Menschsein von lunalinn (Ulquiorra/Orihime) ================================================================================ Kapitel 15: Aussprache ---------------------- Ulquiorra hatte Emotionen noch nie wirklich verstanden, geschweige denn für relevant gehalten. Ihm erschloss sich auch nach dem, seiner Meinung nach, unnötigen Ausbruch Kurosakis nicht, was an seinen Worten so furchtbar gewesen sein sollte. Er hatte einen Fakt benannt und nicht gelogen. Sicher, Menschen konnten mit der Wahrheit nicht gut umgehen, doch warum küssten sie sich, wenn sie nicht einmal vor ihren sogenannten Freunden dazu stehen konnten? Menschlicher Unfug. Wenn ihnen ihre Gefühle so wichtig waren, würde es sie wohl kaum kümmern, was andere darüber dachten. Ulquiorra interessierte es nicht, dass Kurosaki und der Quincy nun scheinbar wütend auf ihn waren. Was ihn kümmerte, war die Reaktion der Frau. Sie war ganz blass geworden und hatte im ersten Moment verletzt gewirkt, ehe sie es weggelächelt und etwas Unterstützendes von sich gegeben hatte. Gleichzeitig hatte Ulquiorra dieses Brennen in seiner Brust gefühlt. Diesen Unmut fühlte er nicht zum ersten Mal, wenn es um die Frau und Kurosaki ging. Früher hatten ihn ihre naive Art und die Behauptung über das Herz erzürnt, doch mittlerweile war da noch etwas anderes. Es hing mit der letzten Nacht zusammen, in der die Frau ihm körperlich nahegekommen war. In der Nacht, als er sie gehalten hatte. Sie musste es ebenso gespürt haben wie er – warum also reagierte sie so heftig auf etwas, das ihr inzwischen nichts mehr ausmachen sollte? Sie musste doch gemerkt haben, dass der Aushilfsshinigami sie nicht so ansah, wie sie ihn seit jeher angesehen hatte. Seit er die Frau kannte, stellte sie Kurosaki auf ein Podest, welches dieser aus seiner Sicht nicht verdient hatte. Er war zu ihrer Rettung gekommen, ja, doch dies hätte er für jeden seiner Freunde getan. Es lag nicht ausschließlich an der Frau, sondern an diesem unsinnigen Gerechtigkeitssinn. Kurosaki hatte die Gefühle der Frau nicht verdient – und ebenso sollte diese nicht traurig sein, weil dieser den Quincy ihr vorzog. Möglicherweise lag es nicht einmal an ihr, sondern an ihrem Geschlecht, das sie nicht so einfach ändern konnte. Da sie gegangen und der Quincy ihr bereits nachgelaufen war, konnte er ihr dies nicht sagen. Vielleicht hätte es aber auch nur alles verschlimmert – da war er sich nicht sicher. Sollte er lieber gar nichts mehr zu dem Thema sagen? Vielleicht fand der Quincy bessere Worte, auch wenn dieser ja an ihrem offensichtlichen Leid zum Teil die Schuld trug. Viel zu viele Gedanken, die er sich bereits gemacht hatte, dafür, dass es unerheblich sein sollte. Die Frau war stark und würde sich fangen . Das tat sie immer, egal, was ihr passierte. Da sich die Gruppe aufgrund der verschiedenen Meinungen gespalten hatte, waren sie alle irgendwohin verschwunden. Entweder in die Zelte, zum Strand oder sonst wohin. Normalerweise wäre Ulquiorra froh darüber gewesen, die Zeit allein für sich zu haben, aber der Gedanke an die Frau ließ ihn nicht los, sodass er an der Feuerstelle sitzen geblieben war, um zu warten. „Ernsthaft? Ausgerechnet du bist noch hier?“ Ulquiorra drehte langsam den Kopf, sah zu Kurosaki, welcher ihn finster anstarrte. Nun, er war selbst nicht gerade gut drauf, von daher sollte ihn der andere besser nicht provozieren. Sein Blick glitt kurz zu dem Volleyball des Quincys, den Kurosaki unter dem Arm trug, ehe er diesem wieder ins Gesicht sah. „Der Abschaum und der rothaarige Shinigami belagern das Zelt. Davon abgesehen, dass ich nicht deine Erlaubnis benötige, um mich hier aufhalten zu dürfen.“ Kurosaki verengte die braunen Augen, doch da war noch etwas anderes in seinem Blick. Hatte er gehofft, einer der anderen wäre hier, damit er mit ihnen reden konnte? Nicht, dass es ihn interessierte, was dieser dachte. „Schön“, knurrte dieser, wohl mehr zu sich selbst. „Sollen sie sich halt zusammen das Maul zerreißen…“ Ulquiorra nahm die Bewegung aus den Augenwinkeln wahr, fing den Ball mit nur einer Hand; war das nun ein Angriff? Doch Kurosaki wirkte nicht so, als wäre er enttäuscht, dass ihn der Ball nicht getroffen hatte. „Komm schon. Ich brauche jemanden, mit dem ich mich abreagieren kann – und ich frag bestimmt nicht Tatsuki. Da hängt Rukia rum und wenn ich sie heute noch einmal kichern höre…“ Er ließ den Satz offen und verzog das Gesicht zu einer genervten Grimasse, ehe er sich wieder fing und ihn böse anschaute. „Du laberst mich wenigstens nicht unnütz voll und da der ganze Scheiß deine Schuld ist, machst du’s eben auf die Art wieder gut.“ Ulquiorra war im Allgemeinen nicht begriffsstutzig, aber einen Moment brauchte er dennoch, um zu realisieren, was der Aushilfsshinigami meinte. „Du willst trainieren.“ „Ja. Nennen wir es so. Bälle schmettern. Dampf ablassen. Dir ein paar verpassen, dafür, dass du uns geoutet hast. Was auch immer. Beweg dich!“ Allein für die Worte würde er ihm ein paar verpassen, so viel war sicher. Ulquiorra funkelte ihn an, ehe er sich erhob und den Volleyball mit mehr Kraft als nötig zurückwarf. Kurosaki konnte ihn jedoch mit zwei Händen fangen, erwiderte seinen Blick herausfordernd. „Nun gut.“ Das Grinsen des Aushilfsshinigamis würde er diesem definitiv aus dem Gesicht wischen. Ihr sogenanntes Spiel ging lange. Leider besaß Kurosaki sowohl Kraft als auch Ausdauer und Ulquiorras Gigai hatte seine Grenzen, was das Ganze recht ausgeglichen machte. Bisher hatte noch keiner von ihnen einen Ball ins Gesicht bekommen, auch wenn sie sich nichts schenkten. Scheinbar richtete sich Kurosakis Aggression nicht in erster Linie gegen ihn…und die Wut schien mit den Schlägen generell abzunehmen. Stattdessen vernahm Ulquiorra irgendwann eine seltsame Stimmung zwischen ihnen, die ihm unangenehmer als diverse Anfeindungen war. „…Pause. Ich riskiere nicht, dass du wieder wegen Sonnenstich umfällst oder so.“ Nun, Ulquiorra trug den Hut, von daher war das doch sehr unwahrscheinlich. Die Anmaßung ließ ihn die grünen Augen verengen, doch Kurosaki nahm den Ball an sich und deutete zur Promenade. „Da drüben gibt’s was zu trinken. Komm schon.“ „Erteil mir keine Befehle.“ Kurosaki winkte ab, schien darüber nicht diskutieren zu wollen. Dieser sollte besser aufpassen, denn Ulquiorra fühlte sich zwar ausgelaugter, jedoch reizte ihn der Aushilfsshinigami nach wie vor. Dessen heldenhaftes Verhalten hatte ihn schon immer gestört, aber auf dieser Reise war es noch unerträglicher. Und gerade jetzt, wo die Frau wegen diesem litt, fühlte er umso mehr das Verlangen, diesen zu erledigen. Er wusste, dass er diese Gefühle nicht haben sollte, aber es war sinnlos, sie abzustreiten – jedenfalls vor sich selbst. Die Frau war ihm wichtig geworden. Auch wenn dies eigentlich nicht sein durfte – es war eine Tatsache. Eine, die er wohl akzeptieren musste, so schwer es ihm fiel. „Willst du da Wurzeln schlagen?“ Ulquiorra presste kurz die Lippen zusammen, dann folgte er dem anderen kommentarlos. Dieser machte es ihm wirklich nicht einfach, nicht doch noch eine Dummheit zu begehen… Ein paar Minuten später wusste er immer noch nicht, warum er mit seinem Erzfeind einen Eistee trank. Sie hatten sich wohl kaum etwas zu sagen. Scheinbar war dies aber auch nicht Kurosakis Intention, denn dieser schaute in Richtung Meer, während sie auf billigen Plastikstühlen unter einem Sonnenschirm saßen. Der Wind fuhr ihnen hin und wieder durch das Haar. Menschen liefen an ihnen vorbei. Die ganze Situation war skurril. „Oi.“ Ulquiorra wartete, bis noch etwas kam, denn Kurosaki sah ihn nicht an, als er die Stille brach. „Was haben die anderen gesagt, als ich weg war?“ Ganz langsam hob Ulquiorra eine Braue; deswegen saßen sie hier? Wegen Informationen? Kurosaki war doch sonst so direkt und preschte vor. Er verstand die Menschen wirklich nicht. „Nun, der Abschaum weigerte sich, die Tatsachen zu akzeptieren, und brüllte herum. Der rothaarige Shinigami findet es absurd. Die andere Shinigami wusste es laut eigener Aussage schon länger und erfreut sich an einem mir unerklärlichen Grund daran. Der Hüne denkt, es sei schwer für euch, und der kleine Mensch meint, dass niemand ein Recht habe, darüber zu urteilen. Die Frau und ihre Freundin haben kein Problem damit. Allerdings ist die Frau nicht völlig ehrlich.“ Kurosaki drehte während seiner Worte langsam den Kopf in seine Richtung, ihn grimmig dabei anschauend. „Ernsthaft, Ulquiorra. Du bist seit Tagen mit uns unterwegs und kennst nicht mal die Namen der anderen?“ „Du liegst falsch“, widersprach Ulquiorra ruhig. „Ich kenne sie. Allerdings widerstrebt es mir, sie zu benutzen. Das würde ein falsches Gefühl der Vertrautheit vermitteln.“ „…du Spinner trägst Ishidas bescheuerten Hut. Wie vertraut kann man noch sein, huh?!“ Ulquiorra überging die kindische Beleidigung, die unter seinem Niveau lag. Stattdessen dachte er darüber nach, ehe er schließlich nickte. „Von allen Anwesenden ist der Quincy am wenigsten irritierend.“ „…ich lasse das jetzt mal so stehen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob das ein Kompliment ist“, brummte Kurosaki genervt und trank noch einen Schluck. „…was meinst du damit, dass Inoue nicht ehrlich ist?“ War es klug, etwas erklären zu wollen, das er selbst nicht völlig verstand? Würde die Frau es gutheißen, wenn er sich einmischte und Kurosaki von ihren Gefühlen berichtete? Vermutlich nicht. So viel wusste er inzwischen über die Menschen – immerhin saßen sie scheinbar hier, weil er sich über Kurosaki und den Quincy geäußert hatte. „Ich werde darüber nicht mit dir reden.“ Kurosakis Augenbraue zuckte. „Warum sprichst du es dann überhaupt an?“ „Du hast gefragt.“ Kurosaki schien seine Antwort nicht zu gefallen – nicht, dass es Ulquiorra in irgendeiner Weise kümmerte. Mürrisch wurde er angeblickt, ehe der Aushilfsshinigami wieder nach seinem Eistee griff und einen großen Schluck davon nahm. Dann nahm diese Unterhaltung plötzlich einen anderen Verlauf, als er es erwartet hatte. „Was ist das überhaupt mit Inoue und dir?“ Ulquiorras Miene blieb ausdruckslos, während er den anderen ansah. „Präzisiere deine Frage“, gab er kühl zurück, auch wenn er nicht wusste, ob er das überhaupt wollte. Kurosaki schien bezüglich Gefühlen recht unfähig zu sein, wenn er nicht verstand, was die Frau für ihn empfand…oder empfunden hatte. Dieser war also keine Hilfe, die er in Betracht ziehen würde – selbst wenn er Hilfe gewollt hätte. „Den Mist, den Keigo rumgebrüllt hat, glaube ich jetzt eher weniger. Du bist mindestens so verklemmt wie Ishida. Trotzdem ist da irgendwie was dran. Du kümmerst dich auf einmal viel mehr um sie und bis darauf, dass du uns vor allen geoutet hast, warst du auch weniger ätzend.“ Er war verklemmt? Nnoitra hatte ähnlichen Unsinn von sich gegeben, erinnerte er sich noch. Ebenfalls in Bezug auf die Frau, nachdem dieser ihm zuerst irgendwelche widerlichen Absichten unterstellt hatte. Verklemmt war also das Gegenteil. So etwas wie prüde. Die Definition war ihm bekannt, auch wenn er sie nicht für zutreffend hielt. Er hatte solche kleingeistigen Gedanken eben einfach nicht. „Ich muss dir keine Rechenschaft ablegen“, erwiderte er knapp. Kurosaki schnaubte. „Darum geht’s mir auch nicht. Ich will bloß nicht, dass du Trampel sie verletzt, wenn dir wieder einfällt, dass Menschen unter deine Würde sind. Inoue hat es nicht verdient, schlecht behandelt zu werden. Sie mag dich – warum auch immer.“ Ausgerechnet einen Vortrag von Kurosaki zu hören, ließ ihn wieder diesen Anflug von Zorn fühlen. Bekam er nicht mit, dass er die Frau genauso behandelte, wie er es ihm vorwarf? Am liebsten hätte er es ihm ins Gesicht geschleudert, aber er besann sich; es lag ihm nämlich tatsächlich fern, die Frau zu verletzen. „Das habe ich nicht vor. Anstatt mir zu sagen, wie ich mich zu verhalten habe, solltest du dir lieber Gedanken darum machen, welchen Sinn eure sogenannte Freundschaft macht, wenn ihr so viel voreinander verheimlicht. Das ist lächerlich.“ Kurz schien es Kurosaki die Sprache verschlagen zu haben. Erst sah er ihn an, als wollte er ihn anbrüllen, doch dann musste er wohl erkennen, dass seine Worte den Kern trafen. „Ich hatte nicht vor, irgendwen bloßzustellen. Es kümmert mich aber auch nicht, dass ich es getan habe. Ich bin lediglich auf deine Provokation eingegangen und konnte nicht ahnen, dass es so endet. Im einen Moment hausieren Menschen mit ihren Gefühlen und im nächsten wollen sie nicht, dass jemand davon erfährt. Das ergibt keinen Sinn.“ Kurosaki blickte ihn mit einem schwer zu deutenden Blick an, doch Wut lag nicht mehr darin; stattdessen wirkte er plötzlich zerknirscht. Vermutlich, weil es der Wahrheit entsprach. Menschen reagierten immer so seltsam auf die Wahrheit. „Es ist nicht so, dass wir das für immer geheim halten wollten“, meinte er schließlich langsam. „Nur so lange, bis wir wissen, wo wir stehen und…ach, das ist jetzt sowieso egal. Warum rede ich überhaupt mit dir darüber…“ „Ja. Das erschließt sich mir auch nicht.“ Ulquiorra sah ihn ausdruckslos an, woraufhin der Aushilfsshinigami schnaubte. „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall…“ Ulquiorra fragte sich innerlich, warum er der hoffnungslose Fall war, wo die Menschen es sich mit ihren albernen Emotionen und Regeln so schwer machten. Dann musste er wieder an die Wärme der Frau denken. An den Moment, in dem sich etwas in ihm verändert hatte…und er wusste immer noch nicht, wie er damit umgehen sollte. Vielleicht musste er jemanden fragen – doch sicherlich nicht Kurosaki. Möglicherweise den Quincy. Dieser war der Klügste aus der Gruppe. „…und jetzt komm. Gehen wir zurück.“ Nicht, dass er noch länger Zeit mit Kurosaki verbringen wollte, daher hatte er nichts einzuwenden. Als sie zurückkamen, saß der rothaarige Shinigami mit dem Hünen an der Feuerstelle und sie unterhielten sich. Dass die Gespräche direkt stoppten, war vermutlich nicht der beste Anfang, das verstand sogar er. Während der Hüne direkt freundlich lächelte, sah der Shinigami aus, als wäre er am liebsten aufgestanden und gegangen, um sich der Situation zu entziehen. „Setz dich zu uns, Ichigo“, meinte der Hüne jedoch nur, ehe er zu ihm sah. „Du auch.“ Ulquiorra ahnte, dass sein Zelt noch belagert war, da man den Abschaum nirgendwo kreischen hörte, und darauf hatte er noch weniger Lust als auf diese erzwungene Runde. Kommentarlos nahm er auf einem der Stühle Platz, sah jedoch keinen von ihnen an, um keinen Zweifel daran zu erwecken, dass er kein Interesse an einem Gespräch hatte. „Sicher, dass ich hier erwünscht bin, Chad?“, kam es angesäuert von Kurosaki zurück und der rothaarige Shinigami blickte wütend auf. „Ich habe nichts gesagt, oder?!“ „Mir reicht dein angepisster Blick.“ „Ich gucke ganz normal!“ „Also ist es normal, dass du mir nicht in die Augen sehen kannst?!“ Abarai stand so hastig auf, dass sein Stuhl umfiel, und Ulquiorra rechnete damit, dass sie sich nun prügeln würden. Grob wurde Kurosaki am Kragen seines T-Shirts gepackt und vor das Gesicht des Shinigamis gezerrt. Der Hüne machte kurz den Eindruck, als wolle er dazwischen gehen, ließ es dann jedoch. „Was erwartest du von mir, Ichigo?!“, knurrte Abarai. „Ich meine…ihr zwei streitet, seit wir hier sind – und jetzt kommt ihr daher und seid einfach…ein Paar?! Im Ernst…das ist einfach verrückt, okay?!“ Zornig packte Kurosaki dessen Handgelenk, funkelte ihn an. „Und du denkst, ich finde das nicht verrückt?! Und wir sind kein Paar! Wir sind…wir…verdammt, denkst du, ich habe mir das ausgesucht?! Es ist eben so! Was soll ich machen, huh?!“ „Mir einfach die scheiß Zeit geben, um darauf klarzukommen! Ich…ich hab doch gar nichts dagegen, Mann! Ihr seid beide meine Freunde und wenn es so ist, dann…ist es so. Ich meine…hättest du plötzlich was mit Rukia, wäre ich genauso verstört!“ Bei seinen eigenen Worten wurde der Shinigami rot und auch Kurosakis Wut verrauchte wohl in der Sekunde, als der andere es ausgesprochen hatte. Wie offensichtlich wollte man sein? „Gott, nein. Auf keinen Fall. Nein. Niemals“, kam es stumpf von dem Aushilfsshinigami und er wedelte mit der freien Hand. „Weil du jetzt schwul bist?“ „Weil Rukia und ich nur Freunde sind und das auch immer sein werden!!!“, blaffte Kurosaki ihn an. „Und jetzt nimm deine Hände weg, klar?“ Der Rothaarige sah ihn einen Moment nachdenklich an, doch man vernahm eine gewisse Erleichterung in seinem Ausatmen. Dann ließ er ihn los und rieb sich den Nacken. „Aber du…bist doch jetzt schwul. Du stehst auf Männer.“ „Ich steh weder auf dich noch auf Keigo, falls dich das beruhigt“, murrte Kurosaki deutlich genervt. „Ich steh auf keinen von euch. Das mit Ishida ist was anderes und ich habe auch keine Lust, das zu erklären. Genau wie ich kein bescheuertes Outing wollte. Ich…will nur, dass ihr euch wie immer verhaltet und keine große Sache daraus macht.“ Dafür war es zwar bereits zu spät, aber Ulquiorra lag es fern, sich einzumischen. Er fand das ganze Theater unnötig genug. Abarai sah Kurosaki einen langen Moment einfach nur an, ehe er nickte. „Ja…sorry, ich…ich war einfach überrascht. Ich durfte mir eben schon was von Rukia anhören und…Sado hat eben auch gemeint, dass unsere Reaktion wohl ganz schön beschissen war.“ Kurosaki schnaubte. „Beschissen ist das richtige Wort. Aber egal. Ich…wie gesagt, ich will nicht mehr darüber reden.“ Der rothaarige Shinigami nickte verstehend, lächelte dann schief. „Kann ich verstehen. Also…alles cool zwischen uns?“, fragte er langsam und hielt ihm die Hand hin. Kurosaki zögerte kurz. „Solange du nicht noch mal mit Rukia und mir anfängst, ist alles cool.“ Erneut wurde Abarai so rot wie seine Haare, während Kurosaki scheinbar zufrieden einschlug. Der Mexikaner schmunzelte merklich, was Ulquiorra nicht nachvollziehen konnte. Für ihn waren die beiden Idioten, die sich über Unsinn gestritten hatten. „Wo ist Keigo? Schmollt der noch?“, fragte Kurosaki. „Im Zelt. Mizuiro wollte mit ihm reden“, antwortete der Hüne ruhig. „Ah.“ „Rukia und Tatsuki wollten noch was für heute Abend einkaufen und Ishida und Inoue haben nicht gesagt, wohin sie gehen“, fuhr Abarai fort. Kaum hatte dieser es ausgesprochen, tauchte die Silhouette des Quincys auf. Allerdings ohne die Frau und das war es, was Ulquiorra beunruhigte. Warum war sie nicht mit zurückgekommen? Und warum sah der Quincy aus, als würde er ein schlechtes Gewissen haben? „Muss ich mich mit Ishida jetzt auch aussprechen?“, brummte Abarai Kurosaki zu, welcher schnaubte. „Frag ihn einfach und nerv mich nicht.“ „Oi! Ich will nicht noch mal darüber reden, wenn ich nicht muss!“ „Das ist ja wohl nicht mein Problem! Hättest du dich nicht vorhin wie ein Arsch verhalten, müsstest du das auch nicht!“ „Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut!“ „Ich kann euch hören“, kam es gereizt von dem Quincy, der inzwischen bei ihnen war und sie durch seine Brille anfunkelte. „Und ich wüsste nicht, was es da noch zu bereden gäbe.“ „Na ja, dass ich vorhin nicht gut reagiert hab, also auf die Nachricht, dass ihr zwei jetzt schwul seid und-“ „Wenn ich das Wort noch einmal höre…“, knurrte Kurosaki, woraufhin sich die blauen Augen des Quincys auf ihn richteten. „Wenn du das nicht ertragen kannst, hättest du mich nicht küssen sollen!“, wurde er angefahren und im gleichen Moment verspiegelte die Brille dessen Augen. „Bist du jetzt sauer auf mich, oder was?! “, blaffte Kurosaki ihn an. „Du bist einfach abgehauen, nicht ich!“ „Ich musste meine Gedanken sortieren – tut mir leid, wenn dir solches Verhalten fremd ist!“ „Warum streiten wir überhaupt?!“ „Weil…“ Man sah dem Quincy an, dass er es am liebsten ausgesprochen hätte, es aber aus unerklärlichen Gründen nicht konnte. Dieser presste kurz die Lippen zusammen, ehe er den Kopf schüttelte. „Schon gut. Abarai? Ich muss nicht darüber reden. Nicht jetzt.“ „Eh, okay…“, kam es von dem verdutzten Shinigami. „Sage ich ja“, meinte Kurosaki, wenn er auch skeptisch wirkte in Bezug auf den Quincy, welcher sich immer noch seltsam verhielt. Dieser nickte nur, ehe er tief durchatmete…und sich dann zu Ulquiorra umwandte, der dem hitzigen Gespräch schweigend gefolgt war. „Inoue-san ist runter zum Strand…und sie hat keinen Sonnenhut dabei. Jemand sollte ihn ihr bringen.“ Und dass er derjenige war, stand außer Frage, so wie er angesehen wurde. Zunächst wollte Ulquiorra einwenden, dass die Frau auch gut allein zurechtkam, aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass es hier nicht um den Hut ging. Menschen sagten oft Dinge, die sie nicht so meinten. „Warum kann nicht einer von uns-“ „Kurosaki!“, zischte der Quincy ihn an, welcher ihn verdutzt ansah. „Was denn?!“ „Ulquiorra geht jetzt runter zum Strand und bringt ihr den Hut, der irgendwo in ihrem Zelt liegen wird. Verstanden?!“ Scheinbar ja, denn Kurosakis Miene wurde direkt etwas weniger wütend. Ulquiorra selbst wusste nicht, was das alles sollte, aber er nahm an, dass der Sinn dieses Befehls war, dass er die Frau suchen sollte. War das Gespräch mit dem Quincy dermaßen schlecht gelaufen? In dem Fall würde Ulquiorra es kaum besser machen. Da er aber nicht auch noch Teil dieser irrsinnigen Diskussion sein wollte, erhob er sich stumm und ging zum Mädchenzelt, um den Hut zu holen. Danach würde er nach der Frau sehen…auch wenn er nicht wusste, was das Resultat sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)