Wings 2 von Tyra-Leonar ================================================================================ Epilog: 4 Jahre später ---------------------- Laute Musik, der Bass hämmert in meinen Ohren. Meine langen Haare fliegen durch die Luft, mein Körper bewegt sich völlig automatisch. Und dann singe ich mit. So laut wie es hier ist kann mich sowieso keiner hören. Und da meine Augen geschlossen sind, kann ich auch nicht sehen, ob mich irgendwer blöde anguckt. Ok, jetzt muss ich sie doch öffnen. Selbstsicher grinsend singe ich trotzdem weiter. Vor mir Lilli, Evelyn und Corinne. Gemeinsam bilden wir den Chorus, singen so laut wir nur können. „Oh what a night! I guess you're ready for the show! Live where be free again! Oh what a night! I guess you got to let me go! Live where be innocence!“ Ganz ehrlich, vielleicht waren wir völlig bekloppt. Aber Guano Apes wusste wirklich, wie man Stimmung aufheizte. Ich liebe es. Ja, das Lied auch. Aber ich liebe das Leben! Ich könnte noch ewig so weiter machen. Mich drehen, die Hände in die Höhe, Hüften kreisen und Singen bis ich heiser bin. „Yara!“ Huch? Hatte ich etwas gehört? „Yara!“ Ich drehte mich zu Corinne herum. Hatte ich mich doch nicht geirrt. Energisch tippte sie auf ihre Uhr. Oh Gott! Ich musste los! Schnell drückte ich allen einen Kuss auf die Wange und quetschte mich zwischen den Tanzenden hindurch. Sicherheitshalber drückte ich mein kleines, nein, winziges Handtäschchen ganz eng an mich. Schnell noch an der Kasse bezahlen und hinaus. Die Taxis warteten bereits und witterten fette Beute mit betrunkenen Insassen. Leider war ich völlig nüchtern und zudem noch zurechnungsfähig. Nachdem ich dem Fahrer ohne Lallen die Adresse angegeben hatte fügte ich noch ganz lapidar hinzu: „Und keine Tricks, ich kann ihren Zähler von ihr aus gut sehen.“ Lächelnd sah ich aus dem Fenster und beobachtete die Straßenlaternen, die an uns vorbei zischten. „Ich bin wieder da!“ rief ich in meine Wohnung. „Pünktlich wie die Maurer! War's schön?“ Eine Stimme ohne Fleisch und Blut. Bis er um die Tür herum kam. Anour trug bereits meinen Sohn voll angezogen auf den Armen, der sich verschlafen die Augen rieb. „Mammi....“ nuschelte er, als er mich erblickte. „Wir müssen los, mein Liebling.“ Anour küsste mich zuerst kurz, dann setzte er den Jungen ab und drückte mir die Autoschlüssel in die Hand. „Ihr könnt euch ja kurz melden, wenn ihr auf dem Rückweg seid.“ Ich war schon auf dem Weg zur Tür und rief zurück: „Machen wir! Bis später!“ Und zu meinem Sohn „Los, Sky!“. Der arme Junge, es war doch erst 4 Uhr in der früh. Die Autobahn war selbst zu dieser Stunde nicht unbefahren. Ich befand mich irgendwo zwischen 120 und 160 km/h. Also definitiv nicht die rechte Spur, wenn ihr versteht. Der Kilometerzähler lief und lief. Die Entfernung war eigentlich nicht von Bedeutung. Solange mein Sohn es sich wünschte, würde ich jedes Jahr diesen Weg auf mich nehmen. Und er hätte so oder so kein Problem damit. Sky schlief bereits nach wenigen Kilometern wieder in seinem Kindersitz ein. Vier war er mittlerweile. Erstaunlich wie schnell doch die Zeit vergeht. Ich sah auf meine Uhr. 8 Uhr, gleich würden sie die Insassen wecken. Das Gebäude vor uns war gesichter mit Maschendrahtzaun, Kameras, hohen Mauern, Hunden und jede Menge Paar wachsamer Augen. Nachdem die Kirchturm Uhr aufgehört hatte zu schlagen, begann mein Sohn aus vollem Halse das Happy Birthday Lied zu krächzen. „Happy Birthday to youuuuuu! Happy Birthday to youuuuuuuuu! Happy Birthday lieber Papa!!!! Happy Birthday... tooooooo...... yooooouuuuuuuuu!!!“ Jedes Mal ein Grund für mich einen Lachanfall gerade noch unter Kontrolle zu bekommen. Japsend stand er neben mir, während ich tief einatmete und die Augen schloss. Es kam mir vor, als könnte ich sein bitteres Lachen hören. Schon witzig wie das Schicksal einem einen Strich unter die Rechnung macht. Erst die Hand meines Kindes, die begierig die meine suchte, lies mich meine Augen wieder öffnen. „Das war sehr schön.“ Ich meinte das wirklich ehrlich. Gemeinsam gingen wir zum Auto zurück. Vor uns befand sich wieder eine vierstündige Fahrt. Sky drehte den Kopf zu mir und musterte mich kritisch. „Hm?“ „Mammi?“ „Ja?“ „Wann kommt Papi wieder?“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)