The Chinese Guy [Fon X Reader] von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: The Chinese Guy -------------------------- „Muss das unbedingt sein...?“, fragst du mit nerviger Nörgelstimme und klappst den Tisch, der an der Rückseite des Sitzes vor dir befestigt ist, hoch und runter. Hoch und runter. Mit einer Art grimmiger Befriedigung siehst du zu, wie das Gesicht des jungen Mannes neben dir immer finsterer wird. „Ja, es muss“, antwortet er ernst und wirft dir einen mahnend-bösen Blick zu. Du grummelst etwas Unverständliches, klappst den Tisch ein letztes Mal mit lauten Geräusch hoch und verschränkst die Arme. Dann spürst du ein Ruckeln. Das Flugzeug hebt ab. Im Gegensatz zu einem gewissen Tsunayoshi Sawada, den du sowieso nicht kennst, bist du in dem Wissen aufgewachsen, dass du eines Tages die Nachfolge als Boss einer Mafia-Familie antreten wirst. Vor etwa einem Jahr hat dein Training unter dem berühmt-berüchtigten Profikiller Reborn begonnen. Er trägt dauernd schwarz, guckt böse und ist streng – aber er hat auch etwas Sympathisches an sich. Bisher hat es für deine Ausbildung genügt, in deinem Heimatland zu bleiben. Nun aber, um deine Fähigkeiten im Nahkampf auszubauen, fliegt ihr nach China, wo ein Bekannter von Reborn, ein Meister der Kampfkünste, leben soll. Gespannt bist du schon auf ihn – und so ein Auslandsaufenthalt hat ja auch etwas für sich - , allerdings befürchtest du, dass das Training so zermürbend wird wie das bei Reborn. In China angekommen fahrt ihr zuerst mit dem Taxi und müsst dann noch ein gutes Stück zu Fuß gehen, bis ihr vor einem traditionellen chinesischen Haus, abgeschieden von jeglicher Zivilisation, steht. „Geh einfach zur Tür“, sagt Reborn unvermittelt und wendet sich zum Gehen, während du noch unsicher zum Haus starrst. „Er erwartet dich.“ „Was – du bleibst nicht?“, rufst du ihm entgeistert hinterher. Reborn hebt nur kurz im Gehen die Hand, ohne sich noch einmal umzudrehen, und verschwindet den Sandweg hinunter. Wütend vor dich hinmurrend schleppst du deinen Koffer zur Tür. Du klopfst, da du keine Klingel findest, und wartest einige Sekunden. Trappelnde Schritte sind zu hören, dann öffnet sich vor dir die Tür und zuerst glaubst du, sie habe das von selbst getan – bis du weiter runter blickst. Dort steht ein kleines... Kind (du bist nicht sicher ob Junge oder Mädchen) und begrüßt dich mit einem munteren „Nihao!“. „Ähm... Guten Tag“, sagst du unsicher auf Deutsch – schließlich hast du nie die chinesische Sprache erlernt. Das Kind legt den Kopf schief und schaut fragend drein. „Verstehst du Deutsch...?“ Keine Antwort. „Do you speak English? Parli italiano?“ Wieder nichts. Gut, das mit der Konversation kannst du dann wohl vergessen. Du kratzt dich am Kopf und versuchst dich an den Namen des ominösen Meisters zu erinnern. „Don... Pon... Pom. Pom-pom.“ Kurz musst du auflachen. Das Kind schaut immer noch fragend drein. Es muss dich für unterbelichtet halten. „Nein, ähm... Fon. Genau. Fon? Ist er hier?“ Erkenntnis blitzt in den Augen des Kindes auf. Es nickt und tritt zur Seite, um dich einzulassen. Es zeigt dir den Weg zu einem Zimmer, in dem du deinen Koffer abstellen kannst. Anschließend führt es dich durch das Haus, das von innen wie ein Dojo aussieht (nicht, dass du jemals ein richtiges Dojo von innen gesehen hättest...), bis ihr am anderen Ende auf einer Art Veranda ankommt, von der aus man über die weite Landschaft blicken kann. Dort bedeutet es dir, mit ihm auf dem Boden hockend zu warten. Während der nächsten zehn Minuten findest du zumindest heraus, dass das Kind I-Pin heißt. Und das war schon schwer genug. „Wann kommt der denn endlich?“, fragst du gelangweilt, obwohl I-Pin dich sowieso nicht versteht. „Es ist unhöflich, jemanden so lange warten zu lassen...“ Du lehnst dich ein wenig zurück und stößt gegen etwas Weiches. Überrascht siehst du hoch und schaust in das Gesicht eines gutaussehenden Chinesen, der milde zu dir hinablächelt. „Oh – hallo!“, sagst du und rappelst dich hastig auf, während I-Pin neben dir sich wesentlich eleganter erhebt. Der in Rot gewandte Chinese nickt dir zu, die Hände in den Ärmeln verschränkt. „Fon?“, fragst du sicherheitshalber nach. Er nickt schweigend. Dein Lächeln verblasst allmählich, als dir erneut der Gedanke kommt, dass das mit der Konversation hier wohl nichts wird. „Na klasse“, murmelst du resigniert. Ohne auf deine Worte zu achten, aber mit einem weiteren Lächeln und einem Nicken weist er dich an, ihm zu folgen (du hoffst einfach mal, dass du ihn richtig verstanden hast) und betritt wieder das Haus. Dort überreicht er dir Trainingskleidung, die der, die er und I-Pin tragen, sehr ähnlich sieht, und zeigt dir einen Raum, in dem du dich umziehen kannst. Dann geht es ans Trainieren. Und das geht erstaunlich gut ohne Worte. Er zeigt dir etwas und du machst es nach. Gegen ihn persönlich kämpfen tust du nicht. Als Erstes stehen vor allem Meditationsübungen im Programm – dabei wird so oder so nicht geredet. Da du erst am Nachmittag angekommen bist, gibt es bald Abendessen, eine gewöhnungsbedürftige Suppe mit Glasnudeln und Hühnerfüßen. Danach legst du dich in dem Zimmer, in dem du zuvor schon deinen Koffer abgestellt hast, auf einer Art Futon schlafen. Und so gehen die Tage um. Schweigsam und mit höflichen Lächeln, sobald du dem Blick von Fon oder I-Pin begegnest. Ab und zu plappern du oder I-Pin vor euch hin, ohne einander zu verstehen. Fon scheint nie etwas dazu zu sagen zu haben. Auch nicht auf Chinesisch. Nach etwa einer Woche scheint die Meditationsphase abgeschlossen. Fon zeigt dir einzelne Schläge und Tritte. Du bemerkst, wie immer, wenn er dich berührt, um deine Körperhaltung zu oder den Winkel deiner Armer zum Körper zu verbessern, dein Herz ein wenig schneller schlägt. „Das kann doch nicht wahr sein“, murmelst du am Abend des elften Tages vor dich hin, während du dein Zimmer aufräumst, weil du vor lauter Verwirrung deine ganzen Sachen im Raum verstreut hast. „Ich meine – wir reden nicht mal miteinander! Und er ist viel zu distanziert! Und überhaupt...“ Es klopft und die Tür geht auf. I-Pin sagt etwas auf Chinesisch. Ein paar Wörter hast du die letzten Tage gelernt – daher weißt du, dass das Essen fertig ist. „Komme“, sagst du freundlich und folgst dem Kind. Erschreckender Weise bist du dir immer noch nicht sicher, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. „Jetzt, wo ich die Grundlagen beherrsche, macht mir das Training jeden Tag mehr Spaß“, sagst du munter zu I-Pin. Ihr hockt am Esstisch und wartet auf Fon. I-Pin lächelt und nickt. Er oder sie hört ja an deiner Stimme, dass du gut gelaunt bist, und freut sich dementsprechend mit dir. „Und außerdem“, fügst du zögernd hinzu und senkst die Stimme etwas, „ist unser Meister wirklich... nett. Ich hab ihn gern. Mehr als gern.“ Obwohl du weißt, dass I-Pin, der oder die fragend den Kopf schief legt und neugierig dreinblickt, kein Wort versteht, wird dir warm im Gesicht bei diesem Geständnis. „I-Pin... Ich glaube, ich hab mich in ihn verliebt.“ Das Geräusch von Schritten hinter dir lässt dich so sehr zusammenzucken, dass auch das Kind vor dir erschrickt. Du fährst herum und starrst Fon an, der mit unergründlichem Lächeln zu dir hinabsieht. Und jetzt ist dein Gesicht nicht mehr warm sondern heiß. Schnell wendest du dich ab. 'Er hat es nicht gehört, er hat es nicht gehört', redest du dir selbst beruhigend zu. 'Und selbst wenn – er hätte es doch eh nicht verstanden.' Während des Essens verhält sich Fon ganz normal – soweit du das beurteilen kannst, denn du bemühst dich, möglichst nicht in seine Richtung zu sehen. Nun bist du zum ersten Mal froh, dass er deine Sprache nicht versteht. In der folgenden Nacht hast du einen merkwürdigen Traum. In dem Traum bist du Schneewittchen und die sieben Zwerge sind sieben attraktive junge Männer. Einer davon hat große Ähnlichkeit mit Fon. Und am Ende des Traumes trinkst du Tee mit dem Marshmallowmann. Wer oder was immer das auch ist. Als du morgens aufwachst, hast du den Traum schon wieder fast vergessen und freust dich wie ein verliebtes kleines Mädchen (was du ja auch bist; wenn man auch 'klein' subjektiv sehen kann...) darauf, ihn beim Frühstück wiederzusehen. Gut gelaunt wie so oft in letzter Zeit setzt du dich an den Tisch. I-Pin und Fon sind schon da. „Guten Morgen!“ „Zao shang hao“, begrüßt dich I-Pin. Entweder beleidigt dich dieses Kind jeden Morgen ohne dein Wissen oder es bedeutet auch 'Guten Morgen'. „Guten Morgen“, sagt eine Männerstimme. Du blinzelst verwirrt und siehst dich um. Ist etwa noch jemand im Raum, den du nicht bemerkt hast? Nein, niemand. Vielleicht hast du Halluzinationen... Irritiert schüttelst du den Kopf und siehst noch einmal über die Schulter. „Suchst du etwas?“ Dein Blick schnellt nach vorne. Dir gegenüber – von wo die Stimme gekommen sein muss – sitzt Fon und lächelt dich fragend an. Stille tritt ein. Deine Augen werden größer. Und größer. Und größer. Dann fallen sie aus. Du setzt sie schnell wieder ein und starrst ihn wieder an. „Ä-Ähm, du... Eh... Hä?“, ist alles, was du herausbringst. Fon lacht leise auf. Tatsächlich, diese Stimme kommt aus seinem Mund. Du hast ihn noch nie sprechen hören. Du hast gedacht, er sei einer dieser mysteriösen schweigsamen Meister der Kampfkünste, die sozusagen zu cool zum Reden sind. Und du hast gedacht, dass er nur Chinesisch versteht. Nun hat er aber gerade Deutsch mit dir gesprochen. Oder? Oder? „Ich verstehe, dass du verwirrt bist“, sagt er sanft. Du schnappst nach Luft und drohst, ohnmächtig zu werden. „Du sprichst Deutsch?“ Wenn es tatsächlich so ist, wenn er verstanden hat, was du die letzten Tage teils in seinem Beisein von dir gegeben hast – und gestern Abend erst! - du hast das Gefühl, du müsstest im Erdboden versinken. Er nickt. „Ja, allerdings. Ich habe die letzten sieben Wochen eine Form der Meditation absolviert, in der kein einziges Wort über meine Lippen kommen durfte. Ich ging eigentlich davon aus, dass Reborn dich darüber in Kenntnis gesetzt hat.“ Bei diesen Worten wird dein Blick mörderisch. „Nein, das hat er nicht getan“, knurrst du. Fon hebt die Augenbrauen etwas. Er scheint amüsiert. „Das sieht ihm ähnlich.“ Verwünschungen und Hassbekenntnisse gegen deinen Tutor murmelnd beginnst du, dein Frühstück zu essen. Du kannst deinem Gegenüber jetzt nicht mehr in die Augen sehen, weil du nicht sicher bist, ob er das, was du am Abend zuvor gesagt hast, mitbekommen hat. Wenn er es gehört hat, ist er wahrscheinlich viel zu höflich um jemals ein Wort darüber zu verlieren. Aber das bedeutet dann ja wohl auch, dass du diesbezüglich keine Chance bei ihm hast. In deiner Rage isst du immer schneller und schneller, sodass du vor den andern beiden fertig bist. „Ich gehe mich schon mal warm machen“, erklärst du knapp und stapfst wütend hinaus. Immer wieder murmelst du: „Ich hasse dich, Reborn, ich hasse dich...“ Als du den Raum verlassen hast, seufzt Fon, ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht. „Was habt Ihr, Meister?“, fragt I-Pin auf chinesisch. „Das erkläre ich dir“, antwortet er auf derselben Sprache „wenn du älter bist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)