Nisshutsuji von Butzelkueh ================================================================================ Kapitel 1: Nisshutsuji ---------------------- N i s s h u t s u j i „Er hat noch einen Monat...“ Miharu starrte die junge Frau geschockt an. Sie rückte die Brille auf ihrer Nase zurecht und sah seufzend auf den Block in ihrer Hand. „Das Kira frisst ihn von Innen herraus auf. Yoite hat sein Schicksal selber so gewählt...“, die Blonde legte ihren Block beiseite. „Noch einen Monat?“, murmelte der Junge und stolperte einen Schritt zurück. „Yoite nicht!“, der Schrei riss Miharu aus seiner Starre herraus. Er drehte der Ärztin den Rücken zu und rannte auf den Gang. Einige Ärzte standen versammelt im Gang. Hektisch kämpfte sich der Schwarzhaarige durch die Menge und erblickte Gau. Dieser stand an dem Fenster, blickte herraus auf die Landschaft. Langsam fing es an zu schneien. „Gau! Was ist passiert?“, fragte Miharu und war viel zu sehr geschockt, das Yoite nicht länger als einen Monat mehr Zeit hatte als dass ihm klar wurde das Gau gerade aus seiner Bewusstlosigkeit aufgewacht war. Einige Ärzte versammelten sich um Gau. „Seine Werte haben sich vollkommen verändert!“, murmelte ein anderer Art. Während eine junge Frau Raikou auf eine Liege hiefte. Dieser war Bewusstlos umgefallen. Miharu verstand nicht was vorgefallen war. Er ballte seine Hände zu fäusten und kniff seine Augen zusammen. Was passierte hier? „Yoite er...“, murmelte Gau und sah Miharu nicht an. Miharu vergass die gesamte Situation und aus ihm schoss es herraus, wie ein Korken aus einer Sektflasche: „ Wo ist Yoite?! Ist ihm etwas passiert?!“ „Er ist raus gerannt.“, sagte Gau und drehte sich etwas zu Miharu, dieser verschwand aber auch sogleich durch die Tür des Zimmers, raus auf den Flur. Gau hörte wie Miharus Schritte langsam leiser wurden, dann vernahm man nur noch die Tür des Krankenhauses. Stille. Miharu stand hilflos auf dem großen Vorplatzes des Hospitals. Schneeflocken in der größe seines kleinen Fingernagels schwebten förmlich herrab. Wie gebannt sah der Junge in den Himmel. Schnee. Ihm war noch nie aufgefallen was für eine bannende Wikrung Schnee auf ihn hatte wenn er langsam auf die Erde herab fiel. Miharu wandte seinen Blick ab und überlegte wo Yoite hingegangen sein könnte. Der Schwarzhaarige fing an zu rennen. Es wurde dunkel und er könnte es sich nie verzeihen wenn er Yoite tot auffinden würde. Er durfte einfach nicht sterben! „Yoite!!!“, schrie er während er durch die Einkaufstraßen Tokios lief. Es war weihnachtliche Stimmung. Viele Menschen liefen umher. Lachten und beschenkten sich. Miharu beachtete seine Umgebung nicht. Das Einzige was ihm durch den Kopf ging war Yoite. Das Bild vor seinem Innerenauge ließen ihn Tränen aufsteigen. Yoite, Blut überströmt. Bewusstlos und alleine. Dieser Gedanke trieb den Jungen immer mehr an. Er rannte durch die Straßen, schrie nach Yoite und wurde oft von älteren Leuten angerempelt. Irgendwann blieb der Junge keuchend stehen. Er stämmte seine rechte Hand gegen die Wand eines Geschäftes und holte tief Luft. „Yoite wo steckst du?!“, rief er und Tränen brannten in seinen Augen. Miharu ließ seinen Kopf auf seine Brust sinken. Er fasste sich an seine Stirn und hoffte, ja er betete sogar, dass es Yoite gut ging. Plötzlich fiel ihm etwas rotes im Schnee auf. Miharu beugte sich etwas runter. Blut! Als er weiter nach vorne sah, erkannte er eine ganze Spur. Er wusste das es Yoites Blut war. „Yoite! Yoite!! Yoite!!!“, rief er hektisch und rannte der Blutspur nach. Sein Blick war auf die roten Flecken geheftet. Es war ihm egal wenn er andere Leute anrannte oder gar umrempelte. Im Moment war ihm Yoite einfach wichtiger. Die Blutflecken führten eine Treppe herrauf. Zu einer Brücke. Hastig stolperte er die einzelnden Treppenstufen rauf. Als er eine zusammengekauerte Gestalt erblickte. Yoite! Miharu stolperte auf ihn zu und fiel ihm auch so gleich in die Arme. „Miharu...“, murmelte der Schwarzhaarige und legte seine Arme zögerlich um den Kleineren. „Yoite! Ich dachte... Du hast versprochen nicht zu sterben bis ich das Shinrabonshou unter Kontrolle habe!“, murmelte er und drückte Yoite an sich. Yoite schwieg. Dieses Schweigen, es frass Miharu innerlich auf. „Du hast es gehört oder? Du hast gehört das du nur noch einen Monat lebst...“, murmelte Miharu dann und sah Yoite in die Augen. Dieser wich seinem Blick aus und sah zur Seite. „Yoite... Ich weiß nicht ob ich es im entscheidenden Moment schaffen werde deine Existenz aus zu löschen...“, sagte Miharu dann und diesmal war er es, der Yoites Blick auswich. „Du sagtest du willst leben...“ „Miharu! Es ist mein Wunsch! Du hast das Shinrabanshou doch bald unter Kontrolle also-“ Miharu verpasste Yoite eine hallende Backpfeife. Yoites Gesicht schnellte zur Seite. Er traute sich nicht Miharu an zu sehen. „Warum denkst du nur an dich?! Wieso hast du nicht daran gedacht wie es mir geht. Ich respektiere deinen Wunsch, aber mir tut es einfach weh wenn du gehst.“, sagte er und kniete sich vor Yoite. „Du solltest mich hassen, Miharu.“, kam es leise aus dem Mund des Älteren. „Aber wir sind doch Freunde! Du bedeutest mir zu viel, wenn nicht noch mehr.“, sagte Miharu und blickte ihn Ernst an. Yoite schluckte. Er schloss seine Augen und wandte seinen Blick von dem Jüngeren ab. „Du bist nicht alleine! Du bist kein Todesgott! Ich kann das Kira aus dir entfernen! Ich kann dir helfen! Wir können von neu Anfangen! Du kannst von neu Anfangen!“, meinte Miharu und griff nach Yoites Händen. Yoite schluckte. „Wieso...?“, fragte er und seine Stimme war fast nur ein Hauchen. Miharu krallte seine Finger in die Jacke Yoites. „Weil... weil... weil du mein zweites Ich bist! Ich will nicht das du stirbst. Du bist mir viel zu wichtig als das ich deine Existenz aus löschen könnte. Ich könnte mir das nie verzeihen. Am Anfang, als ich dir versprach deinen Wunsch zu erfüllen war es mehr mein egoistisches Denken, aber du bist mir zu sehr ans Herz gewachsen...“, erklärte Miharu und griff in seine Jackentasche. Yoite starrte Miharu fassungslos an. Es gab in seinem Leben doch einen Menschen der ihn liebte. Der ihn so akzeptierte wie er war. Kurz entwichen seine Gedanken zu seinen Eltern ‚Es wäre besser du wärst tot!‘ ihm wurde klar, das Miharu so nie dachte. Er war der Jemand der ihm all die Liebe geben konnte, die seine Eltern nie für ihn übrig hatten. Plötzlich hohlte der Jüngere eine Schriftrolle hervor. „Daya.“, murmelte er und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen ab. „Miharu du...“, sagte Yoite und Tränen bildeten sich und liefen seine Wangen runter. Schnell wischte sich der Schwarzhaarige die Tränen aus seinem Gesicht bevor Miharu sie noch sehen konnte. „Ich lass dich nicht gehen!“, waren Miharus Worte, ehe er die Schriftrolle mit einem Ruck öffnete. Grelles, grünes Licht leuchtete auf. Yoite kniff seine Augen zusammen und umgriff den schmächtigen Körper Miharus. „Willst du mich wirklich mit so etwas vernichten, Miharu?“, fragte die ‚Fee‘ in Miharus Unterbewusstsein. „Du fragtest mich was mein Wunsch sei, nicht Shinrabanshou?“, fragte Miharu und ließ sich von dem weißen Rachegeist nicht beeinflussen. „Ja dein tiefster und innigster Wunsch, Miharu.“, murmelte sie und ein hinterlistiges Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Ihre Augen leuchteten gewinnerisch auf. „Ich wünsche mir das du verschwindest und so Yoite rettest. Ich brauche das Shinrabanshou nicht. Ich wünsche mir das du stirbst.“, sprach Miharu und funkelte die Gestalt in seinem Inneren finster an. Shinrabanshou riss die Augen geschockt auf. „Was?!“, fragte sie und trat auf Miharu zu. Ihre langen knochigen Finger umgriffen das Kinn ihres Trägers. „Was sagtest du, Miharu?“, knurrte sie und drehte das Gesicht zu ihren Augen. „Ich sagte das ich mir wünsche das du stirbst und dadurch wird Dayas Macht Yoite retten. Es wird kein Shinrabanshou mehr geben.“, antwortete Miharu und schlug die Hand des Racheengels von seinem Kinn weg. Die Augen Shinrabanshous rissen sich fast ins unermessliche auf. Das Umfeld um sie herum färbte sich in einem tiefen Rot. Ein Schreien aus ihrem tiefsten Inneren ertönte und sie zeriss sich in mehrere Fetzten die mit dem Umfeld verschmolzen. „So soll es denn sein, Miharu....“, hallte es durch sein Unterbewusstsein. „Doch deine Lebenszeit verringert sich mit meinem Verschwinden.“ Dann verschwand alles. Die vielen Lettern in seinem Kopf, das helle Blau. Alles war weg. Miharu wurde klar, das der Spuk, Shinrabanshous nun endlich ein Ende hatte. Vielleicht aber, hatte sie sich schon einen neuen Träger ausgesucht und war einfach nur aus seinem Körper verschwunden, er wusste es nicht. Er wusste nur das Hijutsu, Shinrabanshou, nun endlich aus seinem Körper verschwunden war. Er könnte in sein altes Leben zurück kehren. Dieser Alptraum hatte vielleicht ein Ende.... „...u.. haru... Miharu!“ Miharu blinzelte auf. Grelles Licht strahlte ihm förmlich entgegen. Über ihm gebäugt stand Raimei. Ihre blonden Haaren waren offen und nicht wie sonst immer zu zwei Zöpfen gebunden. Sie sah ihn mit großen Augen an. „Was?“, fragte er mit seinem typischen ausweichendem Unterton. „Yoite hat mir erzählt was du gemacht hast... Ich frage mich woher du die Daya - Schriftrolle her hast...“, erklärte sie und fasste sich mit ihrem Zeigefinger nachdenklich an ihre Oberlippe. Das hasste Miharu manchmal an ihr, sie kam immer sofort auf den Punkt. „Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.“, meinte Miharu. Er richtete sich auf und schlüpfte in seine Schuhe, die neber dem Bett, in dem er lag, standen. Er befand sich wohl wieder in diesem verfluchten Krankenhaus. Nachdem er die Daya – Schriftrolle aktiviert hatte, musste er wohl bewusstlos umgefallen sein. Miharus Kopf fühlte sich leer an. „Warum?“, fragte das blonde Mädchen und legte ihren Kopf etwas schief. „Weil es Shinrabanshou nicht mehr gibt.“, antwortete Miharu knapp und lief an Raimei vorbei. „Aber... wie zum?“, fragte sie und drehte sich apprupt zu Miharu um als dieser schon den Griff der Tür in der Hand hatte. „Später.“, erwiederte er und öffnete die Tür. „Du willst zu Yoite nicht?“, fragte Raimei und drehte sich wieder, den Rücken zu Miharu, um. Sie hörte wie Miharu an der Stelle stehen blieb. „Er ist draussen in dem Park, neber dem Krankenhaus.“, erklärte sie und hörte daraufhin nur die Tür ins Schloss fallen. Miharu biss sich auf seine Unterlippe. Er wusste nicht was er zu Yoite sagen sollte. Ihm war sicher schon längst klar das er für Yoite mehr empfand als nur pure Freundschaft. Sicher, er wollte Yoite damit nicht überrumpeln, aber er fühlte so und er fand das der Ältere ein Recht hatte es auch zu erfahren. Als er an dem Park ankam legte sich ein leichtes blassrot am Himmel nieder. Sonnenuntergang. In Banten hatte es immer etwas beruhigendes gehabt wenn die Sonne so sanft unterging. Er liebte die verschiedenen Orange- und Rottöne die sich dann am Himmel abspielten. Vom weitem sah er Yoite. Er saß auf einer Bank die vor einem See stand. Einige Enten schwammen an dieser Bank vorbei und Yoite sah mit einem Nachdenklichen Blick den Enten hinterher. Miharu trat auf seinen Freund zu und setzte sich Kommentarlos neben ihn auf die Bank. Yoite drehte sich etwas erschrocken zu ihm um. „Jetzt war ich es der dachte du wärst tot...“, gestand er und umgriff seine Mütze, die er nicht anhatte. Die Mütze die Yoite sonst immer trug lag nun auf seinem Schoß und neber ihm lagen seine Handschuhe. Als Miharu einen Blick auf Yoites Hände warf, sprang sein Herz förmlich aus seiner Brust. Sie hatten eine zarte Hautfarbe, nicht das staubige Schwarz das Yoite immer wieder an sein Ende erinnerte. In Miharus Augen brannten Tränen. „Es tut mir Leid das ich dir deinen Wunsch nicht erfüllt habe.“, murmelte er und sah auf seine Schuhe. „Tief im Inneren war mein eigentlicher Wunsch nur gewesen zu mir selbst zu finden und eine Möglichkeit zu ergreifen zu Leben. Du hast mir das ermöglicht, Miharu.“, erklärte Yoite und sah seinen Freund von der Seite an. Miharu kniff seine Augen zusammen und konnte nun seine Tränen nicht mehr aufhalten. Er griff nach Yoites Arm und vergrub seinen Kopf darin. „Nicht weinen...“, meinte Yoite etwas verklemmt. Sicher war er mit dieser Situation überfordert. Miharu wusste es nicht. In diesem Moment wollte er einfach nur bei Yoite sein. Er war so verdammt froh das er lebte. Miharu sah auf und schluckte einmal fest. „Ich bin einfach nur froh.“, gestand er und wich, mit seinem Blick, den von Yoites aus. Yoite hob seine Hand zu Miharus Wange. Sie zitterte. Ehrlich gesagt wusste Miharu nicht warum. Der Daumen von dem Älteren fuhr über seine Wange und wischte einige Tränen weg. Jetzt ergriff Miharu die Chance. Er setzte sich etwas auf und drückte, ohne genaue Vorwarnung, seine Lippen auf die Yoites. Im ersten Moment riss Yoite die Augen geschockt auf, da er mit dieser Situation voll kommen überfordert zu sein schien, doch dann genoss er dieses Gefühl welches sich von seinen Lippen aus bis hin zu seinem Bauch durch kämpfte. Zögernd und immer noch mit zitternden Händen hob er diese zu den Nacken Miharus an und drückte so den Jüngeren noch etwas zu sich. Miharu war zuerst davon überzeugt gewesen das Yoite ihn von sich weg stumpte, aber mit dieser Reaktion hatte er eindeutig nicht gerechnet. Miharu reagierte auf jede Bewegung von Yoites Lippen, genauso auch anders herum. Dieses Gefühl das von Geborgenheit zeugte ließ Miharu neu aufleben. Das Kribbeln in Miharus Bauch wenn Yoite ihn berührte, er fühlte sich wie neu geboren. Kein Shinrabanshou welches ihm das noch kaputt machen konnte. Miharu legte seine Arme um den Hals Yoites und schloss entspannt seine Augen. Er war verdammt froh das Yoite noch lebte. Sie konnten gemeinsam eine Zukunft aufbauen, denn nichts mehr stand ihnen noch im Weg. Plötzlich verschwand das warme Gefühl von Yoites Lippen. Miharu öffnete seine Augen blinzelnd und sah sein Gegenüber fragend an. Der Ältere zog Miharu in seine Arme. Er schloss seine Arme so fest um den Kleinen, das er fast das Gefühl hatte zu ersticken. Dennoch genoss Miharu das Gefühl von Yoite geliebt zu werden. Der Jüngere legte seine Arme um ihn und schloss seine Augen, dankbar Jemanden wie ihn gefunden zu haben. „Yoite...?“, fragte er vorsichtig und spührte den Atem der angesprochenen Person auf seinem Hals. Sie war warm. Sein Atem war regelmäßig und beruhigte ihn. „...Ich liebe dich...“, murmelte er und hörte für einen Bruchteil der Sekunde auf zu Atmen. Zu sehr raubte es ihn den Verstand das Yoite ihn doch noch abwies. „Ich dich auch, Miharu.“, murmelte er dann und drückte Miharu noch fester an seinen Körper. Er würde diesen Menschen nie wieder los lassen. Yoite vergrub seinen Kopf in die Halsbeuge des Jungen in seinen Armen. Er liebte ihn oh ja, nicht nur wegen seines Charakters, nein auch dafür das er ihn aus seinem Abgrund geholt hatte. Er hatte ihm gezeigt wer er war. Er war nicht Sora, er war Yoite. Yoite der von Miharu geliebt wurde, nicht Sora der von seinen Eltern gehasst und verachtet wurde. Ja er war Yoite. Und für ihn hatte ein neues Leben angefangen. Für ihn war es Zeit für einen Sonnenaufgang! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)