Neues Leben neues Glück von zuckersuessertot ================================================================================ Kapitel 4: Nachhilfe mal anders ------------------------------- Kaum war die letzte Stunde, rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her und sah jede Sekunde auf die Uhr. Eigentlich wollte ich gestern noch mein Zimmer aufräumen, war jedoch beim ausruhen eingeschlafen. Meine ganzen Bücher und Notizen lagen immer noch unberührt auf dem Boden und die Tatsache, das Liam vorbei kommen wollte machte es nicht besser. Das er sich noch über meine Unordnung lustig machen würde war nun wirklich das letzte, was meine ohnehin schon angeschlagenen Nerven vertragen konnten. Dann endlich klingelte es und ich war die erste, die die Klasse fluchtartig verließ und sofort ins Zimmer rannte. Notdürftig stopfte ich alles in die Schubladen meines Schreibtisches und schmiss meine Sachen einfach in den Schrank, als es auch schon klopfte. Na ja wenigstens zeigte er wenigstens einmal anstand und kam nicht einfach so rein. Ich öffnete ihm lächelnd die Tür, doch fror es sofort in meinem Gesicht ein, als er mich nur kühl ansah. Na super. Die Nachhilfe würde ja ein Riesen Spaß werden mit Mister unnahbar. Wie nicht anders zu erwarten setzte er sich sofort auf mein Bett als er an mir vorbei marschiert war und machte es sich gemütlich. Wartete man nicht normalerweise darauf, das man aufgefordert wurde sich zu setzen oder galten die Etikette bei ihm nicht? Ach ja ich vergaß es war ja meine Hölle die sich gerade in meinem Bett einnistete. Ich zuckte mit den Schultern und schloss die Tür. Als ich etwa die Hälfte meiner Sachen endlich zusammen hatte setzte ich mich auf den Boden. Ich wusste nicht mal wie ich anfangen sollte, denn normalerweise hatte ich immer mit Jamie zusammen gelernt, was viel einfacher war, weil wir uns ja kannten und liebten. Kaum das ich saß, zog Liam mir eines meiner Blätter vor der Nase weg und las es sich durch. “Was soll das sein?”, fragte er mich und zeigte mir mein Gekritzel. “Meine Notizen.” und riss es ihm wieder aus der Hand. “Nicht jeder hatte einen Kurz in Schönschreiben.”, fauchte ich dann noch hinterher. Er schüttelte lächelnd den Kopf. Was ich jetzt erst sah, war das er seine Tasche dabei hatte. Er holte einen großen Ordner heraus und warf ihn mir zu. Das Ding hätte mich beinahe erschlagen. “Du schreibst erst mal alles fein säuberlich ab, bevor wir anfangen können.” Der Ordner war etwa 15 Zentimeter dick. Wie um alles in der Welt sollte ich das in zwei Wochen schaffen abzuschreiben? “Kann ich das Ding nicht einfach Kopieren gehen?”, fragte ich ihn verzweifelt, doch er schüttelte nur den Kopf. “Entweder tust du das was ich sage oder ich gehe wieder.” Ich seufzte nur und schlug den Ordner auf. Dann fing ich an alles abzuschreiben, was ewig dauern würde, weil es ja ordentlich werden sollte. Ich blendete Liam irgendwann aus, bis meine Hand schmerzte und meine Uhr piepte. Es war bereits 2 Uhr morgens als ich auf die Uhr sah. Mein Herz blieb fast stehen, da ich nur noch 5 Stunden schlaf bekommen würde und gerade mal ein Fach abgeschrieben hatte aus seinem Ordner. Ob Liam wohl schon gegangen war? Schließlich war ich so vertieft in meine Arbeit, dass ich ihn ganz vergessen hatte. Ich sah also zu meinem bett und leider war er noch da. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lehnte an der Wand. So wie es aussah, war er im sitzen eingeschlafen und sein Kopf war etwas zur Seite gekippt. Das sah nicht sonderlich gemütlich aus und er sollte sich lieber richtig hin legen, wenn er schon einschlief. Mich hier ackern lassen aber selber weg pennen, ne tolle Hilfe. Ich stand auf und musste mich erst mal festhalten, da mein Bein eingeschlafen war. Also humpelte ich zum Bett und rüttelte an seiner Schulter, um ihn zu wecken. Er würde sicherlich nicht bei mir schlafen, so viel stand fest. Er schreckte sofort hoch und mir blieb fast das Herz stehen, weil ich mich erschrocken hatte. Völlig verwirrt blinzelte er und sah sich erst mal um. So verschlafen sah er eigentlich ganz süß aus, aber ich hatte ihn doch lieber wenn er schlief, denn dann konnte er mich nicht ärgern. “Wie spät?”, knurrte er. Seine Stimme klang wie Schmirgelpapier. “Zwei Uhr morgens Schlafmütze. Du solltest lieber gehen. Ich würde gerne selber schlafen.” Und da war wieder sein überhebliches Grinsen. “Ich kann doch auch bei dir schlafen. Mich stört es nicht mit dir zu kuscheln.” Ich knirschte mit den Zähnen. “Mich aber und jetzt raus.”, fauchte ich ihn an. Der Typ hatte sie ja wohl nicht mehr alle. Nur weil er mir half, hieß das noch lange nicht, dass ich ihn länger als unbedingt nötig ertragen würde. Lachend stand er auf und packte seinen Ordner wieder ein. “Dann komm ich halt nachher wieder damit du weiter abschreiben kannst.” Mir blieb fast die Luft weg. “Nachher? Ich dachte eigentlich eher du erscheinst nur zwei mal die Woche um mir zu helfen.” So wie es eigentlich normal war, denn ich kannte niemanden, der jeden Tag Nachhilfe bekam. Ich musste ihn ja schon so immer ertragen im Unterricht. Wurde ich ihn denn jetzt nicht ein mal mehr danach los? Wie gerne hätte ich ihm gerade das Grinsen aus dem Gesicht gewischt mit meiner Faust, aber so wie ich mich kannte würde ich mir nur selbst weh tun und er würde mich auslachen. Die Blöße würde ich mir nicht geben. “Ich komme so lange jeden Tag vorbei bis du die erste 1 geschrieben hast.” Na das wurde ja immer besser. Ich würde ihn nie wieder los werden, denn es war ein Ding des unmöglichen das ich hier besser sein könnte als eine 3-, was für mich schon an ein Wunder grenzen würde. Wenig später bin ich ihn dann aber los geworden, da ich ihn zur Tür hinaus geschoben hatte, da es nicht so aussah, als würde er freiwillig gehen. Als er weg war ging ich sofort ins Bett und schlief wie eine Tote. Die ganze Restliche Schulwoche kam er jeden Abend vorbei und ließ mich abschreiben. Natürlich schlief er jedes Mal ein. Zudem wurde es von Tag zu Tag später, das ich ins Bett kam. Schön das er immer putzmunter in die Klasse kam, wären ich nur noch die Hälfte mitbekam, von dem was der Lehrer versucht mir beizubringen. Zu allem Überfluss war ich sogar in Bio eingeschlafen, was besonders schön peinlich für mich wurde. Doch jetzt war endlich Wochenende und ich könnte mich erholen die nächsten zwei Tage. Mein Samstag war schon durchgeplant mit ausschlafen und Wäsche waschen. Es kam mir so vor als wäre ich gerade erst ins Bett gegangen als es um 8 Uhr an meiner Tür klopfte. Ich war erst um 4 ins Bett gegangen, da ich endlich den Rest abgeschrieben hatte. Verschlafen und noch gar nicht angezogen, geschweige denn , dass ich meine haare gebändigt hatte öffnete ich die Tür. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie Liam auch schon in mein Zimmer kam. Plötzlich war ich hell wach. “Spinnst du? Geh sofort wieder raus.”, schrie ich ihn an. Doch das schien ihn nicht im geringsten zu interessieren, da er sich gleich in mein nicht gemachtes Bett setzte. “Ich hab dir doch gesagt ich komm jeden Tag vorbei und heute fangen wir an mit dem lernen.” Ich schnappte nach Luft und suchte nach passenden Worten um ihn weiterhin anzuschreien, doch fiel mir einfach nichts ein, als sein blick an mir hinab wanderte und wieder hinauf. Sofort versteckte ich mich hinter meiner Schranktür. Ich keifte vor mich hin, was nur noch schlimmer wurde durch sein Lachen. Als ich meine Sachen zusammen hatte, knallte ich die Badtür hinter mir zu und zog mich erst mal an. Der Kerl trieb mich noch zur Weißglut und ich hasste ihn immer mehr. Wie konnte er es wagen einfach so hier rein zu platzen, bevor ich auch nur aufgestanden war. Und was sollte diese auffällige Musterung? Ich hätte am liebsten geschrieen, doch das würde nur kurz helfen. Wenig später war ich fertig und kam wieder raus und schon gingen die Fragereien los. Gegen Mittag knurrte nicht nur mein Magen, es gesellten sich auch noch Kopfschmerzen dazu. Liam war unerbittlich mit mir immer und immer wieder das selbe durchgegangen und ich sah keinerlei Fortschritte bei mir, was mich verzweifeln ließ. Ich hatte gerade mal ein Woche um wirklich alles zu lernen und ich hatte keine Ahnung wie ich alles in meinen Kopf bekommen sollte. Er machte seinen Ordner zu und seufzte. Ihn schien es auch verzweifeln zu lassen, das ich mir so gar nichts merkte. “Wir sollten erst mal was essen und eine Pause machen. Vielleicht wird es dann besser.”, sagte er etwas abgekämpft. “Ich lad dich ein.” Ich schüttelte den Kopf. Die Pause würde ich sicherlich nicht mit ihm verbringen soviel stand fest. “Nein ich geh allein was essen.” und stand auf. Ich hielt ihm die Tür auf und wartete bis er mein Zimmer verlassen hatte. Wenigstens verstand er dieses mal den Wink, das er unerwünscht war. Ich schnappte mir dann noch meinen Schlüssel und meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Chinesen, der zu Fuß zu erreichen war, da ich dringend etwas Bewegung gebrauchen konnte. Als ich nach der kurzen Pause und dem Essen zurück kam wartete er schon mit einem neuen Stapel Papier vor meiner Tür. Also auf zur nächsten Folterrunde. Ich schloss wieder auf und ging mit ihm rein. Die Bögen die er dabei hatte sollte ich ausarbeiten, was ich dann auch tat. Während ich also an den Blättern saß und versuchte das was er mir versucht hat einzuhämmern wieder zugeben oder mich wenigstens zu erinnern, saß er wieder schweigend auf meinem Bett. Es kam mir so vor als würde er sich hier ganz wohl fühlen und gar nicht mehr gehen zu wollen, was mir natürlich gar nicht passte. Was mir allerdings zum ersten mal auffiel, als ich kurz zu ihm sah war, das er eine Lesebrille auf hatte. Ich dachte eigentlich das er perfekt war. Durch die Brille passte sein Aussehen endlich mal zu seinem IQ, auch wenn er dennoch viel zu gut aussah für einen Streber. Ich seufzte und arbeite weiter. Ich sollte lieber aufhören ihn anzusehen und zu versuchen irgendwas gut an ihm zu finden, schließlich hatte ich einen Freund und würde nicht wie die anderen Mädchen ihm hinterher schmachten. Das war einfach nicht meine Art und ich konnte ihn immer noch nicht leiden auch wenn unsere Begegnungen nicht mehr ganz so peinlich wurden. Dabei fiel mir auf, das ich eigentlich nichts über ihn wusste. Unsere treffen bezogen sich immer nur auf die Schule und den unterricht. Er hatte mich noch nie etwas gefragt oder versucht mit mir übers Wetter zu reden. Ich hatte wirklich noch nie jemanden getroffen, der so wenig Interesse für alles Zeigte, was um ihn herum passierte, geschweige denn das ich ihm völlig egal war, bis auf das lernen. Er räusperte sich kurz und riss mich aus meinen Gedanken. Sofort machte ich weiter, da ihm mein Träumen anscheinend aufgefallen war, was ich nicht gedacht hätte, da er in sein Buch vertieft zu sein schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)