Ein letztes Mal von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Morgencáfe --------------------- Wer weiß, ob wir uns jemals ändern? Wer weiß, wohin die Reise geht? Wer weiß, wann wir den Krieg beenden? Ich weiß, dass ich mit keinem tauschen will. Natalia hatte ihrer Mutter Bericht erstattet. Doch sie erzählte ihrer Mutter nichts von ihrer Bitte an David. Das sollte ihr Geheimnis bleiben. Danach war sie zu David gegangen und hatte ihn gefragt. Und er hatte ja gesagt. Und nun lag sie hier, oben war es gerade Tag und Halita würde mit ihm trainieren und dachte nach. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, dass sie spionieren sollte, wie sie wollte. Die Prinzessin wusste, dass sie sich bald, sie kannte ja ihre Mutter, ihren Körper einsetzten musste bzw. sollte. In gewisser Weise hatte sie David dafür schon gewonnen. Sie wollte wissen, wie es war ein Mensch zu sein. Sie war neugierig. Natürlich verstand sie ihre Mutter einerseits, aber sie war ebenso, wie sie war. Manchmal fragte sie sich, warum ihre Mutter Menschen nicht mochte – immerhin hatte sie ja ihren Mann, Natalias Vater, geliebt. Sie wurde immer und immer wieder gefragt. Auch ihre Geduld war irgendwann erschöpft gewesen. Bis ihre Mutter ihr von ihrer Tante erzählt hatte und alles einen halbwegs logischen Sinn ergab. Ihre Tante jedoch verstand nicht. Sie verstand, dass ihre Mutter die Menschen schützen wollte, und doch macht sie in ihren Augen einen Fehler. Beide, ihre Mutter und ihre Tante waren dem Gefühl der Rache und dem Hass ausgeliefert. So zumindest hatte sie es bisher mitbekommen. Kassandra hasste Dämonen, sie war eine der wenigen, die es schafften, ihre Gestalt zu ändern. Faszinierend. Und seit sie, Natalia, auf der Welt war, hatte ihre Mutter ständig Angst gehabt, dass Kassandra sie hätte töten können. Bis sie Kassandra in einen Spiegel eingesperrt hatte. Zu ihrem Schutz. Und deswegen hasste ihre Mutter die Menschen wieder so sehr. Weil ihre kleine Schwester unbedingt so sein wollte. Es war ein Teufelskreis und sie war mitten drin. Einerseits wollte sie David aufklären und andererseits wollte sie, dass alles ein Ende hat. Wer war die eigentliche Böse in diesem Spiel? Kassandra? Ihre Mutter? Die Menschen? Die Götter? Irgendwer musste es sein. Doch Natalia wollte nicht bestimmen wer genau. Obwohl sie ihn suchte, den Schuldigen. Sie wollte die Menschen nicht töten, sie wollte ihre Tante und ihr Mutter lieben. Und nun musste sie beide irgendwie verraten, damit Dämonen und Menschen in Frieden leben konnten. Natalia war sich sicher, dass ihre Tante David den Dolch gegeben hatte. Den Dolch des Verrats. Den Dolch, der früher zum töten geraucht wurde und den sie unbedingt für ihr Volk brauchte, damit es das Gefühl der Sicherheit wieder hatte. David sollte einen töten den er liebte. Wenn sie es schafft, dass er sie liebte, konnte sie sich opfern...und die Menschen wären gerettet. Insbesondere die Freunde von ihm. Sie durfte sich nur nicht einnehmen lassen. Sie kannte keine Liebe, sie würde ihr wohl kaum verfallen. Hoffte sie. Dachte sie. Halita war ihn ihren Augen eine Art Verräterin, obwohl sie sie in einem bestimmten Punkt beneidete. Halita, der Engel des Schlafenden Todes – die 'Seelenfängerin' wie man sie nannte. Sie war auf die Erde verbannt worden, nachdem sie einen Menschen die Seele nahm, der unschuldig war. Und auch, um ihren Geliebten zu suchen. Vielleicht hatte sie dem Körper ihres Geliebten die Seele genommen, damit dieser immer wieder und wieder geboren wurde – denn nur so konnte sie ihn befreien. Sie liebte ihm und er sie. Und das war der Fehler, den beide beginnen in einem System, wo alles passen musste. Sie waren der Makel. Alle Götter hatten ihr den Befehl gegeben, ihm die Seele zu stehlen, weil er ihre Kräfte kontrollieren konnte und sie sie so gut wie nie anwenden ließ. Denn er erkannte was die Götter in Wirklichkeit wollten. Sie hatte sich irgendwann geweigert weiterhin den Göttern zu dienen. Sie stand nur auf Davids Seite, weil sie wusste, sollten die Dämonen siegen, dass die Götter sie noch mehr bestrafen würden. Alle Seelen, die sie 'klaute', wurden auf der Erde wieder geboren. Irgendwo hier musste also auch ihr Geliebter herum laufen. Sollte sie ihn je finden, würde sie eine Revolution starten. Egal auf wessen Kosten. Und sollte David geopfert werden, war ihr das nur recht. Halita hasste nach Natalias Wissen die Menschen – sie erinnerten sie immer an den Fluch, den sie als Engelsgöttin hatte. Halb Göttin, halb Engel. Über den Engeln unter den Göttern. Natalia tat sie nur Leid. Irgendwo. Aber irgendwo fand sie auch, dass Halita eher die Verräterin war, als sie. Sie rollte sich zusammen – wie lange noch, würde sie ihn mit ihr alleine lassen können? Sie war erschrocken über sich selbst. Er war Seelenlos – er musste es sein. Halita wusste nicht, wer nun die Kontrolle über ihre Kräfte hatte. Sie wusste nur, dass sie es nicht war und Jan gerade dabei war sie zu küssen. Er war bestimmt Seelenlos. Sie erwiderte. Einfach so. Um sich der Illusion hinzugeben, dass er der war, den sie suchte. Um sich der Illusion hinzugeben, dass er eine Seele hatte oder das er sie kontrollierte. Er löste sich sanft von ihr. Und umarmte sie. „Ich habe dich vermisst.“, flüsterte er. Nun war sie es, die sich von ihm löste. „Michael?“ Der DJ lächelte. Und deutete ihr an Still zu sein. Halita schwieg. „Das, was du suchst, Nele, kann ich dir nicht geben – noch nicht. Ich muss erst David helfen und dann möchte ich dieses Leben zu Ende leben mit dir. Ich kann nicht wieder in den Himmel kommen. Nicht bevor dieses Leben zu Ende ist.“ „Mir wurde versprochen, dass, sollte ich dich finden, du sofort wieder kommen kannst. Warum kommst du nicht?“ Sein Blick wurde sanft. „Weil, sobald ich Jan verlasse, er sterben wird. Das kann ich nicht zu lassen, wir sind Freunde. Eigentlich war es sein Schicksal zu sterben, schon als kleines Kind. Doch, als man mich verbannte und du meinen ersten Körper tötest konnte ich mir die Leben aussuchen – und ich schloss immer einen Pakt mit ihnen. Bei Jan war er jedoch besonders. Er ist der Prototyp. Also konnte er weiterleben, und ich in ihm. Jan ist ein Mensch, dessen Schicksal keiner weiß – er ist der Mensch, der das Schicksal anderer Menschen stört. Und doch dürfen die Götter ihn nicht töten – weil ich ein Erzengel bin. Obwohl es eigentlich seine Erlösung war, wollte er doch die Qualen aushalten. Und ich wollte doch wiedersehen. Er hat meinen Wunsch erfüllt – und muss ich seinen Erfüllen. Bitte versteh das, Nele.“ „Gott hat es versprochen – du wirst mit mir kommen, aber ich gebe dir noch einen Tag Zeit – solange ich mit David trainiere kannst du ihn darauf vorbereiten.“ Halita löste sich. „Ich gehe schon mal in den Garten – sage das David.“ Michael guckte ihr nach. „Sie ist nicht mehr dieselbe.“ Die goldenen Augen verschwanden und Jans blau Augen waren wieder da. „Einen Tag – ohne Hoffnungen.“ Die Türe ging auf und der Gitarrist betrat den Raum. „Sie ist im Garten und erwartet dich, David.“ „Okay.“ „David?“ „Mhh?“ „Ich geh nach Hause, ich muss noch was erledigen.“ „Okay.“ Der Blonde ging hinaus. Einen Tag, nur noch einen Tag. Laut der Person, die Michael liebte. Eigentlich sollte sie doch ganz anders sein? Er konnte sich kaum erinnern und kannte ihren Pakt nur aus Michaels Erinnerungen. Damals hatte er im Krankenhaus gelegen und die Ärzte hatte keine Hoffnungen mehr. Und in der vermeidlich letzten Nacht seines jungen Lebens, er war erst drei, war eine Lichtgestalt aufgetaucht. ‚Hallo Jan, ich bin Michael – wollen wir spielen?‘ Und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er gespielt und Spaß gehabt. ‚Jan – du weißt, dass du bald nicht mehr spielen kannst?‘ hatte er gesagt. Und er hatte ihn mit großen Augen angeschaut. ‚Wieso?‘ Die Lichtgestalt hatte traurig gelächelt. ‚Bald wirst du nicht mehr hier sein, dann wirst du ein Engel sein‘ Als dreijähriger hatte ihn diese Vorstellung gefreut, bis Michael gesagt hatte, dass dann seine Eltern und seine Schwester sehr lange sehr traurig wären. Und dann hatte er ihm gesagt, dass er ihm helfen könnte weiter zu spielen. Jedes Jahr am selben Tag erneuerten sie ihr versprechen. Immer ein anderer Wortlaut aber der selbe Sinn. Jans Leben gegen Michaels Sicherheit. Michaels Wunsch nach Nele, der Engelsgöttun und sein Wunsch nicht vor 25 Jahren zu sterben und seinen Freunden zu helfen. Solange Michael in Jan lebte konnten die Götter ihn nicht erlösen. Und der DJ fand das gar nicht schlimm. Ein Erzengel, der eine Engelsgöttin liebte. Ja, die Verbannung war klar gewesen, aber die eigentliche Strafe sollte er dafür bekommen, was seine Halbschwestern machten. Die Erzengel waren halb Engel, halb Dämonen. Sie hatten das Aussehen der Engel und die Kräfte der Dämonen, so wie Engelsgötter die Schönheit der Engel hatten und die Kräfte der Götter. Seine Mutter war als junge Hera dazu auserkoren zu worden zwei Erzengel zu gebären. Ihn, Michael und Raphael. Die Erzengel des Feuers und der Luft, des Krieges und der Heilung. Raphael war älter als er. Gabriel und Uriel stammten von der Schwester ihrer Mutter und waren somit seine Halbbrüder. Es war schon eine komische Familie, gegen die er dann kämpfen sollte – doch konnte er das? ‚Jan?‘ rief er den Blonden. ‚Ja?‘ ‚Ich habe eine Idee, aber die ist riskant, aber so könnte ich mein Versprechen einhalten‘ Der Blonde seufzte ‚Es ist okay Michael, dafür kannst du nichts. Dann sterbe ich eben.‘ ‚Ich will aber weiterleben in dir‘ Jan lachte auf, einige Leute auf der Straße schauten ihn komisch an. Er ignorierte sie und ging weiter. ‚Geh zum Wald Jan – wir gehen zu meinem Verwandten‘ ‚Zu Davids Feinden?‘ ‚Ja – vielleicht können wir sie zu Verbündeten machen. Ich denke nicht, dass ich mich noch an alles erinnere, was es genau auf sich hat.‘ ‚Was willst du tun? Durch mich zeigen, dass Menschen ganz okay sind? Oder was?!‘ ‚Okay, du hast Recht – danach werden sie euch noch mehr hassen‘ ‚Ey‘ Jetzt lachte der Erzengel auf, was jedoch nur Jan hören konnte. Ja, sie waren über die Jahre Freunde geworden. Gute Freunde. Natalia war gerade aus dem Tor getreten, als sie einen von Davids Freunden auf sie zu kommen sah. Sie hatte sich gedacht, dass sie Bescheid wussten, aber das sich einer her traute, dagegen hätte sie gewettet. „Ich bin Jan und wer bist du? Was machst du hier?“ „Natalia. Du solltest wissen wer ich bin, oder David fragen.“ Die Augen des Jungen weiteten sich. Sie waren blau. „Du bist…? Mhh okay.“ Er grinste und dann, auf einmal würde seine Augenfarbe golden. Natalia starrte ihn verwundert an – dieser Mensch konnte nicht normal sein „Hallo Natalia, Prinzessin der Dämonen, ich bin Michael, der Erzengel des Feuers – wohl dein Onkel, denn deine Mutter, Königin Sofia ist meine Halbschwester. Ich würde ihr gerade erklären, wieso Jan sich mit mir abplagen muss – wärest du so freundlich mich ihr anzukündigen? Immerhin ist Jan ein Mensch und ohne ihn komme ich da leider nicht rein.“ Sie nickte. „Halita sucht dich.“ „Deswegen sind wir hier – sie hat mich gefunden. Sie ist nicht mehr dieselbe, wie früher. Oder anders gesagt – sie hat ihr momentanes Gesicht gezeigt. Wer sie nicht kennt, würde meinen, dass man merkt, dass sie die Tochter der Obergöttin ist. Dennoch ist sie es nicht wirklich.“ „Ich dachte du liebst sie.“ „Ich tue es. Bitte, kündige mich an.“ Natalia verschwand in Tor und Michael vergewisserte sich noch mal, dass Jan einverstanden war. Dann tauchte Natalia wieder auf. „Sie war erstaunt, billigt es aber unter der Bedingung, dass du Jan nur auf ihren Wunsch hin die Kontrolle überlässt – also solange du mit ihr sprichst ist alles okay. Folge mir. Auch mich interessiert die Geschichte.“ Er folgte ihr. „Hasst sie die Menschen immer noch so sehr.“ „Sie hasst nicht die Menschen, sie hasst Tante Kassandra – erwähne sie lieber nicht. Die Menschen sind ihr bis zu dem Punkt egal, wie Kassandra sie egal sind. Das soll sie dir lieber selbst erklären. Es ist alles etwas komplizierter, ich selbst habe es eben erst erfahren.“ Hosted by Animexx e.V. 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