ist er sehr gründlich mit der Miete und weil er weiß, das ich um die Zeit meistens Nachhause komme, steht er extra so früh auf, nur um das Geld zu bekommen. Oben angekommen, sehe ich ihn schon hämisch grinsen. Er weiß genau, das ich das Geld nicht habe. „Die Miete ist fällig.“ sagt er mit rauer, kalter Stimme. In seiner Stimme bemerke ich wieder einmal, wie sehr er mich hasst. „Ich hab das noch nicht ganz zusammen. Kann ich Ihnen den Rest später geben?“ versuche ich mein Glück. „Tut mir leid. Bis heute Vormittag um Zehn Uhr bist du draußen.“ sagt er zum Schluss und lässt mich alleine. Ich gehe in meine Wohnung und lasse mich langsam an der Tür herunter gleiten. Mein Leben ist die Hölle. Ich halte das nicht mehr aus. Erst verliere ich meine Arbeit und dann werde ich auf die Straße gesetzt. Stunden vergehen und kurz vor Zehn Uhr verlasse ich meine Wohnung. Habe nur wenige Habseligkeiten dabei. Ziellos durchstreife ich die Stadt, Stundenlang beobachte ich mit leeren Blick die Glücklichen Menschen. Höre den Vögeln zu, die fröhlich ihre Lieder singen, sehe ihnen zu, wie sie frei sind. Ich möchte auch frei sein. Möchte an einen Ort, wo ich geliebt werde. Aber dieser Wunsch erfüllt sich nicht. Nur ich kann meinen Wunsch erfüllen. Ich bin der einzige, der es kann. Kein anderer wird das machen. Am Abend gehe ich in den angrenzenden Wald. Suche mir eine Stelle, wo ich es beenden kann. Wo ich mein Leben ein Ende setzen kann. Dann werde ich endlich frei sein. Kann dieser Welt entfliehen. An einer Eiche, die stolz und schön in den Himmel ragt, will ich es machen. Ich setze mich an den Baum und hole aus meiner Tasche ein kleines Messer. Starre es an und dann schaue ich zu meinen Handgelenk. Langsam setze ich die Spitze der Klinge an die weiche Haut. Gerade, als ich zu drücken will, hält eine Fremde Hand mich auf. Ich sehe auf und erblicke das Gesicht von Soubi. Hinter ihn sehe ich seine Freunde. „Was soll das werden.“ fragt er mit lauter Stimme. „Lass mich.“ sage ich leise. „Weshalb willst du dich umbringen?“ fragt er weiter. „Weil ich nicht mehr kann. Mein Leben ist die Hölle. Erst verliere ich meine Arbeit, kann meine Miete nicht mehr bezahlen und stehe dann in der nächsten Sekunde auf der Straße. Ich bin alleine. Habe niemanden. Ich bin verzweifelt. Jeder hasst mich. Ich will frei sein.“ schreie ich ihm meine Verzweiflung entgegen, spüre das ich wieder weine. „Aber das ist kein Grund zum Selbstmord. Es gibt immer einen Ausweg.“ sagt er liebevoll und umarmt mich. Ich sehe, wie die anderen dabei lächeln. „Was soll ich machen?“ frage ich mit schwacher Stimme. „Komm erst einmal zu uns. Wir haben ein großes Haus.“ höre ich ihn sagen. Weshalb machen sie das? Jeder in diesem verdammten Dorf hasst mich. Jeder. Weshalb können sie es auch nicht? Als ob er meine Frage gehört hätte, flüstert er mir mit leiser Stimme zu: „Ritsuka, wir hassen dich nicht.“ Dabei wischt er mit einer Hand meine Tränen weg. „Willst du mitkommen?“ fragt er und ich nicke. Ich spüre, wie man mir eine warme Jacke umlegt und Soubi hebt mich hoch. Ich will protestieren, doch habe dazu keine Kraft mehr. Die letzte Nacht, in der ich nicht geschlafen habe und der heutige Tag haben meine Kräfte vollständig aufgebraucht. „Schlafe, Ritsuka. Du hast dir Ruhe verdient.“ höre ich noch leise seine sanfte, wohlklingende Stimme. Dann schlafe ich an seinen warmen Körper ein. Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Ein neues Leben beginnt Stimmen. Leise Stimmen dringen in mein Unterbewusstsein vor. Wer spricht da? Was sagt ihr? Verstehe euch nicht. Die Stimmen werden lauter, deutlicher. „Wie geht es jetzt weiter?“, höre ich eine weibliche Stimme. „Wir nehmen ihn mit. Er muss raus aus diesem Dorf“, jetzt höre ich die Stimme von Soubi. Ich beschließe, meine Augen zu öffnen, will wissen, wer diese Personen sind. Außer Soubi kenne ich keinen einzigen von ihnen. Ich öffne meine Augen, sehe verschwommen Gestalten. Spüre, das ich von jemanden getragen werde. Keiner bemerkt, das ich wach bin. Meine Sicht klärt sich, sehe jetzt, wer mich trägt. Soubi. Ich schlinge meine Arme fester um dessen Hals. „Wie geht es dir?“, fragt er mich und ich spüre die Blicke der anderen auf mir. Ich schließe meine Augen wieder und lehne mich an seine Schulter. Genieße das gute Gefühl, was sich bei mir ausbreitet. Ich fühle mich einfach wohl. Doch schreckt mich dieses Gefühl etwas ab. Es ist neu, unbekannt. Habe es noch nie gefühlt. „Ritsuka?“, dieses mal die weibliche Stimme von vorhin, ich spüre, wie sie ihre Hand auf meine Schulter legt. Sofort verspanne ich mich und kralle mich vor Angst an Soubi fest. Sofort lässt sie wieder los und ich entspanne mich wieder. „Was ist mit ihn los?“, fragt wieder jemand. „Berührungsängste. Kein Wunder, das er sie hat“, antwortet eine weitere fremde Stimme. „Soubi scheint er zu vertrauen“, vermutet die Stimme von eben. „Da hast du recht. Solange keiner von euch ihn berührt, ist er entspannt. Doch sobald er eine fremde Berührung spürt, verspannt er sich und bekommt Angst. Wir müssen alles langsam angehen“, den Rest bekomme ich nicht mehr mit. Ich öffne wieder meine Augen, sehe neben mir einen von Soubis Begleitern sitzen. Ich lehne an einen Fenster in einen kleinen Bus. Vor mir kann ich Soubi erkennen, der auf dem Fahrersitz sitzt und fährt. Auf den Beifahrersitz sehe ich den anderen Typen ohne Ohren sitzen, der eine Landkarte liest und Soubi leise Anweisungen gibt. Stimmt, jetzt erinnere ich mich wieder. Die Gruppe besteht aus sechs Personen. Vier Jugendlichen, die etwas älter als ich sind, die noch ihre Ohren haben und zwei Erwachsenen. „Na, wieder wach“, sagt die Person neben mir. Ich nicke und bekomme die Aufmerksamkeit von fast allen. Nur von Soubi nicht, der sich auf den Verkehr konzentriert. „Wer seit ihr?“, frage ich. Der neben mir lächelt und beginnt: „Ich bin Natsuo, das hinter mir ist mein Freund Youji. Die beiden Mädels sind Yamato und Kouya. Soubi kennst du schon und der letzte im Bunde ist Kio“, alle lächeln mir zu. Sie scheinen mich so zu nehmen, wie ich bin. Mich nicht zu hassen. „Wo fahren wir hin?“, frage ich. „Nach Tokio. Wir haben dort ein Haus“, antwortet Soubi und sieht mich durch den Rückspiegel an. Tokio also. In eine große Stadt. Wie wird dort mein Leben verlaufen? Werde ich Freunde finden? Oder werde ich genauso gehasst wie in meinem Heimatdorf? Wird mein Leben besser? Immer mehr Fragen kommen auf, als ich die Umgebung beachte, die an uns nur so vorbei zieht. Dann kommen noch die Fragen, die ich mir schon in den letzten Tagen den Kopf zerbrochen habe. Was sind das für Gefühle ihm gegenüber? Und weshalb gerade er? Was ist an ihm so besonders, das ich diese Gefühle für ihn fühle. Ich fühle mich hilflos, will Antworten auf meine Fragen. Doch die bekomme ich nicht. Ich versinke in meinen Gefühlen und sie lassen mich nicht mehr aus ihren Fängen. „Ritsuka, ist was?“, fragt man mich, doch ich schüttle nur den Kopf. Still sehe ich hinaus, beobachte die vorbeifahrenden Autos. Ohne zu bemerken, fange ich an zu weinen. Erst als ich einen Tropfen auf meiner Hand spüre, hebe ich sie und streiche die Tränen weg. Die anderen sollen nicht sehen, das ich weine. „Weinst du?“, fragt Kouya. Wieder antworte ich nicht, bin zu sehr in meinen Gedanken versunken. „Lass ihn erst einmal. Er braucht Zeit“, höre ich ganz leise Soubis Stimme. Nur im Unterbewusstsein fällt mir auf, das wir auf einen Parkplatz fahren. „Ritsuka“, sagt er leise meinen Namen neben meinen Ohr und streicht mir sanft über die Wange. Ich sehe ihn an. Er lächelt und nimmt mich in die Arme. Eine Weile hält er mich im Arm. Ich beruhige mich und werde ruhiger. „Geht´s wieder?“, fragt er mich und ich nicke. „Tut mir leid, das ich solche Umstände mache“, murmle ich. „Quatsch. Du machst uns keine Umstände“, erklärt er. „Willst du was essen oder trinken?“, fragt er weiter. „Nein...“, antworte ich. „Wann hast du das letzte mal etwas gegessen?“, fragt Soubi hartnäckig weiter. „Keine Ahnung.“ „Sobald wir ankommen, koche ich dir etwas und dann isst du was. Egal ob du willst oder nicht. Und jetzt trinkst du wenigstens etwas. Dein Körper braucht Flüssigkeit“, streng sieht er mich an. „Okay“, ergebe ich mich. Er lächelt und zieht mich aus dem Wagen. Als ich auf meinen Beinen stehe und die frische Luft einatme, geht es mir gleich besser. Die Luft ist warm und ein angenehmer, kühler Wind geht. Die Stunden vergehen und mit jeden Kilometer, den wir Tokio näher kommen, werde ich nervöser. In dieser großen Stadt werde ich ein neues Leben anfangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)