Meine Träume 3 von VonArrcross ================================================================================ Kapitel 5: Die Kirchengemeinde ------------------------------ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Traum am 20.09.09 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ballettstunden? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ »Etwas Vergessenes abzuholen, kann den Tod bedeuten.« ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es brauchte eine ganze geschlagene Stunde, bis das Gebäude in Sicht kam. Wir, eine kleine Gruppe junger Erwachsener die den Tanz liebten, hatten eine Einladung erhalten, in der man uns anbot bei einem kleinen Fest aufzutreten. Bei dem Gebäude handelte es sich um ein mächtiges Kirchenkomplex. Seine Turmspitzen thronten weit über den Dächern der um die Kirche stehenden Gebäude. Am Eingang erwartete man uns bereits. Der Mann wirkte wie ein normaler Bürger und nicht wie einer aus der Gemeinde. Er zeigte uns wo wir uns für unseren Auftritt vorbereiten konnten. Ich und einer von den Jungs waren die einzigen, die ohne Wechselkleidung gekommen waren. Wir gehörten zwar zur Tanzgruppe, aber mit den heutigen Tänzen wollten wir nichts zu tun haben. Mich mit den Mädels unterhaltend, schlug ich die Zeit bis zum Auftritt tot. Als der Sprecher dann unsere Gruppe ankündigte, war der Umkleideraum schnell leer. Während die anderen ihren Auftritt hatten, schlenderte ich durch die große Halle und besah mir die fremden Menschen. Kinder und Jugendliche waren am meisten vertreten, die Erwachsenen waren dann wohl Eltern und Bekannte. Auf einer Sporthallenbank sitzend, sah ich meinen Freunden zu. Es war nicht so, dass Ballett peinlich war, sie trugen ja auch normale Kleidung und auch ihre Art der Interpretation war nicht balletttypisch. Geschmeidige Bewegungen und wehende Kleidung füllten den Tanz. Trotz dessen, das der Tanz nur mit Ballett angehaucht war, reizte es mich kein bisschen den Tanz mitzutanzen. Ein paar übermütige Kinder tanzten am Rande mit. Es war schon irgendwie amüsant zu sehen, wie sie die Großen versuchten nachzumachen. Aber als der Auftritt vorbei war und die Zuschauer applaudierten, geschah etwas Seltsames. Von einer Sekunde auf die andere befand ich mich im Körper einer der männlichen Tänzer. Meine Person nun von der Gruppe aus sehend, musste ich erstmal überlegen was ich machen sollte. Ein Kind kam zu meinem eigentlichen Ich zu gerannt. Doch der Junge der sich nun in meinem Körper befand bekam das kaum mit. Und auch ich verpasste beinahe eine Aktion von einem Kind. Ein zischendes Geräusch lies mich aufschrecken und als ich die Sprühdose in der Hand des Kindes sah, war es schon zu spät. Die anderen lachten über die neue Haarfarbe ihres Mittänzers. Doch weder er noch ich, die ich momentan in seinem Körper steckte befanden pink als eine berauschende Farbe. Naturblond stand diesem Körper deutlich besser und ich verschwand aus der Halle. Hoffentlich war die Sprühfarbe nicht wasserabweisend oder so, denn dann hätte der Junge die nächste Zeit ziemliche Probleme. Aus Reflex heraus wollte ich zuerst in die Mädchenumkleide, konnte mich aber in letzter Sekunde selbst zurückhalten. Beziehungsweise der Junge der nun meinen Körper hatte, konnte verhindern, dass sein Körper in der Mädchenumkleide verschwand. „Ich sehe so scheiße aus.“, kam es von ihm. Ihm zustimmend betrat ich die Männerumkleide und hechtete fast schon zum Waschbecken. Das warme Wasser aufgedreht steckte ich den Kopf unter den Wasserhahn. Zu meiner Erleichterung konnte ich beobachten, wie das Wasser langsam pink wurde. Einer der Jungs kam herein und meinte lachend, dass heute nicht mein Tag war. Murrend stimmte ich ihm zu. In den Spiegel schauend kontrollierte ich ob auch alle Farbe raus war. Bei dem halblangen Haar keine Leichtigkeit, daher rief ich den Jungen von vorhin zu mir. Er entfernte eine letzte pinkfarbene Stelle im Haar. Erleichtert dankte ich ihm. Wieder im Umkleideraum begegnete ich dem nächsten Problem. Welches der Klamottenhaufen war der des Jungen? Viele der Jungs hatten sich noch nicht umgezogen, weswegen ich blöd da stand. Auf die Frage warum ich da so rumstand, antwortete ich nur, dass ich erstmal warten wollte bis das Haar trocken war. In Wahrheit aber hoffte ich nur, dass ich den eigentlichen Besitzer des Körpers nicht allzu sehr blamieren würde. Er war nämlich nicht gerade „Mr. Uncool“. Ein kurzes Blinzeln und ich hatte wieder meine Mädels vor mir. Feststellend, dass ich nun saß, entfiel mir, dass ich gerade mitten in einem Gespräch war. Noch völlig überrumpelt davon wieder in meinem richtigen Körper zu sein, fragte ich meine Nachbarin, ob sie sich nochmal wiederholen könnte, da ich gerade nicht ganz bei mir war. In diesem Moment musste ich feststellen, dass der sonst so schweigsame Junge, ziemlich gerne über ein sehr pikantes Thema sprach. Vor der Umkleide erhaschte ich einen Blick auf den Jungen und musste grinsen. Nun wusste ich auch, was er heute für Klamotten trug. Mich zurückerinnernd, stellte ich fest, dass ich die ganze Zeit den richtigen Haufen im Visier hatte. Er selbst war ebenfalls am Grinsen als sich unsere Blicke trafen. Von den anderen hatte offenbar niemand den Körpertausch bemerkt. Vor der Kirche trennte sich unsere Tanzgruppe. Sich jeder von den anderen verabschiedet, zerstreuten sich alle. Eine Freundin lief mit mir, da wir denselben Weg hatten. Die Kirchenglocken erklangen. Ihre Töne schlugen bei mir ein wie ein donnerndes Gewitter. Ein kalter Schauer überkam mich als ich einen unheimlichen Gesang vernahm. Die Stimme meiner Freundin lies mich aufschauen. Ihr besorgter Blick war selbst für mich, die ich für so was kein Gefühl hatte, unverkennbar. Ich versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei und wir liefen weiter. Ich war froh über jeden Schritt der mich weg von den Glocken führte. Krähe „Rudi“ An einem sehr belebten Ort ankommend, trafen wir auf meinen Vater. Was er hier machte war mir zwar ein Rätsel, aber er hatte Urlaub und ich war nicht seine Mutter. Wahrscheinlich wollte er einfach die Sonne genießen und hat in der Nähe einen Kaffee getrunken. Auf uns aufmerksam machend, kamen wir auf ihn zu. Ebenfalls etwas überrascht begrüßte er uns. Er war gerade auf dem Heimweg, also schloss er sich uns Mädels an. Nach einer Weile bemerkte ich mit Entsetzen, dass ich meinen Rucksack in der Kirche hab liegen lassen. Die anderen fragend ob sie bei dem schönen Wetter nicht vielleicht mitkommen würden, hoffte ich dass sie zusagten. In der Nähe war auch ein Cafe-Shop, da könnten sie auf mich warten. Wie Vater darauf kam, dass ich sehen wollte, wie er wieder eine Krähe fängt war mir zwar unklar, aber ich war trotz meines Alters noch immer von seiner Fähigkeit wilde Krähen handzahm zu machen fasziniert. Auch meine Freundin war neugierig darauf es zu sehen. Auf halber Strecke konnte man bereits den Cafe-Shop sehen. Mich suchend umsehend, fand ich Vater ein paar Meter von uns entfernt – mit einer Krähe in der Hand. Sofort kam ich zu ihm. Ihn bittend eine weitere Krähe zu fangen, hockte ich mich auf den Boden. Ich konnte es mir einfach nicht erklären, doch die Krähen flogen wie handzahme Tauben auf seine Hand. Sie alle waren wild, doch Vater besaß eine starke Anziehungskraft auf diese Vögel. Unter den immer mehr werdenden Krähen erkannte ich auch eine weniger wilde Krähe. „Rudi“, eine Krähe aus dem Fernsehen. Sie hatte leicht zerzauste Federn und konnte sprechen. Man konnte sie in einer Kindersendung sehen. Ich begrüßte die alte Krähe. Mich ebenfalls grüßend, neigte sie den Kopf. „Hi Rudi.“ kam es von meinem Vater und Rudi gab sofort zu verstehen, dass er nur Kinder grüßte. Zwar wusste ich nicht wie Rudi dazu kam, mich für ein Kind zu halten, aber es brachte mich zum lächeln. Sehend, wie meine Freundin Vater zusah, beschloss ich mich auf den Weg zur Kirche zu machen. Ich hing sehr an meinem Rucksack, ganz besonders an seinem Inhalt. Fragwürdige Christen Die Kirche war noch nicht einmal in Sichtweite, doch ihre läutenden Glocken konnte ich schon deutlich hören. Etwas in mir begann sich zu regen. Ich rannte im vollen Tempo, doch jetzt weniger aus Sorge, meinen Rucksack nicht mehr vorzufinden, sondern aus einem innerem Gefühl heraus wissend, anders nicht in das göttliche Gebäude hinein zukommen. Und dann hallte es unerbittlich in meinem Kopf. Der Gesang von vorhin, die Dämonen verachtende Stimme halten lautstark in mir wieder und um mich herum wirkte mit einem Mal alles so fremd. Das helle Licht der Sonne war von einem schaurig blau-lilanen Film verdeckt. Bei der Kirche angekommen konnte ich sie sehen, die Besitzer der Stimmen. Ein Chor aus männlichen Protagonisten, gekleidet wie Angehörige der Kirche, stand vor dem Eingang zur Kirche. Ihr hassender Blick war auf mich gerichtet, doch lies ich mich nicht von ihnen abschrecken. Sie waren nur kleines Gesindel, niedere Diener Gottes. Die Türen zur Kirche aufwerfend, kam ich zum stehen. Hier drinnen war alles normal. Während ich in Richtung Umkleideraum lief, dachte ich an das, was ich in den Fenstern der Eingangstüren gesehen hatte. Es war kein menschliches Wesen gewesen, was sich darin gespiegelt hatte. Es war ein Dämon. Mich störte es nicht in Wahrheit ein Wesen dämonischer Natur zu sein. Es versprach ein spannenderes Dasein als das eines mickrigen Menschen. In der Umkleide der Mädchen angekommen konnte ich meinen Rucksack nirgends sehen. Im Waschraum nebenan konnte ich jemanden hören. Ein Mann meines Alters fegte gerade den Boden. Räuspernd machte ich auf mich aufmerksam. Er erschrak nicht bei meinem Anblick, also fragte ich nach einem schwarzen Rucksack. Es war möglich, dass hier zuvor einer war, aber der wäre inzwischen in das Fundbüro gebracht worden. „Und wo befindet sich das Fundbüro?“ wollte ich wissen und trat näher. Wie lange ich noch auf meinen Rucksack verzichten könne, war ungewiss. Bereits an meiner Stimme habe es gewusst und der Seitenblick in einen der Spiegel bestätigte, dass ich seit betreten der Kirche ein junger Erwachsener männlichen Geschlechts war. Der Angestellte erklärte mir, dass sich das Fundbüro auf der anderen Seite des Innenhofs befand, aber nur die Päpste und Nonnen dort Zugang hätten. Mein Rucksack nur wenige Meter von mir entfernt und ich konnte ihn nicht erreichen? Nicht mit mir! „Wie komme ich dahin?“ Der junge Mann war geschockt von dem verlangenden Unterton in meiner Stimme. Eingeschüchtert sah er sich um. Sein Verhalten rührte nicht durch mich, etwas anderes bereitete ihm Sorgen. „Wovor hast du Angst?“ Nun fuhr er richtig zusammen, als ich ihn so direkt und nicht gerade leise fragte. Er bat mich nicht so laut zu reden. Normalerweise dürften um diese Zeit keine Besucher mehr in die Kirche. So langsam verstärkte sich mein Verdacht, dass dies keine normale Kirche war. Das ich hier war, wussten die Mitglieder der Gemeinde wahrscheinlich schon. Ich befand es für besser meinem Gegenüber das nicht zu sagen und fragte etwas leiser erneut nach dem Grund seiner Angst. Er brauchte eine Weile bis er sich dazu durchringen konnte, doch als er mir erzählte, dass diese Heiligen die reinsten Monster wären, traute ich meinen Ohren nicht. „Das sind Menschen wie du und ich.“ Er verneinte vehement meine Meinung dazu. Sich dem Fenster zuwendend, dass Ausblick zum Hof bot, fügte er hinzu, dass jeder nicht christliche, der den Bereich hinter dem Hof betreten hatte nicht wider herausgekommen sei. Da sträubten sich mir doch die Nackenhaare, als ich wie er auf den Hof sah. Der Mann bekräftigte, dass man nie wieder von ihnen gehört hatte. „Wie komme ich auf die andere Seite?“, etwas Wahnwitziges lag in meiner Stimme. Jetzt war ich nicht mehr davon abzubringen, den hinteren Teil der Kirche sehen zu wollen. „Ihr müsst sehr vorsichtig sein, wenn ihr das machen wollt. Wenn die euch sehen, dann ergeht es ihnen schlecht und mir auch.“ Er hatte inzwischen nicht mehr ganz soviel Angst, aber es stimmte was er sagte. Wenn die herausfanden, dass er mir geholfen hat, dann würde er ebenfalls zu leiden haben. Wahrscheinlich sogar mehr wie ich. Aber davon durfte ich mich nicht aufhalten lassen. „Die Gemeindemitglieder benutzten den Eingang, doch davor steht immer ein Mitglied als Wache.“ begann er zu erklären. „Du musst durch eines der Fenster.“ Er öffnete das Fenster, verschloss es aber wieder sofort, als eine Nonne den Hof betrat. Bei ihrem Anblick fiel ihm noch etwas ein. „Nehm' dich vor den Nonnen mit einer Krone in acht! Sie halten sich nur da drüben auf und sind die direkten Diener Gottes.“ Eine Braue gehoben sah ich ihn ungläubig an. „Du wirst sie leicht erkennen.“ „Und woher weißt du über sie bescheid?“ Jeder Angestellte bekam am ersten Tag von der Oberschwester erklärt, wie man sich welchem Rang gegenüber zu verhalten habe. Er gab zu, diese Regelung damals schon seltsam gefunden zu haben, doch als er erkannte was hier eigentlich los war, war es zu spät zu gehen. Er wäre wie die anderen Angestellten auf Ewig im hinteren Gebäude verschwunden. Ich sah hinaus und versuchte zu erkennen wie spät es inzwischen sein dürfte. Es dämmerte bereits. Noch länger konnte ich meine Zeit nicht vertrödeln. In den Umkleidebereich gehend schritt ich zu den Fenstern. Gerade eines öffnend, sah auf der anderen Seite jemanden am Fenster stehen. Er sah genau zu mir und ich entfernte mich sofort wieder von dem Fenster. „Sie haben mich gesehen.“ erklärte ich dem fraglich schauenden Mann. Er schwieg. Helfen konnte er mir sowieso nicht, also schaute ich nach, ob der Mann noch immer am Fenster stand. Ja und er grinste zufrieden in seinen spitz zulaufenden Bart hinein. Nörgelnd lehnte ich mich an die Wand und verschwand so nebenbei aus dem Blickfeld des Fremden. ‚Das kann ja heiter werden.‘, dachte ich nur. An sich mochte ich das Katz-und-Maus-Spiel, aber für gewöhnlich war ich da die Katze. Die Rolle der Maus passte mir überhaupt nicht. Als würde etwas weit weg zerspringen erklang ein Geräusch und dann wurde es stockdunkel. Eine Sicherung musste geplatzt sein. Einen besseren Zeitpunkt konnte es dafür nicht geben. Nicht lange zögernd riss ich das Fenster auf und sprang auf den steinernen Hof. Schnell war ich auf der anderen Seite und in der Tür verschwunden. Das versteckte Böse Die Dunkelheit in diesem Räumen war keinesfalls normal. Überall konnte ich es spüren, das vom göttlichen Glauben überlagerte Böse. Bei diesen Kirchenmitgliedern konnte es sich nicht um echte Gläubiger Gottes handeln. Aber ich konnte noch etwas anderes spüren. Eine Art Rufen, das mir sagte, ich sollte die Treppe hinauf gehen. Ich folgte meinem Gefühl und betrat im zweiten Stock eines der Zimmer. Eine sich im Raum befindende Person schreckte zusammen und sah mich aus großen Augen an. Ihre Gestalt war hager. Sie war unmöglich eine von den Gläubigern. „Bist du eine derer, die seit langem vermisst werden?“, fragte ich sie flüsternd, während ich eintrat. Sie brauchte etwas um zu verstehen, dass ich ihr nichts antun wollte. Ein Geräusch lenkte meine Aufmerksamkeit zum Nebenzimmer, welches mit einem offenen Durchgang mit diesem verbunden war. Mehrere Gestalten versteckten sich in der Dunkelheit. „Keine Sorge, ich will euch hier raus helfen.“ Vorsichtiges Getuschel erklang aus ihren Reihen. Ich lies sie tuscheln und sah mich um. Gleich neben mir auf einer Bank erkannte ich meinen Rucksack. Das hier war doch nicht etwa das Fundbüro? Ich wandte mich an die Person die im selbigen Raum stand. Aus dem kurzem Gespräch ergab sich, dass sie Gefangene waren und dem Gott geopfert werden sollten. Der Grund dafür sei ihre Untreue gegenüber der Gemeinde. Und um den Raum handelte es sich wirklich um das Fundbüro. Die hagere Person wendete sich an die anderen Gefangenen und konnte sie dazu überreden mir zu vertrauen. Vater und meine Freundin warteten jetzt schon ein halbe Ewigkeit in dem Café auf meine Rückkehr. Vater beschloss zu sehen wo ich blieb und verließ gerade den öffentlichen Bereich., als ihm eine Person entgegen gerannt kam. Völlig außer Atem kam er zum stehen, als ihm endlich bewusst war, dass er unter normalen Menschen war. Meinen Rucksack auf dem Rücken wollte ich gerade durch die Tür gehen, als ich ein paar Nonnen kommen sah. Ihre Bewegungen waren skurril und ihre Blicke wie besessen. Auf ihren Hauben trugen sie Kronen die blau schillerten. Die direkten Diener Gottes! Das war nicht gut. Mich tippte einer der Gefangenen an und wies mir ihnen zu folgen. Sie führten mich durch einen länglichen Weg der vollkommen in Dunkelheit getaucht war. Ich konnte die Stimmen der wahnsinnig gewordenen Nonnen hören. An einer Treppe kamen die Gefangenen zum stehen. „Weiter!“, schrie ich fast schon, da mir der Zwischenstopp gar nicht passte. „Los runter!“ Mein Gefühl versicherte es mir, sie würden auf dem Weg nach unten keinem von der Gemeinde begegnen. Es wurden immer mehr Gefangene. Überall wo ich welche hörte, stieß ich die verschlossenen Türen auf, damit sie den anderen folgen konnten. Immer am Ende laufend fiel mir auf einer Etage ein größer werdender Riss auf. Eine Hundeschnauze kam bei einem weiteren Stoß zum Vorschein. Bevor das Tier die Wand ganz durchbrechen konnte, trat ich dagegen und die Schnauze stieß gegen meinen Schuh. Ein schmerzerfülltes Jaulen erklang aus der Wand. „Freund oder Feind?!“ „Freund! Wir haben den Ausbruch bemerkt und wollen mit euch kommen!“ Das Bellen der Hunde klang ehrlich und ich lies sie die Wand durchbrechen, damit sie sich uns anschließen konnten. Auf der Treppe über mir erschien eine der gekrönten Nonnen. Sie murmelte wirres Zeug, doch handelte es sich um einen Fluch. Von unten waren Schreie zu hören und ich eilte die Treppe runter. Eine größere Tür versperrte den Weg auf den Hof und eine Gruppe Gläubiger hatte die Gefangenen eingekreist. Die Gefangenen versuchten panisch die Tür zu öffnen, doch die näher kommenden Gemeindemitglieder liesen sie nicht klar genug denken. „Die Klinke drehen!“, schrie ich über die panischen Menschen hinweg und stellte mich zwischen sie und ihre Peiniger. Hinter mir konnte ich hören wie die Tür sich öffnete. Ich musste nur noch die Priester und Nonnen auf Distanz halten. Die Priester riefen mir entgegen, dass ich gerade Dämonen den Weg in die Freiheit gewährte. „Sieh! Der reine Regen lässt sie leiden!“ Meine Augen weiteten sich, als ich die Gefangenen erneut aufschreien hörte. Sollten sie etwa Recht haben? Ich folgte den Gefangenen nach draußen. Als ich den Regen auf meiner Haut spürte, empfand ich jedoch keine Schmerzen. Sofort wandte ich mich wieder der Tür zu und knallte sie zu, bevor die Gläubiger es verhindern könnten. Die Tür klemmte. Was war los? In Höher der Klinke konnte ich in der Tür etwas sehr schmales erkennen, dass wie der Lauf einer Schusswaffe aussah. Mit einem Sprung gegen die Tür gelang es mir die Klinke soweit zu drehen, dass die Tür sich schloss. Durch den Lauf dazwischen würde sie lange genug klemmen, bis ich herausgefunden hatte, was es mit dem Leid der Gefangenen auf sich hatte. Folgenschwere Entscheidung Da ich selbst ein Dämon zu sein schien, wunderte es mich natürlich, warum der Regen die Gefangenen so leiden lies, wenn sie ebenfalls Dämonen sein sollten? Ihre Schreie waren weniger laut als bei der verschlossenen Tür, es klang auch nicht so, als würden sie vor Schmerzen schreien. Ihre Haut protzelte an vielen Stellen wie kochendes Fett und begann zu schmelzen. Einem der hinteren Gefangen über eine solche Stelle streichen, schrie die Person nicht auf, sie war ganz ruhig und schien die Berührung zu genießen. Es war die Hitze der Hautschicht, die sie schreien lies. Die alte Haut schmolz unaufhörlich, doch bei näherem Betrachten handelte es sich um eine falsche Haut! Der natürliche Regen brachte das wahre Aussehen der Gefangen zum Vorschein. Menschen verschiedenster Altersklassen waren hier, dazu verflucht als hagere alte Wesen zu leben gefangen gehalten. Nach vorne rennend half ich den anderen die schweren Türen des Hofes zu öffnen. Doch am Ende des breiten Ganges war noch eine solche Tür, ebenfalls zu. Das aufbrechen einer Tür drang an meine Ohren und herum wirbelnd, sah ich wie die Gemeindemitglieder sich schnellen Schrittes näherten. Die Gefangenen waren alle bei der anderen Tür. Diese war wesentlich leichter zu öffnen und die ersten rannten hinaus auf die Straße. „Ihr werdet nie wieder unschuldige Menschen so leiden lassen!“, mit diesen Worten stellte ich mich ihnen in den Weg. „Unschuldig?! Sie haben es gewagt Gott zu verleugnen!“ „Dann lasst sie doch!“, höhnte ich. „Ich glaube auch nicht an euren Gott! Ich habe meinen eigenen Glauben!“ „Dämonen wie du haben keinen Gott! Ihr gehört alle vernichtet!“ Ein schneller Blick nach hinten. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass niemand von den anderen mehr da war. „Finden wir es doch heraus!“ Beide großen Türen schlossen sich und ich nahm mein dämonisches Aussehen an. Nun konnte ich ihr wahres Wesen sehen. Sie hatten schon lange den Pfad Gottes aus den Augen verloren und waren selbst zu menschenfressenden Monstern mutiert. Ich lies sie auf mich zu kommen und wartete den richtigen Zeitpunkt für einen Angriff ab. Der Einsturz Als die vielen Menschen alle in Richtung des öffentlichen Cafés rannten, schauten die Gäste und die Passanten auf der Straße nicht schlecht. Die Geschichte des Mannes stimmte wohl. Die Kirche war wirklich ein verfluchter Ort und die als vermisst gemeldeten Menschen war ihr verschulden. Meine Freundin suchte unter den völlig außer Atem seienden Menschen nach meiner Person. Doch von mir fehlte jede Spur. Einige der Passanten sahen als erste, wie aus der Kirche mehrere kleine Staubwolken austraten. Und dann ganz plötzlich stürzte das ganze Gebäude in sich zusammen. Erstarrt sah das Mädchen in Richtung der Trümmer. Der Staub brannte wie Feuer in meiner Lunge. Etwas bessere Luft wäre nicht schlecht, doch etwas Schweres über mir hinderte mich am aufstehen. Ich sammelte meine letzten Kräfte und stieß mich mit den Armen von dem Geröll unter mir ab. Das Gestein fiel krachend hinter mir auf und ich atmete tief ein. Meine Beine waren noch eingeklemmt, doch war das egal. Vielleicht hätte es eine Rolle gespielt, wenn ich mich nicht bewegt hätte. Wo war eigentlich mein Rucksack? Was machte er denn vor mir? Egal, hauptsache ich wusste ihn bei mir. Den blauen Kristall herausnehmend, betrachtete ich ihn im Licht der Sonne. Wie schön er das Licht reflektierte. Meine Augen wurden schwer und meine Kräfte ließen nach. Ich konnte noch das Blut in meiner Lunge schmecken, bevor mir das Bewusstsein entglitt. Begleitung Ich fühlte jemanden sich nähern und öffnete die Augen. Ein junges Mädchen reichte mir die Hand und half mir aufzustehen. Ihr Körper war von einem warmen Leuchten erfüllt. Ich sah ihre schneeweisen Flügel und wusste wer sie war und was sie war. Auf meinen toten Körper hinunter schauend, verabschiedete ich mich von den Lebenden und begleitete meinen Engel hinauf in den Himmel. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Normalerweise erkenne ich Wiederholungsträume sehr schnell, fast schon sofort, doch bei diesem hier ist das anders. Den Traum träume ich wohl schon zum viertel Mal und doch erkenne ich ihn jedes Mal erst nach meinem Tod. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)