Zombie-Loan: Der schwarze Klan von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Das Tor der Shinigami --------------------------------- Zombie-Loan – Kapitel 10 Michiru kann das Zittern ihrer Hände einfach nicht unterdrücken, als ihr Blick über die am Boden liegenden Menschen um sie herum schweift, und damit auch auf die grauen Ringe, die sich von Minute zu Minute stärker schwärzen, fällt. Die aufsteigende Panik in ihr ist ihr deutlich anzusehen und lässt ihre Knie bedrohlich schwanken, sodass sie entsetzt zusammenzuckt und beinahe das Gleichgewicht verliert, als ihr plötzlich jemand mit dem Ellenbogen einen unangenehmen Stoß verpasst. „Hey... das tat weh...“ Ihre Brille zurechtrückend blickt sie verblüfft zu Chika auf, der direkt neben ihr steht, sich aber offensichtlich keiner Schuld bewusst ist. Stattdessen wendet er sich seufzend von ihr ab, sodass sie lediglich einen flüchtigen Blick auf sein aufmunterndes Lächeln erhaschen kann, was allerdings ausreicht, um ihre Anspannung wenigstens ein bisschen zu mildern. Seine Zuversicht gibt ihr aber auch zu denken. „Chika... warte mal! Ich meine... bist du okay?... Naja... schließlich...“ Chika entgeht nicht der nervöse Seitenblick, den Michiru auf die junge Frau wirft, die nur wenige Meter entfernt, mit einem grauen Ring um den Hals, bewusstlos auf dem Boden liegt. „Dummkopf! Ich bin ein Zombie... sehr viel dunkler kann sich der schwarze Ring um meinen Hals nicht mehr färben, oder?“ Dieses Argument hält Michiru für durchaus einleuchtend, wobei sie sich allerdings gleichermaßen erleichtert, wie peinlich berührt fühlt, weil sie diesen logischen Schluss nicht selbst ziehen konnte. Chika musterte derweil konzentriert die leuchtenden Symbole auf dem Boden vor ihnen, immer unter Beobachtung von Shitos zweifelnden Blicken. „Und was jetzt? Deiner Motivation nach zu schließen, könnte man glatt davon ausgehen, dass du sowas wie einen Plan hast, Akatsuki...“ Chika richtet sich seufzend auf und wirft einen entschlossenen Blick in die Runde. „Der Plan ist...“ Michiru lauscht gebannt, während Shito aufgrund der langen Pause, die Chika mitten im Satz einsetzt, ungeduldig eine Augenbraue hochzieht. „...dass wir das Planen überspringen und einfach diese bescheuerten Zeichen zerstören.“ Ohne auf Shitos gemurmeltes „Schwachkopf!“ zu reagieren, zieht Chika kurzerhand sein Katana, holt aus und lässt es mit Schwung auf eines, der am äußersten Rand des Gebildes glühenden Symbole zurasen. Doch wenige Zentimeter bevor die Klinge den Boden berührt hätte, stoppt sie plötzlich völlig unvermittelt, so als hätte sie einen unsichtbaren Stein getroffen. Im nächsten Augenblick blitzt auch schon ein greller Funkenregen auf und Chika wird, wie von einem gewaltigen Luftstoß getroffen, einige Meter durch den Raum geschleudert, bis er schließlich ächzend auf dem Rücken zum liegen kommt. Shito wirft ihm einen mitleidigen und auch etwas schadenfrohen Seitenblick zu. „Als wäre das nicht zu erwarten gewesen, Vollidiot...“ Chika richtet sich stöhnend, aber mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht auf. „Ach ja, wie wärs wenn du mal genauer hinschaust, bevor du dein Maul noch weiter aufreisst, Shito!“ Michiru wendet ihren Kopf zeitgleich mit Shito zu der Stelle um, an der Chika Sekunden zuvor sein Glück versucht hatte, und auch wenn es zunächst so schien als wäre sein Angriff vergebens gewesen, so kann sie jetzt bei genauerem Betrachten eindeutig einen feinen Riss erkennen, der sich schnell ausbreitet und sich wie einen Schlange über den Boden ausbreitet, quer durch das filigrane Muster aus Symbolen. Doch nicht nur das, auch an anderen Stellen scheint der Boden mit leisen knackenden Geräuschen zu zerbrechen. Sogar Chika selbst scheint für einen Moment erstaunt darüber, wie effektiv sein Plan sich offenbar entwickelt. Im nächsten Augenblich erschüttert ein tiefes Grollen das gesamte Gebäude und Michiru und die Anderen können gerade noch beiseite springen bevor der Boden vor ihnen krachend in seine Einzelteile zerspringt und nach unten absinkt. Obwohl sie sich im Erdgeschoss befinden, breitet sich ein gigantisches Loch vor ihnen aus, in das scheppernd die letzten, hellen Bodenfließen fallen. Keiner von ihnen kann auch nur ansatzweise das Ende des stockdunklen Schachts ausmachen. Lediglich ein kleiner Teil des Bodens scheint sich wie von Zauberhand in der Mitte des Lochs in der Luft zu halten, genau der Teil auf dem Sousuke steht, noch immer in seine leise gemurmelten Formeln vertieft. Ein breites Grinsen breitet sich auf Shirois Gesicht aus, während er begeistert zu seinem Vater hinüberstarrt. „Es ist wirklich offen! Das Höllenloch hat sich geöffnet!“ Shito gibt Chika einen kräftigen Faustschlag auf den Hinterkopf. „Klasse gemacht, Genie! Du hast das Höllenloch geöffnet!“ Chika ist kurz davor knurrend auf Shito loszugehen, als Bekkou ihn zurückhält. „Es ist teil des Rituals... deine klägliche Attacke hatte rein gar nichts damit zu tun.“ Chika atmet hörbar auf, bevor plötzlich ein beleidigter Ausdruck auf seinem Gesicht erscheint. „Hey, was meinst du mit >kläglichHölle< wie ihr es kennt vermutlich am nächsten kommt... Er wird ihn nutzen um sich seinen Weg in die Welt zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten zu erschleichen...“ Kaum, dass Bekkou seinen Satz beendet, beginnt der Stein auf dem Sousuke steht sich langsam aber stetig abwärts zu bewegen, bis er schließlich ganz in der dunklen Tiefe des Schachts verschwunden ist. Chika steuert zielstrebig auf die Kante des Lochs zu. „Das heißt wir müssen den alten Sack nur da rausholen, bevor er seinen Handel beenden kann, hab ich recht?“ „So könnte man das ausdrücken, allerdings-...“ Bekkou bricht seinen monotonen Singsang mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck ab, als Chika und Shito sich kurz zunicken, bevor sie ohne ein weiteres Wort über den Rand des Lochs in die Tiefe springen. Michiru stößt einen erstickten Schrei aus und stürzt auf den Abgrund zu, doch Bekkou hält sie zurück. „Da du kein Zombie, sondern ein zerbrechlicher Mensch bist, würde ich dir dringend davon abraten in Löcher unbestimmter Tiefe zu springen... Außerdem gibt es hier oben eine wesentlich wichtigere Aufgabe für dich zu erledigen...“ Michiru starrt den Fährmann mit fragenden Augen an, nickt ihm schließlich aber zu, bevor sie noch einen letzten besorgten Seitenblick über den Rand des Höllenschlunds wirft. Chika stößt eine bunte Serie verschiedener Flüche aus, als er unsanft am Boden des Schachts auf dem Rücken landet. Er schappt einen Moment nach Luft, kann sich aber recht schnell wieder sammeln, und ertappt sich sogar dabei, wie er zufrieden grinst, als er bemerkt, dass Shito neben ihm ähnlich wüste Worte gebraucht, um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen. „Arrgh... War wieder mal ne spitzen Idee, Akatsuki! Autsch... du bist wirklich ein Idiot...“ Die beiden richten sich mühsam auf und sehen sich angespannt um. Sie sind in einem Raum gelandet, der, wie das Loch kreisrund und düster ist, allerdings umfasst sein Durchmesser locker das vier- oder fünffache des Randes, in den sie gesprungen waren. Lediglich zwei bläuliche Fackeln, die etwas, das an eine schlichte Tür erinnert einrahmen, spenden einen unheimlichen Schein. Direkt vor der Tür entdecken sie Sousuke der gerade eine Hand auf eine der beiden altmodischen Türgriffe legt. Shito richtet blitzschnell seine Waffe auf Sousukes Hand, doch bevor er den Abzug drücken kann, ertönt bereits ein leises Klicken, das von den Höhlenähnlichen Wänden vielfach wiederhallt, und die Tür springt einen Spalt auf. Ein grelles, weißes Licht fällt in den Raum und blendet die Beiden, während Sousuke die Tür unbeirrt aufstößt. Noch bevor Shitos Augen sich einigermaßen an das helle Licht gewöhnt haben, schließt sich ein unbeschreibliches Gefühl der Kälte um ihn und raubt ihm für einen Moment den Atem. Ein Gefühl, das er einerseits nur zu gut kennt, aber noch nie in einem solchen Umfang wahrgenommen hat. Als er sich, seine Augen mit einem Arm vor dem Licht schützend, zu Chika umwendet, lässt dessen bleiches Gesicht keinen Zweifel daran, dass er, trotz seiner eher schlechten Fähigkeiten im Aufspüren fremder Energien, gerade dasselbe Gefühl hat. Beide starren gebannt der nun offenen Tür entgegen, darauf wartend, dass sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnen und sie endlich sehen können was vor ihnen steht, auch wenn sie es im Grunde bereits wissen.... Yuuta schlägt mit einem hohen Aufschrei beide Hände auf ihre Ohren und schüttelt energisch ihren Kopf. „Was ist das nur für ein schrecklicher Lärm so plötzlich? Es macht mich wahnsinnig!“ Michiru gelingt es nicht den Blick von dem Loch abzuwenden. Gerade war die Stille um sie herum lediglich hin und wieder von einem unterdrückten Stöhnen oder einem Husten, der Menschen um sie herum unterbrochen worden, aber von einer Sekunde zur anderen drangen plötzlich Stimmen aus dem Abgrund vor ihr. Anfangs war es für sie unmöglich gewesen sie zu verstehen, da sie scheinbar vielfach von den Wänden des Schachts wiederhallten, doch nachdem sie einige Augenblicke innehielt und lauschte, ist sie sich jetzt ganz sicher. Es sind Warnungen... Irgendwer will nicht, dass jemand versucht durch das Höllentor zu gehen... „Du kannst sie verstehen hab ich recht, Michiru?“ Sie schreckt aus ihren Gedanken auf und blickt zu Bekkou auf, der sie mit einem wissenden Ausdruck mustert. Ihr Blick wandert zu Yuuta, die inzwischen versucht sich die Ohren mit Watte aus ihrem Erste-Hilfe-Kasten zu verstopfen. „Sie kann sie nicht verstehen? Heißt das, dass-...“ Auf Bekkous Gesicht erscheint ein Grinsen, das die tiefen Falten um seinen Mund noch betont. „Ganz recht... Es sind Shinigami.“ „Aber es sind so viele Stimmen! Es müssen Hunderte sein! Wir müssen Shito und Chika da rausholen, bevor-...“ „Genau daran arbeiten wir gerade... Wenn du also so freundlich wärst, zu wiederholen, was ich dir eben gezeigt habe?“ Michiru schluckt ihre Panik hinunter und versucht sich ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Genau wie Bekkou es ihr vorgemacht hatte, kniet sie sich etwas vom Rand des Lochs entfernt auf den Boden und legt beide Hände auf die kalten Fließen. Einen Moment lang kommt sie sich dabei reichlich dämlich vor, doch nachdem sich ihre Konzentration einigermaßen stabilisiert hat, kann sie ein leichtes prickeln auf ihren Handflächen spüren. Plötzlich sinken ihre Hände ohne jede Vorwarnung in den gerade noch massiven Boden unter ihr! Die Oberfläche der Fließen schlägt kleine Wellen so als bestünde sie auf seiner Flüssigkeit. Michiru erinnert sich an Bekkous Warnung, dass sie keinesfalls die Hände zurückziehen dürfe, wenn sich das Portal erstmal geöffnet hat, und senkt ihre Handflächen stattdessen noch etwas tiefer in den ungewöhnlichen Untergrund. Sie schließt die Augen um sich noch besser konzentrieren zu können, und beginnt in Gedanken, nach Chika und Shito zu suchen. Unzählige kleine Schatten tanzen im Schein des weißen Lichts über die zerklüfteten Wände um sie herum. Chika starrt fassungslos auf die dunklen Gestalten sich sich schleichend, fast schwerelos um sie herumbewegen und sie feindselig mustern. Er hält zwar sein Katana mit beiden Händen vor sich, doch angesichts der glänzenden Klingen der Shinigami-Sensen kommt ihm sein Schwert plötzlich um einiges nutzloser vor. Er wendet sich zu Shito um, der sich noch nichtmal die Mühe macht, seine Waffe auf einen der dunklen Schatten zu richten. „Sieht schlecht für uns aus, Shito...“ „Verdammt richtig erkannt...“ „Was machen wir jetzt?“ „Eins steht fest, und zwar, dass wir hier festsitzen... Ich würde sagen wir kehren zum ersten Plan zurück und jagen dem Bastard, der uns das eingebrockt hat wenigstens noch eine Kugel in den Kopf bevor wir abkratzen...“ Chika sieht ihn übelgelaunt an und schüttelt energisch den Kopf. „Vergiss es, das Thema hatten wir schon... Wir schaffen ihn lebend hier raus, und wenn wir dabei draufgehn!“ „Das ist doch wohl nicht dein ernst?!“ „Das nennt man, seine Prioritäten kennen!“ „Nein, das nennt man schwachsinnig!“ „Schön, mach was du willst, ich zieh das jetzt jedenfalls durch.“ Shito schüttelt entnervt den Kopf, während er beobachtet, wie Chika sich möglichst unauffällig durch die Shinigamis vor ihnen hindurchzuschleichen versucht. Seltsamerweise scheinen sie ihn nicht angreifen zu wollen, noch nicht zumindest. Im Moment scheint Sousuke ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hält die Hand mit dem rotglänzenden Ring wie ein Schild vor sich gestreckt und blickt herausfordernd in die Runde bevor er sich langsam zu der noch immer geöffneten Tür umwendet. Die Shinigami scheinen verunsichert darüber ob sie ihm den Zutritt in ihre Welt gewähren sollen, doch sie schreiten nicht ein. Chika nutzt ihre Unaufmerksamkeit aus und sprintet ohne jede Vorwarnung auf Sousuke zu. In dem Moment, in dem dieser sich zu ihm undreht, lässt er sich fallen und reisst ihm, über den Felsuntergrund schlitternd, die Beine weg, sodass Sousuke schwungvoll auf dem Boden landet. Der Alte richtet sich ächzend wieder auf und funkelt Chika wütend entgegen. „Du weißt einfach nicht wann es Zeit ist aufzugeben was? Aber meine Gedult ist jetzt eindeutig am Ende...“ Er richtet seine Hand auf Chika, und im nächsten Augenblick wird dieser von einer unsichtbaren Kraft rücklings auf den Boden gepresst. Ohne einen Muskel rühren zu können, spürt er wie sich der Druck auf seinem Hals und seiner Brust stetig erhöht, bis es ihm unmöglich ist zu atmen. Gerade als mehrere von Chikas Rippen schmerzhaft knacken, gelingt es Shito sich seinen Weg durch die Shinigamis zu bahnen und Sousuke einen gezielten Faustschlag ins Gesicht zu verpassen, der ihn zwingt sich von Chika abzuwenden. Im selben Moment verschwindet der Druck von Chikas Körper und er ringt hustend nach Luft. Shito steht über dem am Boden liegenden Sousuke und richtet seine Waffe direkt auf dessen Kopf. „Wenn es nach mir geht, würde ich das Ganze jetzt einfach beenden...“ Sousuke lässt ein schallendes Lachen vernehmen. „Und was sollte das bringen? Du hast es doch selbst gesehen, sogar ein abgetrennter Kopf lässt mich nicht sterben! Ich würde einfach wiederkommen!“ Shitos Augen verengen sich zu Schlitzen. „Dann werde ich dich einfach so oft erschießen bis du nicht mehr wiederkommst... Glaubst du etwa mir wäre entgangen, dass du mit jeder Reinkarnation älter wirst?“ Das Lachen auf Sousukes Gesicht erlischt augenblicklich, dafür schleicht sich ein zufriedenes Lächeln in Shitos Mimik. Chika richtet sich mühsam auf und blickt zu seinem Partner hinüber. „Shito... wag es bloß nicht! Ich warne dich...“ Shito erhöht den Druck auf den metallenen Abzug seiner Pistole, gerade als ein warmes Licht aus einer Nische in der Wand in den Raum fällt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)