Ray of light von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Evil awakening ------------------------- Ich rannte auf Felicia zu. Der Meror-Dämon kam näher. Er wollte sie gerade packen als ich ihn zur Seite stieß. Der Dämon rappelte sich auf und guckte an mir vorbei. Ich dachte schon er wolle sich erneut Felicia krallen, doch es ertönte ein röchelndes Husten: „Ihr könnt nicht gewinnen. Eine große Finsternis wird kommen und ihr werdet alle sterben. Die menschliche Pestilenz wird genau so plötzlich, wie sie auf der Erde erschien, auch wieder verschwinden! Der Tag der absoluten Apokalypse ist nah! Merke dir meine Worte.“ Und dann war er verschwunden. Ich drehte mich um und sah Felicia am Boden liegen. Ihr Gesicht war voller Brandwunden und sie krümmte sich vor Schmerz. Die anderen Menschen, die sich auf dem Bahnsteig befanden, gingen zügig an ihr vorbei. Keiner schien ihr zu helfen, außer eine Frau. Sie war mitte vierzig und trug unscheinbare Kleidung. „Oh Gott, Felicia“. Ich kniete mich herunter. „Sie muss in ein Krankenhaus,“ sagte die Frau. „Mein Auto steht draußen. Komm ich fahre euch.“ Ich nickte nur, zu mehr war ich einfach nicht fähig. Ich saß im Wartezimmer des Wolfenbütteler Krankenhauses. Die fremde Frau hatte sich bereit erklärt Felicia bis nach Wolfenbüttel zu fahren, damit wir besser nach Hause kommen. Die große Uhr, die im Wartezimmer hängt, tickte und die Zeit verging, während ich auf die Diagnose des Arztes wartete und über die Worte des Meror nachdachte. „Der Tag der absoluten Apokalypse ist nah“, hatte der Meror gesagt. Ebenso wie „Die menschliche Pestilenz wird wieder verschwinden“. Das könnte bedeuten, dass sich die Meror Dämonen zusammengeschlossen haben, um die Apokalypse vorzubereiten. Aber sie muss von jemandem durchgeführt werden, denn die Meror sind „nur“ die Vorboten der Apokalypse. Aber wer soll das sein? Ich guckte auf den Tisch vor mir und entdeckte eine Bibel. Ich war noch nie besonders gläubig, aber ich hatte mal gehört, dass es in der Bibel einen Abschnitt über Satan in der Johannes Offenbarung gab. Ich nahm das Buch in die Hand und las: Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand hatte. Und er griff (nahm gefangen) den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre vollendet sind. Nach diesem muss er für kurze Zeit losgelassen werden. Ich übersprang den restlichen Teils der „Bindung Satans und Tausendjähriges Reich“ und las weiter bei dem Abschnitt „Letzter Aufstand Satans und entgültiges Gericht über ihn“: Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden und wird hinausgehen, die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, um sie zum Krieg zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand des Meeres. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt; und Feuer kam aus dem Himmel herab und verschlang sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier als auch der falsche Prophet sind; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ärgerlich klappte ich die Bibel zu und legte sie auf den Tisch zurück. Ich war ja noch nir besonders gläubig, aber das gab mir den Rest. Feuersee? Das ich nicht lache. Satan sitzt in der Hölle und regiert seine Dämonen, die nicht auf der Erde wandeln. Das ist so ziemlich das erste, was ich in meiner Zeit als Jägerin gelernt hatte, dass Satan nicht tot oder verbannt oder sonst was ist. Dann stockte ich. Was ist wenn Satan die Apokalypse plant. Die Meror bleiben eigentlich in der Hölle, außer sie werden geschickt, um die Apokalypse anzukündigen. Es gibt nur eine Person, die sie schicken könnte, ihr Herr, ihr König: Satan. Na toll, dachte ich. Das kann ja etwas werden. Ich kam nicht einmal gegen einen Meror an, wie sollte ich gegen eine ganze Armee solcher und ähnlicher Schreckensgestalten ankommen? Ich schrak hoch als mich jemand ansprach. „Fräulein Baltzer?“, fragte die Stimme. Ich blickte auf. Vor mir stand ein Arzt. Schnell stand ich auf. „Gibt es Neuigkeiten? Wie geht es Felicia?“, fragte ich atemlos. Der Arzt schwieg kurz, dann meinte er: „Sie wird es überleben. Allerdings werden die Brandwunden nie wieder ganz verschwinden. Man könnte es mit plastischer Chirurgie versuchen, aber auch da könnte man sie wahrscheinlich nicht wieder ganz hinkriegen. Es tut uns leid, aber mehr können wir nicht für sie tun.“ Ich nickte, da ich meine Stimme nicht fand. „Außerdem“, fuhr der Arzt fort, „hat sie einen Schock. Wie werden sie für ein paar Tage hier behalten müssen. Ihr Vater wird sich sicher um sie kümmern“. Ich nickte wieder. Der Arzt konnte ja nicht wissen, dass ich meinen Vater nie kennengelernt habe. Er war schon weg, als meine Mutter mich vor dem Waisenhaus aussetzte. Langsam stand ich auf. „Kann ich sie sehen?“, fragte ich mit tonloser Stimme. Ich kam mir vor ein Zombie. Kein Gefühl durchzuckte meinen Körper. Das änderte sich auch nicht als ich Felicia mit ihren ganzen Brandwunden sah. Erst als ich alleine wieder zu Hause war, kamen die ganzen Gefühle, die ich bis dahin unterdrückt hatte hoch. Ich rannte in mein Zimmer, warf mich auf mein Bett und fing hemmungslos an zu weinen. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war. Es musste bereits mitten in der Nacht sein, als ich mitbekam, dass das Telefon klingelte. Ich stand langsam auf und ging ins Wohnzimmer, wo das Telefon stand. Ich ging dran und meldete mich mit meinem Namen: „Baltzer?“. Doch niemand antwortete. „Hallo?“, fragte ich vorsichtig. Doch noch immer antwortete niemand. Und dann wurde die Verbindung unterbrochen. Ich legte auf. Dann schaute ich auf die Uhr. Es war 3:33 Uhr. ‚Merkwürdig’, dachte ich, ‚wer ruft denn um diese Zeit an und meldet sich dann nicht einmal?’. Ich konnte mir die Antwort schon denken. Bestimmt irgendein perverser, der sich an meiner Stimme aufgegeilt hatte. Aber würde der nicht wollen, dass ich möglichst viel rede? Der würde doch nicht von selbst auflegen? Oder? Ich war mir nicht sicher. Ich war noch nie so jemandem begegnet, der mir das genau erklärt hätte. Nicht, dass das eine Begegnung ist, die ich unbedingt machen muss. Ich kann auf so etwas gut verzichten. Ich kann sowieso nicht verstehen, warum es solche Menschen gibt. Ich legte mich wieder ins Bett und schlief sofort ein. „And so what? I’m still the Rockstar. I got my Rockmoves and I…”, plärrte es am nächsten Morgen aus meinem Wecker. Müde schlug ich meine Augen auf und stand langsam auf. Ich hasste Montage. Ich zog mich an, frisierte meine Haare und schminkte mich dezent. Dann nahm ich meinen Ranzen und ging runter in die Küche. Überrascht blickte ich mich um, als ich Felicia nirgends entdecken konnte. Normalerweise stand sie doch schon immer in der Küche und achtete darauf, dass ich pünktlich zur Schule kam. Und dann schlug meine Erinnerung gnadenlos zu. Wie ein Schlag ins Gesicht erinnerte ich mich an die Zugfahrt, den Meror und das Felicia mit schweren Brandverletzungen im Krankenhaus lag. Mir fiel mein Ranzen von meiner Schulter. Ich stand wie schockgefroren da und konnte mich nicht rühren. Für mich stand fest, dass ich heute nicht in die Schule gehen konnte. Umso überraschter war ich als ich aus meinem Schockzustand erwachte und mich mitten im Matheunterricht befand. Ciara neben mir ignorierte mich und auch Herr Lowsnek schien mich nicht zu beachten. Dann klingelte es zur Pause. Ciara eilte an mir vorbei, ohne mich zu beachten. Ich ging ihr hinterher. Auf dem Flur rannte ich dann aber erst mal in jemanden hinein, bevor ich sie zur Rede stellen konnte. Ich blickte auf. Es war Kai. ‚Auch das noch’, dachte ich und sah in sein sorgenvolles Gesicht. Ausnahmsweise lächelte er mal nicht. „Emma, was ist denn los?“, fragte er besorgt. Erst jetzt, merkte ich, dass ich weinte. „Ich... Felicia... und...“ Meine Stimme brach. Dann spürte ich, wie etwas mich umfasste. Kai umarmte mich und zog mich dabei etwas zur Seite. Letzte Woche noch hätte ich mir nichts schöneres vorstellen können, doch das Wochenende und der Meror Angriff auf Felicia rückten alles in ein anderes Licht. Der Rest war mir so ziemlich egal. „Komm wir gehen lieber mal an einen ruhigeren Ort“, hörte ich Kais Stimme an meinem Ohr. Ich ließ mich führen und er führte mich hinter die Turnhallen. „Komm alles wird gut“, versuchte er mich zu trösten, „möchtest du darüber vielleicht reden, vielleicht geht es dir hinterher besser?!“. Ich schüttelte den Kopf. „Nein“, schluchzte ich. Die Geruch der Luft veränderte sich auf einmal. Es roch verbrannt. Ich befreite mich aus Kais Umarmung und erschrak. Nein, das konnte nicht war sein. Vor meinen Augen fing Kai an zu brennen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, nur seine Augen zeigten einen überraschten Ausdruck. Wie konnte das sein, eben ging es ihm doch noch gut! Dann fiel Kai vornüber und ich entdeckte den Meror, der hinter ihm stand und gerade dafür gesorgt hatte, dass Kai vor meinen Augen verbrannte. Ich wollte mich gerade vor lauter Wut auf den Dämon stürzen, als dieser urplötzlich verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)