Ladylike von Itachigirl (Eine Wette mit Folgen...[Ergebnis der Umfrage steht fest!]) ================================================================================ Kapitel 5: Tarzan and Jane -------------------------- Tarzan and Jane Es gibt Dinge im Leben. Gewisse Dinge. Der ein oder andere wird wissen, wovon ich rede. Ja, es gibt sie, diese Dinge, die man freiwillig nie erleben würde. Aber wie das so ist, erlebt man sie ganz unfreiwillig. Aber mal ehrlich: Sind es nicht diese Dinge, die gerade mir immer wieder passieren? Natürlich. Weil ich einen verdammt beschissenen Alltag habe! Das liegt aber nicht an mir. Himmelherrgott, ich wäre ja schon ziemlich erbärmlich, wenn ich sagen würde, dass ich daran schuld bin. Natürlich nicht. Diesen ganzen Mist verschulden nur meine durchgeknallten Mitmenschen! Wenn ich einmal ehrlich zu mir selbst war - und das passiert mir ständig -, dann fing mein Tag schon ziemlich beschissen an. Nicht nur, dass in der Nacht ein ziemlich verrückter Bitchfight zwischen zwei Katzen draußen stattgefunden hatte, und das mir meinen Schlaf geraubt hatte, nein, er ging auch ziemlich aussichtslos weiter. Kaum hatte ich mich für die Schule fertig gemacht und wollte meine Wohnung verlassen, klopfte irgendein Verrückter an meine Tür. Naja, was sollte er auch sonst machen? Schließlich war meine Klingel immer noch kaputt... Aber man klopft nicht einfach so morgens an meine Tür. Warum? Man macht es einfach nicht. Als hätte ich seinen Anblick in den letzten Tagen nicht lange genug ertragen müssen, stand Hidan mit einer echt fiesen Visage vor meiner Tür. Was würdet ihr denken, wenn euer erster Anblick, wenn ihr eure Haustür morgens aufmacht, ein total mies gelaunter Hidan wäre? Ganz genau, Verpiss dich, Arschloch. Nichts gegen Hidan. Nein, irgendwie mochte ich ihn ja sogar, schließlich waren wir so was wie seelenverwandt. Aber morgens vor der Schule wollte ich nicht schon von den Akatsukis belästigt werden! „Ähm, Hidan... was verdammt noch mal willst du hier?“ Er sah mich verständnislos an. Na super... Der war ja noch schlechter drauf als ich. Und das stand ihm absolut nicht zu! „Du hast nicht aufgemacht“, meinte er nur mit ernster Miene. „Idiot. Ich wollte nicht wissen, was du hier machst. Ich habe dich gefragt, was du hier machst.“ Wenn er vorher schon geistig verwirrt war, dann kapierte er spätestens jetzt gar nichts mehr. Ich musste die Frage also anders stellen. Mann, ich hasste es, wenn sie nicht rafften, was ich wollte! „Vergiss es. Warum stehst du schon morgens um halb Acht vor meiner Haustür?“ „Ich wollte dich zur Schule abholen“, sagte er mit der Schulter zuckend. Nur für das Protokoll, Hidan war bereits alt genug, um nicht nur ein Auto zu besitzen, sondern es auch zu fahren. Praktisch. „Warum solltest du das tun?“ „In meinem Horoskop stand, ich soll heute eine gute Tat vollbringen.“ Wow, OK. Damit hatte ich nicht gerechnet. Dass er einer von der Sorte war. „Sag mal bist du abergläubig oder was? Ist ja nicht zu fassen... Aber so was steht doch in keinem normalen Horoskop, oder? Ich meine, meistens stehen da Sachen wie 'Heute ergeben sich gute Flirt-Gelegenheiten', oder?“ Ja, ich gebe es zu. Ab und an lese ich auch mal mein Horoskop. Früher hatte ich sogar mal darauf geschworen, aber dann hatte ich gemerkt, dass die einen erbarmungslos verarschen. Ist so eine Glaubenssache, denke ich. „Jashinisten haben ein spezielles Tageshoroskop“, erklärte er. Von dem Wort 'Jashinisten' hatte ich schon mal was gehört, aber so richtig wusste ich nicht, was es war. Nur, dass es irgendeine spezielle Gruppe war, der Hidan angehörte. Daran hatte ich die ganze Zeit über gar nicht gedacht. „Ist das so was wie 'ne Sekte?“ Sofort erfasste mich Hidan mit seinem Noch-ein-Wort-und-du-bist-tot-Blick. „Der Jashinismus ist eine Religion! Wir glauben an den einzigen und wahren Gott Jashin. Wir glauben an seine Güte und das ewige Leben. Unsere Traditionen sind heilig!“ Oh, verdammt! Da wurde wohl jemandem das Gehirn waschen... Aber wenigstens wusste ich jetzt, dass das wohl eher sein Stell-meinen-verrückten-Glauben-nicht-in-Frage-Blick war. Auch schön. “Weißt du was?” Ich sah Hidan grinsend an. Von mir aus könnte er mich jeden Morgen mit dem Auto zur Schule kutschieren. „Was auch immer das für eine Religion ist, sie gefällt mir. Naja, nicht dass ich da jetzt beitreten will oder so, aber so was könnte echt öfter in deinem Horoskop stehen.“ Also nahm mich Hidan mit dem Auto mit. Ein silberner Schlitten, dessen Marke und Name ich nicht kannte. Ich meine, wozu bin ich ein Mädchen? Ich kann zwar fluchen, aber mit Karren muss ich mich nicht auskennen. Auf jeden Fall war er teuer, das konnte ja selbst ich sehen. Woher Hidan so viel Geld hatte, sei jetzt mal so dahin gestellt. Vielleicht steckte hinter diesem ganzen Jashinismus-Dings ein milliardenschwerer Öl-Scheich, der jedes Mitglied für sein Vertrauen bezahlte. Unwahrscheinlich, aber bekanntlich ist ja nichts unmöglich. Gerade als ich dachte, dass der Tag langsam besser zu werden schien, sahen Hidan und ich uns auf dem Schulhof mit Gai konfrontiert. So viel einem besseren Tag, der langsam dahinschwand. Ja ja, der gute Gai war immer für eine überraschende Belästigung gut. „Irgendwas an Ihnen ist anders“, stellte Hidan fest, nicht freudiger erregt über diese Zusammenkunft als ich. „Er sitzt in einem Rollstuhl“, erfasste ich das Offensichtliche. Gai schob seine viel zu buschigen Augenbrauen aufeinander zu. „Es ist ein elektrischer Rollstuhl“, erklärte er, und betätigte zur Demonstration einen Knopf, woraufhin er einmal um Hidan und mich herumfuhr und dann wieder zum stehen kam. „Seht ihr?“ „Wozu brauchen Sie den?“ Eigentlich interessierte es mich nicht. Eigentlich. „Ihr wisst doch, mein Hüftgelenk“, sagte er. Hey, warum er mich dabei ansah, wusste ich beim besten Willen nicht! Schließlich war Hidan derjenige, wegen dem Gai auf sein Steißbein geflogen war. Was konnte ich für die Aggressionen eines Jashinisten? „Was ist mit den Krücken?“ „Ach, diese Anstrengerei geht mir auf die Nerven. Das hier ist praktischer und bequemer.“ Hidan und ich beäugten ihn skeptisch. Wovon redete er da? Der normale – okay, was heißt hier der normale – Gai scheute nicht die kleinste Anstrengung und ging jeden Meter seines Lebens mit purem Ehrgefühl. Was wollte er mit einem elektrischen Rollstuhl? „Was ist mit der Kraft der Jugend?“, fragte Hidan. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich antwortete für Gai. „Die Kraft der Jugend hat herausgefunden, dass die Kraft des Alters auf dem neusten Stand der Technik ist.“ „Aber ich bitte euch, Kinder“, widersprach er, „Das hier ist die Kraft der Jugend. Schnell und praktisch.“ Da ich die Unterhaltung nicht noch länger führen wollte, winkte ich ab. „Naja, also dann… Ihnen noch viel Spaß bei was auch immer Sie jetzt machen.“ Ich blickte den Kerl an, der neben mir stand. „Komm’ schon.“ Am Schuleingang trafen Hidan und ich auf Madara. Er nickte uns nur kurz stumm und teilnahmslos zu, und schloss sich uns schließlich an. Mal ehrlich, hätte ich eine andere Begrüßung erwarten können? Ja. Hätte es was genutzt? Nein. Wollte ich wissen, warum das so war? Unbedingt! Aber dafür hing ich noch nicht lange genug mit den Akatsukis rum, also war es ja irgendwie klar, dass ich manche kranken Verhaltensweisen von denen nicht verstand. Man kann sich seine Freunde ja nicht aussuchen. Okay, kann man schon, aber egal. Jedenfalls dachte ich, der Morgen könnte ganz gut werden, jetzt, wo ich mit Hidan und Madara Uchiha durch die Korridore der Konoha High spazierte. Ja, manche Schüler warfen mir sogar bewundernde und neidische Blicke zu (Okay, die meisten Blicke waren wohl Flirt-Offensiven gegen Madara, aber so was ließ ihn ja für gewöhnlich kalt). Allerdings spazierte da etwas durch die Schule, das mir ganz und gar nicht gefiel. Nun ja, es spazierte nicht, sondern unterhielt sich gerade mit unserer lieben Rektorin Tsunade. Moment mal – was?! Noch in dem Moment, als ich bemerkt hatte, wer sich da mit der alten Tsunade unterhielt, lotste ich Hidan und Madara etwas unsanft in die Abstellkammer, die sich zu unserer Linken befand, und schloss die Tür lautlos. Okay, es war sicherlich der Traum vieler Mädchen dieser Schule, mit Hidan und Madara Uchiha mal in einer Besenkammer zu landen, aber diese Umstände waren eher weniger romantisch. „Sag mal, Pinky, bist du jetzt total durchgeknallt oder was?!“, beschwerte sich Hidan lautstark, der wahrscheinlich alles, nur nicht das erwartet hatte. Seine Reaktion überraschte mich nicht, denn ich hätte genauso reagiert. Madaras Reaktion überraschte mich aber auch nicht, weil er wie immer die Ruhe selbst war. „Das solltest du uns allerdings erklären“, meinte er schon fast etwas belustigt. Ich hielt mir den Zeigefinger vor den Mund. „Hey, ganz ruhig Jungs“, flüsterte ich. „Da draußen steht Tsunade.“ Okay, das war untertrieben. „Und deswegen machst du so einen verdammten Pussyaufstand?! Weil die alte Tsunade draußen rumsteht?!“, meckerte Hidan nicht ganz so leise, wie ich mir das gewünscht hätte. „Er hat Recht. Das erklärt nicht, warum du uns in diese… Kammer geschoben hast“, sagte Madara in angemessenem Ton. Dabei konnte er sich ein anzügliches Grinsen nicht verkneifen. Oha, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. „Ich hab meine Gründe, okay?“ Hidan grinste nun auch, aber es war kein perverses, sondern ein hämisches Grinsen. „Tja, ist mir scheißegal, ob es gute oder schlechte Gründe sind, tritt deinen Problemen selbst in den Arsch.“ Daraufhin packte er mich etwas unsanft am Arm, öffnete die Tür der Kammer und schubste mich mit einem Ruck heraus. So ein Mist, dagegen konnte ich mich nicht wehren. Tja, und dann hatte ich auch schon die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden: Die von Tsunade und… nun ja. Jetzt stand ich also Auge in Auge mit dem anderen, größeren Übel: Meiner Oma. Oh Gott, was machte diese durchgedrehte Frau nur hier, in meiner Schule?! Und verdammt noch mal – was redete sie da mit Tsunade? Ausgerechnet! Ich denke, eine Erklärung für mein wertes Publikum wäre nun angemessen, also erläutere ich kurz einmal das Problem: Meine Großmutter ist bereits seit ich denken kann völlig geisteskrank, und das behaupte nicht nur ich. Nur um jetzt einmal einen Teil der langen Warum-meine-Großmutter-Verrückt-Ist-Liste aufzuzählen: Die Frau ist eine Trinkerin. Wenn ich meinen Auswanderer-Eltern Glauben schenken darf, - und das tue ich in diesem Fall – dann ist sie schon ihr ganzes Leben lang versoffen. Nur, dass das nie jemand so richtig wahrgenommen hat, weil sie schon von Natur aus durchgeknallt ist. Laut meinem Vater, der zu seinem (und meinem) Leidwesen ihr Sohn ist, war sie schon mindestens zehnmal in einer Entzugsklinik. Dort dürfte sie auch die letzten fünf Jahre gewesen sein, in denen ich sie nicht gesehen hatte – und darüber war ich nicht wirklich betrübt. Das zweite Problem war ihre Kleptomanie, die meine Mutter bemerkt hatte, als aus irgendeinem unerklärlichen Grund unser Silberbesteck verschwunden war, das ein Erbstück meiner anderen Großmutter gewesen war. Da ich ja schlecht unser eigenes Silberbesteck gestohlen haben konnte, obwohl es im Nachhinein wirklich eine brillante Idee war und es mich ärgerte, dass ich nicht drauf gekommen war, kam nur noch meine Oma als Täterin in Frage. Seit diesem Vorfall fragte ich mich ernsthaft, ob meine alljährlichen Weihnachtsgeschenke nur geklaut waren. Sie hatte immer gesagt, zu meinem achtzehnten Geburtstag würde sie mir ein Auto schenken – fraglich nur, wie ihr Plan dazu aussah. Ich meine, einen Neuwagen klauen? Es ist ja nicht so, als wäre es unbedingt leichter, einen Gebrauchtwagen zu stehlen… Jedenfalls hatte diese Frau eine Menge Probleme, was mich nun zu der Annahme brachte, dass ichein Problem hatte. Diese alte alkohol – und klausüchtige Lady war in diesem Moment nämlich hier. In meiner Schule. Mist. „Sakura, meine Güte! Schätzchen, bist du groß geworden!“ Okay, sie stürmte auf mich zu. Jedenfalls war es das, was man bei einer alten Frau mit motorischen Schwierigkeiten noch schnelles Gehen nennen konnte. Himmel, die Gute war bestimmt schon an die sechzig und war ihr ganzes Leben lang alkoholsüchtig! Ich streckte fast schon panisch die Arme nach vorne, um einen gewissen Sicherheitsabstand zu erhalten, der auch bitternötig war. Wer konnte denn schon wissen, ob das, was auch immer sie hatte, ansteckend war? „Whoa, schön langsam, Oma“, sagte ich leicht schockiert. „Was machst du hier?“ Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Hidan und Madara mich gerade beobachteten. Naja, zumindest Hidan, da Madara ja so ziemlich alles am Arsch vorbei ging. Aber so ein Spektakel würde ich mir auch nicht entgehen lassen. Ein Glück, dass sie meine Großmutter nicht kannten. „Ach Schätzchen, es ist so wunderbar, dich wiederzusehen“, sagte sie freudig und ich schätzte die Chancen einer möglichen Flucht ab durch die Mitte ziemlich gering ein. Ein ‚Gleichfalls’ war vielleicht jetzt angebracht, aber ich konnte mich dazu nicht wirklich zwingen. „Okay, aber… Was machst du hier?“ Ich glaube, diese Frage hatte ich am heutigen Tag schon sehr oft gestellt, und irgendwie kam ich mir ziemlich blöd dabei vor. „Ich wollte meine Lieblingsenkelin nach all der Zeit mal wieder besuchen.“ „Ähm… Ich bin deine einzige Enkelin“, stellte ich nüchtern fest. Das Wortspiel kann an dieser Stelle natürlich jeder, der die Hintergründe kennt, problemlos verstehen. Nüchtern. Haha. Wäre ich nicht in dieser Situation gewesen, hätte ich das witzig gefunden. „Ja, aber du bist auch meine Lieblingsenkelin.“ Diese Liebeserklärung fand ich an dieser Stelle nicht sehr romantisch, aber es schmeichelte doch meinem Image, dass ich die Lieblingsenkelin einer Säuferin war. Das mit der Verbrecherin sei jetzt mal eben so dahingestellt, schließlich hatte man ihr nie irgendetwas konkret nachweisen können. Das brachte mich zu der Überlegung, wo sie all ihr Diebesgut versteckte. Bei Gelegenheit würde ich als ihre ‚Lieblingsenkelin’ einmal darauf zurückkommen. Aber nun musste ich sie erst einmal loswerden. „Und das ist wirklich alles?“ Versteht mich nicht falsch, aber ich denke nicht, dass sie nur gekommen war, um mich zu sehen. Das hätte sie trotz der vergangenen Zeit auch nach meinem Schulalltag tun können. „Nun ja, also natürlich bin ich auch hier um…“ So, jetzt war es soweit. Jetzt haute sie richtig einen raus. „… um meine alte Freundin Tsunade zu treffen.“ Oha, das war jetzt aber ein dicker Fisch. Jetzt wurde mir Einiges klar… Ich meine: Keiner wusste, wie alt Tsunade wirklich war, weil Botox die Wahrheit verfälscht hatte, deshalb war es rein theoretisch möglich, dass sie im selben Alter wie meine Großmutter war, die allerdings mehr Falten im Gesicht hatte. Ein weiterer Grund war Tsunades eigene Alkoholsucht. Immerhin bunkerte sie in ihrem Rektorenpult tonnenweise Sake, das wusste an dieser Schule jeder. Das führte mich zu folgender (sehr erschreckenden) Erkenntnis: Meine Oma und Tsunade waren Saufkumpanen! „Süß“, würgte ich geschockt hervor. Womit hatte ich das verdient? Meine durchgeknallte Großmutter und die Botoxlady, die traurigerweise meine Rektorin war? Heute war ein Scheißtag. Wie schön, dass Hidan in diesem Moment nicht meine Gedanken hören konnte. „Schätzchen, Tsunade hat mir von dieser kuriosen Wette erzählt“, fing sie plötzlich an, und ich hatte plötzlich das Bedürfnis, der Schulleiterin das Botox aus der Visage zu schlagen. „Ich kann mir lebhaft vorstellen, wo das gewesen ist…“, murmelte ich vor mich hin. Wörter wie Bar, Puff und Swingerclub schwebten mir dabei vor meinem inneren Auge herum. „Jedenfalls würde ich mir wünschen, dass du in nächster Zeit mal bei mir vorbeischaust. Ich habe nämlich jetzt eine Wohnung in der Gegend. Ich würde mich wirklich über deinen Besuch freuen.“ Auch das noch. Diese Verrückte wohnte jetzt auch noch hier? Hier in Osaka? Wo ihre Entzugsklinik doch so schön weit weg gewesen war… „Seit wann bist du eigentlich aus der Entzugsklinik raus?“ Das war zwar jetzt ziemlich direkt, aber ganz ehrlich, so bin ich nun einmal. „Seit ich trocken bin“, antwortete sie geziert und total aus dem Häuschen. „Schon wieder?“ Ich bin mir sicher, ich klang ziemlich ungläubig, denn Tsunade starrte mich entsetzt an. Alte Trinkerin. „Diesmal bin ich wirklich trocken.“ Aber sicher doch. Sie war schon die letzten zehn Male wirklich, wirklich trocken gewesen. So trocken wie ein Teich in der Wüste, hatte sie mal gesagt. Nur, dass es keine Teiche in einer Wüste gab und ich den kranken Humor von Alkoholikern nicht teilte. „Naja, dann mal herzlichen Glückwunsch, Großmütterchen“, sagte ich fix, um das Gespräch zu beenden. „Jedenfalls muss ich jetzt wieder in den Unterricht.“ Tsunade schien über meinen plötzlichen Sinneswandel sehr begeistert. „Kommst du mich denn besuchen?“ „Vielleicht“, meinte ich. „Bei Gelegenheit. Aber du weißt ja, die Zeit bei mir ist dünn gesät. Ich meine, Fulltimejob und so. Naja, mach’s gut.“ Ich umarmte sie einmal kurz, um Tsunade zu besänftigen, da ihre Miene echt fies aussah, und schließlich machte ich kehrt. Da ich das ungute Gefühl seit zwei Minuten nicht loswurde, dass mich jemand verfolgte, drehte ich mich um, als ich an einen nicht so überfüllten Platz gelangte. Hidan und Madara waren mir gefolgt, was mich nicht wirklich überraschte. Der Ausdruck auf Hidans Gesicht wirkte so, als hätte ich gerade das S-Wort gesagt, während Madara ziemlich ungläubig dreinblickte. „Was?“ Man konnte sehen, dass Hidan sich ein Grinsen verkniff. „Was war das denn für ’ne Aktion gerade?“ „Das war meine Großmutter“, erklärte ich verhältnismäßig gelassen. „Und was hattest du für ein Problem, Schätzchen?“ Als er fertig war, brach er in Hidan-Gelächter (Also in das Gelächter eines Wahnsinnigen) aus. Wie wunderbar. Dank meiner Großmutter hatte Hidan nun also einen neuen Spitznamen gefunden. So ein verschissener Mist! „Ihr wollt die Kurzversion? Meine Oma ist eine kleptomanische, alkoholabhängige Irre, die mir scheinbar das Leben zur Hölle machen will, falls ihr Jungs von der Akatsuki das nicht schafft.“ „Klingt doch super, Schätzchen“, gluckste Hidan. „Hidan“, knurrte ich. Dieser Typ machte mich wahnsinnig! „Wenn du mich noch ein verdammtes Mal so nennst, dann erzähle ich meinem alten Großmütterchen, dass du zu Hause eine Minibar hast.“ Es sollte eigentlich als Drohung rüberkommen, aber ich habe so das Gefühl, dass das bei Hidan nicht so deutlich wurde. „Weißt du, Schätzchen, ich wollte schon immer mal mit deiner durchgeknallten Omi einen heben. Und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, woher du das hast, dein Verhallten…“ „Halt die Klappe, du behinderter Jashinist!“ „Stell meinen Glauben nicht in Frage, Pinky!“ „Auszeit“, meldete sich Madara zu Wort. Hidan mochte mich mit seinem Verhalten auf die Palme bringen, aber das ging ja absolut gar nicht. „Was ist denn los?“ „Ach Scheiße, ich muss in den Unterricht… Das Schlangenface macht mich fertig, wenn ich das zehnte Mal zu spät komme“, fluchte Hidan, und ich war der läutenden Schulglocke in diesem Moment sehr dankbar. „Ciao, Schätzchen“, verabschiedete er sich, und ich freute mich, dass er Orochimaru in Mathe hatte, obwohl ich ihm liebend gerne meinen Schuh an den Hinterkopf geworfen hätte. Dann hätte ich aber nur noch einen Schuh gehabt. So blieben Madara und ich also zurück, und ich war froh, dass Madara nicht ganz so behämmert war wie Hidan. Aber irgendeine Macke musste er ja haben, das würde ich noch herausfinden. „Die versoffene Haruno ist deine Großmutter?“ Ich starrte ihn ungläubig an, als hätte ich nicht verstanden, was er gesagt hatte. Natürlich hatte ich das sehr wohl. „Hast du sie gerade ‚Versoffene Haruno’ genannt?“ „Natürlich. Deine Großmutter ist ziemlich berühmt, weißt du das? Selbst ich weiß von den Geschichten über sie.“ Oh. Okay, nicht gut. Katastrophenalarm! „Es gibt Geschichten über sie?“ Ganz ehrlich? Alles andere hätte mich auch gewundert. Als sie früher hier gewohnt hatte, bekam der ein oder andere sicherlich schon mal die ein oder andere Eskapade von ihr mit. Dass Madara davon wusste, überraschte mich allerdings. „Sicherlich. Zum Beispiel die Geschichte, als sie im Oni an der Stange…“, erzählte er ungerührt, bevor ich ihn schleunigst unterbrach. „Whoa, weißt du was? Verschone mich mit den verschissenen Details. Ich glaub ich muss sonst kotzen…“ Mit diesen Worten verabschiedete ich mich selbst in den Unterricht. Sportvertretung mit Anko. Es konnte ja nur noch besser werden… Das hoffte ich jetzt zumindest mal. „So ihr kleinen Faulpelze, jetzt wird’s Zeit, dass mal ein bisschen Aktion in euren langweiligen Alltag kommt!“ Wenn diese verrückte Militärchefin gewusst hätte, wie viel ungewollte Aktion mein Tag heute schon gehabt hatte… Zu allem Überfluss hieß es heute wieder einmal Gemeinschaftssport. Im Klartext: Ich war eine der Glücklichen, die dem regulären Unterricht eines Sportkurses beiwohnen durften. Dem Sportkurs von Deidara und Sasori. Womit hatte ich diese ganzen Tiefschläge verdient? Erst Gai, dann meine Großmutter, bis hin zu Anko und jetzt Sasori und Deidara? Gott, wann war mein Leben bloß so kompliziert geworden? Achja, die Geschichte mit der Wette wollte ich ja verdrängen… Wir befanden uns in dem Sportraum, in dem diese beängstigenden Seile von den noch beängstigenderen, hohen Decken hingen. Oh lieber Gott, bitte nicht. „So Leute, heute wird’s extrem! Jeder von euch klettert jetzt einmal da rauf, und ich hoffe, dass ihr da auch wieder runterkommt“, meinte Anko mit dieser fiesen Generalstimme. Ich wollte mir gerade wirklich in die Hose scheißen, aber ich glaube, dass wäre nicht so gut angekommen. Ich gehöre nicht wirklich zu den sportlichsten Leuten der Schule. Ich habe kein Talent für’s Laufen, Klettern, Werfen, Turnen, Springen oder sonstiges. Alle Schüler stellten sich in drei Reihen vor den jeweils drei herabhängenden Seilen auf. „Na Kleine, da geht dir ganz schön die Muffe, was?“ Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Sasori neben mir stand. „Mach ihr nicht noch mehr Angst, hm“, meinte Deidara, der sich auf der anderen Seite neben mir befand. Ich denke, er wollte mich einfach nur besänftigen, damit ich Sasori keine runterhaute. Das wäre ja sozusagen ein Rückschritt in Sache ‚Wie mache ich Sakura zur einer echten Lady?’. Aber ganz ehrlich: Was brachte es, wenn ich solche Sachen nicht tat, sie aber immer noch gerne tun würde? Ich meine, dann war ich ja trotzdem keine Lady, weil ich die falschen Gedanken hatte. Außerdem würde Deidara die Wette ja sowieso nicht gewinnen. „Ich bin wieder unten, bevor du überhaupt am Seil hängst“, provozierte der Rotschopf. „Jetzt hör mir mal zu, Pumuckl, das hier ist kein beschissener Wettbewerb!“, fauchte ich zurück. Unterdessen standen vor uns nur noch jeweils die drei Leute, die vor uns da hoch mussten. Gott bewahre… das hier war mein ganz persönlicher Alptraum. Ich würde also zusammen mit Sasori und Deidara klettern müssen – war das nicht schon immer mein Traum gewesen? „So, die Nächsten“, kam es von Anko. Hilfe. „Auf geht’s, Pinky“, lachte Sasori. „Ganz ruhig, Roter“, konterte ich. Nun ja, ich ließ jetzt einfach mal außer Acht, dass jeder hier uns zusah, inklusive Silikon-Busenwunder Ino und ihrem Gesindel. Aber wir mussten ja bereits an die Seile. Ich versuchte, mich zusammenzureißen, weil ich mir vor allem vor Sasori keine Blöße geben wollte. Schließlich hatte ich eine ziemlich starke Rechte, also durfte es mir ja nicht an Kraft mangeln. Apropos Kraft: Wie war das noch gleich mit der Kraft der Jugend? Ich hing mich also an das Seil, und war auch gar nicht so schlecht, wie ich zunächst gedacht hatte. Sasori und Deidara waren ein wenig weiter oben als ich, aber mir ging es ja nicht um Schnelligkeit. Sasori war klar der Schnellste, denn jetzt, wo er richtig aufdrehte, war er schon wieder auf dem Weg nach unten, während Deidara und ich gerade erst das obere Ende des Seil erreicht hatten. „Du siehst aus wie Tarzan, hm“, rief Deidara Sasori zu. Sollte wohl ein Kompliment sein, obwohl ich nicht stolz darauf gewesen wäre, mit Tarzan verglichen zu werden. Vielleicht wusste Deidara ja gewisse Dinge, die ich nicht wusste und auch nicht wissen wollte… „Und du siehst aus wie Jane!“ Als Sasori das ausgesprochen hatte, sorgte irgendeine höhere Gewalt (wahrscheinlich Gott) dafür, dass ich derart lachen musste, dass sich mein Griff automatisch von dem Seil löste, und ich – naja -, in die Tiefe stürzte. Ganz so dramatisch war es jetzt nicht, aber ich verlor meinen Halt und fiel etwas weiter nach unten, bis ich glücklicherweise Halt an dem Seil fand, an dem Deidara hing. Ich packte sofort zu, weil ich sonst wahrscheinlich durch Genickbruch gestorben wäre. Noch geradeso erwischte ich Deidaras Seil, das nun ganz schön ins Schwanken geriet: „Ohhhh, verdammte Scheiße!“ Ich zappelte hilflos am Seil, und fand keinen richtigen Halt mehr. Ich konnte mich gerade noch so festhalten, dass ich nicht runterfiel. „Ey, hm!“ Diese unglaublich poetische Aussage kam von Deidara, der etwas weiter über mir hing, und dem meine Ausdrucksweise wohl nicht gefiel. Aber das hier war eine Notsituation, also durfte ich verdammt noch mal so viel fluchen, wie ich wollte! „Halt die Klappe, Jane, du bist nicht fast abgestürzt!“ „Wenn du weiter so rumzappelst, dann stürzen wir, hm, beide ab“, bemerkte Deidara angefressen. „Was soll ich denn bitte machen?! Ich bin froh, dass ich noch lebe! Und es wäre echt super, wenn das so bleiben würde!“ „Hm, wenn du willst, dass das so bleibt, dann klettere doch mal nach unten“, schlug er vor, was gar nicht so abwegig war. Nur mein Problem war: Wie? „Ich hab aber keine Kraft mehr!“ „Wenn du genug Kraft hast, um dich da halten zu können, dann hast du auch genug, um da runter zu kommen! Ich will nicht ewig hier hängen, hm“, raunte der Blonde mir zu. Okay, einen Versuch war’s ja wert. Mehr als sterben konnte ich ja nicht, was unglaublich beruhigend war. Ich versuchte also, mich langsam nach unten sinken zu lassen, wobei ich merkte, dass ich doch weniger Kraft hatte, als ich dachte. Ungefähr zwei Meter über dem Boden verließen mich meine Kräfte, du ich fiel zu Boden. Dabei kam ich sehr unsanft mit meinem Hinterteil auf, was höllisch wehtat. Da es echt wehtat, blieb ich erst mal liegen und schrie… „Auu, scheiße, mein Arsch!“ Ino und ihre Clique sahen mich sowohl herablassend als auch genüsslich an. Na super. „Glotzt nicht so blöd“, zischte ich, während ich dachte, ich wäre von nun an die Hüfte abwärts gelähmt. Immerhin war nichts gebrochen – zumindest nahm ich das an -, da meine Beine nicht so komisch in alle Richtungen abstanden. Es war eben nur der Hintern. „Ihr könnt euch umziehen gehen“, kommandierte Anko, und die meisten machten sich sofort auf und davon, weil es jetzt nicht mehr viel zu sehen gab. Das Highlight hatten sie ja mitbekommen. Unterdessen war Deidara unten angekommen, und erschien über mir, genau wie Sasori. Ich lag immer noch auf dem Rücken wie ein Toter. „Alles klar, hm?“ Ich war gerade zwei Meter von einem Seil in die Tiefe gefallen und er fragte ernsthaft, ob mit mir alles klar war? „Ein Scheiß ist klar! Das ist doch alles nur deine Schuld!“ „Tja Pinky, ich wusste, dass so was passiert“, meinte Sasori belustigt. „Halt die Klappe, Tarzan!“ Mein schmerzender Steiß erinnerte mich gerade sehr unfreiwillig an Gai. „Hey Jane“, sagte ich zu Deidara. Sasori musste schon dabei grinsen. „Bring mir den elektrischen Stuhl.“ „Du willst die Todesstrafe? Wieso das denn, hm?“ „Nein du Vollidiot! Ich meine den Rollstuhl von Gai“, erklärte ich. „Gai hat ‚nen Rollstuhl, hm?“ „Ja, wegen seinem Steiß.“ „Ich denke, wir bringen dich ins Krankenzimmer“, wandte Sasori ein. „Mal wieder.“ „Na herzlichen Dank auch.“ Auf dem Weg ins Krankenhaus wurde ich von beiden gestützt, und es tat immer noch höllisch weh. Fand mein Leidensweg denn nie ein Ende? „Weißt du, das hatte schon was Ästhetisches, als du da abgestürzt bist“, kam es auf einmal von Sasori. „Bist du jetzt total bescheuert?“ „Er hat Recht, hm. Ich hab runter gesehen, und das wirkte fast wie Kunst“, antwortete Deidara. „Die Kunst des Fallens oder was? Seid ihr eigentlich vollkommen durchgeknallt?“ Wartet, streicht das, diese Frage lohnt sich nicht. „Kunst ist ein kurzer Moment, mit einem Knall in der Vollendung, hm“, sagte Deidara. „Ich glaube, der Einzige, der hier ‚nen Knall hat, bist du.“ „Stimmt, Kunst ist die Ewigkeit. Das weiß ja wohl jeder“, wandte Sasori ein. Das durfte doch wohl nicht wahr sein – die unterhielten sich jetzt über Kunst?! „Ach, sei still! Wie heißt es doch so schön? Art is a bang, yeah!“ „Kunst ist Ewigkeit.“ „Kunst ist ein kurzer Moment, hm!“ „Ewigkeit.“ „Moment.“ „Ewigkeit!“ „Moment, hm!“ Das konnte man ja im Sterben nicht aushalten! „Hey“, fiel ich ihnen ins Wort. „Tarzan, Jane – haltet die Klappe!“ „Weißt du was“, sagte Deidara plötzlich, als wir (ohne weitere Kunstdebatten) beim Krankenzimmer ankamen. „Nach dem Unterricht hab ich noch eine kleine Überraschung für dich, hm.“ Wie herzergreifend. „Bitte keine bösen Überraschungen mehr…“ Es langte für heute. „Es ist keine böse Überraschung, hm.“ „Überraschungen sind grundsätzlich böse“, antwortete ich. „Du wirst dich sicher freuen, hm!“ „Aber klar doch…“, murmelte ich, während ich ins Krankenzimmer humpelte. Mal wieder. ___________________________________________________~* Sorry, Sorry, Sorry! Ich habe so unendlich lange für dieses Kapitel gebraucht und das tut mir super super leid! Ich glaube das hier zeugt ein bisschen von mangelnder Inspiration, aber ich hoffe, dass ihr mir das ein wenig verzeiht, und euch dieses Kapitel trotzdem gut gefallen hat :-) Kritik und Kommentare sind wie immer erwünscht. Danke für eure Geduld / euer Verständnis Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)