Dieser eine Drang von abgemeldet (die Vergangenheit ruht nie) ================================================================================ Kapitel 18: Du hast dich nicht verändert ---------------------------------------- Gewissen. Was ist ein Gewissen? Hat jeder Mensch ein Gewissen oder gibt es da Ausnahmen? Wann schaltet sich das Gewissen ein? Und ab wann spürt man Reue? Ich ging von der Fabrikhalle schnurstracks zum Bahnhof. Ich kaufte mir einen Kakao to go und zwei Laugenbrötchen für die Fahrt. Dann kaufte ich eine Fahrkarte von Heidelberg nach Hamburg. Damit war ein Großteil meines Bargeldes, was ich bei meiner Entlassung erhalten hatte, aufgebraucht. Doch das störte mich nicht weiter. Ich ging auf den Bahnsteig und wartete auf den Zug. Ich sah mich um. Überall Menschen. Menschen und ihre Probleme. Menschen und ihr Egoismus. Wie sich mich alle anwiderten. Wenn sie wüssten, was ich gerade getan hatte, was ich noch tun würde, dann wäre ihre heile Welt zerbrochen. Sie denken es geht ihnen so schlecht und nehmen nichts von ihrer Umgebung richtig war. Elendes Gesindel. Aber ich konnte sie nicht alle umbringen. Ich musste mich auf die wichtigsten Personen beschränken. Einen konnte ich von meiner Liste streichen. Er müsste zwar noch leben, aber das war nur noch eine Frage der Zeit. Fröhlich trank ich einen Schluck meines Kakaos. Der Zug fuhr in den Bahnhof ein und hielt. Ich stieg ein und suchte mir einen Platz. Ich hatte jetzt genug Zeit, um mich erst mal richtig auszuruhen. Ich trank meinen Kakao und aß meine Laugenbrötchen, ehe ich meine Augen schloss und bis Hamburg durchschlief. Ich wurde zwischenzeitlich nur einmal vom Schaffner geweckt, zeigte meine Fahrkarte vor und schlief weiter. In Hamburg stieg ich aus, entledigte mich meines Kakaobechers und machte mich auf den Weg zu Davids Wohnung. Ich hoffte bei ihm nicht so ein Problem zu haben, ihn zu finden, wie bei Frank, da ich nicht glaubte erneut so viel Glück zu haben. David wohnte tatsächlich noch in der selben Erdgeschosswohnung, in der er auch vorher schon lebte. Ich ging die Straße entlang und freute mich über diese Tatsache. Es war ein wunderschöner Tag. Die Sonne schien, die Blumen blühten. Alles schien perfekt. Ich kam vor seiner Tür an und zögerte. Sollte ich einfach so klingeln? Bevor ich genauer darüber nachgedachte hatte, war meine Hand schon nach vorne geschellt und hatte den Klingelknopf gedrückt. Mir stockte der Atem und ich lauschte. Nach einer Weile hörte ich Schritte, dann wurde die Tür geöffnet und David stand vor mir. Er hatte sich nicht verändert. Er sah immer noch umwerfend aus, mit seinen schulterlangen schwarzen Haaren und seinen blauen Augen. Seine Augen weiteten als er mich sah. Mit einiger Genugtun erkannte ich Angst in ihnen. Ich versuchte unverbindlich zu lächeln. „Hey“, meinte ich. „Hey“, antwortete er vorsichtig. Ich schluckte. Die Situation war mir leicht unangenehm. „Ja also, ich wurde entlassen. Ich bin gekommen, um mich für damals zu entschuldigen“ Oh man klang das dumm, doch mir fiel einfach keine bessere Formulierung ein. Er sah mich immer noch argwöhnisch an. „Keine Sorge ich bin nicht mehr gefährlich. Ich möchte einfach nur mit dir reden“. Eine eiskalte Lüge. Doch sie ging mir erstaunlich leicht und überzeugend von den Lippen. David zögerte noch immer, doch am Ende stimmte er zu mit mir Essen zu gehen. Ich merkte, dass er mich nicht allein mit zu sich in seine Wohnung nehmen wollte, sondern einen Schauplatz voller Menschen vorzog. Am Ende landeten wir in einem chinesischen Restaurant. Voller Erwartung betrachtet ich die Speisekarte. Ich hatte so lange kein richtiges Mittagessen mehr. Ich legte mir die Lippen allein beim Gedanken an das köstlich zu bereitete essen. David bemerkte das. „Gab wohl nicht allzu gutes Essen, da wo du herkommst“, meinte er vorsichtig. Er vermied es eindeutig Wörter wie Klapse oder psychiatrische Anstalt zu benutzen. Ich schüttelte den Kopf. Wir bestellten und sahen uns dann lange an. Erst schwiegen wir. Dann als hätte er seit langer Zeit alles in sich hineingefressen, fing er an zu reden. Wie leid ihm das Missverständnis von damals täte, wie erschrocken er über meine Reaktion gewesen sei. Dann war ich dran mit entschuldigen. Und ob man es glaubte oder nicht, ich tat es aus vollem Herzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)