Tantalus von Fufu ================================================================================ Kapitel 1: Entführung... ------------------------ Die Sonne ging gerade über Zeyo auf und ihre Strahlen wärmten das ganze Land auf. Sie erhellten einen wunderschönen Wald und der Tau, der auf den Pflanzen lag, reflektierte das Licht und so schien es überall golden zu leuchten. Durch diese malerische Landschaft fuhr ein Planwagen, gezogen von zwei Volkies. Volkies sind große silberne Vögel, die Straußen ähnelten. Sie werden entweder als Reit- oder als Zugtiere benutzt. Plötzlich brach ein Tumult los, sodass die Volkies erschrocken stehen blieben. 1 Minute vorher waren alle noch fest am Schlafen gewesen. Das heißt zumindest solange, bis ein mädchenhafter Junge namens Husky einem richtigen Mädchen aus Versehen ins Gesicht schlug… Dieses Mädchen, nennen wir es Jenna, murmelte daraufhin verschlafen: „Boah! Mädel, nimm deinen Arm aus meinem Gesicht!“ Zwei Sekunden Stille, dann brach der eben erwähnte Tumult los… „Ich bin kein Mädel!“, brüllte Husky und stieß sich beim Aufstehen den Kopf an der Planwagendecke. „Mir doch egal!“, brüllte Jenna jetzt auch, „Ich wollte nur, dass du deinen Arm aus meinem Gesicht nimmst!“ Der Junge, der neben ihr lag, schlief ruhig weiter, selbst als diese aufstand, um Husky zu vermöbeln. Anders sah es mit Fuuka, der vierten im Bunde aus. Sie schloss sich gleich dem Geschrei an: „Haltet eure Klappe! Da kann doch kein normaler Mensch schlafen!“ „Doch, ich…“, murmelte Tayo, der Junge neben Jenna im Schlaf. Damit unterbrach er unbewusst den Streit, da ihn nun alle entgeistert ansahen. „Komm, Fufu, lass uns in der nächsten Stadt Frühstück holen, bevor unser Langschläfer aufwacht. Du weißt ja, wie unausstehlich er ist, wenn er nichts zu essen kriegt…“, schlug Jenna vor. „Ja, dann können wir auch gleich die Plakate für die Show aufhängen!“, erwiderte Fuuka, die den Spitznamen ‚Fufu’ in der Gruppe inne hatte. Die beiden Mädchen traten ins Morgenlicht. Fuuka nahm den Beutel mit dem Futter für die Volkies mit raus, öffnete ihn und warf den Vögeln ein paar Körner vor die Füße. Sie fingen sofort an, darüber herzufallen, während Jenna ihnen einen neidischen Blick zuwarf. „Mann haben die es gut, die können jetzt schon frühstücken…“, bemerkte sie mit knurrendem Magen. Mit diesen Worten fuhren sie ihre Flügel aus und flogen in Richtung Balum. Kurzer Zwischenstop… Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum sie Flügel haben? Die Welt Zeyo wird von vier Clans beherrscht: Feuer, Wind, Erde und Wasser. Der Aufenthaltsort des Feuer-Clans, sowie, ob er überhaupt noch existierte, waren unbekannt. Das Einzige, was noch aus grauer Vorzeit überliefert wurde, dass seine Angehörigen über Drachenflügel und Feueratem verfügten. Außerdem sollen sie extrem hitzeresistent sein. Auch die anderen Clans sind mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, so besitzt jeder Angehörige des Wind-Clans ein Flügelpaar einer Vogelart, während der Erd-Clan die Fähigkeiten verschiedener Bodentiere besitzt. Im Wasser-Clan verfügt jeder über die Fähigkeiten von Wasserbewohnern. Fuuka und Jenna sind Angehörige des Wind-Clans. In Zeyo herrscht zurzeit Krieg unter den Clans. Fuuka, Jenna, Husky und Tayo konnten dem nur entgehen, indem sie als Räubergruppe Tantalus durch die Welt reisen. Die Tantalus tarnt sich allerdings als Straßenkünstlertrupp. Nach einer halben Stunde Flug erreichten sie die Hauptstadt des Erdreiches. Sie landeten in sicherem Abstand, um nicht als Angehörige des Wind-Clans erkannt zu werden. Sie schlenderten ein wenig durch Balum, auf der Suche nach einem Bäcker und hofften, sich nicht zu verirren. Nach einer Weile wurden sie fündig, doch sie kamen nicht dazu, sie zu betreten, denn hinter ihnen ertönte der Schrei einer Frau. Als sie sich umwandten, um der Ursache auf den Grund zu gehen, erblickten sie einen Mann, der so schnell er konnte mit einer Handtasche unterm Arm flüchtete. “Haltet den Dieb!“, kreischte sie. Fuuka und Jenna fuhren ohne zu überlegen ihre Flügel aus und verfolgten den Dieb mit Höchstgeschwindigkeit. Schnell hatten sie ihn eingeholt und warfen sich auf ihn. Um sie herum war es ruhig geworden, sie spürten die Blicke der Menge auf ihnen und ihnen sank das Herz in die Hose bzw. Fuuka in den Rock. Sich in Kriegszeiten als Angehörige des feindlichen Clans erkennen zu geben, war so ziemlich das Dümmste, das sie tun konnten. Fußgetrappel war zu hören und etwa ein Dutzend Soldaten des Erd-Königs postierten sich im Kreis um die beiden Mädchen. Sie wehrten sich mit allen Kräften, als jeweils sechs der Männer sich die Mädchen griffen, aber sie konnten nichts gegen diese Übermacht tun. Sie wurden ins Schloss gebracht. Dort kamen sie an Rüstungen, Gemälden und den Bannern des Königreiches vorbei. Die Soldaten ließen sich nicht von den vielen Irrwegen verwirren und schritten unbeirrt vorwärts, immer mehr Treppen empor, bis sie im Thronsaal ankamen und dem König höchstpersönlich gegenüberstanden. „Eure Majestät! Diese zwei Mädchen wurden auf den Straßen gesichtet. Sie sind Angehörige des Wind-Clans!“, berichtete einer der Soldaten, die Jenna fest im Griff hatten. „Wir haben nichts getan!“, schrie Fuuka. Der Herrscher sah streng auf sie herab. Man sah ihm an, dass er schon viele Jahre regiert haben musste. Seine grauen, fast weißen Haare und sein faltiges Gesicht zeugten von viel Stress und schweren Entscheidungen. Der Ausdruck in seinen Augen beweisten lange Erfahrung. Neben ihm stand seine Tochter, die Prinzessin des Erdreichs. Sie machte einen eingebildeten und auch nervigen Eindruck. „Was haben Leute vom Wind-Clan in meinem Land zu suchen?“, fragte er ebenso streng wie er aussah. „Brötchen!“, grinste Jenna, „Außerdem gehören wir zu einem Straßenkünstlertrupp und wollen hier unsere Show aufführen.“ „Etwas aufführen?“ Der König runzelte die Stirn. „Beweist es!“ Fuuka zog einen Flyer aus einer Hüfttasche, die sie mitgenommen hatte und drückte ihn ihm in die Hand. Der König beäugte das Stück Papier misstrauisch, bis seine Tochter ihn aus seinen Gedanken riss: „Lass doch gut sein, Papa! Guck sie dir an, das sind doch noch Kinder! Die Orangehaarige sieht so alt aus wie ich und der Rotschopf sogar noch jünger! Vielleicht 12 oder 13! Was sollten die schon ausrichten können?“ Jenna schwante Übles, als sich auf der Stirn ihrer Freundin Zornesfalten bildeten und konnte sie gerade noch rechtzeitig festhalten, bevor sie die Möglichkeit hatte, sich auf die Prinzessin zu stürzen und ihr mehr als ein paar blaue Flecken zu verpassen. „Wie Recht du hast, meine Süße! Wenn ich dich nicht hätte!“, schwärmte der König. Er war ganz aus dem Häuschen vor Stolz. „Nun gut, ihr dürft gehen, meinetwegen auch eure Show aufführen und eure Brötchen besorgen. Aber nachdem ihr alles erledigt habt, muss ich euch bitten, mein Land zu verlassen. Nicht nur ich, sondern auch die Bewohner meines Reichs werden bei Anwesenheit des Feindes etwas nervös. Ihr wisst ja, dass sich die Clans im Krieg befinden! Wir können kein Risiko eingehen…“, erklärte er, diesmal wieder ernst. Er bedeutete den Soldaten, Fuuka und Jenna aus dem Schloss zu begleiten. Sie gehorchten, doch scheinbar hatten sie auch Anweisung, sie nicht aus den Augen zu lassen, solange sie sich in der Stadt befanden. Sie folgten den beiden auf Schritt und Tritt, sowohl als sie ihr Frühstück beim Bäcker besorgten, als auch beim Verteilen und Aufhängen der Flyer und auch als Fuuka und Jenna an einem Waffengeschäft vorbeikamen und es nicht lassen konnten, sich dort umzusehen. Als sie schließlich das Stadttor erreichten, blieben die Soldaten endlich stehen und sahen ihnen nur noch zu, wie sie ihre Flügel ausbreiteten und sich in die Lüfte hoben. Der Wind war stärker geworden… In solchen Momenten war es ein Fluch lange Haare zu haben. Trotzdem fühlte sich Fuuka in der Luft frei. Hier kamen ihr der Krieg und alle Probleme, die sie hatte ganz unwirklich vor. Innerhalb von 20 Minuten erreichten sie ihr Lager und sahen einen miesgelaunten Tayo im Gras sitzen. Schleunigst kramte Jenna einen Korb einen Korb aus ihrem Wagen und füllte ihn mit ihren Einkäufen, während er sich das erste Croissant, das er sah, unter den Nagel riss und anfing zu essen. Jenna sah ihm lächelnd zu. Es war so niedlich, wenn er sein Essen so herunterschlang… was nicht selten passierte. Er liebte Essen über alles und bekam immer schlechte Laune, wenn nichts da war… Nun kam auch Husky und setzte sich zu ihnen ins Gras, starrte aber nur auf den Boden und lehnte das Brötchen, das Fuuka ihm anbot ab. Sie zuckte mit den Schultern und biss dann selbst ein großes Stück ab. „Warum habt ihr so lange gebraucht?“, maulte Husky. „Wir haben dem König noch einen kurzen Besuch abgestattet…“, sagte Jenna nebenbei. „WAS?!“ „Wir haben eine Frau vor einem Dieb gerettet und dabei unsere Flügel eingesetzt…“, bemerkte Fuuka und erzählte der Tantalus auch den Rest der Geschichte mit gelegentlichen Kommentaren von Jenna („Und dann meinte die Prinzessin auch noch…“). Husky war außer sich und war sich nicht sicher, ob er wegen der Anschuldigung der Prinzessin Fuuka gegenüber - Fuuka war nämlich schon 18 und nicht 12 oder 13 - lachen sollte oder wegen dem Chaos, das sie in der Stadt gestiftet hatten, und dem Ärger, den sie der Tantalus beschert hatten, wütend sein sollte, während der sonst so ruhige Tayo vor Wut nach Worten rang. Am Nachmittag fuhren alle gemeinsam mit dem Wagen in Richtung Balum. Husky fuhr und erntete wie immer den Spott von Jenna, weil er wie ein Mädchen aussah, bis Jenna etwas besonders Fieses sagte und Husky den Wagen vor Wut fast gegen einen Baum lenkte. Jenna verzog sich nach drinnen und brütete neue „huskyfeindliche Sprüche“ aus, mit denen sie ihn dann das nächste Mal auf die Palme bringen konnte. Folglich erreichten sie unversehrt ihr Ziel… Am Stadttor warteten schon die Soldaten, die schon Fuuka und Jenna überwacht hatten und überwachten sie auch weiterhin. Es dauerte nicht lange und die Gruppe stand auf einem belebten Marktplatz. Auf ebendiesem Marktplatz sollte auch ihre Show aufgeführt werden. Tayo hatte diesen Ort vorgeschlagen, weil in der Mitte ein riesiger Brunnen stand, der für den Auftritt unerlässlich war. In 10 Minuten würde es losgehen. Der Marktplatz wurde immer voller und alle Augen waren neugierig auf Fuuka, Jenna, Husky und Tayo gerichtet. Tao gab das Startsignal, als er es für voll genug empfand und Husky sprang kopfüber in den Brunnen, der tief genug war, dass nicht einmal Tayo, der größte der vier, darin stehen könnte. Er planschte ein wenig im Wasser, bis Tayo ihm einen großen Ball zuwarf. Husky balancierte ihn geschickt auf seinem Kopf und kam auch nicht ins Schleudern, als zwei weitere Bälle den Weg auf seinen Kopf fanden. Er schleuderte die drei Bälle in die Luft, sprang durch den Reifen, den Fuuka und Jenna hoch in der Luft hielten, und fing sie meisterhaft wieder mit seinen Kopf auf. Das Publikum brach in stürmenden Applaus aus. Die Mädchen warfen Tayo den Reifen zu, der ihn wieder im Planwagen verstaute. Ihre Aufgabe war das Synchronfliegen und das beherrschten sie so perfekt, wie Husky seine Ballshow. Sie schossen in die Höhe, machten einige Schrauben, stoben auseinander und flogen dann wieder aufeinander zu. Mit einem Rückwärtssalto verhinderten sie im letzten Moment einen Zusammenstoß und gingen im Anschluss sofort in einen Sturzflug über. Sie kamen dem Boden mit rasender Geschwindigkeit immer näher und die Menge hielt den Atem an. Erst als Fuuka und Jenna sich elegant aus dem Sturzflug retteten. Als nächstes flogen sie zu Husky, packten seine ausgestreckten Arme, flogen mit ihm einige Meter hoch und schleuderten ihn mit aller Kraft noch ein bisschen höher. Er machte einen Salto und es gab ein lautes Platschen, als er fast wie eine Bombe in den Brunnen einschlug. All das hatte knapp 10 Minuten gedauert, aber die Menge tobte. Tayo stand mit drei prall mit Geld gefüllten Säcken auf dem Platz und ging mit einem vierten an den Zuschauern vorbei, um noch mehr Geld zu ergattern. Jenna landete mit Fuuka wieder auf dem Boden, die sich mit leuchtenden Augen die Geldsäcke besah. Jenna hörte einige Jungs, die ebenfalls zugeschaut hatten, rufen: „Hey, Rotschopf! Willst du mit mir ausgehen?!“ und: „Ich bin noch nicht vergeben, also, wenn du Lust hat…“ und auch: „Ihr seht beide echt super aus! Ich hätte nichts gegen ein Doppel-Date! Wie wär’s?“ Jenna lief tiefrot an und auch Fuuka schien das mitbekommen zu haben, denn sie war eben auch etwas farbloser gewesen. Schnell lief sie zu Tayo, um das Geld zu bestaunen. Der Beifall währte ganze fünf Minuten und es wurde immer mehr Geld auf den Marktplatz geworfen. Natürlich waren sie begeistert! Es war eine Erdstadt und die Bewohner sahen die Künste von Wind- und Wasser-Clan nicht alle Tage. Als die Dämmerung schon anbrach, verließen sie Balum, um ihr Versprechen einzuhalten. Fuuka setzte sich im Wagen neben Tayo und bettelte ihn um Taschengeld an, der allerdings keinen Gil rausrückte. Da Jenna fahren musste, kam Husky noch nicht in den Genuss ihrer neuen Sticheleien. „Kleinkinder brauchen kein Taschengeld!“, meldete er sich sichtlich gut gelaunt zu Wort. Fuuka, eh schon mies gelaunt, weil sie kein Geld bekam, stürzte sich auf ihn. Sie war klein und mochte es auch, mochte aber überhaupt nicht, wenn andere sich über ihre Größe lustig machten. Nachdem sie dem Übeltäter ein paar blaue Flecken verpasst hatte, verzog sie sich schmollend in eine Ecke. „Reicht schon, dass diese blöde, eingebildete, hochnäsige Prinzessin mich damit aufzieht…“, murmelte sie kaum verständlich, doch Husky horchte auf. „Glaubt ihr…wir würden viel Lösegeld für sie kriegen?“, fragte er verschwörerisch. „Dieses Miststück kommt nie wieder in meine Nähe!!!“, fauchte Fuuka. “Stell dich nicht so an…“, sagte Tayo. Jenna drehte sich erschrocken um. Hatte Tayo, ihr ruhiger Tayo, gerade allen Ernstes fünf zusammenhängende Wörter gesagt? Die anderen beiden waren nicht minder erschrocken und nach dem Schock dämmerte ihnen erst, was er überhaupt gesagt hatte… Da die Volkies ohnehin schon gestoppt haben, machten sie Rast und besprachen den Plan, der Fuuka immer noch nicht behagte, doch Tayos Wort war Gesetz in der Tantalus. „Da unser Chef gerade seinen eigenen Gedanken nachgeht,“ begann Jenna und warf dem Besagten einen mürrischen Blick zu, „werde ich wohl die Verhandlungen führen müssen!“ „Verhandlungen?“, fragte Tayo desinteressiert. „Wir besprechen den Plan, du Dussel!“, seufzte Fuuka. „Jenna spielt ganz sicher nicht den Boss! Die denkt sich doch nur wieder irgendwelche wahnwitzigen Pläne aus, die in die Hose gehen…“, warf Husky ein. „Wer ist hier wahnwitzig?!“, protestierte sie. „Du, wer denn sonst? Du und deine Pläne!“ „Ach, seit wann dürfen Mädchen denn so frech sein?“, erwiderte sie grinsend. So hatte sie ich immer in der Hand. „ICH BIN KEIN MÄDCHEN!!!!!“ „RUHE!“, brüllte Tayo und die beiden verstummten sofort. Tayo war nicht umsonst Anführer der Gruppe. Er hatte eine unerklärliche Autorität, die keiner der anderen je erreichen würde. „Fuuka: einschleichen, entführen; Jenna: Ablenkungsmanöver; Husky, ich: Rückendeckung!“ Sie salutierten im Tantalusstil. Am späten Abend erreichten sie den Waldrand, wo sie ihren Wagen parkten. Sie trugen die schwarze Ninja-Kleidung, die Fuuka entworfen und geschneidert hatte, um möglichst nicht aufzufallen. Tayo gab das Zeichen zum Aufbruch. Jenna schlich sich über einen Umweg an die Stadtmauern, flog diese dann hoch und duckte sich in die Schatten eines Vorsprungs, während sie Fuuka beobachtete, die zum Schlafgemach der Prinzessin flog und langsam von der Nacht verschlungen wurde. Sie seufzte und machte sich auf den Weg über die Dächer, weiter ins Stadtinnere… Fuuka drückte sich an die Wand neben dem Fenster der Prinzessin. Sie sah hinunter in die Stadt, konnte aber in der Dunkelheit nichts ausmachen. Es war ruhig. Natürlich war es ruhig, jeder Mensch und jedes Tier musste um diese Uhrzeit tief und fest schlafen! Doch dann: ein Schrei. Darauf hatte sie gewartet. Jenna hatte die Semmas, kleine tollwütige Gnome freigelassen. Sie wollten niemandem schaden, aber dennoch genug Aufregung stiften, um vom eigentlichen Geschehen abzulenken. Dafür waren sie die beste Alternative. Sie hatten keine scharfen Klauen, waren auch nicht giftig, aber ihre Zähne waren scharf, weswegen die Leute leicht in Panik gerieten, wenn sie einen Semma erblickten. Jetzt war der richtige Moment gekommen und Fuuka schlug das Fenster neben sich so vorsichtig wie möglich ein. So leise sie konnte betrat sie das Zimmer, obwohl sie sich eh schon sicher war, dass die Prinzessin das unmöglich überhört haben konnte… Wie man es vom Zimmer einer Prinzessin erwartete, war es sehr geräumig, an der gegenüberliegenden Wand hing ein reich verzierter Spiegel. ansonsten war das Zimmer vollgestellt mit Unmengen an Plüschfiguren, große sowie auch kleine. Als nächstes fiel ihr blick auf das riesige Himmelbett, das an der linken Wand stand. Es war leer… Sie suchte das ganze Zimmer ab, konnte die Prinzessin aber nicht finden… Was Schlimmeres konnte nicht passieren… Wenn sie die Prinzessin nicht schnell fand und zu ihren Kameraden zurückkehrte würde es gefährlich werden. Sie musste sich beeilen… Sie rannte so leise sie konnte die Gänge des Schlosses entlang, immer darauf bedacht, hinter jede Ecke nach Wachen oder der Prinzessin zu spähen. Sie war sich sicher, dass mittlerweile mindestens eine halbe Stunde vergangen sein musste und wurde immer nervöser… Sollte sie die Mission abbrechen und mit leeren Händen zurückkehren? Nein, das würde sie nicht zulassen! Ihr Stolz würde das nicht zulassen! Einer Eingebung folgend schlich sie sich in den nächsten Raum und schloss leise die Tür hinter sich. Anstelle eines Raumes sah sie einen weiteren langen Korridor vor sich. Es wunderte sie, dass auch hier keine Menschenseele zu sehen war… Sie war bislang weder einem Soldaten noch sonst jemandem begegnet… Ihre Schritte hallten an den kalten Marmorwänden wider. Plötzlich knarrte die Tür hinter ihr und eine Lampe flackerte auf. Das warme licht des Feuers beleuchtete das Gesicht einer Gruppe Soldaten. Sie verfluchte sich dafür über die fehlenden Soldaten nachgedacht zu haben! Was sollte sie jetzt tun? Zum Verstecken gab es weit und breit nichts… Dann sah sie sie: Ein Mädchen in reich verziertem Kleid streckte ihren Kopf zwischen den Körpern der Soldaten hervor. Ohne noch groß nachzudenken, stürzte sie sich auf die Prinzessin. Die Soldaten wussten zunächst nicht wie ihnen geschah, doch sie fassten sich schnell wieder, zogen ihre Schwerte und hieben nach Fuuka. Die wich geschickt aus, schlug die Prinzessin bewusstlos und schlang ihre Arme um deren Hüfte. Blöd nur, dass so ihre Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt wurde. Sie rannte den weg zurück, den sie gekommen war, die Soldaten waren ihr dicht auf den Fersen. Als Antrieb benutze sie zusätzlich ihre Flügel, doch als sie gerade aus dem nächstgelegenen Fenster springen wollte, stellten sich ihr 3 weitere Wachen in den Weg. Die 5, die sie verfolgt hatten, positionierten sich hinter ihr und machten sich daran sie einzukreisen. In Panik zückte sie ihre Dolche und stieß ihn in Richtung des Soldaten, der vor ihr stand. Er prallte ab und stieß sie direkt in die Arme ihres Hintermannes, der sie sofort an beiden Armen packte. Die anderen waren gerade dabei der Prinzessin aufzuhelfen und wollten sie scheinbar in ihr Schlafgemach verfrachten. Rasend vor Verzweiflung breitete sie ihre Flügel aus, stürzte sich auf die Prinzessin, packte sie an einem Arm und sprang aus dem Fenster. Sie riefen ihr nach, befahlen ihr, sofort zurückzukommen, doch sie war schon längst hinter den Stadtmauern. Sofort, nachdem sie aus dem Fenster gesprungen war, sackte sie ab. Sie flog so weit sie konnte, aber ihre Flügel schmerzen so sehr, als würden sie gleich zerbersten. Das gab ihr ein Gefühl der Hilflosigkeit, das Gefühl, dass sie das, was sie erreichen wollte, nicht erreichen konnte. Schließlich geschah das, wovor sie sich so gefürchtet hatte: Sie stürzte ab… Kapitel 2: Neue Mitglieder und neue Pläne ----------------------------------------- „Da! Ich glaub, sie hat sich bewegt!“, hörte sie eine Stimme sagen. „Fufuuuu! Fufuuuuuuu!!“, kreischte jemand anderes. Fuuka blinzelte. Sie öffnete die Augen, setzte sich auf und sah sich um. Sie war im Planwagen der Tantalus - inmitten der Tantalus. „Was ist denn passiert…?“, fragte sie. „Das könnten wir dich auch fragen! Wo warst du die ganze Zeit?! Achja, du willst dich ja lieber von der Prinzessin zerquetschen lassen und sie fast entkommen lassen!“, tobte Husky. „Jetzt mach mal halblang! Was kann ich denn dafür, dass die Prinzessin so schwer ist?! Und was glaubst du, was ich in diesem saublöden Schloss ausstehen musste?! Hast du ne Ahnung, wie schwer es war, dieses Miststück erstmal zu finden?! Und wie schwer es war, einer Übermacht an Soldaten zu entkommen, die auf dich zugestürmt kommen?!“ Fuuka war außer sich. Warum musste Husky andere immer dafür verantwortlich machen, wenn etwas schief lief ohne überhaupt zu wissen, was passiert war?! Er sollte froh sein, dass sie und die Prinzessin überhaupt noch lebten! „Aufhören!“, beendete Tayo den Streit. Jenna schlug vor, sie sollten erstmal die Prinzessin, die immer noch ohnmächtig war, fesseln und schlafen, am nächsten Tag konnten sie immer noch weiter streiten, wenn Tayo das zuließ. Jenna wachte von Tayos Geschnarche auf. Sie war noch hundemüde und wollte sich gerade wieder in ihre Decke kuscheln, als sie bemerkte, dass die Prinzessin wach war. Zu ihrer Verwunderung saß diese ganz still da und beobachtete die Schlafenden. Dann fiel ihr Blick auf Jenna und sie zuckte leicht zusammen. „Ähm… Hallo! Wer seid ihr eigentlich? Ihr seht mir nicht gerade gefährlich aus…“, sagte sie lächelnd. „Da unterschätzt du Fufu gewaltig!“ grinste Jenna, „Ich glaub die Frage, wer wir sind klären wir, wenn alle wach sind.“ Jenna überlegte. Nun, da die Prinzessin schon mal wach war, konnte sie sich genauso gut mit ihr unterhalten, dachte sie. Die Prinzessin war ihr sympathisch und sie quatschte noch den ganzen Morgen mit ihr, bis auch der Rest der Truppe wach war. Es war noch früh am Morgen. So früh wie eigentlich keiner von ihnen außer Fuuka aufstand. Husky beschwerte sich sofort darüber, dass sie mit der Gefangenen redete. „Halt die Klappe! Sie ist viel netter als du! Vielleicht sollte sie deinen Platz einnehmen?“, zischte Jenna ihm zu. Nanako schien nicht ganz abgeneigt zu sein und streckte ihm die Zunge entgegen. Tayo: „Ruhe!“ Sofort verstummte der Streit. „Wer seid ihr denn jetzt?“, unterbrach Nanako das Schweigen. „Du bist doch dieses kleine Mädchen aus dem Palast oder?“ Anscheinend konnte sie sich nicht daran erinnern, dass Fuuka sie ohnmächtig geschlagen hatte… „WER IST HIER EIN KLEINES MÄDCHEN?!“, brüllte Fuuka die Prinzessin an, die zusammenzuckte. „Glaubst du allen Ernstes, Entführer nennen ihre Namen?“, antwortete Husky auf die eigentliche Frage. Es war schnell klar, dass er die Prinzessin nicht leiden konnte. „Hmm, wahrscheinlich ist es sowieso höflicher, mich zuerst vorzustellen… Mein Name ist Nanako Kenmi, Prinzessin des Erd-Clans. Ich gehöre zur Gattung der Polarhasen!“, sabbelte sie. Das wussten sie natürlich. Sie war immerhin die Prinzessin eines Reiches. „Tayo Akatsu, Wolf.“ „Häh?! Tayo! Was machst du da?! Ich hab doch gesagt, wir sollen unsere Namen nicht nennen!“, protestierte Husky. „Vertrauen!“, kam nur als Antwort. Einige Sekunden lang war es still, dann… „Jenna Suzuki. Ich gehöre zum Wind-Clan, zur Gattung der Weißbandschwalben“, grinste Jenna. Wenn Tayo jemandem vertraute konnte man ihm auch vertrauen, das wusste sie. „Ich bin Fuuka Hibata. Ich gehöre auch zum Wind-Clan, Gattung der Kolkraben“, stellte sie sich vor. Husky beendete die Vorstellungsrunde: Ich gehöre zum Wasser-Clan. Mein Name ist Husky und ich bin eine Forelle…“ „Und er ist ein Mädchen“, flüsterte Jenna dem Neuankömmling ins Ohr. „Er? Das ist ein Junge?“, wollte Nanako erstaunt wissen. „JA, ZUM TEUFEL, ICH BIN EIN JUNGE!!!!“, schrie er sie an. Hey Tayo… okay, du vertraust ihr, aber wenn sie ins Schloss zurückkehrt, werden wohl oder übel alle erfahren, dass wir keine gewöhnlichen Straßenkünstler sind!“, gab Fuuka zu bedenken. Sie war sich nicht sicher, ob die Soldaten sie erkannt hatten. Sicher hatten sie ihr Gesicht gesehen, aber sie wusste nicht, ob sie wusste, dass sie zur Tantalus gehörte… Aber Moment… „Wenn ihr mich nicht im Schloss abliefert, kann ich auch niemandem etwas erzählen“, bemerkte Nanako. „Ihr seid doch eine Räuberbande oder? Das hat Jenna mir erzählt! Ich wollte schon immer mal in der Welt umherziehen!“ „Jaaaa!! Nanako kommt mit uns!!“, rief Jenna, die sich in der kurzen Zeit mit ihr angefreundet hatte begeistert und sah erwartungsvoll zu Tayo hinüber. „Gut“, kam nur zur Antwort. Fuuka machte sich nervös bemerkbar: „Ähm, Tayo…? Ich glaube, da gibt es ein kleines Problem… Die Wachen, die mich im Schloss aufgehalten haben, haben mit ziemlicher Sicherheit mein Gesicht gesehen… Ich kann mich doch nicht die ganze Zeit verkleiden!!“ Ihre Gefährten starrten sie entsetzt an. Sie tauschten ein paar Blicke, bis Tayo seine Entscheidung verkündete: „Umhang…“ Dabei hatte sie keinen Umhang! Was bedeutete, dass sie einen nähen musste… Sie seufzte. „Dann werde ich wohl mit den neuen Klamotten für Nanako auch noch einen Umhang nähen müssen…“ Nähen machte ihr zwar Spaß, aber es würde sie wieder ein paar Stunden an Nadel und Faden fesseln. „Waaas?! Ich krieg neue Klamotten?!“ „Glaubst du, wir können dich weiter dieses auffällige Kleid tragen lassen?!“, murrte Husky. Währenddessen zog Fuuka ein Blatt Papier und einen Bleistift aus ihrem Beutel und fing an, besagte Kleidung zu entwerfen. Damit war sie schnell fertig, doch der eigentliche Teil der Arbeit war das Nähen… Während Fuuka sich ans schneidern machte, übermannte die Müdigkeit die Räuberbande, also legten sie sich noch eine Weile hin, nicht ohne auf Tayos Befehl hin vorher Nanako noch die Fesseln abzunehmen. Gerade, als Nanako die Augen aufschlug, tönte aus Fuukas Ecke ein freudiges, aber auch erschöpftes „Fertig!“. Schnell krabbelte sie auf ihre neue Freundin zu, um ihre neuen Klamotten mit einem kritischen Blick zu bedenken, hatte letztendlich aber keinen Grund zur Kritik. „Wow! Das ist toll“ Ich liebe das! das ist genau mein Stil! Danke, danke, danke, dankeeeee!!“ Dank ihrem Geschrei war sie jetzt nicht mehr die Einzige, die wach war. Husky beschwerte sich wie immer und auch Tayo grummelte vor sich hin. Jennas kroch wie eine wandelnde Leiche zu ihnen hinüber. Als sie die Klamotten sah, war sie wie wieder zum Leben erweckt. „Wow! Das ist voll schön, Fufu!“, warf sie ein. Jetzt kamen auch die anderen, um sich Fuukas neuestes Werk anzusehen, Sie stimmten Jenna zu und Fuukas Laune besserte sich schlagartig. Sie konnte sagen, was sie wollte, sie war immer stolz auf ihre Klamotten. Im weiteren Verlauf des Tages passierte nichts Besonderes, außer, dass Nanako ihre Klamotten anzog und sich wie ein angesagtes Model aufführte. Dabei wurde sie von Fuuka und Jenna wegen ihrer gänzlich fehlenden Oberweite aufgezogen. Am dritten Tag nach Nanakos Entführung bekamen sie eine aktuelle Zeitung in die Hände. Natürlich war von der Entführung berichtet worden. Aber am meisten würde sie interessieren, ob es einen Steckbrief von ihr oder sogar der ganzen Tantalus gab. ‚Prinzessin Nanako entführt’ und ‚Thronfolgerin des Erd-Reichs - gekidnappt?’ schmückten die Schlagzeilen. Husky hielt die aufgeschlagene Zeitung so in der Hand, dass er alles lesen konnte. Man sah wie seine Augen von links nach rechts huschten, aber scheinbar wusste niemand etwas darüber, wer sie entführt hatte, denn ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm. „Glück gehabt, Madame Unauffällig…“, bemerkte er sarkastisch. Fuuka überging das einfach und gab sich ihrer Erleichterung hin. Es war zwar merkwürdig, weil sie sich sicher war, dass sie ihr Gesicht gesehen hatten, aber sie wollte sich nicht beschweren. „Steht nix Wichtiges drin?“, erkundigte Jenna sich. „Nein, alles nur Sachen wie ‚Die arme Prinzessin bla bla’ und ‚Der König trauert um seine hübsche Tochter’ Alles nur son Mist. Nix, was die Aufmerksamkeit auf uns lenken könnte.“ Fuuka setzte sich neben Husky und zog an ihrem Ende der Zeitung, um auch einen Blick hineinwerfen zu können. „Hey, Jenna! Da ist ein Flugwettbewerb im Donnergebirge!“ Husky folgte ihrem Blick, während Jenna schwieg. die beiden lasen weiter, dann… „500.000 GIL PREISGELD?!“, schrieen sie im Chor. Sie bombardierten die anderen mit Argumenten, da mitmachen zu können. Sie waren die Geldgierigen der Gruppe. Wenn man sie so sehen würde ohne sie zu kennen, könnte man denken, Geld wäre ihnen das Wichtigste, aber dem war nicht so. Beide achteten das Leben und stellten das Wohl ihrer Mitmenschen an höchste Stelle. Jenna interessierte sich nicht wirklich für das Preisgeld, konnte aber nicht leugnen, dass der Wettbewerb sie neugierig machte. „Was sind denn die Regeln?“, erkundigte sie sich. „Die Flugart ist irrelevant“, begann Husky. „Nr.1 war das.“ „2. Zwei Personen fliegen mit einer zu tragenden Person die Strecke entlang bis zum Ziel“, las Fuuka weiter. „3. Auf der Strecke werden Fallen aufgestellt. Nur die Schnellsten und Geschicksteten kommen ans Ziel. Zudem bekommt jeder Teilnehmer vor dem Start einen Converter ausgehändigt.“ „Was ist denn ein Converter?“, wollte Nanako wissen. Husky erklärte ihr, dass es ein Gerät ist, das die Stimme aufnimmt, in Text umwandelt und in dieser Form an den Empfänger sendet. Jenna wunderte sich, dass sie als Prinzessin ein so wichtiges Utensil nicht kannte. Mit ihr würde das Reich sicher vor die Hunde gehen, dachte sie bei sich. Sie dachte über den Wettkampf nach. „Hmm… hört sich lustig an. Also wir beide?“ „Jo!“, meinte Fuuka Interessant würde es auf jeden Fall werden. Immerhin war es im Donnergebirge nicht unbedingt ungefährlich. Wie der Name schon sagte, gewitterte es dort ununterbrochen. Es war nicht selten vorgekommen, dass Passanten von Blitzen getötet wurden, auch wenn die Sicherheit durch Blitzableiter mittlerweile stark verbessert wurde. Jenna mochte Gewitter und Fuuka schien das, ihrem Grinsen nach zu urteilen, auch zu tun. Sie waren seit frühester Kindheit zusammen gewesen und hatten gelernt, durch das Gesicht des anderen ihre Gedanken zu lesen. Fuuka setzte sich zu Tayo hinaus in die Frühlingsluft, lange würde das Wetter nicht mehr so schön sein. Sobald sie in die Nähe des Donnergebirges kämen, würde es anfangen stark zu regnen und zu gewittern. Sie fuhren gerade durch den ‚Schlafenden Wald’. Er hieß so, weil dort alles ruhig war und es schien, als würde sich nie etwas verändern. Die Wege wurden nicht oft befahren, weil einige Leute glaubten, es läge ein Fluch auf dem Wald. Die Stämme der Bäume waren dicker als die von gewöhnlichen und mit Pilzen und Gräsern überwuchert. Die Sonne schien warm durch das Blätterdach über ihren Köpfen. Die frische Luft tat gut nach einer langen Zeit im Wagen. „Hast du mitgehört, Tayo?“, fragte Fuuka und wandte sich ihrem Sitznachbarn zu. „Wir wollen ins Donnergebirge nach Cellon, um an dem Flugwettbewerb teilzunehmen.“ Dieser nickte nur stumm und starrte weiter auf den Weg vor ihnen. Fuuka lugte auf die Karte ins seinem Schoß. „Willst du in Meyky Rast machen? Wir fahren gerade genau in die richtige Richtung…“ „Können wir.“ Manchmal war es schwierig mit ihm zu reden. Man wusste nie, was er gerade dachte, konnte immer nur raten… Die zwei Tage, die sie in Meyky verbrachten vergingen wie im Flug und weder die Prinzessin, noch die Tantalus schienen besonders aufzufallen. es würde noch eine Woche dauern, bis sie Cellon erreichten, wenn sie sich beeilten. Fuuka würde das erste mal dort sein, aber sie war lange nicht mehr aufgeregt wegen neuen Orten. Auf ihrer Reise waren sie oft in den verschiedensten Städten vorbeigekommen. Die ersten Male fand sie es noch spannend, doch dann bemerkte sie, dass es im Großen und Ganzen immer das Gleiche war: Straßen, Gebäude, Menschen. Es war immer das Gleiche nur anders angeordnet. Wie lange war es noch her, dass Jenna und sie sich der Tantalus angeschlossen hatten? Zwei Jahre ungefähr? Ja, Fuuka war damals 16 gewesen… Wie schnell doch die Zeit verging… Jenna schritt den Wagen auf und ab, ihr war langweilig. Nach einer Weile setzte sie sich auf eine der Kisten am Rand neben Nanako. „Die Reisen an sich sind immer am langweiligsten…“, erklärte sie mit einem kurzen Blick nach draußen. „Man ist tage- manchmal sogar wochenlang unterwegs und alles, was man sieht, ist die Landschaft… nur zwischendurch kommt man mal in Städten vorbei.“ Nanako schwieg. „Is’ was?“, fragte Jenna sie. „Nö, nö…“ Wieder Schweigen. „Ich mach mir nur Sorgen um meinen Vater. Er weiß nicht, dass es mir gut geht und dass ihr voll nett seid und so. Er denkt wahrscheinlich, dass ich die ganze Zeit gefoltert werde und ich jederzeit sterben könnte, wenn ich nicht schon tot bin!“, plapperte sie. „Wahrscheinlich ist er froh dass du weg bist…“, murmelte Jenna so leise, dass Nanako es nicht hören konnte, aber die plapperte sowieso schon wieder munter drauflos ohne Rücksicht auf andere. Hatte der König es wirklich 15 Jahre mit ihr ausgehalten? Wenn ja, verdiente er einen Orden, meinte Jenna. Es fing an zu regnen und die Straße wurde matschig. Sie waren jetzt schon sehr nahe am Donnergebirge, der ständige Regen bewies das. Wenn sie die Nacht durchführen, würden sie Cellon den nächsten morgen erreichen. Jenna freute sich auf den Flugwettbewerb. In der Nacht wechselten sie sich mit dem Fahren ab, sodass jeder ein paar Stunden Schlaf bekam. Dann erreichten sie endlich Cellon und irrten erstmal fast eine Stunde in der Stadt umher, bis sie den Anmeldestand gefunden hatten. Der Regen erschwerte die Sicht mehr als erwartet du die Stadt war groß, größer als sie erwartet hatten jedenfalls. Überall war es nass und die Gefahr auszurutschen war allgegenwärtig. Cellon bestand komplett aus Stein, wahrscheinlich mit Blitzableiten auf den Häusern. Fuuka hätte nicht gedacht, dass die Stadt so viele Einwohner besaß. Sie trug sich direkt nach Jenna in die Teilnahmeliste ein und kennzeichnete sie als Team. Der Wettkampf würde in zwei Tagen stattfinden und am nächsten Tag würden sie Genaueres erfahren: Wen sie zu tragen hatten, die genaue Strecke, die zu fliegen war und so weiter. Bis dahin hatten sie allerdings noch Zeit, sodass sie beschlossen, sich die Stadt noch mal genauer anzusehen. Sie hatten sich gerade eine Herberge für Teilnehmer angesehen, als sie bemerkten, dass es schon dämmerte. Bei Gewitter war es um einiges schwerer, bestimmte Uhrzeiten zu erkennen. Gerade als sie sich einquartieren wollten, sprach sie ein anderes Teilnehmerteam an. „Wer von euch nimmt teil?“, wollte der eine von Tayo wissen. „Wir!“, antworteten Fuuka und Jenna im Chor. Ungläubig blickte er auf Fuuka herab, dann in Jennas Gesicht. „Ooookayyy…“, murmelte er etwas ungläubig. Er hatte schwarze Haare und schmale dunkle Augen. Er war nicht besonders groß, aber immerhin so groß wie Jenna. Er trug sportliche Klamotten, die ebenso schwarz wie seine Haare waren, was seinen gut gebauten Körper gut zur Geltung brachte. „Das wird glaube ich ein leichter Si -“ Weiter kam er nicht, da er auf einmal Fuukas Faust im Gesicht hatte und diese ihn jetzt pausenlos beschimpfte. Sein Partner versuchte sie zu besänftigen, kassierte aber ebenfalls Schläge. Jenna schlug sich nur gegen die Stirn. Warum musste Fuuka bloß immer gleich so brutal werden? Natürlich ärgerte sich auch Jenna über die überhebliche Art dieses Kerls, aber deswegen musste man nicht gleich drauflos hauen… „Fuuka!“, unterbrach sie. „Jetzt hör schon auf! Zeigen wir ihm lieber übermorgen, dass er uns lieber nicht unterschätzen sollte!“ Widerwillig zog Fuuka sich zurück, funkelte den Fremden aber immer noch böse an. Bist ja richtig süß, wenn du böse bist“, grinste er. „Wer ist hier…“, begann sie, wurde aber erneut von Jenna aufgehalten. Ein paar Sekunden war es ruhig, dann fragte er sie, mit welchen Hilfsmitteln sie teilnehmen würden. „Wir sind vom Wind-Clan!“, antwortete Jenna. „So ein Zufall! Wir auch!“, sagte er freudig. „Vielleicht sollten wir uns erstmal vorstellen… Ich bin Ian Seyra, ein Adler und mein Kollege hier…“, er deutete auf den anderen. „Ich bin Kai Seyra, sein Bruder, also auch ein Adler.“ Er streckte die Hand aus, um sie zu grüßen. Jenna reichte ihm ihre, er war ihr sympathisch und gegen ihn schien auch Fuuka nichts zu haben, denn auch sie gab ihm die Hand, während sie Ian immer noch böse anfunkelte. Versöhnlich stellte Jenna auch sich und Fuuka vor. Kai wünschte ihnen noch Glück, bevor er sich verabschiedete und mit seinem Bruder von dannen zog. Fuuka drehte sich zu Tayo, Husky und Nanako um, um ebenfalls mit ihnen zusammen zu gehen, nur um festzustellen, dass keiner da war. Fragend wandte sie sich an Jenna. „Die sind schon ins Hotel, als du dich geprügelt hast…“, meinte sie und zuckte mit den Schultern. Kapitel 3: Turnier ------------------ Zwei Tage später postierten Fuuka und Jenna sich mit Nanako an der Startlinie. Die Veranstalter hatten sie zu der zu tragenden Person ernannt. Sie waren froh darüber, jede andere Person hätte eine Behinderung sein können. Ein Stück von ihnen entfernt waren - wie Fuuka säuerlich zur Kenntnis nahm - Ian und Kai. Sie befestigte gerade den Converter an ihrem Arm, als eine Stimme aus den Lautsprechern tönte: „So, meine verehrten Damen und Herren! Endlich ist es soweit: Das zweite Flugturnier von Cellon wird in Kürze beginnen. Alle Teilnehmer sind bereit, den gefährlichen Weg auf sich zu nehmen. Wenn die Hupe ertönt, geht es los, also macht euch bereit für den Abflug!!!“ Viele gehörten zum Wind-Clan, aber es gab auch Teilnehmer, die auf Flugmaschinen zurückgriffen. Die Hupe wurde betätigt… Es war ein einziges Flügelrascheln, Knattern und Brummen und knapp 80 Teams stiegen in die Lüfte. Ihre Fracht schrie wie am Spieß. Vor dem Start war sie noch ganz ruhig gewesen, doch nun, da sie vom Boden abgehoben hatten, schien sie panische Angst zu haben. Schnell bereuten Fuuka und Jenna, froh darüber gewesen zu sein, dass Nanako die zu tragende Person war, denn zu allem Überfluss bemerkten sie, dass Nanako nicht nur Höhenangst, sondern auch eine panische Angst vor Gewittern hatte - zumindest, wenn sie so nah waren. „Nanako, halt die Klappe! Dir passiert nichts! Auf der Strecke wurden Blitzableiter angebracht und wir lassen dich auf keinen Fall los! Und vor den Fallen brauchst du auch keine Angst zu haben, die haben es nur auf die Flieger abgesehen! Reiß dich also zusammen!“, fauchte Jenna. Nanako tat wie geheißen und biss die Zähne zusammen. „Pfeil von rechts!“, schrie Fuuka. Sie wichen aus, doch schon kam der nächste aus der entgegengesetzten Richtung und streifte Jennas Arm, der augenblicklich anfing zu bluten. Sie flogen tiefer, um möglichen weiteren Pfeilen auszuweichen, doch genau das schienen die Veranstalter zu erwarten, denn jetzt gerieten sie in einen regelrechten Pfeilhagel. Den meisten Fallen konnten sie um Haaresbreite ausweichen, die nötigen akrobatischen Fertigkeiten hatten sie sich schon wegen der Auftritte angeeignet. Einige trafen sie aber auch, unter anderem blieb einer in Fuukas Arm stecken und sie hatte keine andere Wahl als ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht rauszuziehen. Nanako hingegen war unversehrt geblieben. Scheinbar hatten die Veranstalter vor dem Start darauf geachtet, alle Getragenen mit Schutzmaßnahmen vor den Fallen zu schützen. Was war das bloß für ein Wettkampf, bei dem die Teilnehmer umkommen konnten?! Jetzt verstand Jenna auch das hohe Preisgeld… Doch sie hatte keine Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Jetzt musste sie sich erstmal auf die noch vor ihnen liegenden Fallen konzentrieren. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was noch auf sie zukommen würde… Wie zur Antwort krachte Zentimeter vor ihrer Nase ein Blitz auf einen Blitzableiter am Boden. Das wurde also auch als Falle genutzt… Natürlich… Sie wechselte einen Blick mit Fuuka und die beiden flogen so schnell sie konnten durch den prasselnden Regen, der immer stärker wurde, sämtliche Geräusche außer dem grollenden Donner verschluckte und ihnen die Sicht raubte. Wie auf Kommando setzten sie ihre Fliegerbrillen auf. Um sie herum verschwammen die Berge im Regen zu einer einzigen matschigen Fläche. Sie flogen durch eine Bergenge und Felsstücke prasselten auf sie herab. Nanako schrie auf, wurde aber wegen den Schutzmaßnahmen verschont. Sie fragten sich, ob es den anderen genauso erging, entdecken konnten sie jedenfalls keinen um sich herum. Beim Start waren noch alle beisammen gewesen, jetzt konnte man kein einziges anderes Team mehr erkennen. Gerade als Jenna sich fragte, ob wohl schon jemand gestorben war, sah sie von vorne eine Bombe auf sich zusteuern. Mit einem kräftigen Flügelschlag manövrierten sie sich aus der Schussbahn und hörten ein paar Meter entfernt die Explosion. So ging es fast eine Stunde, sie wurden unter anderem fast von einem riesigen Felsklotz erschlagen, fast von fliegenden Messern erstochen und stürzten fast in die Tiefe der Bergschlucht, weil aus heiterem Himmel ein Netzt auf sie zufiel und sie beinahe mit sich gerissen hätte. Langsam wurde es ihnen zu viel und sie fieberten dem Ende entgegen. Jetzt konnte Jenna in einiger Entfernung Lichter erkennen und als sie sich näherten, entdeckten sie ein Banner mit der Aufschrift „Ziel“. Erleichtert setzten sie zu einem Blitzflug an, rechneten schon mit einer Falle auf den letzten Metern, aber es kam keine. Sie erreichten das Ziel und wurden mit Applaus von den Zuschauern begrüßt. Sogleich dackelte ein Mann an, der sie ins Sanitäterzelt führte, während Nanako sich auf den Weg zurück in die Herberge machte, um den anderen von diesem Abenteuer zu erzählen. Erst im Trockenen merkten sie, wie durchgefroren sie in Wirklichkeit waren. Auch ihre Verletzungen brannten jetzt 10mal so stark wie vorher. Der Notarzt besah sich Fuukas Pfeilverletzung. Er desinfizierte sie mit einem Spray, dessen Aufschrift sie nicht lesen konnte. Es brannte fürchterlich und Fuuka schrie kurz auf, biss dann aber die Zähne zusammen und ertrug es, als er grob einen Verband um ihren Arm wickelte. Die restlichen Verletzungen versah er mit Pflastern, nur ihre Kopfwunde und die Prellung, die er entdeckte behandelte er noch mit einem Verband. Jenna hatte etwas mehr Prellungen abbekommen und der Kopf blutete stark, wo sie der Steinschlag getroffen hatte. Sie befühlte ihren Verband, es schien noch alles mehr oder weniger dran zu sein, auch wenn ihr Kopf sich anfühlte, als würde er gleich explodieren. Der Arzt wischte ihr das Blut aus dem Gesicht, bevor die beiden sich bedankten und ins kühle Nass traten. Das Gewitter hatte noch kein bisschen nachgelassen. Sie waren in der kurzen Zeit noch nicht richtig trocken geworden und wurden auf dem Weg in die Herberge nur noch nasser. Zu allem Überfluss begann Jennas Fußknöchel, den sie sich scheinbar irgendwie verstaucht hatte zu schmerzen und sie begann zu humpeln. Im Eingang entdeckten sie zwei bekannte Gesichter: Ian und Kai… Fuuka stöhnte. Nur nicht die! Alle, nur nicht die! „Hi!“, begrüße Ian sie freudig. „Hi…“, maulte sie. Wenn sie dieses überheblich grinsende Gesicht schon sah, wurde ihr schlecht. „Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz!“ Fuuka horchte auf. Zweiter Platz? Aber wenn die beiden schon hier waren hieß das doch… „Ich hab’ doch gesagt, ihr seid keine Gegner für uns.“, flüsterte er Fuuka ins Ohr, die angewidert zurückwich. „Glückwunsch zum ersten Platz, sagte Jenna lächelnd, aber nicht ohne bedrohlichen Unterton. „Ich hätte ja aber nicht gedacht, dass ihr es tatsächlich schafft, so schnell ins Ziel zu kommen. Naja, dafür seht ihr aber auch ganz schön mitgenommen aus…“ Er besah sich ihre Verletzungen. Sein Bruder ergriff die Initiative, als er Jennas Knöchelverletzung sah und hielt sie von einem Moment auf den anderen in seinen Armen. Diese wurde rot und konnte nur noch Widerworte stammeln. Fuuka und Ian blickten ihnen hinterher. Ian wandte sich zu Fuuka um und kam auf sie zu. Sie hatte eine böse Vorahnung… „Komm gar nicht erst auf den Gedanken! Ich bin noch nicht mal verletzt! Bleib weg! Es gibt keinen Grund, mich - UAAAAH!!“ Kai trat mit Jenna in das Zimmer, in dem schon die anderen warteten, gefolgt von Ian, der Mühe hatte, Fuuka festzuhalten. Kai setzte die hochrote Jenna auf einem der Betten ab. Husky kam sofort auf sie zugestürzt. „Habt ihr das Geld?!“ „Wir haben nur den zweiten Platz gemacht…“, murmelte diese. Enttäuscht sah er sie an. „Und ich dachte, ihr wärt besser…“ Jetzt erst bemerkte er ihre Verletzungen. „Was hast du denn da gemacht?! Fuuka ist ja auch ganz hinüber!“ „Ich hab’ euch doch von dieser Mörderstrecke erzählt!“, mischte Nanako sich ein. „Die wollten sie bestimmt umbringen! Das war kein Wettbewerb, sondern versuchter Massenmord!!!“ „Du bist ja auch süß!“, bemerkte Ian nach kurzer Betrachtung. Sie war sichtlich geschmeichelt und murmelte etwas von „nett und echte Schönheit“. Endlich hatte er Fuuka losgelassen, die sich so schnell sie konnte in die gegenüberliegende Ecke flüchtete. Tayo zückte seine Weltkarte. Nun, da sie hier fertig waren, mussten sie überlegen, was ihr nächstes Ziel war. Als erstes mussten sie in Cellon ihre Vorräte auffüllen. Die Stadt, die als nächstes ihren Weg kreuzen würde, war Armes. Sie musste nach Haning. Die Prinzessin konnte nicht weiterhin ohne gefälschten Pass in der Welt rumlaufen und ein paar Bekannte von ihm, die welche anfertigten, lebten dort. Aber es war ein langer Weg bis dahin, zu lang seiner Meinung nach. Wenn sie Glück hatten würde es nur 3 Monate dauern, aber darauf wollte er sich nicht verlassen, denn der Weg durch die Berge war beschwerlich und sie mussten auch zwischendurch Rast machen, um ihre Show aufzufüllen und ein bisschen Geld zu verdienen. Von der Vorrätebeschaffung mal ganz abgesehen. Außerdem plante er einen Stop in Mizuka, wo es einige besonders wertvolle Schätze zu stehlen geben sollte. Er faltete die Karte wieder zusammen und steckte sie umsichtig zurück in seinen Rucksack. „Vorräte!“, befahl er Husky und Nanako. Fuuka und Jenna hingegen sollten sich ausruhen, damit sie schnell wieder fit waren, um bei der Überquerung der Berge zu helfen. Husky schnappte sich Nanako und trat mit ihr ins Freie. Es regnete… Husky fühlte sich wohl. Für ihn war es fast so, als würde er in kühles Wasser eintauchen. Die Tropfen rannen ihm übers Gesicht, als würde er gerade die Wasseroberfläche durchbrechen. Nanako schien es nicht so zu gefallen, aber das war ihm egal. Husky hatte einen ausgesprochen guten Orientierungssinn und kannte sich in Cellon schon recht gut aus. Einen Metzger fanden sie zwei Straßen weiter, der Bäcker befand sich schräg gegenüber. An einen Obsthändler konnte er sich nicht erinnern, weswegen er einen Passanten nach dem Weg fragte. Die Prinzessin stand ihm nur im Weg. Eigentlich machte es überhaupt keinen Sinn, dass sie mitkam. Er beschloss, dass sie ihm zumindest beim Tragen helfen sollte, auch wenn sie sich dagegen sträuben würde. Ihr Anführer wollte noch am gleichen Tag den Weg durch die Berge bestreiten. Sie verstauten ihre Einkäufe im Wagen und machten sich auf den Weg, den Rest der Gruppe abzuholen. Als sie durch die Tür traten prügelte Fuuka sich mit dem Mann, der sie getragen hatte. „Die Sachen sind im Wagen, wir können aufbrechen.“ Tayo nickte. „Mitkommen, helfen?“, fragte er zu den Brüdern gewandt. Die verstanden ihn nicht. Fuuka protestierte sofort und Husky übersetzte: „Ob ihr uns begleitet und uns helft, über die Berge zu kommen. Fuuka und Jenna sind ja verletzt und können gerade nicht wirklich mit anpacken.“ Sie überlegten, stimmten aber zu, da sie eh in die gleiche Richtung mussten. Einem Befehl ihres Anführers konnte Fuuka nichts entgegensetzen, also entschied sie sich dafür, Ian einfach nicht zu beachten. Mit Kai hingegen verstand sich jeder. Der Regen hatte sich etwas gelegt, jetzt nieselte es nur noch. Die Bergstraßen waren matschig und teilweise schlitterten sie eher den Weg entlang als dass sie fuhren. Ian saß im Wagen der Tantalus und starrte in den bewölkten Himmel. Er war überrascht, aber auch froh über das Angebot des Bosses gewesen. Er mochte diesen Straßenkünstlertrupp und hatte das Gefühl, dass es mehr damit auf sich hatte, als es den Anschein hatte. Außerdem wollten sie ebenfalls nach Armes. Er lehnte sich zurück und schlug Jenna vor, mit ihm Karten zu spielen. Jenna war müde, lehnte aber trotzdem nicht ab. Bevor sie aber zum Spielen kamen, hörten sie einen Schrei von draußen und im nächsten Moment kippte der ganze Wagen nach links. Ian rutschte mitsamt den Kisten, die die Vorräte beinhalteten, und den Tantalusmitgliedern an die Wand. Jenna reagierte sofort, stürzte sich zu ihrer Freundin Fuuka nach draußen und breitete ihre Flügel aus. Fuuka versuchte währenddessen, den abstürzenden Wagen wieder auf den Weg zu bringen. Doch ihr verletzter Arm hinderte sie daran, sich mit voller Kraft gegen ihn zu stemmen. Aber auch sonst wäre er mit all seinen Insassen zu schwer für sie allein gewesen. Sie war unheimlich dankbar für die Hilfe Jennas, die sich Sekunden später aus dem Wagen stürzte. Zusammen schafften sie es wenigstens, dass der Wagen nicht noch weiter absackte. Leider war auch die nicht ganz auf der Höhe… Plötzlich wurde er leichter und sie hievten ihn so schnell sie konnten den Abhang hoch. Fuuka sackte erleichtert zusammen und hielt sich den zitternden und schmerzenden Arm, schreckte aber gleich wieder hoch, als sie neben sich Ian entdeckte. Der grinste sie an. „Na, ’n Dankeschön wär ja wohl mehr als angebracht…“ „Glaubst du ernsthaft, ich würde mich bei DIR bedanken?!“ Fuuka hatte ihn schon so sehr ignoriert gehabt, dass sie ganz vergessen hatte, dass er und sein Bruder mit ihnen reisten. Natürlich war sie froh, dass der Wagen nun doch nicht abgestürzt war, trotzdem entsprachen ihre Worte der Wahrheit: Sie wollte sich einfach nicht bei einem dermaßen selbstgefälligen Kerl bedanken. Sie sah ihn aus bösen Augen an und verschwand wieder ans Steuer. Im Gehen bekam sie gerade noch mit wie Jenna sich stattdessen bedankte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)