Bad Romance von abgemeldet (I don't want to be friends) ================================================================================ Kapitel 6: Tränen ----------------- Manchmal wünscht man sich klein zu sein. So klein, dass man sich in einem kleinen Loch in der Erde verstecken konnte. Erst dann wieder raus kommen, wenn die Luft rein war oder sich der Ärger verzogen hatte. Leider passte ich nicht in ein solches Loch, aber hätte es mir gewünscht, als ich Streit mit David gehabt hatte. Es war ja nie so, dass wir uns nie stritten, aber dieser Streit war einfach anders gewesen. Ich hatte mit Timo und Chris herum gealbert und urplötzlich war er aus gerastet. Ich habe sein Problem nicht verstanden, bis ich später erkannte, was es war. Das Thema warum wir uns im allgemeinen immer stritten – Eifersucht. Ich bin der Meinung, dass ich meine gut im Zaum halten kann, aber auch ich irre mich. Er wirft mir vor zu eifersüchtig zu sein, würde mich aber am Liebsten Wegspeeren, damit mich keiner mehr sieht. Darf ich ihn dann auch Wegspeeren? Ernähren wir uns dann durch eine Türklappe? Er hat keine Ahnung, wie weh er mir mit seinen Worten uns Taten tut. Aber ich habe auch keine Ahnung, wie weh ich ihm tue. Tun wir uns nicht alle immer gegenseitig weh, dass man den anderen am liebsten nie wieder sehen will? Ich habe es mir gewünscht, als ich heulend in Juris Bett lag und dieser mich versuchte zu trösten. Ich habe mich so schwach gefühlt, wie nie zuvor. So schwach, wie als wenn er mich komplett bloß gestellt hätte. Aber das hatte er nicht. Und dann kommen diese selbst zweifel. Bin ich gut genug für ihn? Habe ich ihn verdient? Aber auch die hasserfüllten fragen, die man sich selber stellt in diesem Moment, weil man einfach nur verletzt ist. Wie ein Reh, dass hätte es ein Gewehr und könnte schießen, den Jäger töten würde ohne zu zögern, wenn er es zuerst angeschossen hätte. Ein Reh hatte kein Gewehr und schießen konnte es auch nicht. Ich war das Reh, oder ich wollten ich so darstellen. Und David als Jäger. Doch eigentlich war ich Reh und Jäger und David war das Gewehr. Man fragt sich dann 'Hat er mich verdient?' ' Wie lange will ich diese Demütigungen noch mitmachen?' Bis einem dann einfällt, dass es normal ist, dass es so ist wie es ist. Aber nicht alle Paare können damit umgehen. Ich hoffe, dass wir es können. Denn die Angst ihn zu verlieren tut sogar noch mehr weh als der Schmerz, den er mir zugefügt hat. Ich wollte am liebsten einfach nur sterben. Ob nun Paradies oder Nirvana – Hauptsache dort gab es keinen Streit. Keinen Schmerz. Nur Liebe und Freude. Aber war das Leben dann dort nicht langweilig? Die Vorstellung ohne Streit und Schmerz war zwar schön, aber dann geb es auch keine Versöhnung oder Liebe. Und das waren zwei Dinge die ich unheimlich gerne hatte. Und wie mich Juri versuchte zu trösten, fragte ich mich tatsächlich, ob diese Beziehung überhaupt noch einen Sinn hatte. Ja, sie hatte einen Sinn. Ich wollte ihn, als Vater meiner Kinder haben. So oft, hatte ich mir das Bild schon ausgemalt, wie wir in einem Haus wohnen und zwei süße kleine Kinder davor spielen würden. Sein Talent der Musik, mein Aussehen. Oder sein Aussehen und mein Talent zum schreiben. Irgendwann waren die Tränen getrocknet gewesen und ich hatte mich beruhigt. Ich wusste nicht wie lang ich geweint hatte, nur, dass es heftig gewesen war und Juri sein Bett wohl neu beziehen konnte. Doch er lächelte nur, und brachte mir einen Teller mit Essen, Frank hatte gekocht, und eine Flasche Wasser. Ich war ihm dankbar, denn bereit unter Davids Augen zu treten war ich noch nicht. Ich wusste ja, wie eifersüchtig er sein konnte, und ich wusste, dass ich manchmal unbewusst zu weit trieb. Aber ich war eine freie Frau und er war ein freien Mann. In einem freien Land. Doch letzteres belog einen, dass sich die Balken bogen. Unsere Beziehung sollte nicht aus Lügen und Fiktionen bestehen, das wollte ich nicht. Ich musste wohl oder übel mit ihm über den Streit reden und zwar, wenn wir beide ruhig waren. Natürlich wollte ich wissen, wie es ihm geht, aber ich traute mich nicht nach zu fragen. Juri sagte nichts in der Hinsicht. Aber ich habe mir gewünscht er hätte es getan. Da wir Nachmittags gestritten hatten, wusste ich nicht, wo ich schlafen sollte. Zu David wollte ich noch nicht, aus Angst, dass wir noch nicht bereit waren. Zu keinem der anderen ebenfalls, aus der Frucht heraus, er könnte wieder eifersüchtig werden. Ich überlegte hin und her, bis Timo erschien und meinte, ich könnte in Davids Zimmer schlafen, David würde bei ihm pennen. Meine Sachen wären ja auch noch dort. Ohne misstrauen glaubte ich ihm und folgte ihm. Obwohl ich mich vorsichtig umsah, konnte ich meinen hoffentlich immer noch Freund nicht sehen. Ich war erleichtert, andererseits hatte ich Angst, dass er noch in seinem Zimmer sein könnte. Doch er war es nicht. Ich lächelte Timo an und schickte ihn hinaus. Geschafft von dem vielen weinen, zog ich mich aus und kuschelte mich in die Federn seines Bettes. Es roch nach ihm. Ich versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch ganz gelang es mir nicht. Stumm weinte ich mich in den Schlaf. Als ich erwachte, war es dunkel und ich spürte einen warmen Körper neben mir. 'David' schoss es mir durch den Kopf, erst erleichtert, dann in Panik. Er war bestimmt noch sauer auf mich. Und mein Gesicht lag ihm zu gewandt. Vorsichtig öffnete ich Probe weiser die Augen. Es musste wirklich mitten in der Nacht sein und meine Befürchtungen bestätigten sich. Es war mein hoffentlich wirklich noch mein Freund. Zu meinem entsetzten war er wach uns sah mir in die Augen. Ich war einfach überfordert und öffnete den Mund. Und schloss ihn wieder. Öffnete ihn. Schloss ihn. Das Spielchen hätte ich ewig weiter spielen können, hätte er mich nicht in den Arm genommen und an sich gedrückt. Und ich klammerte mich an ihn. Dieser Streit hatte viel kaputt gemacht, aber er hatte einiges geklärt. Er war nicht unser erster und er war nicht unser letzter. Aber er war der bisher heftigste gewesen. So heftig, dass ich wahre Angst hatte, nie wieder seine wärme zu spüren und in seinen Armen zu liegen. Ich brachte immer noch kein Wort heraus, aber meine Tränen sprachen für sich. Und die seinen für ihn. Ja, auch er weinte und es war das erste Mal, dass er es vor mir tat. Sonst war er bei mir immer der Starke gewesen, wollte den beschützenden Freund spielen. Timo hatte seine Tränen bisher getrocknet und ich empfand es als ehre, dass ich das nun machen dürfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)