Stalking von abgemeldet (Dein Herz gehört mir!) ================================================================================ Kapitel 8: Erkenntnisse 1 ------------------------- Manchmal gibt es Momente, in denen kann man nicht mehr. Dann ist man schonungslos man selbst. Ohne Kompromis. Vielleicht merkt man dann selber, in diesen Momenten, wer man ist und wer einem wichtig ist. Man belügt sich nicht selbst. Man schießt sich die Wahrheit – die nackt und bodenlose Wahrheit – direkt ins Gesicht. Vielleicht gab es diese Momente nur im Traum oder dann, wenn man etwas Schreckliches erlebt und überlebt hatte. Vielleicht hatten aber auch nur die besonders frommen Menschen diese Erkenntnis. Manchmal wünscht man sich solche Erlebnisse zu haben – hat man sie würde man am Liebsten sterben. „Hast du daran geglaubt, dass die Zeit still steht? Das dies rein physikalisch nicht geht? Denkst du, du kannst gewinnen? Und meinen Fängen entrinnen? Hoffst du, dass alles gut wird? Oder weißt du, dass deine Seele ohne mich stirbt?“ Ich flüsterte diese Worte wie in Trance vor mich hin. Wollte ich sie wahrhaben oder wollte ich mir selber Mut zu spreche?. Irgendwie hatte das Gespräch mit David gut getan. Ja, ich wusste, dass ich ihn verärgert hatte, aber ich hatte ihm gezeigt, wo seine Grenzen waren. Diese würde er lernen müssen einzuhalten. Gut, vielleicht war das, was ich wegen Timo gesagt hatte, wirklich etwas zu hart gewesen. Aber es stimmte – die Beiden heizten die Gerüchte der Fans doch wirklich ein! So etwas kotzte mich an. Alleine die Vorstellung mein David küsste jemand anderen – und dazu noch einen Mann – bereitete mir Übelkeit. Ich fand sie schrecklich und verstand nicht, wie man darüber Geschichten verfassen konnte – aber ich konnte auch nicht diese lesen, wo er eine Andere als mich bekam. Gab es etwas Schlimmeres als Eifersucht, so wollte ich dieses Gefühl niemals haben. Ich seufzte und rollte mich von meinem Bett herunter, auf dem ich bis gerade eben gelegen hatte. Vielleicht sollte ich mich ablenken. Im Moment in seine Nähe zu kommen war zu gefährlich. Doch wie? Vielleicht stand wieder mal irgendwas an wofür man Klamotten haben musste. Ich grinste, als ich mich daran machte, meine alten ‚Freunde‘ wieder mal anzurufen – wie viel mochte ich verpasst haben? Manchmal gab es Momente, in denen wollte man am Liebsten schreiend wegrennen und sich in einer stillen, dunklen und kleinen Ecke verkriechen. Und dann gab es diesen Engel, der dort einem die Hand reichte und einen wieder hoch zog. Und dann traf man eine Entscheidung. Als der Gitarrist seinen besten Freund fand, hatte sich dieser stumm auf die Treppe gesetzt. David bemerkte die Tränen, die seine Wangen herunter liefen, doch er sagte nichts. Den einen Arm legte er um die Schultern, den anderen um ihn herum, sodass er ihn umarmte. Timo lehnte sich an ihn, sagte jedoch nichts. Wie lange sie so da saßen und ab wann Timo anfing ihn zu halten, weil der Jüngere anfing zu weinen, aus Angst und Furcht, wusste keiner von Beiden. Wann die Anderen der Band gegangen waren hatten sie auch nicht mitbekommen. Es war mitten in der Nacht, als das erste Mal einer von beiden etwas sagte. „Ich werde sie vergessen, David. Ich muss es tun.“ Irritiert sah der Angesprochene ihn an. „Wen?“ Der Rapper lachte auf. „Wessen Foto lag bei dem Brief dabei?“ „Oh..“ Es folgten wieder Minuten der Stille. „Kannst du sie denn vergessen?“ Der Ältere zuckte mit den Schultern. „Es geht nicht darum, ob ich kann oder nicht. Ich muss es tun. Anders kann ich sie nicht schützen.“ „Dir ist schon klar, dass du dir damit wohl dein komplettes Leben verbaust und vielleicht nie wirklich glücklich wirst? Sie sieht nicht wie die Frau aus, die wartet.“ „Ja ich weiß, aber weißt du einen anderen Weg?“ Der Gitarrist schwieg. Nein, er wusste auch keine Lösung. „Warum musst du nun den Märtyrer spielen, Timo? Es geht hier doch um mich!“ „Und gerade deswegen muss ich es tun. Es war klar, dass die Verrückte mich angreifen wird, wenn sie nicht das bekommt, was sie will – ich will nicht, dass sie.“ Der Blick glitt auf das Foto, was er immer bei sich trug. „Auch dort hineingezogen wird – ohne zu wissen warum. Vielleicht opfere ich meine Zukunft, wie du sagst. Aber ich rette ihre. Wenn du an meiner Stelle wärst, was würdest du tun?“ David grinste. „Wohl dasselbe. Aber trotzdem – wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.“ „Es lässt sich aber nicht vermeiden, David. Ich habe sie getroffen, diese Entscheidung. Und ich werde sie durchziehen. Lieber sehe ich sie glücklich mit einem Anderen, anstatt unglücklich mit dem Wissen, dass es meine Schuld ist und ich es aber hätte verhindern können.“ „Und wenn sie keinen anderen findet?“ „Dann hoffe ich, dass, sobald diese Sache vorbei ist, ich ihr alles erklären kann.“ „Dafür bist du doch viel zu schüchtern.“ „Ich weiß. Aber erstmal ist mir das egal. Erstmal müssen wir diese Verrückte loswerden. Sonst kann ich nachts nicht mehr schlafen, aus lauter Sorge um dich.“ „Sagt der, der Bedroht wird, zu dem, bei dem sie sich entschuldigt hat.“ „Aber mal ehrlich David, diese Person ist einfach nur krank. Ich meine sie denkt wohl, dass du sie liebst, heiraten willst und was weiß ich noch.“ „Ich weiß Timo. Aber was soll ich machen? Ich denke wir warten erstmal ab und besprechen es noch mal in Ruhe. Also morgen. Mit allen, auch unseren Eltern, was wir machen, okay? Und du schläfst heute Nacht bei mir. Ist sicherer.“ Manchmal gibt es Momente, in denen musst du dich entscheiden. Zwischen deinem Egoismus und zwischen deinem Wunsch, andere zu beschützen. Je nachdem wie du wählst, verletzt du oder rettest du. Und je nachdem wie du wählst, zeigst du, was für ein Mensch du bist. Wer du bist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)