Stalking von abgemeldet (Dein Herz gehört mir!) ================================================================================ Kapitel 15: Warum kann es kein Happy End geben? ----------------------------------------------- Es ist wie ein Spiel, das Leben. Schatten gegen Licht. Schatten, Gegenlicht. Licht gegen Schatten. Licht Gegenschatten. Ein Spiel und wenn man es gut spielt, wird man belohnt, obwohl wir alle sterben werden – gibt es einen Unterscheid zwischen denen, die schlecht waren und denen, die gut waren? Oder gibt es einen Unterschied, wie man stirbt? Sind Selbstmörder schlechter als andere? Als er das erste Mal richtig realisiert hatte, in welcher Situation er war, hatte der Gitarrist laut aufgelacht. Er hatte eine Verrückte am Hals, sich in Linkes Freundin verliebt und dieser fand das ganze auch noch witzig. Witz komm raus du bist umzingelt. Danach hatte er angefangen zu weinen und seine Mutter hatte besorgt nach ihm gesehen. Sie hatte ihm im Arm gehalten, so wie früher, als er noch ein Kind war und ihn einfach getröstet. Das Timo kurz da gewesen war, bekam er nur am Rand mit. Es war, als ob er in ein tiefes Loch gefallen war und er nicht mehr heraus kam. Er lebte vor sich hin. Am Abend hatte seine Mutter ihn gezwungen was zu essen und er hatte dies ohne Widerstand getan. Seine Augen waren nicht mehr so wie früher. Wo war er? Irgendwo in sich selbst, um eine Antwort zu finden, warum das Leben so war, wie es war? Oder war er nicht mal mehr dazu fähig? Als er wieder in seinem Zimmer war, setzte er sich auf sein Bett. Es war dunkel und in diesem Moment mochte er die Dunkelheit. Sie gab ihm Sicherheit, die er woanders nicht finden konnte. Er hatte keine Sicherheit. Und dann war es wieder da, das volle Bewusstsein. Er spürte die Schmerzen wieder, die von all den Sorgen und Verletzungen der letzten Wochen und Tage da waren. Die Angst, dass seinen Freunden, seiner Familie, etwas zustoßen könnte. Die Angst, dass Timo etwas tat, was er später bereuen würde. Verzweifelt legte er seinen Kopf in seine Hände. Er erinnerte sich daran, wie er seinem besten Freund selber von ihr abgeraten hatte, weil sie nicht in der Nähe wohnte. Weil er nicht wollte, dass sie ihm weh tat. Weil er nicht wollte, dass Timo von ihm wegging. Weil er ein Egoist war. Und nun, hatte sich sein Wunsch erfüllt und er war traurig. Es zerriss ihm das Herz. Es tat fast so weh wie die Tatsache, dass Myrja Linke liebte und nicht ihn. Aber konnte man schon von Liebe reden? War er nicht ernst schwer verknallt? Was war Linke? Was war Myrja? Vielleicht konnte er sie noch für sich gewinnen – oder? Nein, das konnte er seinem Freund nicht antun. Dass man solche seelischen Qualen haben konnte, hätte er niemals vermutet. Und andere steckten das locker weg. Timo würde diesen Schmerz mit Würde tragen, oder? Was war das, dass er nicht mehr Leben wollte? Aber konnte er das denen antun, denen er wichtig war? Wollte er sich das selber antun? Es gibt Dinge, die kann man nicht voraussehen, so gerne man es auch möchte. Es gibt Dinge, die sind da, obwohl sie sich unserem logischen Denken entziehen. Mystische, magische Dinge, die wir unbewusst wahrnehmen. Wer weiß. Vielleicht aber auch nur die ungeschminkte Wahrheit. Wann er sich entschlossen hatte, es mit ihr aufzunehmen, wusste er nicht mehr. Aber er war nun hier, alleine im Park. Es war ein Tag vergangen, von dem er nicht mehr wusste, was er an diesem getan hatte. Überall war nur ein Schmerz präsent gewesen, den er nicht hatte spüren sollen. Ob sie wusste, dass er hier war? Vielleicht. Aber es machte dem Gitarristen nichts aus, wenn sie es nicht wissen sollte. Er war sich sicher, dass sie es heraus finden würde. Egal wie, egal wann. Sie würde vor Sonnenaufgang hier sein. Doch was dann? Konnte er dann noch was sagen, oder würde ihn die Angst lähmen? Das er Angst davor hatte, was passieren würde, wollte David nicht leugnen. Aber es musste getan werden. Der junge Mann konnte, wollte so nicht weiter leben. „David?“ Er sah auf. Linke. „Was willst du?“ Der Ältere lächelte. „Nun, dir sagen, dass es vorbei ist, David. Du hast keine Verrückte mehr, die dich belästigen wird.“ „Und woher willst du das wissen?“ Der Größere setzte sich. „Ich habe sie getroffen. Und sie hat es versprochen. Es ist eine komplizierte Angelegenheit. Interessiert?“ Der Jüngere hob eine Augenbraue. „Was ist passiert?“ „Nun, du kennst ja noch Myrja. Sie hat ihre kleine Schwester Selina gesucht, diese war als Kind entführt worden und wurde adoptiert. Das weiß Myrja auch erst seit Kurzemn.“ Dass ihm die Aussprache des Names schmerzte konnte man David ansehen. Doch er sagte nichts darauf. Linke musterte ihn und fuhr fort. „Selina hat vor Myrja herausgefunden, wer ihre Schwester ist. Und jetzt rate mal wer deine Stalkerin war?!“ „…“ „Selina bereut es, David. Sie hat sich selbst gestellt und alles gestanden. Ich denke mal, dass sie in Behandlung muss, aber eigentlich ist sie ganz nett. Glaub mir.“ Ein bitteres Lachen ertönte. "Wieso sollte ich dir das glauben." "Ich kann es dir beweisen. Willst du es?" Der Jüngere sah ihn an. "Wieso hat sie das getan? WARUM?" Er schrie, weil es ihm weh tat. Warum wusste er nicht. Aber er schrie. Allen Schmerz, allen Hass. Auf sie. Auf diese Situation. Auf Linke. Auf sich selbst. Auf Myrja. Aber am meisten Schrie er wegen seines Herzens und seiner Seele. Denn mindestens eines von beiden war zerbrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)