Anders lieben von Zacksy ================================================================================ Kapitel 1: Anders lieben ------------------------ Das Gezwitscher der Spatzen und Stare durchdrang die ganze Stille. Es schwoll an und wurde wieder weniger, leise fuhr es fort, nahm wieder zu, bis es wie eine Explosion aufbrach und dann abrupt endete. Immer von vorn begann dieses Orchester und man hörte es sich nochmal und nochmal und nochmal an. Man wurde ihm nicht überdrüssig, was die Vögel noch mehr dazu animierte, weiter zu singen. Der Gesang schlich sich von der Wiese, über den Gehweg, hallte in den kleinen Pavillons wider und machte sich auch auf den Weg zu der einzigen besetzten Parkbank. Alle anderen saßen auf kleinen Decken auf der Wiese, die mit Krokussen überseht war und einen lieblichen Duft versprühte. Ein Junge saß auf dieser Bank, hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt, die Hände im Schoß gefaltet und lauschte dem vielfältigen Zwitschern. Der seichte Wind glitt über seine weiche Haut hinweg, fuhr durch seine goldblonden Haare und ließen sein weißes Hemd spielen. Ein zärtliches Bild eines Jungens eröffnete sich, der wie ein kleiner Prinz aussah. Doch ... wenn man sich ihm nähern würde, dann sähe man, dass dieser Prinz nicht so zufrieden ist, wie die Stimmung, das Panorama, zeigte. Aus den Augenwinkeln liefen kleine Tränen zur Seite weg und die salzige Spur wurde gleich von Wind getrocknet. Nicht aber seine Tränen. Leute, die an ihm vorbei liefen, schenkten ihm nur merkwürdige Blicke. Blicke, die er spürte, ohne hinzusehen. Er sah sowieso immer weg, denn sonst hätte er keine Chance irgendetwas hinzubekommen. Dennoch bohrten sich die Augen wie Dornen in sein Herz, in sein Gewissen und ließen ihn unsicher, klein und unbedeutend erscheinen. Es schmerzte. Was haben sie gegen ihn? So anders war er doch nicht. Er lebte bei seinem Vater, seiner Mutter, liebte sie. Ging zur Schule, hatte Freunde, lebte sein Leben, wie jeder andere auch. Hatte auch Gefühle. Lachte, war wütend oder gar zornig; konnte depriemiert sein, Schmerzen fühlen. Durchlebte Glück und Freude, war freundlich, manchmal aber auch unhöflich. Und er konnte weinen. Wie jeder andere auch. Aber, genau diese Tränen machten ihn zu etwas anderem als gewöhnlich. Weil er öffentlich weinte, und sie nicht versteckte. Weil er sich von Gefühlen leiten ließ. Er galt als Schwächling, Versager, Weichei ... Trotzdem fand er jemanden. Eine Person, die diesen Schwächling liebte, ihn ehrte, glücklich machen konnte und wollte. Die seine Launen akzeptierte und ihn nicht gehen ließ, wenn er ohne Grund gehen wollte. Dieser Person hielt ihn fest, beschütze ihn vor allen Blicken, den Beleidigungen und dem Spott. Das war vor etwa zwölf Stunden. Der glücklichste Moment in seinem Leben, den er sich vorstellen konnte. Sie trafen sich, wie jede Nacht von Samstag auf Sonntag. Immer zu fünft waren sie unterwegs und er liebte diese Ausflüge. Und wenn sie nur in einen Nachtclub gingen, oder sich am Strand auf die Mauer setzten, wenn sie nur durch die Straßen streiften. Er liebte sie und war seinen Freunden dankbar für alles, was sie ihm Gutes taten. Und dann war da ja noch diese eine Person. Schwarze Haare, blasse Haut. Starker Kontrast, wunderschön anzusehen und schwarze Augen. Edelsteine aus längst vergessener Zeit in einen menschlichen Körper eingefasst. So groß mit den langen Wimpern, in die er ewig starren konnte, sich überwältigen lassen wollte, wenn er nur an sie dachte. Dass er diese Person liebte, war für ihn mehr als klar. Aber er sagte nichts. Er lächelte, wann immer ihn dieser Schmerz zu übermannen drohte. Er konnte, durfte, nicht auch noch hier schwach werden. Nicht in diesem Punkt, alles konnte er sich erlauben, aber diese Gefühle waren tabu. Warum? Weil sie beides Jungen waren. Zwei Jungen, einer der beiden liebte den anderen, dass machte ihn zu etwas, was die heutige Gesellschaft größtenteils, ach was, die meisten, ausschloß. Sie als „krank“, „abartig“ und „ekelhaft“ abstempelte. Ein Makel in der Ordnung. Und doch. Vor zwölf Stunden, ungefähr, änderte sich sein Leben und er konnte es einfach nicht fassen. Sein Leben, es war von Glück durchströmt, wie er es nie für Möglich gehalten hatte. Da stand er, mit seinen Freunden, auf dieser Mauer am Strand, der Mond schien, beleuchtete ihnen den Sand und ließ das Meer glitzern. In genau diesem Moment, ein Auto fuhr vorbei, die Scheinwerfer trafen kurz auf die Gesichter der Jungen, da nahm der Schwarzhaarige Junge, Sasuke hieß er, ein Name, den sich der Blonde immer wieder auf der Zunge zergehen lassen hat, der Name des Menschen, der ihm schlaflose Nächte bereitete und sich nicht mehr aus seinem Kopf verbannen ließ, diese Person griff nach seiner Hand. >Mein Herz pochte. Es war atemberaubend schön, wie sich seine kalte Hand auf meine legte und sie fest drückte.< Der Blonde schmunzelte. >Sasuke, ich dachte ich könnte dich nicht mehr lieben, aber in diesem Augenblick stieg meine Liebe noch weiter. Du löstest in mir dieses Gefühl aus ... dieses wunder-, wunderschöne Gefühl. Niemals kann ich dich vergessen, nicht nachdem du meine Hand genommen hast und dann, vor allen anderen, mich geküsst hast.< Der Junge fuhr sich mit den Fingern über die Lippen und dachte über das süße Gefühl nach, das sich in ihm breit machte, als diese sanften Lippen seine berührten; dachte über ihren Geschmack nach. Erinnerte an Erdbeeren. >Die andern sahen uns so seltsam an, doch das war mir völlig egal. Alles was zählte, waren du und ich, wie wir uns küssten.< Das war jetzt ungefähr zwölf Stunden her. Seitdem an hat er nichts mehr von seinen Freunden gehört. Sie haben sie so seltsam angestarrt, so wie die Leute hier im Park. Wollten plötzlich nichts mehr von ihnen wissen, drehten sich um und gingen. Gingen wieder ihren Weg in ihrer Welt und ließen Sasuke und ihn zurück. >Wieso haben sie das denn überhaupt getan? Ich dachte, wir wären Freunde, die einander verstehen und alles akzeptieren ... So leicht kann man sich täuschen. Und was ist der Grund? Weil ich schwul bin. Und Sasuke auch. Sie ließen uns zurück, obwohl wir doch nichts Verbotenes getan haben. Wir lieben einfach! Einfach nur lieben!< Dem Blonden kam wieder die Tränen und er schürzte seine Lippen. Schämte sich seiner Tränen nicht. >Lieben. Das was jeder Mensch will. Lieben und geliebt werden. Was ist daran falsch? Nur weil einer von uns kein Mädchen ist?!< Und jetzt ist es sechs Stunden her, da war er noch glücklicher. Sicher, es schmerzte ihn sehr, dass ihn seine Freunde verlassen hatten, aber er hatte ja nun ihn an seiner Seite. Ihn, der ihn hielt und über steinigen Boden trug. Er war glücklich wie nie zuvor. Aber es gab sogar NOCH eine Steigerung. Aber das überraschte ihn nicht. Sobald er seine Hand ergriff, Sasukes Hand, da wusste er, dass er alles erreichen konnte. Jede Qual überwinden, jedes Glück der Welt durchleben und natürlich mit ihm alles genießen. Jeder Augenblick mit ihm war für ihn, als würde er neu geboren werden. So einfach, so normal, eine ganz normale Liebe, wie jede andere auch, nur dass sie Jungen waren. Es ist jetzt mittlerweile etwa sechs Stunden her, da haben sie sich zum ersten mal geliebt. Etwas schnell, wie sich der Junge eingestehen musste, aber es störte ihn nicht. Nichts lag ihm näher, als seine Unschuld an Sasuke verlieren zu dürfen. Was er ja dann auch schaffte. Sasuke liebte ihn und war bereit mit ihm diesen Schritt zu wagen, mit ihm an seiner Seite, traute er sich einfach alles. Sie küssten sich, streichelten sich, befriedigten sich und liebten sich. Es gab kein schöneres Gefühl, was ihm dabei zur Seite stand. Liebe. Lust. Leidenschaft. Und ein Gefühl, für das es kein Wort gibt. So normal in einer Beziehung, die Liebe leben. So einfach. Aber sie waren nun mal zwei Jungen. Und dann, drei Stunden, nach ihrem Akt der Liebe, passierte es. Neun Stunden, nachdem er ihm gesagt hat, dass er ihn liebte, drei Stunden, nachdem sie sich geliebt hatten, vor drei Stunden, machte Sasuke mit ihm Schluss. Eine Welt brach für den Blonden zusammen. Alles worauf er gebaut hatte, stürzte in einem Bruchteil einer Sekunde ein. Einfach so. So normal. Wie es in jeder Beziehung einmal der Fall ist. Doch der Grund der Trennung war, dass sie Jungen waren. „Naruto.“ Ich konnte mich noch erinnern, wie ernst er meinen Namen aussprach und mir in die Augen sah. Schwarz wie die Nacht. Vor Nächten fürchtete ich mich, da sie immer so ungewiss waren. Sie bescherten schlechte Träume und wenn man aufwachte, dann war man umgeben von Dunkelheit, die einen zu verschlucken drohte. Aber vor dieser Nacht hatte ich keine Angst, nicht bei diesem Menschen. „Was ist Sasuke?“ Ich versuchte ernst zu bleiben, aber je länger ich in seine Augen guckte, desto mehr driftete ich aus der Realität davon und verlor mich in eine Welt, die nur Sasuke und mir gehörte. Aber er war nicht mehr da. Ich spürte, dass er nicht wie ich dort wartete, um dieses Gefühl zu genießen. Ich tauchte auf und sah, zu meinem Erschrecken, dass sich kleine Tränen in den Augen meines Geliebten bildeten. Ich streckte die Hand aus, um sie weg zu wischen, aber er wich zurück. Zurück. Ich konnte ihn nicht erreichen. Nie mehr. Für alle Zeit. Mit einem mal wurde mir klar, was er mir sagen wollte. „Es geht nicht. Es tut mir Leid, aber ich kann dich nicht mehr halten. Wirklich. Es tut mir Leid.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ mich stehen. Er ging seinen Weg in seiner Welt und ließ mich zurück. Das war mir nicht egal. Es zog in meiner Brust. Ein Stechen, ein Ziehen, ein Zerspringen. Mir wurde schlecht und ich hatte das Gefühl, ich müsste mich übergeben. Meine Gedanken drehten sich im Kreis, alles flog durcheinander. Die Hand, der Kuss, die Berührungen, die Gefühle, der Sex und mitten drin der Satz : „Ich kann dich nicht mehr halten.“ Das war vor etwa drei Stunden geschehen, neun Stunden, nachdem er ihm sagte, dass er ihn liebte und drei Stunden, nachdem sie sich ihrer Liebe hingaben. Diesen Tag würde er nicht so schnell vergessen. Denn noch immer saß er da. Drei Stunden lang. >Die Beziehung zweier Menschen ist wie das Gezwitscher von Vögel. Es fängt leise an, Gefühle breiten sich aus. Es schwillt an, man wird sich ihnen bewusst und spricht sie aus. Das Orchester an ihrem Höhepunkt, die höchste Steigung einer Liebe. Und dann wird es leiser. Stück für Stück. Bis nichts mehr übrig bleibt. Nur die Erinnerung, doch auch sie werden verblassen.< Naruto seufzte. Er ließ den Kopf hängen, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte. Bitterlich und ohne Scham, mitten im Park, wo ihn alle so seltsam anstarrten. Doch dann hörte er Schritte, die nicht einfach vorbei zu laufen schienen, nein, direkt auf ihn zu. Ein Schritt vor den Anderen, immer im nähernd. Er wusste, wer es war. Nur einer konnte so laufen, so anmutig, dass er ihn auch unter Hundertausenden wieder erkennen könnte. Er schluchzte, schluckte schwer und richtete sich etwas auf, den Kopf gesenkt. „Es tut mir Leid.“ - „Das hast du schon Mal gesagt.“ „Nein. Ich meine es anders.“ - „...“ Naruto schwieg. Was sollte er auch anderes tun. Er sah gerade so, wie Sasuke sich hinkniete und eine seiner Hände nahm. Er schaute nicht in das Gesicht des Blonden, starrte auf die Hand, die er hielt, und die er sacht mit dem Daumen streichelte. Das bereitete dem Blondschopf eine Gänsehaut. So lang hatte er sich danach gesehnt, hat sie erlang und dann, nach viel zu kurzer Zeit wieder verloren. „Es tut mir Leid.“ - „Das ha- ...“ Sasuke drückte die Hand, die er umschloss und brachte Naruto zum Schweigen. „Jeder Mensch liebt. Ob es nun die Liebe zu Eltern ist, die Liebe zwischen Geschwistern. Es gibt die Liebe zwischen Freunde, eine Liebe-Hass-Beziehung. Man kann seinen Hund, seine Katze oder ein anderes Tier lieben. Man kann auch einen Gegenstand lieben, einen, an dem Erinnerungen hängen. Extremfall wäre die Liebe zur Sucht, zu Zigaretten, Alkohol, Schmerzen. Aber man darf sich auch gegenseitig lieben. Die Liebe, die anderes ist, als die anderen. Ein tieferes, intimeres Gefühl, das nur diese beiden Menschen auf diesem Weg spüren können. Ein Mann und eine Frau erfahren dieses Gefühl, wenn sie miteinander sind, sich berühren, sich küssen, sich streicheln. Alle belächeln es, sie beglückwünschen diese Beide. Beten für eine schöne Zukunft, machen ihnen Geschenke und freuen sich, wenn sie sich freuen. Genau so habe ich dich geliebt, liebe ich dich immer noch. Es tut mir Leid. Ich war so naiv und dumm. Ich hätte es erkennen müssen. Ich liebe dich so, wie ein Mann eine Frau und umgekehrt liebt. Und jetzt, nachdem ich mir das endlich eingestehen konnte, war ich glücklicher, wie mich nie jemand hätte machen können und ich war so ein verdammter Mistkerl, dass ich es wagte, dieses wunderschöne Gefühl einfach wegzuwerfen und dich damit zu verletzten. Doch ich hatte Angst. Angst, was die anderen sagen, denken, tun werden. Ich hatte es verdrängt, was passieren könnte, als ich dich berührte. Erst als die anderen gegangen waren, uns uns selbst überließen, da wusste ich, wenn ich dieses Gefühl zulasse, dann wäre ich so anders, dass ich nicht mehr mit ihnen reden konnte. Und das wollte ich nicht. Aber ich wollte dich auch nicht verlieren. Doch ich habe mich fürs erstere entschieden. Ich wollte bei den anderen sein. Nicht etwas anderes sein, dazu gehören, darum habe ich meine Gefühle für dich unterdrückt. Es tut mir Leid. Ich hätte das niemals tun dürfen. Und jetzt, ich glaub es sind nun drei Stunden vergangen, da weiß ich, wie viel zu mir bedeutest. So viel, wie es zuvor noch niemand hat. Darum bitte ich, nein, flehe ich dich an. Verzeih mir. Verzeih mir, dass ich Angst vor der Gesellschaft hatte und mich versteckt hatte. Dass ich das Glück, das vor mir lag, mit den Füßen getreten hatte, nur um nicht anders zu sein. Aber, weißt du, es ist mir egal. Jetzt, nachdem ich weiß, was mir wirklich wichtig ist. Und das bist du. Nur du!“ Sasuke hob Narutos Hand und küsste sie. Mitten im Park, vor allen Leuten, die sie so seltsam anstarrten und drei Stunden nachdem er mit dem Blonden Schluss gemacht hatte, was drei Stunden nachdem sie sich geliebt hatten zurück lag und nachdem sie vor zwölf Stunden sich ihre Liebe gestanden. Naruto zog Sasukes Gesicht hoch, ließ ihn in sein mit Tränen verschmiertes Gesicht gucken, lächelte und fiel ihm in die Arme. Sie lachten und küssten sich, die seltsamen Blicke ignorierend, denn sie liebten, wie es jeder tat und das war gut so. „Wieso solche Skepsis? Wieso lassen sie und nicht einfach lieben? Oder finden sie es so seltsam? Warum denn? Weil wir anders lieben?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)