Der schlimmste Fehler meines Lebens von Zorroline (ZoSa) ================================================================================ Kapitel 2: No. 2 ---------------- Sanji und ich kamen zusammen, als wir fünfzehn bzw. sechszehn Jahre als waren. Wir waren acht Jahre, sieben Monate, drei Wochen und genau vier Tage zusammen, als ich Vollidiot es am fünften Tag beendete. Das war der schlimmste Fehler in meinem Leben! Und der schlimmste Tag in seinem, da bin ich mir mehr als sicher! Ob er wohl zwischendurch an mich gedacht hat? Oder tut er es sogar immer noch? Ich glaube kaum... Es begann, als ich meine zweite Beförderung bekam. Um die Situation zu der Zeit kurz zu erklären: Sanji und ich beendeten die Schule erfolgreich und begannen eine Lehre. Er als Koch, ich als Informatiker. Und nein, ich habe Informatik nicht studiert, jahrelange Erfahrung und der richtige Ausbilder machen einen zum allwissenden, was Computer betrifft. Nachdem wir die Lehre beendet hatten, wir waren zu dem Zeitpunkt neunzehn (mein zwanzigster stand vor der Tür), zogen wir in eine kleine, aber dennoch schöne drei Zimmer Wohnung mit Balkon. Es lief wirklich alles, es war perfekt. Dann wurde ich mit einundzwanzig befördert, strebte natürlich eine Karriere als Manager in dieser Firma an (immerhin ist über diese Gehälter nichts Schlechtes zu sagen), da ich wusste, dass mein Vorgänger einen Nachfolger suchte. Ich belegte viele Kurse, einige waren dafür da, um sich auf den anstrengenden und nervenaufreibenden Job vorzubereiten, andere waren wieder dafür da, um den Beruf an sich kennenzulernen, auch Praktika wurden gemacht und durch Zufall machte ich meine Praktika (es waren insgesamt fünf, für jeweils sechs Wochen) bei dem, der mein jetziger Vorgänger ist. Sanji und ich lebten uns auseinander, ich hatte durch die Kurse und später durch den neuen Job als Manager (den ich mit dreiundzwanzig bekam) keine Zeit mehr für gemeinsame Aktivitäten, geschweige denn Lust auf Sex, die bleibst nun mal aus, wenn man von früh morgens bis spät abends arbeitet. Er hat sehr oft versucht mit mir zu reden, doch ich hörte nie zu, ich war ernsthaft in der Annahme, es mache ihm nichts aus. Natürlich tat es das, ich war nur viel zu fixiert auf meine Karriere, hatte meine ganze Aufmerksamkeit auf die Arbeit gerichtet, wollte ihm ein schönes Leben bereiten, wollte mit ihm als werden. Doch ich entschied mich dagegen. Ich bekam von ihm nie die Liebe, Wärme und Nähe, die ich wolle, als ich Manager geworden bin, aber warum, daran dachte ich nicht. Ich war in der Annahme, dass er mich nicht mehr liebte, doch es war genau umgekehrt. Ich lag im Unrecht, wir liebten und beide abgöttisch, ich war einfach nur dumm! Ich hatte Scheuklappen vor den Augen, ich hätte mit ihm reden sollen, doch es kam ganz anders. Da ich ja dachte, er liebt mich nicht mehr, begann ich, mich nach was Neuem umzusehen, was ich auch tatsächlich nach nicht allzu langer Zeit fand. Ich traf ihn das erste Mal in einem meiner Kurse, die ich ab und zu noch besuchte, man kann ja nie auslernen. Er war gutgebaut, groß, braungebrannt, charmant. Eigentlich gehört diese Sorte Männer nicht in mein Beuteschema, aber er hatte es mir einfach angetan. Sein Name war John, alle nannten ihn Johnny, und er war sechsundzwanzig, nicht zu jung und nicht zu alt. Wir tauschten Handynummern aus, trafen und nach Feierabend, während ich Sanji erzählte, es wäre viel zu tun und er solle nicht auf mich warten, weil ich nicht wüsste, wie lange es dauern würde. Ich fühlte mich nicht schuldig, denn ich war ja in der Annahme, dass er mich nicht mehr liebte. Natürlich hatten wir auch Streit, er beklagte sich oft wegen meiner Arbeitszeiten, doch sobald er von der Arbeit anfing, schaltete ich automatisch auf stur und taub und bekam nicht mehr mit, da ich jedes Mal fluchtartig das Zimmer verließ. Irgendwann fingen Johnny und ich an, uns bei ihm zu treffen, bis wir eine Affäre begannen. Diese hielt über ein Jahr, bis ich es mit Sanji nicht mehr aushielt. Jetzt, nachdem ich genug Zeit hatte, mir Gedanken zu machen, weiß ich, dass es unbewusste Schuldgefühle waren, auch wenn er mich nicht liebte (wie ich in der Annahme war), denn ich liebte ihn noch. Ich suchte lediglich jemanden, von dem ich die Liebe, Wärme und Nähe bekam, die ich mir eigentlich von Sanji hätte holen können. Die Trennung war wirklich sehr schlimm. Ich kam nach Hause, er saß auf der Couch, mit unserem Hund (ein Rottweiler und für seine Rasse unglaublich groß, ein halbes Kalb nannten wir ihn immer), und guckte fernseh. „Hey.. So früh hatte ich gar nicht mit dir gerechnet… Wie wars denn?“ fragte er, gelangweilt wie immer, den Blick auf den Fernseher gerichtet, machte keine Anstalten, mich anzusehen. „Naja, wie immer.. Sanji, ich muss mit dir reden.“ Sagte ich und meine Tonlage ließ den Ernst der Lage nicht minder wirken. „Was ist denn? Ist irgendwas passiert?“ fragte er direkt, richtete sich auf und sah mich mit seinen blauen Augen besorgt an. Schon hier hätte ich was merken müssen, doch so begriffsstutzig, wie ich nun mal bin, beendete ich es trotzdem! „Ich trenne mich von dir.“ sagte ich, während es mir einen Stich ins Herz versetzte. Fassungslos starrte er mich an. Die rosige Farbe in seinem Gesicht schwand in Sekundenschnelle. Die Fernbedienung, die sich bis gerade in seiner Hand befunden hatte, wurde durch die Schwerkraft angezogen und knallte, da er keine Kraft in seinen Händen zu haben schien, auf den Laminatboden. Ich stand im Türrahmen, mit meinem schwarzen Anzug, der blau-grau gestreiften Krawatte, dem dünnen, langen Mantel und der Aktentasche, die ich in meiner linken Hand hielt. Ich starrte ihn ebenso an, mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet. „Du tust was??“ schrie er mich dann plötzlich an, woraufhin ich ihn schockiert ansah. Ich war davon ausgegangen, dass er sagt, ok, ich pack nur schnell meine Sachen, oder wenigstens etwas in der Richtung, doch Fehlanzeige. „Trennen, Sanji. Kennst du das Wort? Ich hab gesagt, ich trenne mich von dir, was ich daran nicht zu verstehen?“ fragte ich ihn arrogant und wusste, dass er gleich aus der Haut fahren würde. Immer, wenn ich eine ganz bestimmte Art an den Tag legte, wurde er so wütend, dass ich richtig Muffensausen bekam, weil ich dachte, dass er mir irgendwelche entgegen schmeißt. Jedoch kam das nie vor. Zum Glück. „Warum? Ich mein… Hab ich irgendwas falsch gemacht? Zorro, wir können doch über alles reden, wenn wir uns hinsetzen und reden, wir finden bestimmt eine Lösung..“ Er sah sehr aufgewühlt aus, ihm standen die Tränen in den Augen. Doch ich war blind, redete mir schon seit einiger Zeit ein, dass ich Johnny liebte. „Es gibt keine Lösung, die es zu finden lohnt. Ich… Es funktioniert nicht mehr. Die Gefühle sind nicht mehr so, wie es sein sollte. Man, Sanji, mach es mir doch nicht so schwer…“ sagte ich und warf einen flüchtigen Blick durch das große Wohnzimmerfenster in unseren Garten. „Schwer? Ich mache es dir schwer? DU bist doch derjenige, der mich nicht mehr liebt, nicht umgekehrt! Ich wusste es von Anfang an, du und dein scheiß neuer Job! Der hat alles kaputt gemacht, seit du als Manager schon angefangen hast, dass du bis mitten in der Nacht arbeiten musst, mich am Handy wegdrückst, wenn ich anrufe, weil ich gute Nacht sagen will…“ Plötzlich hörte er auf, seine Augen weiteten sich, es schien, als hörte er auf zu atmen. Er starrte mich einfach nur noch an, nicht fähig, auch nur ein Wort zu sagen. In diesem Moment wusste ich, dass ihm klargeworden war, was der Grund für mein Verhalten in dem letzten Jahr gewesen war. Es begann sofort, mir leid zu tun, obwohl ich immer noch in der Annahme war, dass er mich nicht mehr liebte, als ihm Tränen in die Augen schossen. Ich war nicht fähig, mich zu bewegen, ich war wie gelähmt. Als ich mich aus der Starre befreit hatte und einen Schritt auf ihn zugehen wollte, wischte er sich sofort die Tränen, die sich ihren Weg über seine, nun wieder rosigen, Wangen bahnten. Ich blieb abrupt stehen, als er das Wort ergriff. „Alles klar, ich pack meine Sachen und danach bin ich weg! Ich will, dass du verschwindest und wenn du in zwei Stunden wieder kommst, bin ich weg!“ sagte er, bekam kaum Luft, schob mich Richtung Tür und ging die Treppe nach oben, bis er schließlich rechts abbog und in unserem Schlafzimmer verschwand. Den Blick auf den Boden gerichtet, verließ ich das Haus. Von da an war mir klar, dass ich die ganze Zeit falsch lag. Während ich im Auto saß, sah ich, wie in verschiedenen Räumen das Licht erst an und dann wieder aus ging. Ich weinte, unbewusst natürlich. Ich merkte es erst, als die Tränen meine Wangen kitzelten und schließlich auf meine Anzughose tropften. Als ich nach einiger Zeit sah, wie Sanji das Haus mit vier großen Koffern, einer Reisetasche und einem Rucksack verließ, öffnete ich die Wagentür und stieg aus. Mittlerweile hatte ich den langen Mantel, sowie das Jackett und mein Hemd ausgezogen, da es mir im Auto zu warm geworden war, ich trug nun nur noch ein hellblaues Muskelshirt. Ich trug bzw. trage sie immer unter den Hemden, falls es im Büro zu warm wird. Abrupt blieb er stehen und sah mich an, auch ich stand regungslos da, sagte ebenfalls zuerst nichts. „Tz!“ kam nur von ihm und wand seinen Blick von mir., „Sanji warte doch, ich kann’s dir erklären…“ sagte ich, als er gerade ein paar Schritte gemacht hatte. „Was willst du mir erklären? Dass du über ein Jahr lang mit wem anders gevögelt hast, obwohl du genau wusstest, dass ich Zuhause auf dich warte?? Danke, Zorro, aber darauf kann ich wirklich verzichten!“ sagte er laut und setzte seinen Weg fort. Das war der letzte Abend, an dem ich ihn gesehen hab. Auch war dies das Letzte, was er zu mir gesagt hat. Ich blieb stumm und starr zurück. Ich wollte ja nicht, dass er direkt auszieht, immerhin war es unser gemeinsames Haus und nicht meins, aber es war nun mal seine Entscheidung, ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich mein, wer bleibt mit einer Person unter einem Dach, wenn diese Person so dämlich ist und sein Leben, seine Liebe, sein Glück betrügt? Und das auch noch über ein Jahr! Wie konnte ich nur so dumm sein?? Dumm wie Brot! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)