Custodia von Zita ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Ein heller Strahl der Morgen-Sonne brannte in ihren Augen während sie langsam aufwachte. So gesehen, war es überhaupt Morgen? Sie wusste es nicht. Den kleinen Augen-Schlitz, den sie vor ein paar Sekunden geöffnet hatte, schloss sie nun wieder, als sie ihren Körper erhob um sich zu strecken. Leider war sie dafür noch zu müde. Alles was sie erheben konnte war ihr Kopf. Ihre Augen nun komplett geöffnet, sah sie sich um. Es war dasselbe wie immer. Die dunklen, kühlen Wände, die sie umgaben, etwas Heu unter ihr, um es etwas gemütlicher für sie zu machen, und ein Loch in der Decke, dass ein paar Sonnenstrahlen auf sie scheinen ließ. Langsam hob sie ihren Kopf, um direkt in das Licht zu sehen. Es war hell und brannte wie immer. Ihr schwarzes Fell aufwärmend, schien es jeden Tag, alles beleuchtend und verbrennend was ihm im Weg stand. Sie seufzte. Ja, sie wurde in den letzten Tagen depressiver. Aber was gab es hier schon anderes zu tun als hier herum zu liegen, in dieser kleinen Höhle, ohne einen Weg raus? Oh, wie sie diese Wände hasste, die nichts außer Kälte in sie hinein ließen. Immer schon war sie hier eingesperrt... Es war alles die Schuld ihres Vaters. Auch, wenn sie ihm nichts vorwarf deswegen. Er war einfach nur besorgt, das war alles. Wie dem auch sei, das war sicher nicht der richtige Weg jemanden zu beschützen. Besonders nicht für einen Wolf. Sie hatte oft den Drang rum zu rennen oder draußen mit jemandem zu spielen. Unmöglich. Ihr Vater machte keine Ausnahmen. Ein weiterer Seufzer entfloh ihrer Kehle. Sie entschied sich, auf zu stehen. Langsam erhob sich ihr Körper und bereitete sich darauf vor sich einmal ausgiebig zu strecken, als sie plötzlich eine Stimme rufen hörte: „Zita? Bist du da?“ Sie lehnte es ab, Fragen wie diese zu beantworten. Wo zum Teufel sollte sie den sonst sein!? „Ja, bin ich“, antwortete sie, widerwillig und immer noch schläfrig. Die Stimme war leicht zu identifizieren. Es war Shadow, ihr Wächter, ihr Beschützer, wie ihr Vater ihn zu nennen pflegte. Er sollte sie vor den Gefahren der Außenwelt beschützen. Das war jedenfalls die richtige Entscheidung. Er war schließlich der Beta, auch sehr schnell und stark. Er war ein guter Freund ihres Vaters, sie trafen sich vor ein paar Jahren und Shadow schloss sich ihm und ihrer Mutter an. Er war ein wirklich loyaler Diener, zuverlässig auch... Langsam bewegte sich der große Felsen der den Weg nach draußen versperrte. Er wurde von Shadow bei Seite gedrückt. Sobald der Spalt groß genug war, betraten drei bellende Wölfe die Höhle. Ohne Zweifel waren das ihre drei Brüder, Huor, Theala und Inosolan. Alle drei kamen auf sie zu, bereit einen Bodycheck zu vollführen. Der schnellste unter ihnen war Huor, definitiv der aktivste unter ihnen. Sein gelbliches Fell schien Sandfarben in den Schatten der Höhle. Direkt hinter ihm war Theala, ihr Lieblings Bruder, der ruhigste unter ihnen, doch immer für einen Schaukampf zu haben. Er war auch der jenige, der am meisten nach ihr aus sah, bis auf das braune Fell. Dritter in der Reihe war Inosolan, definitiv der aggressivste, überheblichste und arrogantester Bruder den sie hatte. Es war trotzdem ihr Bruder und immer wenn er nach Streit suchte, sorgte er wenigstens dafür dass sie unterhalten war. Ein breites Lächeln machte sich auf ihrer Schnauzte breit und sie konnte nicht anders, als direkt auf sie zu rennen. Bevor sie ihre Brüder erreicht hatte, setze Huor zu einem Sprung an der genau in ihre Richtung führte. Zita, die nicht richtig wusste was ihr Bruder vor hatte, stoppte ein paar Schritte vor ihm und sah ihn direkt auf ihren Körper fallen. Zusammen mit ihm, brach sie zusammen. Der Aufprall war nicht sehr schmerzhaft, sie spürte so gut wie nichts. Sobald beide von ihnen auf dem harten Steinboden gelandet wahren, brach sie in tosendes Gelächter aus, froh über die kleine Abwechslung von den ständigem rum - sitzen - und - nichts - tun - Dingen, die sie ständig tat. Ihre anderen Brüder brauchten keine Sekunde um mit Huor auf zu holen und ihn von Zita zu drücken. Kurz darauf fingen sie alle an zu bellen, zu knurren und nach einander zu schnappen, nur zum Spaß. Auch Zita brauchte nicht lange, um sich ihnen an zu schließen. Nach ein paar Sekunden des Spaßes hörte sie auf und sah verwirrt um sich. Fehlte da nicht jemand? „Stimmt was nicht?“, fragte Theala hechelnd, immer noch wedelnd und umher springend. „Na ja, es ist nur…“, fing sie an, doch nun, da der Felsen komplett bei Seite geräumt war, sah sie eine kleine gelbe Gestallt her rennen. Es war ihr kleiner Bruder, Shane. Ihr jüngster Bruder, vor gerade Mal ein paar Wochen geboren, sah genau so aus wie Huor und war genau so hyperaktiv wie er. Er machte es Huor sogar nach, das er seine Zunge aus seinem Mund hingen ließ! Natürlich war er nicht so schnell wie seine Brüder mit seinen kurzen Beinen, er war nicht mal in der Lage zu sprechen. Es war nur natürlich das er etwas mehr Zeit brauchte als seine Brüder, auch wenn er schon rannte. (Nicht das ihn das groß störte) Zita musste ein weiteres Mal grinsen, als sie ihn ankommen sah. „Nichts, alles ist in Ordnung.“, versicherte sie ihm. Nun bemerkte sie, dass er nicht mehr umher sprang. Theala zuckte mit den Schultern und bereitete sich auf ein weiteres Spiel mit ihm vor. „In Ordnung Jungs, raus hier!“, sagte eine bekannte Stimme, und alle Geschwister sahen nun in den Ausgang. Nun ja, alle außer Signe, der nun endlich angekommen war und den Fellhaufen bestieg, der aus Huor und Inosolan bestand, wedelnd und bellend. Shadow kam nun in ihr Sichtfeld, genau in der Mitte des Ausgangs stehend, seinen Schweif in die Lüfte haltend. „Ihr wisst, dass es noch nicht eure Zeit ist, und ich bin der jenige der die Strafe bekommt. Also raus hier jetzt!“, sagte er in einer sanften, dennoch bestimmenden Stimme. Die vier Brüder ließen ihre Ohren senken und verließen fiepend die Höhle. „Bis später, Sis…“, sagte Huor, kurz bevor er die Höhle verlassen hatte. „Tut mir Leid Leute!“ war die Entschuldigung die Zita ihnen gab, während sie versuchte zu lächeln. Shadow sah ihnen eine Sekunde nach, dann seufzte er. Kurz darauf verschwand er hinter der linken Seite des Ausgangs. Zita kicherte etwas und folgte ihm nach draußen „Was ist los? Ist dir dein Job zu stressig?“ Als sie ihren Kopf aus der Höhle raus streckte und nach links sah, sah sie Shadow, wie er das Hinterbein eines Huftieres aufhob, wahrscheinlich von einem Elch. Anscheinend war es Essenszeit. „Nicht wirklich“, antwortete Shadow mit einem vollen Maul, während er das Bein des Tieres aufhob und wieder in Richtung Höhle ging. „Geh wieder rein!“, befahl er, während er an ihr vorbei ging. Zita rollte mit ihren Augen und folgte ihm zurück in die Höhle. Er legte das Bein des Tieres neben ihren Heuhaufen. Die kleine Licht zufuhr ließ sein silber-weißes Fell hell glitzern, was eine schöne Kombination mit seinen lila Augen machte. Er sah sie wieder an, als er das Bein hingelegt hatte. „Was?“, fragte er und Zita merkte, dass sie ihn anstarrte. „Ach, nichts.“, antwortete sie. Langsam kam sie auf ihn zu, eher das Essen beachtend als ihn, aber etwas anderes im Sinn habend. „Alsooo… Wie stehen die Dinge draußen?“, fragte sie, setzte ein breites lächeln auf und setzte sich vor ihn. Shadows Augen wurden etwas enger, untersuchte sie etwas. Sie fing nun an zu grinsen und Shadow wusste sofort was sie vor hatte. „Oh nein, nicht schon wieder, nicht diesmal!“, sagte er etwas lauter und ging wieder zurück zum Ausgang. „Ach, Shadow, bitte, nur heute! Ich verspreche, dass ich dich nie wieder fragen werde!“, bettelte sie, während er an ihr vorbei ging. „Das hast du letztes mal auch gesagt!“, protestierte Shadow. „Und das mal davor. Und das davor. Und das davor…“ Er hätte für immer so weiter machen können aber er entschied sich, auf zu hören. Die Wölfin war nicht dumm und er wusste, das sie es verstanden hatte. Zita sah nun eher verwirrt aus. „Aber das ist das letzte Mal, ich verspreche es!“ „Das hast du auch letztes Mal gesagt!“ Der letzte Schritt aus der Höhle raus wurde zu einem Sprung und er bereitete sich darauf vor, den Felsen zurück zu schieben. Zita rannte ihm hinter her und stand nun mitten im Ausgang. „Ach komm schon Shadow, bitte!“, sagte sie wieder, diesmal mit einer etwas traurigen Stimme, in der Hoffnung es würde ihn erweichen. „Nein!“, antwortete Shadow. „Aber…“ fing Zita an, doch Shadow stand nun direkt vor ihr und schrie „NEIN!“ direkt in ihr Gesicht, so dass sie ein paar Schritte zurück taumelte. Auch, weil sie ein weiteres Mal von seiner Schnelligkeit überrascht war. Shadow, der auch von seiner lauten Stimme überrascht war, seufzte und versuchte es noch einmal. „Nein, Zita. Du weißt das du nicht darfst und du weißt, das es zu gefährlich ist.“ „Nein, ist es nicht!“, protestierte sie, ihren Schweif in die Lüfte haltend. „Du weißt selbst das ich schon ein paar Mal draußen war und schau her, ich lebe noch!“ „Noch!“, sagte Shadow, nun ernster. Er seufzte ein weiteres Mal. „Du weißt, dass es dein Vater war, der dich hier eingesperrt hat, nicht ich.“ „Also könntest du dich eigentlich um was Besseres kümmern!“ „Ich folge nur meinen Anweisungen!“ „Na und?“ „Nein!“ Wieder seufzte er und ließ seinen Kopf hängen. Er atmete einmal tief ein und hob seinen Kopf wieder. „Also?“ Zita warte auf einen weiteren Versuch. „Du weißt warum du hier bist.“ Zita wurde plötzlich stumm. „Und du weißt auch was damals passiert ist. Und du weißt was mit deinen Freunden passiert ist.“ Zita schluckte ein Mal. Das hatte sie komplett vergessen. „Also bitte…“, sagte Shadow. „Ich bin genau so besorgt um dich wie dein Vater. …Okay, vielleicht ist er es ein bisschen mehr…“, der zweite Satz war beinahe ein flüstern, „Aber bitte versteh doch, dass wir das nur zu deiner Sicherheit machen. Es ist nur zu deinem besten, wirklich.“ Zita war Ruhig für eine Weile. „Aber… Ich…“ Sie wusste wirklich nicht was sie noch sagen sollte. „In Ordnung. Ich gehe jetzt, und du iss was, oder die Fliegen tun es zuerst.“ darauf antwortete sie nicht. Shadow verschwand nach links und drückte den Stein zurück. Als der Felsen wieder da war, wo er hin sollte, hörte sie Shadow weggehen. Zita saß eine Weile vor dem Felsen. Das war einfach unfair! Warum wurde ihr nicht mal erlaubt einmal am Tag raus zu gehen oder so? Shadow hatte normalerweise nichts dagegen sie raus zu lassen, zumindest zu besonderen Zeiten, wenn es keiner bemerkte. Es war nicht so, dass sie sich nicht selber ab und zu hinaus schleichen könnte, doch es war einfacher wenn jemand bei ihr war, und die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden war auch geringer. Und die Geschichte über ihre Freunde… Nun ja, so weit sie wusste, oder soweit es ihr erzählt wurde, wurden ihre Freunde von Menschen getötet als sie noch ein Welpe war, wohl so alt wie Shane nun war. Sie hätte auch tot sein können, wenn ihr Vater nicht da zwischen gegangen währe. Für ihre beiden Freunde war es allerdings zu spät, sie konnte sich nicht einmal mehr an ihre Namen erinnern. Sie seufzte auch, drehte sich um und sah das Essen an, das Shadow ihr gebracht hatte. Sie roch das frische Blut und ihr Magen begann zu grummeln. Sie musste wirklich etwas essen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)