The Magician's Apprentice von abgemeldet (Magie) ================================================================================ Prolog: -------- Die Sonne erstrahlte das in winterlichen Frost gekleidete Land Kyralia, der blaue Himmel überzog die Dörfer und Städte. Kyralias Hauptstadt Imardins Straßen waren trotz des klirrend kalten Tages überfüllt und die Rufe der Marktschreier, die lauten Unterhaltungen der Bürger und die über den Straßen holpernden Karren erfüllten diese. „Lass mich los, du Idiot!“ „Komm schon! Hab’ dich doch nicht so!“ Eine junge Frau in einem schwarzen, schlichtem Kleid, einem kurzen Umhang und schwarzem, langem Haar versuchte sich von dem an ihr zerrenden Mann loszureißen. „Du elender Lustmolch!“ schrie sie ihn an. Es bildeten sich kleine Nebelwölkchen vor ihrem Mund. Der Mann griff nach ihren Brüsten. Wütend schlug sie seine Hand weg. „Fass mich nicht an!“ Einige der an ihnen vorbei gehenden Bürger blickten kurz zu dem Spektakel, doch sie taten nichts. Andere widerum schauten noch nicht einmal hin. Der Mann zückte ein Messer und hielt es der jungen Frau an die Kehle. Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte in ihr Ohr: „Wenn du jetzt nicht mitkommst, wird mein kleines Messerchen hier dein hübsches Gesicht verunstalten.“ entsetzt blickte sie erst ihn an, dann das Messer. Er lächelte zufrieden, löste das Messer von ihrer Kehle und ließ es unter seinen Umhang verschwinden. Er griff ihr Handgelenk und drückte fest zu. „Komm jetzt.“ „Du tust mir weh!“ schrie sie ihn an. „Halt endlich deinen unverschämten Mund!“ Dann zerrte er sie in eine dunkle, verlassene Gasse, die Hand noch immer fest um ihr Handgelenk geschlossen. Argwöhnisch schaute die junge Frau sich um. Keine Menschen weit und breit. Plötzlich drückte er sie an die kalte Hauswand und öffnete hastig die Knöpfe der Vorderseite ihres Kleides. Seine ungeschickten Finger fummelten wie wild daran herum. Er murmelnde leise fluchend vor sich hin. „Ich weiß ja nicht, wie verzweifelt man sein muss, um zu solchen Mitteln zu greifen!“ Der Mann gab ihr eine kräftige Ohrfeige. Ihre Wange färbte sich rot. „Halt deine verdammte Klappe!“ schrie er sie an. Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Er holte noch einmal mit der Hand aus, als er plötzlich von jemandem hinten am Kragen gepackt und von ihr weggezogen wurde. „Was zum...“ Er wurde zu Boden geworfen. Fluchend sprang er auf und stand einer in einer schwarzen Robe gekleideten Gestalt gegenüber. Die Kapuze verhüllte das Gesicht des Fremden. Sein Blick schweifte auf den an dem Gürtel hängenden verzierten Dolch, das ihm verriet, dass der Unbekannte ein Magier war. Der Magier schaute zu der jungen, verängstigten Frau herüber. „Verschwinde“, befahl er ihr mit einem autoritären Ton. Seine Stimme klang tief und dunkel, dennoch klar. Schluchzend rannte sie aus die Gasse, von dem Blick des Magiers verfolgt. Dann vernahm sie nur noch einen lauten, mit Qualen erfüllten Schrei. Kapitel 1: ----------- Der Abend brach über Imardin ein und ein kalter Wind erfüllte die Luft. Schneeflocken färbten die Stadt weiß. Zwei sich unterhaltende, in Umhänge gehüllte und die Kapuze schützend vor der Kälte aufgesetzt, Frauen liefen die Straßen entlang. „Das wird wieder einmal ein wunderbares Fest werden, Hannah!“ sagte die Frau, dessen blonde Locken aus der Kapuze hervor lukten. „Gutes Essen, hohe Gesellschaft und das wichtigste natürlich freie, reiche und gut aussehende Männer!“ Die andere Frau seufzte. Man konnte nur ihren schwarzen Poni sehen. „Dir geht es nur um Reichtürmer, oder Nanna?“ Entsetzt sah Nanna ihre Schwester an. „Aber natürlich nicht“, entgegnete sie „es geht doch nichts über einen attraktiven, hübschen, charmanten Mann!“ Sie kicherte. „Aber was bringt das denn, wenn er dich nicht zu schätzen weiss und dich schlecht behandelt?“ „Ach, da gewöhnt man sich dran. So lange sein Goldschatz nicht nachlässt, stört es mich nicht.“ „Also geht es dir doch nur um das Gold.“ „Du sei mal lieber nicht so wählerisch. Gutaussehend, reich und dann noch einen guten Charakter? Alles in einem gibt es nicht. Entweder das eine oder das andere.“ „Mein Mann muss nicht reich und attraktiv sein.“ „Hannah, genieß doch mal dein Leben. Eine Nacht mit einem hübschen Mann; wäre das nichts für dich?“ Hannah holte gerade Luft für eine Antwort, als sie an dem gigantischen Festhaus ankamen und von den Dienern des Hauses höflich begrüßt wurden. Als sie das Gebäude betraten, sagte Nanna: „Diener möchte ich später auch haben. Ist ja wohl selbstverständlich.“ Sie kicherte wieder. Ihre Umhänge wurden ihnen abgenommen und ihre hübschen Kleider kamen zum Vorschein. Nanna trug ein rosa-weißes, prunkvolles bis zum Boden reichendes Kleid. Ihre blonde Lockenpracht fiel ihr auf die Schultern. Sie trug eine weiße Rose in den Haaren. Nannas Wangen waren rosa-rot geschminkt, in dem gleichem Farbton ihre Augen und Lippen. Hannah war das komplette Gegenteil von ihr: Sie trug ein schwarzes bis zu ihren Knien reichendes mit rüsschen versehendes Kleid. Stiefel, die mit Schnallen verziert waren, bekleideten ihre Beine bis zu den Waden. Sie hatte bis zu ihrer Oberweite langes, pechschwarzes Haar, das sie offen trug, ihre blauen Augen waren schwarz geschminkt, sowie ihre Lippen. Nanna musterte Hannah. Sie schüttelte langsam den Kopf. „Niemand wird uns glauben, dass wir Schwestern sind.“ Hannah verzog ihre Lippen zu einem kurzen Lächeln, dann betraten beide erwartungsvoll den Festssaal. Der Saal war erfüllt mit vielen Bürgern Imardins. Sie alle trugen helle, farbenfrohe, prunkvolle Kleidung. Jeder schien den anderen übertreffen zu wollen. Überall wurde in Gruppen gestanden oder gesessen und lautstark unterhalten. Haufenweise Diener schlängelten sich durch die Massen, um Alkohol sowie kleine Spieße mit aufgesteckten Lebensmitteln zu verteilen. Auf einer kleinen, erhöhten Bühne saßen Menschen, die musizierten und den Raum mit ruhigen, klassischen Klängen bereicherten. Noch nicht einmal ein paar Minuten im Festsaal gestanden, kam auch schon ein Diener und bot den beiden einen kelch mit Rotwein an. Begeistert griff Nanna sich eins, Hannah lehnte dankend ab. Der Diener zog weiter und Nanna funkelte Hannah an. „Genieß-den-Abend.“ Die Schwestern gingen vorsichtig durch die Menge. Nanna schaute sich suchend um. „Wen suchst du?“ „Lord Lonadar.“ Sie reckte ihren Hals und versuchte, über die Massen hinweg zu sehen. „Wen?“ Nanna blickte Hannah lächelnd an. „Meinen Zukünftigen.“ Sie liefen weiter. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ „Mein Gefühl sagt es mir.“ „aber...“ „Da ist er!“ Nanna tippelte auf ihren Schuhen mit leicht erhöhtem Absatz los und rief nach ihm. Lord Lonadar trug eine rote Robe, die mit Gold verziert war und einen goldenen Gürtel, der seine Robe verschlossen hielt. Er empfing sie mit offenen Armen und stellte sie seinen anwesenden Magierfreunden vor. Nanna blickte zu Hannah hinüber und winkte sie herbei. Zögernd lief Hannah auf die Gruppe zu. „Lord Lonadar, das ist meine Schwester Hannah. Du weißt schon, die, die so gerne Kleidchen näht und damit reich werden möchte.“ Nanna sprach in einem verächtlichem Tonfall. „Ah, ja! Natürlich erinnere ich mich. Wie könnte ich so etwas vergessen.“ Auch er sprach von oben herab und lachte spöttisch. Die anderen anwesenden Magier stiegen in das Gelächter ein. Hannah verzog verärgert das Gesicht. „Ich weiß ja nicht, was du über mich erzählst, aber um eines klar zu stellen: Lord Lonadar passt super zu dir. Er ist genau so ein arrogantes Arschloch wie du.“ Abrupt brach das Gelächter ab. Wütend stampfte Hannah davon. Sie hörte hinter sich das verächtliche und entsetzte Gemurmel Lord Lonadars, ihrer Schwester und der Magier. Sie stellte sich an die Wand auf der anderen Seite des Saals. Immer noch entrüstet über die Bemerkungen Nannas und Lord Lonadars, beobachtete sie grimmig die tanzende Gesellschaft. Durch die manchmal frei werdenden Lücken der Tänzer konnte sie die Leute auf der anderen Seite sehen. Warum erzählt sie so einen Blödsinn? Erst ist sie die liebe, ach so tolle Schwester und kaum ist der lächerliche Lord Lonadar da, begibt sie sich auf sein Niveau! Hannah holte sich selbst aus ihre Gedanken, als sie bemerkte, dass sie die ganze Zeit einen in einer schwarzen Robe gehüllten Mann auf der anderen Seite verärgert anstarrte. Sie wendete den Blick ab, dann runzelte sie die Stirn und sah ihn erneut an. Plötzlich fiel ihr der gestrige Tag ein, als sie kurz vor einer Vergewaltigung stand und der Mann in der schwarzen Robe, der sie davor bewahrte. Ob er es ist? Ich habe mich noch gar nicht bedankt... Hannah umging die tanzenden Bürger, lief auf den Mann zu und musterte ihn kurz. Er war dünn, kam ihr dennoch nicht zerbrechlich vor und er war einen Kopf größer als sie. Seine Robe war schlicht und rabenschwarz. Er trug einen ebenfalls schwarzen Gürtel, an dem sein blutroter Magierdolch baumelte. Sein in der Kapuze verhülltes Gesicht konnte sie nicht erkennen. Hannah sprach ihn vorsichtig an. „Entschuldigung.“ Sie schien ihn aus seinen Gedanken gerissen zu haben, denn er zuckte zusammen und verschüttete den Rotwein aus dem Kelch in seiner hand. Der Boden vor ihm war rot und nass. Der Magier richtete seinen Kopf erst auf die Pfütze, dann auf Hannah. Sie sah ihn entsetzt an. „Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht stören. Ich wollte Ihnen nur für gestern danken. Vielen Dank!“ Sie verbeugte sich tief und wartete auf eine Reaktion. Währenddessen erschien ein Diener, der auf dem Boden herumrutschte, um die Pfütze mit seiner Kleidung aufzuwischen. Sie begegnete des Dieners grimmigen Blickes und entschuldigte sich leise bei ihm. Als er nach einigen Minuten fertig war, war seine vorher weiße Dienstkleidung dunkelrot. Er betrachtete sich selber kurz, dann verschwand er stumm. „Armes Geschöpf.“ Hannah erschauderte. Die Stimme des Magiers war tief und dunkel. Sie sah zu ihm hinauf. „Wa...Was?“ „Der Diener. Wer erniedrigt seine eigenen Bediensteten so?“ „Oh..Äh..Ich weiß nicht...Herr.“ Der Magier stellte seinen nun leeren Kelch klappernd auf das Tablett eines vorbeikommenen Dieners. „Gerade stehen.“ Der Diener straffte sich. „Nicht du. Das Mädchen.“ Der Bedienstete lockerte seine Haltung und verschwand in der Menge. Langsam richtete sich nun Hannah auf und rieb ihren verkrampften Rücken. „Nochmals vielen Dank. Und entschuldigen Sie die Störung und das Missgeschick.“ Sie verbeugte sich noch einmal knapp, dann lief sie wahllos umher, bis sie vor Lord Lonadar und Nanna stand. „Sieh an, die kleine Schwester,“ spöttete Lord Lonadar. Nanna umfasste samft seinen Arm. „Entschuldige dich, Hannah!“ fauchte ihre Schwester sie an. „Ich fühle mich keiner Schuld bewusst.“ Hannah verschränkte die Arme vor der Brust. „Du entschuldigst dich sofort!“ „Ich entschuldige mich nicht für die Wahrheit!“ Es klatschte laut. Hannah berührte ihre schmerzende Wange, dann sah sie Nanna entrüstet in ihre wütenden Augen. Mit hochgehobenem Hauptes ließen Lord Lonadar und ihre Schwester sie dort stehen. Kapitel 2: ----------- Es war ein verschneiter, kalter Wintermorgen, als Hannah in dem Geschäft ankam. „Guten Morgen.“ „Ah, guten Morgen, Hannah!“ Ein etwas korpulenter älterer Mann begrüßte sie. „Du kommst genau rechtzeitig. Habe eben eines meiner besten Stoffe gelieftert bekommen!“ Er verschwand kurz im Nebenraum, dann kam er mit einem schwarzen Stoff zurück, den er ihr hinhielt. „Fass mal an. Richtig schön weich und hält sehr warm. Das braucht man auch in der Zeit.“ Er schaute aus dem Schaufenster in die komplett weißen Straßen. Hannah berührte den weichen Stoff und war sichtlich erstaunt. „Hat ganz schön viel geschneit die Nacht,“ bemerkte er. Hannah nickte. „Der Stoff ist wirklich toll!“ „Kostet auch ‚ne Menge Gold.“ Enttäuscht gab sie ihm den Stoff zurück. Die Tür schlug auf, Hannah und der Verkäufer blickten zum Eingang und sahen einen in einem schwarzen Umhang gekleideten jungen Mann. Er blickte Hannah an. „Bist du Hannah?“ Sie sah ihn argwöhnisch an. „Ja, das bin ich.“ Der junge Mann atmete erleichert auf. „Endlich habe ich dich gefunden. Ich bin im Auftrag meines Herrn Lord Noka hier. Er hätte gern ein neues Gewand.“ „Wa...Was?“ „Schwarz soll es sein. Und mit Kapuze. Der Rest ist dir überlassen.“ „Aber...“ „Achja, bitte keine schlichte Robe. Die hat er schon.“ „Aber...“ „Nichts aber. Hier ist die Vorauszahlung.“ Er gab ihr einen kleinen Beutel voller Goldmünzen in die Hand. Es klimperte. „Lord Noka möchte es bitte bis spätestens zum nächstem Fest haben.“ „Aber das sind ja nur noch drei Tage!“ „Das ist nicht mein Problem. Ich kann dir jedoch versichern, dass du, sollte es dem Herrn gefallen, entsprechend gut belohnt wirst. Ich wünsche viel Erfolg.“ Er ging so plötzlich wie er kam. Verwundert sah sie den Stoffverkäufer an, der nur mit den Schultern zuckte, dann blickte sie in den Beutel. Sie riss die Augen vor Erstaunen auf. Es befanden sich Unmengen an Goldstücken und ein Zettel, mit Lord Nokas Größe, im Beutel. „Ich brauch deinen neuen schwarzen, weichen Stoff.“ „Ah, fertig!“ Hannah hielt stolz das fertige Gewand hoch und zeigte es dem Stoffverkäufer. „Wunderbar, hannah. Du hast dich mal wieder selber übertroffen!“ Sie lachte. Das lange, schwarze Gewand, an den Rändern mit silbernen Streifen verziert, war sehr weich und würde den Herrn sehr warm halten. Silberne Lederschnallen an beiden Seiten sollten das Gewand verschlossen halten. Jemand kam in das Geschäft. „Hallo Hannah.“ „Oh, hallo. Das Gewand ist gerade fertig geworden.“ „Das hört man doch gern.“ Er hielt seine Hände ausgestreckt, um das Gewand zu empfangen. Er staunte. „Nun, das ist wirklich hervorragend! Aber nach mir geht es ja nicht.“ Hannah schmunzelte. Bevor er ging, fragte er: „Bist du heute auf dem Fest?“ „Wa...Was?“ „Lord Noka wird da sein. Du wirst ihn erkennen, denn er wird das hier tragen.“ Hannah sah sich in dem heute stattfindenem Festgebäude um. Es war ein anderes als letztes Mal. Und dieses Mal war ihre Schwester Nanna nicht dabei. Sie hatte ihre Schwester seit jenem Abend nicht mehr gesehen. Hannah trug zu diesem Fest das selbe Kleid, wie zu dem letzten. Sie betrat den überfüllten Festsaal. Suchend schaute sie sich nach dem Mann um, der heute ihr geschneidertes Gewand tragen sollte. Sie lief durch die Menschenmaße. Dann erblickte sie ihr Gewand. Der Mann lehnte an einer Wand und hatte einen silbernen Kelch in der hand. Er bewegte seinen Kopf zu ihr und prostete ihr zu. Hannah blieb stehen. Der Mann bewegte sich auf sie zu. Sie runzelte argwöhnisch die Stirn, lief durch den Saal und stellte sich in eine Ecke, in der Hoffnung, ihn nicht begegnen zu müssen. Was will er von mir? Ich will nicht mit ihm reden. „Hannah.“ Erschrocken blickte sie auf und sah in die Schwärze seines verhüllten Gesichts. „Warum läufst du weg?“ Der Mann, der mich gerettet hat! Nicht wissend, was sie darauf antworten sollte, blieb sie stumm. Er fummelte an seinem Gewand herum, holte einen kleinen Beutel hervor und reichte ihn ihr. „Hier. Deine Entlohnung“, sagte er mit seiner dunklen Stimme. Stirnrunzelnd nahm sie den Beutel entgegen und berührte dabei seine Hand. Überrascht zog sie sie blitzschnell zurück und erschauderte. Eiskalt. Erst jetzt bemerkte sie das schwere Gewicht des Beutels. „Das...das ist ja viel zu viel!“ „Du bekommst das, was ich für angemessen halte.“ „Aber das ist nicht angemessen! Das Gewand ist nur einfache Näharbeit, nichts Großartiges und außerdem sind die Stoffe von einem Händler im Armenviertel!“ „Es ist mir vollkommen gleichgültig, woher mein Gewand kommt. Es gefällt mir. Du hast genau meinen Geschmack getroffen.“ Hannah fühlte, wie ihre Wangen sich erwärmten. „Dein Kleid; ist das auch von dir?“ „Ja.“ „Du hast wirklich Talent. Bitte behalt es bei.“ Sie sah ihn überrascht an. „Ich werde womöglich noch mehr von dir nähen lassen wollen.“ Er grübelte. „Ich könnte wirklich einen neuen Morgenmantel gebrauchen. Vielleicht dieses Mal etwas mit Farbe.“ „Ist das Ihr Ernst?“ „Die Farbe?“ „Nein, dass Sie noch etwas wollen.“ „Natürlich.“ „Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.“ Hannah verbeugte sich tief, dann lief sie an ihm vorbei. „Warte!“ Lord Noka griff ihr Handgelenk und hielt sie fest. Sie drehte sich verwirrt um und starrte dort hin, wo womöglich seine Augen waren. „Es hat keine Eile. Du bist doch eben erst angekommen.“ „Ach, die ganze Gesellschaft ist mir hier zu arrogant. Und die Lords, die hier herumlaufen, wollen eh nur die Frauen ins Bett bekommen, um sie dann fallen zu lassen.“ „Ah.“ „Oh, Entschuldigung. Ich wollte Ihnen nicht zu Nahe treten.“ „Ich habe mit dieser Gesellschaft nichts zu tun, nur um das klar zu stellen.“ Er räusperte sich, dann fügte er hinzu: „Ich kann deine Gedankengänge voll und ganz verstehen.“ Lord Noka blickte sich verstohlen um. Sein Blick verharrte auf den Eingang. Hannah folgte und riss die Augen auf. „Lord Lonadar! Dieses verdammte...“ Sie brach ab, als sie merkte, dass Lord Noka seinen Kopf in ihre Richtung gedreht hatte. Sie blickte nervös auf den Boden. Zwei bestiefelte Füße blieben vor ihr stehen. „Ach, Hannah.“ Eine ihr vertraute, aber nicht willkommene Stimme sprach sie an. Stirnrunzelnd blickte sie auf und sah in Lord Lonadars grimmiges Gesicht. „Ich bin sehr enttäuscht von deiner Schwester Nanna“, sprach er mit seiner angeschwollenen Stimme,“ Ich habe ihr so viel versprochen, aber sie kann noch nicht einmal die geringste Gegenleistung dafür erbringen.“ „Wa..Was? „Na ja, ich muss schon sagen, sie hat sich gut gewehrt, aber dann ist sie meinem Charme verfallen. Leider ist sie eine Niete im Bett. Ich habe wirklich mehr erwartet.“ „Du mieses Arschloch!“ schrie sie ihn an. „Wer erlaubt es dir, so mit mir zu sprechen?! Hast du keinen Respekt?!“ „Nein, vor dir nicht!“ „Dann werde ich dir Respekt beibringen!“ Er holte weit mit der Hand aus und wollte gerade zuschlagen, als ihn Lord Noka fest am handgelenk packte. Die Musik verklang, die Masse hörte auf zu tanzen und richtete die Aufmerksamkeit auf das Spektakel. Lord Lodanar funkelte ihn wütend an. Dann wandelte sich seine Wut in Entsetzen. Er blickte an sein Handgelenk. Eine Knochenhand hielt ihn fest und drückte zu. Kälte durchströmte Lord Lodanars Körper und er fing an zu zittern. Lord Noka beugte sich zu seinem Ohr vor, flüsterte mit seiner tiefen, dunklen Stimme: „Fass sie an – und du wirst einen qualvollen Tod erleiden.“ Lord Lodanar fing an zu winseln, seine Augen vor Angst weit aufgerissen. Dann stieß Lord Noka ihn von sich. Er fiel und blieb zitternd am Boden liegen. Die Menge raunte. Er blickte zu Hannah und musste feststellen, dass sie ihn genau so entsetzt ansah, wie die Menge ihn. Er hielt ihr seine blasse, nicht knochige Hand hin. Hannah zögerte, doch dann ergriff sie sie und beide rannten aus dem Festsaal in die kalte Nacht hinaus. Kapitel 3: ----------- Lord Noka und Hannah liefen die dunklen mit Schnee bedeckten Straßen Imardins entlang. Der Magier erhellte den Weg mit einer blauen, kalt-leuchtenden Lichtkugel. Eine Weile sprachen sie nicht miteinander, sondern lauschten ihren Schritten im Schnee. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr verschreckt.“ Hannah schüttelte den Kopf. „Ich war nur am Anfang etwas...überrascht. Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ „Magie?“ „Nein, dass sich jemand verwandelt. Oder jedenfalls einen Teil von sich.“ Lord Noka sagte nichts. Wieder schwiegen sie eine Weile. „Der Mann, der mich...vergewaltigen wollte...Was ist mit ihm geschehen?“ „Das willst du nicht wissen.“ „Sonst würde ich nicht fragen.“ „Manchmal ist es besser, etwas nicht zu wissen.“ Wieder schwiegen sie sich an. Hannah fing an, sich die Arme warm zu reiben. Sie hatte keine Zeit mehr gehabt, ihren Mantel mitzunehmen. „Ich muss mir einen neuen Mantel nähen.“ „Hm?“ „Mantel nähen.“ „Ah. Tut mir Leid.“ Kleine Schneeflocken fielen vom schwarzen Himmel herab. Hannah blieb stehen, sah in den Himmel und öffnete ihre Handflächen. Lord Noka lief ein paar Schritte weiter, bevor er merkte, dass sie nicht mehr neben ihm war und lief zu ihr zurück. „Schnee“, sagte sie. Er starrte in die Luft. „Und die Flocken werden immer größer“, entgegnete er. Lord Noka blickte Hannah an und sah, dass sie anfing zu zittern. Er umfasste ihre Schulter. „Komm.“ Sie sah kurz zu ihm hinauf, dann liefen sie die Straße weiter entlang. Hannah rieb sich ihre mittlerweile roten Hände warm. „Die Kälte bringt mich noch um.“ Lord Noka blieb stumm. Nach einer kurzen Weile sagte er: „Der Stoff, den du verwendet hast, hält wirklich warm.“ Sie lächelte knapp, dann wurde ihre Miene wieder ernst. „Welche Straße führt nach Hause?“ „Was?“ fragte sie. „Zu dir.“ „Dazu müssen wir in die andere Richtung.“ Sie kehrten um und liefen den ganzen Weg zurück. Nach einer Weile stillen Schweigens blieb Hannah stehen. „Ich frage mich, wer hier wohnt.“ Lord Noka folgte Hannahs Blick. Sie standen vor einem großen, schwarz umzäunten Gebäude. Das Haus bestand aus Stein, die Dachziegel waren schwarz und rechts und links neben dem großen Haupteingang saß jeweils ein Gargoyle. „Sieht ziemlich unheimlich aus,“ fügte sie hinzu. „Komm.“ Sie sah ihn kurz an, dann setzten sie ihren Weg fort. Hannah konnte das Haus, in dem sie mit ihrer Schwester und ihrer Mutter lebte, bereits sehen. Ihr war kalt und sie fröstelte, dennoch sehnte sie sich nicht nach ihrem zu Hause. Sie empfand Lord Nokas Anwesenheit als angenehm, auch wenn sie nicht viel miteinander sprachen. Hannah blieb stehen. „Hier.“ Lord Noka begutachtete das Haus, dann sah er Hannah an. „Niemand da?“ Sie zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich schläft Mutter. Es ist schon spät.“ Er nickte kaum merklich. Wieder schwiegen sie eine Weile. „Danke.“ Lord Noka blieb stumm. Hannah verbeugte sich, dann kehrte sie ihm den Rücken zu und verschwand im Haus. Mit einer kurzen handbewegung erlischte er die Lichtkugel. Kapitel 4: ----------- „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, werter Herr. Was kann ich...Ah, Hannahs Gewand!“ Der Stoffverkäufer trat näher an Lord Noka heran und musterte ihn. „Es passt ja wie angegossen!“ „In der Tat.“ „Wunderbar! Nun, was kann ich für Sie tun, Herr?“ „Ich suche Hannah.“ „Sie war heute noch nicht hier.“ Lord Noka nickte knapp. „Verstehe.“ „Kann ich etwas ausrichten? Ich bin mir sicher, sie kommt heute noch.“ „Nein, danke“, antwortete er kurz und knapp und verließ das Geschäft. Suchend blickte Lord Noka durch die zugeschneiten Straßen, als er auf dem Weg zu ihrem Haus war. Es schneite noch immer und die Menschen hatten damit zu kämpfen, die Straßen vom Schnee frei zu fegen. Nach einigen Minuten konnte er ihr Haus sehen. Der Eingang war vollkommen eingeschneit, es schien heute noch niemand herausgekommen zu sein. Er trat näher an das Haus heran, bis er vor der Tür stand. Er klopfte laut und horchte. Kein einziger Laut von innen. Er klopfte noch einmal, dieses Mal etwas lauter. Jemand lief schlürfend durch den Schnee. „Lord Noka“, flüsterte eine ihm vertraute Stimme „Was tun Sie..“ Sie fing laut an zu Husten. Lord Noka drehte sich zu der Stimme um und zog die Luft scharf ein. Hannah stand hustend vor ihm. Ihre Haut war kreidebleich, tiefe Ringe unter den Augen verunstalteten ihr hübsches Gesicht, ihr Kleid war nass und teilweise zugeschneit. „Hannah!“ Er lief auf sie zu und packte ihre Schultern. Sie lächelte gezwungen. „Schön Sie zu sehen, Herr.“ Er berührte vorsichtig ihre Wange und erschrak. „Du bist eiskalt! Was...“ „Mir geht es gut. Mir ist gar nicht kalt.“ Sie fing wieder an zu husten. „Was machst du, was...“ „Mutter ist tot. Nanna ist tot.“ Sie lächelte wieder gezwungen. „Mir geht es gut.“ Lord Noka zog seine Robe aus, hüllte Hannah darin ein und hob sie dann hoch. „Lord Noka.“ Hannah versuchte, sein nun enthülltes Gesicht zu berühren, aber ihre blau angelaufenen Finger glitten nur an seinen Wams entlang. Hannah blinzelte, um ihn besser erkennen zu können. Er hatte kurze, schwarze Haare, die ihm ins Gesicht fielen, stahlblaue Augen, ein kantiges Gesicht und außerdem trug er einen winzigen totenkopf als Ohrring, der an seinem Ohr herumbaumelte. Sein Gesicht wies keine Falten auf, dennoch schien er seine Jugendzeiten schon eine Weile hinter sich gehabt zu haben. Er rannte mit ihr in den Armen durch die Strassen. „Lord Noka, es schneit“, flüsterte sie „Wie gestern als wir zusammen waren. Und jetzt sind wir wieder zusammen.“ Sie fing heiser an zu kichern, dann musste sie wieder husten. Immer wieder wurde sie von Hustenanfälle überfallen und er wurde das Gefühl nicht los, dass es immer schlimmer wurde. „Holt ein großes Becken voll Wasser! Bringt es in mein Gemach und beeilt euch!“ befahl Lord Noka seinen Bediensteten, als er keuchend mit Hannah in den Armen die Treppen seines Hauses hochrannte und den oberen Flur entlang stürmte. „Lord Noka“, Hannah sah sich benommen um „Wir sind ja im Gruselschloss.“ Er murmelnde leise Hannah unbekannte Worte und die Tür zu seinem Gemach sprang auf. Er legte sie auf das riesige mit Vorhängen behangene Bett. „Lord Noka, ich will nicht.“ „Es ist alles in Ordnung“, versuchte Lord Noka sie zu beruhigen, während er sie in zwei Decken hüllte. Gleich darauf kamen die vier Bediensteten, die das große Becken voll Wasser hereintrugen und mit einem lauten Krachen abstellten. Hannah setzte sich erschrocken auf. „Es ist alles in Ordnung“, wiederholte er und drückte sie vorsichtig in das Bett zurück. „Können wir noch etwas tun, Herr?“ „Holt mir einen Heiler.“ Die Bediensteten verließen rückwärts und verbeugend das Gemach und schlossen die Tür hinter sich. Lord Noka erwärmte das Wasserbecken mit einer Handbewegung auf die richtige Temperatur, nahm einen Lappen, den er in das warme Wasser eintunkte, wringte ihn aus und tupfte dann vorsichtig Hannahs Gesicht damit ab, um es zu wärmen. Mit einer kurzen Bewegung seiner Hand entfachte sich das Kaminfeuer hinter ihm. Er beobachtete wie sie ihre Augen schloß. „...wieder gesund werden.“ „Danke.“ Hannah öffnete benommen die Augen und sah zwei Männer in dem Raum stehen. Als sie tief Luft holen wollte, fing sie wieder an, lautstark zu husten. Die beiden Männer blickten zu ihr hinüber. Der eine verließ schweigend das Gemach, der andere kam auf sie zu und hockte sich vor das Bett. „Wie fühlst du dich?“ „Lord Noka“, sie blinzelte „Schon etwas besser.“ Er nickte, dann befreite er sie aus den schweren Decken. Sie setzte sich langsam auf und starrte ihn an. „Habe ich etwas im Gesicht?“ fragte er sie. Sie schüttelte den Kopf. Er lächelte sie an, dann stand er auf und hielt ihr seine Hand hin. Hannah fiel auf, dass ihre Wangen sich erwärmten. Sie ergriff zögernd seine Hand und zog sich an ihr hoch. „Hier“, Lord Noka zeigte auf das große Becken „Der Heiler meinte, sobald sich dein Körper wieder etwas erwärmt hat, sollst du ein heißes Bad nehmen.“ Hannah schaute verwirrt an sich hinab. Sie trug nur das verschlossene Gewand, das sie für Lord Noka geschneidert hat, aber nichts darunter. „Was...“ „Der Heiler meinte, du sollst...“ Er brach ab, als er sie ansah. „Ach so. Keine Sorge. Meine weiblichen Bediensteten haben dir nur dein nasses Kleid ausgezogen.“ Sie sagte nichts, sondern schaute nur beschämt auf den Boden. „Ich werde jetzt gehen, du solltest jetzt das Bad nehmen. Meine Bediensteten stehen vor der Tür und werden dir behilflich sein, solltest du nach ihnen rufen.“ Sie verbeugte sich. „Danke. Vielen Dank, Lord Noka.“ Er verließ schweigend den Raum und schloß die Tür hinter sich. Hannah öffnete das Gewand und ließ es von ihrem zierlichen Körper gleiten. Vorsichtig berührte sie mit einer Fußspitze das Wasser. Es war angenehm warm. Dann schlüpfte sie in das Becken und lag bis zum Hals darin. Ihr Körper erwärmte sich allmählich. Sie schaute sich im Raum um. Der Boden war mit einem weinroten, weichen Teppich ausgelegt, die Wände schwarz bemalt und mit hängenden Kerzenhaltern beschmückt. Gegenüber dem riesigem mit roten Vorhängen behangenem Bett knisterte das das Zimmer erwärmende Feuer in einem großen Kamin. Durch einem Fenster konnte Hannah draußen den Schnee fallen sehen. Sie war froh darüber in einem gemütlichen, warmen Haus zu sein und ein angenehmes Bad nehmen zu dürfen. Nach einigen Minuten stand sie auf, stieg aus dem Becken und trocknete sich mit einem Tuch ab. Dann zog sie wieder Lord Nokas Gewand an und schnürrte es zu. Vorsichtig öffnete sie die Gemachtür und lugte hinaus. Zwei Diener standen rechts und links. Hannah trat hinaus. „Äh..Wo finde ich Lord Noka?“ Eine Bedienstete verbeugte sich. „Bitte folgt mir.“ Barfuß lief Hannah der Frau hinterher. Sie schaute sich in den langen Gängen um. Diese hatten ebenfalls schwarze Wände und rote, weiche Teppiche und überall hingen Gemälde. Vor einer Tür blieb die Bedienstete stehen und verbeugte sich vor Hannah. „danke.“ Hannah klopfte zaghaft an der Tür. Eine leise Antwort war aus dem Zimmer zu vernehmen. Sie trat langsam ein und weitete ihre Augen vor Erstaunen. Die wände waren voll mit ganzen deckenhohen Regalen voller unzähliger Bücher. Der Raum machte einen Knick nach rechts, wo ebenfalls Bücher aufzufinden waren. „Du meine Güte.“ Sie legte ihre Kopf in den Nacken und schaute die Regale hinauf. Langsam laufend ging sie durch den Raum. Sie prallte gegen jemanden. „Pass auf.“ „Ah, Lord Noka!“ Hannah verbeugte sich, dann richtete sie sich wieder auf und das ihr zu große Gewand rutschte ihr auf einer Seite von der Schulter. Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Errötend schob sie das Gewand wieder hoch. Dann fing sie kräftig an zu husten. Als sie sich wieder beruhigte, sagte sie: „Das ist wirklich ein beeindruckender Raum, Lord Noka.“ Er lächelte. „Schön, dass es dir gefällt. Komm.“ Sie liefen um die Ecke. In der Mitte standen zwei rote, ausgepolsterte Stühle. Lord Noka setzte sich auf einen. „Komm, setz dich“, forderte er sie auf. Hannah setzte sich zu ihm. „Haben Sie die Bücher schon alle gelesen?“ „Im Großen und Ganzen ja.“ Er deutete auf den Bücherstapel auf dem Boden. „Die habe ich noch nicht gelesen.“ „Das sind ja eine Menge.“ Sie schwiegen kurz, dann fragte Hannah: „Darf ich?“ „Immer zu.“ Sie sprang auf und lief auf ein Bücherregal zu. Sie nahm das erste Buch in der Reihe auf ihrer Augenhöhe. Das Leben nach dem Tod Sie runzelte die Stirn und ordnete es wieder ein. Dann nahm sie das Zweite. Die Seelen der Toten Die Falte zwischen ihren Brauen wurde tiefer und das Buch verschwand wieder im Regal. Die nächsten Bücher waren Wie erwecke ich einen Toten Spiel mir das Lied vom Tod Im Angesicht der Bestie „Vielleicht nicht das richtige Regal für dich.“ Hannah schrak auf, als Lord Noka plötzlich hinter ihr stand. „Äh..Sind das alles Magiebücher?“ „Einige.“ Er ging an ihr vorbei und auf ein anderes Regal zu. Sie tapste ihm lautlos hinter her. Mit dem Finger suchend ging er die Reihen durch und zog dann nach einer Weile ein dickes Buch heraus. Er entstaubte es, indem er darüber pustete, dann hielt er es ihr hin. Hannah las: Verbotene Liebe Sie weitete die Augen. „Soetwas lesen Sie?“ „Ist es mir nicht erlaubt?“ Sie blinzelte ihn an. „Doch. Entschuldigt.“ Sie ging hinüber zu dem Stuhl, setzte sich, schlug die erste Seite des Buches auf und fing an zu lesen. Lord Noka setzte sich zu ihr. Er musterte sie. Langes, offenes noch von dem Wasser nasses schwarzes Haar, zierlicher Körper in seinem für sie zu großem schwarzem Gewand, blasse weiche Haut, zarte Lippen. Er beobachtete sie eine ganze Weile beim Lesen, dann stand er auf und verließ leise den Raum. Nach fast einer Stunde kam er wieder. „Hannah“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. „Ja?“ antwortete sie, den Blick nicht vom Buch lösend. „Ich habe Stiefel für dich.“ „Mhm.“ „Hannah.“ „Ja.“ Lord Noka baute sich vor ihr auf und ließ die Stiefel zwischen ihrem Gesicht und dem Buch baumeln. Erst jetzt kam sie von dem Buch los und starrte die Stiefel an. „Oh. Entschuldigt, Lord Noka.“ Er lächelte sie an, kniete sich vor ihr nieder und hob ihren rechten Fuß an. „Lord Noka, ich kann das.“ Er blickte zu ihr hinauf. „Ich weiß.“ Dann zog er ihr den Stiefel über den Fuß, nahm sich ihren linken Fuß und tat das selbe, wie mit dem Rechten. Als er fertig war, stand er auf, ging hinter ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Lord Noka, ich..“ „Pscht. Entspannen.“ Sie atmete tief durch, fing wieder laut an zu husten. Als der Anfall vorüber war, massierte Lord Noka sanft ihre Schultern. Am Anfang fühlte sich hannah nicht wohl dabei, doch nach einer Weile fing sie an, zu genießen und schloß die Augen. Jemand räusperte sich. Lord Noka stoppte die Massage und Hannah sah erschrocken auf. Ein Bediensteter stand im Raum. „Entschuldigen Sie die Störung, Lord Noka, Lady Hannah. Jemand wünscht Sie zu sprechen, Herr.“ „Entschuldige mich“, sprach er zu Hannah und verließ zusammen mit dem Bediensteten das Zimmer. Hannah seufzte. Sie stand auf, nahm das Buch in die Hand und machte sich auf den Weg zurück zu Lord Nokas Gemach. Hannah saß vor dem knisternden warmen kaminfeuer und las noch immer das Buch, das ihr Lord Noka gegeben hatte. Es klopfte an der Tür. Hannah schrak auf, dann legte sie ihr Buch bei Seite, rappelte sich auf, richtete das übergroße Gewand und öffnete die Tür. Eine weibliche Bedienstete verbeugte sich. „Lady Hannah, Lord Noka erwartet Euch.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, lief die Dienerin den Gang entlang, Hannah ihr folgend. Nach wenigen Minuten erreichten sie einen großen Raum mit ebenfalls rotem ausgelegtem Teppich und schwarz bemalten Wänden, in derem Mitte ein langer Holztisch sowie gepolsterte Holzstühle standen. Auf einen auf die Tür gerichteten Stuhl saß Lord Noka. Er lächelte, als er Hannah sah. „Bitte setz dich.“ Die Bedienstete verließ schweigend den Raum, schloß die Tür hinter sich. Zögernd lief Hannah zu Lord Noka an den Tisch und setzte sich zwei Stühle von ihm entfernt. Langsam blickte Hannah zu ihm hinüber und sah, wie er verwundert die Augenbrauen hob. Dann betraten einige Diener den Raum. Sie trugen Tabletts mit Speisen sowie Getränken. Leise klirrend stellten sie diese in die Mitte auf den Tisch ab, während weitere Bedienstete zwei Teller und Besteck verteilten. Leise verschwanden sie in den Nebenraum, wo Hannah die Küche vermutete. „Bitte, bedien dich.“ Stumm fingen beide an zu essen. Nach einer Weile des stillen Schweigens, stand Hannah auf. „Vielen Dank für das warme Abendmahl. Und vielen Dank für Ihre Hilfe und dem komfortablen Aufenthalt.“ Sie hielt sich die Hand vor den Mund und fing laut an zu husten. Dann fügte sie noch hinzu: „Und vielen Dank für Ihre angenehme Gesellschaft.“ Lord Noka runzelte die Stirn. „Du willst gehen?“ Sie nickte. „Ich möchte Euch nicht weiter belästigen. Und außerdem war Eure Entlohnung so großzügig, dass ich damit Monate lang auskommen werde. Vielen Dank auch dafür.“ Sie verbeugte sich. Lord Noka stand abrupt auf, lief auf sie zu und stellte sich so dicht vor ihr, dass sie seinen Atem spüren konnte. Er starrte sie fassungslos an. Hannah wich einen Schritt zurück. Er atmete tief ein, stieß dann die Luft wieder aus. „Ich bin zwar nicht damit einverstanden, aber ich kann dich auch zu nichts zwingen. Du bist hier ein gern gesehener Gast, vergiss also nicht vorbeizukommen, wann immer es dir beliebt.“ „Vielen Dank.“ Kapitel 5: ----------- Einige Tage sind nun vergangen, seit Hannah und Lord Noka einander das letzte Mal sahen. Seitdem konnte sie bei dem Stoffverkäufer und seiner Frau oberhalb des Ladens wohnen. Sie erzählte ihnen, warum sie nicht mehr nach Hause konnte. Dass sie die zerstümmelten, toten Leiber ihrer Mutter und ihrer Schwester im Haus fand, immer noch etwas, was sie sich nicht erklären konnte und sie traurig stimmte, wenn sie daran dachte. Sie saß die meiste Zeit im Laden und nähte Kleidung. „Dein neues Kleid ist wunderschön, Hannah!“ Die Frau des Stoffverkäufers begutachtete erstaunt Hannahs Kleid. Es war hauteng, schwarz und mit silbernen Rändern verziert. An den Seiten sowie auf der Höhe ihrer Oberweite befanden sich schwarze Leder-schnallen, die das Kleid zusammenhielten. Hannahs Wangen erröteten und sie murmelte ein leises „Dankeschön“. „Ich würde es wirklich sehr schätzen, wenn du mir auch mal etwas nähen könntest.“ Sie lächelte Hannah an, verschwand dann wieder ins Obergeschoß, um sich um ihr Neugeborenes zu kümmern. Zufrieden hielt Hannah ein weiteres Gewand in die Höhe. Es war weinrot und hatte schwarze Ränder. Außerdem eine Kapuze und einen schwarzen Gürtel. „Für Lord Noka?“ fragte der Stoffverkäufer grinsend. Hannah nickte lächelnd, dann wickelte sie den Mantel zusammen mit seinem Gewand, das sie eine Weile trug, in schwarzen Stoff. „Ich werde es sofort zu ihm bringen“, verkündete sie und verließ stürmisch das Geschäft. Hannah stand vor dem großen dunklen Gebäude, in dem Lord Noka wohnte. Am Eingang traf sie auf zwei Bedienstete. Sie verbeugten sich vor ihr. „Lady Hannah. Lord Noka wird sehr efreut über Eure Ankunft sein.“ „Ich...Ich bringe nur seinen gewünschten Mantel. Und sein Gewand.“ Sie reichte das Bündel schwarzen Stoffes an den Bediensteten. „Wie geht es ihm?“ wagte sie zögernd zu fragen. „Nun, seit Eurer Abreise lässt Lord Noka sich nur selten blicken.“ „Verstehe...Bitte richtet ihm aus, dass ich nun bei dem Stoffverkäufer lebe. Sollte er sich ein weiteres Gewand wünschen, stehe ich gerne zur Verfügung.“ Die beiden Bediensteten verbeugten sich höflich, dann machte sich Hannah zurück auf den Weg ins Geschäft. Der kalte Abend brach über Imardin ein. Die Stadt war noch immer mit dem weißen Schnee bedeckt. Neugierig schritt Hannah, in einen Umhang mit Kapuze gehüllt, durch die mit Menschen überfüllten Straßen und beäugte aufmerksam die weihnachtlichen Schnitzereien der Stand- verkäufer. Überall roch es nach Süßigkeiten und kleine Kinder bebettelten ihre Eltern. Hannah blieb bei einem Händler, der Unmengen an Bücher verkaufte, stehen. Sie durchsuchte die Bücher. Nach einer Weile hielt sie erfreut den zweiten Band des Erotikbuches Verbotene Liebe in den Händen. Plötzlich fielen ihr die angenehmen Gespräche und die Anwesenheit Lord Nokas ein und ihr fiel auf, dass sie täglich an ihn denken musste. Dann holte sie sich aus ihre Gedanken. „Wie viel kostet das?“ „10 Goldmünzen.“ Hannah riss die Augen auf. Das ist ein ganzer Wochenlohn! Dennoch wollte sie das Buch gerne haben. Sie rang mit sich und dem Gold. Sie holte unsicher ihr Goldsäckchen heraus, als jemand neben ihr erschien, ihr das Buch aus der Hand nahm und es dem Verkäufer in die Hand drückte. „Meinen Sie nicht, dass der Preis ziemlich unverschämt ist?“ grollte eine tiefe, dunkle ihr vertraute Stimme. Hannah blickte zu der neben ihr stehenden Gestalt auf und erkannte, dazu musste er seine Kapuze noch nicht einmal abnehmen, Lord Noka. Er packte sie sanft mit beiden Händen an den Schultern. „Komm“, sagte er und schob sie vom Händler weg. Dieser schimpfte hinter ihren Rücken. „Lord Noka! Was...Was führt Euch hier her?“ „Hm...“ Er grübelte und fasste sich mit seiner schwarz behandschuhten Hand ans Kinn. „Vielleicht die frische Luft, oder das gut riechende Essen und die hervorragenden Handarbeiten der Bürger. Oder aber vielleicht...“ Er beugte sich zu ihr hinunter und tippte ihre Nase an. „...Du.“ Hannah spürte, wie sich ihre Wangen erwärmten. Sie hoffte, er würde ihre rote Färbung nicht sehen. „Ich danke dir für den wunderbaren Mantel. Er hat mir auf Anhieb gefallen.“ Er schob leicht seine Kapuze nach hinten, um ihr sein Lächeln zu enthüllen, dann ließ er sie wieder fallen, sodass sie sein Gesicht bedeckte. „Ich hoffte auf deinen Besuch, aber du hattest wohl viel zu tun?“ Sie sah beschämt auf den Boden. „Ich...Äh...“ „Schon gut.“ Sie liefen zusammen durch die bunt geschmückten Straßen und sahen sich die Stände an. Mit leuchtenden Augen staunte Hannah immer wieder über die kleinen Holzschnitzereien. „Das ist toll.“ Sie zeigte auf ein kleines Holztier mit großen Kulleraugen. Lord Noka gab dem Verkäufer Goldmünzen in die Hand. Dieser bedankte sich sehr oft für seine Großzügigkeit, dann nahm er das kleine Tierchen vom Tisch und wickelte es in schwarzen Stoff. Lord Noka entnahm es ihm und hielt es Hannah hin. Sie starrte ihn an, dann nahm sie das Holztier entgeistert entgegen. „Danke! Vielen, vielen Dank!“ Sie verbeugte sich stürmisch. Sie liefen weiter durch die Straßen. Nach einer Weile fing Hannah leise an zu kichern. Lord Noka blickte zu ihr hinab und sah, wie sie das kleine Tierchen aus dem Stoff wickelte und es fasziniert anstarrte. „Vielen Dank, Lord Noka!“ Sie erreichten einen großen Platz, auf dem sich eine riesige Menschemasse befand. Plötzlich erhellte sich die Nacht und bunte Lichter erfüllten die Luft und verschwanden dann wieder. Die Menschen gaben staunende Laute von sich. Lord Noka und Hannah blieben wie angewurzelt stehen. Dann erhellte es sich wieder und winzige, mit Magie erzeugte Glüh-würmchen huschten durch die Nacht. Völlig hingerissen beobachtete Hannah die immer wieder aufblitzenden verschieden förmigen Lichter. „Es ist wunderschön.“ Lord Noka sah sie von der Seite an; Ihre Augen glänzten vor Erstaunen. Er wandte sich stirnrunzelnd wieder der Magie zu. Sie beobachteten eine ganze Weile schweigend das Spektakel. Eine Hand umfasste zaghaft Lord Nokas. Verwundert blickte er sie an, erkannte Hannahs blasse Hand und verschloß diese sanft in seine. Es war schon spät und die Nacht kühlte sich immer weiter ab. Langsam räumten die Händler ihre Stände ein. Hannah wusste, dass die Zeit kam, an der es zu kalt war, um sich im Freien aufzuhalten. Bald musste sie sich von Lord Noka verabschieden. Er begleitete sie zu dem Stoffwarengeschäft. „Vielen Dank nochmal für das Holztier, Lord Noka. Und vielen Dank für den angenehmen Abend.“ „Es war mir ein Vergnügen.“ Sie schwiegen kurz einander an. „Gute Nacht, Lord Noka.“ Sie löste langsam ihre Hand von seiner und betrat das Gebäude. Kapitel 6: ----------- Am nächsten Morgen, kurz nachdem das Stoffgeschäft öffnete, trat Lord Noka ein. Er schüttelte den Schnee von seiner Kapuze und setzte diese dann ab. Der Stoffverkäufer starrte ihn erst überrascht an, dann sagte er: „Hannah ist noch oben.“ Er ging in den nebenraum und brüllte hoch. Eine gedämpfte Antwort war wahrzunehmen, dann polternde Schritte über ihm, die die Treppe herunterrannten. Der Stoffverkäufer kam mit hannah zurück. „Guten Morgen, Lord Noka. Was machen Sie denn schon so zeitig hier?“ Er lächelte sie an und machte ein paar Schritte auf sie zu. „Ich wollte dich entführen.“ „Wa..Was?“ „Nimm dir den Tag frei, Hannah. Ich kann dich heute eh nicht gebrauchen“, sagte der Stoffverkäufer. Er lächelte sie schief an. „Viel..Vielen Dank.“ An Lord Noka gerichtete sagte sie: “Ich hole nur noch meinen Umhang.“ Die Straßen waren über Nacht wieder zugeschneit und eine Menge bürger versuchten, diese frei zu fegen. „Nun, wohin entführt Ihr mich?“ „Verrät ein Entführer so etwas?“ „Vielleicht.“ Sie liefen wieder eine Weile schweigend durch die Straßen. Verwundert blickte Lord Noka sich um, als er bemerkte, dass Hannah verschwunden war. Plötzlich traf ihm etwas hart am Arm. Er begutachtete die Stelle, die nun mit Schnee bedeckt war, dann sah er auf und erblickte Hannah, wie sie einen neuen Schneeball formte. Hastig formte er ebenfalls einen, warf ihn und traf sie am Kopf. „Autsch!“ Er fing mit seiner tiefen Stimme laut an zu lachen. Mit verzogenem Gesicht stampfte sie auf Lord Noka los, den Arm bereits für den Wurf ausgeholt. Jemand baute sich vor ihr auf und versperrte ihr den Weg zu Lord Noka. „Wie geht es deiner Schwester, Hannah?“ „Lord Lonadar“, grollte Hannah und kniff die Augen zusammen. Sie warf den Schneeball verärgert und traf sein Gesicht. Lord Lonadar wischte sich den Schnee aus dem Gesicht, griff dann ihr Handgelenk. „Du kleines Miststück!“ Er warf sie zu Boden und schaute von oben auf ihr herab. „Armseliges Kind!“ „Sie vergreifen sich anscheinend sehr gerne an hilflose Menschen, Lord Lonadar.“ Er drehte sich mit einem zackigen Schwung um. Vor ihm stand Lord Noka. Lord Lonadars Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Ah, wenn das mal nicht der werte Lord Noka ist. Immer zur rechten Zeit, um seiner kleinen Freundin zur Hilfe zu eilen.“ Er fing an, Lord Noka langsam zu umkreisen. „Ich wundere mich, warum sie sich überhaupt noch mit dir trifft. Sag bloß, du hast es ihr noch nicht erzählt?“ Lord Lonadar hielt sich die Hand vor den Mund, dann zog er scharf die Luft ein. „Hätte ich das jetzt nicht sagen dürfen, Bruder?“ Lord Noka schwieg. Sein Bruder lief langsam auf Hannah los, die sich aufrappelte und Lord Lonadar anstarrte. „Willst du dich wirklich auf ihn einlassen? Ich würde dir davon abraten.“ „Als ob ich auf dich hören würde.“ Er fing an zu lachen. „In der Hinsicht muss ich dir ausnahmsweise mal Recht geben. Ich warte nur noch darauf, dass du heulend zu mir angekrochen kommst und mich anflehst, ich solle dir meinen Bruder, den erbarmungslosen Beschwörer der Toten; den Diener der Finsternis, vom Hals schaffen, bevor er dich weiter peinigt und quält und dich mässtet, damit er dich von seinen Dienern schlachten und zubereiten lassen kann. Dann ruft er wieder seine toten Freunde und sie verspeisen dich voller Genuß und trinken dein süßes Blut aus Kelche, gemeißelt aus deinen weißen Knochen, wie er es schon mit anderen Frauen vor dir getan hat.“ Lord Noka schrat lautlos auf ihn zu. Sein Bruder berührte sanft Hannahs kalte Wange. „Noch ist es nicht zu spät. Ich halte gerne einen Platz für dich in meinem Gemach frei.“ Lord Noka packte Lord Lonadars Hand, die Hannah berührte und drückte fest zu, sodass die Hand sofort blau anlief. Kälte durchströmte seinen Körper und er fing an zu zittern. „D...Du..I...Irgend...d..wann...“ stotterte er, dann schlug er seine Hand weg und rannte, das Handgelenk festhaltend, davon. Hannah richtete ihre Aufmerksamkeit auf Lord Noka, doch sagte nichts. Er drehte sich schweigend um und lief die Straße entlang. Hannah zögerte, doch dann rannte sie ihm nach. Der kalte Abend kehrte nach Imardin zurück. Der Schneesturm tobte, der eisige Wind sauste um die Dächer. In einem durch das Feuer des Kamins erwärmten großen Raum saßen Hannah und Lord Noka auf zwei nebeneinander vor dem Kamin stehende, gepolsterte Sessel und tranken schlürfend heißen Tee. Der Wind flüsterte leise durch die Schlüssellöcher, manchmal klirrten die vereisten Glasfenster. Lord Noka stellte klappernd die leere Teetasse auf den Beistelltisch, verließ den Raum und kam nach wenigen Minuten wieder. Er setzte sich zu hannah. „Hannah“, sprach er sie leise an. Sie blickte zu ihm und sah, wie er ihr ein Stoffbündel hinhielt. „Was ist das?“ „Öffne es.“ Sie stellte ihre Teetasse ab, nahm es zögernd entgegen und wickelte langsam aus. Verbotene Liebe II Sie blinzelte erst das Buch, dann Lord Noka an. „Vie..Vielen Dank! Aber ich habe nichts für Euch.“ Er lehnte sich in den Sessel zurück und beobachtete das Feuer. „Du leistest mir Gesellschaft.“ Sie saßen noch einige Zeit lang schweigend da. Hannah stand auf. „Ich sollte jetzt gehen“, sagte sie. „Die beiden werden sich sicherlich schon fragen, wo ich bin.“ Lord Noka erhob sich ebenfalls. „Ich werde dich nicht gehen lassen.“ Ihr fielen Lord Lonadars erschreckende Worte ein. Er will mich nicht gehen lassen. Er wird mich gewaltsam an diesen Ort binden. Entsetzt blickte sie in seine stahlblauen Augen. „Der Schneesturm“, erklärte er ihr „es wäre unzumutbar.“ Sie atmete leicht auf. „Aber Ihr seid ein Magier.“ Eine Weile sagte er nichts. „Ich will dich nicht gehen lassen.“ Wieder spukten Lord Lonadars Worte in ihrem Kopf herum. Der Ausdruck des Entsetzens kehrte auf ihr Gesicht zurück. „Bitte, leiste mir noch etwas deine angenehme Gesellschaft.“ Kapitel 7: ----------- Hannah öffnete langsam die Augen. Sie sah sich um und fand sich im Bett in Lord Nokas Gemach wieder. Erschrocken stellte sie fest, dass Lord Noka neben ihr lag und sie anlächelte. Er küsste sie zärtlich, dann verließ er das Bett und entblösste seinen nackten Körper, den hannah nur von hinten sah, bevor er sich den roten von ihr genähten Morgenmantel überzog. Mit aufgerissenen Augen und roten Wangen lugte sie unter die Bettdecke. Sie war ebenfalls nackt und ihr Bauch kugelrund. „Wa...Was?!“ Schnell schlug sie die Decke wieder herunter. „Was ist los, Liebes?“ Mit Erschrecken musste Hannah feststellen, dass dort, wo sich vorher Lord Noka befand, nun der grinsende Lord Lonadar stand. Sie riss die Augen auf. Benommen sah sie sich um. Sie befand sich noch immer in den Raum, indem sie mit Lord Noka am Abend saß. Dann berührte sie ihren Bauch. Sie atmete erleichtert auf, als sie spürte, dass er nicht kugelrund war. „Nur..ein Traum.“ „Ein schlechter Traum?“ Sie bewegte ihren Kopf nach rechts. Lord Noka sah sie fragend an. „J...Ja.“ „Erzähl ihn mir.“ „Ah...Ich..“ Er sah sie erwartungsvoll an. „Ich..erwachte im Traum. In Ihrem Bett. Und Sie waren ebenfalls dort. Im Bett, meine ich.“ Sie atmete tief durch. „Sie...küssten mich, standen auf und waren nackt. Dann zogen Sie sich an. Ich erblickte meinen Körper. Er war entblößt und mein Bauch war kugelrund. Als wäre ich schwanger.“ Sie seufzte. „Plötzlich waren Sie Lord Lonadar. Dann bin ich aufgewacht.“ „Ängste und Träume, Wünsche und Verlangen, Erlebtes. Das alles spiegelt sich in deinen Träumen wieder. Nur du weißt, wen oder was du wünschst, fürchtest oder verlangst.“ Sie sah grübelnd in das erloschene Feuer. „Was hälst du von Kinder?“ „Wa..Was?“ Sie sah ihn entrüstet an. „Du warst schwanger. Angst oder Wunsch?“ „Ich...weiß nicht. Vielleicht beides.“ Er nickte verständnisvoll. „Lord Lonadar.“ „Ich glaube Angst.“ Ihr Gesicht verfinsterte sich. „Angst davor, in seinem Bett zu landen.“ Er nickte wieder. „Entblößte Menschen.“ „Es...kommt darauf an. Manchmal beängstigend...manchmal Verlangen.“ „Der Kuss.“ Sie hielt inne. „Das...kann ich nicht sagen.“ Er nickte. Plötzlich gab es einen lauten Knall und der Boden erbebte. Lord Noka sprang auf und rannte zum zersplitterten Fenster. „Lord Noka, was war das?“ Ein Diener stürmte in den Raum. „Lord Noka, Herr, Weißmagier des Königs sind hier. Euer Bruder führt sie an.“ „Bring Hannah in den Untergrund.“ Er wandte sich Hannah zu. „Was geschieht hier?“ Er packte ihre Schultern. „Halte dich an meinen Diener.“ „Aber, was...“ Er murmelte leise Hannah unverständliche Worte, dann verschwamm die Luft und Lord Noka verschwand. „Kommt.“ Hannah folgte rennend dem Diener. Sie stiegen Treppen weit hinab, bis sie die letzte Stufe erreichten. Nun standen sie in einem kalten, steinernen Keller. Es roch süßlich und nach Verwesendem. Sie gingen den Flur entlang, ihre Schritte hallten von den nassen Wänden ab. Je weiter sie vordrangen, desto unerträglicher wurde der Geruch. Hannah hielt sich die Hände vor Mund und Nase. „Was ist das für ein ätzender Gestank?“ Der Diener schaute sie über die Schulter an. Hannah erschrak. Sein Gesicht war verwesen, ein Teil seines Kopfes entblößte den Schädelknochen, seine Augen waren rabenschwarz. „Tote“, antwortete er lakonisch und richtete seinen Blick wieder nach vorn. Die Gänge wurden dunkler und kälter. Vor einer großen Holztür blieb der Diener stehen und trat sie auf. „Tretet ein. Ihr werdet hier so lange verbringen, bis Lord Noka zurück ist.“ Argwöhnisch betrat sie den Raum. Es sah genau so aus wie Lord Nokas Gemach, es hatte jedoch kein Fen- ster. Der verwesende Diener schlug die Tür mit einem lauten Krachen zu und schlürfte dann davon. Überrascht sah Hannah sich um. „Unglaublich. Selbst die Wärme ist die Selbe, dabei war es eben noch eiskalt.“ Das Kaminfeuer entfachte sich. Erschrocken blickte sie sich um. Lord Noka stand im Raum, er wirkte jedoch durchscheinend. „Lord Noka! Was...“ Er schien mit seinen rabenschwarzen Augen durch sie hindurch zu Blicken. „Lord Noka?“ Er lief stumm durch sie hindurch und wärmte seine Hände an dem Feuer. „Angenehm.“ Seine Stimme hallte leise durch den Raum. Stirnrunzelnd ging sie zu ihm und berührte ihn. Sie spürte seine kalte Robe. Ich kann ihn berühren, dennoch geht er durch mich hindurch und scheint mich nicht wahrzunehmen. Sie hakte ihren Arm in seinen ein, dann beharrte ihr Blick auf das Feuer. „Verlasse unser Land, abscheulicher Sohn der Finsternis! Verlasse es oder werde Zeuge deiner eigenen Hinrichtung!“ Lord Noka stand auf dem dunklen Dach seines Hauses. Seine Robe wehte heftig in dem stürmischen Wind. Er blickte zu der Armee der Magier und auf seinen Bruder Lord Lonadar hinab. „Hast du nichts zu sagen, elender Dämonenhund?!“ schrie sein Bruder dem Wind entgegen. Lord Noka hob eine knochige Skeletthand. „Möget ihr im Höllenfeuer ewig brennen.“ Kapitel 8: ----------- Hannah wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Sie hatte jegliches Zeitgefühl in dem fensterlosen Zimmer verloren. Lord Nokas Erscheinung huschte von Zeit zu Zeit durch den Raum. Er wirkte oft nachdenklich, manchmal sprach er mit sich selbst. Hannah entledigte sich ihrer Stiefel und Kleidung und legte sich in ihrer Unterwäsche schläfrig ins komfortable Bett. Sie zog die Decke bis ans Kinn und beobachtete die stumme Lord Noka Erscheinung. Er bewegte sich lautlos auf das Bett zu, zog seine Robe aus und entblößte seinen dürren, blassen Oberkörper. Hannah zog die Luft scharf ein. Die abgemagerte Gestalt schien ihr direkt in die Augen zu sehen. Dann legte er sich zu ihr und starrte in die Luft. Ist er ebenfalls...untot? Sie schielte ihn von der Seite an und ihr wurde mulmig im Magen. Lang- Sam drehte sich sein Kopf in ihre Richtung, wieder starrte er sie mit sein- en schwarzen Augen an. Hastig drehte sie ihm den Rücken zu. Warum starrt er mich so an? Er kann mich nicht sehen. Er ist nur eine Erscheinung und nicht der echte Lord Noka. Vorsichtig lugte sie über ihre Schulter. Lord Nokas Gestalt lag in ihre Richtung und starrte noch immer. Er ist nur eine Erscheinung. Zögernd drehte sie sich zu ihn um. Sie sah ihn eine Weile an. Dann hob sie eine Hand und berührte zaghaft seine Wange. Sie war eiskalt und weich. Langsam fuhr sie dann mit ihrer Hand durch seine schwarzen kurzen Haare und stellte fest, dass er seine Augen schloß. Leise sprach sie ihn mit seinem Namen an, doch er reagierte nicht. Stirnrunzelnd rückte sie an ihn heran, legte ihren Kopf an seinen Oberkörper und schlang einen Arm um seinen Rücken. Plötzlich durchfuhr sie ein kalter Schauder. Lord Nokas Hand glitt an der Stelle ihrer Taille durch ihren Körper. Nach einer Weile gewöhnte sie sich an die Kälte und schlief ein. „...nah. Hannah.“ Benommen öffnete Hannah die Augen und blickte in Lord Nokas rabenschwarze Augen. Er trug die von ihr genähte Robe. Einige Stellen schienen ihr nass und dunkler. „Was...Sie können sprechen!“ Sie setzte sich im Bett auf und starrte in sein blasses Gesicht. „Hannah, ich bin es.“ „Ich...ich weiß.“ Er berührte ihre Hand. „Der Echte.“ Hastig hielt sie sich die Decke vor ihren Oberkörper. Sie zeigte mit dem Finger an ihm vorbei. Er folgte diesem, blickte sich um, sah sie dann wieder stirnrunzelnd an. „Mein...Kleid, Lord Noka.“ Er hob seine Augenbrauen. „Natürlich.“ Er reichte es ihr und blieb mit dem Rücken zu ihr stehen, während sie sich anzog. „Wir müssen fort.“ „Was...Wohin? Ich meine..Wir?“ Er sagte eine Weile nichts und bedachte seine Worte. „Ich muss fort.“ Er drehte sich zu ihr um, als er hörte, wie sie die Stiefel zuschnürrte. Sie sah zu ihm hinauf, eine Falte zwischen ihren Brauen. „Du solltest nicht hier bleiben. Lord Lonadar wird versuchen, dich an sich zu binden. Bist du ihm eine Last oder erfüllst nicht seine Begierde, wird er dich peinigen oder sogar töten lassen.“ „Aber...Warum müssen Sie dann fort?“ „Um in Frieden zu Ruhen. Er wird mich ebenfalls töten lassen wollen.“ Hannahs Falte vertiefte sich. „Sind Sie nicht untot?“ „Hannah, wir müssen uns beeilen.“ Sie sah ihn eindringlich an und war sichtlich verwirrt und hin- und hergerissen. Lord Noka setzte sich die Kapuze auf den Kopf und sein Gesicht verschwand in der Schwärze. Schweigend verließ er den Raum. Seine Schritte hallten im Flur. Unsicher, ob das, was sie jetzt tat, das Richtige war, rannte sie ihm hinterher. Sie sah ihn gerade noch in einen anderen Raum hineingehen. Als sie diesen erreichte, riss sie die Augen vor Erschrecken auf. Unzählige Untote versammelten sich um Lord Noka. Einige nur blass, andere widerum verwesen oder vollständig als Skelett. Lord Noka erhob beide Arme und fing leise an, Worte zu murmeln. „Wartet!“ Er brach ab und alle richteten die Aufmerksamkeit auf Hannah. Die Untoten genau beobachtend lief sie auf Lord Noka zu. Die Wes- sen gingen zur Seite, um ihr Platz zu schaffen. „Bist du dir sicher?“ fragte er sie und blickte auf ihr hinab. Sie nickte, versuchte dabei ihre Unsicherheit zu verbergen. Er streckte seine Hand nach ihr aus, sie ergriff sie und wurde an ihn herangezogen. Mit der einen Hand hielt er sie an der Taille fest, die andere reckte er in die Höhe und fing wieder an unverständliche Worte zu murmeln. Das letzte Worte sprach er laut aus. Plötzlich verschwamm die Welt um Hannah. Verwundert blickte sie sich hastig um. Der Raum wurde in einen schwarzen Strudel gesogen. Für einen Augenblick war alles schwarz und sie dachte, sie wäre erblindet, doch dann fing das Nichts an, bunt zu flimmern. Lichter leuchteten auf und ab. Wieder drehte sich alles und Hannah wurde ohnmächtig. Kapitel 9: ----------- Einen Moment lang drehte sich Hannahs Umgebung, dann setzte sie sich langsam auf und es normalisierte sich wieder. „Ist alles in Ordnung?“ Hannah stand auf und blickte in Lord Nokas schwarze Augen. „J...Ja. Ich denke schon. Aber...“ Sie sah sich um. Sie waren definitiv nicht mehr in Imardin. Der Himmel war strahlend blau und endlose mit Schnee bedeckte Ackerfelder und Wiesen soweit das Auge reichte. „...Wo sind wir hier?“ „Weit weg. Komm.“ Lord Noka wandte einen Verwandlungszauber an, der alle untoten Wesen in ihr ehemaliges menschliches Aussehen wandelte. Er selbst nahm ebenfalls die Gestalt an, die Hannah als erstes kennenlernte. Sie marschierten verschneite Pfade entlang. „Lord noka?“ „Ja?“ „Ich habe ein paar Fragen.“ „Bitte.“ Sie überlegte, wo sie anfangen sollte. „Warum leben die Toten? Und warum wurden ihre wahren Gesichter erst im Untergrund sichtbar? Und Ihre Erscheinung...Sie sind ebenfalls untot. Wie...“ „Warte, warte. Eins nach dem anderen. Ich habe die Toten wieder ins Leben gerufen, weil mein Bruder diese unschuldigen Wesen ohne Grund tötete. Ich fühlte mich dazu verpflichtet, das wieder gut zu machen, was er getan hat. Dadurch, dass sie unter meinem Zauber stehen, leben sie bei mir als meine Bediensteten und können – konnten – nur selten das Haus verlassen, um ihre Familien zu sehen.“ „Aber..“ „Ich habe bestimmte...Dinge benutzt, sodass sie ihre menschliche Gestalt in meinem Haus behielten, ohne dass ich meine Kräfte dazu opfern musste. Im Untergrund wirkten diese Dinge nicht, da sie sich dort außer Reichweite befanden. Deshalb hast du ihre untote Gestalt gesehen.“ „Aber Sie sind auch..“ „Untot“, beendete er ihren Satz. „Ein Magier der dunklen Künste, der dann mein Meister wurde, holte mich zurück ins Leben.“ Hannah wartete darauf, dass er ihr sagte, wodurch er gestorben war. Doch er lief stumm neben ihr her. „Wie...“ „Mein Bruder.“ Lord Nokas lakonische Antwort deutete daraufhin, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte. Hannah dachte eine Weile über ihre jetzige Situation nach. Ihre Mutter und ihre Schwester waren tot, sie konnte nicht mehr nach Imardin und schweifte nun ziellos mit einem untoten Magier, zu dem sie sich zugegebenenmaßen hingezogen fühlte, durch das ihr unbekannte Land. Ich habe noch so viele Fragen. So viel, das ich nicht verstehe. Aber er... Lord Nokas Kopf drehte sich in ihre Richtung. Sie konnte seinen Gesichts-ausdruck in der Schwärze seiner Kapuze nicht erkennen, sie sah stirnrunzelnd wieder nach vorn. Ich kenne ihn noch nicht einmal. Ich weiß so wenig und trotzdem... trotzdem bin ich jetzt hier und nicht in Lord Lonadars Gemach, wie es fast jede Frau wäre. „Er tötete erst unsere Eltern, dann mich, um der einzige Erbe zu sein.“ Mit einer tiefen Falte zwischen ihren Brauen sah sie ihn von der Seite an. „Wie kann man nur?“ „Er war und ist noch immer selbstsüchtig. Was immer er wollte, ob teure Maßanfertigung seiner Kleidung – Vater gab es ihm. Mehr Gold, das er in Imardin ausgeben konnte - Vater gab es ihm. Frauen – Vater besorgte sie. Da ich der älteste Sohn bin, hätte mir das Erbe nach Vaters und Mutters Tod zu gestanden.“ „Doch er wollte es allein.“ Hannah sah Lord Noka entsetzt an, dann fügte sie hinzu: „Ich verstehe nicht, wie man so sehr besessen von sich selbst und dem Gold sein kann, um zu töten. Und dann auch noch die eigene Familie!“ Lord Noka nickte kaum merklich. „Was er nicht haben kann, will er dennoch, gleichgültig was er dafür tun muss. Es hat sich all die Jahren nicht geändert.“ Lord Lonadar hat es auf mich abgesehen. Und er wird es nicht auf sich beruhen lassen, dass ich nicht in seinem Bett gelandet bin. „Keine Sorge – So schnell wird er dich nicht finden. Er besitzt keine Magie.“ „...Was?“ „Natürlich hat er seine angeheuerten Magier, aber das sind nur Wichtig- Tuer, die denken, mit ein bisschen Feuer könnten sie jemanden töten.“ „Herr, Rauch“, unterbrach ein untoter Bediensteter, der sich jedoch noch immer in seiner menschlichen Gestalt - dank des Zaubers – befand. Lord Noka und Hannah richteten ihre Blicke den Hügel hinunter und erblickten eine große Siedlung. Ringsherum befanden sich unmengen von Ackerfeldern und Wiesen für die Tiere. Hinter der Siedlung befand sich ein dichter Wald. „Endlich“, ächzte Hannah. Sie erreichten die Siedlung und liefen durch die weißen Straßen. Lord Noka blieb stehen. Er zeigte auf ein Schild, das über der Tür hing. Zum Hausgast. „Zum Hausgast?“ wunderte sich Hannah und legte den Kopf schief. Lord Noka zuckte mit den Achseln, dann betraten er, Hannah und die Bediensteten die relativ große Steinhütte. Ein Kaminfeuer brannte in dem ersten Raum, die Wände waren schlicht, dennoch strahlte der kleine Empfangsraum eine angenehme Wärme aus. „Guten Tag, werter Herr und werte Lady.“ Ein dicklicher Mann mittleren Alters kam auf Lord Noka und Hannah zu gelaufen. „Seid mir gegrüßt.“ Der Mann musterte die dunkel berobte Gestalt – Lord Noka – und die zierliche, ebenfalls dunkel gekleidete Hannah streng. Dann lockerte er seinen Blick. „Ich bin Nickelson. Nennt mich einfach nur Nick. Bitte nicht Nickel.“ „Lord Noka.“ Lord Noka deutete mit der Hand auf Hanna. „Hannah.“ Nickelson nickte. „Was führt euch beide in unser Dorf?“ „Wir sind auf der Suche nach einem Ort, an dem wir heute nachten können.“ Er ging einen Schritt zur Seite und offenbarte Nickelson seine Bediensteten. „Ich hoffe, das ist nicht zu viel verlangt.“ Nickelson grinste, dann lief er los und bedeutete ihm zu folgen. Sie gingen eine Holztreppe hinauf und durchliefen den oberen mit Öllampen erleuchteten Flur. „Ihr habt Glück – Die meisten sind schon wieder abgereist.“ Die Schlafräume lagen nah bei einander und jeweils wurden zwei Leute in einen geschickt, die sich das Bett teilen mussten. „Tut mir Leid, anders geht es nicht“, entschuldigte sich Nickelson. „Eine Nacht wird es schon gehen.“ Nickelson lächelte zufrieden, dann teilte er Lord Noka und Hannah das letzte Zimmer zu. Hannah hatte die ganze Zeit über gehofft, dass sie wenigstens getrennt schlafen würden – doch die Hoffnung verflog. „Bei euch dürfte das wohl kein Problem sein.“ Nickelson grinste Lord Noka an. „Nein, wir sind nicht...“ „Oh, dann sollen wir nochmal tauschen?“ „N-Nein!“ Nickelson und Lord Noka sahen Hannah überrascht an. Sie hatte den Kopf gesenkt und betrat beschämt das Zimmer. Nickelson bedachte Lord Noka mit einem wissenden Blick und grinste breit. „Viel Spaß.“ Er klopfte Lord Noka auf die Schulter, dann ging er pfeifend den Flur entlang, zurück in den Empfangsraum. Lord Noka folgte Hannah und schloß leise die Tür hinter sich. Der Raum war klein, aber gerade das machte ihn gemütlich. Ein einzelner Stuhl stand neben der Tür, das komfortable Doppelbett neben dem Fenster. Dort stand Hannah. Sie blickte in die angebrochene Nacht hinaus. In den meisten Häusern brannte Licht und manchmal konnte sie Menschen durch die Fenster sehen. Lord Noka entfachte das Feuer in der an der Wand hängenden Öllampe, dann entledigte er sich seiner Robe. Hannah hörte, wie er sie raschelnd über die Stuhllehne legte. Er schlüpfte aus den Stiefeln, dann vernahm sie seine sich nähernden Schritte, die nackt auf dem Boden platschten. Ganz ruhig. Es ist nur Lord Noka. Ich lag schon einmal mit ihm in einem bett. Bloß, dass es dieses Mal nicht seine Erscheinung ist. Sie schielte argwöhnisch zu ihm hinüber und sah, wie er sich, halbnackt – seine Hose noch an – ins Bett legte, weit an die Wand, sodass Hannah genug Platz am Bettrand hatte. Als sein Blick zu ihr wanderte, sah sie blitzschnell wieder aus dem Fenster. ...Aber ich habe noch nie mit einem Mann – einem Mann aus Fleisch und Blut – in einem Bett geschlafen, geschweige denn jemals... „Wenn es dir unangenehm ist, schlafe ich auf dem Boden.“ Fassungslos blickte sie in seine stahlblauen Augen. „N-Nein.“ „Ich habe kein Problem damit. Du brauchst auch kein schlechtes Gewissen deswegen haben.“ „N-Nein“, stotterte sie erneut „Wie Sie schon sagten, eine Nacht geht das schon.“ Sie entfernte sich vom Fenster, dann zog sie an den Schnallen ihres Kleides, bevor sie sie jedoch los ließ, sagte sie: „Bitte..nicht hinsehen.“ „Selbstverständlich.“ Er drehte seinen Kopf zur Wand. Dann ließ sie ihr Kleid fallen, legte es über Lord Nokas Robe und schlüpfte zögernd zu ihm unter die Bettdecke. Sie zog sie wieder bis an ihr Kinn. Er wandte seinen Kopf ihr zu und sah, wie sie verkrampft die Bettdecke festhielt und ihn mit ihren großen blauen Augen anstarrte. „Bitte, habe keine Angst.“ Das sagt er so leicht. Er ist auch nur ein Mann... „Ich bin nicht wie Lord Lonadar. Oder wie viele andere Männer.“ Wer weiß, wie lange er schon keine Frau mehr hatte. „Ich hatte noch nie eine Frau.“ Sie riss die Augen vor Schreck auf. „W-Was?“ Er runzelte die Stirn. Dann drehte er seinen Kopf und blickte zur Zimmer- decke hinauf. Das glaube ich nicht. Das fass ich einfach nicht. Er hat doch einen guten Charakter. Er ist fürsorglich, intelligent, respektvoll und außerdem ein Magier! Noch dazu sieht er nicht schlecht aus. Hannah musterte Lord Noka von der Seite. Er sieht wirklich nicht schlecht aus. Er sieht sogar...attraktiv aus. Lord Nokas Falte zwischen den Brauen verschwand und er sah Hannah überrascht an. Allein deshalb müsste er doch eine Frau gehabt haben. Selbst das Gold hätte jemanden angelockt. „Mir ist bis jetzt noch keine Frau unter die Augen gekommen, die es nicht auf mein...Vermögen abgesehen hatte. Ich brauche auch niemanden, der mit mir das Bett teilt. Ich brauche nur jemanden, mit dem ich mich gut unterhalten kann und der mich – trotz meines Untotseins – respektiert.“ Er lächelte sie an. „W-Was? Ich habe nichts gesagt.“ „Nein, aber gedacht.“ „Was?“ „Entschuldige, aber du offenbarst mir deine Gedanken so sehr, dass ich sie nicht überhören kann.“ „Sie..können Gedanken lesen?“ „Nur von den Menschen, die sie mir anvertrauen.“ Sie sah ihn entsetzt an. „Was...Was habe ich gedacht?“ Sie grübelte nach. „Oh nein. Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. Lord Noka fing leise an zu lachen. Ich darf nichts mehr in seiner Gegenwart denken! Sein Lachen wurde lauter. Oh nein. „Ich finde das nicht lustig. Sie greifen in meine Privatsphäre ein.“ Sein Lachen verstummte und er bedachte sie mit einem musternden Blick. „Hast du etwa etwas zu verbergen?“ „Wer weiß?“ Er blickte lächelnd zur Zimmerdecke empor. „Wie lange wissen Sie schon, was ich denke?“ „Ungefähr so lange, seitdem wir Imardin verlassen haben.“ „Unglaublich.“ „In der Tat.“ Sie schwiegen eine Weile. Lord Noka schloß die Augen. „Benötigen Untote eigentlich Nahrung und Wasser?“ „Wenn wir nicht wollen, dass sich unsere Gestalt zu einem Skelett abmagert, dann ja.“ „Ihre untote Erscheinung war sehr mager, Lord Noka.“ „Ich esse nicht sehr viel.“ „Das sollten Sie aber.“ „Wenn du das sagst.“ Sie sah, wie sich ein Lächeln in seinem Gesicht bildete. Dann ließ sein Zauber nach und seine Haut wurde blass. Kapitel 10: ------------ Hannah öffnete die Augen und erblickte Lord Noka, wie er über sie aus dem Bett stieg und sich anzog. Sie setzte sich auf, die Bettdecke glitt von ihrem zierlichen, blassen Oberkörper. Müde sah sie zum Fenster und stellte fest, dass noch nicht einmal die Dämmerung eingesetzt hatte. „Lord Noka, wo wollen Sie hin?“ „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“ Er sah sie an, dann musterte er ihren nackten Oberkörper. Ihre Oberweite war nicht zu groß und auch nicht zu klein, ihre Haut schien sanft und ihr Bauch sehr dünn. Im Allgemeinen sah sie sehr zerbrechlich aus. Er wandte seinen Blick ab, dann schlug er sich die Kapuze seiner Robe über den Kopf und Hannah konnte sein Gesicht nicht mehr erkennen. „Ich habe kein gutes Gefühl“, erklärte er ihr. „Zieh dich an...ich bin gleich wieder bei dir.“ So verschwand er leise aus dem Zimmer. Nervös blickte Hannah aus dem Fenster und hoffte, Lord Noka, der nun schon eine Weile fort war, zu sehen. Die Tür öffnete sich leise. „Hannah?“ Sie drehte sich um. Lord Noka lugte durch den kleinen Türspalt. „Gut, du bist schon fertig.“ „Schon?“ Sie lief auf ihn zu, als er das Zimmer betrat. „Sie waren ziemlich lange weg.“ „Ich musste mich etwas weiter von der Siedlung entfernen, um das zu finden, was mein Gefühl mir sagte.“ „Was ist es?“ „Spuren. Frische Pferdespuren und nicht gerade wenig.“ „Heißt das...“ „Ja. Wir sollten gehen und uns beeilen.“ „Was ist los? Ihr geht? Jetzt?“ Nickelson stand in seinem Schlafanzug an seiner Schlafzimmertür und beäugte müde Lord Noka. „Vielen dank für den Aufenthalt.“ Er überreichte ihm einen kleinen Sack voller Goldmünzen. „Das...ist doch nicht nötig! Das ist ja zu viel!“ Er kratzte sich verwundert am Kopf. „Ihr bekommt das, was Ihr verdient.“ Nickelson starrte Lord Noka eine Weile an, dann grinste er breit. „Also hat es mit dem Mädchen geklappt! Gratuliere. Aber das ist doch Nicht mein Verdienst.“ „Nein, wir...“ „Verstehe, verstehe. Nun aber ab mit euch!“ Sie liefen durch die kalte Nacht und dem hohen Schnee, der den Wald-boden bedeckte. Hannah rieb sich ihre Oberarme warm. „Ich muss mir schon wieder einen neuen Umhang nähen. Der andere verweilt noch immer in Eurem Gemach.“ „Entschuldige.“ „Schon gut. Der nächste wird nirgends zurück gelassen.“ „Hannah, schneller.“ Lord Noka beschleunigte seinen Schritt und sie hatte Probleme damit, ihn wieder aufzuholen, ohne dabei zu rennen. „Sind sie wirklich schon so nah?“ Er antwortete nicht, sondern lief stur weiter. Der hohe Schnee, den sie durchliefen, reichte ihnen bis an die Waden. Sie waren nun schon seit Stunden unterwegs, die Nacht war schon längst verstrichen und graue Wolken bedeckten den einst blauen Himmel. Hannah verlangsamte ihren Schritt und ließ den Kopf hängen. „Lord Noka, Herr.“ Ein Bediensteter deutete auf die am Boden sitzende Hannah, die sich weit hinter ihnen befand. Er rannte zu ihr. „Komm hoch.“ Er fasste ihr unter die Achselhöhlen und hob sie hoch, bis sie stand. Er musste sie festhalten, damit sie nicht wieder zu Boden sank. „Meine Beine“, sagte sie schwach „tun weh.“ Sie fröstelte und rieb sich noch immer die Oberarme. „Ist Euch denn nicht kalt?“ „Nein.“ Er hob sie hoch und rannte mit ihr in den Armen durch den Wald, gefolgt von seinen rennenden Bediensteten. Lord Noka fing an zu keuchen, dann übergab er Hannah einen seiner Diener. „Wartet hier.“ Er rannte davon. „Da ist er!“ „Schnapp ihn dir!“ Zwei Magier, höchstwahrscheinlich angeheurt von Lord Lonadar, aus Imardin rannten Lord Noka entgegen. Einige Schritte vorher blieben sie vor einander stehen. „Lord Lonadar wird erfreut sein, wenn wir ihm deinen toten körper bringen!“ schrie der eine Magier ihm entgegen. „Ich-bin-schon-längst-tot!“ brüllte Lord Noka, schlug seine Kapuze nach hinten und offenbarte den entsetzten Magiern sein blasses Gesicht und seine schwarzen Augen. Dann zeigte er mit einem Skelettfinger auf den ersten Magier, murmelte etwas und durchdrang sein Schild mit einem tödlichen Strahl. Der Magier fiel in sich zusammen, zurück blieb nur seine Robe. Vollkommen entrüstet blickte der letzte Magier erst die leere Robe an, dann Lord Noka. „Ich bring dich um!“ schrie er guttural. Er verstärkte sein Schild, stieß seine Hand vor und entflammte somit Lord Nokas Gewand. Der Magier grinste. Doch dieses verschwand schnell wieder, als er Lord Nokas Gelächter hörte. Er berührte mit seiner Knochenhand das Gewand und die einst lodernden Flammen erlischten. „Nein!“ Der Magier wurde umgestoßen. Nach einem Blinzelschlag stand Lord Noka über ihm und legte ihm die kalte Skeletthand um den Hals. „Grüß deinen Freund von mir.“ „Nein! NEIN!“ brüllte er, doch er konnte nichts weiter tun, als reglos auf den Tod zu warten. Lord Noka drückte fest zu, entsog ihm somit die Lebenskraft und zurück blieb nur noch das Skelett. Kapitel 11: ------------ Hannah erwachte. Sie sah sich vollkommen benommen um und stellte fest, dass sie sich in einem weichen Bett in einem warmen geräumlichen Zimmer befand. Sie setzte sich auf. „Lord Noka?“ „Ich bin hier.“ Sie drehte ihren Körper und erblickte Lord Noka. Er stand am Fenster, sein Blick weilte noch eine kurze Zeit hinaus, dann wandte er sich Hannah zu. „Wo sind wir? Wie sind wir hier her gekommen? Wir waren doch eben noch im Wald.“ „Wir sind in einer großen Stadt, Hannah, die wir nach unzähligen Stunden erreicht haben.“ „Aber...wie lange habe ich denn geschlafen?“ „Vielleicht sieben oder acht Stunden.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich hoffe, du fühlst dich wieder etwas besser?“ Lord Noka lief zu ihr und setzte sich auf den Bettrand. „J..Ja. Mir ist wieder etwas wärmer.“ Er berührte zur Kontrolle mit seinen Fingern erst ihre Hand, dann ihre Stirn. „Gut.“ Sie wollte gerade aufstehen, als er sie davon abhielt, indem er ihre Schultern packte. „Du – bleibst hier.“ „Was? Ich wollte nur...“ Er stand auf. „Du bleibst hier - und ruhst dich weiter aus.“ „Aber Lord Lonadar...“ „Nein. Noch sind wir sicher.“ Er lief zur Tür. „Wohin gehen Sie?“ Er sah sie über seine Schulter an. „In die Stadt. Ich bringe dir Stoffe. Du solltest dir wirklich etwas Wärmeres nähen.“ Hannah begutachtete ihr Kleid. „Sie haben Recht.“ Er nickte. „Ich lasse dir Tee bringen.“ Er öffnete die Tür und hatte schon längst das Zimmer verlassen, als er umkehrte und noch hinzufügte: „Übrigens“, er deutete mit dem Kopf auf den Beistelltisch neben dem Bett. „Da liegt noch etwas für dich.“ Dann krachte die Tür zu. Sie schaute nach links und erblickte ein Stoffbündel. Sie griff es, legte es auf ihren Schoß und wickelte es langsam aus. Verbotene Liebe II Ich hatte es nicht zu Ende gelesen. Verbotene Liebe III Sie lächelte, dann schlug sie die erste Seite des zweiten Bandes auf. Ein gefaltetes Blatt fiel ihr entgegen. Sie faltete ihn auseinander und hob die Augenbrauen. Was für eine Schrift! Womöglich mit einer sehr dünnen Feder geschrieben. Sie las. Liebste Hannah, „Liebste?“ Sie runzelte die Stirn, die sie dann schnell wieder lockerte. Als ich in der Stadt war, habe ich einen großartigen Buchhandel entdeckt. Er wird dir gefallen. Als ich die beiden Fortsetzungen von ‚Verbotene Liebe’ sah, musste ich sofort an dich denken und daran, dass du den zweiten Band bedauerlicherweise nicht beenden konntest. Ich kam nicht darum herum dir diese Bücher zu kaufen. Ich gehe davon aus, dass Lord Lonadar uns hier nicht so schnell finden wird, denn selbst ich kannte diesen Ort bis zum heutigen Tage noch nicht. Selbst auf den Landkarten ist er nicht verzeichnet. Ich habe Sie hielt inne, als jemand an der Tür klopfte, hob den Kopf und bat die Person herein. Quietschend öffnete sie sich und ein kleines Mädchen, Hannah schätzte sie auf sechs oder sieben Jahre, mit blonden langen Locken lugte hinein. „Ich bringe den Tee“, sagte sie mit ihre piepsigen Kinderstimme. Hannah lächelte. „Komm ruhig her.“ Sie tapste mit dem kleinen Tablett zu ihr ans Bett und stellte es auf den Beistelltisch. Darauf befand sich eine Teetasse und – Kanne. „Vielen dank.“ Hannah lächelte sie erneut an. „Wie heißt du?“ fragte das Mädchen neugierig. „Hannah. Und du?“ „Mahry.“ „Ein Schöner Name.“ „Meine Mama hat den ausgesucht!“ Hannah lächelte. „Was liest du da?“ „Einen...Brief.“ „Von wem?“ „Von Lord Noka.“ „Ist das der Mann, der dich hergebracht hat?“ „Ja, das ist er wohl.“ Mahry kicherte, dann färbten sich ihre runden Wangen rot. „Was ist los?“ fragte Hannah kichernd. „Lord Noka sehr lieb und sehr hübsch.“ Hannah sah verträumt auf den Brief. „Ja. Ja, das ist er.“ „Mahry, belästige die junge Frau doch nicht.“ Eine schlanke Frau mittleren Alters stand an der Tür, einen Krug unter den Arm. „Es ist in Ordnung. Sie leistet mir angenehme Gesellschaft.“ Mahry kicherte. Die Frau seufzte auf und hielt sich die Hand an den Brustkorb. „Na dann bin ich ja beruhigt!“ Sie lief zu Hannah. „Ich bringe Kekse.“ „Oh, das...wäre doch gar nicht nötig gewesen.“ „Doch, natürlich!“ bestand die Frau. „Zu einem heißen Tee gehören immer Kekse!“ Sie legte einen Stapel der Kekse auf das Tablett und goß ihr dann den Tee ein. Er dampfte noch. „Vielen dank.“ „Ich bitte Sie. Nach dieser langen Reise.“ „Hat Lord Noka etwas erzählt?“ „Ja. Dass ihr aus Imardin kommt und den ganzen Weg bis hier her gelaufen seid.“ Hannah nickte. „Sie können froh sein, solch einen Mann zu haben. Er sorgt sich wirklich sehr um Sie.“ „Wir sind nicht...“ „Nein?“ „N-Nein.“ „Aber Sie wünschen es, oder?“ Hannah sah die Frau erstaunt an, dann spürte sie, wie sich ihre Wangen erwärmten und senkte den Blick. Sie lächelte. „Ich bin Terry.“ „Hannah.“ „Ich weiß.“ Sie lächelte erneut. „komm, Mahry. Wir lassen Hannah noch etwas ruhen.“ „Wiedersehen hannah.“ Hannah lächelte und winkte, als die beiden das Zimmer verließen, dann wandte sie sich wieder dem Brief zu. Ich habe deshalb dem Schreiner dieser Stadt in Auftrag gegeben, ein kleines Haus in der Nähe der Wiesen und Wälder, dennoch nicht am Stadtrand, bauen zu lassen. Durch meiner sofortigen Auszahlung des Endpreises, begangen sie sofort mit der Arbeit. Es wird demnach nicht mehr lange dauern. Unser Heim wird nicht zu groß und nicht zu klein sein. Es wird weder großartig hervorstechen – wie mein voriges Haus -, noch in der Menge untergehen. Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht. Sobald es vollendet ist, darfst du es nach deinem Geschmack einrichten – oder einrichten lassen. Hannah hob erstaunt ihre Augenbrauen. Ich fürchte, ansonsten würde die Einrichtung zu dunkel und zu erschreckend werden und keiner unserer Gäste würde sich wohlfühen. Sie lachte leise. Ich hoffe, du wirst gefallen daran haben und dir ein glückliches Leben bescheren. Lass es mich bitte wissen. Die nächsten beiden Wörter wurden durchgestrichen. Die darauf folgenden waren Lord Noka. Hannah runzelte die Stirn. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte das mehr mals durchgestrichene Zeile zu entziffern. Sie hielt sich das Blatt direkt vor die Augen. Sie sprang auf, lief stürmisch zum Fenster und hielt den Brief gegen das Licht. Sie hob abermals ihre Augenbrauen, als sie erkannte, was dort stand. In liebe, Lord Noka Kapitel 12: ------------ Lord Noka lugte ins Zimmer herein. „Klopf, klopf“, sagte er. Hannah sah auf, lächelte, dann nahm sie die Teetasse und schlürfte genüßlich den Kräutertee. Er schlüpfte durch die Tür, schloß diese dann. „Wie ich sehe, lässt du es dir gut gehen.“ Klappernd stellte sie den Tee zurück auf das Tablett. „Ja. Ich hatte auch angenehme Gesellschaft.“ „Ehrlich? Wen?“ Er schlug die Kapuze zurück. „Mahry und Terry.“ Dann nahm sie sich einen Keks und biss hinein. „Ah, ja. Zwei wirklich sehr nette Damen. Besonders Mahry.“ Er legte ihr haufenweise Stoffe auf den Schoss. „Allerdings.“ Sie ließ ihren Blick auf die Stoffe fallen. „Danke. Aber ich hatte nicht vor eine ganze Reihe von Kleidern zu nähen.“ Er lief an ihr vorbei und stellte sich mit dem Rücken zum Fenster, die Hände auf die Fensterbank abstützend. „Ich dachte, du würdest vielleicht deine Zeit etwas vertreiben wollen, so lange es nichts weiter zu tun gibt.“ „Ja, genau. Ich kann ja schon mal anfangen Sommerkleidung zu nähen“, entgegnete sie ihm spöttisch. Sie musterte jeden der unzähligen Stoffe streng. „Zum Beispiel“, sagte Lord Noka. Er blickte auf die auf dem Beistelltisch abgelegten Bücher, die er ihr schenkte und entdeckte seinen Brief oben drauf, den sie offensichtlich bereits gelesen hatte. „Das sind wirklich gute Stoffe.“ „Ja, ich habe mich beraten lassen.“ „Ich hoffe, Sie haben sich nicht hereinlegen lassen? Manch einer verlangt zu viel Goldmünzen.“ „Darauf habe ich schon geachtet. Ich bin ja nicht der, der ein Buch für den doppelten Preis kaufen wollte.“ „Das war nur, weil...“ Hannah fiel keine Ausrede ein und sie war froh, als es an der Tür klofpte und sie ihm eine Antwort schuldig blieb. „Ja?“ antwortet Lord Noka. Die kleine Mahry hopste ins Zimmer, dann knallte sie die Tür hinter sich zu. „Ich hole nur das Tablett!“ „Hallo Mahry.“ Hannah lächelte sie an. „Ich hoffe, ich störe nicht“, sagte sie, während sie zum Beistelltisch lief. „Was? Nein, nein.“ „Meine Mama hat gesagt, ich soll das sagen.“ „Da hat deine Mutter Recht. So etwas sagt man aus Höflichkeit“, erklärte ihr Lord Noka. Mahry kicherte ihn an, dann stützte sie ihre Ellbogen auf dem Bettrand ab und beäugte neugierig Hannahs Stoffe. „Was machst du damit?“ fragte sie und tippte mit ihrem Zeigefinger auf den Stoff. „Kleider nähen.“ „Ich will auch eins, ich will auch eins!“ Hannah fing an zu lachen. „Dann muss ich dich aber erst vermessen.“ „Warum?“ „Damit ich weiß, wie groß dein Kleid werden soll.“ „Ach so! Bitte jetzt, bitte jetzt!“ bettelte sie. Hannah schlüpfte aus dem Bett. Mahry blickte erstaunt zu ihr empor. Sie hockte sich zu dem kleinen Mädchen und fing an, an allen möglichen Stellen mit ihrem Daumen und Zeigefinger die Maße zu nehmen. Dann erhob sie sich aus der Hocke. „Ja! Ja!“ freute sich Mahry. „Das müssen wir Mama sagen!“ Sie griff Hannahs Hand und rannte mit ihr aus dem Zimmer. „Mama! Mama!“ „Mahry! Wo warst du so lange? Oh, hallo Hannah.“ „Hallo Terry.“ „Sie näht mir ein Kleid! Sie näht mir ein Kleid!“ freute sich Mahry und hüpfte auf und ab. „Was?“ Ungläubig schaute Terry erst ihre Tochter an, dann Hannah. „Ist das wahr?“ „Ja. Es wird sie sehr warm halten.“ „Aber wir haben doch kein Geld für sowas!“ „Es ist in Ordnung.“ „Was hast du nur wieder angestellt, Mahry?“ „Ich will dafür kein geld“, beruhigte Hannah sie. „Was?“ „Ehrlich. Es ist keine große Sache. In einem Tag ist es fertig.“ „Ja! Ja!“ schrie Mahry und hüpfte trällernd den Flur entlang. „Aber das kann ich doch nicht annehmen.“ „Betrachten Sie es als Geschenk, als eine kleine Gegenleistung dafür, dass Sie sich hier so abmühen, obwohl sie...“ Hannahs Blick wanderte von Terrys Gesicht zu ihren kugelrunden Bauch „...hochschwanger sind.“ Terry umfasste ihren Bauch und lächelte. „Vielen Dank, Hannah. Ich weiß das zu schätzen.“ Sie lächelten einander an. Lord Noka unterbrach klappernd mit dem Tablett das Gespräch. „Ah! Sie sind doch Gäste!“ rief Terry. „Ich nehm’ das.“ Hannah ergriff das Tablett und folgte Terry in die Küche. „Vielen Dank. Stell es hier ab.“ „Oh mein Gott.“ Hannah sah stapelweise dreckiges Geschirr in der Küche. „Das ist aber nicht alles von Lord Noka, oder?“ „Was soll das denn heißen?“ fragte dieser und sah sie lächelnd an. „Sie mögen vielleicht nicht viel – im Sinne von mehrmals am Tag – essen, aber wenn Sie dann mal zu langen, dann richtig.“ „Äh...Ich...“ Beide Frauen fingen an zu lachen. Hannah wandte sich Terry zu. „Ich helfe Ihnen.“ „Aber nein! Sie sind doch unsere Gäste.“ „Bitte.“ Terry lächelte sie schief an. „Sie scheinen wohl wirklich darauf zu bestehen?“ „Genau so wie Sie mit dem Tee und dem dazu gehörigen Keks.“ Hannah ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. „Alles in Ordnung?“ „Wo waren Sie?“ „Ich war mich etwas erfrischen.“ Er deutete auf seine nassen Haare. „Die ganzen...Stunden?“ „Nein, ich habe neue Magiebücher studiert.“ „Ah.“ „Ich wollte bei eurem Frauengespräch nicht weiter stören.“ „Das sagen Sie nur, weil Sie sich vor der Arbeit drücken wollten.“ „Ach ja?“ „Natürlich.“ Er lief zu ihr, stützte seine Hände auf dem Bett links und rechts neben ihren Körper ab und beugte sich über sie. Seine nassen Haare tropften in ihr Gesicht. Plötzlich erinnerte Hannah sich an seinen Brief, an seine Worte in Liebe und sie wich seinem Blick aus. „Entschuldige, ich wollte dich nicht so sehr einschüchtern.“ „Nein, es ist nur...“ Sie unterbrach sich selbst. „Was ist es?“ Sie blickte eine Weile in seine erwartungsvollen Augen. Dann wanderte ihr Blick seinen Körper entlang. Seine Robe hatte er nur leicht zugeschnürrt, sein nackter Oberkörper lugte teilweise hervor. Stürmisch schlang sie die Arme um seinen Rücken und drückte Lord Noka fest an sich. Sie atmete tief ein, dann stieß sie die Luft wieder aus. Die Tür knallte auf und Mahry rannte hinein. „Mahry! Mahry!“ schrie Terry. „Ich will doch nur gute Nacht sagen!“ jammerte sie. Terry packte Mahry am Arm und zog sie hinter sich her. „Das ist jetzt kein günstiger Augenblick.“ „Gute Nacht Lord Noka, Hannah!“ schrie sie. „Gute Nacht“, antworteten beide im Chor. Bevor Terry die Tür zu schlug, umfasste sie ihren Bauch und sagte: „Empfängnisverhütung.“ Es kehrte wieder Stille ein. Dann sahen sie einander an. „Empfängnisverhütung“, wiederholte Hannah. „W-Was denkt sie nur?“ Lord Noka ließ sich neben Hannah fallen. „Ich fürchte, es sah für sie nach...etwas aus.“ „Entschuldigt.“ „Nein!“ Etwas ruhiger sagte er: “Ich meine.. es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst.“ Sie stand abrupt auf, schnallte ihr Kleid auf und ließ es langsam von ihrem Körper gleiten. Lord Noka musterte ihren Rücken, ihren kleinen runden Hintern und ihre langen Beine. Bevor sie sich zu ihm umdrehte und zurück ins Bett stieg, wandte er blitzschnell den Blick ab und starrte zur Zimmerdecke empor. „Gute Nacht.“ “Schlaf gut, Hannah.“ Er blickte zu ihr hinüber. Sie lag in seine Richtung gedreht, hatte die Decke wieder bis an ihr Kinn gezogen und bereits die Augen geschlossen. Kapitel 13: ------------ Es klopfte laut an der Tür. Hannah riss die Augen auf. Sie sah, wie Terry den Kopf durch die Tür steckte. „Ah, du bist wach.“ Sie trat herein und schloss die Tür hinter sich. „Gu.. Guten Morgen“, stotterte Hannah und rieb sich die Augen. „Und, wie war euer Abend?“ fragte Terry neugierig, dann stellte sie das Tablett auf den Beistelltisch ab. „Wir.. haben nicht...“ “Nein?“ Sie wirkte enttäuscht. “Du brauchst keine Angst davor zu haben.“ “W-Wo ist Lord Noka?“ wagte sie somit das Thema zu wechseln. „Er ist schon seit einigen Stunden außer Haus.“ „Verstehe..“ Terry lächelte. „Lass ihn nicht zu lange warten.“ “W-Was? Wir.. haben uns noch nicht einmal geküsst!“ Terry hob erstaunt die Brauen. „Außerdem weiß ich noch nicht einmal, ob er.. das überhaupt will.“ “Hannah, das ist doch ganz klar. Man sieht euch beiden regelrecht an, dass ihr mehr für einander empfindet, als nur Freundschaft.“ Hannahs Wangen erwärmten sich. “Ist es.. ist es wirklich schon so offensichtlich?“ Terrys Lächeln wurde breiter. Hannah seufzte. „Kleide dich an. Er wartet bestimmt schon.“ “W-Was?“ Terry ging zum Fenster und schaute hinaus. „Ja. Ja, da ist er bereits.“ Hannah sprang aus dem Bett und zog sich in Windes Eile ihr Kleid an. „Ich esse es nachher.“ Terry lächelte. „Natürlich.“ Dann stürmte Hannah hinaus. „Lord.. Noka“, keuchte Hannah und blieb vor ihm stehen. „Was ist los?“ “Habe mich... beeilt.“ Er lachte leise. „Komm, ich wollte dir etwas zeigen.“ Er legte sanft einen Arm um ihren Rücken. „Es ist nicht weit.“ Sie liefen gezielt durch die Straßen. „Ich habe nicht viel Zeit. Ich muss noch Mahrys Kleid nähen.“ Sie rieb sich die Oberarme. „Und meins.“ “Dort ist es.“ “Das ist wirklich nicht weit.“ Als sie das Geschäft betraten, klingelte eine kleine Glocke über der Tür. „Guten Tag.“ „Guten...Ah, Lord Noka!“ Ein greisenhafter, alter Mann sprang von seinem Stuhl hinter der Theke und tapste zu Lord Noka und Hannah. Er trug eine Halbmondbrille, seine wenigen grauen Haare bedeckten seine Glatze, sein Rücken war krumm. Er schüttelte kräftig Lord Nokas Hand. „Schön Euch zu sehen!“ Lord Noka schlug die Kapuze nach hinten, der ältere Mann blickte Hannah musternd an. An Lord Noka gewandt fragte er: “Ist das Hannah?“ “Ja, das ist sie“, sprach Hannah für sich selbst. „Schön! Wirklich bezaubernd!“ Er ergriff ihre Hand und küsste ihren Handrücken. „Mein Name ist Erodel.“ “Sch-Schön Sie kennen zu lernen.“ Erodel wandte sich Lord Noka zu. „Die Bücher sind heute angekommen! Welch ein Glück!“ “Das ist es wirklich, ja.“ Der alte Mann tapste hinter die Theke und kramte dort herum. „Wo hab ich das nur...“ Hannah sah sich erstaunt um. Deckenhohe Regale voller unzähliger Bücher, wie in Lord Nokas ehemaliger Bibliothek. Sie lief auf ein Regal zu und durchstöberte dieses neugierig. „Ha!“ rief Erodel. “Ich wusste doch, dass es hier irgendwo sein muss!” Er kam mit einem Stapel Bücher hinter der Theke hervor gelaufen und drückte sie Lord Noka in die Hände. „Speziell für Euch zurückgelegt, werter Lord Noka.“ „Vielen Dank.“ Er neigte den Kopf. “Nicht doch, nicht doch!“ Lord Noka stellte die Bücher auf der Theke ab. „Ich schau mich noch ein wenig um.“ “Natürlich.“ Er ging in den nächstgelegenen Raum, Erodel zu Hannah. Er schaute ihr über die Schulter und lugte in das Bauch. „Ah“, sagte er. Hannah erschrak, klappte das Buch zu und sah ihn über die Schulter an. „Empfängnis, ein wirklich sehr hilfreiches Buch.“ Er lächelte sie an. „Ich...“ “Ich schenke es dir.“ “W-Was? Nein, ich...“ “Ein kleines Willkommensgeschenk.“ “Vielen Dank, aber..“ Der alte Mann hob seinen Zeigefinger. „Es ist unhöflich, Geschenke abzulehnen. Ich wäre wirklich sehr enttäuscht.“ Er lächelte abermals. „N-Na gut. Vielen Dank.“ Sie verbeugte sich, doch er kehrte ihr bereits den Rücken zu und begegnete den zurückgekehrten Lord Noka mit einem breiten Grinsen. „Wirklich eine bezaubernde Frau haben Sie da.“ “Wir sind nicht..“ Der alte Greis wartete darauf, dass er seinen Satz beendete. Er hob seine buschigen Augenbrauen. „Wir führen kein Eheleben.“ “Ich rate Ihnen, nicht zu lange zu warten. Hier laufen viele freie Männer herum. Sie warten nur auf solche Frauen, wie Ihre Hannah und sie wissen auch nur zu gut, wie man solche Frauen zu ihren Eigen macht.“ Lord Noka runzelte die Stirn, dann blickte er zu Hannah. „Keine Sorge.“ Er sah wieder Erodel an. “Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Ihnen treu ergeben ist. Dennoch glaube ich nicht, dass diese zierliche junge Dame dazu in der Lage wäre, gierige, lustvolle Männer von sich fern zu halten, geschweige denn sich gegen ihre schmutzigen... Hände zu wehren.“ Lord Noka überreichte Erodel einen vollen Goldsack. „Vielen Dank.“ “Ich habe zu danken.“ Der alte Mann verbeugte sich, dann steckte er den Goldsack an, öffnete die Tür, um Lord Noka, der den Stapel Bücher trug, und Hannah behilflich zu sein. Hannah schlug ihm die Kapuze über den Kopf. „Danke.“ Ihre Schritte traten den Schnee fest, der unter ihren Füßen knirschte. „Das sind ja wirklich eine Menge Bücher. Soll ich Euch welche abnehmen?“ „Nein, aber ich nehme dir deins gerne ab.“ Hannah schüttelte den Kopf. „Welches Buch ist es?“ „Erodel hat es mir.. geschenkt.“ „Ich hoffe, du hast ihm dafür ausreichend gedankt.“ „Natürlich! Aber eigentlich.. wollte ich es gar nicht. Ich hatte es mir nur einmal ..angesehen.“ „Wenn du es nicht willst, schau ich es mir gerne an.“ „Nein! Ich.. werde es lesen.“ Lord Noka stellte den Bücherstapel auf den Boden ab, Hannah legte ihres umgekehrt, sodass der Titel nicht lesbar war, auf das Bett. Terry stand, die Hände in die Hüften gestämmt, an der Tür. „Ihr seid wohl schon fleißig am Kaufen für euer neues Heim?“ „Nein, wir...“ Lord Noka unterbrach Hannah, indem er sagte: „Ja, das sind wir.“ Terry lächelte, dann verzog sie das Gesicht und hielt sich ihren kugelrunden Bauch fest. „Ist alles in Ordnung?“ fragte Hannah. „J-Ja. Nur ein Tritt. Das passiert seit einiger Zeit ständig.“ Hannah hob die Augenbrauen. „Ist es bald soweit?“ „Höchstwahrscheinlich.“ Terry lächelte erneut. „Könntest du mich vielleicht zum Heiler begleiten, Hannah?“ „Natürlich.“ „Sollte ich nicht besser mitkommen?“ fragte Lord Noka und trat auf die beiden zu. „Jemand muss auf Mahry aufpassen“, erklärte Terry, dann hakte sie sich in Hannahs Arm ein und sie verließen das Zimmer. Kurze Zeit später trampelte Mahry hinein. „Lord Noka!“ schrie sie. Sie rannte zum Bett, kletterte hinauf und fing an, darauf herum zu hüpfen. Lord Noka lächelte. „Ich glaube nicht, dass du das tun solltest.“ Er griff unter ihre Achselhöhlen, hob sie hoch und setzte sie dann auf den Bettrand. „Aber das macht Spaß!“ jammerte sie. „Das ist nicht gut für das Bett.“ „Aber bei Mama und Papa wackelt das auch immer so doll.“ Lord Noka hob die Augenbrauen. „Ich glaube nicht, dass...“ Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Mahry sah ihn mit großen Augen an. Dann entdeckte sie das Buch, ergriff es mit ihren kleinen Fingern und legte es auf ihren Schoß. Sie fing an, darin herumzublättern. „Papa!“ schrie sie und tippte mit dem Finger in dem Buch herum. Lord Noka runzelte die Stirn. Er setzte sich zu ihr und schaute hinein. Er hob überrascht darüber, was er dort sah, die Brauen. Ein Mann und eine Frau wurden auf der Seite abgebildet. Sie vollführten den Geschlechtsakt, auf der sich die da neben befindene Seite wurde es in Worten beschrieben und unter diesem Text war eine detaillierte Darstellung des Vorganges im Inneren abgebildet. „Ich glaube nicht, dass das etwas für deine Augen ist.“ Er nahm ihr das Buch weg und klappte es zu. Empfängnis las er. Deshalb wollte sie nicht, dass ich es lese. Mahry hüpfte wieder auf dem Bett herum. „Mahry, du sollst das nicht machen.“ „Aber es macht so einen großen Spaß!“ „Ich weiß etwas, was viel mehr Spaß macht.“ Sie hörte auf zu hüpfen. „Was denn?“ fragte sie neugierig. „Dich abkitzeln!“ Er kitzelte sie an den Seiten. Sie fing laut an zu kichern und mit ihren Füßen zu strampeln. „Es ist niemand weiter hier. Bitte verlassen Sie sofort unser Haus!“ rief eine Männerstimme. Es polterte und der Mann war still. Lord Noka schrak auf. „Das war lustig!“ „Mahry – schnell, unters Bett!“ „Warum?“ „Böse Männer sind da.“ Ihre Augen weiteten sich vor Angst. Sie hüpfte vom Bett und krabbelte unter hinunter. Lord Noka folgte ihr, dann murmelte er unverständliche Worte und das Zimmer verdunkelte sich so sehr, dass kein Licht unter das Bett gelangen konnte. Polternde, schnelle Schritte kamen näher. Vor der Tür verstummten sie und die Tür krachte auf. Mahry fing leise an zu winseln. Lord Noka legte einen Arm um ihren Rücken. „Bleib ganz ruhig“, flüsterte er so leise, wie möglich. Sie versuchte, ihr Winseln zu unterdrücken. „Keiner da!“ rief eine Stimme wütend. „Der verdammte Mann hat die Wahrheit gesagt!“ „Egal“, antwortete eine andere Stimme „Lass uns weiter suchen.“ Die Schritte trampelten durch den Flur. Als sie verstummten, kamen Lord Noka und Mahry unter dem Bett hervor. Der Zauber löste sich auf und das Zimmer wurde wieder hell erleuchtet. Mahry rannte heraus. „Papa!“ schrie sie. „Papa!“ Lord Noka rannte ihr hinter her, hinter ihr blieb er stehen. Sie fing an zu weinen, als sie den am Boden liegenden, blutenden Mann sah. Lord Noka kniete sich zu ihm und berührte seine Brust. „Er ist nicht tot“, erklärte er. „Weißt du, wo der Heiler ist?“ „Er wird wieder auf die Beine kommen. Bis dahin braucht er jedoch viel Ruhe“, erklärte er. „Und viele Schmerzmittel.“ „Vielen Dank.“ Terry verbeugte sich, soweit es ihr mit dem runden Bauch möglich war. Sie setzte sich zu ihrem Mann an das Bett. Er schlief noch immer. Sanft streichelte sie durch sein helles Haar und kämpfte gegen die Tränen an. Mahry saß auf einem Stuhl und starrte abwesend in das Gesicht ihres Vaters. Hannah zog Lord Noka aus dem Raum. „Was waren das für Leute? Und vor allem was wollten sie? Wen wollten sie?“ Lord Noka schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich konnte niemanden in den Stimmen erkennen.“ „Meinst du, es könnte Lord Lonadars Männer gewesen sein?“ „Ich weiß es nicht.“ Hannah runzelte besorgt die Stirn. Lord Noka legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Er wird dich nicht finden.“ „Mir geht es nicht um mich, sondern um Euch.“ Sie blickte durch die offene Tür zu der weinenden Terry hinüber. „Lass uns gehen.“ Hannah blickte Lord Noka an. „Es ist nicht gut, wenn im Haus niemand ist.“ Hannahs Augen weiteten sich, als sie das Empfängnisbuch sah. Sie schnappte es sich und wollte es gerade unter das Bett schieben, als Lord Noka sie ansprach. „Du brauchst dich dafür nicht zu schämen. Es ist immer gut, aufgeklärt zu sein.“ Sie blinzelte ihn entgeistert an. Sein Gesicht blieb ernst. „Ich.. hatte es mir, wie gesagt, nur angesehen.. Eigentlich wollte ich es nicht.“ „Ich weiß. Ich denke, es wird jedoch sehr nützlich sein.“ Sie sah ihn fassungslos an, das Buch noch immer in der Hand haltend. „Ich meine, wenn...wir, ich meine du irgendwann..“ Hannah fing an zu kichern. „Schon gut“, sagte sie und schlug das Buch auf. Vollkommen geistesab- wesend blätterte sie darin herum. Lord Noka beobachtete, wie sich ihre Wangen rot färbten, sie manchmal lächelte, dann wieder entrüstet in das Buch starrte. Er wandte sich seinem Bücherstapel zu. Nach einer Weile sah sie auf. „Lord Noka.“ „Hm?“ Er schien sehr vertieft zu sein, bevor sie ihn ansprach. „Hier steht etwas, das ich nicht entziffern kann. Vielleicht könntet Ihr ...“ Er klappte sein Buch zu, legte es zurück auf den Stapel und setzte sich zu ihr. Er schielte stirnrunzelnd in ihr Buch. Sie tippte mit ihrem dünnen Finger auf einen Text. „Das ist die Sprache, die wir Magier bevorzugen.“ „Was steht da?“ Er blieb kurze Zeit stumm und sie sah, wie sich seine Augen durch den Text arbeiteten. „Es ist ein Zauberspruch.“ „Was? Wofür?“ „Empfängnisverhütung.“ Sie sahen einander an. „K-Können Sie das?“ „Ich habe es noch nie versucht.“ Sie blickte stirnrunzelnd in das Buch. „Ich...“ „Wollt Ihr es versuchen?“ Sie sah ihn wieder an. „Wie bitte?“ fragte er fassungslos. „Ob Ihr es versuchen wollt – an mir“, wiederholte sie ernst. Sie starrten einander an. „Wenn du das willst?“ Ihre Wangen färbten sich rot, dann senkte sie ihren Blick und antworte- te leise mit einem „Ja.“ Er umfasste ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. Er kam näher und berührte ihre Lippen sanft mit seinen. Seine Lippen fühlten sich kalt an, dennoch spürte Hannah die heiße Leidenschaft. Ihr Herz fing stark an zu klopfen und das tat es noch lange, nachdem er die Lippen wieder von ihr löste. „W-War das der Zauber?“ fragte sie, ihre Wangen knallrot. Er lachte leise. „Nein, noch nicht.“ Er wandte sich lächelnd dem Buch zu. Leise fing er an zu murmeln. „Wie erkennt man, dass der Zauber wirkt?“ „Wüsste ich auch gerne.“ „Aber wenn es nicht klappt, dann...“ „Dann ist es so.“ Er sah ihr in die Augen. „Aber, ich...“ „Hannah, es wird klappen.“ „Und wie... wie lange hält der Zauber?“ „Anscheinend bis zu deiner nächsten Menstruation.“ Sie nickte. „Steht sie bald an?“ erkundigte er sich. „Was?“ „Ich muss es wissen.“ Sie blieb eine Weile stumm, bevor sie ihm antwortete. „Ich...hatte sie vor kurzem.“ Während Lord Noka unablässig vor sich hin murmelte und konzentriert im Zimmer auf- und abging, nähte Hannah das Kleid für die kleine Mahry. „Lord Noka.“ Hannah unterbrach ihre Arbeit. „Ihr macht mich nervös.“ Er schnappte sich ein Buch von dem Stapel, blätterte wie wild darin herum, dann lief er wieder grübelnd hin und her. „Lord Noka“, wiederholte sie genervt und schaute ihm stirnrunzelnd hinterher. Doch er schien so sehr in Gedanken vertieft, dass er nichts von seiner Umwelt mitbekam. Hannah sprang vom Bett auf und stampfte laut mit ihrem Stiefel auf den Boden. Abrupt blieb er stehen und starrte die junge Frau, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte, verwundert an. „Könntet Ihr das bitte lassen?“ „Natürlich.“ „Danke.“ Zufrieden setzte sie sich und nähte weiter. Eine kurze Zeit herrschte angenehme Stille. Lord Noka lief zum Fenster und schaute stirnrunzelnd in die verschneite Nacht hinaus. Dann fing er an, auf der Fensterbank mit seinen Fingernägel zu trommeln. Hannah drehte sich mit einem Schwung zu ihm um. „Nicht!“ schrie sie. Wieder sah er sie wie von allen Geistern verlassen an. Etwas ruhiger fügte sie hinzu: „Bitte - lasst das.“ Er nickte, murmelte eine leise Entschuldigung und blickte, die Arme hinter dem Rücken, wieder hinaus. Hannah musterte ihn argwöhnisch. „Was macht Euch so nervös?“ Er seufzte leise, doch er antwortete ihr nicht. „Ihr könnt es ruhig sagen“, beharrte sie. „Gleichgültig, was es ist.“ „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann mit dem Gedanken, mein Bruder könnte jede Minute hier sein und versuchen, mich zu töten, nicht in Ruhe leben“, sprudelte es aus ihm heraus. „Sobad ich tot bin, wird er dich als seine Frau nehmen – jedenfalls so lange, wie er Spaß an dir hat.“ Er drehte sich zu ihr um. „Hannah, ich werde nicht eher ruhen, bis ich weiß, dass du außer Gefahr bist – außer Gefahr, in seinem Bett zu landen.“ Mit erhobenen Augenbrauen beobachtete sie, wie er auf sie zu kam und sich zu ihr auf das Bett setzte. „I-Ich würde niemals freiwillig zu ihm gehen“, stellte sie klar. „Ich weiß. Aber das ist es ja – er wird dich zwingen oder dich von seinen Magiern bewegungsunfähig machen.“ Er sah sie stirnrunzelnd an. „Und ich glaube nicht, dass ich dir sagen muss, was dann geschehen wird.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Bestürzt sah sie zu Boden. „Nein, das müsst Ihr nicht.“ Zögernd legte er einen Arm um ihre Schulter und drückte Hannah fest an sich. Ihr Herz machte einen Sprung. Sie sah ihn an und wartete bis er seinen Kopf zu ihr drehte. Sie lächelte ihn beruhigend an, doch sein Blick blieb ernst und sie wurde das Gefühl nicht los, die Besorgnis in seinen Augen sehen zu können. Sie bewegte ihren Kopf auf ihn zu. Sanft berührte sie seine kalten Lippen mit ihren Fingern und streichelte zärtlich hinüber. Sie ließ ihre Finger an seinem Gesicht heruntergleiten, dann umschloß sie beide Arme um seinen Hals und presste ihre Lippen auf seine. Sie spürte, wie er ihren Kuss leidenschaftlich erwiderte. Langsam löste sie sich von seinen Lippen, blickte lächelnd in sein ernstes Gesicht und ließ sich dann rückwärts auf das Bett fallen. Lord Noka rang mit sich. Er hatte den Empfängnisverhütungszauber noch nicht angewandt, geschweige denn ihn ausgiebig studiert. Noch dazu fragte er sich, wie er davon ausgehen konnte, Hannah würde jetzt mit ihm schlafen wollen? Er runzelte die Stirn. „W-Was ist los?“ fragte sie. Er kam nicht darum herum, eine gewisse Enttäuschung in ihrer Stimme zu hören. „Es ist nichts.“ Sie hob argwöhnisch ihre Brauen. „Wirklich“, versicherte er ihr. Er stützte die Hände rechts und links neben sie ab und beugte sich über ihren Körper. Er beobachtete, wie sich ihr zierlicher Oberkörper langsam auf und ab bewegte. Plötzlich spürte er ihre warme, weiche Hand an seinem Gesicht. Er blickte ihr kurze Zeit in ihre erwarungsvollen, blauen Augen. Langsam senkte er seinen Kopf, berührte ihre warmen Lippen. Hannahs Arme umschlangen seinen Rücken und drückten ihn fest an sich. Er spürte ihre weichen Brüste, dann verkrampfte sich sein Körper und er löste seine Lippen von ihr. „Hannah, ich...“ Er unterbrach sich selbst, als er ihre Gedanken wahrnahm. Sie offenbarte ihm ihr starkes Verlangen, worauf hin er scharf die Luft einzog. Er lächelte, dann fing er zärtlich an, ihren Hals zu küssen. Ihre Haut war angenehm warm, sanft und er konnte ihren aufgeregten Atem hören. Ihre Hände glitten von seinem Rücken zu seinem Oberkörper. Sie tastete nach den Schnallen der Robe, an denen sie fest zog. Das Gewand öffnete sich. Lord Noka erhob seinen Körper, dann entledigte er sich seiner Robe, die auf dem Boden landete. Er starrte sie ihn, unentschlossen, ob er ihr bereits das Kleid abnehmen sollte. „Noka“, holte sie ihn aus seinen Gedanken. „Bitte komm her.“ Er blinzelte sie hinsichtlich der Tatsache an, dass sie ihm bei seinem Vornamen ansprach – nur bei seinem Vornamen. Dann legte er sich neben sie. Sie fingen an leidenschaftliche Küsse auszutauschen. Hannah ließ ihre Hände durch sein Haar wandern, während Lord Noka ihren Bauch berührte, die Schnallen an den Seiten des Kleides öffnete und dann seine Hand hochwandern ließ – zu ihrem Busen. Er spürte, wie sich ihr Atem beschleunigte und sich seine Erregung dadurch nur noch steigerte. Zögernd zog er an den Schnallen, die das Kleid an ihren Busen zusammenhielten. Er unterbrach die Küsse und wagte es, einen erneuten Blick auf ihre Brüste zu werfen. Sie waren noch genau so, wie er sie in Erinnerung behalten hatte – nicht zu groß, nicht zu klein. Er berührte sie sanft und musste dabei feststellen, dass seine Hände anfingen zu zittern. Verstohlen blickte er zu Hannah, doch sie hatte die Augen geschloßen und genoß seine Berührungen. Er war sichtlich erleichtert darüber, dass sie sein Zittern nicht bemerkte, denn er befürchtete, sie würde ihn deshalb als Trottel oder erbärmlichen Anfänger – was er tatsächlich war – darstellen. Er setzte sich auf den Knien auf, dann umfasste er ihren geschmeidigen Rücken und hob sie ebenfalls in die Sitzhaltung. Gerade, als er anfangen wollte, sie zu küssen, sprach sie leise: „Warte.“ Verwundert sah er sie an. Sie zog ihr Kleid über den Kopf – es landete ebenfalls auf dem Boden – und entblößte ihm ihren jetzt vollkommen nackten, unschuldigen Körper. Sanft schob sie ihre Hand unter seinen Wams, dann zog sie es ihm aus. Plötzlich packten seine Hände ihre Taille und er fing an, ihren nackten, weichen Busen sanft zu küssen. Hannahs schnelle Atmung bewegte ihren Oberkörper auf und ab. Sinnlich wanderte seine Zunge über ihren Busen, ihrem Bauch und während er ihrem Schritt immer näher kam, hörte er, wie sie vor Erregung zu keuchen anfing. „Noka...Ich...“ Er hörte abrupt auf, huschte zu ihrem Gesicht nach oben und leckte sanft ihre Lippen. Leicht öffnete sie ihren Mund und ihre Zungen berührten einander. Hannahs dünne Finger streichelten zärtlich Lord Nokas muskulös angehauchten Oberkörper hinunter, bis sie seinen Schritt erreichte. Geschickt öffnete sie seinen Hosenknopf, langsam glitt ihre zierliche Hand in seine nun locker sitzende Hose. Er blickte hinab, sein Herz schnell klopfend, sein Atem rasend und keuchend. Langsam ließ er sich nach hinten fallen. Hannah zerrte seine Hose hinunter, sie zögerte keinen Moment und setzte sich auf seinen Schritt. Dann verbrachten sie ihre erste leidenschaftliche Nacht miteinander. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)