Menschsein von lunalinn (Ulquiorra/Orihime) ================================================================================ Kapitel 14: Eklat ----------------- Der nächste Morgen kam mit einer Mischung aus Übelkeit und Scham. Orihime hatte noch nie in ihrem Leben Alkohol getrunken und sie würde sich überlegen, ob sie das noch einmal tun würde. Ihr war ganz flau im Magen und ihr Kopf pochte zudem unangenehm. Tatsuki und Rukia waren schon vor einer Weile aufgestanden, während sie noch liegen geblieben war. Müde blickte sie an die rosafarbene Zeltdecke und musste daran denken, wie sie gestern mit Ulquiorra so da gelegen hatte. Was hatte sie ihm nur erzählt? Sie stöhnte bei der Erinnerung und drehte sich auf die Seite, um ihr Gesicht ins Kissen zu drücken. Zwar wusste sie nicht mehr den genauen Wortlaut, doch sie wusste noch definitiv, dass es etwas Persönliches gewesen war. Über Einsamkeit. Danach hatte sie sich an ihn gekuschelt wie an eines ihrer übergroßen Stofftiere und war eingeschlafen. Zwar hatte er sie machen lassen, aber wie sie ihn kannte, hatte er es bestimmt als aufdringlich empfunden. Oder hatte er etwas gesagt und sie hatte es nicht mehr mitbekommen? Sie war wirklich schnell eingeschlafen… Ihre Wangen wurden ganz heiß, als sie daran dachte, und sie drückte ihr Gesicht noch etwas tiefer ins Kissen. Irgendwann musste er wohl gegangen sein. Bevor die anderen beiden zurückgekommen waren, denn diese hatten nichts zu ihr gesagt. Tatsuki hatte nur wissen wollen, ob sich der Kerl benommen hatte. Dabei war es doch Orihime gewesen, die sich nicht benommen hatte. Die ihm weggelaufen war, zu viel getrunken hatte und die ihm zunahegetreten war. Dabei…war es eigentlich ganz schön gewesen. Ihr Herz klopfte schneller, als sie daran zurückdachte. Hatte sie es sich eingebildet oder hatte Ulquiorra seinen Arm um sie gelegt? Falls ja, dann war das furchtbar nett…und vielleicht bedeutete es, dass er es gar nicht so schlimm gefunden hatte. Orihime ließ den Kopf wieder nach hinten sinken, blieb auf dem Rücken liegen und seufzte. Was sollte sie denn jetzt nur machen? Würde Ulquiorra etwas sagen? Sie konnte es auf den Alkohol schieben. Sicher würde er denken, sie war nur betrunken und dadurch so anschmiegsam gewesen. Ein bisschen stimmte das, aber…eben nicht nur. Sie wusste nicht, seit wann dieses Gefühl der Verantwortung etwas gewichen war, das sie schon einmal gefühlt hatte. Was sie immer noch fühlte. Es war so verwirrend. Sie hatte Ulquiorra gern. Mehr als das. Wenn sie in seine Nähe war, dann fühlte sie sich glücklich. Umso mehr, seitdem dieser sich mehr bemühte. Nicht mehr solche gemeinen Dinge sagte. Generell schien er sich besser integrieren zu können – und das freute sie. Aber es war eben auch…ein bisschen mehr als Freude. Sie presste die Lippen zusammen und drückte sich das Kissen wieder ins Gesicht. „Nh!“ Das war alles so verwirrend und noch dazu ging es um Ulquiorra. Das bedeutete, dass der Schwierigkeitsgrad eines normalen Levels zum Bosslevel wurde! Sie ließ das Kissen sinken und sah wieder an die Decke, fixierte eine der aufgestickten Blumen. Es brachte nichts, sich den Kopf zu zermartern. Ihre Miene wurde entschlossener und sie ließ das Kissen los, klatschte sich die Handflächen ins Gesicht. Sie war kein kleines Kind mehr! Sie würde das schon irgendwie schaffen – also, nicht in Panik zu verfallen, rot zu werden und zu stammeln…oder sowas. Sie würde jetzt duschen gehen, sich umziehen und dann würde sie sich einfach ganz normal verhalten. Jawohl! Oh. Und sie musste sich wohl bei Ulquiorra für seine Hilfe bedanken. Genau! Das würde sie tun und der Rest würde schon werden. Sie atmete durch und setzte sich ruckartig auf – wobei sie wieder die Übelkeit spürte. Vielleicht war ja nicht Ulquiorra die größte Herausforderung, sondern es auf die Beine zu schaffen… Als sie frisch geduscht und mit noch feuchten Haaren zur Feuerstelle kam, war dort schon Frühstück gemacht worden. Sado hatte das Kochen übernommen und wirkte um einiges fitter als der Rest. Wohin sie auch sah, sah sie blasse und müde Gesichter. Der Mexikaner lächelte ihr zu, als er sie erblickte, und reichte ihr einen Teller mit Rührei, den sie dankbar annahm. „Danke, Sado-kun! Oh, und guten Morgen zusammen!“ Sie gab sich Mühe, fröhlich wie immer zu klingen, auch wenn ihr immer noch nicht gut war. Aber das Essen würde das schon in Ordnung bringen. Sie setzte sich neben Tatsuki und somit auch neben Ulquiorra, der sie nur kurz ansah, sich dann wieder seinem Essen widmete. Ob er wohl böse auf sie war? Verstehen konnte sie es, nachdem sie sich so benommen hatte. Ob sie etwas sagen sollte? Vielleicht wartete er ja darauf. „Nachschlag bitte!“ Sie warf einen Blick zu Rukia, die gut gelaunt neben Renji saß und ihren Teller angehoben hatte. Anscheinend ging es ihr im Gegensatz zu dem Rotschopf, der müde an seinem Toast knabberte, richtig gut. „Schrei doch noch lauter“, murmelte Ichigo, der neben Ishida saß und sich den Kopf hielt. Der Quincy sah ungewohnt zerknautscht aus, nippte hin und wieder an seiner Wasserflasche, während er mit den Gedanken ganz woanders zu sein schien. Vermutlich hatte er doch etwas von der Bowle getrunken und bereute es nun genauso wie sie alle. Orihime sah wieder zu Ulquiorra, der still blieb und sie keines Blickes mehr würdigte. Da sie sich dadurch noch schlechter fühlte, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und atmete durch. „Uhm, Ulquiorra?“ Der Arrancar drehte den Kopf in ihre Richtung, sagte aber nichts. „…ich…wollte mich bedanken. Also, für gestern. Dass du mich nicht allein gelassen und ins Zelt gebracht hast…und bei mir geblieben bist. Das war sicher anstrengend für dich.“ Bildete sie es sich ein oder war es noch stiller geworden? Ulquiorra öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, gab Keigo einen schrillen Laut von sich, der einige aufstöhnen ließ. „Waaaas?! Was?! Was?! Was?!“, krakeelte dieser weiter herum. „Du hast…Inoue-san…du hast…aha! Ich weiß es!! Du hast hinterhältig ihren Zustand ausgenutzt!“ Orihime spürte, wie sie schlagartig knallrot wurde. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, sah erschrocken zu diesem, während die anderen nur ächzten. Scheinbar glaubte keiner, dass es stimmte, was Keigo vermutete. Ein Glück! Sie wollte nicht, dass sie schlecht von Ulquiorra dachten. Auf keinen Fall! „Das war gar nicht-“ „Was ist dein Problem?“, unterbrach Ulquiorra sie kühl und sah Keigo dabei an. „Du! Du bist mein Problem! Du tust immer so, als sei dir Inoue-san völlig egal, und trotzdem bist du immer in ihrer Nähe!! Und gestern, als keiner hingesehen hat…da hast du es ausgenutzt, um…um…ja! Ich weiß es! Um…ja genau! Um über sie herzufallen und ihr ihren…ERSTEN KUSS ZU STEHLEN!“ Dabei sprang er auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. Einen Moment lang herrschte eine sehr unangenehme Stille – dann traf Keigo eine Plastikflasche am Kopf. Und gleich darauf noch ein Badeschlappen. Orihime hätte sich vor Scham am liebsten die Hände vor das Gesicht geschlagen, doch irgendwie konnte sie sich gar nicht rühren. „Du hast sie ja nicht mehr alle!!“, blaffte Tatsuki ihn an. „Nur, weil du so niedere Gedanken hast, Asano, musst du nicht von dir auf andere schließen“, fügte Ishida hinzu. „Davon abgesehen, dass Ulquiorra vermutlich nicht mal weiß, was ein Kuss ist“, kam es von Ichigo, der den Badeschlappen geworfen hatte. Ulquiorra verengte daraufhin die grünen Augen, fixierte den Aushilfsshinigami kalt. „Ich gehe davon aus, dass das, was du gestern mit dem Quincy getan hast, unter diesen Begriff fällt. Auch wenn sich mir der Sinn dessen nicht erschließt, doch gemessen an der Zeit, die ihr dafür aufgewendet habt, scheint es etwas zu sein, das Menschen gern zu tun pflegen.“ Orihime brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, was Ulquiorra da gerade gesagt hatte. Scheinbar war sie nicht die Einzige, denn alle Augen richteten sich nun auf Ichigo und Ishida, wobei sich Letzterer am Wasser verschluckte und röchelte. Ichigo starrte Ulquiorra einfach nur an, scheinbar nicht wissend, was er dazu sagen sollte, und Orihime, in der der Wunsch aufgekeimt war, dass Ulquiorra etwas falsch verstanden hatte, spürte, wie etwas in ihr brach. Ichigo hatte Ishida geküsst. Es war so endgültig, dass sich ihr Kopf plötzlich ganz leer anfühlte. Wie in Watte gepackt. „Ulquiorra, du Mistkerl“, grollte Ichigo zornig, doch Rukia mischte sich direkt ein. „Also stimmt es, was er sagt, huh? Nicht, dass es mich überrascht, schließlich seid ihr in letzter Zeit-“ „Kannst du einmal in deinem Leben die Klappe halten, Rukia?!“, fuhr er sie an. „Das ist…das geht euch alle überhaupt nichts an!“ Ishida hatte sich mittlerweile wieder gefasst, doch er war noch blasser als sonst. Vermutlich fühlte er sich bloßgestellt, doch Orihime ahnte, dass Ulquiorra nicht mal bewusst war, was er da getan hatte. Er hatte nur beweisen wollen, dass er wusste, was ein Kuss war. Die Tragweite dieser Offenbarung, die war ihm ganz sicher nicht bewusst gewesen. „…du verarschst mich doch“, brummte Renji und sah von einem zum anderen. „Ihr beide…?“ „Das ist ein Scherz“, fügte Keigo an. „Das ist…das kann nicht...Ichigo ist nicht schwul! Er ist nicht…und schon gar nicht mit Ishida!! Das ist…nein! Das akzeptiere ich nicht! Nein, nicht mit diesem Kerl und überhaupt…nein!!“ „Du hast da überhaupt nicht mitzureden, Asano!“, entfuhr es dem Quincy plötzlich scharf. „Ich habe ja wohl das Recht-“ „Keigo, jetzt sei doch einfach still“, meinte Mizuiro ernst, doch Ishida war schon aufgestanden. „Das tu ich mir nicht länger an“, knurrte dieser und verschwand in Richtung seines Zeltes. Ichigo sah diesem hinterher, wobei man ihm anmerkte, dass er sich im Stich gelassen fühlte. Er ballte die Fäuste, blickte einen Moment lang zornig vor sich hin, ehe er ebenfalls aufstand. „Schön, dass ihr jetzt alle dank Ulquiorra Bescheid wisst, obwohl Ishida und ich selbst nicht wissen, was das mit uns ist. Aber los…zerreißt euch weiter das Maul drüber, urteilt über uns oder erzählt uns, wie toll das alles ist, was weiß ich – ich gebe mir diesen Scheiß nicht!“ Und damit stampfte er wütend Ishida hinterher, hinterließ erneut eine mehr als unangenehme Stille. „Das hast du ja toll hinbekommen, Keigo!“, zischte Tatsuki ihren Freund nach ein paar Sekunden an, woraufhin dieser das Gesicht verzog. „Was?! Warum bin ich jetzt schuld?! Der gruselige Kerl da hat es raus posaunt! Und außerdem…als ob das…ihr findet das genauso absurd! Gebt es zu!“ „Es zu denken, ist eine Sache. Es zu sagen, nun mal eine andere…und Ichigo hat Recht. Es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen“, erwiderte Mizuiro diplomatisch. Sado nickte zustimmend. „Es wird schwer genug für die beiden sein.“ Renji ächzte. „Sorry, aber…ich muss erstmal darauf klarkommen. Ich meine…die beiden? Ernsthaft? Das ist doch…“ „Ach, stell dich nicht so an, Renji!“, meinte Rukia daraufhin trocken. „Als ob es keine Anzeichen dafür gegeben hätte. Bist du wirklich so blind? Sie haben sich schon so übertrieben angezickt, seit wir hier sind. Diese Spannungen waren ja nicht mehr normal. Ich für meinen Teil bin froh, dass sie es anscheinend endlich geschafft haben, einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.“ „Wie jetzt?! Du hast das gewusst?!“ „Mich wundert es, dass ich scheinbar die Einzige bin…“ „Ich kann und will das nicht gutheißen!! Nein! Nein, nein, nein! Ichigo ist nicht…er war nie…er kann doch nicht einfach plötzlich auf Ishida stehen?!“, entfuhr es Keigo und er schüttelte vehement den Kopf. „Ich will das nicht wahrhaben!!“ „Verdammt noch mal, Keigo! Kannst du mal an jemand anderen als an dich denken?!“, fauchte Tatsuki ihn an. „Wir beruhigen uns jetzt alle mal und…lassen die beiden in Ruhe.“ Orihime saß wie versteinert da, während alle darüber diskutierten, und starrte auf ihren Teller. Es wäre das Richtige gewesen, zu sagen, dass es keine Rolle spielte, welches Geschlecht man küsste. Dass Gefühle nun einmal da waren und wenn sie auf Gegenseitigkeit beruhten, dann war das etwas Schönes. Sie hätte sagen sollen, dass es okay für sie war und sie sich für die beiden freute. Aber selbst, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte, so zog sich etwas in ihr bei diesem Gedanken zusammen. Plötzlich war ihr wieder übel und der Appetit verging ihr komplett. „Orihime? Bist du okay?“ Sie zuckte zusammen, als Tatsuki sie mit Besorgnis in der Stimme ansprach. Schnell fasste sie sich wieder und zwang sich zu lächeln. „Ja. Ja, alles in Ordnung. Es war gestern nur…ich bin noch ein bisschen fertig. Aber ich denke auch, dass wir es Kurosaki-kun und Ishida-kun nicht so schwer machen sollten. Solange sie glücklich sind und…es geht uns ja wirklich nichts an.“ „Inoue-san ist ein Engel!!“, heulte Keigo los, woraufhin Tatsuki knurrte. „Sie hat bloß mehr Einfühlungsvermögen und Grips als du!“ Orihime hörte ihnen nicht wirklich zu. Nebenbei merkte sie, dass Ulquiorra sie unverwandt ansah, doch sie konnte gerade nicht darauf eingehen. Sie musste zuerst ihre Gefühle sortieren, denn das Chaos in ihr wollte sich nicht beruhigen. Dabei hatte sie gedacht, dass sie sich allmählich damit abgefunden hatte, dass Ichigo nicht dieselben Gefühle für sie hatte wie sie für ihn. Wobei…hatte sie noch dieselben Gefühle für ihn wie vor Hueco Mundo? Schweigend erhob sie sich, um ihren Teller wegzubringen. Nach dem Frühstück suchte sie etwas Abstand von der Gruppe, sagte Tatsuki aber Bescheid, dass sie ein wenig spazieren gehen würde. Vermutlich durchschaute ihre Freundin sie, so wie sie sie angeschaut hatte, weswegen sie sie nicht aufhielt. Es beschäftigte Orihime mehr, als sie es selbst wollte, aber sie musste den Kopf freikriegen. Ihre eigenen Gefühle empfand sie als unfair Ichigo und Ishida gegenüber. Es erinnerte sie an das Gespräch mit Rangiku, damals, als sie eifersüchtig auf Rukia gewesen war. Rangiku hatte gemeint, dass das schon in Ordnung sei, aber irgendwie zweifelte Orihime gerade wieder daran. Vor allem weil Ichigo und Ishida sich wirklich gern zu haben schienen und sie ihnen dies einfach nicht von ganzem Herzen gönnen konnte. War sie vielleicht doch ein schlechter Mensch? Immerhin hatte sie sich am Morgen doch noch gefragt, was das mit Ulquiorra gewesen war. Sie war so durcheinander… „Inoue-san!“ Sie stockte kurz und wandte sich um, als sie ihren Namen hörte. Es war Ishida, der schnellen Schrittes auf sie zukam, dabei recht besorgt aussehend. Hoffentlich war nichts passiert, denn er trug nicht einmal seinen Sonnenhut! Aber gut, der Weg, auf dem sie sich befanden, führte weiter durch das Waldstück und war somit wohl relativ sicher. Die Zeltplätze hatten sie hinter sich gelassen, weswegen es hier etwas ruhiger war. „Ishida-kun, ist alles in Ordnung?“ „Ich…ja, ich wollte nur…mit dir sprechen. Wegen vorhin. Gehen wir ein Stück zusammen?“ Sie sah diesem an, wie schwer es ihm fiel, dies zu sagen, auch wenn sie nicht verstand, warum das so war. Er hatte doch nichts falsch gemacht oder er war ihr auch keine Rechenschaft schuldig. Daher lächelte sie ihn sanft an und nickte. „Gern.“ Ihre Reaktion schien ihn zu erleichtern, denn er atmete merklich aus und ließ die angespannten Schultern etwas sinken. „Gut, das freut mich“, murmelte er, während sie dem Pfad folgten. Für ein paar Sekunden blieb er still. Vermutlich musste er sich erst zurechtlegen, was er ihr sagen wollte. „Inoue-san, ich möchte, dass du weißt, dass ich in keiner Weise deine Gefühle missachten oder verletzen wollte.“ Verwirrt sah sie diesen an, spürte aber gleichzeitig wieder dieses Unwohlsein in sich aufsteigen. „Ishida-kun…“ „Es…ist nicht so, dass Kurosaki und ich das geplant haben. Genau genommen ist es einfach passiert. Eine Verkettung unglücklicher Ereignisse, die dazu geführt hat, dass anscheinend unsere Synapsen neu verknüpft wurden und dies muss eine unvorhersehbare Reaktion ausgelöst haben und nun…nun…“ „Seid ihr ein Paar?“, half sie ihm vorsichtig nach, den Stich in ihrem Inneren ignorierend. Er sah sie beinahe schockiert an, weitete die blauen Augen. „Wir…wir sind…das ist…noch nicht sicher. Dafür ist das alles zu neu, aber wir…sind dabei, herauszufinden, welche Schlüsse wir daraus ziehen und wie es zukünftig weitergeht. Immerhin gibt es eine Menge zu bedenken und wir haben nicht damit gerechnet, dass…“ Ishida ließ den Satz offen, aber sie verstand schon, was er sagen wollte. Anscheinend machte es den Quincy wirklich fertig, dass er Gefühle für Ichigo hatte. So sollte es nicht sein. „Es ist nichts Schlimmes daran, diese Gefühle zu haben, Ishida-kun“, meinte sie daher aufmunternd. „Im Gegenteil. Es ist etwas sehr Schönes und so, wie Kurosaki-kun reagiert hat, mag er dich genauso gern, wie du ihn magst. Dass ihr noch nicht wisst, wohin das führt, ist doch ganz normal…und ihr habt jedes Recht, das gemeinsam herauszufinden. Die anderen waren vorhin einfach überrascht – ah! Und ich bin sicher, dass Ulquiorra euch damit nicht bloßstellen wollte. Es hat ihn nur geärgert, dass alle dachten, er wisse nicht, was ein Kuss ist – jedenfalls denke ich das. Ich habe ihn ja nicht gefragt oder so.“ Ishida blickte sie bei ihrem Redeschwall ein wenig verdutzt an, sodass ihr auffiel, wie sehr sie ihn voll plapperte. „Vermutlich hast du Recht“, erwiderte er leise. „Aber deswegen sage ich das nicht, Inoue-san. Es…geht mir nicht um die anderen oder Ulquiorra. Ich…weiß, dass du Kurosaki magst, und…es liegt mir fern, dich zu verletzen. Der Vorfall war auch dir gegenüber respektlos – und das tut mir sehr leid.“ Seine Worte, die sicherlich nur lieb gemeint waren, trafen sie wie ein Schwall kalten Wassers. Wahrscheinlich war er nicht der Einzige, der wusste…aber es spielte keine Rolle. Sie fing sich sofort wieder, wollte ihm nicht zeigen, wie es in ihrem Inneren aussah. „Ach…das war doch nur eine Schwärmerei“, log sie lächelnd. „Ich meine, es…war immer einseitig und…wenn Kurosaki-kun dich ebenso sehr mag wie du ihn, dann ist das das Einzige, das zählt! Und du solltest dich auch nur darauf konzentrieren!“ Sie ballte die Fäuste und winkelte die Arme an, um enthusiastischer zu wirken. Ishida blickte sie zweifelnd an, glaubte ihr wohl nicht ganz. „Bist du sicher?“ „Aber ja! Es wäre doch total egoistisch, wenn ich damit ein Problem hätte!“ Und das meinte sie auch so. Sie wünschte nur, es könnte ihr wirklich vollkommen egal sein. Dass da nur Freude in ihrem Herzen wäre, aber so sah es nun einmal nicht aus. Aber das war ihr Problem und nicht Ishidas. Dieser sollte sich nicht um sie sorgen oder sich durch sie gehemmt fühlen. „Du bist ein wirklich guter Mensch, Inoue-san.“ Ernst blickte der Quincy sie durch seine Brille an, doch Orihime konnte sich nicht über die Worte freuen. Ein guter Mensch war sie wohl kaum. Doch sie lächelte ihn weiterhin so strahlend an, ehe sie ihm auf den Rücken schlug, was ihn nach vorn taumeln ließ. „Ach was! Das ist doch selbstverständlich! Und nun genug Trübsal geblasen, hm? Ich habe es ernst gemeint, ich wollte nur ein bisschen für mich sein, weil mir immer noch der Kopf von gestern wehtut. Hier ist es schön ruhig, also macht euch bitte alle keine Sorgen, ja?“ Ishida sah kurz so aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, doch dann beließ er es dabei; sie war ihm dankbar dafür, denn noch viel länger konnte sie ihre Fassade nicht aufrechterhalten. Sie wollte nur einen Moment für sich haben. „Nun gut. Dann…danke, dass du es so siehst. Das macht es einfacher“, gab er nachdenklich zurück. „Ich wünschte, Asano würde sich nicht wie ein Idiot verhalten. Mir ist es egal, was er denkt, aber Kurosaki nimmt es mit. Auch wenn er es nicht sagt. Und Abarai hat auch so komisch reagiert…“ „Ja. Das verstehe ich, aber wie gesagt, sicher müssen sie sich nur daran gewöhnen. Immerhin sind wir doch alle Freunde! Das wird schon!“ Ishida lächelte schief, nickte aber. „Ja. Bestimmt. Jedenfalls…danke, Inoue-san. Ich bin froh, dass wir darüber geredet haben.“ Orihime erwiderte das Lächeln, auch wenn es langsam wirklich anstrengend wurde. Sie wusste, dass es Ishida auf der Seele gelegen hatte. Dass er nun mit ihr sprach, bedeutete, dass er sich um sie gesorgt hatte. „Soll ich noch ein Stück mit dir gehen?“ „Nein, nein. Schon gut! Ich gehe einfach nur eine Runde zum Strand und komme dann wieder“, wiegelte sie ihn ab. „Na gut. Dann bis später?“ „Jap!“ Er warf ihr noch einen kurzen Blick zu, dann aber wandte er sich um und nahm den Weg zurück zum Zeltplatz. Orihime sah ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand. Das Lächeln schwand mit jeder Sekunde mehr. Ihre offene Haltung sackte in sich zusammen – und als er nicht mehr zu sehen war, fuhr sie herum und begann zu laufen. Immer schneller. Bis sie rannte. Ihr rosafarbener Rock flatterte um ihre Beine. Und irgendwann fühlte sie die Tränen über ihre Wangen laufen – doch sie hielt nicht an. Ihre Lungen brannten, doch sie blieb nicht stehen. Hier, wo sie keiner sehen konnte. Wo keiner sehen konnte, wie es wirklich in ihr aussah. Wie verwirrend und schmerzhaft ihre Gefühle waren. Weil sie weder Mitleid noch ihren eigenen Egoismus ertragen konnte. Es war so schwer… _____________________________________________________ Frohes neues Jahr allen! :) und ich starten voller Elan durch und kommen daher mit einem schön dramatischen, wie immer super gebetatem Kapitel zurück! Schließlich wollen wir diese FF trotz Tiefs, Zeitmangel und Familienplanung noch mal zu Ende bringen! Wir freuen uns, wenn ihr weiterhin mitlest. ;) LG Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)