Kagetora "Schattentiger" Juuka von Viechi ================================================================================ Kapitel 3: Happy Birthday ------------------------- Happy Birthday! Es war bereits später Abend als plötzlich die Tür aufging und Yashamaru herein kam. „Ahhh! Mach schnell die Tür zu!!!“, rief Kagetora und hüpfte aufgeregt herum. Yashamaru hob erstaunt eine Augenbraue, doch folgte er ohne nachzufragen der Anweisung seines elfjährigen Sohnes. „Was … ?“, setzte er an, doch dann fiel sein Blick auf die Gardinen des Zimmers. Oben krallte sich ein kleines weißes Fellbündel an den dicken Stoff und piepste anklagend, dass man es endlich frei lassen sollte. „Was macht das Baby-Eichhörnchen hier?!“, fragte der Schwarzhaarige schließlich und fixierte seinen Bengel mit einem verärgerten Blick. Da war man mal einen Tag unterwegs und schon machte der Junge einem nur Ärger. Hatte er ihm nicht versucht zu lehren, dass man die Natur und die Tierwelt achten sollte? Das Einsperren von hilflosen Tierchen gehörte sicher nicht dazu. „Das … das kann ich erklären!“ „Dann tue das! Habe ich dich nicht gelehrt deine Umwelt zu achten?!“ „Ja und das habe ich doch auch getan! Die Mutter und die Geschwister dieses Tieres wurden allesamt von einem großen Raubvogel brutal ermordet. Ich musste es mitnehmen, weil es ansonsten auch gestorben wäre!“, erklärte der Junge sein Handeln. Sofort wich der Ärger, der in Yashamaru anfing zu brodeln und wandelte sich in Stolz um. Sein Sohn hatte richtig gehandelt. „Du hast Recht, mein Sohn. Aber … was macht das Eichhörnchen auf der Gardine? Hast du versucht in dessen Geist einzudringen?“ „Ja … aber anscheinend hat es nicht so geklappt, wie ich es wollte. Yashamaru, kannst du das mal versuchen?“, fragte er hoffnungsvoll, doch dieser schüttelte den Kopf. „Nein. Tut mir Leid, aber das kann ich nicht tun.“ „Warum nicht?! In den Geist anderer Tier warst du doch auch schon oft eingedrungen! Warum nicht bei diesem Eichhörnchen?“ „Weil, mein unerfahrener Sohn, es nun dein Schützling ist und du daher lernen musst mit ihm klar zu kommen. Wenn ich dir jetzt helfen würde, würdest du es doch nie lernen.“ Kagetora runzelte verärgert die Stirn, doch er musste zu geben, dass der Andere wohl Recht hatte. In diesem Moment knurrte sein Magen. Yashamaru lachte und stellte eine weiße Plastiktüte auf den Tisch. „Ich habe uns ein paar Kleinigkeiten zum Essen mitgebracht. Ich habe mir schon gedacht, dass du hunger hast. Nun denn … wasche deine Hände und dann lass uns essen.“ In der Nacht lag Kagetora wach im Bett und dachte über den Tag nach. Eigentlich wollte er ja seinen Vater sagen, dass er zurück nach Sunagakure wollte, aber wegen den ganzem Trubel um das weiße Eichhörnchen, hatte er es vollkommen verdrängt. Der junge Halbdämon nahm sich vor es gleich morgen früh nachzuholen. Das Eichhörnchen befand sich immer noch festgekrallt an der Gardine, als ob es um sein Leben ginge. Noch nicht einmal als sie ihm einige Krümel von dem Brot auf den dunklen Holzboden gelegt haben, war es nicht runter gekommen. Kagetora seufzte. Wenn er nicht schnell eine Bindung zu dem weißen Büschel aufbauen konnte, würde es noch vor Hunger sterben und dann hätte er es vollkommen umsonst vor den Klauen des Habichts gerettet. Als er am Morgen erwachte staunte er nicht schlecht, denn lag auf der Decke friedlich schlafend das kleine Eichhörnchen. Obwohl er sich vorsichtig aufsetzte, erwachte das Tier und sah ihn herausfordernd an. „Na … bist du endlich zur Vernunft gekommen, Kleiner?“, fragte der Schwarzhaarige lächelnd und musste sich ein Gähnen verkneifen. Das Tier neigte leicht seinen kleinen Kopf und tippelte danach einige Schritte auf ihn zu. Der lange weiße Schwanz war stolz in die Höhe erhoben. ´Danke´, drang es plötzlich in seinen Kopf. Verschreckt robbte Kagetora nach hinten, bis er schließlich an den Bettpfosten angekommen war. „Wa...wa...warst du das?!“, stammelte er. Das weiße Fellbüschel sprang auf seine Brust und kletterte dann auf Kagetoras Kopf, um sich dort dann schließlich gemütlich zu machen. Kagetora schüttelte sich. Nein … er hatte sich sicherlich nur etwas eingebildet. Tiere konnten doch nicht sprechen! Yashamaru hatte ihm zwar gezeigt, wie er mit ihnen kommunizieren konnte, aber dies war etwas anders, als er es gerade erlebt hatte. Er hatte wirklich verstanden, was das Tier sagte beziehungsweise dachte! Immer noch ungläubig stand er auf und musste feststellen, dass Yashamaru wieder nicht da war und erneut ein Zettel auf dem Tisch lag. Und dabei wollte er ihm doch sagen, dass er zurück nach Suna wollte! Und dann war ja noch das höchst merkwürdige Erlebnis mit dem Eichhörnchen, dass nun friedlich auf seinem Kopf eingekuschelt lag und allem Anschein schlief. Am Vormittag hatte Kagetora es Leid zu warten und beschloss draußen einen kleinen Spaziergang zu machen. Das kleine Eichhörnchen kletterte sofort als der Junge in die Kälte trat in seinen Pullover. Jedes Mal, wenn sich das Fellbündel bewegte, musste sich Kagetora das Lachen verkneifen. Interessiert sah sich der Halbdämon auf den Straßen um. Auf dem Boden lag eine dicke weiße und kalte Decke, die er nicht zu ordnen konnte. Kleine Kinder bauten sich aus dieser Substanz kleine Bälle und begannen sich damit glucksend lachend zu bewerfen. Als Kagetora näher trat, sahen ihn die Kinder verachtend an und liefen dann von dannen. Er seufzte. Hier in Kumogakure war er mit der gleichen Verachtung wie in Sunagakure behandelt. Es würde wohl nie einen Platz für ihn geben. Doch mittlerweile hatte er sich ja damit abgefunden und alleine war er ja auch nicht mehr. Er hatte jetzt einen kleinen Freund. Und da das Eichhörnchen nun für lange Zeit bei ihm bleiben würde, müsste er sich einen Namen überlegen. Er beschloss auf dem Weg zu dem Grab seiner Mutter sich darüber Gedanken zu machen. Auf der Lichtung angekommen staunte er nicht schlecht, denn fand er dort seinen Vater! Als Yashamaru seine Anwesenheit bemerkte, sah er zu ihm und winkte ihn dann zu sich. „Ich dachte du hast was zu erledigen!“, brummte Kagetora und tat auf beleidigt, weil er sich bereits den zweiten Tag langweilte. „Wo ist das Tier?“ „Da drinnen … es ist einfach reingeklettert“, antwortete er und zog leicht an seiner Oberbekleidung. „Mmh … verständlich. Eichhörnchen mögen es warm und halten normalerweise im Winter einen sogenannten Winterschlaf! Dieser Vogel hat die armen Dinger wohl mitten beim schlafen gestört.“ „Kann sein, aber das erklärt immer noch nicht, was du hier machst!“ „Fällt dir denn gar nichts auf, mein Sohn?“, fragte Yashamaru. Kagetora zuckte leicht mit den Schultern und sah nur halbherzig sich die trostlose Lichtung an. „Nicht wirklich!“ „Tora-kun, du musst lernen sich dir deine Umgebung gut einzuprägen. Jedes unbeachtete Detail könnte dir später den Kopf kosten! Hatten wir das nicht letztens in einer Lektion?!“ „Dad … mir ist kalt und ich habe hunger … ich habe wirklich jetzt keine Lust groß auf irgendetwas zu achten … sonst achtet doch auch niemand auf mich, warum soll ich das dann tun?“, murmelte er und trat einen Stein bei Seite. „Warum? Ich glaube das habe ich dir mittlerweile oft genug gesagt, mein Junge! Du bist ein Dämon, genau wie ich. Für uns ist es lebenswichtig auf unsere Umgebung immer Acht zu geben! Egal … du wirst es noch früh genug lernen. Ich habe mich lediglich um Kushinas Grab gekümmert, daher konnte ich mich nicht um dich kümmern.“ Kagetora sah auf das Grab seiner Mutter herunter, doch große Veränderungen konnte er nun wirklich nicht fest stellen. Vielleicht lag es aber auch nur daran, weil auch hier überall verstreut dieses kalte weiße Zeug lag. Was war das überhaupt?! Als er etwas von diesem aufhob, um es sich genauer anzusehen, schmolz es zu kaltem Wasser und ließ seine Haut blau werden. „Könntest du mir sagen was das ist, Yashamaru-san?“, fragte er schließlich seinen Vater und zeigte ihm das weiße Zeug in seinen Handflächen, dass bereits wieder anfing zu schmelzen. Yashamaru sah ihn belustigt an. „Dies, mein Sohn, nennt man Schnee!“ „Aha … und was ist Schnee?“ „Mmh … wie soll ich dir das am Besten erklären? Dir ist ja schon aufgefallen, dass es sehr kalt geworden ist. Das Wasser, dass in den Wolken gespeichert ist, gefriert und fällt dann in Form von diesen weißen Schneeflocken auf die Erde hinab.“ Nachdenklich sah er wieder auf seine Hände und begutachtete die kleinen Kunstwerke aus Eis. So etwas hatte er wahrlich noch nie gesehen gehabt. In seine Gedanken versunken schreckte er plötzlich verwirrt auf, als ihn etwas kaltes am Kopf traf und dann eisig seine Wangen hinunter glitt. „Was sollte das denn?!“, knurrte er und strich sich den Schnee aus den Haaren. Doch Yashamaru grinste nur, formte eine weitere Schneekugel und warf auch diese ihm entgegen. Doch diesmal wich der elfjährige Halbdämon aus und brachte sich hinter einem Baum in Sicherheit. Schnell knetete auch er sich einen Schneeball und warf es zu seinem Vater. So entbrannte eine wilde Schneeballschlacht, bis die beiden „Männer“ erschöpft hechelnd nebeneinander liegen blieben und gen Himmel sahen. So frei, wie er sich in der Gegenwart mit seinem Vater fühlen konnte, hatte er sich noch nie gefühlt gehabt. Er genoß diese gemeinsame Zeit, denn wusste er, dass sie nicht mehr länger andauern würde. Auch wenn es ihm so sehr gefiel, musste er zurück nach Suna … zu Kenji und zu all seinen Problemen, die dort auf ihn warteten. „Wir sollten öfters so ausgelassen miteinander spielen, meinst du nicht auch, Tora-kun?“, fragte Yashamaru und riss so Kagetora aus seinen Gedanken. „Mmh …“ „Was hast du denn?“, fragte der andere besorgt und wandte seinen schwarzen Schopf zu ihm. „Ich … verstehe mich nicht falsch, Yasha-san … ich habe die Zeit mit dir sehr genossen und am liebsten würde ich auch für immer so weiter mit dir reisen, ...“ „...aber?“ „...aber ich muss zurück. Ich kann Kenji einfach nicht alleine lassen. Er war zu mir wie ein Vater; hat sich immer um mich gekümmert. Ich kann es einfach nicht, bitte verstehe das.“ Yashamaru sah ihn einen kleinen Moment an, schloss seine Augen und nickte dann schließlich. „Was bleibt mir anderes übrig, als es nicht zu akzeptieren? Ich habe dich damals weggegeben; konnte die Verantwortung für dich nicht übernehmen … und nun wollte ich dich wieder haben. Das war wohl zu viel verlangt. Tut mir Leid, Tora-chan.“ „So ist das doch gar nicht! Ich …“ Yashamaru hob eine Hand und schnitt ihm so das Wort ab. „Ich weiß schon was du meinst, mein Sohn. Du bist ein liebenswürdiger Junge … es ist nett von dir dich um Kenji zu kümmern, obwohl du dich doch so unwohl in Suna fühlst. Diese Entscheidung respektiere ich.“ „Danke!“ Kagetora seufzte. Wie erwartet war alles so wie früher. Alles war wieder beim alten. Kagetora ging im heißen Sunagakure in die Akademie und wurde wie gewohnt von seinen Klassenkameraden geärgert. Nachdem Yashamaru ihn bei Kenji abgeliefert hatte, war er wieder abgereist. Der Schwarzhaarige fand es schon schade. Er hätte sich gefreut, wenn sein Vater in Suna geblieben wäre, aber wahrscheinlich war es am Besten so. Es war der sechste Dezember und bereits in wenigen Tagen würde Kagetora zwölf Jahre alt werden, doch wirklich freuen konnte er sich nicht darauf. Warum auch? Sein Leben war einfach zum kotzen! Er sehnte sich nach der ruhigen Zeit in Kumogakure und nach dem Reisen. Er sehnte sich nach den glücklichen Stunden mit Yashamaru. Ja, er vermisste ihn wahrlich, doch nun war es zu spät. Er hatte sich entschieden und würde nun auch bei Kenji bleiben. Als er etwas kleines auf sich krabbeln spürte, sah er auf und erblickte seine neue kleine Freundin, die ihm das Leben wenigstens halbwegs ertragbar machte. „Na, Yujo? Wo hast du dich denn wieder herum getrieben?“, fragte er das kleine Eichhörnchenmädchen und strich ihr zärtlich über das weiße Köpfchen. Wie gewohnt kletterte sie auf seinen schwarzen Schopf und kuschelte sich in sein Haar ein. Er hatte sich sorgen gemacht, dass sie das Wetter nicht ertragen würde, doch es hatte sich herausgestellt, dass sie keinerlei Probleme damit gehabt hatte. Auch Tora freute sich wieder über die Wärme. Die Kälte war einfach nichts für ihn. Er hasste sie, auch wenn es ihm sehr viel Freude bereitet hatte im Schnee mit seinem Vater zu spielen. „Tora-kun, kann ich reinkommen?“, fragte plötzlich Kenji, der im Türrahmen stand und zu ihm sah. Während seiner Abwesenheit schien der ältere Mann noch ein wenig mehr gealtert zu sein. „Klar! Ich habe nur ein wenig aus dem Fenster gesehen ...“ Kenji betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, um anschließend auf dem Bett sich bequem zu machen. „Ich habe gehört, dass übermorgen die Geninprüfungen stattfinden werden … wirst du da teilnehmen?“ „Äh … ich weiß nicht“, murmelte er als Antwort. „Du hast sehr viel verpasst, aber die Prüfung ist eigentlich recht leicht und ich denke du wirst sie locker packen. Das, was bestimmt dran genommen wird, wirst du sicherlich packen. Und … dann musst du auch nicht mehr in die Akademie ...“ „Vater … was würde mir dies bringen? Dann würde ich ein Genin sein, ja, aber … ich würde dann einem Team zugeteilt werden und die würden mich nicht anders behandeln, wie die Schüler in der Schule.“ „Schon, aber vielleicht wird es dann leichter für dich …? Ich weiß doch auch nicht, was ich machen soll. Die anderen Leute hören nicht auf mich. Sie verstehen nicht, dass du ein lieber Junge und kein … naja nicht das ist, für was sie dich halten!“ Kagetora seufzte und sah zu seinem Ziehvater. „Nenne es doch beim Namen! Ich bin ein Monster ...“ „Nein, das bist du nicht und du weißt das! Weder Yashamaru noch du seid Monster!“ „Sag das ma den anderen, Vater. Schon gut … ich werde an der Prüfung teilnehmen.“ „Wirklich?“ „Ja.“ Zwei Tage später, es war der achte Dezember, war es auch schon so weit. Kagetora konnte die ganze Nacht vor Aufregung kein Auge zu drücken und war dementsprechend am nächsten Morgen todmüde, als ihn Kenji öffnete und ihm einen Stärkungsdrink reichte. Yujo, seine kleine Freundin, schlief noch friedlich eingekuschelt auf seinem Kissen und machte keine Anstalten aufzuwachen. So beschloss er sie schlafen zu lassen und sich alleine in die verhasste Akademie zu begeben. Im Klassenraum befanden sich bereits viele seiner Mitkameraden, doch alle waren viel zu aufgeregt, um seine Anwesenheit zu registrieren. Kagetora setzte sich auf einen freien Platz und starrte gen Boden. Ein paar kleine Stofffusel lagen einsam auf dem hellen Paketboden und wenn mal jemand an ihnen vorbei ging, wirbelte sie die leichte Luftbrise auf. Kurz tanzten und spielten sie mit dem Wind, um dann wieder leblos auf dem Boden liegen zu bleiben. Irgendwie erinnerte ihn dieses Schauspiel ein wenig an den weißen kalten Schnee. Wie sehr er doch sich zurück sehnte. Warum hatte er nur auf sein Glück verzichtet? „Juuka, Kagetora!“, hallte es in der Halle. Überrascht sah er auf und brauchte eine kleine Ewigkeit um endlich zu registrieren, dass er dran war. Hastig erhob er sich von seinem Platz und lief in den Prüfungsraum. Er spürte deutlich die vielen verhassten Blicke, die sich wie Messer in seinen Rücken bohrten. „Und … wie war es gelaufen?“, fragte ihn Kenji, als Kagetora zu Hause angekommen war. Der Schwarzhaarige brummte etwas unverständliches und hielt dann schließlich das blaue Stirnband mit dem Sunagakure-Zeichen empor, dass ihn als ein Shinobi auswies. Kenji lächelte stolz und umarmte ihn aus tiefstem Herzen. „Ich gratuliere dir für deinen Erfolg, mein Sohn! Ich wusste, dass du es schaffst! Auch Yashamaru wäre sicherlich sehr stolz auf dich, wenn er hier wäre.“ „Das ist er aber nicht!“, murmelte er gereizt und erneut kochte in ihm Wut auf. Er war sauer auf seinen leiblichen Vater. Okay, er hatte beschlossen wieder nach Suna zu kehren, aber es hatte doch nicht gleichzeitig bedeutet, dass er ihn wieder verlassen musste! Er hätte doch mit Kenji und ihm leben. Groß genug war ja das Haus und sein Ziehvater hätte sicherlich auch nichts dagegen gehabt. Und dennoch war er wieder abgehauen und ihn hier bei den Menschen gelassen, die ihn am liebsten in einer dunklen Ecke töten würden. Doch die Prüfung hatte er ja bestanden. Sie hätten ihn unmöglich durchfallen lassen. In der Errichtungskommission saß nicht nur der damals amtierende Kazékage, nein, da waren auch hochrangige Jounin. Diese waren – glücklicherweise – recht nett zu ihm gewesen und sobald sie gesehen hatten, wie viel er doch schon konnte, gaben sie ihm sein Stirnband und hießen ihn in der Welt der Ninjas willkommen. Dies hatte ihn schon verwirrt, dass es auch mal nette Menschen gab. Okay, Kenji war ja auch nett, aber das war ja irgendwie schon etwas anderes. Es war der dreizehnte Dezember, als das Schicksal ein weiteres Mal einschlug. Bereits am Morgen standen dicke Regenwolken am Himmel und kündigten Regen an. Regen in Suna war schon etwas besonderes, aber heute war Kagetoras zwölfter Geburtstag und da hätte er sich schon besseres Wetter gewünscht gehabt. Seid er die Geninprüfung bestanden hatte, war er kein weiteres Mal mehr in der Akademie gewesen. Als Belohnung hatten sie eine Woche frei bekommen, bis dann schließlich das wahre Leben eines Shinobi anfangen würde. Einige frischgebackene Genin waren ganz außer sich und hatten gemeint, sie bräuchten keine Ferien, doch Tora freute sich über die ihm geschenkte freie Zeit. Er feierte sowieso nicht gerne Geburtstage und wenn er noch eine Teambesprechung oder dergleichen hätte, hätte es seine Stimmung bestimmt noch mehr getrübt. „Aufwachen, Schlafmütze!“, meinte Kenji und stand breit grinsend vor Toras Bett und hielt eine riesige Torte in seinen Armen. Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. „Kenji, was soll das denn? Du weißt das ich Süßzeug nicht besonders mag und da schleppst du mir so ein Monstrum an?!“ „Haha … ach komm schon, Tora-kun! Es ist dein zwölfter Geburtstag! Steh schon auf und feiere mit deinem alten Herrn!“ „Schon gut, schon gut .. ich stehe ja schon auf“, brummte er griesgrämig und verließ sein kuschliges Bett. Auch Yujo erwachte und kletterte sogleich wieder auf seinen Kopf. Es schien als hätte das weiße Fellbündel einen Narren an Toras Haaren gefressen. Naja … es hatte keinen Sinn ein Eichhörnchen zu verstehen und so ließ er es. Gegen Vormittag, als Kagetora sich gewaschen und angezogen hatte, hatten sie ein kleines Festmahl zu sich genommen und saßen nun glücklich schwatzend auf der Terrasse und redeten über dies und das. Es war eine heile Welt und Tora genoß diese schönen Stunden einfach ruhig mit seinem Ziehvater zu sitzen und all seine Probleme zu vergessen. Doch diese ließen ihn nie lange in Ruhe, dies sollte er schon bald feststellen, denn plötzlich erklang überraschenderweise die Hausklingel. „Huch … wer ist denn das?“, wunderte sich Kenji und erhob sich. „Ich kann auch gehen, Dad.“ „Nein, es ist dein Geburtstag, also bleibe ja sitzen.“ Kagetora verdrehte die Augen, doch gehorchte ihm. Einige Minuten verstrichen, ohne das Kenji zurückkehrte. Die kleine Yujo war aufgewacht und so spielte Tora ein wenig mit ihr, um sich die Wartezeit etwas zu verkürzen. Wo wohl Kenji so lange blieb? Just in diesem Moment krachte es laut. Das kleine Tier erschrak und versteckte sich dann schnell in einem Busch. Der Halbdämon stand – ebenfalls beunruhigt – auf und betrat das Haus. Alles schien ruhig zu sein. Wie gesagt, es schien so, doch der Schein konnte ja bekanntlich täuschen. „Rede keinen Scheiß! Ich wiederhole meine Frage ein letztes Mal: Wo ist der Junge?!“, drohte eine tiefe raue Stimme. Kagetora schlich sich zur Haustür und sah dann vorsichtig nach draußen. Auf dem Vorhof des Dojos standen zwei fremde Männer. Sie trugen lange schwarze Mäntel mit roten Wolken darauf. Einer von ihnen hielt Kenji an dem Kragen gepackt einige Zentimeter über dem Erdboden. Kagetora schluckte. Was waren das nur für Leute und was wollten sie von Kenji?! Dieser grinste und spuckte dann dem Fremden direkt ins Gesicht. „Scher dich zum Teufel!“, meinte er daraufhin. „Du verdammter Wichser!“, kreischte der Fremde und schleuderte Kenji wie eine Puppe gegen die Mauer. Kagetoras Augen weiteten sich vor Schreck. Kenji! Nein … . Ohne weiter nachzudenken, gab er sein Versteck auf und stürmte auf seinen am Boden liegenden Ziehvater zu. „Kenji! Wach auf …“, keuchte er. Kenjis Gliedmaßen lagen in einem merkwürdigen Winkel und eine riesige Platzwunde klaffte offen auf seinem Kopf. Das Blut floss in Strömen aus dieser Wunde und schon in wenigen Sekunden bildete sich eine riesige Blutlache auf dem gelben Sand. Oh Gott! „NEIN! KENJI!“, schrie Kagetora verzweifelt. Bittere Tränen sammelten sich in seinen Augen, als er schließlich begriff. Kenji war tot und alles schreien nützte nichts. Just in diesem Moment stieg unbändige Wut in Kagetora auf. Wutentbrannt starrte er zu den beiden Fremden, die ihm den einzigen Menschen genommen hatten, der ihn wirklich geliebt hatte und immer für ihn da gewesen war. Doch nun war er tot. Seinetwegen, dies wusste er. „IHR SCHWEINE!“, brüllte der Schwarzhaarige. Binnen weniger Sekunden hatte sich Chakra, schwärzer als die tiefste Nacht selbst, um seinen Körper gelegt und tanzte nun wild umher. Seine vier schwarzen Schweife schlugen wild um sich und gaben jedes Mal einen zischenden Laut von sich, wenn sie die Luft durchschnitten. „Ah, da haben wir ja unser Monster!“, freute sich der Blonde und klatschte begeistert in die Hände. Kagetora ignorierte den Kerl und stürmte blind vor Wut auf die beiden Männer. Amüsiert wich der Blonde Kagetoras kläglichen Angriff aus, packte ihn am Arm und verdrehte diese leicht, sodass es leise knackste. Kagetora wand sich schreiend in dessen Griff und versuchte sich zu befreien, doch der andere war einfach viel zu stark. Just in diesem Moment kletterte Yujo auf den Fremden und zerkratzte diesem das Gesicht. Brüllend ließ er den Halbdämon los und versuchte das weiße Fellbündel zu packen. Doch das Eichhörnchen war so klein, dass er es immer wieder verfehlte. Kagetora nutzte diese Ablenkung und griff den Blonden noch einmal an. Doch dieser hatte Yujo bereits gepackt und schleuderte das kleine Tier weg, um anschließend Toras Angriff ein weiteres Mal abzuwehren. Erneut hatte der Fremde Tora gepackt und hielt ihn dann einige Zentimeter über dem Erdboden, so wie er es vorher mit Kenji getan hatte. „Hör zu: Es bringt GAR NICHTS, wenn du dich wehrst, klar?! Und jetzt komm brav mit uns!“ Kagetora strampelte wild in der Luft und versuchte sich zu befreien. Verdammt! Wieso fühlte er sich nur so hilflos? Er hatte keine Chance gegen diese beiden Kerle und eine Waffe hatte er auch nicht … geschweige denn ein paar starke Jutsus, die ihm in so einer Situation etwas bringen würden. Es war zum verzweifeln. Er wollte, dass die Männer für das büßten, was sie Kenji und Yujo angetan hatten. Sie hatten ihm alles genommen, was ihm wichtig gewesen war. Er war nun vollkommen alleine auf der ganzen weiten Welt … Plötzlich spürte er eine seltsame Kraft, die er vorher noch nie gespürt hatte. Das schwarze Chakra sprühte regelrecht Funken, als es um seinen schmalen Körper tanzte. Der blonde Fremde seufzte. „Spar dir dein mickriges Chakra, Bursche!“, meinte er gelangweilt. „Was willst du Witzfigur schon gegen uns tun?“ Der schwarzhaarige Junge knurrte und versuchte sich aus dem Griff seines Gegners zu befreien. „Och wie süß … der Kleene will seinen Daddy rächen … und wie knuffig er doch knurren kann! Reizendes Kerlchen!“ In diesem Moment schien in Tora etwas zu explodieren. Schmerz kroch hoch und jagte wie Gift durch seine Adern. Er schrie auf und wandte sich wie eine Schlange. Was war denn jetzt kaputt? Woher kam dieser unbändige Schmerz, der ihn von innen zu zerstören drohte? Jeglicher Muskel verkrampfte sich und dann … - Tora konnte es selbst nicht glauben – schossen mehrere scharfe Klauen aus seinen Handknöchel. Blut spritzte und befleckte das blasse Gesicht des Fremden, der ihn vollkommen perplex anstarrte. Kagetora nutzte diesen Überraschungsmoment und rammte seine Krallen in den Magen des Fremden. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als die Klingen fast ohne Widerstand den Körper des Anderen durchdrangen. Kagetora würgte und zog seine Klauen raus. Der Blonde schrie schmerzvoll und hielt sich den in Strömen blutenden Bauch. Purer Hass stand in seinen Augen, als er zu dem Halbdämon sah. „Du ver...dammtes … kleines Monster! Was ist .. das für eine Teufelswaffe!?!“ Tora blickte auf seine Krallen, die vollkommen mit Blut befleckt waren. Sie schienen direkt aus seinem Körper gewachsen zu sein. Er wusste nicht, warum er diese Waffe plötzlich hatte, doch war er irgendwie auch froh darüber. Immerhin konnte er sich nun wehren. Doch bevor er ein weiteres Mal angreifen konnte, stellte sich der andere Fremde, der sich bisher eher im Hintergrund gehalten hatte und formte einige kompliziert aussehende Fingerzeichen. Kurz darauf spuckte er einen riesigen Feuerball auf den Jungen. Kagetora versuchte auszuweichen, doch der Fremde ließ nicht locker und griff ihn immer und immer wieder an. Schon bald hatte er am ganzen Körper mehrere Brandwunden. Langsam spürte er, wie ihn seine Kraft verließ. Gegen solche Gegner konnte er einfach nicht gewinnen; er war zu schwach. Und dann – ein kurzer Moment der Schwäche – traf ihn ein gewaltiger Feuerball direkt. Ein letztens Mal schrie Tora auf und sank dann in das Reich der Finsternis … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)