Weltenwanderer von adurna-skulblaka ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Der Staub lichtete sich erst langsam, aber dann konnte man die verwunderten Blicke der Alchemisten sehen. Die Zerstörung war über sie hinweggefegt ohne Schaden anzurichten. Der Grund dafür stand ebenso verwirrt vor ihnen. Allen hatte ein weißes Tuch um die Schultern liegen und eine Seite von diesem in den Händen. Seine Augen huschten immer wieder zwischen ´Vater´ und dem Tuch hin und her, als könne er nicht fassen. was gerade geschehen war. “Ich glaube, ich hab gerade Theodore den Titel der stärksten Schutzwaffe abgenommen.” Kanda ließ sich erleichtert nach hinten fallen und atmete erst mal durch, bis: “Und das erwähnst du Arsch erst jetzt?” “Ist mit auch gerade erst wieder eingefallen.” Für diese Unterhaltung mit fragwürdigen Tiefgang hatte ´Vater´ wohl keine Laune. Denn er trat auf die Meute zu und schien irgendetwas vor zu haben. Er hob eine Hand, an der sich das typische Transmutationslicht bildete. Das Licht zuckte in Richtung der gemischten Truppe und legte sich um sie. Während die Menschen anfingen zu keuchen und zu husten, leuchteten die beiden anwesenden Einheiten Innocence gleißend hell auf. “FEUER!” Und schon schlugen die ersten Geschosse auf ´Vaters´ Schutzschild ein. Augenblicklich ging es dem Trupp wieder besser und das Licht erlosch. Das Fußgetrampel um sie herum schwoll schlagartig an. Zudem kamen Raketen angeflogen und schlugen lautstark bei ´Vater´ ein. So schnell es ging machten Menschen und Homunkuli, dass sie von dort wegkamen. Die nächste Angriffwelle ließ nicht lange auf sich warten. Kaum waren sie in Sicherheit, fing Edward auch schon an, die Truppen neu zusammenzustellen und zu positionieren, damit sie effizienter und nicht so leicht angreifbar waren. Alphonse staunte nicht schlecht, als sein vermeintlicher Bruder so schnell die Befehlgewalt an sich riss und auch noch alle hörten. Im Nachhinein erschienen ihm die Änderungen in der Struktur sinnvoll, aber so schnell in solch einer Situation zu kommen erschien ihm leicht bis ganz unmöglich. Dann brüllte plötzlich einer mit Funkgerät: “IN DECKUNG! DER FLAME ALCHEMIST IST DA!!” Wie auf Kommando entstand eine Feuerhölle, die ´Vater´ einhüllte. Nur stoppte sie dort nicht und jagte weiter auf die Soldaten zu. Kurz bevor sie ernsthaften Schaden anrichten konnte, machte sie jedoch kehrt und jagte wieder auf ´Vater´ zu. Anscheinend hatten sich die Soldaten eingeschossen, denn es ging mittlerweile Schlag auf Schlag und praktisch jeder Schuss war ein Treffer. Als die Nachfuhr der Munition ins Stocken geriet waren die Alchemisten wieder dran. Armstrong, Mustang, Izumi und die drei Elrics jagten drauf, was ging. Allen und Kanda versuchten es mit einem gleichzeitigen Angriff von verschiedenen Seiten. Leider scheiterten auch sie an dem Schild und wurden mit einer Druckwelle zurückgeschleudert. Die Wände, die ihren unfreiwilligen Flug abfingen, hielten der Wucht nicht stand. Sie fielen mit einem ohrenbetäubenden Lärm und unter starker Staubentwicklung in sich zusammen. Selbst als die Alchemisten einen Großangriff fuhren, zuckte der Kerl nicht einmal mit den Wimpern. Es war auf die Dauer einfach frustrierend, zudem ging den Soldaten die Munition langsam zu neige. So wie es aussah, waren ihre Reserven aufgebraucht. »Es ist sinnlos.« Wenn man hoffte, das der Kerl mittlerweile seine Stimme verloren hatte, wurde man jetzt stark enttäuscht. »Menschen können mir nicht einmal ein Haar krümmen.« Aus den Staubwolken um den Kampfplatz herum kam mit einem Mal etwas geschossen, was viele erst nicht einordnen konnten. An dem Punkt, an dem sie sich in der Mitte trafen - welche genau der Position ´Vaters´ entsprach - ließ sich doch noch das Wesen der Angriffe erkennen. Das dunkelblau Flimmernde entpuppte sich als extrem heiße Flamme, während das hellblaue leicht Leuchtende klirrende Kälte enthielt. An ihrem Treffpunkt bekämpften sie sich jedoch nicht. Es schien eher so, als würden sie miteinander tanzen, auch noch nachdem sie Quellen versiegten. “Schon wieder.” Fragend blickte Edward zu seinem kleinen Bruder. Als er jedoch das fehlen einer ansatzweise gesunden Gesichtsfarbe bemerkte, waren seine Bedenken aufgrund des ungewöhnlichen Geschehens vergessen. Jetzt zählte erst mal seine bessere Hälfte. So bekam er auch nicht mit, wie die Soldaten bei den seltsamen Staubwolken das Weite suchten. Und das aus verdammt gutem Grund. Als Alphonse und auch Mai je ein quietschendes Geräusch von sich gaben, sah Ed kurz zu dem Geschehen, dann aber gleich wieder zu seinem Bruder. Erst als er registrierte, was er da gesehen hatte, stockte er. Langsam drehte er den Kopf wieder zur Kampffläche. Er starrte auf das Geschehen, bis… “Ich Vollidiot!” Dieser Ausruf brachte nicht nur Alphonse und Mai dazu, ihn anzustarren, sondern auch Ling sah verwundert aus. “Warum diesmal?” “Ling benutz deinen Kopf! Allen und Kanda verschwinden für eine Nacht und zufällig wird ausgerechnet während dieser Zeit Gluttony vernichtet! Ich meine, wir wissen, dass sich Allen in verschiedene Tiere transmutieren kann und der Massenerhaltungssatz wahrscheinlich aufgrund des Innocence bei ihm nicht greift!” “Du meinst…?” “Ich meine!” Geschlossen drehte sich die kleine Gruppe wieder zu dem Geschehen, wo man beobachten konnte, wie zwei fünfzehn bis zwanzig Meter lange Drachen den ´Vater´ langsam und abschätzend umkreisten. Allerdings wagten sie es nicht anzugreifen, zu viel hatten sie heute schon auf den Deckel bekommen. Da ging auch schon eine erneute Druckwelle von der kleinen blonden Gestallt in ihrer Mitte aus. Sie war sogar stark genug, dass die beiden tonnenschweren Kolosse ihren Halt verloren und mitgerissen wurden. Glücklicherweise hatten sie schon wieder in ihr menschliches Aussehen, als sie zwischen die Soldaten krachten. Nur die schnelle Reaktion der Alchemisten verhinderte, dass jemand durch den Druck verletzt wurde. Allerdings geschah dabei auch das Unglaubliche. Als Alphonse parallel zu Eds Verteidigung einen Angriff losjagte, wich ´Vater´ aus! Hohenheim fiel das sofort auf und teilte allen lautstark mit, was das zu bedeuten hatte: “DER KERL IST AM ENDE! ER KANN DEN ´GOTT´ IN SICH NICHT MEHR UNTER KONTROLLE HALTEN!” Aber das hieß noch lange nicht, dass er wehrlos war. Auch wenn er in die Knie ging, im Umkreis von mehreren Metern bebte die Erde und Gebäudeteile flogen dutzende Meter weit. Auch die Menschen im Umkreis bekamen noch ganz schön was ab. Schwankend kam er wieder auf die Beine. Etwas, das wie schwarzes Gas aussah, floss aus seinem Körper, nur um sich dann im Nichts zu verlieren. Dazu fing er wieder an zu murmeln: »Stein… der… Weisen… « Ed schien ein ungutes Gefühl zu haben, denn mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit war er bei ´Vater´ und versuchte im Nahkampf mit Fäusten und Alchemie noch etwas zu rechten. Das erstaunliche daran war, dass es zu wirken schien. Plötzlich blähte sich sein Körper um das vielfache auf. »Ich kann es nicht mehr halten.« In einem verzweifelten Aufbäumen normalisierte er sich und jagte noch mal eine Druckwelle los, welche allerdings viel schwächer ausfiel. Trotzdem reichte es aus um alle abzulenken. Deshalb war vor allem Ling geschockt, als der Alte urplötzlich vor ihm auftauchte und ihn eine Hand förmlich in den Bauch rammte. »Gib mir den Stein!« Den Blitzen nach zu urteilen, geschah auch eben jenes. Ling reagierte trotz allem recht schnell. “KOMM” LAN FAN!” Die junge Frau war fast augenblicklich an der Seite ihres Herrn und durchtrennte mit einer scharfen Klinge die unliebsame Verbindung. Der Prinz bekam gerade noch ein geschocktes “Creed!” heraus, bevor seine Beine unter ihm nachgaben. Edward und Lan Fan waren sofort bei ihm, um ihn zu stützen. “Alles okay?” Schwer atmend betastete Ling die Stelle, an der eben noch eine Hand in seinem Bauch gesteckt hatte. Das einzige, was er vorfand, war eine Narbe. Schlagartig fiel ihm etwas anderes ein und er starrte auf seinen linken Handrücken. Gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie sich das Mal der Homunkuli auflöste. Währenddessen geschah bei ´Vater´ das Unglaubliche. Creeds Bewusstsein schien gegen ihn zu rebellieren und ihn so von innen heraus zu zerstören. Das dauerte aber nicht lange, denn ´Vater´ löschte ihn komplett aus. “Ed! Mach schon!” Allen hatte sehr wohl mitbekommen, wie sich der Alte zusammenreißen musste, um nicht zu kollabieren. “Es fehlt nur noch ein bisschen, dann ist er hin!” Und Edward gehorchte. Man glaubte es kaum, aber ein Schlag riss ein riesiges Loch in ´Vaters´ Brust. “Lass die Menschen aus Xerxes frei!” Einen übermächtigen Gegner bezwingen und dann auch noch Forderungen stellen, typisch Ed. “Und dann verschwinde dahin, wo du geboren wurdest, kleiner Mensch im Kolben!” Was dann geschah, war irgendwie seltsam. Von dem Loch gingen plötzlich kleine schwarze Hände aus, die alles von ´Vater´ griffen, was sie erreichen konnten. Woraufhin sie ihn in das Loch zogen. Das wiederholte sich so oft, bis er mit einem leisen ´Krack´ ganz verschwand. “Vorbei.” Allen flüsterte dieses Wort nur, aber alle schienen es zu hören und eine große Welle der Erleichterung schwappte über alle Anwesenden. Gehetzt sah sich Edward immer wieder um, während er durch die Lazarettzelte rannte. Er krachte fast auf den Boden, als mit einem Mal eine Hand nach seinem Kragen griff und ihn so zum Anhalten zwang. Immer noch geschockt drehte er sich um, um zu schauen wer so blöd war. Das blöd nahm er wieder zurück, als er sah, um wen es sich handelte. “Allen!” Der Weißhaarige zog eine Augenbraue in die Höhe - Kanda lässt grüßen - und fragte leicht genervt: “Was beim Heiligen Gral ist mit dir los? Du rennst hier wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend. Ich bin schon ganz kirre davon.” “Ich suche meinen Bruder!” Er schien ernsthaft besorgt zu sein. “Weißt du, wo er ist?” Allen ließ ein seufzen hören, bevor er den Kopf wieder in das Zelt steckte. “Braucht ihr mich momentan noch?” Ein Soldat aus Briggs antwortete praktisch sofort: “Den Rest schaffen wir allein.” “Gut.” Er deutete dem Anderen an, mitzukommen. Das mussten nicht alle mitkriegen. Erst als sie die Zelte hinter sich gelassen hatten, wandte er sich wieder an den Kleineren. “Warum bist du nicht gleich zu ihm gegangen, als das Chaos vorbei war?” “Wollte ich ja.” Ed klang leicht verzweifelt. “Aber erst hat Sensei mich aufgehalten und dann wollte Armstrong wissen, wie es weitergehen soll.” “Und warum hast du sie nicht gleich abgewimmelt?” “Weil es ja gerechtfertigt war.” “Auch wieder wahr.” Allen schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Erst nachdem er den Jungen geortet hatte, sah er wieder zu dem Wartenden. “Ich werde mit ihm reden. Währendessen bleibst du hier und hilfst den… Streich das. Rede mit Madam Bradley. Sie versteht nicht, was los ist und sucht verzweifelt ihren Mann.” “Geht klar.” Da schwang sich Allen schon mit seinen altbekannten Flügeln in die Luft und drehte nach Nord-Ost ab. In etwa hundertfünfzig Metern Höhe hielt sich Allen in der Luft und suchte auf der Straße nach einem bestimmten Blondschopf. Seiner Meinung nach müsste der doch irgendwo dort sein. Nach einer weiteren Minute fand er ihn und die langen schwarzen Haare der Kleinen aus Xing. Die Leute auf dem Gehweg sahen Beide und wichen zurück. Vorsichtig ließ sich Allen ein paar Meter tiefer sinken, um herauszukriegen, wo die Beiden hinwollten. Das hatte aber keinen Sinn. Sie schienen ziellos umherzuirren. Kurz schweifte sein Blick über die Nachbarstraßen, aber nirgendwo war ein Auto zu sehen. Immerhin konnte dann niemand ein Unfall bauen. Weiter tiefer gehend hielt er nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau und fand diesen schließlich in einer Laterne. Etliche Passanten starrten geschockt auf den Geflügelten, welchen das nicht sonderlich zu stören schien. Die Person, von welcher er etwas wollte, beachtete ihn jedoch nicht, also: “Alphonse Elric!” Und tatsächlich, Alphonse und auch Mai blieben stehen und schauten auf. In den Augen des Jungen spiegelte sich sofort Misstrauen. “Was willst du?” “Reden.” Dabei ließ sich Allen von seinem Standpunkt fallen, um elegant und ohne Flügel vor den Kindern zu landen. “Warum sollte ich mit einem Homunkulus reden wollen?” Mit so etwas hatte Allen schon gerechnet und sich eine passende Antwort zurecht gelegt: “Warum sollte ein Homunkulus zwei Menschen das Leben retten?” Das brachte Alphonse wirklich zum überlegen. “Also, was willst du?” “Komm mit.” Ohne die erwarteten Widerworte führte Allen die Beiden zwei Straßen weiter zur Residenz des Generalfeldmarschalls. “Was wollen wir hier?” Sichtlich verwirrt starrte Alphonse erst auf das Haus und dann auf den anderen Jungen, welcher in seiner Tasche etwas zu suchen schien. “Mist. Verloren.” Nicht weiter darauf eingehend, schlug Allen mit der flachen Hand auf den Türrahmen. Mit einem leisen ´Klick´ sprang die Tür auf. Die drei waren noch nicht einmal in der Mitte der Eingangshalle, als über ihnen schon Getrampel zu hören war und ein Blonder Schopf über das Geländer lugte. Kurz stockte sie, bis sie aufquietschte, die Treppe herunter rannte und dem Jüngeren mit einem freudigen “Al!” um den Hals fiel. Eben jener war immer noch geschockt von dem Anblick der jungen Frau und reagierte verspätet. “Win?” “Wer denn sonst?” Sie löste sich wieder von ihm, um ihm in die Augen blicken zu können. Da erst reagierte Alphonse richtig und zog das Mädchen wieder zu sich. “Winry!” Mai jedoch starrte geschockt auf die beiden Personen vor sich. “Alphonse?” Erst eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie aufblicken. Irgendwie konnte Allen das Mädchen ja verstehen, aber Panik schieben war alles andere als produktiv. Deshalb: “Die Beiden sind Sandkastenfreunde. Er hat gedacht, ihr sei etwas schlimmes passiert.” Verstehend nickte die Kleinste der Runde. Gerade lösten sich die Blonden voneinander, wobei der Junge noch nicht verstand, was überhaupt los war. “Was… Wie… Warum…” Leise fing Allen an, zu kichern und zog damit die Aufmerksamkeit der Anderen auf sich. Doch anstatt eine brauchbare Antwort zu liefern, deutete er ihnen an, ihm zu folgen. “Das wird wohl oder übel etwas länger dauern. Ich mach euch nen Tee.” Gesagt, getan. Die jungen Alchemisten wurden in der Küche auf zwei Stühle verfrachtet und nur kurz darauf bekamen sei je eine dampfende gut riechende Tasse vorgesetzt. Als auch Winry eine Tasse vor sich hatte, ließ Allen sich ebenfalls auf einen Stuhl nieder. “Eine Frage nach der Anderen.” Alphonse starrte regelrecht in seine Tasse, bevor er den Kopf hob. “Warum ist Ed ein Homunkulus?” “Das weiß nicht einmal er.” “Warum hat er nichts gesagt?” “Um dich zu schützen.” “Seit wann hat er dieses Spiel getrieben?” “Wenn du den Sitz des Generalfeldmarschall meinst, seit du ihn suchst.” “Winry?” “Du glaubst doch wohl nicht allen Ernstes, dass Ed zugelassen hätte, dass ihr was passiert?” “Nein. Envy?” “Hat das freiwillig gemacht. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, ihn auf ewig gebannt zu lassen, was wahrscheinlich mit der Zerstörung seiner restlichen Vernunft geendet hätte.” “Envy? Vernunft?” “Klingt komisch, ist aber so.” Kurz überlegte Alphonse, bis: “Warum standen fünf Homunkuli so geschlossen gegen den kleinen Mensch im Kolben?” “Nennt sich Menschlichkeit.” Auf die verwirrten Blicke hin, sah er sich gezwungen, das etwas auszuweiten. “Kanda und ich haben unsere menschlichen Seelen nie verloren. Creed wollte von Anfang an nur seine Freunde rächen. Und dein Bruder soll dir das selbst erklären.” Jetzt ließ Alphonse den Kopf hängen. “Will er mich denn überhaupt noch als Bruder?” Da lag also der Hund begraben. “Ich weiß auf Anhieb von siebzehn Mal, dass Ed nachts schreiend aufgewacht ist, weil er geträumt hat, dir passiert was.” Verwundert schaute der Jüngere auf. “Ehrlich?” Schmunzelnd antwortete Allen: “Ehrlich.” Al´s Augen suchten die Winry´s. Als das Mädchen zustimmend nickte ist das ist, stand er sofort auf seinen Beinen. “Ich muss sofort zu ihm!” Den bedrohlich wankenden Stuhl hinter sich ignorierte er gekonnt. “Ich bring dich hin!” Kaum hatte Allen das gesagt, waren auch schon die beiden Mädchen auf den Beinen. “Wow!” Winry war begeistert. ”Können wir das öfter machen?” Der weiße Drache drehte den Kopf so, dass er die junge Frau ansehen konnte und ließ einen tiefen zweifelnden Ton erklingen. “Ja, ich mein das ernst!” kam die prompte Antwort. Eigentlich wollten die anderen Beiden gerade etwas sagen, als sie sich auch schon festhalten mussten weil es abwärts ging. Verhältnismäßig sanft setzte Allen am Rande des ehemaligen Schlachtfeldes auf. Das er mal wieder doof angestarrt wurde, interessierte ihn weniger. Kaum hatte Alphonse wieder festen Boden unter den Füßen, kam auch schon ein weiterer Blondschopf angerast und schloss ihn in ein paar kräftiger Arme. “Dem Himmel sei Dank!” Winry und Mai einfach von seinem Rücken bugsierend, verwandelte Allen sich zurück und steckte sich unter lautem Knacksen seiner Wirbelsäule. “Ihr seit schwer, Leute.” “Gar nicht!” Winry drehte sich schmollend weg. Noch einmal seine Knochen knacksen lassend, antwortete er: “Bedenke, dass ich es nicht gewohnt bin, was auf meinem Rücken rumzutragen.” Winry schmollte zwar immer noch etwas vor sich hin, aber dem geschulten Auge entging nicht, dass sie ihm schon längst verziehen hatte. Leise konnte man einen Streit aus der Richtung hören, aus welcher kurz zuvor Ed auf sie zugestürmt war. “Sag mal, Knirps…” Ed blickte zwar auf und funkelte ihn an, aber ausrasten auf Grund des Titels unterließ er. “… warum zoffen sich ist sieben Männer und ein Homunkulus in einer Lautstärke die jedem Vergleich spottet?” Der Blonde seufzte und ließ erstmal seinen kleinen Bruder frei, nicht ohne ihm noch einmal durch die Haare zu wuscheln. “Es geht um Bradleys Nachfolge. Eigentlich hatte ich gehofft, den Job Grumman oder Mustang geben zu können, aber das wird wohl nix.” “Und was hat Envy dabei zu melden?” Ein diesmal leidender Ton erklang: “Der vertritt die Meinung, dass ich das machen soll. In seltener Übereinstimmung mit Ling!” “Irgendwie verstehe ich dein Problem nicht.” Allens Gesichtsausdruck bestätigte diese Aussage. “ich dachte, es sei klar, dass du das weiter machst.” “Spinnst du?” Entsetzt starrte der Blonde zurück. “Mir hat das halbe Jahr gereicht! Ich hasse Schreibtischarbeiten! Außerdem hab ich mit dem Waffenstillstand mit Drachma meine Schuldigkeit getan!” “Waffenstillstand mit Drachma?” Anscheinend hatte Generalmajor Armstrong in Hörweite gestanden. “Seit wa… Halt! Ich kann es mir schon denken!” Dabei fixierte sie Allen, der einfach unschuldig zurücklächelte. Ihr Bruder hatte zwar nur ihren Blick bemerkt, kam jetzt aber trotzdem hinzu und führte seinen Auftrag aus: “Edward Elric!” “Vergesst es!” antwortete jener prompt und hochgradig genervt. “Aber…!” “Nix da!” Ed war definitiv sauer, immerhin ließ er sonst alle ausreden. “Ich bin sechzehn! Ich bin ein Homunkulus! Ich bin verdammt noch mal desertiert! Wenn ihr nen neuen Generalfeldmarschall sucht, nehmt Mustang! Der wollte das doch immer!” Ling schien da anderer Meinung zu sein. Er legte einen Arm um seinen Freund und meinte trocken: “Auch komm schon, Ed. Das wird lustig. Du als Generalfeldmarschall von Amestris und ich als Kaiser von Xing, irgendwann beherrschen wir die ganze Welt.” Und Ed ging auf den ernsten Ton ein: “Ich muss gewaltig eins gegen den Schädel gekriegt haben. Ich höre Creed!” Allen und Ling konnten nur lachen. Erst als es wieder ruhiger wurde, trat auch Kanda hinzu. Er sah recht staubig aus, was kein Wunder war, wenn man sich auf der Suche nach Verletzten eine gefühlte Ewigkeit durch Schutt und Geröll gegraben hatte. Das allerdings nicht beachtend, beugte er sich ein Stückchen zu seinem Kollegen und fragte für alle hörbar: “Weigert sich der Knirps immer noch?” “Ich bin kein Knirps!” “Dann eben Feigling!” “Argh!” Ed war nahe dran zu verzweifeln. Nur weil er wirklich der Kleinste unter ihnen war, mussten sie ihn die ganze Zeit ärgern. Immer noch sauer fixierte er die beiden Exorzisten. “Wenn ihr so scharf darauf seid, dann macht ihr es doch!” “Das ist dein Land, Ed.” Allen setzte ein undefinierbares Grinsen auf. “Außerdem kannst du dich immerhin mit einer absolvierten Schulzeit brüsten.” Ein kurzer Blick in die Runde bestätigte seine Vermutung: er wurde angestarrt. “Ich bin ein Straßenkind, was habt ihr da erwartet?” “Zirkusschule?” “Sehr witzig. Ich war fünf, als ich den Zirkus verlassen hab.” “Das hast du nie erwähnt!” Ling schmollte. Ein leises “Oh man.” entwich Allen ohne das er es verhindern konnte. “Hey Streichholz!” Mit einem unschönen Fluch auf den Lippen drehte sich Mustang um. Als er jedoch sah, wer ihn da beleidigt hatte, unterließ er das flambieren. Allen blieb mit hochgezogener Augenbraue vor Genannten stehen. Er wusste, die Bezeichnung war gemein, aber ihm war der wirkliche Name gerade entfallen. “Hast du nen Dunst, wo die Meute aus Xing ist?” Er spürte sie nicht mehr, aber vier Personen konnten doch nicht einfach so verschwinden. Kurz blinzelte Mustang. Mit so etwas kam der Junge ausgerechnet zu ihm? Nun, er musste es nicht verstehen. “Meines Wissens nach, wollten sie wieder nach Hause. Das haben sie zumindest Fullmetal erzählt.” “Danke.” Allen drehte sich auf den Absätzen um und rannte geradewegs zu Ed. Den unterbrach er einfach bei einer Diskussion mit Envy, nur um die Aussage bestätigt zu kriegen. Seufzend flog der Weißhaarige zum wiederholten Mal an diesem Tag los. Innerlich war er froh, dass er keinen Muskelkater bekommen konnte, einer der wenigen positiven Effekte am Homunkulus-Dasein. Auf Autopilot schaltend streckte Allen sich und dachte an seine Freunde vom Orden. Dafür hatte er im letzten halben Jahr irgendwie keine Zeit gefunden. Noch während er sich fest vornahm, Timcampy als Erstes eine runter zu hauen, dafür das er einfach nicht mitgekommen war, korrigierte er seinen Kurs. Jetzt hielt er genau auf einen Zug zu. Beim Landen strauchelte er zwar etwas - kein Wunder bei sich bewegenden Untergrund - aber trotzdem brachte er zwei Personen dazu, ihn geschockt anzustarren. “Du Idiot!” fuhr er Ling gleich an. “Wenigstens verabschieden hättest du dich können.” Augenblicklich wurde dieser sichtlich kleiner. “Hab dich nicht gefunden.” “Das glaubst du doch wohl selbst nicht!” Grummelnd ließ Allen sich im Kreis der Reisenden nieder, allerdings ohne seine Flügel platzsparend zu verstauen. “Ich wage von mir zu behaupten, dass ich doch recht auffällig bin. Du hättest nur jemanden fragen müssen!” Ling wurde noch ein Stück kleiner. Daran hatte er nicht gedacht. Allen seufzte tief, während er sich über die Augen fuhr. Im Gegenteil zu dem Ex- Homunkulus wagte er es aber schnell wieder aufzublicken. “Wollt ihr über die Xerxes- Ruinen nach Hause?” “Öhm.. Ja?” Fu antwortete, da sein Herr momentan dazu nicht in der Lage war. Allen beugte sich etwas nach hinten, um über das Dach des Wagons sehen zu können. “Meint ihr, der Zug hält nen fast zwanzig Meter langen Drachen aus?” Immerhin waren sich die vier Menschen einig, dass das wohl unmöglich war. “Was hast du vor?” Lan Fan fand das offensichtlich sehr seltsam. “Ich will mir die Ruinen auch mal ansehen und allen find ich da nie hin.” “Was ist mit Kanda?” Allen schnaubte laut. “Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass der Kerl was von Sightseeing hält.” “Nö.” Jetzt fing Ling an, zu grinsen. “Aber sein Gesicht wäre Gold wert, wenn du ihn fragst.” “Nein danke. Ich hänge ansatzweise an meinem Leben.” Ohne Anstrengungen kam Allen auf die Beine und ließ seinen Blick voraus gleiten. “Da Vorne ist eine Schlucht. Ich warte da auf euch und nehme euch mit.” Und schon war er wieder in der Luft. Zurück blieben vier Menschen, die sich jeder ihren Teil dachten. Es war Lan Fan, welche ihre Gedanken als Erste aussprach. “Können wir ihm trauen?” Auf Lings Gesicht schlich sich ein warmes Lächeln. “Wenn nicht ihm, dann niemanden.” Um seine Worte zu unterstreichen, rappelte er sich auf. “Na los! Mich würde es schon mal interessieren, wie es ist auf einem Drachen zu reiten.” Die Antwort bekam er prompt von der Kleinsten in der Runde geliefert. “Fast so gut, wie einen Yao am Boden liegen zu sehen.” Im Gegensatz zu seinen Aufpassern fing Ling an herzhaft zu lachen. “Das wird sich noch herausstellen.” Als sie über besagter Schlucht waren, sprang Ling ohne sich vorher noch mal zu vergewissern vom Zugdach. Wie er es erwartete, fiel er nicht allzu tief bis er auf ein weißes Schuppenkleid traf. Das aber etwas in seinen Rücken krachte, hatte er nicht vorhergesehen. “Junger Herr!” Lan Fan wurde leicht panisch. Das war ihr mehr als unangenehm und auch peinlich. Das unfreiwillige Landekissen nahm es ihr aber nicht übel. “Denk bitte daran, dass ich nicht mehr die Regenerationsfähigkeit eines Homunkulus habe.” “Verzeihung, ich…” Doch Allen unterbrach sie einfach mit einem kurzen aber bestimmten Knurren. Und Ling verstand sofort. Kurz ließ er seinen Blick schweifen, nur um dann: “Ein kleines Stück nach rechts - das reicht schon! - und nun immer der Nase nach.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)