Ach, wäre ich doch... von Akai-chan ================================================================================ Kapitel 1: Ach, wäre ich doch... -------------------------------- Es ist wieder soweit: Mit verweinten Augen stehst du vor meiner Tür und suchst Trost. Suchst eine Schulter zum Anlehnen und ich gebe dir gern meine. Mit besorgtem Gesichtsausdruck mache ich den Weg in meine Wohnung frei. Du kommst herein und nachdem ich die Tür wieder geschlossen habe, nehme ich dich behutsam in den Arm. Ein Schluchzen deinerseits folgt und ich versuche dich mit Worten irgendwie wieder zumindest ein bisschen zu beruhigen. Innerlich seufze ich auf. Ich muss gar nicht erst nachfragen, was los ist. Ich weiß es auch so. Er war es wieder. Er hat wieder irgend etwas dummes und verletzendes gesagt oder getan. Genau so, wie jedesmal. Es ist immer dasselbe. Dabei war es anfangs so harmonisch zwischen euch. So... perfekt. Doch jetzt ist alles anders. Regelmäßig kommst du wegen ihm zu mir und weinst dich aus. Und trotzdem liebst du ihn. Und trotzdem bist du weiterhin mit ihm zusammen. Es ist nicht so, dass ich es nicht verstehe... Liebe ist Liebe. Gegen dieses Gefühl kann man nichts machen. Doch ich hasse es, dich so zu sehen. Ich ertrage es kaum... Wenn du leidest, leide ich mit dir. Ich will nicht, dass du immer weinen musst. Wirklich, ich würde alles dafür tun, das in meiner Macht steht. Ich würde alles dafür geben, was ich habe. Wenn dich jemand verletzt, verletzt er automatisch auch mich, denn... ich liebe dich. Ja, auch ich kann nichts gegen dieses Gefühl tun. Deshalb verstehe ich dich ja auch. Deshalb verstehe ich dich so gut... Es ist, wie es ist. Man kann es nicht ändern. Wie immer bringe ich dich in mein Wohnzimmer, drücke dich dort aufs Sofa und verschwinde für einen Moment in der Küche, um dir - ebenfalls wie immer - eine heiße Schokolade zu machen. Diese nimmst du dankend, aber immer noch schluchzend an und trinkst einen kleinen Schluck. Anschließend reiche ich dir ein Taschentuch und du wischst dir damit übers Gesicht. Schon sitze ich neben dir, lege einen Arm um dich und du kuschelst dich an mich. So sitzen wir nebeneinander, sagen kein Wort... Du weinst von neuem und ich streiche dir sanft über den Rücken. Es dauert ein wenig, bis du dich wieder einigermaßen beruhigt hast. Dann beginnst du zu erzählen... Und ich hatte recht: Wieder einmal ist er schuld. Ihr habt euch gestritten, wieder über dasselbe Thema. Er interessiert sich nicht mehr für dich. Er fragt nicht, wie es dir geht. Immer ist etwas anderes wichtiger als du. Zwar beteuert er, dass er dich immer noch liebt, doch du spürst es nicht mehr. Das Gefühl dabei sei weg, sagst du. Wie oft habe ich diese Worte in den letzten paar Wochen schon gehört? Immer wieder dieselbe Geschichte... Und wenn du ihn darauf ansprichst, streitet ihr. Dann gelobt er Besserung, doch nichts geschieht. So ist es auch diesmal wieder. Und wieder entschuldigst du dich für dein Gejammer und dass du mich schon wieder damit belästigst. Wie immer schüttle ich den Kopf. Dafür sind beste Freunde doch da, frage ich. Und ich bin doch dein Freund... Das ist ok, erkläre ich. Dafür bin ich doch da... Du lächelst mich an. Das ist es, wofür ich lebe. Das ist es, was ich bewahren und beschützen möchte - Dein Lächeln. Ich möchte, dass es dir gut geht. Ich möchte, dass du glücklich bist. Und dabei ist es mir völlig egal, was aus mir wird. Wenn du nur mit ihm glücklich sein kannst, dann sei es so. Und doch wünsche ich mir manchmal, dass du ihn vergisst. Dass du mich siehst und dich mir zuwendest. Dass du mich statt seiner so liebst... Ich bin sicher, ich würde dir niemals so weh tun. Doch diese Gedanken kennst du nicht. Ich halte sie geheim. Du weißt nicht, dass ich mich in dich verliebt habe. Du weißt nicht, wie gern ich an seiner Stelle wäre. Was du wohl tun würdest, wenn du es wüsstest? Wenn ich es dir einfach sagen würde? Könntest du dann immer noch das tun, was du gerade tust? Dich bei mir ausweinen? Mir von deinen Sorgen und Problemen erzählen? Könntest du es dann immer noch übers Herz bringen, mich so zu küssen, als sei ich dein Geliebter? Ja, es tut weh, wenn du auf diese Weise den Trost bei mir suchst. Doch wie gesagt, es ist mir egal, was aus mir wird, solange du nur irgendwie zumindest ansatzweise wieder glücklich bist. Ich würde alles dafür tun, alles dafür geben - auch meine eigenes Glück. Es passiert wieder. Unsere Lippen berühren sich. Du küsst mich und ich halte dich nicht auf. Unsere Augen schließen sich und ich drücke dich etwas dichter an mich. Wir küssen uns lange und intensiv, immer und immer wieder. Es ist ein wunderbares Gefühl, aber auch genauso grausam. 'Bittersüß' würde man es wohl nennen. Doch es ist mir egal. Das einzige, was zählt, bist du. Du allein. Vorsichtig lösen wir uns voneinander. Ich stehe auf und ziehe dich mit mir auf die Beine, nehme dich mit in mein Schlafzimmer. Dort tun wir, was wir immer tun. Wir küssen uns und ziehen uns dabei gegenseitig die Oberteile aus, bevor unsere Hände über nackte Haut fahren. Bald schon liegen wir in meinem Bett, küssen uns immer wieder, küssen Lippen, Hals, Brust und Bauch. Wieder beginnst du, diese leisen Töne von dir zu geben, seufzst vor dich hin. Immer wieder streichel ich dich zärtlich mit Lippen und Fingern. So gebe ich dir die Liebe, die du dir eigentlich von jemand anderem wünschst. Ob du wohl an ihn denkst, während wir das hier tun? Stellst du dir vor, es käme von ihm und nicht von mir? Ja, manchmal kommen mir solchen Fragen auf. Dabei ist es doch egal, ob du an ihn denkst oder ihn dir sogar an meiner Stelle vorstellst. Du liebst mich nicht. Du wirst mich nie lieben. Ich weiß das und ich habe mich damit abgefunden. Es ist ok. Ich gebe dir gern das, was du bei ihm so vermisst. Wieso auch nicht? Ich bin für dich da, immer! Das wird sich nie ändern, das verspreche ich. Es dauert nicht lange, bis wir nebeneinander einschlafen. Und um das mal klarzustellen: Wir schlafen nebeneinander, nicht miteinander. Das haben wir nie getan. Nie! Nur küssen, streicheln, küssen - und das nie unter der Gürtellinie. Es ist nicht so, dass ich mir das unbedingt wünsche. Im Gegenteil. So finde ich es besser. Sex ist bloß Sex. Man muss jemanden nicht lieben, nur um mit ihm zu schlafen. Nein, so ist das bei uns schon in Ordnung. Vollkommen in Ordnung... Am nächsten Morgen verabschiedest du dich wieder von mir. Du lächelst mich hoffnungsvoll an und willst noch einmal mit ihm reden. Ich wünsche dir viel Glück und betone noch einmal, dass ich immer für dich da bin. Du nickst. Du bedankst dich, umarmst mich und küsst mich erneut, bevor du gehst. Ich sehe dir noch lange nach und habe wieder mit diesem Schmerz zu kämpfen. Wie in Trance gehe ich zurück in meine Wohnung. Im Wohnzimmer steht noch immer deine Tasse auf dem Tisch. Die heiße Schokolade ist inzwischen kalt geworden. Wie immer gieße ich sie ins Waschbecken in der Küche. Während ich die Tasse ausspüle, kommen mir wieder die Tränen. Und wieder sind da diese Gedanken: Wäre ich doch er. Dann würde Hyde mich lieben. Ich würde ihn niemals so unglücklich machen. Niemals... Ach, wäre ich doch Gackt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)