Menschsein von lunalinn (Ulquiorra/Orihime) ================================================================================ Kapitel 1: Wider Willen ----------------------- Leise summend führten schlanke Finger den gelben Buntstift über das Blatt Papier, welches vor ihr auf dem Tisch lag. Recht schnell entstand ein großer Kreis, den sie ordentlich auszumalen begann, und rundherum zog die dünne Spitze kleine Striche. Inoue Orihime lächelte zufrieden, malte ihrer Sonne dann mit Rot noch ein lachendes Gesicht auf und betrachtete ihr Werk glücklich. Vorn sprach ihre Lehrerin, Ochi Misato, gerade über die Aufgabe, die sie nach den Ferien abgeben sollten. Einen Aufsatz über das, was sie erlebt hatten…eigentlich ja nichts Neues, so wie jedes Jahr, wenn sie zurückdachte. Eigentlich war daran auch nichts Schlimmes, sie für ihren Teil schrieb sehr gern über schöne Erlebnisse, und nach den ganzen düsteren Geschehnissen in Hueco Mundo wollte sie vor allem diesen Sommer voll und ganz ausleben. Mit ihren Freunden…mit Ichigo und Tatsuki…Ishida…Sado…und vielleicht ja sogar mit Ulquiorra. Letzterer befand sich nun in einem von Urahara angefertigten Gigai und wohnte bei selbigem Ladenbesitzer, seit sie ihn nach dem Kampf mit Ichigo mithilfe ihrer Kräfte zurückgeholt hatte. Wie genau sie das angestellt hatte, wusste sie nicht…aber sie wusste, warum sie es getan hatte. Ulquiorra war sicher keine schlechte Person, ganz bestimmt nicht…denn auch wenn er sie entführt und ihre Freunde bedroht hatte, war er ihr gegenüber niemals gewalttätig geworden. Und wie er nach ihrer Hand gegriffen hatte, als er sich in Asche aufgelöst hatte…sie senkte den Blick wieder aufs Papier, malte der lachenden Sonne mit grün zwei Striche auf die Wangen. Stirnrunzelnd legte sie den Kopf ein wenig schräg, musterte ihr Kunstwerk einen Augenblick lang…dann musste sie ein Kichern unterdrücken. Das sah gar nicht wie Ulquiorra aus…Ihr Blick wanderte wieder nach vorn, zu Ichigo, der nicht wirklich aufzupassen schien, sondern aus dem Fenster sah. Ob er an Rukia dachte? Bestimmt…aber der Gedanke machte sie nicht mehr ganz so traurig wie vor dem Kampf gegen Aizen. Vielleicht weil seitdem so viel passiert war, das sie ein bisschen stärker gemacht hatte, so dass sie nun damit umgehen konnte…mit ihren Gefühlen. Außerdem dachte sie selbst ja auch sehr häufig an Rukia...und an Renji und auch an Rangiku. Seit dem großen Kampf waren nun gut sechs Monate vergangen und in diesen hatten die Shinigami sie noch kein einziges Mal besucht. Eigentlich schade... Orihime lächelte schwach, legte dann den Kopf auf die verschränkten Arme, wobei ein paar kupferfarbene Haarsträhnen ihre Haut kitzelten. „Hm…“ Und ebenso war es schade, dass sie nur noch etwas über ein Jahr auf ihrer Schule waren. Ob sich dadurch etwas ändern würde? Bestimmt…allein weil Ichigo und Ishida Medizin studieren wollten – dafür würden sie sicher wegziehen, womöglich in ein Studentenwohnheim. Und Tatsuki würde vermutlich auch weggehen, um ihren Traum, die stärkste Frau der ganzen Welt zu werden, zu verwirklichen. Sado hatte gewiss auch irgendwelche Pläne für die Zukunft…aber was war mit ihr? Orihime wollte so vieles werden. Sie wollte als Bedienung in ihrem Lieblingscafé arbeiten, weil sie die Kleidung so furchtbar süß fand. Dann wollte sie Krankenschwester werden, um so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Und Modedesignerin wollte sie auch werden…und Friseurin würde sicher auch Spaß machen! Oh, und Köchin wollte sie ja auch werden, damit alle ihr leckeres Essen kosten konnten. So viele Wünsche…aber entscheiden konnte sie sich ja doch nicht. Na ja, ein Jahr hatte sie ja immerhin noch Zeit zum Überlegen und bis dahin würde sie sicher eine Entscheidung getroffen haben, sprach sie sich selbst Mut zu. Sie blickte auf, als der Schulgong ertönte und fast alle Schüler und Schülerinnen jubelnd aufsprangen. Die Sommerferien hatten begonnen...und plötzlich fand Orihime, dass es nicht richtig sein würde, wenn sie nun einfach alle nach Hause gingen. Sie wusste, dass es dann mindestens eine Woche dauern würde, bis sich jemand dazu durchrang, sich zu melden. Also entschied sie sich, etwas dagegen zu unternehmen…dieser Sommer musste einfach total schön werden! Etwas, an das sie sich immer erinnern würden! „Du willst was?“ Tatsuki blinzelte ihre beste Freundin irritiert an, war von deren Vorschlag ein wenig überrumpelt. Doch Orihime strahlte sie nur noch mehr an. „Campen fahren! Am besten in der Nähe vom Strand…dann können wir tagsüber ins Wasser und grillen und abends schlafen wir in Zelten und sitzen am Lagerfeuer und singen Lieder und wir können zusammen kochen und dann-“ „Okay…ganz ruhig, Orihime!“, stoppte Tatsuki den Redefluss ihrer Freundin, musste aber über deren Eifer grinsen. Eigentlich klang das ja gar nicht mal so schlecht…sie mochte Camping jedenfalls, nur… „Wer ist ‚wir‘?“ Orihime funkelte sie aus glänzenden Augen an. „Na, Kurosaki-kun, Ishida-kun, Sado-kun und vielleicht ja auch Asano-kun und Kojima-kun!“, zählte die Kupferhaarige auf. Tatsuki runzelte die Stirn, schien die Leute, die ihr aufgezählt worden waren, kurz nachzuprüfen…dann nickte sie einverständlich. Vielleicht hatte sie ja vermutet, dass Chizuru auch mit von der Partie sein könnte…bekanntlich mochten sich die beiden nicht sehr. Wenn Orihime ehrlich war, waren ihr die überschwänglichen Umarmungen ihrer rothaarigen Mitschülerin aber auch etwas unangenehm. „Du kommst also mit?“, fragte sie erwartungsvoll. „Ja, klar“, erwiderte Tatsuki und lächelte leicht. „Oh, super! Das wird sicher total lustig!“ „Wissen die anderen denn auch schon von ihrem Glück?“ Orihime hielt inne, rieb sich dann verlegen den Nacken; natürlich wussten sie noch nicht davon. „Ähm, nein…noch nicht…wieso, denkst du, sie wollen nicht?“, fragte sie unsicher, legte den Kopf etwas schief. Tatsuki schmunzelte. „Frag sie doch einfach…dahinten sind sie!“ Orihime blickte in die Richtung, in die ihre Freundin zeigte, und sofort hellte sich ihre Miene auf. „Kurosaki-kun!“ Sowohl Ichigo als auch Ishida hatten ihren Vorschlag mit Skepsis empfangen, aber schließlich zugesagt…so wie auch Sado. Keigo und Mizuiro hatten eher durch Zufall mitbekommen, was sie vorhatten, wollten aber auch mitkommen. Orihime verstand nicht recht, warum sie alle so lange mit ihrer Zusage gezögert hatten…immerhin hatten sie so viel gemeinsam erlebt. Oder war das gerade der Grund für das Verhalten der anderen? Sicher…auch sie würde wohl niemals die Zeit in Hueco Mundo vergessen…die schrecklichen Dinge, die dort passiert waren. Ihr Zimmer mit den vergitterten Fenstern…die vielen Leute, die sie hatte sterben sehen. Aber das war jetzt über ein halbes Jahr her und allmählich war es wohl an der Zeit, wieder zum normalen Alltag zurückzukehren…abgesehen von den Hollows, die sich noch manchmal in Karakura-Chou herumtrieben. Oder war sie naiv? Vielleicht ein bisschen… Leise seufzte sie, setzte ihren Weg aber zum Urahara-Shouten fort. Jetzt wo sie fast da war, zweifelte sie doch ein wenig an ihrem Vorhaben – sie hatte schon ihre Gründe gehabt, weshalb sie den anderen verschwiegen hatte, dass sie vorhatte, Ulquiorra zu fragen, ob er nicht Lust hätte mitzukommen. Ichigo, Ishida und Sado wussten, dass er hier war, bei Urahara, und sie hatten auch nichts dagegen; immerhin hatte der Ex-Taichou versichert, dass er aufpassen würde, dass Ulquiorra keinen Schaden anrichtete. Wobei Orihime der Meinung war, dass das nicht unbedingt von Nöten sein würde… Ulquiorra war so beherrscht, dass es beinahe schon komisch war, einen Amoklauf von ihm zu erwarten. Das war überhaupt nicht seine Art, denn auch wenn er die Menschen nach eigener Aussage verabscheute, so hatte er niemals ohne einen Grund getötet. Und welchen Grund hätte Ulquiorra schon, irgendwelche unschuldigen Menschen anzugreifen? Ihr zumindest fiel kein einziger ein – nicht seit Aizen tot war. „Urahara-san? Hallo?“ Stille antwortete Orihime, als sie den Shop betreten hatte…wie eigenartig. Warum brannte denn kein Licht? Machte Urahara etwa Urlaub? Vielleicht sogar mit Yoruichi? Das Mädchen hatte ja schon seit Längerem die Vermutung, dass die beiden zusammen waren. Immerhin kannten sie sich schon Jahrhunderte und sie passten irgendwie auch gut zusammen. Orihime schob den Gedanken vorerst beiseite, fragte sich, ob sie nicht gerade zur Ruhezeit kam…aber der Mittag war ja auch schon lange vorbei und zudem wäre dann bestimmt die Tür abgeschlossen. Sie zögerte kurz, ging dann ein paar Schritte weiter, wollte sich vergewissern, ob nicht wenigstens Jinta und Ururu oder gar Tessai da waren. Doch gerade als sie den Mund aufmachte, um die Namen der drei zu rufen, hörte sie mit einem Mal das Knarzen des Holzbodens hinter sich, erstarrte. „…Was machst du hier, Frau?“ Sie warf vor Schreck die Hände in die Luft, als sie die tiefe Stimme hinter sich hörte, kreischte auf. Dann fuhr sie herum, sah direkt in zwei smaragdgrüne Iriden, die sie so ruhig wie eh und je fixierten. Immer noch ziemlich erschrocken legte sie sich eine Hand auf die Brust, spürte ihr rasendes Herz, versuchte gleichzeitig ihren Atem zu beruhigen. „U-Ulquiorra!“, brachte sie nur heraus, starrte den Schwarzhaarigen perplex an.„Du hast mich erschreckt!“, fügte sie dann vorwurfsvoll an, doch seinem desinteressierten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien ihm das relativ egal zu sein. „Wärst du aufmerksamer gewesen, dann hättest du mich bemerkt“, erwiderte er bloß. Er klang genau wie damals in Las Noches, als er sie in ihrem Zimmer überrascht hatte...sachlich und distanziert. Ohne irgendein Gefühl in der kalten Stimme. Sie schluckte leicht, ehe sie ihm etwas erwiderte, um die Stille nicht noch länger anhalten zu lassen. „Wie lange stehst du schon hinter mir?“ „Seit zwei Minuten.“ „Oh…“ Sie schwieg einen Moment, musterte ihn so unauffällig wie möglich; es war schon eine Weile her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Einen Monat bestimmt…und es war noch genauso seltsam wie beim ersten Mal, ihn ohne seine Maske zu sehen. Der Gigai glich ihm ansonsten bis aufs Haar…sogar die grünen Tränenspuren befanden sich noch auf seinen Wangen. Ob er fröhlicher aussehen würde, wenn sie nicht da wären? Wahrscheinlich nicht…aber vielleicht wenn er einmal lächelte? Seltsamer Gedanke, sich Ulquiorra beim Lächeln vorzustellen…befremdlich. „Urahara Kisuke befindet sich außerhalb dieses Gebäudes.“ Sie nickte verstehend, wenngleich sie etwas überrascht war, dass er ihr das so unaufgefordert mitteilte. „Wo ist denn Tessai-san? Und Jinta-kun und Ururu-chan?“ „Ebenfalls außerhalb“, kam die knappe Antwort. „Ah…“ Wieder war es still zwischen ihnen…und sie wusste beim besten Willen nicht, was sie jetzt sagen sollte. Eigentlich war sie ja wegen ihm gekommen, um ihm von ihrer Camping-Idee zu erzählen. Aber Urahara war für den ehemaligen Espada verantwortlich. Was war, wenn er es nicht erlaubte und Ulquiorra schon eingewilligt hatte? Dann würde er sicher enttäuscht sein…er würde es bestimmt nicht zeigen, aber wer wäre nicht enttäuscht, wenn man sich auf etwas freute, das dann doch nicht möglich war? Was sollte sie denn jetzt machen? „Also…bist du ganz allein hier?“, fragte sie schließlich, wenn auch nur, um das unangenehme Schweigen zwischen ihnen zu brechen. Er nickte. „Hm…und wie ist es so bei Urahara-san?“ Orihime konnte sich eigentlich nur schwer vorstellen, dass Ulquiorra viel Sympathie für den ausgeflippten Shinigami hegte. Sie selbst mochte diesen eigentlich sehr gern, auch wenn er etwas verrückt war. „Erträglich“, antwortete er kurz angebunden. Das klang ja relativ neutral, aber auch nicht so, als würde er sich hier sonderlich wohl fühlen. Bestimmt fand es der Cuarta Espada schon furchtbar, in diesen Gigai eingesperrt zu sein…obwohl, vielleicht war es ja auch ganz angenehm? Rukia hatte sich jedenfalls niemals darüber beschwert. Sie musterte den Schwarzhaarigen ein wenig, fragte sich, ob Urahara oder gar Yoruichi mit ihm einkaufen gegangen waren. Der Gedanke daran, dass die beiden mit ihm gemeinsam shoppen gingen und ihn dabei in die unmöglichste Kleidung zwängten, brachte sie zum Kichern. Na ja, bei dem Humor des blonden Wissenschaftlers konnte Ulquiorra wohl froh sein, dass er nun dunkle Jeans, einfache Turnschuhe und ein schwarzes T-Shirt mit grünen Druckbuchstaben, welche die Worte „Don’t worry, be happy!“ formten, trug. „Was ist so lustig, Frau?“ Ups… „Ach…gar nichts“, sagte sie schnell, lachte nervös, wohl wissend, dass er ihr das nicht abnehmen würde, und sein skeptischer Blick bewies das nur zu gut. Aber ins Gesicht sagen wollte sie ihm ihre Gedanken auch nicht. „Uhm…weißt du, eigentlich bin ich hergekommen, um dich etwas zu fragen“, lenkte sie daher schnell ein. Die Skepsis in seinem Blick schien sich noch zu steigern, was man daran erkannte, dass er die Brauen noch ein wenig stärker zusammenzog. „Worum geht es?“ Ein Zurück gab es nun nicht mehr...blieb zu hoffen, dass Urahara nichts dagegen hatte. „Na ja…“, begann sie, zog mit ihrem Schuh unsichtbare Kreise auf dem Boden, während sie die Hände hinter ihrem Rücken verschränkte, weil sie einfach nicht wusste, wohin damit. „…Ich dachte mir, wir könnten vielleicht zusammen campen fahren“, rückte sie dann mit der Sprache heraus. Keine Reaktion. „Ich meine, in Hueco Mundo war es so trostlos…immer nur Wüste und Nacht…und das finde ich schade, weil der Sommer hier wirklich schön ist! Wir können in Zelten schlafen und ein Lagerfeuer machen, singen und grillen und schwimmen gehen – der Strand ist ganz in der Nähe und…also, natürlich nur, wenn du Lust hast, aber ich wette, es wird dir eine Menge Spaß machen!“ Sie verstummte langsam, als sie merkte, dass er noch kein Wort dazu gesagt hatte, hob zögerlich den Blick. Wenigstens schaute er nicht allzu abgeneigt, eher so, als würde er überlegen. Dann fiel ihr ein, dass er vielleicht gar nicht wusste, was Campen bedeutete…dass er vermutlich wie alle Hollows keine Erinnerungen an solche Dinge aus seinem früheren Leben hatte. Oder noch schlimmer! Was, wenn er sie auch als Mensch nicht erlebt hatte? Das wäre ja wirklich furchtbar, wenn ihm so etwas vorenthalten worden wäre! Wenn dem so war, dann musste Ulquiorra unbedingt mitkommen, damit er das alles nachholen konnte! "Spaß?" So wie der Arrancar es aussprach, konnte man fast glauben, dass er noch nie welchen gehabt hätte – aber so abwegig schien ihr die Vermutung eigentlich doch nicht. An einem Ort wie Hueco Mundo war Spaß nicht von Bedeutung, dort zählte nur das Überleben...und das war mindestens genauso traurig wie die Tatsache, dass Ulquiorra weder Campen noch Spaß kannte. "Ja! Ich bin ganz sicher, dass es dir gefallen würde! Kurosaki-kun und die anderen kommen auch mit! Weißt du, mit Freunden macht das Campen richtig-" "Ich habe keine Freunde", unterbrach er sie unerwartet und sie hielt inne. Seine Miene schien plötzlich noch verschlossener zu sein als zuvor, das kurzweilige Interesse verlosch in seinen grünen Augen, machte der gewohnten Kälte Platz – hätte sie die anderen nicht erwähnen sollen? "Aber du könntest-" "Ich bin ein Hollow, Frau." "Ich w-" "Wie kommst du dann auf den absurden Gedanken, ich würde mich mit menschlichem Abschaum abgeben wollen?" Sie biss sich auf die Lippe, hörte den Satz in ihren Ohren widerhallen...und nach so viel vergangener Zeit war sie einfach nur enttäuscht über seine Worte. Vielleicht war sie ja wirklich naiv gewesen zu glauben, dass Ulquiorra seine Ansichten ändern würde, nur weil sie ihm das Leben gerettet hatte...oder weil sie seinen Worten vom "Herz" irgendwelche Bedeutung zugemessen hatte. Dennoch...auch wenn er so beleidigend war, wollte ein Teil von ihr nicht einfach aufgeben. Also nahm sie ihren Mut zusammen und schaute ihn fest aus ihren anthrazitfarbenen Iriden an. "Ich glaube, dass du nur so redest, weil du es nicht kennst, und weil du es nicht kennst, hast du Angst, es auszuprobieren!" Ulquiorra weitete seine Augen leicht, starrte sie an. "Das ist lächerlich, Frau." "Ist es das?" "Ja." "Wenn das so ist, dann kannst du auch mitkommen!" "... Nein." "Also hast du doch Angst!" "Frau..." Sie überging seine Warnung geflissentlich, erwiderte auch weiterhin unnachgiebig seinen starren Blick. "Es ist doch nichts dabei...oder möchtest du so gern bei Urahara-san bleiben?" Glauben konnte sie das ja immer noch nicht recht. Und da Ulquiorras Antwort erst nach ein paar Sekunden kam, bestätigte dies nur ihre Vermutung, dass der Schwarzhaarige nicht wirklich mit dem Ladenbesitzer sympathisierte. "Darüber diskutiere ich nicht." Anscheinend war er diesbezüglich so stur wie sie selbst, aber dieses Mal würde sie sich durchsetzen! "Ich bin auch nicht zum Diskutieren hergekommen...ich dachte, du freust dich darüber", versuchte sie es weiter. "Weil...du hier doch niemanden hast." Das Letzte hatte sie nur sehr leise gesagt, senkte den Blick ein wenig; manchmal fragte sie sich, ob er sie dafür hasste, dass sie ihn zurückgeholt hatte. Dass er wegen ihr in dieser Welt leben musste, in der er sich nicht auskannte und die er mitsamt ihrer Bewohner verabscheute. Er hatte sich damals nicht bei ihr bedankt...sie einfach nur entsetzt angestarrt. Und sie? Sie hatte nicht gewusst, was sie sagen sollte oder wie sie sich ihm hätte erklären sollen. Oder ob er überhaupt eine Erklärung hatte hören wollen. Sie hatte es einfach getan...und er hatte es hingenommen. "Ich komme zurecht." Eigentlich hatte sie gar keinen richtigen Grund, daran zu zweifeln, immerhin war er ziemlich stark und im Gegensatz zu Hueco Mundo erschien ihr Karakura wie ein Paradies...aber vermutlich erging es ihr so, weil sie hier aufgewachsen war. Weil sie hier zuhause war, während Ulquiorra einfach nur fehl am Platz wirkte. Ganz gleich wie er angezogen war, ob seine Maske fehlte...allein die Art, wie er mit ihr sprach, machte deutlich, dass er gar kein Teil dieser Welt sein wollte. Und sie konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Es war ihre Schuld, dass er jetzt hier war und in diesen Gigai eingesperrt so angepasst wie möglich leben musste...Aber genau deshalb war es auch ihre Aufgabe, ihm zu zeigen, wie schön das Leben hier sein konnte. Wenn er sich nur darauf einlassen würde. "...Wirklich?", stellte sie seine Antwort infrage. "Weißt du, ich glaube dir nicht...ich glaube, dir gefällt es hier überhaupt nicht." Sie machte eine kurze Pause, setzte dann wieder ein Lächeln auf. "Deshalb möchte ich, dass du mitkommst! Damit du siehst, dass es wirklich schön ist, hier zu leben. Ich bin ganz sicher, dass Urahara-san nichts dagegen haben wird! Und-" "Ich habe wogegen nichts?" Orihime hielt inne, als sie die Stimme des Ladenbesitzers vernahm, auch nur wenig später die Tür aufgeschoben wurde und Urahara – scheinbar gut gelaunt – eintrat. "Urahara-san!" Genannter machte ein paar schnelle Schritte auf sie zu, umfasste ihre Hände und schüttelte sie kräftig, ignorierte Ulquiorra vollkommen. "Ah, Inoue-san! Ich wusste gleich, dass du es bist, als ich deine glockenhelle Stimme hörte! Du warst so lange nicht hier! Wie kann ich dir helfen?" Sie erwiderte das strahlende Lächeln des blonden Mannes, während dieser immer noch ihre Hände schüttelte. "Also-" "Oh wie unhöflich von mir! Eigentlich bietet man seinen Gästen erst etwas zu trinken an...Moment!", fiel es ihm dann ein und er drehte sich zu dem Arrancar um. "Eigentlich bist du es, der unhöflich ist! Wirklich, Ulquiorra-san, dass du die arme Inoue-san nicht mal ins Wohnzimmer bittest! So geht man aber nicht mit einer Dame um!", belehrte der ehemalige Taichou der zwölften Division den Schwarzhaarigen und wedelte mit dem Zeigefinger vor dessen Nase herum. "Oh, ähm, nein...schon in Ordnung, nur keine Umstände! Ich wollte ja sowieso nicht lange bleiben!", sagte das Mädchen schnell und hob beschwichtigend die Hände, während Ulquiorra den Shinigami vor sich mit einem eisigen Blick strafte, der klar machte, was er von dessen Tadel hielt. "Nicht? Wie überaus schade...aber nun denn, was kann ich für dich tun?", schenkte ihr Urahara wieder seine Aufmerksamkeit. "Uhm...also, ich bin eigentlich nur hier, weil ich Ulquiorra fragen wollte, ob er mit uns campen fahren möchte...", rückte sie vorsichtig mit der Sprache heraus, sah, wie ihr Gegenüber verblüfft die Brauen hob. "Campen?" Sie nickte bestätigend, woraufhin der Blondschopf dem ehemaligen Espada einen Blick zuwarf, doch dieser schaute bloß stur zur Seite. "Ich habe bereits abgelehnt", teilte er ihm auf dessen unausgesprochene Frage hin mit. Orihime verzog traurig das Gesicht. "Ah...verstehe." Urahara nickte, legte eine Hand ans Kinn und schwieg einen Moment. "Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren und Ulquiorra-sans Sachen zusammenpacken! Bei einem Camping-Ausflug braucht man eine gewisse Ausrüstung!", verkündete er dann plötzlich überaus freudig und erntete von Orihime einen überraschten Blick. Ulquiorra starrte den Ladenbesitzer nahezu tödlich an. "Aber wenn Ulquiorra gar nicht möchte...", wandte das Mädchen zweifelnd ein, erhielt aber nur ein breites Grinsen. "Ach was! Er möchte doch so gern mit, er traut sich nur nicht, der schüchterne Knabe!", behauptete er und klopfte dem Schwarzhaarigen auf die Schulter. "Hab ich nicht Recht, Ulquiorra-san?", fragte er gleich darauf, während Orihime strahlte. Ulquiorra antwortete nicht, aber anhand dessen, dass sein Blick sich noch ein wenig mehr verfinsterte, konnte man erkennen, dass er die Begeisterung der anderen beiden nicht teilte. Der Shinigami zog deshalb den Arrancar etwas näher zu sich, beugte sich zu dessen Ohr vor. "Überleg dir deine Antwort gut", raunte er in einer fast schon unheimlichen Tonlage und noch dazu so leise, dass Orihime es nicht hören konnte. "Mit Inoue-san campen fahren oder hier bleiben...von deiner Entscheidung hängt einiges ab...der Boden muss mal wieder geschrubbt werden...und die Toilette hat es auch wieder nötig. Und vergiss nicht, wer dir immer dein Essen kocht..." Ulquiorra verspürte den schrecklichen Drang, den Blonden mit einem Cero zu pulverisieren...wissend, dass das keine Option war, da der andere einfach in der besseren Position war. Welches bei dieser Entscheidung das kleinere Übel war, fand er nicht schwer zu erraten...die Toilette zu säubern war – besonders im Haushalt Uraharas – stets eine für seine sensiblen Sinne nicht gerade angenehme Erfahrung… Zu allem Überfluss lächelte ihn die Frau auch noch so erwartungsvoll an...was es nicht leichter machte, sondern ihn unter unangenehmen Druck setzte. "Hast du deine Meinung geändert, Ulquiorra? Willst du doch mit?" Er konnte die Euphorie in ihrer Stimme hören. Urahara lächelte ihn immer noch mit diesem Horrorblick an, nahm die Hand nicht von seiner Schulter. Ulquiorra bezweifelte nicht, dass der Shinigami seine Drohung ernst meinte, und darüber hinaus hatte er auch keinerlei Ambitionen, es darauf ankommen zu lassen. Aus dieser Lage gab es wohl kein Entkommen...entweder er ging mit dem Weib und deren Freunden campen – was auch immer das sein mochte – oder Urahara übertrug ihm Tsukabishi Tessais unangenehme Arbeiten. Wehren konnte er sich schlecht dagegen, wie er schon nach relativ kurzer Zeit erkannt hatte, denn auch wenn sich ein Arrancar von Seelen nährte…dieser so genannte Gigai verlangte nach menschlicher Nahrung. Diese Nahrung wiederum forderte einen gewissen Tribut in Form von Papierscheinen und Münzen – die man sich durch Arbeit verdienen musste…und Arbeit hatte Urahara genug. Vielleicht mochten die Regeln in Hueco Mundo primitiv gewesen sein…aber für Ulquiorra waren sie um einiges erträglicher gewesen. Letztendlich blieb ihm nichts anderes übrig, als zu resignieren. "...Ja." "Oh, super!! Das freut mich wirklich! Ich bin sicher, dass du es nicht bereuen wirst!" Wie schön, dass sich da wenigstens Eine sicher war. Ohne etwas darauf zu erwidern, wischte er die Hand Uraharas von seiner Schulter, fixierte diesen kalt. Dies schien den Shinigami allerdings nicht zu kümmern, denn er grinste bis über beide Ohren. „Dann ist ja alles klar, nicht wahr, Inoue-san?“ Orihime strahlte nicht weniger als Urahara, freute sich wirklich, dass sie es doch noch geschafft hatte, Ulquiorra zum Mitkommen zu überreden. Und auch wenn er noch ein bisschen skeptisch wirkte, so war sie doch sicher, dass er ihr schon bald sehr dankbar sein würde. „Ich komme morgen wahrscheinlich nochmal vorbei, wenn wir entschieden haben, wann wir losfahren“, informierte sie den Arrancar, der bloß nickte. Ein bisschen mehr hätte er sich schon freuen können, aber vermutlich war er nur so still, weil er das nicht kannte. Deshalb würde sie ihm auch zeigen, wie toll Camping war! „Dann gehe ich jetzt nach Hause. Tschüss, Ulquiorra! Tschüss, Urahara-san!“ Und mit diesen Worten lief sie an den beiden Männern vorbei, machte sich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen auf den Heimweg. Das würden garantiert die besten Sommerferien werden, die sie je gehabt hatten, dachte sie glücklich. Es konnte gar nicht anders sein, wenn sie es schon geschafft hatte, Ulquiorra dazu zu bewegen mitzukommen! ______________________________________________________________ Orihimes Optimismus müsste man haben...stellt sich die Frage, ob ihre Freunde Ulquiorra genauso positiv aufnehmen wie sie selbst. Aber mehr dazu im zweiten Kapitel! Ich bemühe mich stets sehr, die Charaktere so darzustellen, wie sie auch im Manga/Anime auftreten, und hoffe, dass mir dies gelungen ist. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei , die sich als Beta-Leserin angeboten und ihren Job mehr als gut gemacht hat, bedanken! Die ff ist zwar meine Idee gewesen, ich kann aber wohl behaupten, dass sie selbst auch einen großen Teil dazu beigetragen hat und ich ohne ihre Unterstützung kaum so schnell vorangekommen wäre. ^^ Wir beide würden uns sehr über Rückmeldungen zu diesem Kapitel freuen und hoffen, dass ihr diese ff auch weiterhin mitverfolgt! lg Pia Kapitel 2: Kameradschaft ------------------------ „Ich wusste doch, dass wir viel zu früh dran sind“, murmelte Tatsuki mit einem Blick auf ihre Armbanduhr, ehe sie wieder zu ihrer besten Freundin aufschaute. Diese lächelte ein wenig verlegen, fummelte an dem Reißverschluss ihrer Tasche herum. „Besser zu früh als zu spät, oder?“, erwiderte Orihime und ihre Freundin seufzte leise. „Schon klar.“ „Ich meine…stell dir vor, uns fällt plötzlich ein, dass wir etwas Wichtiges vergessen haben! Dann hätten wir keine Zeit mehr, um noch einmal zurückzugehen! Oder wenn uns aus heiterem Himmel ein Roboter in der Größe eines Dinosauriers angreift und-“ „Ein Roboter?“, fiel Tatsuki ihr ins Wort, sah sie zweifelnd an. „Genau! Oh, sieh mal, da kommt Sado-kun!“ Tatsächlich bewegte sich der der Mexikaner soeben auf sie zu, hob zum Gruß die rechte Hand, während die andere um den Riemen seiner Tasche lag, welche er über seiner Schulter trug. „Siehst du, Tatsuki-chan? Sado-kun ist auch zu früh!“, wandte sie sich dann an das andere Mädchen, welches nur den Kopf schüttelte. „Ich sag ja gar nichts mehr.“ Orihime lächelte, drehte sich dann zu Sado, welcher den Wortwechsel zwischen ihnen mit einem verwirrten Blick verfolgt hatte. „Warum bist du schon hier, Sado-kun?“ „Besser zu früh als zu spät“, antwortete dieser monoton. Orihime nickte bekräftigend. „Stimmt! Das habe ich Tatsuki-chan auch gerade gesagt!“ Die Wahrheit war, dass Orihime die halbe Nacht wach gelegen hatte, was einmal mit der Aufregung wegen des heutigen Tags zu tun gehabt hatte und zweitens mit der Tatsache, dass sie bisher niemandem erzählt hatte, dass Ulquiorra ebenfalls mitkommen würde. Von daher war es ungewiss, wie die anderen darauf reagieren würden…aber sie hoffte das Beste. Keiner ihrer Freunde war eigentlich besonders nachtragend und sicher würden sie sich alle sehr gut verstehen, wenn sie erst einmal da waren. „ENDLICH…FERIEN!!“ Orihime schrak aus ihren Gedanken, als sie die über den ganzen Bahnhof gebrüllten Worte vernahm. „Was zum…?!“, murrte Tatsuki, die genau wie alle anderen Leute herumgefahren war, um zu sehen, wer für dieses Geschrei verantwortlich war. Allerdings war das nicht schwer zu erraten und nur zwei Sekunden später wirbelte Asano Keigo auf sie zu, wobei ihn das Gewicht seiner Tasche beinahe umriss. Dann allerdings hielt er inne, starrte die drei Personen vor sich fassungslos an. „W-Warum seid ihr schon alle da?! Ihr seid viel zu früh!“, regte er sich dann auf, zeigte mit dem Finger auf sie. „Hör auf, hier herumzuschreien, du Idiot!“, brummte Tatsuki entnervt. „Außerdem bist du doch selbst zu früh!“ Sado nickte zustimmend, während Orihime irritiert blinzelte. „Das...das hat damit gar nichts zu tun!“ „Asano hat lediglich befürchtet, dass ihr ihn einfach zurücklassen würdet, wenn er nicht ausnahmsweise überpünktlich ist“, unterbrach eine ruhige Stimme das Gestammel ihres Schulkollegen. Kojima Mizuiro trat neben seinen besten Freund, lächelte gut gelaunt. „Erstmal guten Tag“, fügte er dann noch an, ignorierte Keigos jammernde Proteste, dass das Gesagte gar nicht wahr sei und warum sein Freund ihn schon wieder mit Nachnamen anspreche. Orihime kicherte leise, schüttelte dann den Kopf. „Wir hätten doch gewartet, Asano-kun!“ „Ah! Inoue-san! Du hast so ein gutes Herz!!“, rief Keigo daraufhin, wobei sich bereits Tränen in seinen Augen bildeten. „Nicht nur wunderschön, mit atemberaubend göttlichen Reizen gesegnet, sondern auch sanft wie-“ „Halt die Klappe, Asano!“, fuhr ihm Tatsuki gereizt ins Wort und das Funkeln in ihren braunen Augen ließ vermuten, dass ihr sonst die Hand ausrutschen würde. „Ah! Wie gemein!!“, quengelte der Zurechtgewiesene, gab ein jämmerliches Schluchzen von sich und verzog sich in die Ecke, wo er deprimiert Kreise auf dem Asphalt zeichnete. „Ähm…ist er in Ordnung?“, fragte Orihime ein wenig besorgt, doch Mizuiro winkte ab. „Er kriegt sich schon wieder ein“, versicherte er. „Jetzt fehlen nur noch Ichigo und Ishida“, bemerkte Sado nachdenklich und sie nickte leicht. Eigentlich war es ziemlich untypisch, dass Ishida nicht einer der Ersten war, der sich hier eingefunden hatte. Schließlich war er auch sonst immer seh überpünktlich, vor allem in der Schule. Aber sie hatten ja wirklich noch etwas Zeit, also kein Grund sich zu sorgen. Was sie viel eher beschäftigte, war die Frage, ob Ulquiorra wirklich herkommen würde. Er hatte zwar zugesagt, aber was war, wenn er seine Meinung geändert hatte? Hoffentlich war das nicht der Fall…andererseits hatte der Arrancar sie noch nie angelogen, egal um was es ging. Warum sollte er es jetzt tun? „ICHIGO!!“ Orihime zuckte zusammen, als abermals Keigos laute Stimme erschallte, und blickte auf. Sie bekam gerade noch mit, wie Keigo ein Ellenbogen ins Gesicht traf – was wohl daran lag, dass Ichigo nicht allzu begeistert davon war, einmal mehr mit überschwänglichem Getänzel, schlenkernden Armen sowie einer potenziellen Umarmung begrüßt zu werden. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie erkannte, dass auch Ishida dabei war – jedoch wich dies kurz darauf der Überraschung. „Kuchiki-san! Abarai-kun!“ Die beiden Shinigami hatte sie nun gar nicht erwartet, erst recht nicht weil sie sich so lange nicht hatten blicken lassen. Rukia schien gerade in eine Diskussion mit Ichigo verstrickt, schaute aber auf, als sie ihren Namen hörte. Sie trug ein grünes Kleid, das ebenso geschnitten war wie jene, die sie auch sonst immer in der realen Welt getragen hatte…und sie hatte eine Reisetasche dabei. Genau wie Renji, dessen Kleidungswahl ausnahmsweise nicht so verrückt war wie sonst - vermutlich hatte Rukia da ihre Finger im Spiel gehabt. Hieß das etwa…? „Hallo, Inoue! Es ist lange her, nicht?“, meldete sich die Shinigami zu Wort und erwiderte ihr Lächeln. „Ja…das ist es wirklich. Kommt ihr beide etwa mit?“ Das wäre ja wirklich toll! Orihime mochte eifersüchtig auf Rukia gewesen sein, doch sie hatte sie deshalb nicht weniger gern, und mit Renji verstand sie sich auch gut. „Ichigo hat uns eingeladen, weil-“ „Eingeladen?! Ihr habt euch einfach aufgedrängt!“, fuhr Genannter ihr dazwischen. Doch auch wenn er zornig klang, wusste Orihime, dass er es nicht so meinte und sich mindestens so sehr wie sie selbst freute, dass die beiden wieder hier waren. „Toll gemacht, Ichigo!!“, lobte ihn Keigo und zwinkerte ihm verschwörerisch zu, was sich allein auf Rukia bezog. „Was soll das heißen „aufgedrängt“?! Wir haben uns lange nicht gesehen! Nennst du das Kameradschaft?!“, regte sich Renji auf, ohne Keigo zu beachten. Ichigo schnaubte, woraufhin Rukia einen spöttischen Gesichtsausdruck aufsetzte. „Gibt es etwa ein Problem, Ichigo?“ „…was meinst du?“ „Nun…vielleicht bist du ja nur so schlecht gelaunt, weil wir dich gestern bei etwas Wichtigem gestört haben! Wobei ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, was so wichtig dabei ist, mit Ishida in der Bücherei zu sitzen…“ Der bisher stille Quincy schob seine Brille zurecht, deren Gläser in der Sonne reflektierten und es so unmöglich machten, den Ausdruck in seinen Augen zu lesen. „Das gestrige Zusammentreffen Kurosakis und meiner Wenigkeit basierte lediglich auf einem unglücklich herbeigeführten Zufall.“ „Was heißt hier unglücklich, Ishida?!“, brauste Ichigo auf und funkelte den anderen wütend an. „Solch eine minderbemittelte Frage kann nur von dir stammen, Kurosaki. Aber wenn du es wünschst, werde ich dir die Bedeutung des Wortes "unglücklich" noch einmal genauer erläutern, damit du-“ „Ich weiß, was das heißt, du Klugscheißer!“ „Dann stell mir keine dummen Fragen.“ „Du…“ „Jedenfalls wollten wir mal wieder vorbeischauen und nachdem wir Ichigo und Ishida in der Bücherei – ebenfalls ganz zufällig – getroffen hatten, hat er uns angeboten, in seinem Schrank zu übernachten und heute mit euch mitzufahren!“, schnitt Rukia ihm mit ihrer Erklärung das Wort ab. Orihime runzelte die Stirn, verstand nicht ganz, warum die beiden Jungen schon wieder stritten…aber sie schienen dies jetzt nicht fortführen zu wollen, blickten beide in eine andere Richtung und nur von Ichigo kam ein leises Brummen, dass das nicht stimme Aber sie freute sich auch, dass die beiden Shinigami mitkommen wollten, fand, dass ohne diese etwas gefehlt hätte – sie gehörten ja auch zu ihren engsten Freunden. Tatsuki neben ihr hob eine Braue, schaute genauso verwundert drein wie Mizuiro, während Sado unsicher lächelte – er kannte den Trubel ihrer kleinen Gruppe ja bereits zur Genüge. „Dann sind wir vollzählig, oder?“, bemerkte ihre beste Freundin beiläufig, warf einen Blick in die Runde. Die anderen nickten zustimmend, während Orihime ihre vorigen Befürchtungen einfielen. Noch war Ulquiorra nicht da und dabei wurde es nun wirklich Zeit. Ob er den Weg nicht gefunden hatte? Das zu glauben, so unrealistisch es ihr auch vorkam, war ihr lieber als anzunehmen, dass er doch keine Lust hatte. „Also…“, wandte sie ein, erntete ein paar fragende Blicke. „Hast du noch jemanden gefragt, Orihime?“, wollte Tatsuki wissen, doch sie zögerte mit ihrer Antwort. „Leute…“ Bevor sie dazu kam zu antworten, zog jedoch Keigo die Aufmerksamkeit der anderen auf sich und Orihime war froh darüber; so musste sie ihnen nicht jetzt schon sagen, wer noch fehlte. Sicher würden Fragen aufkommen, warum sie ihn hatte mitnehmen wollen. Vielleicht waren sie doch nicht einverstanden? Aber nein, so sollte sie wirklich nicht von ihren Freunden denken. Schließlich hatte jeder eine zweite Chance verdient, selbst ein Arrancar. „…ist euch eigentlich auch dieser Typ aufgefallen?“ „Welcher Typ?“, fragte Tatsuki irritiert nach, wusste wie auch alle anderen nicht, wen er damit meinte. Keigo schlucke merklich, warf einen nervösen Blick zur Seite, ehe er die Arme um sich schlang, als würde er frieren. „Na, dieser unheimliche Kerl da…der uns schon die ganze Zeit über so anstarrt…“ Er machte eine Miene, als hätte er soeben einen schrecklichen Horrorfilm gesehen, deutete dann mit dem Finger direkt auf besagten Kerl. Orihime blickte auf, weitete die grauen Augen überrascht. „Ulquiorra!“ Vielleicht hätte sie seinen Namen nicht ganz so laut rufen sollen, denn sofort lag alle Aufmerksamkeit auf dem ehemaligen Espada. Dieser stand tatsächlich nur wenige Meter von ihnen entfernt, so dass sie ihn eigentlich hätten bemerken können – aber vermutlich waren sie alle zu sehr von Rukias und Renjis Ankunft abgelenkt gewesen. Verunsichert bemerkte sie, dass niemand etwas sagte, doch die Blicke sprachen nicht gerade Begeisterung aus, sondern eher Unverständnis und Misstrauen. Ulquiorra schien das allerdings nicht wirklich zu kümmern, denn er ignorierte dies einfach, blickte einzig und allein sie an. „Inoue-san kennt diesen grusligen Typen?! Ah!! Nein, nein, nein! Das ist zu viel! Nicht noch mehr zwielichtige Leute!! Das erträgt mein empfindliches Herz nicht, neeeein!!“ Jedoch nahm keiner von Keigos herausposaunten Launen Notiz, was die Situation noch unangenehmer machte. „Was willst du hier, Ulquiorra?“, ergriff Ichigo das Wort und allein sein Ton zeigte, dass er alles andere als begeistert von der Anwesenheit des Arrancars war. Dieser warf ihm allerdings nur einen kühlen Blick zu, doch bevor er etwas sagen konnte, kam Orihime ihm zuvor. „Ich hab ihn gefragt, ob er mitkommen möchte!“ Diesmal erntete sie die irritierten Blicke, hielt diesen aber stand…so wie sie auch zu ihrer Entscheidung stand. Dass nicht jeder sofort damit einverstanden oder gar begeistert sein würde, war ihr von vornherein klar gewesen, aber sie bereute es nicht, Ulquiorra gefragt zu haben. „Weiß Urahara auch davon?“, fragte Renji ruppig und wirkte dabei so, als würde er am liebsten Zabimaru ziehen und auf den Arrancar losgehen. Letzterer dachte wohl dasselbe, denn die grünen Augen verengten sich ein wenig mehr. „Er ist davon in Kenntnis gesetzt“, sagte er dann, klang kühl wie eh und je. Renji schnaubte verächtlich, traute dieser Behauptung wohl nicht ganz. „Es…es stimmt, was er sagt! Ich habe Urahara-san gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn er mit uns kommt…und er war einverstanden“, mischte sich Orihime rasch ein. „Und warum sollte er uns begleiten wollen? Mir ist nicht bekannt, dass Arrancar sich neuerdings für menschliche Freizeitaktivitäten interessieren“, erwiderte Ishida darauf und sein Blick war fast ebenso eisig wie der Ulquiorras. Orihime biss sich auf die Lippe, konnte dem Quincy seine Abneigung gegenüber Ulquiorra nicht verdenken; immerhin hatte dieser ihn im Kampf schwer verletzt. „A-Arrancar?! Was ist das schon wieder?! Seid ihr alle in einer Sekte?! Wer ist der Typ und warum guckt er so schaurig?! Ah!! Das macht mich wahnsinnig!! Das-“ „Sei still, Asano“, schnitt Mizuiro seinem besten Freund, sowohl ruhig als auch interessiert an der Situation, das Wort ab, woraufhin dieser schmollte. „Ist das ein Trick?“, wandte Rukia ein, fixierte Ulquiorra unablässig. „Es ist kein Trick! Wirklich nicht! Es ist sein Ernst! Nicht wahr, Ulquiorra?“ Ulquiorra hatte gewusst, dass es ein Fehler wäre, hierher zu kommen – dass er damit richtig gelegen hatte, zeigte sich jetzt. Die Feindseligkeit Kurosakis und des restlichen Abschaums machte ihm zwar nichts aus, da dies auf Gegenseitigkeit beruhte, doch die Aussicht auf gemeinsame Zeit mit diesen Leuten empfand er bereits jetzt als nervtötend. Er verstand nicht, warum die Frau so sehr auf seine Anwesenheit bestand, schließlich schien sie dadurch nur Probleme mit ihren Freunden zu haben. Allerdings meinte sie es wohl ernst, so wie sie ihn jetzt schon wieder anschaute…mit diesem furchtbar hoffnungsvollen Blick. Eigentlich war die Frau immer voller Hoffnung gewesen, wenngleich er das nicht nachvollziehen konnte. Gerade in dieser Situation nicht, wo es so viel einfacher gewesen wäre, wenn sie ihn wieder weggeschickt hätte. Erwartete sie nun allen Ernstes von ihm, dass er ihre Frage bejahte? Anscheinend. Wie naiv sie war, dass sie glaubte, er sei tatsächlich aus freien Stücken hergekommen… „…ein Kampf liegt nicht in meiner Absicht“, antwortete er schließlich, was der Frau aber zu reichen schien. Orihime nickte bestätigend, lächelte, war das für sie doch ein Ja – auch wenn sie das wohl als Einzige so sah, denn die anderen wirkten nicht sehr überzeugt. „Natürlich nicht, das wäre ja auch vollkommen gegen deine Natur“, erwiderte Ishida sarkastisch. Ulquiorra schwieg. Orihime bemerkte, wie Tatsuki neben ihr den Kiefer anspannte und die Hände zu Fäusten ballte…auch ihre Freundin war nicht besonders gut auf den Arrancar zu sprechen. „Das…ist doch alles schon eine Weile her…können wir nicht…von vorne anfangen?“, versuchte sie die Situation zu retten. „Inoue, gerade du solltest nicht so einfach vergessen, was er getan hat!“, bemerkte Rukia, die ihm ebenfalls nicht zu trauen schien. Renji nickte grimmig, war in dieser Hinsicht mit ihr einer Meinung und irgendwie konnte Orihime es ihnen nicht einmal verübeln. Sicher, Ulquiorra hatte einige schreckliche Dinge getan, die nur schwer gutzumachen waren, aber wenn er sich ändern wollte, dann verdiente er auch eine Chance. „Ich habe nicht vergessen“, sagte sie leise. „Das werde ich auch nicht…aber ich möchte ihm trotzdem eine zweite Chance geben. Und…ich würde mir wünschen, dass ihr das auch tut…“ „Orihime…“, murmelte Tatsuki, sah ihre Freundin mit unentschlossenem Blick an. Die anderen schwiegen, waren sich anscheinend uneinig, wie sie entscheiden sollten. „Dann kommt er mit uns.“ Alle drehten sich zu Ichigo um, sahen diesen verwirrt an und auch Orihime hatte nicht erwartet, dass er sich so schnell dafür aussprechen würde. „Ichigo?! Wieso bist du auf einmal dafür, dass wir diesen furchtbaren Typen mitnehmen?! Neeein!! Ich will nicht, dass er mitkommt, nein, nein, nein!!“, heulte Keigo von Neuem los, erhielt aber nur einen genervten Blick seitens seines Kumpels. „Wer hat dich denn gefragt?“ „Ah…diese Herzlosigkeit ist zu viel für mich!! Du Verräter, Ichigo!“ Schluchzend legte sich Keigo einen Arm über die Augen, wimmerte Mitleid erregend, was von den meisten allerdings ignoriert wurde. „Gibt es vielleicht auch eine logische Erklärung für deine vorschnelle Entscheidung, Kurosaki?“, fragte Ishida und die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Inoue hat ihn nun mal eingeladen…und wenn wir hier noch weiter rumstehen, verpassen wir den Zug. Logisch genug, Ishida?“, erwiderte Ichigo entnervt. „Annehmbar…für deine Verhältnisse“, kam die schnippische Antwort und schon pochte die kleine Ader an der Schläfe des Aushilfsshinigami. Ehe er jedoch etwas entgegnen konnte, ergriff Renji das Wort. „Du traust dem Kerl?“, fragte dieser skeptisch, beobachtete Ulquiorra, der die Diskussion stillschweigend zur Kenntnis nahm, aus den Augenwinkeln. Ichigo zuckte daraufhin nur mit den Schultern. „Ich traue Inoues Entscheidung.“ Orihime lächelte, als sie dies hörte. „Kurosaki-kun…“ Neben ihr seufzte Tatsuki hörbar, fuhr sich durch ihr kurzes Haar. „Also schön…für mich geht das in Ordnung.“ „Tatsuki-chan!“ „Wenn Inoue meint, dass es okay ist, habe ich auch nichts mehr dagegen einzuwenden“, meldete sich Rukia zu Wort und mit Ausnahme von Ishida und Keigo schienen auch die anderen einverstanden. Letzterer zog eine Schnute, sah aus, als würde er jeden Moment wieder losheulen, doch er wischte sich nur über die feuchten Augen, schniefte geräuschvoll. „Wenn es denn unbedingt sein muss…aber ich will nicht neben diesem…diesem Freak sitzen!“ „Ishida-kun?“ Der Quincy warf einen Blick zu dem Mädchen, welches ihn so hoffnungsvoll ansah, dass er sich unmöglich dagegen aussprechen konnte. Ob es ihm nun passte, dass der Arrancar mitkam, oder nicht…eine Wahl hatte da keiner. „Schön. Meinetwegen kann er mit“, erwiderte er so kurz angebunden wie möglich, doch es reichte, um Orihime zum Lächeln zu bringen. „Danke! Hast du gehört, Ulquiorra? Keiner hat etwas dagegen! Ist das nicht toll?“ Ulquiorra fragte sich, ob die Frau überhaupt merkte, dass sie allein der Grund dafür war, weshalb ihre Freunde schließlich doch zugestimmt hatten. Wohl kaum. Die Feindseligkeit dieses Abschaums überraschte ihn weder noch machte sie ihm etwas aus. „Hm“, machte er nur, wich damit einer Antwort aus. Diese Frau strapazierte seine Nerven bereits jetzt mit ihrem sonnigen Gemüt. „Ich möchte euch ja nicht hetzen“, machte sich Mizuiro bemerkbar. „Aber wenn wir noch lange reden, brauchen wir gar nicht erst fahren.“ Kaum hatte er dies gesagt, kam Bewegung in die Truppe und alle griffen rasch zu ihren Taschen, machten sich auf den Weg zum Zug. Ulquiorra tat es ihnen gleich, beeilte sich jedoch nicht, da er absolut keinen Grund dafür sah. Er hielt inne, als sich unerwartet eine Hand auf seine Schulter legte und er wenig später in Kurosakis ernstes Gesicht sah. „Inoue vertraut dir anscheinend, Ulquiorra…und auch wenn ich das nicht tue, hoffe ich, dass du das hier ernst meinst. Wenn du sie nämlich verletzen solltest, kriegst du es mit mir zu tun!“ Ulquiorra hielt dem Blick des anderen stand, spürte den Druck auf seiner Schulter…ehe er die Hand ganz einfach beiseite wischte. „…verstehe“, erwiderte er monoton, ging dann einfach, da er keinerlei Sinn in einem Gespräch wie diesem sah. Das Letzte, was er wollte, war mit Kurosaki über die Frau zu reden. „…dein allgegenwärtiger Beschützerinstinkt hat ihn ja richtig beeindruckt.“ Ichigo schnaubte leise, warf dem Quincy, der soeben neben ihn getreten war, einen Blick zu. „Hast du ein Problem, Ishida?“ Angesprochener antwortete nicht sofort, schaute Ulquiorra nach, ehe er sich doch dazu entschloss, ihn anzusehen. „Hältst du es wirklich für ratsam, den Feind so nah an uns heranzulassen? Für so naiv hätte ich dich nicht gehalten…aber es sollte mich wohl nicht wundern.“ Ichigo knurrte erbost; Ishidas Arroganz, die er wohl einfach nicht ablegen konnte, egal was er ausdrücken wollte, brachte ihn schon wieder zur Weißglut. „Soweit ich mich erinnere, hast du doch auch gesagt, dass es okay sei, oder nicht?“ „Was hätte ich denn noch sagen sollen? Du hast ja schon zu Anfang sehr gut allein entschieden.“ Ichigo hob eine Braue, verstand nicht, warum Ishida jetzt schon wieder so einen Aufstand machte. „Keiner hat dich gezwungen, mir zuzustimmen…was ist eigentlich mit dir los? Mit dem falschen Fuß aufgestanden?“ Der Quincy gab ein abfälliges Geräusch von sich, ehe er sich sein Gepäck schnappte und den anderen folgte, worauf Ichigo es ihm missmutig gleichtat. Er blickte manchmal einfach nicht durch… „Nicht jeder vergisst solche Tatsachen wie die, dass er dir mit einem Cero ein Loch in die Brust gebrannt hat.“ Der Shinigami stockte leicht, warf ihm einen verwirrten Blick zu. „…pass auf, Ishida. Wenn du so redest, könnte man meinen, du würdest ihm wegen mir nachtragend sein“, bemerkte er mit einem leichten Grinsen. Kurz versteifte sich die Haltung des Quincys, ehe er sich fasste, seine Brille abermals zurecht rückte. „Tse…bilde dir bloß nichts darauf ein, Kurosaki. Hauptsächlich bin ich wegen meiner eigenen Verletzungen…wie sagtest du? Nachtragend?“ Ichigo verdrehte die Augen über diese Antwort, war sie doch typisch für den anderen. „Schon klar…“ Ulquiorra war niemals zuvor mit einem Zug gefahren – jedenfalls soweit er sich erinnerte – und nach bereits ein paar Sekunden hatte er sich seine Meinung über diese Art der Fortbewegung gebildet; sie war schrecklich. Anscheinend war die Frau nicht der einzige Mensch, der den Einfall gehabt hatte wegzufahren, wenn man bedachte, dass alle Sitzplätze bereits besetzt waren und sie infolgedessen dicht aneinander gedrängt stehen mussten. Stehen allein war dabei kein Problem für Ulquiorra…vielmehr störte es ihn, dass man kaum eine Bewegung ausführen konnte, ohne jemanden zu berühren. Nicht selten drängte sich beispielsweise ein Ellenbogen in seine Seite – jemand mit einer derart geringen Selbstbeherrschung wie Grimmjow oder Yammy wäre vermutlich bereits ausgerastet. Er verdrängte den Gedanken an die beiden Idioten, blickte auf, als die Frau vor ihm nicht zum ersten Mal gegen ihn stolperte –- das tat sie grundsätzlich immer, wenn der Zug an einer Station zum Stehen kam. „Oh! Tut mir leid!“, sagte sie hastig und auch das nicht zum ersten Mal. Ulquiorra erwiderte nichts, beobachtete mit mäßigem Interesse, wie ihre Freundin mit den kurzen Haaren ihr half, sich wieder aufrecht hinzustellen. „Danke, Tatsuki-chan!“ „Ich hab doch gesagt, du sollst dich an mir festhalten!“, murmelte diese und schüttelte den Kopf, woraufhin die Frau verlegen lächelte. „Ich hab nicht aufgepasst…“ Daraufhin seufzte die andere nur, war dies wohl aber schon von ihrer Freundin gewöhnt. Ulquiorra wandte den Blick ab, fragte sich unwillkürlich, wie lange es noch dauern mochte, bis sie endlich angekommen waren. Es konnten nicht mehr als zwanzig Minuten sein, die sie in diesem Zug fuhren, aber dank des Abschaums, der ihn umgab, fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an. Zudem war es viel zu laut, da alle Menschen durcheinander redeten…nervtötend. „Dürfte ich bitte Ihre Fahrkarte sehen?“ Er hob den Blick, als ihn unerwartet jemand ansprach, und sah in das Gesicht eines scheinbar älteren Mannes mit Bart, der ihm auffordernd die Handfläche hinhielt. „Ähm…das ist in Ordnung, Ulquiorra. Du kannst ihm die Karte zeigen“, mischte sich die Frau ein, als er nicht darauf reagierte. Ulquiorra nickte kaum merklich; die Frau hatte ihm vorher erklärt, dass es Geld kostete, mit diesem Zug zu fahren. Die Karte war ein Beleg dafür, dass sie eben dieses Geld gezahlt hatten und damit befugt waren, das Fahrzeug zu benutzen…Menschen hatten seltsame Regeln. Der Mann nahm die Karte entgegen, prüfte sie kurz, ehe er sie ihm zurückgab und weiterging. Scheinbar musste jeder seine Fahrkarte vorzeigen. „Sie muss…doch hier irgendwo sein…wo ist sie nur?!“ Mit aufgeregter Miene durchwühlte Keigo seine Taschen, suchte vergeblich nach seiner Fahrkarte. „Hast du sie etwa verloren, Asano?“, fragte Mizuiro irritiert, da er genau gesehen hatte, wie sein Freund die Karte aus dem Automaten gezogen hatte. Dieser kam immer mehr ins Schwitzen, suchte weiter, doch er fand sie einfach nicht. „Neeein!! Wie furchtbar! Ich will nicht rausgeschmissen werden und zuhause bleiben!! Nein!! Versteckt mich, Leute!!“, rief Keigo panisch aus, war schon wieder den Tränen nahe, da der Kontrolleur schon in der Nähe war, jeden Moment nach seiner Karte fragen würde. Dass das Rumgehampel und Geschrei diesen erst recht auf ihn aufmerksam machen würde, schien ihm nicht aufzufallen. „Klasse…“, brummte Ichigo genervt, hatte aber schon geahnt, dass nicht alles reibungslos verlaufen würde. Jedenfalls nicht, wenn Keigo mitkam... Er hielt inne, als Ishida neben ihm einen selbstgefälligen Laut von sich gab, gleich darauf seine Brille etwas höher schob und ein beinahe zufriedenes Lächeln zeigte. „Ich ahnte schon, dass so etwas passieren würde...es gibt immer ein unzuverlässiges Glied in der Gruppe“, begann er dann, griff dabei in seine Tasche. Die anderen sahen ihn verwirrt an, wussten nicht, was das jetzt sollte; dass Keigo und Ishida nicht die besten Freunde waren, war ja allgemein bekannt, aber dass er sich darüber freute, dass dieser nun in Bedrängnis geraten war, erschien ihnen doch ein wenig übertrieben. „Ishida!! Du kaltherziger Dämon!!“, heulte Keigo los und klammerte sich schluchzend an Mizuiro, der ihm mit einem gezwungenen Lächeln den Rücken tätschelte. „…aufgrund dieser Tatsache habe ich in weiser Voraussicht“, fuhr der Quincy, ohne das Gejammer zu beachten, fort. „…eine Ersatzkarte gekauft!“ Und mit diesen Worten zog er zwei Karten aus seiner Tasche, hielt sie in die Höhe, so dass sie jeder sehen konnte. Stille. „Ishida!! Mein Kumpel!!“, brüllte Keigo los und streckte die Arme nach ihm aus. Ishida schnaubte leise, richtete seine Brille so, dass die Gläser seine Augen verspiegelten. „Ich meine mich zu erinnern, gerade noch als kaltherziger Dämon betitelt worden zu sein…“ „D-Das…du hast dich verhört! Das habe ich nie gesagt!!“ „Eine Ersatzkarte? Für den Fall, dass einer seine Karte verliert?“, fragte Ichigo von der Seite her, blickte den Quincy ungläubig an. „Hätte ich mir auch denken können…“ Ishida warf ihm einen kühlen Blick zu. „Was willst du damit sagen, Kurosaki?“ „Ach, gar nichts…es ist nur…wer denkt bitteschön an eine Ersatzkarte ?!“ „Für jemanden, der ohne Sinn und Verstand alles mit roher Gewalt niedersticht, das seinem für seine mangelnde Intelligenz kompensierenden Schwert in den Weg kommt, mag dies wohl nur schwer nachvollziehbar sein, aber ich für meinen Teil bevorzuge es, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein“, erwiderte Ishida daraufhin unterkühlt. „Das erklärt natürlich einiges…“, entgegnete der Shinigami mit einem gewissen Unterton. Ishida zog unmerklich die Brauen zusammen, verlieh seinen blauen Augen damit einen skeptischen Ausdruck. „Zum Beispiel?“ Ichigo grinste, deutete dann auf die drei Taschen zu Füßen des Quincys, worauf dieser ihn verwirrt ansah, den springenden Punkt nicht verstand. „Was hast du an meinem Gepäck auszusetzen, Kurosaki?“ „Nichts…abgesehen davon, dass du mehr dabei hast als die Mädchen. Drei Taschen, Ishida! Du hast drei Taschen für eine Woche dabei! Welcher normale Junge braucht so viele Klamotten?“ Ishida sah ihn perplex an, konnte nicht ganz verhindern, dass ihm das Blut in die Wangen schoss, woraufhin er hektisch an seiner Brille rückte. „Das…ich brauche nun mal diese ganzen Sachen! Immerhin bin ich für alles ausgerüstet! Du wirst schon noch sehen und dann komm ja nicht an, weil du dir irgendwas leihen willst!“, redete er sich in Rage, was Ichigos Grinsen jedoch nicht verschwinden ließ. Nach diesem Disput kehrte wieder etwas Ruhe ein und das war ebenso erleichternd wie die Tatsache, dass an jeder Station ein paar Menschen ausstiegen – dass allerdings auch wieder welche zustiegen, hätte nicht sein müssen. Ulquiorra blickte aus einem der Fenster, sah zu, wie die Gegend an ihnen vorbeizog. Allmählich wurde es ziemlich warm im Zug und zum ersten Mal konnte Ulquiorra etwas Positives an dieser eigenartigen Kleidung finden – in seiner weißen Uniform wäre die Hitze vermutlich unerträglich gewesen. Wieder ertönte eine Frauenstimme, welche die nächste Station durchsagte – zu Anfang war Ulquiorra etwas irritiert davon gewesen, aber mittlerweile schenkte er dem kaum noch Beachtung, blickte einfach weiterhin aus dem Fenster. Sein Griff um die Metallstange festigte sich etwas, wusste er doch inzwischen, dass der Zug beim Halten stets ruckte, so dass man leicht ins Wanken geriet. Dieses Mal bremste der Zug allerdings stärker ab als sonst und das nächste, was er hörte, war ein überraschter Aufschrei. Ulquiorra verlor das Gleichgewicht, hatte reflexartig die Hand von der Stange gelöst, als ihn ein Stoß in die Brust getroffen hatte. Der Gigai war nicht so unempfindlich wie der Körper eines Arrancar und dementsprechend schmerzte es, als sein Hinterkopf auf dem Fußboden aufschlug und gleich darauf etwas Schweres auf ihn fiel. „Renji, du zerquetschst mich!“, presste Rukia, die durch den heftigen Ruck seitlich von Renji gegen die Scheibe gepresst wurde, hervor. „Tschuldigung!“, sagte dieser schnell und ließ von ihr ab, was die zierliche Shinigami mit einem Schnauben kommentierte. „Geht doch!“ „Dieser blöde Zugfahrer hat sie doch nicht mehr alle“, murrte Tatsuki ungehalten. „Hey, Ishida…deine Brille hängt schief“, bemerkte Ichigo und deutete mit dem Finger auf des anderen Nase, woraufhin der Quincy ihm einen irritierten Blick zuwarf. Um die unangenehme Situation zu überspielen, drehte sich Ishida, ohne Ichigo eines weiteren Blickes zu würdigen, von diesem weg und kommentierte dessen Aussage lediglich mit einem kurzen Schnauben, während er erhobenen Hauptes und mit verspiegelten Gläsern seine Brille richtete. Sado hatte im Gegensatz zu den anderen kein Problem damit gehabt, sein Gleichgewicht zu halten, und half gerade Mizuiro hoch – als ihm etwas ins Auge fiel. „Oh.“ Abrupt lag die Aufmerksamkeit auf dem Hünen, der das nicht einmal beabsichtigt hatte…und dennoch dafür sorgte, dass jeder mitbekam, was ihm soeben aufgefallen war. „Ahhh!! Was fällt dir ein, die unschuldige Inoue-san zu begrabschen?! Wie kannst du es wagen, ihre sanftmütige Natur und diesen tragischen Unfall für deine finsteren Pläne zu benutzen?! Schande über dich!!!“, kreischte Keigo los, kaum dass er die beiden Personen auf dem Boden entdeckt hatte. „…Inoue-san ist doch, so wie es aussieht, auf ihn drauf gefallen“, bemerkte Mizuiro ruhig. „Lüge!! Sieh nur diesen hinterhältigen Ausdruck in seinen Augen!!“ Orihime zuckte zusammen, als das Geschrei Keigos ertönte und sie damit aus ihrer vorübergehenden Starre riss. Etwas erschrocken sah sie in Ulquiorras Gesicht, welches allerdings keine Regung erkennen ließ. Eben jenem Arrancar war für einen kurzen Moment die Luft weggeblieben, als die Frau ohne jede Vorwarnung auf ihn gefallen war. Aber dies war in Anbetracht ihrer überdurchschnittlich ausgeprägten Kurven, von denen sich besonders ihr Vorbau gegen seine Brust drückte, wohl nicht weiter verwunderlich. Anscheinend war sie gerade nicht imstande sich zu bewegen, starrte ihn noch immer mit hochrotem Kopf an. Ihr Körper fühlte sich weich an…und er glühte, was wohl an der unerträglichen Hitze liegen musste. Er hatte niemals viel von Körperkontakt gehalten und auch jetzt wurde es ihm zunehmend unangenehmer, sie so dicht auf sich liegen zu haben…die Blicke ihrer Freunde machten es nicht unbedingt besser und das penetrante Gebrüll dieses besonders nervigen Abschaums auch nicht. „Frau. Geh runter von mir.“ Sie schnappte nach Luft, als sie seine kühle Stimme hörte, richtete sich hastig auf, während sie fortwährend Entschuldigungen stammelte. „Das…das war keine Absicht, Ulquiorra! Es tut mir so leid! H-Hab ich dir wehgetan? Kannst du aufstehen? Hier, nimm meine Hand – es tut mir wirklich leid, dass ich so schwer bin!“ Mit monotoner Miene blickte er auf die ihm dargebotene Hand der Frau, konnte einen Moment lang ihre Starre nachempfinden. Die Situation hatte plötzlich etwas Vertrautes an sich und Ulquiorra bemerkte, dass er tatsächlich in Versuchung geriet, ihre Hand zu ergreifen. „A-Alles in Ordnung, Ulquiorra?“ Er zuckte kaum merklich zusammen, vernahm genau den besorgten Ton in ihrer Stimme. Schweigend nickte er, ehe er selbstständig aufstand, woraufhin sie die Hand wieder sinken ließ. „Lass gut sein, Inoue. Wenn er dir nicht mal antworten will, hat er deine Sorge gar nicht verdient! Bist du denn in Ordnung?“, mischte sich Kurosaki ein. Ulquiorra bedachte den Shinigami mit einem eisigen Blick, sagte aber nichts dazu; er hatte ja auch niemals behauptet, die Sorge der Frau überhaupt zu wollen. War das wieder ein Versuch, sie zu schützen? Menschen und ihre übertriebenen Gefühlsregungen…er verstand sie nicht. „Eh? Oh, mir geht es gut! Danke, Kurosaki-kun!“, sagte Orihime schnell, schenkte dem anderen ein verlegenes Lächeln. Sie bemerkte Tatsukis skeptischen Blick von der Seite, fügte daraufhin mit immer noch geröteten Wangen an: „Ich bin ja weich gefallen…ehehe…“ Allerdings schienen ihre Freunde das ebenso wenig witzig zu finden wie Ulquiorra, der stur aus einem der Fenster schaute. „Das…ist so unfair“, schniefte Keigo, der einmal mehr in der Ecke saß und leise vor sich hinjammerte. „Warum ist Inoue-san nicht auf mich gefallen?!“ Mizuiro seufzte leise, schüttelte über das Verhalten seines besten Freundes nur den Kopf, während er ihm die Schulter tätschelte. Inzwischen hatte sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt und dieses Mal hielt sich Orihime wirklich an ihrer besten Freundin fest, wollte Ulquiorra nicht noch einmal unter sich begraben. Ob er jetzt wütend auf sie war? Sie musterte ihn nachdenklich, musste aber feststellen, dass es nicht möglich war, seine Mimik zu deuten. Leise seufzte sie, schaute in Gedanken versunken vor sich hin; irgendwie würde sie das wiedergutmachen! „Wir müssen hier aussteigen!“, machte sich Mizuiro mit einem Mal bemerkbar, kaum dass der Zug gehalten hatte, und den Reaktionen der anderen nach zu urteilen, war ihnen das ebenso wenig aufgefallen wie ihr. Sie lächelte leicht, als sie nach ihrem Gepäck griff und aus dem Zug stieg; bestimmt würde von nun an alles besser werden! ______________________________________________________ Wenn Orihime da mal Recht behält... So, das Abenteuer beginnt und Ulquiorra mittendrin, wenn das mal kein Grund zur Freude ist. >:D Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Kapitel zu schreiben, und wie schon beim letzten Mal hat mich auch bei diesem Akt tatkräftig unterstützt. Dazu muss ich sagen, dass sie besonders bei den Streitereien zwischen Ichigo und Ishida mitgewirkt hat - zum Beispiel war die Szene mit der Ersatzkarte ihre Idee, die ich nur dementsprechend umgesetzt habe. :) Das Kapitel wurde ebenfalls von ihr gebetat, in diesem Sinne ein großes Danke! ^^ Wir hoffen beide, dass ihr viel Spaß an diesem Kapitel habt und bedanken uns für die Kommentare beim letzten! lg Pia PS: DEUTSCHLAAAAAAAAAAAAND!!! Kapitel 3: Banalitäten ---------------------- Es war eine ganze Weile her, seit Orihime das letzte Mal einen Campingausflug gemacht hatte. Damals war Sora noch am Leben gewesen und sie erinnerte sich daran, dass sie eine Menge Spaß gehabt hatten. Genau aus diesem Grund wollte sie das hier mit ihren Freunden teilen, mit ihnen so viel Zeit verbringen wie nur möglich, damit der Zusammenhalt noch stärker wurde. Sie warf einen Blick zurück, bemerkte, dass Ulquiorra immer noch ein Stück hinter ihnen ging. Nur mäßig interessiert betrachtete der Arrancar die für ihn sicher sehr ungewohnte Umgebung – in Hueco Mundo gab es keinen einzigen grünen Fleck – und während die anderen über irgendwelche belanglosen Themen sprachen, hielt er sich gänzlich zurück. Orihime wusste, dass es nicht einfach werden würde, Ulquiorra in die Gruppe zu integrieren, schon allein weil er sich so abkapselte…aber das lag bestimmt nur daran, dass er niemals richtige Freunde gehabt hatte. In Las Noches hatte es diesbezüglich kaum Möglichkeiten gegeben…kein Wunder also, dass Ulquiorra sich so zurückhielt, wahrscheinlich war er von so vielen Leuten ein bisschen eingeschüchtert. Und die Vorurteile ihrer Freunde machten es nicht einfacher, selbst wenn diese gemeint hatten, dass er ruhig mitkommen könne. Aber sie würde schon dafür sorgen, dass sie sich alle mit ihm anfreunden würden…wenn sie nur erst einmal gemerkt hatten, dass er eigentlich ganz nett war, würden sich die kleinen Differenzen sicher aus der Welt schaffen lassen! Sie ließ sich ein wenig zurückfallen, bis sie neben ihm ging, und schenkte ihm ein sanftes Lächeln, welches er lediglich mit kühlem Blick zur Kenntnis nahm. Aber etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet, ließ sich davon nicht abschrecken. „Es ist schön hier, nicht?“, fragte sie ihn frei heraus, war gespannt, was er von diesem neuen Umfeld hielt. Bestimmt gefiel es ihm hier auch sehr viel besser als in Hueco Mundo, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand diese düstere, kahle Welt mochte. Hier gab es dagegen keine endlosen Nächte und Wüsten, stattdessen weite, grüne Wiesen, auf denen sich auch schon ein paar Leute niedergelassen hatten, die wohl denselben Einfall wie sie gehabt hatten. Aber dadurch wirkte die Umgebung gleich noch viel lebendiger – wenngleich es nicht so einfach sein würde, sich einen guten Platz zu sichern. „Uhm…ist dir eigentlich auch so warm?“, lenkte Orihime ein, als er keine Antwort auf die gestellte Frage gab, sondern nur still vor sich hin schaute. Die Hitze war im Laufe des Nachmittags noch stärker geworden, aber der Schutz der hohen Bäume um sie herum dämmte diese ein wenig. „…es ist erträglich.“ Sie lächelte nur, hatte so eine Erwiderung schon erwartet; es war nicht Ulquiorras Art, Schwächen zuzugeben. „Aber besser zu warm als zu kalt! Man kann viel mehr machen, wenn das Wetter so schön ist…ah, da fällt mir ein! Ich hab dir ja noch gar nicht von dem Strand erzählt! Bist du schon mal am Strand gewesen, Ulquiorra?“ „Nein.“ Warum fragte sie ihn all das überhaupt? Überflüssiges Geschwätz…was brachte es ihr, wenn er ihr mitteilte, ob er die Umgebung nun mochte oder nicht? Was änderte es, wenn er zugab, dass es in der Tat ziemlich warm war? Und was war dieser Strand schon wieder? Die Frau schien sich jedenfalls darauf zu freuen, erzählte ihm vom Meer – soweit er wusste eine große Ansammlung von Wasser – und von dem Sand – davon hatte es in Hueco Mundo genug gegeben. „Wir könnten eine Sandburg bauen! Außer der Sand ist so heiß, dass wir uns daran verbrennen…das tut ziemlich weh, weißt du? Deshalb sollte man immer Flipflops mitnehmen!“, erklärte sie ihm dann ernst. Flipflops? Die Bezeichnungen der Menschen wurden auch immer skurriler… Das Gerede der Frau verwirrte ihn von Minute zu Minute mehr und er wollte am besten gar nicht erst wissen, was es mit all diesen Dingen auf sich hatte, um sein Denkvermögen nicht mit noch mehr konfusen Informationen zu belasten. „Du redest schon wieder zu viel“, teilte er ihr daher mit, hoffend, dass der Redefluss endlich verstummte. Allerdings blinzelte die Frau nur irritiert, setzte dann ein nervöses Lächeln auf und schaute ihn entschuldigend an. „Tut mir leid, das ist bestimmt alles zu viel für dich…aber du wirst sehen, dass es eine Menge Spaß macht, etwas mit Freunden zu unternehmen!“ Er seufzte innerlich über ihren Starrsinn, fragte sich, ob es Sinn machte, sie erneut darauf hinzuweisen, dass er keine Freunde hatte…dass es ihre Freunde waren, die ihn nur als Mitglied der Gruppe duldeten, weil sie sich aus einem ihm unerfindlichen Grund dafür eingesetzt hatte. Die Entscheidung wurde ihm jedoch abgenommen, als Kurosaki und der Quincy eine Diskussion begannen. „Ich weiß nicht, worüber du dich aufregst, Kurosaki“, erwiderte Letzterer gerade spitz und deutete dann auf den Platz, den er offensichtlich für geeignet hielt. „Wie ich bereits erwähnte, ist die Fläche groß genug für maximal sechs Zelte, wobei ich bezweifle, dass wir überhaupt so viele dabei haben…“, sein Blick traf Keigo, welcher das natürlich nicht auf sich sitzen lassen konnte. „W-Was schaust du mich so an, Ishida?! Etwas zu vergessen ist menschlich! MENSCHLICH!! Genau! Es ist unnormal, dass man immer alles dabei hat! DU bist unnormal!!“ „Es wundert mich, dass du kein Ersatzzelt dabei hast…“, brummte Ichigo, der Keigo ebenso wie Ishida ignorierte. „Und außerdem rege ich mich nicht auf! Nur…wer schert sich darum, wie die Bäume stehen?!“ Ishida gab einen verächtlichen Laut von sich, schob seine Brille etwas höher, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Daran sieht man, dass du keine Ahnung hast. Die Gliederung der Bäume ist insofern von Bedeutung, wenn es darum geht, wind- und regengeschützt zu sein, was die Chancen für eine eventuelle Erkältung sinken lässt. Außerdem spenden sie uns vor allem in der Mittagshitze Schatten und schützen uns damit vor einem Sonnenstich! Da die Kronen nicht zu tief hängen, verringert sich gleichzeitig die Gefahr, einen Brand auszulösen, sollten wir ein Lagerfeuer in Erwägung ziehen.“ Die auf diese detaillierte Erklärung folgende Stille machte deutlich, was auch die anderen davon hielten – bevor Ichigo sich jedoch noch dazu äußern konnte, kam ihm Orihime zuvor. „Ähm, es ist doch nett von Ishida-kun, dass er sich solche Gedanken um uns macht…und der Platz ist ja auch wirklich schön“, schlug sie sich auf seine Seite, woraufhin er ihr anerkennend zunickte. „Danke, Inoue-san.“ „…du hast sie trotzdem nicht mehr alle“, murmelte Ichigo und schüttelte den Kopf. Ishida ließ jedoch lediglich ein triumphales Schnauben vernehmen,, fühlte er sich doch als Sieger dieser Diskussion. „Ich benutze lediglich meinen Verstand, Kurosaki…würdest du das ab und an auch einmal tun, würdest du meine gut durchdachten Entscheidungen vielleicht nachvollziehen können.“ „Ich wette, du hast nur kein zweites Zelt dabei, weil es nicht mehr in die Taschen gepasst hat.“ Das perplexe Schweigen beendete den verbalen Schlagabtausch für einen Moment und Ichigo grinste, wissend, dass er soeben voll ins Schwarze getroffen hatte. „Ich wusste es!“ „Das tut nichts zur Sache!“ Renji seufzte hörbar, sah entnervt zwischen den beiden Streithähnen hin und her…er kriegte sich zwar auch immer mit Ichigo in die Haare, aber die beiden konnten ja gar nicht ohne. Er warf Rukia einen irritierten Blick zu, als diese ein leises Kichern von sich gab. Vielleicht sollte er besser nicht darüber nachdenken…seine Kindheitsfreundin hatte manchmal komische Ideen. Stattdessen räusperte er sich, hoffend, dass ihm mal jemand zuhören würde – was zu seiner Verärgerung nicht allzu häufig vorkam. „Oh Mann...wenn ihr bald mal fertig seid, könnt ihr mir vielleicht mal ne Frage beantworten.“ „Hä?“, kam es von Ichigo, während Ishida lediglich eine Braue hochzog. Renji blickte ernst von einem zum anderen, hatte endlich deren Aufmerksamkeit. „Also…was ist dieses Camping eigentlich?“ Abrupte Stille. „Du weißt nicht, was Camping ist?!“, fand Tatsuki als Erste ihre Sprache wieder, blickte den Shinigami verdutzt an. Dieser spürte die Blicke auf sich, wurde leicht rot um die Nase, ehe er ausweichend zur Seite sah. „Nicht wirklich…“, gestand er dann. „Warum wolltest du dann unbedingt mitkommen, wenn du keinen Plan hast, worum es geht?!“, erwiderte Ichigo verständnislos. „Na ja…Rukia meinte, es würde sicher Spaß machen…“ Ichigo schnaubte, sah dann zu dem Mädchen, welches leise pfiff, ein unschuldiges Lächeln auf den Lippen; die Augenbraue des Aushilfsshinigami begann gefährlich zu zucken… „Weißt du wenigstens, was Camping ist?“ Rukia drehte sich – immer noch lächelnd – zu ihm um, legte leicht den Kopf schief, als sei sie der reinste Engel und verstände seine Wut nicht. „Keinen Schimmer…aber ich bin überzeugt davon, dass du es uns gleich erklären wirst!“ „Ich fass es nicht…“ Ichigo fiel nicht viel mehr dazu ein, warf stattdessen einen ziemlich entnervten Blick zu Ulquiorra, der unbeteiligt da stand und dem Gespräch zuhörte. „Lass mich raten…du weißt auch nicht, was Camping ist…“ Der Arrancar drehte langsam den Kopf in seine Richtung, fixierte ihn mit seinen grünen Augen. „Die Frau informierte mich darüber, dass dieses Camping daraus besteht, dass man in einem so genannten Zelt, welches meiner Ansicht nach nicht mehr als ein Fetzen Stoff ist, schläft. Zudem sprach sie von Tätigkeiten wie Schwimmen und Sandburgen Bauen, welche angeblich dem Spaß dienen und somit komplett sinnlos sind.“ Orihime starrte ihn ebenso wie alle anderen an, wusste nicht recht, was sie dazu sagen sollte. Ulquiorra hatte seine Meinung über ihren Ausflug so sachlich und direkt formuliert, dass es ihr einfach die Sprache verschlug. „Dann hast du Inoue wohl nicht richtig zugehört, Ulquiorra“, erwiderte Ichigo schließlich. „Camping bedeutet vor allen Dingen das Zusammensein mit Freunden…aber davon hast du ja anscheinend keine Ahnung.“ Orihime öffnete schon den Mund, um den Arrancar irgendwie zu verteidigen, doch ihr fiel nichts ein, was sie hätte vorbringen können. Im Gegensatz zu ihr schien Ulquiorra diese Aussage nichts auszumachen oder er zeigte es nur nicht. „Exakt. Ich verstehe nicht, warum es euch Menschen so wichtig ist, soziale Bindungen einzugehen. Eure Existenz ergibt ebenso wenig Sinn wie euer erbärmliches Handeln.“ „Wie redest du eigentlich mit uns?!“, herrschte Tatsuki ihn von der Seite an. „Wenn du das ernst meinst, ist das mindestens so traurig wie deine Visage!!“ „Tatsuki-chan!“ Die Angesprochene schnaubte, blickte den ehemaligen Espada mit funkelnden Augen an…jedoch besann sie sich dann wieder, wenn wohl auch nur Orihime zuliebe. „Tut mir leid…aber diese Arroganz geht mir echt auf die Nerven!“ „Er…meint es nicht so“, versuchte sie ihre beste Freundin zu beschwichtigen, aber diese seufzte bloß, ging nicht näher darauf ein. „Ich glaube, er meint es genau so, wie er es gesagt hat…“, brummte Renji mit einem grimmigen Blick in Richtung des Arrancars. Orihime schluckte hart, spürte genau, dass die Stimmung gerade zu kippen drohte…dabei war sie vor wenigen Minuten noch überzeugt gewesen, dass nun nichts mehr schief gehen konnte. Aber wenn das so weiterging, würden diese Streitereien noch alles verderben...das durfte sie einfach nicht zulassen! „Ähm…sollten wir nicht lieber unsere Zelte aufbauen? Sonst kommt uns noch jemand zuvor und nimmt uns diesen tollen Platz weg, den Ishida-kun so mühsam für uns ausgesucht hat!“, lenkte sie rasch ein und tatsächlich löste sich daraufhin ein wenig die Anspannung. „Inoue hat Recht“, unterstützte Rukia das Mädchen und lächelte dieses an. „Ich muss unbedingt herausfinden, ob dieses Zelt bequemer ist als Ichigos Schrank!“ Ichigos Kopf flog augenblicklich zu der Shinigami herum und er wirkte, als würde er diese gleich erwürgen – wenngleich eigentlich jeder wusste, dass diese Neckereien ganz normal für die zwei waren. „Ich glaub, du-“ „Also los! Auf geht’s, Ichigo! Renji! Bauen wir ein Zelt auf!“, rief sie voller Tatendrang und streckte die Faust in die Luft, reizte den Aushilfsshinigami damit noch mehr. Orihime musste kichern, war froh, dass sie die Situation so schnell hatte entschärfen können…hoffentlich war das die letzte Reiberei gewesen. Sie warf einen Blick zu Ishida, der nicht wirklich überzeugt aussah, es aber wohl wie auch Tatsuki erst einmal auf sich beruhen ließ. „Hast du überhaupt ein Zelt dabei?“, murrte Ichigo gerade, woraufhin Rukias Strahlen noch zunahm. „Ich dachte, Renji und ich könnten mit bei dir schlafen! Wie gestern im Sch-“ „Bei dir hakt es wohl!!“, brauste Ichigo auf, woraufhin die zierliche Shinigami verschlagen grinste. „Kukuku~ verstehe, du brauchst den Platz für jemand anderen…“ „Was soll das schon wieder heißen?!“ „Och, gar nichts…“, säuselte das Mädchen, womit sie Ichigo nur noch weiter zur Weißglut trieb. Orihime wandte sich Ulquiorra zu, der kaum mehr Notiz von dem Szenario nahm, das ihn nur minder interessierte. Sie seufzte leise, machte einen Schritt auf ihn zu, woraufhin er den Kopf hob. „Warum musst du immer so gemeine Dinge sagen?“ Er hob kaum merklich eine Braue, blickte sie so monoton wie sonst auch an. „Ich habe lediglich gesagt, was ich denke.“ So wie damals, kam es ihr unwillkürlich in den Sinn, jedoch verdrängte sie den Gedanken schnell wieder, da sie jetzt sicher nicht an die Zeit in Las Noches denken wollte…er machte es nur so schwierig zu vergessen. „Ich weiß…das ist es ja. Du solltest nicht alles laut aussprechen, was du denkst…damit verletzt du Leute.“ Der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich nicht wirklich, trotzdem schien er kurz darüber nachzudenken…auch wenn der Schluss, zu dem er kam, nicht das war, was sie sich gewünscht hatte. „Das ist lächerlich, Frau.“ Sie seufzte abermals, lächelte schwach über diese Worte; na ja, einfach ändern konnte sie ihn wohl nicht. „Versuch einfach etwas netter zu sein…dann mögen sie dich sicher bald!“ Mit diesem Rat wandte sie sich wieder zu den anderen, die gerade über die Zeltaufteilung diskutierten. „Ich kann doch nichts dafür, dass ich es vergessen habe!!“, heulte Keigo gerade los und sah verzweifelt in die Runde. „Es gibt so viele Dinge, an die ich denken musste!! Seht mich nicht so an!!“ Mehrfaches Seufzen ertönte, wobei Keigos fehlende Zuverlässigkeit eigentlich keine Überraschung hätte sein sollen. „Orihime und ich wollten zusammen in einem Zelt schlafen…wenn Kuchiki-san will, kann sie zu uns rüberkommen“, bot Tatsuki an, woraufhin die blauen Augen der Shinigami aufleuchteten. „Oh, vielen Dank, Arisawa-san! Das ist so freundlich von dir!“, verfiel sie dann wieder in ihre Rolle des netten Mädchens von nebenan, was Ichigo lediglich die Augen verdrehen ließ. „Ähm…schon gut“, murmelte Tatsuki nur etwas überrumpelt. „Dann haben wir aber immer noch zu wenige Zelte. Asano meinte, dass ich bei ihm mit schlafen könne, weil ich keins habe. Aber jetzt, wo er seines vergessen hat…“, bemerkte Mizuiro und seufzte leise. „Ich sage doch, ich kann nichts dafür!!!“, krakeelte der Schuldige sofort. „Ich habe noch ein Zelt“, brummte Sado. Orihime nahm an, dass er damit anbieten wollte, dass auch noch jemand bei ihm schlafen konnte. „Dann kann Kojima-kun doch bei Sado-kun schlafen!“, sprach sie ihren Gedanken aus. „Sag mal, Chad...wie groß ist dein Zelt eigentlich?“, fragte Ichigo skeptisch, immerhin war der Mexikaner nicht gerade klein. Jener antwortete nicht sofort darauf, schien darüber nachzudenken. „Groß genug“, erwiderte er schließlich nicht sehr aussagekräftig und warf einen Blick zu Mizuiro. „Zumindest für zwei Personen.“ Der Kleinere lächelte und nickte dann einverstanden. „Mizuiroooo!! Und was ist mit mir?!“, brüllte Keigo und streckte die Hand nach seinem besten Freund aus. „Vielleicht hat ja noch jemand Platz für dich“, erwiderte dieser immer noch lächelnd und Keigos Hand fiel schlagartig zurück an seine Seite. „Verräter…“, schluchzte er leise und sank verzweifelt zu Boden – was die anderen jedoch ignorierten. „Hat dir Urahara-san ein Zelt mitgegeben, Ulquiorra?“ Der seltsame Ladenbesitzer hatte ihm einige, in seinen Augen, unnütze Dinge mitgegeben, aber kein Zelt…und irgendwie beschlich Ulquiorra der Verdacht, dass er dies absichtlich gemacht hatte. Er konnte sich Uraharas breites, hämisches Grinsen wahrlich bildlich vorstellen… „Nein.“ Die Frau sah ihn verwirrt an, konnte sich darauf wohl keinen Reim machen…ihre Naivität war manchmal schwer erträglich. „Oh…bestimmt hat er es vergessen“, wurde ihm auch schon die Bestätigung geliefert. Urahara Kisuke mochte vieles sein, zum Beispiel nervenaufreibend und hinterhältig…aber ganz sicher nicht vergesslich. Folglich war es nur allzu logisch, dass der Shinigami dies mit Absicht getan hatte, damit er in dieser unangenehmen Situation landete. Ulquiorra ließ den Blick recht knapp durch die Gruppe schweifen, war ihm doch sehr wohl klar, dass er keine andere Wahl hatte, als sich mit mindestens einem das Zelt zu teilen. Ohne Zweifel war dieser Typ, der gerade jammernd auf dem Boden hockte, der nervigste Abschaum…allerdings war der Shinigami mit den roten Haaren auch keine wirklich wünschenswerte Option, erinnerte dieser ihn doch von der Art her zu sehr an Grimmjow. Blieben noch Kurosaki und der Quincy, wobei er in diesem Fall Letzteren vorzog…wenn auch nur, weil dieser im Vergleich zu den anderen noch einen Funken Vernunft zu besitzen schien. Hätte er gewusst, dass es darauf hinauslaufen würde, hätte er sich irgendwo so ein Zelt besorgt und damit seine Privatsphäre gewahrt…aber dafür war es nun aller Wahrscheinlichkeit nach zu spät. Ihm blieb wohl letztendlich nichts anderes übrig, als den Abschaum zu ertragen. „Ichigo!! Mein bester Kumpel!! Lass mich in deinem Zelt schlafen! Zum Zeichen der Freundschaft!!“, krähte Keigo mit einem Mal los und sprang auf seinen Freund zu, welcher die versuchte Umarmung allerdings mit seiner Faust abblockte. Entnervt sah er zu, wie Keigo mit einem Jaulen zu Boden ging, warf dann einen Blick zu Ishida, der sich bisher aus dem Gespräch herausgehalten und somit gehofft hatte, diesem Problem unbeteiligt zu entgehen. „Penn doch bei Ishida!“, murrte er dann und deutete auf besagten Quincy, während Keigo immer noch ausgeknockt auf dem Boden lag. Als ihn jedoch Ichigos Worte erreichten, sprang er wie vom Blitz getroffen auf und formte mit seinen Armen ein großes X, wobei er immer wieder heftig den Kopf schüttelte. „Waah!! Nein!! Ich will nicht bei Ishida schlafen! Nein, nein, nein!! Niemals würde ich mit so einem…einem Streber den Schlafplatz teilen!“ Genannter bedachte Keigo mit einem unterkühlten Blick, woraufhin dieser zu schaudern begann. „Jemanden wie dich würde ich nicht einmal bei Sturm und Gewitter auch nur in die Nähe meines Zeltes lassen, Asano!“, fertigte er den anderen ab, was abermals dessen Geschrei heraufbeschwor. „Du…du herzloser Kerl!!“ Gerade als Ishida darauf etwas erwidern wollte, räusperte sich Rukia vernehmlich und setzte ein beängstigend freundliches Lächeln auf. „Ich habe eine Lösung für dieses kleine Problem, mit der wohl alle einverstanden sein werden!“, flötete sie dann und fing sich damit skeptische Blicke ein. „Renji schläft mit Asano-san und Ulquiorra in Ichigos Zelt und Ishida nimmt Ichigo mit in seines! Na, wie ist das?“ „Moment mal, Rukia! Wieso soll ICH mit dem Gestörten ein Zelt teilen? Ich kann doch auch bei Ishi-“, weiter kam der rothaarige Shinigami nicht, da ihm seine Freundin ohne Vorwarnung auf den Fuß trat. „Au! Spinnst d-“ „Du tust, was ich sage! Keine Widerrede!“, unterbrach ihn das Mädchen bestimmt und blickte den Größeren mit bedrohlich funkelnden Augen an, woraufhin dieser lieber den Mund hielt, nur ein verstimmtes Brummen verlauten ließ. „Ich will aber nicht mit diesen gruseligen Leuten in einem Zelt schlafen! Das kann nicht dein Ernst sein, Kuchiki-san!“, beschwerte sich nun auch noch Keigo und sah sie mit herzzerreißend weinerlichem Blick an. Rukia konterte mit einem verletzten Gesichtsausdruck und legte sich die Hand auf die Brust. „Soll das etwa heißen, du findest meine Idee nicht gut? Habe ich etwa was falsch gemacht?“, fragte sie nahezu verzweifelt und gab damit ihre schauspielerischen Künste zum Besten. „Aber nein, Kuchiki-san!! Weine doch nicht, süße, liebe Kuchiki-san! Ich tue alles, was du willst!“, versuchte Keigo seinen vermeintlichen Fehler wieder gutzumachen und tatsächlich strahlte Rukia schon wieder, kaum dass die Worte ausgesprochen waren. „Oh wirklich?“ „Aber ja!!“ „Dann ist ja alles in Ordnung!“ „Es ist überhaupt nichts in Ordnung!“, widersprach Ishida und ignorierte den Schmollmund der Shinigami dabei großzügig. „Ich habe nie gesagt, dass ich damit einverstanden sei, mein Zelt mit Kurosaki zu teilen!“ „Willst du dein Zelt lieber mit Keigo teilen?“, entgegnete Ichigo grinsend, wohl wissend, dass dem nicht so war. Ishida bedachte ihn mit einem kühlen Blick, schob seine Brille etwas höher. „Ich bevorzuge meine Privatsphäre…auf die ich zweifellos Anspruch habe, da es hier immerhin um mein Zelt geht.“ „Pech, dass wir als Gruppe hier sind und du als Teil dieser Gruppe nun mal Opfer bringen musst“, konterte Ichigo. „Du bist also der Meinung, dass ich für die Fehler anderer büßen sollte, ja?“, kam es schnippisch zurück, woraufhin der Aushilfsshinigami noch breiter grinste. „Na ja…war ja immerhin dein Fehler, kein Ersatzzelt mitzunehmen, oder?“ Der Quincy erdolchte ihn angesichts dieser spöttischen Bemerkung beinahe mit seinem Blick, kam aber nicht dazu, Kontra zu geben, da der andere schneller war. „Wenn ich dir als Zeltpartner nicht recht bin, kannst du meinetwegen auch mit Ulquiorra im Zelt schlafen…ist ja nicht so, als würde ich mich drum reißen…“ „Also schön!!“, entfuhr es Ishida gereizt, doch er besann sich schnell wieder, als er merkte, dass ihn alle anstarrten. „Meinetwegen teilen wir uns mein Zelt…aber wehe, du gibst in der Nacht irgendwelche penetranten Geräusche von dir!“ „Ich werd deinen Schönheitsschlaf schon nicht stören“, erwiderte Ichigo gelangweilt, während er dem verdutzten Renji sein eingepacktes Zelt in die Arme drückte. „Ähm...und was soll ich jetzt damit machen?“ Ratlos schaute Renji in die Runde, musste aber feststellen, dass ihm anscheinend keiner seiner Freunde dabei behilflich sein wollte, dieses Zelt aufzubauen. Folglich blieben ihm nur zwei Möglichkeiten: Entweder er fragte diesen gestörten Typen aus Ichigos Klasse oder aber er versuchte es auf eigene Faust – den Arrancar brauchte er als Hilfe gar nicht in Betracht zu ziehen, immerhin hatte dieser bestimmt ebenso wenig Ahnung wie er selbst. „Du musst das Zelt aus der Tasche holen“, gab ihm Tatsuki einen Tipp. Renji sah sie verdutzt an, nickte dann aber schnell, um nicht allzu blöd auszusehen; schien ja mächtig kompliziert zu sein, dieses Teil aufzubauen. Er atmete durch, nahm den Vorgang dann in Angriff und zog den Reißverschluss auf, ließ den Inhalt der Tasche auf den Boden fallen – er hatte Kuchiki Byakuya überlebt, dann würde er auch das hier schaffen! Also gut...er hatte dieses große Laken, komische Eisenhaken...und ein paar Stäbe, die aussahen wie Houzukimaru in seiner Shikai-Form...aber wie sollte daraus dieses Zelt entstehen? Das musste er wohl noch herausfinden. Unbeholfen griff er sich zwei der Stangen, musterte diese eine Weile und drehte sie ein paar Mal, ehe er die Stäbe ineinander steckte...das funktionierte ja sogar! Mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht sah er auf den nun vollständigen Stock in seiner Hand; ob er den nun irgendwo reinstecken musste? Aber wo...etwas planlos hantierte er mit dem Stab herum, kam aber nicht wirklich weiter, woraufhin er einen zornigen Blick zu seinen beiden Zeltgenossen warf, von denen der eine unbeteiligt dastand, während sich der andere mit Tränen in den Augen die Hand auf den Mund presste und krampfhaft versuchte, nicht laut loszulachen – wenn der Knirps seine Bemühungen so lächerlich fand, konnte er die Aufgabe gern selbst übernehmen! „Ihr könntet auch mal was tun!“, blaffte er gereizt, um die Peinlichkeit der Situation zu überspielen. „D-Das ist doch ein Kinderspiel!“, platzte es aus Keigo heraus, was Renjis Selbstbeherrschung gefährlich zum Kippen brachte. Keigo sprang kreischend zurück, als der Shinigami einen Schritt auf ihn zumachte und ihn dabei so finster anschaute, als würde er ihn gleich mit der Stange verdreschen. Dies tat er allerdings nicht, drückte dem anderen stattdessen besagte Stange in die Hand und sah ihn auffordernd an. „Na los! Fang schon an!“, brummte er, war immer noch schlecht gelaunt wegen seiner offensichtlichen Niederlage gegen ein Stück Stoff. Nur gut, dass sein Taichou nicht dabei war…der hätte ihn als vollkommen unfähig abgestempelt und ihn nie wieder ernst genommen – sofern er das denn überhaupt jemals getan hatte. Innerlich seufzte er leise, schaute dem aufgedrehten Typen dabei zu, wie er die zweite Stange zusammensteckte und dabei kontinuierlich was von „Kein Problem“ und „Wird noch sehen…“ murmelte. Renji mochte nicht viel Ahnung – eigentlich gar keine – vom Aufbau eines Zelts haben, aber er sah sehr wohl, dass Keigo damit auch seine Schwierigkeiten zu haben schien. So wie dieser nämlich mit dem großen Stoffstück herumhantierte, sah es aus, als wollte er irgendeinen verrückten Tanz vollführen. Dann steckte er die Stangen durch die Laschen – verdrehte seinen Körper dabei auf die unmöglichste Art und Weise –, brachte das Zelt aber schlussendlich, wenn auch mehr schlecht als recht, zum Stehen…woraufhin er auf dem Boden herumkroch und diese seltsamen Haken in die Erde spießte – sah echt schräg aus! „Sicher, dass das so richtig ist?“, sprach er seine Gedanken auch gleich laut aus, fühlte wohltuende Schadenfreude. „Natürlich!! Ich kann das!! Sei still!! Du störst meine Arbeit!!“, regte sich Keigo sofort auf und zappelte schon wieder herum – was zur Folge hatte, dass sich der gesamte Halt wieder löste und alles in sich zusammenbrach. Renji sah etwas belämmert auf Keigo runter, der infolge dessen nun unter dem Zelt begraben lag, mit Armen und Beinen ruderte und wie ein kleines Mädchen kreischte, dass er keine Luft mehr bekommen würde. Schließlich konnte er nicht anders, als über diesen Idioten zu lachen, ehe er sich dazu entschied, ihm zu helfen, indem er ihn unter dem Ding hervorzog. „Kinderspiel, ja?“, spottete er grinsend, fing sich einen beleidigten Blick ein. „Das hat man ja gesehen…“ Keigo sah ihn zerknirscht an, erhob sich dann blitzschnell und nahm etwas Sicherheitsabstand von dem gefährlichen Zelt. „Das war nur ein Unfall!! Eigentlich bin ich Weltmeister im Zeltaufbauen!! Jawohl! Ich habe sogar Medaillen!!“, behauptete er, verfiel in erneute Aufregung, woraufhin Renji die Augen verdrehte. „Ist klar…“, brummte er nicht überzeugt, aber bevor Keigo darauf etwas erwidern konnte, wurde ihre Diskussion unterbrochen. „Was ist das, Ishida?!“ "Ein Zelt, wie unschwer zu erkennen ist, Kurosaki." "Ein... Zelt", kam es fassungslos zurück. "Verarsch mich nicht, das ist kein Zelt, das ist ein... ein..." Ichigo rang nach Worten, allerdings fand er einfach keine passenden, um dieses…Ding zu beschreiben. Ishida ließ sich davon jedoch nicht aus der Fassung bringen, hob die Hand und legte sie sanft auf das aufgebaute Zelt, auf dessen weißen Stoff ein riesiges, blaues Kreuz genäht worden war. Mit der anderen Hand schob er seine Brille zurecht, so dass man sich den stolzen Ausdruck in seinen Augen lediglich vorstellen konnte „Dieses Zelt ist eine eigens von mir kreierte Camping-Unterkunft!! Der Stoff ist durch die besonders gute Qualität sowohl wasser- als auch windundurchlässig, das vorne zusätzlich angebrachte Moskito-Netz schützt vor Ungeziefer und darüber hinaus fällt es durch seine geschmackvolle Fassade auf! Du solltest dich geehrt fühlen, dass du diese Perfektion als Schlafplatz benutzen darfst!“ Schweigen. „Da geh ich nicht rein!!“, entfuhr es dem Shinigami schließlich, während er das Zelt feindselig anstarrte, die Arme vor der Brust verschränkt. „Schön! Dann schlaf halt draußen!“, erwiderte Ishida eine Spur kühler, fühlte sich wohl durch diese Aussage beleidigt. „Besser als in diesem Ding…“ „Tse…mir war gleich klar, dass ein Banause wie du keinerlei Verständnis für eine Kreation wie dieses Meisterwerk von einem Zelt haben würde!“ „Was heißt hier Banause?!“, knurrte Ichigo und deutete mit dem Finger auf besagtes Zelt. „Kein normaler Mensch würde sich in so was wohl fühlen!“ „Aber warum denn nicht, Kurosaki-kun?“, mischte sich plötzlich Orihime ein und lächelte die beiden Streithähne gut gelaunt an. „Ishida-kuns Zelt ist doch richtig hübsch, nicht wahr, Tatsuki-chan?“ Die Angesprochene murmelte nur etwas Unverständliches, legte nicht gerade viel Wert darauf, sich an diesem Gespräch zu beteiligen; es reichte ihr schon, dass auf Orihimes Zelt – das sie sich ja zu dritt mit Rukia teilten – kleine Blümchen gestickt waren. Ichigo warf dem Mädchen mit dem kupferfarbenen Haar einen ungläubigen Blick zu. „Das ist nicht dein Ernst…“ „Inoue-san verfügt eben über einen erlesenen Geschmack, der dir zu meinem Bedauern komplett zu fehlen scheint, Kurosaki“, gab Ishida schnippisch zurück und schenkte Orihime ein anerkennendes Nicken, was diese verlegen kichern ließ. „Tut mir ja leid, dass ich so unkultiviert bin“, murrte Ichigo sarkastisch. „Das sollte es allerdings!“ „Immer noch besser als so ein peinliches Zelt zu besitzen!“ „Es ist nicht peinlich!“, fuhr Ishida ihn an, was Ichigo zum Grinsen brachte. „Wenn du das glaubst…“ „Dein mangelnder Sinn für Ästhetik ist das einzig Peinliche hier, Kurosaki!“ „Nicht so peinlich wie der Gedanke an ein Ersatzzelt, Ishida.“ „So etwas einzukalkulieren, ist völlig natürlich!!“ „Ja klar…“ Renji schüttelte innerlich nur den Kopf über die beiden Jungen, wandte sich dann wieder ihrem Problem zu; er blickte immer noch nicht durch, wie das Teil aufgebaut werden musste, damit es endlich stehen blieb, und dieser Trottel hatte ja auch keine Ahnung davon. Dabei lebte der doch in dieser verrückten Welt, sollte er da nicht auch über Zelte Bescheid wissen? Der Rotschopf knurrte frustriert, wusste einfach nicht weiter…und zu allem Überfluss schien der Arrancar sich überhaupt keinen Kopf darüber zu machen, wie – er hielt inne, kam ihm soeben eine Idee. Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht ging er auf Ulquiorra zu, der ihn mit einem kühlen Blick bedachte, von dem Renji sich aber nicht abschrecken ließ – er kannte die Launen seines Taichou, da war das hier nicht der Rede wert. „Da!“, mit diesen Worten drückte er ihm eine der Stangen, die sich wegen Keigos Unfall komplett gelöst hatten, in die Hand. „Versuch du es doch!“ Er beobachtete, wie Ulquiorra den Stab in seiner Hand mit einem kritischen Blick bedachte und einen Moment befürchtete Renji, dass er ihm mit dem Ding eins überziehen würde – bei Hollows wusste man ja nie! Dies tat der Arrancar allerdings nicht, ging stattdessen mit unveränderter Miene an ihm vorbei und holte ein dünnes Heft aus der immer noch auf dem Boden liegenden Tasche. „Er liest die Anleitung!! Neeein!! Noch so ein Streber!!“, heulte Keigo neben ihm auf und Renji sah ihn irritiert an. Für das Zelt gab es eine Anleitung? Vielleicht hätte er die ja auch lesen sollen, dann wäre es vielleicht einfacher gewesen…na ja, egal, das musste ja nicht bedeuten, dass Ulquiorra deshalb plötzlich Zelte aufbauen konnte. Sicher war er noch unfähiger als der heulende Idiot neben ihm! Dies schien allerdings nicht der Fall zu sein, denn kaum dass der Arrancar die Anleitung beiseite gelegt hatte, machte er sich unvermittelt und überraschend zielstrebig für seine Einstellung gegenüber dem menschlichen Treiben ans Werk. Renji klappte die Kinnlade herunter, als er beobachtete, wie schnell Ulquiorra die Stäbe wieder durch den Stoff zog und diese seltsamen Haken in den Boden rammte, um dann die Leinen dort zu befestigen und schließlich…stand das Zelt tatsächlich. So einfach ging das? „Ahh, ich wusste es!!“, krähte Keigo los und zeigte mit dem Finger anklagend auf den Arrancar, der dagegen keinerlei Notiz von diesem nahm. „Er ist genau so ein entsetzlicher Klugscheißer wie Ishida!!“ „Immer noch besser als so ein minderbemittelter Volltrottel wie du zu sein, Asano!“, schoss der Quincy, der das Wortgefecht mit Ichigo kurz unterbrochen hatte, zurück, was Keigo mit erneutem Geschrei kommentierte. Ulquiorra schwieg, empfand es als überflüssig, sich zu diesem primitiven Geschwätz zu äußern; von der Intelligenz her schien dieser besonders laute Mensch Yammys niedrigem Niveau in nichts nachzustehen und das allein war schon Grund genug, ihn zu verabscheuen. Darüber hinaus konnte er nicht nachvollziehen, wie man an solch einer banalen Aufgabe scheitern konnte, wobei es lediglich erforderlich war, den Instruktionen der Anleitung zu folgen. Möglicherweise wollte dieser nervige Typ gerade mit seinem Geschrei aber auch nur seine Unfähigkeit überspielen, was im Endeffekt noch erbärmlicher war. Dass er ausgerechnet mit diesem das Zelt teilen sollte, erschien ihm doch zu viel der bitteren Ironie und als wäre das nicht genug, musste er auch noch den mindestens genauso nichtsnutzigen Shinigami ertragen. Wäre es nach Ulquiorra gegangen, wäre er längst von hier verschwunden – allerdings blieb ihm diese Option ja dank Uraharas Drohung verwehrt. Somit hatte er wohl letzten Endes keine andere Wahl als durchzuhalten...er hatte so manch nervtötenden Arrancar in Las Noches ertragen, da würde er wohl auch ein paar Menschen und Shinigami überleben. ________________________________________________________ So, hier ist das neue Kapitel, ich hoffe, ihr habt daran Gefallen gefunden. :) Zu der Wartezeit von zwei Monaten ist Folgendes zu sagen: Erstens ist eine sehr gute Bekannte verstorben, weshalb es wohl zu verstehen ist, dass mir die ff zu diesem Zeitpunkt ziemlich egal war. Und zweitens gibt es noch andere Dinge in meinem Leben, die mir wichtig sind...Freunde zum Beispiel. Diese ff wird auf jeden Fall fortgesetzt, es wird halt nur ab und an etwas Geduld erfordern. Des Weiteren bedanke ich mich ganz herzlich bei den fleißigen Kommi-Schreibern...ich lese jeden Kommentar aufmerksam durch und freue mich sehr über eure ehrliche Meinung! hat auch dieses Mal ihre Finger im Spiel gehabt und ordentlich gebetat, hier noch mal ein großes Danke! :) Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. lg Pia Kapitel 4: Albtraum ------------------- Die Nächte in Hueco Mundo waren so endlos wie die Wüsten dort gewesen, aber da Hollows sich von spiritueller Energie ernährten, brauchten sie keinen Schlaf, um ihre Kraftreserven aufzufüllen. Ulquiorra hatte sich niemals zuvor Gedanken darüber gemacht, wie es wohl wäre, auf solch nichtige Maßnahmen angewiesen zu sein. Sicher, auch ein Hollow erschöpfte beispielsweise nach einem Kampf und brauchte eine Weile Ruhe, aber außer Starrk hatte er niemals einen von ihnen schlafen gesehen – letzteres vielleicht auch nur, da der Primera Espada es vorgezogen hatte, an jedem noch so unmöglichen Ort zu schlafen…vielleicht war er aber auch nur auf der Flucht vor Lilynette eingedöst. Ulquiorra hatte von dem Tod der beiden Arrancar erfahren, nachdem Urahara ihm sozusagen Asyl gewährt hatte. Außer ihm selbst schien niemand von ihnen überlebt zu haben…und es machte ihn nicht einmal traurig, hatte er die restlichen Neun schließlich allesamt nicht ausstehen können. Harribel und Starrk waren zwar noch die erträglichsten Espada unter Aizens Führung gewesen, doch ihr Verlust berührte ihn kein Stück, hatte er sowieso nur das Nötigste mit ihnen zu tun gehabt. Er schloss für einen Moment die Augen, verdrängte den überflüssigen Gedanken an die anderen recht schnell; dieses Kapitel war für ihn sowieso endgültig abgeschlossen…ganz im Gegensatz zu dem, was er gerade durchleben musste. Nähe zu anderen Lebewesen war für ihn, seit er denken konnte, ein Graus gewesen und dank seines hohen Rangs hatte er diese immer gut vermeiden können – kam ihm jemand unerlaubterweise zu nahe, reichte meistens ein Cero aus, um dies zu unterbinden. Allerdings waren das die Regeln in Las Noches gewesen…in der Menschenwelt galten gänzlich andere und eine davon besagte, dass es unter allem Umständen verboten war, einem Störenfried einfach so den Kopf von den Schultern zu schießen – gewiss ein nerviges Verbot, aber er war anhand gewisser Umstände gezwungen, dieses nicht zu brechen. Dies war auch der Grund dafür, dass er in diesem eigenartigen Ding namens Schlafsack lag und schon seit bestimmt einer Stunde an die niedrige Decke des Zeltes starrte – zu seiner linken Seite befand sich der Shinigami, während der Mensch die rechte Seite in Anspruch genommen hatte. Beide waren ziemlich schnell eingeschlafen, was Ulquiorra nicht wirklich nachvollziehen konnte – möglicherweise hatte sie die unnötig lange Diskussion darüber, wer wo schlafen sollte, aber auch erschöpft. Wie auch immer…er fand die Stille jedenfalls angenehmer als das dauerhafte Geschrei. Außerdem verlangte der Gigai inzwischen nach Schlaf, so dass es ihm selbst schwer fiel, die Augen offen zu halten, was gleichermaßen störend und ungewohnt war. In Hueco Mundo hätte man sich so etwas kaum leisten können, wenn man auch nur über ein bisschen Überlebensdrang verfügt hatte – wer unaufmerksam war, starb schnell, und keinen scherte es. Hier dagegen musste er sich wohl darauf verlassen, dass er wirklich sicher war…denn wenn er seinem Gigai noch länger Schlaf entzog, würde er den nächsten Tag kaum überstehen. Also ignorierte er seinen Instinkt und schloss nach einigen Sekunden die Augen. Nachdem er sich erst einmal dazu überwunden hatte, war es eigentlich nicht mehr so schwer, sich etwas zu entspannen, und langsam driftete sein Bewusstsein ab…bis ihn etwas ins Gesicht traf. Ulquiorra fuhr reflexartig hoch, wobei das Ding, welches ihn getroffen hatte, in seinem Schoß landete…und sich als Arm des Shinigamis neben ihm entpuppte. Dieser schnarchte lauthals, während er sich unruhig bewegte, Arme und Beine weit von sich gestreckt hatte – die Decke hatte er bereits abgestrampelt, so dass Ulquiorra der Blick auf die entblößte Brust nicht erspart blieb. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit Grimmjow…das schien sich wirklich zu häufen. Der Arrancar verzog keine Miene, wenngleich er schon jetzt mehr als genervt von diesem unbeherrschten Idioten war, packte dann dessen Handgelenk und entfernte es kurzerhand aus seinem Schoß. Unter anderen Umständen hätte er bereits einen Cero abgefeuert…aber solch eine Strafe für diese Unverschämtheit stand hier außer Frage. Stattdessen rutschte er ein Stück von dem Rotschopf weg – darauf achtend, dem Menschen auf der anderen Seite nicht näher als nötig zu kommen – und versuchte dann abermals zu schlafen, schloss konzentriert die Augen. Stille…ehe das Gebrummel wieder losging, dieses Mal noch lauter als zuvor, und als wäre das nicht genug, warf sich der Shinigami auch noch unkontrolliert herum. Ulquiorra spannte sich an, als der Mann neben ihm sein Bein auf seinen Schlafsack legte, einfach so verharrte. Nur mühsam gelang es ihm, die Mordgedanken zu verdrängen, immerhin galten diesbezüglich klare Regeln für ihn…also blendete er den anderen, so gut es ging, aus, kehrte ihm den Rücken zu – was allerdings keine gute Idee gewesen war, wie sich wenig später herausstellte. „Hm…Inoue…-san…“ Ulquiorra zog die Brauen etwas zusammen, als der Name der Frau an seine Ohren drang; Szayel hatte damals so genannte „Träume“ erwähnt, in denen Menschen gewöhnlich ihre Erlebnisse verarbeiteten. Soweit er das verstanden hatte, konnte es sich dabei aber auch um Wunschgedanken handeln… „…süße…Inoue-san…lass mich deine prallen…Melonen…anfassen…nur…einmal…“, nuschelte der Mensch und bewegte sich zu seinem Unglück auch noch auf ihn zu. Dabei lag ein nahezu seliges Lächeln auf dessen geöffneten Lippen, von denen Speichel auf sein Kissen tropfte, während er die Hände ungezielt ausstreckte, als wollte er etwas greifen. Ulquiorra drehte sich wieder auf den Rücken, starrte an die Decke des Zeltes, während er das alles zu ignorieren versuchte…was ihm merklich schwer fiel. Der Mensch erinnerte ihn an Nnoitra und seine Perversionen, schien ebenso kleingeistig wie dieser zu sein. Als würde sich die Frau jemals solch widerlichen Gelüsten hingeben…vulgäres Geschwätz. „Hoero…Zabimaru!!“ Ulquiorra zuckte zusammen, als sich die Faust des Shinigamis knapp neben seinem Kopf in das Kissen bohrte, und aus einem inneren Impuls heraus hob er den Zeigefinger, welcher sogleich grün aufglühte. Jedoch besann er sich noch rechtzeitig, schoss den Cero nicht ab, da er im selben Moment begriff, dass dies kein willkürlicher Angriff auf ihn gewesen war – der Rothaarige griff ihn wohl kaum mit geschlossenen Augen an und das laute Schnarchen sprach ebenfalls gegen eine bewusste Aktion. Der Arrancar atmete beherrscht durch, als der Oberkörper Abarai Renjis halb auf ihn fiel…und dreist dort liegen blieb. „Ah, Inoue-san…“, tönte es von links und Ulquiorras Braue zuckte gefährlich nach oben, während er den Jungen neben sich mit einem eisigen Blick bedachte. Doch dieser bekam das natürlich nicht mit, griff überschwänglich in die Luft und spitzte seine Lippen, was einfach nur lächerlich aussah. „…nicht so schüchtern…Inoue-san…hm…“ Ulquiorra zuckte zusammen, als der Mensch noch näher rückte, mit den Händen seine Brust anfasste, wohl darauf hoffend, den Vorbau der Frau zu finden. Angewidert schob er die grabschenden Hände weg, ignorierte das enttäuschte Aufjaulen des Schlafenden und sah wieder auf den Shinigami hinunter, dessen Gewicht immer noch auf seinen Beinen lag…und zu seinem Pech ließ sich dieser auch nicht einfach runter schubsen, sondern er schlief weiter mit offenem Mund und gab diese penetranten Geräusche von sich. Er hatte ja geahnt, dass diese Nacht grauenhaft werden würde, doch diese beiden Idioten übertrafen seine Befürchtungen auch noch. Tief durchatmend fixierte der Arrancar einen unbestimmten Punkt im Zelt und hoffte einfach nur, dass der Morgen schnell hereinbrechen würde…was konnte er auch sonst tun? Besagter Morgen kam nach endlosen Stunden der Schlaflosigkeit, die er seinen beiden Zeltgenossen zu verdanken hatte. Ulquiorra hatte schon so einige Kämpfe überstanden, doch niemals war er danach so erschöpft gewesen wie nach dieser furchtbaren Nacht. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich zerspringen, und seine Lider waren schwer wie Blei, machten es ihm nicht einfach, die Augen offen zu halten. Entgegen seiner sonstigen Art quälte er sich ungelenk unter den beiden Männern, welche ihn unter ihren Körpern halb begraben hatten, hervor und bewegte sich mühsam aus dem Zelt, wobei ihm die Sonne auch sogleich erbarmungslos ins Gesicht schien. Er blinzelte angestrengt, versuchte sich an die Helligkeit zu gewöhnen – würde sich der Abschaum nicht noch immer drinnen aufhalten, wäre er sofort wieder hineingegangen, nur um diesem furchtbar grellen Licht zu entkommen. „Guten Morgen, Ulquiorra!“ Anscheinend hatte zumindest die Frau eine erholsame Nacht genossen, denn ihre Stimme überschlug sich fast vor Fröhlichkeit, während sie auf ihn zugelaufen kam. Mit einem Lächeln im Gesicht blickte sie ihn aus wachen, anthrazitfarbenen Iriden an, woraufhin er sich rasch aufrichtete, seinen gewohnt stoischen Ausdruck aufsetzte. „Du meine Güte! Hast du etwa nicht gut geschlafen?“, rief sie aus, blickte ihn aufrichtig überrascht an. Diese Frage bedurfte schlichtweg keiner Antwort, war es doch offensichtlich, dass seine Nacht nicht besonders erholsam gewesen war. Wie scharfsinnig die Frau sein konnte... Orihime wartete vergeblich auf eine Erwiderung; anscheinend war Ulquiorra gar nicht gut drauf. Und er sah auch, wenn sie ehrlich war, ziemlich fertig aus, beinahe so, als hätte er die Nacht kaum geschlafen. Sie zog die Stirn kraus, musterte ihn angestrengt; ob Ulquiorra sich wohl so gut mit Renji und Keigo verstanden hatte, dass sie die ganze Nacht miteinander geredet hatten, so dass sie die Zeit vergessen hatten und somit keine Zeit fürs Schlafen geblieben war? Sie kannte das ja von den Abenden mit Tatsuki; oftmals schliefen sie beide erst kurz vor Morgengrauen ein, weil sie sich so viel zu erzählen hatten. Es wäre wirklich schön, wenn Ulquiorra Freunde gefunden hätte; immerhin hätte sie ihr Ziel, ihn ein wenig in ihre Welt zu integrieren, damit er sich nicht mehr so einsam fühlte, dann zumindest teilweise erreicht. Als sie allerdings in sein mürrisches Gesicht sah, verwarf sie den Gedanken sofort wieder; er war einfach nicht der Typ, der Freundschaften schloss...schon gar nicht so schnell, und sie fragte sich, was wohl wirklich in der Nacht passiert war, dass er kein Auge zugetan hatte. „Ähm, also ich habe wirklich toll geschlafen! Mein Schlafsack war ganz kuschelig weich und ich hatte genug Platz, weil Kuchiki-san und Tatsuki-chan ja sehr schmal sind – ich hoffe nur, ich habe mich nicht zu breit gemacht! Ah! Und ich habe einen ganz verrückten Traum gehabt! Da waren diese tanzenden Schafe mit Sonnenbrillen und -“ „Frau“, unterbrach Ulquiorra sie unvermittelt und eindeutig genervt. „Wenn dein Mitteilungsbedürfnis dermaßen dringend ist, solltest du dich an jemanden wenden, der dir zuhören will.“ Das Mädchen verstummte schlagartig, sah ihn traurig an; anscheinend war Ulquiorra nicht zu erschöpft, um ihr die Wahrheit an den Kopf zu werfen, und auch wenn sie seine schmerzhafte Ehrlichkeit bereits kannte, versetzte er ihr jedes Mal einen Stich damit. Dabei gab sie sich alle Mühe, ihm das Leben in dieser Welt ein wenig angenehmer zu gestalten…aber mit seinem gemeinen Verhalten machte er ihr es nicht unbedingt leichter. „Die anderen schlafen noch“, nuschelte sie schließlich. „Aber ich bin sicher, dass sich Tatsuki-chan meinen Traum gern anhören wird!“ Er hob eine Braue, während er beobachtete, wie sie fast schon trotzig die Nase reckte und die Arme verschränkte; war die Frau jetzt wütend auf ihn? Und wenn schon…was kümmerte es ihn, solange sie nicht wieder losplapperte. Momentan bevorzugte er eindeutig seine Ruhe und außerdem ergaben ihre Worte kaum Sinn. Tanzende Schafe…und was waren Sonnenbrillen? Er verdrängte die Frage, seufzte innerlich über diese anstrengende Frau; sollte sie ihrer Freundin doch von diesem lächerlichen Traum erzählen, wenn sie unbedingt meinte, dies tun zu müssen. „Warum musst du immer so fies sein?“ Er blickte auf, hatte schon gehofft, das Thema sei endgültig abgeschlossen – wie sich gerade herausstellte, war es das nicht. Diese Hartnäckigkeit kannte er ja schon von ihr, von daher sollte er nicht einmal überrascht sein. „Diese Unterhaltung ist sinnlos, Frau. Ich sagte dir bereits, dass ich lediglich das ausspreche, was ich denke.“ „Ich weiß, aber…“ „Du verschwendest nur deine Zeit mit ihm, Inoue-san“, mischte sich mit einem Mal jemand Weiteres ein. Ulquiorra wandte den Blick zur Seite, erkannte den Quincy, der gerade auf sie zukam. „Jemandem wie ihm ist es höchstwahrscheinlich unmöglich, sich in irgendeiner Form sozial zu verhalten.“ Die Worte mochten verächtlich gemeint sein, waren wohl als verbaler Angriff auf ihn gedacht, doch ihr Inhalt berührte den Arrancar nicht; natürlich legte er keinen Wert auf so genanntes Sozialverhalten. Wozu auch? „Ishida-kun“, begann die Frau, wollte ihn wohl abermals verteidigen. Dummes Geschwätz…es war nicht ihre Aufgabe, für ihn zu sprechen. „Derartiges Verhalten ist eine typisch menschliche Eigenschaft und daher nutzlos für mich“, erwiderte er bloß. Der Quincy schnaubte leise, war mit seiner Antwort wohl nicht zufrieden. „Wenn dir unser Verhalten so unbegreiflich ist, warum bist du dann eigentlich hier?“, fragte er kühl und verschränkte die Arme. „Anscheinend willst du ja nicht mal versuchen, dich uns anzupassen.“ Diese Aussage war vollkommen korrekt, da er sich hier nicht freiwillig befand…aber das wusste die Frau nicht und Urahara hatte ihm mehr als deutlich gemacht, dass sie auch in Zukunft besser nichts davon erfahren sollte. „Meine Gründe gehen dich nichts an“, gab er daher nur zurück, verspürte nicht das Bedürfnis, sich noch weiter mit diesem Mann zu unterhalten. Dieser verengte die blauen Augen etwas, fixierte ihn so eisig, als hätte er ihn soeben beleidigt, während die Frau nervös zwischen ihnen hin und her sah. „Ähm…“, fing sie in Ermangelung passender Worte an. „Bei eurem Rumgemecker kann man ja nicht schlafen!“, nahm ihr jemand Anderes diese Aufgabe ab. „Kurosaki-kun!“ Genannter rieb sich den Nacken, während er auf die drei zukam, gähnte demonstrativ und warf einen grimmigen Blick in die Runde, wovon sich aber weder Ishida noch Ulquiorra beeindrucken ließen. „Zu deiner Information, Kurosaki, ist es bereits Morgen – nur weil du es anscheinend bevorzugst, den Tag zu verschlafen, müssen andere deinem Beispiel ja nicht folgen“, erwiderte der Quincy und schob die Brille auf seiner Nase ein wenig höher. Der Shinigami schnaubte leise. „Du bist doch selbst gerade erst aufgestanden!“, gab er zurück, was jedoch komplett ignoriert wurde. „Davon einmal abgesehen war nicht ich es, der diese Diskussion mit unangebrachten Bemerkungen heraufbeschworen hat“, fuhr Ishida fort, warf einen Seitenblick zu Ulquiorra, der dem Gespräch allerdings keine weitere Beachtung schenkte. „Mir ist es, ehrlich gesagt, gerade ziemlich egal, wer angefangen hat“, meinte der Shinigami nur, worauf er aber gleich den nächsten Streit vom Zaun brach. „Nun stellst du dich also auf seine Seite, ja?“, kam es schnippisch zurück, was ihn die Augen verdrehen ließ. „Das hab ich gar nicht gesagt!“, murrte Ichigo genervt. „Manche Tatsachen muss man nicht laut aussprechen, Kurosaki, aber um das zu begreifen, fehlt dir anscheinend das erforderliche Denkvermögen“, erwiderte der Quincy mit einem Hauch Arroganz. „Willst du damit sagen, ich sei dumm?“, knurrte Ichigo, was Ishida spöttisch lächeln ließ. „Habe ich das etwa gesagt?“, entgegnete er mit fast dem selbem Wortlaut wie zuvor der Aushilfsshinigami. „Okay, weißt du was?“, gab dieser schlecht gelaunt zurück, wandte sich ab. „Mir wird das hier zu blöd. Ich geh jetzt duschen…wer will, kann sich anschließen“, fügte er nach kurzem Zögern hinzu und dies bezog sich wohl gleichermaßen auf Ishida wie auch auf Ulquiorra. Letzterer konnte das ganze Theater nicht nachvollziehen, geschweige denn, warum Kurosaki sich eingemischt hatte und damit in einen absehbaren Streit mit dem Quincy geraten war. Eigentlich unnötig, aber er wusste bereits aus Erfahrung, dass der Shinigami sich zuweilen plötzlich des Feindes annahm; beispielsweise als es darum ging, den elenden Kampf auf dem Dom von Las Noches zu beenden. Sei es drum…Kurosakis Vorschlag, duschen zu gehen, wäre nach dieser furchtbaren Nacht wohl doch ziemlich angebracht, denn auch wenn er der menschlichen Bedürfnisse überdrüssig war, wusste er, dass der Gigai im Gegensatz zu dem Körper eines Arrancar unangenehm zu riechen begann, wenn man ihn nicht regelmäßig reinigte. Vor allem wenn man bedachte, dass er immer noch das von diesem Abschaum angesabberte T-Shirt trug…widerlich. Zudem war die Luft im Zelt sowohl feucht als auch stickig gewesen, was nicht zuletzt daran lag, dass sie sich zu dritt hinein gequetscht hatten. „Das ist eine tolle Idee, Kurosaki-kun!“, unterbrach die hohe Stimme der Frau seine Gedankengänge. Ulquiorra konnte sich denken, weshalb sie diese übertriebene Erwiderung von sich gegeben hatte. So wie er sie kannte, war sie einfach erleichtert, dass die Diskussion fürs Erste beendet war…wobei er nicht nachvollziehen konnte, wie sie hatte glauben können, dass dieser Ausflug ohne negative Zwischenfälle verlaufen würde. So naiv konnte nicht einmal sie sein… „Ich werde gleich die anderen wecken und Shampoo und ein Handtuch holen, dann können wir alle zusammen duschen gehen!“ Stille. „Ähm…Inoue…“ Zu mehr schien Kurosaki nicht in der Lage zu sein, war ebenso wie der Quincy ziemlich rot im Gesicht, und Ulquiorra vermutete, dass das die Schuld der Frau war. Soweit er wusste, nahmen es Menschen sehr genau mit der strikten Trennung vom anderen Geschlecht, während sie sich entblößten. Weshalb das so war, sei dahin gestellt…für ihn machte es keinen Unterschied. „Hm?“ Verwundert über die Reaktion ihrer Freunde legte die Frau den Kopf schief, runzelte die Stirn…ehe sie dann doch darauf zu kommen schien, dass sie der Verursacher war. „Oh! Stimmt ja! Mädchen und Jungs sollten wohl nicht zusammen duschen gehen, ehehe…“ Verlegen kichernd rieb sie sich den Nacken, war nun selbst etwas rot um die Nase…Menschen und ihr albernes Verhalten, innerlich schüttelte er darüber nur den Kopf, während die beiden anderen sich zu fragen schienen, wie man so etwas vergessen konnte. „Ich geh dann wohl besser mit Tatsuki-chan und Kuchiki-san duschen...bis später!“, und mit diesen Worten wandte sich die Frau ab, ging zu ihrem Zelt zurück. Ulquiorra sah ihr einen Moment nach, war sich der Blicke, welche ihm nun von den anderen beiden zuteil wurden, bewusst. „Kommt ihr jetzt mit oder was?“, beendete Kurosaki schließlich das Schweigen. Er hörte den Quincy schnauben, sah, wie dieser wieder an seiner Brille rückte. „Schön...wenn du so sehr auf gemeinschaftliches Duschen bestehst, Kurosaki, werde ich dir ausnahmsweise diesen fragwürdigen Gefallen tun und mich dem anschließen.“ Ulquiorra betrachtete mit neutraler Miene, wie der Quincy sich umdrehte und den Shinigami einfach so stehen ließ, woraufhin dieser ein verärgertes Knurren von sich gab. „...als hätte ich darum gebeten...“, grummelte dieser, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. „Wenn du auch mitkommst, kannst du Renji und Keigo auch gleich wecken. Nicht, dass die mir nachher wieder die Ohren voll heulen...“ Den Abschaum wecken? Ulquiorra nahm nicht an, dass das ein Scherz war, aber Folge leisten würde er dieser Bitte ganz bestimmt nicht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er diese beiden Idioten bereits ins Jenseits befördert...zumindest nach dieser Nacht. „Ich werte das mal als ja...bis gleich“, nahm ihm Kurosaki die Antwort ab und folgte dann dem Quincy. Da blieb nur zu hoffen, dass die beiden Schwachköpfe noch lange schliefen...denn um an seine Tasche zu kommen, hatte er keine andere Wahl als erneut in das Zelt zu gehen. Großartig... Wenig später war er zusammen mit Kurosaki und dem Rest seiner Freunde – den Riesen, den Winzling und zu seinem Leidwesen die Schwachköpfe mit eingeschlossen – auf dem Weg zu den Duschen. Wäre es nach dem Arrancar gegangen, so hätte er seine ungewollten Mitbewohner gar nicht erst mitgenommen, aber diese waren bereits wach gewesen und hatten anscheinend dasselbe wie Kurosaki im Sinn gehabt – somit war es unmöglich gewesen, die Störenfriede auszuschließen. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe großartig geschlafen!“ Ulquiorra hätte den rothaarigen Shinigami für diese Aussage am liebsten mit einem Cero pulverisiert, doch er ließ sich nichts anmerken, blieb still. Natürlich hatte dieser Idiot gut geschlafen – immerhin hatte er die ganze Nacht auf ihm gelegen. Allein dafür hätte er eigentlich schon den Tod verdient… „Ich hatte den besten Traum, den ein gesunder Mann in der Blüte seines Lebens haben kann!!“, flötete Keigo und drehte sich einmal um die eigene Achse. Ulquiorra verengte kaum merklich die grünen Augen, doch auch jetzt beherrschte er sich, um den nervigen Menschen nicht auszulöschen – wenngleich er nichts lieber als das getan hätte. Triebgesteuerte, vulgäre Leute waren ihm einfach zuwider. „Ich will gar nicht wissen, was du geträumt hast…“, brummte Kurosaki, was dessen Kumpel zum Aufjaulen brachte. „Ichigoooo! Du bist immer so desinteressiert an meinem Leben!! Sind wir nicht Freunde?! Freunde interessieren sich für die Bedürfnisse ihrer Kameraden!!“ Schon wieder dieses Geschwätz über Freundschaft, welches ihm die Frau schon aufgedrängt hatte. Er verstand immer noch nicht, aus welchem Grund man sich um andere kümmern sollte…lag das auch an diesem Herz? Gewäsch…warum machte er sich darüber überhaupt Gedanken? „Mir doch egal“, erwiderte Kurosaki bloß, was den Menschen wieder zum Jammern brachte. „Wie kannst du nur so grausam sein, Ichigo?!“ „Kurosaki ist womöglich lediglich versucht, sein ohnehin schwindend gering ausgeprägtes Aufnahmevermögen nicht noch dadurch zu schmälern, indem er solch trivialen Belangen Gehör schenkt“, gab der Quincy daraufhin zurück. „Mein Aufnahmevermögen ist völlig in Ordnung, klar?!“, grollte Ichigo, doch bevor Ishida etwas erwidern konnte, mischte sich Keigo ein. „Wer hat dich überhaupt gefragt, Ishida?!“ „Da dies ein freies Land ist, Asano, darf ich meine Meinung auch ohne deine überflüssige Zustimmung vertreten.“ Darauf folgte eine nervtötende Schimpftirade seitens des anderen Menschen und selbst als Ulquiorra versuchte, dessen Stimme auszublenden, drang diese noch zu ihm durch. Daher war er beinahe erleichtert, als sie endlich bei den Duschen angekommen waren – hoffentlich würde der Abschaum jetzt endlich still sein…wobei das wohl eher Wunschdenken war. Wenig später hatten sie den Waschraum betreten, der von innen größer war, als auf den ersten Blick vermuten ließ und sogar eine Art Vorraum besaß, in dem man seine Habseligkeiten aufbewahren konnte. Ulquiorra musterte die Regale einen Moment, ehe er die frische Kleidung in eines der geräumigen Fächer legte. Erst dann begann er sich auszuziehen, empfand keinerlei Schamgefühl oder ähnliches dabei – solche Empfindungen waren ihm schon immer fremd gewesen, ob er nun Mann oder Frau gegenüber stand, es machte keinen Unterschied. Davon einmal abgesehen war eine Auseinandersetzung mit diesem Thema sowieso unnötig, da sich hier ausschließlich Männer befanden. Er schenkte den anderen auch keine Beachtung, griff nach seinem Handtuch und betrat den Duschraum. Dieser schien sogar relativ sauber zu sein – nicht so, wie es bei Urahara so manches Mal der Fall war. Ulquiorra zählte sechs Duschen an den Wänden, während sich daneben drei versetzte Kabinen mit Tür befanden. „Ah!! Da sind ja nur drei Kabinen!!“, kreischte ihm der nervtötende Abschaum, welcher soeben neben ihn getreten war, schmerzhaft ins Ohr, zog auch die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. „Was?!“, kam es mehrstimmig aus dem hinteren Raum und zwei Sekunden später standen auch die anderen im Eingang. „Drei Kabinen…“, murmelte der kleinste Mensch. „…das bedeutet, dass sich vier zusammen duschen müssen, während drei von uns…“ „…ihre Privatsphäre genießen dürfen“, beendete der Quincy, welcher seine Brille ausnahmsweise abgelegt hatte, den Satz. Stille. Diese wurde natürlich wieder von Asano, der Ishida anschaute, als hätte er ihn soeben zum ersten Mal gesehen, gebrochen. Er hob die Hand und zeigte mit dem Finger auf ihn, riss dabei die Augen auf. „Wer bist du?! Raus mit der Sprache!!“ Die anderen Menschen stöhnten synchron auf, während Ishidas Braue merklich zuckte, doch bevor er etwas sagen konnte, trat Kurosaki einen Schritt auf den Quincy zu, sah diesen verwundert an. „Ishida! Deine Brille…“ „Was Intelligenteres fällt dir wohl nicht ein?!“, fauchte der Angesprochene zurück. Es war abzusehen, dass die beiden gleich in einem erneuten Streit enden würden. „Bei einer Brillenschlange wie dir kann einem ja auch nichts anderes einfallen!“, blaffte der Shinigami, woraufhin ihn der Quincy zornig anfunkelte. „Schieb deine mangelnde Auffassungsgabe nicht auf mein Aussehen, Kurosaki!“ Dass Menschen wegen allem so ein Geschrei machten, würde Ulquiorra wohl niemals nachvollziehen können. „Nun, da keiner Einwände zu haben scheint, werde ich die Kabine für mich beanspruchen“, entschied Ishida, nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, und schritt wie selbstverständlich auf die letzte Kabine zu. Doch als er diese unter dem protestierenden Grummeln der anderen schon fast erreicht hatte, sprintete Keigo auf einmal los. „Neeeein!! Aus dem Weg, Ishida!! Das ist meine Kabine!! Meine!!“, rief er in ohrenbetäubender Lautstärke und schubste den Quincy zur Seite. Letzterer sah ihn mit einer Mischung aus Wut und Unverständnis an, während die anderen sich lediglich fragten, was jetzt schon wieder in den Spinner gefahren war – doch dieser lachte nur triumphierend und streckte Ishida die Zunge raus. Ishida hob schon die Hand, um seine Brille hochzuschieben, ehe ihm einfiel, dass er ja gar keine trug, und schnaubte infolgedessen nur verächtlich. „Welch infantiles Verhalten...“, entfuhr es ihm, doch Keigo hatte schon die Tür hinter sich geschlossen und einzig sein beängstigendes Kichern war zu hören. Wieder war es eine Weile still. „Also, wenn niemand was dagegen hat, nehme ich auch eine Kabine“, meinte Mizuiro schließlich und lächelte in die Runde. Jedoch kam keiner zu einer Antwort, da in diesem Augenblick das Rauschen der Dusche ertönte...und kurz darauf Keigos Geschrei. „Kaaaaaaalt!! Ah, kalt, kalt, kalt!! Diese teuflische Dusche lässt sich nicht wärmer stellen!! Neein!!“ Mit einem lauten Knall stieß er die Tür wieder auf und rannte aus der Kabine, in der immer noch das eiskalte Wasser lief. Zitternd stand er da, die Arme um sich geschlungen und jammernd – allerdings hatte keiner so wirklich Mitleid mit ihm. „Jeder bekommt, was er verdient, Asano“, kam es süffisant von Ishida, welcher gerade die zweite Kabine eingenommen hatte, während Mizuiro soeben in die dritte ging. „Waaah!! Nein!! Ishida, gib mir deine Kabine!“, krähte Keigo und streckte die Hände nach ihm aus – allerdings lächelte der Quincy nur höhnisch und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. „Du hattest deine Chance – dass du sie nicht genutzt hast, ist nicht mein Problem.“ „Das ist nicht meine Schuld!! Die Dusche ist schuld, jawohl!! Ishida, du elende Pussy! Komm da sofort raus! Ha! Genau! Du schämst dich vor uns! Ja!! Ich hab dich durchschaut! Du willst dich uns nicht zeigen, weil es dir peinlich ist!!“ „Sagt derjenige, der vorhin noch so scharf auf die erste Kabine war...projiziere dein lächerliches Verhalten nicht auf mich, Asano“, erwiderte Ishida und gleich darauf ging das Wasser in der Kabine an. „Du...du...“ „Krieg dich mal ein“, unterbrach Ichigo den Streit der beiden, stellte sich, nachdem er sein Handtuch abgelegt hatte, unter eine der freien Duschen und drehte das Wasser auf. Die anderen taten es ihm gleich, so dass allmählich etwas Ruhe einkehrte und nur das Rauschen des Wassers zu hören war. „Was sollte überhaupt der Aufstand wegen der Kabine?“, erkundigte sich der Aushilfsshinigami nach einer Weile misstrauisch und deutete auf die Kabine mit dem kalten Wasser. Keigo zog einen Schmollmund, stellte sich mit deprimiertem Gesichtsausdruck unter eine Dusche und seufzte schwer. „Weißt du“, begann er dann wehmütig und schaute sehnsüchtig zu der Kabine. „...nebenan ist doch das Frauenbad...und diese Kabine liegt genau an der abgrenzenden Wand! Ich...ich hab doch nur gehofft, dass sich dort ein Loch befindet, durch das man etwas sehen kann! Aber nein!! Aus der Traum vom schönen Leben!! Aus und vorbei!! Ich...ich bin so unglücklich!!“, schluchzte er los. Ichigos Augenbraue zuckte stark nach oben und anstatt Mitleid zu haben, drängte sich ihm eher der Wunsch auf, dem gestörten Lustmolch eine zu verpassen – warum hatte er überhaupt nachgefragt? „Denkst du eigentlich auch noch an was Anderes?“, murrte er entnervt. „Ha!“, erwiderte Keigo und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn. „Du! Du kannst sowas nur sagen, weil dir ja sowieso alle Mädchenherzen zufliegen!!“ „Was soll das denn heißen?!“ Keigo schnaubte, sah ihn mit neidvollem Blick an, bevor er zu einer Antwort ausholte. „Liegt das denn nicht auf der Hand?! Nehmen wir die liebreizende Inoue-san...sie hat dir ihr reines Herz schon vor vielen Jahren geschenkt, doch du Ignorant würdigst es kaum!! Oder die süße Kuchiki-san...bemerkst du die Leidenschaft in ihren wundervollen, violetten Augen nicht, wenn sie mit dir spricht?! Sogar die schlagkräftige Arisawa ist dir zugetan! Doch du bist blind dafür! Blind!! Verdammt sollst du sein, Ichigo, du unverschämter Glückspilz!!“ „Moment mal! Wann hat Rukia Leidenschaft in ihren Augen?! Ichigo?!“, kam es verärgert von Renji. Ichigo sah nicht minder wütend zurück, ihm ging dieses Gerede ziemlich auf die Nerven – vor allem da es sich dabei sowieso nur um Keigos Wahnvorstellungen handelte. „Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, ja?!“, blaffte er zurück. „Weil du blind bist!! Blind für die Liebe, die dir einfach so entgegengebracht wird! Hach, wäre ich doch nur an deiner Stelle...hübsche, süße Kuchiki-san...“, säuselte Keigo weiter, tänzelte auf dem nassen Boden herum, formte seine Lippen zu einem unsichtbaren Kuss. „Hey! Rede nicht so von ihr, verstanden?! Und lass diesen Mist!!“, grollte Renji, an dessen Schläfe bereits eine Ader pochte. „Das ist kein Mist, das ist die Wahrheit! Hast du nicht gesehen, wie sie gestern-“, verteidigte sich Keigo vehement, brach den Satz jedoch hastig ab, als sich der Shinigami mit einem Mal auf ihn stürzte, und rannte stattdessen hysterisch kreischend davon. Ulquiorra hatte dem Gespräch schweigend zugehört, verspürte nicht das Bedürfnis, sich dazu zu äußern – die Themen dieser Leute waren einfach nur ohne Sinn und Verstand. Dies war allerdings auch nicht weiter verwunderlich, da dieser minderbemittelte Mensch mit der Diskussion begonnen hatte...folglich konnte da nur Unsinn rauskommen. Und was sollte das heißen, dass die Frau Kurosaki Ichigo ihr Herz geschenkt hatte? Waren damit ihre Gefühle, die sie für den Shinigami empfand, gemeint? Es musste wohl so sein, auch wenn er nicht verstand, was diesen so beliebt machen sollte. Nicht, dass es ihn wirklich interessierte...dennoch musste es dafür einen ihm unbekannten Grund geben. Möglicherweise war es die sonderbare Haarfarbe? Unwahrscheinlich, wenn er genau darüber nachdachte...schließlich war Grimmjow mit seinen blauen Haaren ebenfalls aufgefallen und da hatte die Frau nicht auf diese Weise reagiert. Das mürrische Gesicht schätzte er auch nicht als besonders attraktiv ein… Vielleicht lag es an seinem Charakter? Vorausgesetzt Frauen ließen sich gern als schwächlich einschätzen und beschützen. Er erinnerte sich genau daran, wie sie auf dem Turm in Las Noches nach ihm gerufen hatte...als bräuchte sie ihn wie die Luft zum Atmen, als könnte sie nicht ohne ihn existieren. Bemitleidenswert. Er ignorierte das Geschrei des Abschaums, welcher soeben von dem rothaarigen Shinigami verfolgt wurde, genoss einfach das warme Wasser auf seiner Haut – bis ihn etwas mit voller Wucht mitten ins Gesicht traf. Renji schluckte hörbar, während sich die grünen Augen des Arrancar auf ihn richteten…dessen Reiatsu legte sich wie eine dunkle Wolke über den Raum. Eigentlich war das etwas anders geplant gewesen, denn ursprünglich hätte die geworfene Shampooflasche Keigo treffen sollen...doch dieser war durch einen für Renji unglücklichen Zufall ausgerutscht und lag nun jammernd auf dem Boden. Als er jedoch sah, dass Ulquiorra die Flasche abbekommen hatte, brach er in einen lauten Lachanfall aus – womit er sich unwissend oder nicht in Lebensgefahr brachte. Der Arrancar mochte stoisch bleiben, aber Renji sah ihn schon einen Cero auf sie abfeuern und er hob beschwichtigend die Hände – da er Zabimaru nicht dabei hatte, war ein Kampf wohl eher ungünstig. „Äh...war keine Absicht...“, umging er eine Entschuldigung, trat dem lachenden Keigo in die Seite, woraufhin dieser wieder zu schimpfen begann. Neben ihm spannten sich Ichigo und Sado an, schienen wohl ebenso wie er selbst einen Kampf zu befürchten, vor allem wenn man bedachte, dass der Arrancar noch finsterer drein schaute als sonst. Die Spannung im Raum war unerträglich, weil niemand sagen konnte, wie Ulquiorra nun reagieren würde…Uraharas Verbote, wie zum Beispiel irgendwen umzubringen, schienen soeben vergessen. Keiner sagte mehr einen Ton, selbst Ishida und Mizuiro, welche den Kopf aus der Kabine gesteckt hatten, waren still…nur das Wasser rauschte im Hintergrund leise weiter. „Was treibt ihr da drüben eigentlich?!“, schallte mit einem Mal eine sehr bekannte Stimme zu ihnen herüber und abrupt lag alle Aufmerksamkeit auf dieser. „R-Rukia?“, kam es perplex von Renji und er blickte sich hektisch um, als befürchtete er, die Shinigami könnte plötzlich neben ihm stehen. Es war wohl allein der Gedanke daran, der ihm die Röte ins Gesicht trieb, doch das Mädchen befand sich zum Glück – oder auch nicht – anscheinend nicht hier bei ihnen. „Kurosaki-kun?“ Auch die zweite Stimme war ihnen allen bekannt und klang leicht gedämpft…wie durch die Wand. „Inoue-san!!“, krähte Keigo sofort los und rannte zu besagter Wand, presste das Ohr gegen diese. „Ah, Asano-kun, wie ist das Wasser bei e-“ „Ihr seid doch viel früher losgegangen als wir!“, unterbrach Rukia das andere Mädchen. „Ziemlich verdächtig, dass ihr immer noch nicht fertig seid…“ Der zweideutige Unterton entging keinem von ihnen, war doch vor allem Ichigo und Renji bekannt, dass die Shinigami des Öfteren irgendwelche skurrilen Anspielungen machte. „Was willst du damit sagen?!“, rief Ichigo zurück, woraufhin Rukia kicherte. „Dass du so aufgebracht reagierst, macht dich nur verdächtiger!“, erwiderte sie dann und dem Jungen entgleisten die Gesichtszüge. „Verdächtig?“, erklang Orihimes verwunderte Stimme und kurz darauf hörte man ein Seufzen. „Frag lieber nicht“, murmelte Tatsuki kaum verständlich. „Weiß einer, was sie meint?“, wollte Renji wissen und sah fragend in die Runde, erhielt allerdings keine Antwort. Ulquiorra hatte sich derweil dazu entschieden, den rothaarigen Shinigami nicht umzubringen. Wenn er ehrlich war, war das wohl allein der Verdienst der Frau, deren nervige Stimme die Situation von einem Moment auf den anderen entschärft hatte. Diesbezüglich sollte er wahrscheinlich froh sein, denn er war nicht sicher, ob seine Beherrschung dieses Mal ausreichend gewesen wäre, um diese Demütigung zu schlucken. Der Schmerz hatte längst nachgelassen, aber das war auch nicht der springende Punkt, sondern der, dass sich der Abschaum schon viel zu viel mit ihm erlaubt hatte. Unter anderen Umständen hätte es hier bereits mehr als einen Toten gegeben. Unbeteiligt hörte er dem Gespräch zu und auch wenn er ebenfalls nicht wusste, was die Shinigami mit ihrem Gerede andeuten wollte, so konnte es sich mitnichten um etwas Bedeutungsvolles handeln. Apropos bedeutungsvoll…welchen Grund mochte es geben, aus dem die Frau einmal mehr ausgerechnet Kurosakis Namen rief? Nicht den des Quincys, auch nicht den des Hünen…sondern Kurosakis. Ob das mit ihren Gefühlen für eben jenen zu tun hatte? Vermutlich war dem so, wenngleich das immer noch keine vollwertige Begründung für ihn darstellte. Ohnehin war es recht sinnlos, sich darüber Gedanken zu machen. Dieser ganze lächerliche Ausflug war absolut überflüssig und die Gesellschaft dieser Leute ebenso. Ulquiorra, der dem Gespräch schon seit einer Weile nicht mehr gefolgt war, drehte den Hahn der Dusche zu, ehe er wortlos aus dem Raum ging, um das nervige Getöse hinter sich zu lassen. Hinter sich hörte er den Abschaum irgendetwas rufen, doch dies bezog sich wohl mehr auf die Frauen, und selbst wenn es ihn betroffen hätte, er hätte es ebenfalls ignoriert. ____________________________________________________ Lange ist's her! :D Aber hey, jetzt ist der Sommer angebrochen und es geht hier weiter! Das habt ihr vor allem zu verdanken, die mich während eines gemeinsamen Wochenendes erfolgreich inspiriert hat und auch dieses Kapitel gebetat hat. Zudem ist sie mal wieder für einige lustige Zitate verantwortlich. ;) Vielen Dank! Nun, Ulquiorra ist wahrlich nicht zu beneiden...aber noch ist der Tag nicht vorbei und wer weiß, was ihn noch alles erwartet~ Ich liebe es, solche ernsten Charaktere auf die Schippe zu nehmen und wir zwei haben noch einiges zusammen geplant, um ihm das Leben zu erschweren...muhaha. >:D Noch einmal ein großes Dankeschön an die fleißigen Kommi-Schreiber, ihr motiviert mich immer sehr! ^^ Ich weiß noch nicht, wann das nächste Kapitel kommt, da es bei mir grade drunter und drüber geht, aber diese ff wird auf jeden Fall zu Ende geführt! lg Pia Kapitel 5: Wahrheit ------------------- Ulquiorra kam als Erster zurück zum Lagerplatz und er war keinesfalls unglücklich darüber. Dank des Abschaums hatte er seit ihrer Ankunft keine Sekunde Ruhe gehabt, so dass er die Stille richtig genoss. Wortlos setzte er sich an die von der Frau so genannte Feuerstelle und widmete seine Aufmerksamkeit dann der Umgebung. Was fanden die Menschen nur daran? Für ihn selbst machte es keinen Unterschied, ob er sich nun bei Urahara Kisuke oder hier aufhielt – solange man von der Gesellschaft absah. Zwar war der Ladenbesitzer zuweilen ebenfalls ein außerordentlicher Störfaktor aber gegen diesen Idioten mit der großen Klappe kam selbst dieser nicht an. Vielleicht war das hier ja ein Test, um herauszufinden, wie es um seine Selbstbeherrschung stand. Das wäre zumindest eine plausible Erklärung dafür gewesen, weshalb Urahara so erpicht darauf gewesen war, ihn loszuwerden. Er hob den Kopf, als er von weitem die Stimmen der anderen vernahm; es hätte ihm nichts ausgemacht, wenn diese noch ein wenig länger weggeblieben wären. Vor allem diese beiden Idioten, mit denen er sich das Zelt teilen musste. „Ich will mich aber nicht trennen! Ichigooo!“ „Halt‘s Maul!“ „Durch eine gleichmäßige Spaltung der Gruppe würde eine Verteilung und Erledigung der Aufgaben um einiges schneller vonstattengehen. Selbst ein Dummkopf wie du sollte das einsehen, Asano.“ „Wen nennst du hier einen Dummkopf, du…du…Klugscheißer!“ „Ähm, ich wäre auch dafür, dass wir Gruppen bilden!“, unterbrach die Frau den niveaulosen Streit. Aus einem ihm unerfindlichen Grunde setzte sie sich jedes Mal dafür ein, dass sich alle gut verstanden. Ein sinnloses Unterfangen, wie sich immer wieder zeigte. Zwar verstummten sowohl der Quincy als auch der Abschaum, aber die Frage, für wie lange das so bleiben würde, erübrigte sich wohl. Allerdings schien das der Frau schon zu reichen, hatte sich doch ein Lächeln auf ihren Lippen gebildet. Warum war sie eigentlich immer so bemüht um jeden? Was brachte ihr das? Hatte es mit diesem Herz zu tun? „Dann machen wir es so!“, entschied die Freundin der Frau kurzerhand und sah auffordernd in die Runde. Daraufhin schob der Quincy seine Brille zurecht und erhob das Wort. „Da ein Lagerfeuer zweifellos zum Camping dazu gehört, sollte jemand Feuerholz sammeln gehen.“ Fast sofort schoss die Hand der Shinigami in die Höhe und eine Sekunde später hatte sie sich sowohl bei dem rothaarigen Shinigami als auch Kurosaki eingehakt. „Wir erledigen das! Nicht wahr, Renji, Ichigo?“, fragte sie voller Enthusiasmus, den ihre beiden Opfer nicht gerade zu teilen schienen. „Äh, meinetwegen…“ „Warum entscheidest du das?!“ „Vermutlich weil Kuchiki-san bewusst ist, dass du in Sachen Muskelkraft besser ausgestattet bist als in Sachen Verstand.“ Kurosakis Augenbraue zuckte abrupt in die Höhe und sein finsterer Gesichtsausdruck machte deutlich, was er von Ishidas Argumentation hielt. Auch dieses Mal war es die Frau, die sich einschaltete, bevor eine Diskussion beginnen konnte. „Was muss denn noch erledigt werden, Ishida-kun?“ „Mal sehen…wir brauchen auf jeden Fall noch Lebensmittel. Jemand sollte zudem die Gegend auskundschaften, immerhin soll es hier ja auch einen Strand geben…“ „Ich gehe zum Strand!!“, schrie Keigo dazwischen und wedelte mit den Armen. „Ich kann es gar nicht erwarten, all die hübschen Mädchen mit ihren prallen Mel-“ Eine deftige Kopfnuss von Tatsuki ließ ihn aufjaulen und zu Boden gehen. „Ist ja nicht auszuhalten! Wenn der Idiot wirklich die Gegend erkunden soll, dann komme ich mit!“, entschied sie und verschränkte die Arme. „Den kann man ja nicht allein auf die Gesellschaft loslassen!“ Es war abzusehen, dass ihr da keiner widersprechen wollte. Ulquiorra beobachtete, wie der Quincy nachdenklich nickte, damit wohl ebenfalls einverstanden war. Dann heftete sich sein Blick jedoch auf ihn. „Was willst du eigentlich beitragen?“ Ulquiorra verzog keine Miene, auch wenn es ihm missfiel, dass er nun von allen Seiten angestarrt wurde. Eigentlich hatte er gehofft, dass sie ihn einfach übersehen würden und er allein hier bleiben würde. Dass er keine Lust hatte, sich dem Idioten oder Kurosaki anzuschließen, verstand sich wohl von selbst. „Ich bin dafür, dass wir ihn einfach hier sitzen lassen!“, ergriff der Abschaum das Wort, hatte sich wohl von dem Schlag erholt. „So unheimlich, wie er aussieht, traut sich keiner an unseren Platz heran!“ Ulquiorra taxierte ihn daraufhin mit einem kalten Blick, was Keigo aufschreien und sich hinter Tatsuki verstecken ließ, welche daraufhin die Augen verdrehte. Generell fand die Idee jedoch Ulquiorras absolute Zustimmung und vermutlich hätte sich auch keiner dagegen ausgesprochen, wenn die Frau nicht in diesem Moment den Mund aufgemacht hätte. „Also, ich könnte doch mit Ulquiorra etwas zu essen besorgen!“, schlug sie vor und schlagartig entgleisten allen die Gesichtszüge. Der Arrancar wusste nicht, ob das nun daran lag, dass die Frau freiwillig mit ihm losziehen wollte oder an etwas anderem. Warum machte er sich eigentlich Gedanken darüber? „Bist du sicher, dass du nicht etwas anderes tun möchtest, Orihime?“, wandte Tatsuki vorsichtig ein, doch die Angesprochene legte daraufhin nur irritiert den Kopf schief. „Am besten mit jemand anderem?“ „Wieso denn?“ „Das kann nicht dein Ernst sein, Inoue-saaan!!“, brüllte der Abschaum dazwischen, bevor ihre Freundin darauf antworten konnte, und Sturzbäche flossen über seine Wangen. „Warum willst du allein mit diesem finsteren Kerl losziehen?! Warum nicht mit mir?!“ Orihime blinzelte einmal, setzte dann aber ein Lächeln auf. „Du hast dich doch so auf den Strand gefreut, Asano-kun. Also geh nur, ich bin sicher, dass Ulquiorra mich gern begleiten wird!“ Woher sie diese Vermutung nahm, war ihm schleierhaft, doch er sprach sich auch nicht dagegen aus. Jedenfalls nicht, bis ihn die Frau direkt ansprach oder die drohenden Blicke in seine Richtung verschwanden. Nicht, dass er sich vor ihren Freunden gefürchtet hätte, aber es lag ihm fern, eine erneute Diskussion über sein Verhalten auszutragen. Deshalb schwieg er fürs Erste. Schließlich räusperte sich der Quincy und drückte der immer noch lächelnden Orihime einen Zettel in die Hand, während der Abschaum schon wieder heulend auf dem Boden lag. „In weiser Voraussicht habe ich bereits eine Liste von Dingen erstellt, die wir brauchen. Natürlich nur, um dir diese wichtige Aufgabe zu erleichtern, Inoue-san.“ Ulquiorra glaubte nicht, dass dies den Tatsachen entsprach, dafür wirkte Ishida viel zu nervös, doch da die Naivität der Frau keine Grenzen kannte, nahm sie ihm das einfach so ab. „Danke, Ishida-kun! Das ist wirklich nett von dir!“, erwiderte sie mit strahlenden Augen. Letzten Endes lief es darauf hinaus, dass Tatsuki, Keigo und Mizuiro die Gegend auskundschafteten, während Rukia mit Ichigo und Renji Feuerholz sammeln ging. Ishida blieb unterdessen mit Sado am Lagerplatz zurück und Orihime machte sich mit Ulquiorra daran, den Einkauf zu erledigen. „Ist es nicht wunderschön hier, Ulquiorra?“ Ihm war nicht wirklich klar, was die Frau an diesem Ort so begeistern konnte, denn schließlich hatte sich die Umgebung, seit sie losgegangen waren, nicht sonderlich verändert. Zugegeben, es gab mehr zu sehen als in Hueco Mundo, aber sollte ihn an ein paar Bäumen und Sträuchern schon großartig interessieren? Die Frau schien sein Schweigen als stille Zustimmung zu sehen, denn ihre gute Laune verblasste nicht. Sie lief ein Stück vor ihm, erinnerte dabei mit ihrer Neugierde so manches Mal an ein Kind. „Schau nur, die hübschen Blumen!“, rief sie aus und zeigte auf ein paar ihm unbekannte Pflanzen mit gelben Blüten. Wie konnte sie so etwas Simples bloß faszinieren? Ulquiorra wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, als sich die anthrazitfarbenen Augen erwartungsvoll auf ihn richteten. Anscheinend kam er dieses Mal nicht um eine Antwort herum und so sprach er das Erste, das ihm einfiel, aus. „Passt zu dem Muster auf deinem Rock.“ Die Frau schaute ihn verdutzt an, ehe sie an sich herunter blickte, um ihren bunten Rock zu mustern, dessen Aussehen tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit den Blüten aufwies. Dann blickte sie wieder zu ihm und ihre Hautfarbe schien um einige Nuancen röter als vorher zu sein. Er fragte sich, warum sie jetzt auf einmal so verlegen wirkte, hatte er doch nur eine Tatsache ausgesprochen. „Ähm…danke, Ulquiorra“, stammelte sie schließlich unbeholfen hervor und er hob eine Braue. „Wofür?“ „Ah…also…das eben klang wie ein…na ja, ein Kompliment. War es ein Kompliment? Also, wenn ja, dann ist das wirklich nett von dir, aber wenn nicht, äh, ich meine…also, das wäre nicht schlimm, ich…schon okay! Vergiss es einfach!“ Während sie ihn mit ihrem Gebrabbel vollständig verwirrt hatte, kehrte sie ihm rasch wieder den Rücken zu und ging weiter – vermutlich, um ihren knallroten Kopf vor ihm zu verbergen. Ulquiorra folgte ihr, dachte aber gleichzeitig über ihre Worte nach. Ein Kompliment? Soweit er informiert war, stellte dies eine wohlwollende Anerkennung bezüglich einer anderen Person dar. Da er das eigentlich nicht im Sinn gehabt hatte, war es definitiv kein Kompliment gewesen, die Frau hatte es nur falsch aufgefasst. So gesehen war es wohl das Beste, sie über das Missverständnis aufzuklären. „Ich kann schon das Dorf sehen, von dem Ishida-kun gesprochen hat!“ Gerade hatte er die Stimme erheben wollen, als sie ihm zuvorkam und abermals lag dieses freudige Funkeln in ihren Augen. Für einen Moment zögerte er, ihr die Wahrheit zu sagen, obwohl ihm der Grund dafür nicht bekannt war. „Ich freue mich schon richtig auf das Lagerfeuer heute Abend! Das wird bestimmt lustig! Wir werden bestimmt ganz tolle Spiele machen und ich bin sicher, das Essen wird noch viel besser als sonst schmecken! Eigentlich macht alles viel mehr Spaß in einer Gruppe!“, plapperte sie schon wieder drauf los und nahm ihm somit jede Gelegenheit, seine Äußerung gerade zu rücken. Schließlich gab er es auf, denn wie es schien, hatte die Frau den Vorfall schon wieder vergessen und somit war es unnötig, sie erneut darauf aufmerksam zu machen. Stattdessen versuchte er ihren Worten etwas Sinnvolles zu entnehmen, doch er konnte ihnen einfach nichts abgewinnen. Nahrung war lediglich eine Maßnahme zum Überleben, was sollte also dabei spaßig sein? Ebenso wie diese albernen Spiele, die sie des Öfteren erwähnte. Unnötige Zeitverschwendung. „Das ergibt keinen Sinn“, erwiderte er nüchtern und sie hielt in ihrer Euphorie inne. „Nahrung verändert ihren Geschmack nicht aufgrund von überflüssiger Gesellschaft.“ Das war eine Tatsache und selbst die Frau konnte das nicht abstreiten, auch wenn sie es wohl gern getan hätte. Allerdings war sie wohl nicht verärgert über seine Meinung, vielmehr schien sie zu überlegen, was sie darauf sagen sollte. Schließlich entwich ihr ein leises Seufzen und der Blick, mit dem sie ihn nun bedachte, wirkte beinahe…traurig? „Weißt du“, begann sie langsam und kniete sich dabei hin. „Nachdem mein Bruder gestorben war, habe ich oft allein gegessen.“ Er zog die Brauen ein wenig mehr zusammen, verstand nicht, was sie ihm nun wieder mitteilen wollte. Jedoch unterbrach er sie vorerst nicht, beobachtete, wie sie mit den Fingern das Gras durchstreifte und dabei eine der Blumen pflückte. „Vielleicht war der Geschmack noch derselbe, aber ich hatte trotzdem keine Freude mehr am Essen. Irgendwas hat gefehlt.“ Sie drehte die Blume ein wenig zwischen ihren Fingern und als sie sich wieder erhob, lächelte sie. „Aber dann hat Tatsuki-chan angefangen, mich zu besuchen, und wir haben zusammen gegessen. Seitdem schmeckt es fast wieder so wie früher! Und umso mehr Leute dazu kommen, desto besser wird es, verstehst du?“ Ulquiorra konnte es nicht nachvollziehen, weil ihm immer noch die Logik darin fehlte. Gesellschaft beim Essen sollte dafür sorgen, dass es besser schmeckte? Hatte das mit diesen sozialen Bindungen, ohne die Menschen nicht lebensfähig schienen, zu tun? Orihimes Lächeln wankte ein bisschen, als er nichts darauf sagte. „Vielleicht kannst du jetzt noch nichts damit anfangen, aber du wirst sehen, wenn du dich erst mal darauf eingelassen hast, klappt das schon!“ Wie kam sie darauf, dass er das auch wollte? Immerhin war er bisher auch gut allein zurechtgekommen, ohne diese Leute, die sich nur ihretwegen mit ihm abgaben. Aber die Frau schien so erpicht darauf, dass er es versuchte, dass sie seine Ablehnung wohl kaum akzeptieren würde. Stur war sie ja immer gewesen, schon damals in Hueco Mundo. „Ulquiorra? Sollen wir dann weitergehen? Immerhin müssen wir noch einiges einkaufen…Ishida-kuns Zettel ist ziemlich lang.“ Er nickte knapp, holte dann zu ihr auf – die Gedanken drängte er fürs Erste beiseite. Ulquiorra hatte bisher noch kein einziges Mal einkaufen müssen, denn bei Urahara übernahm stets Tessai diese Aufgabe, so dass diese an ihm vorübergegangen war. Letzten Endes stellte der Arrancar fest, dass es ein unangenehmer Auftrag war, auch wenn die Frau seine Meinung wohl nicht teilte. Während er den so genannten Einkaufswagen geschoben hatte, war sie mit leuchtenden Augen zwischen den Regalen hin und her gehuscht. Auch das nervige Gedrängel an der Kasse hatte sie in ihrer Euphorie nicht stoppen können und sie hatte das Warten genutzt, um ihm von irgendwelchen seltsamen Aktivitäten zu berichten. Allerdings konnte er immer noch nicht begreifen, was so toll daran sein sollte, mit einem Brett und einem Segel über das Meer zu fahren. Wozu sollte das überhaupt gut sein? Surfen hatte die Frau es genannt und dennoch unzureichend erklärt, so dass er wohl abwarten musste, bis sie sich am Meer befanden und er diesen merkwürdigen Sport mit eigenen Augen betrachten konnte. Das war ohnehin besser, denn schließlich verließ er sich in der Regel nur auf das, was er auch sehen konnte. Wobei seine Ansicht da inzwischen ein wenig ins Wanken geraten war. „Uff, ziemlich schwer, nicht wahr? Ishida-kun denkt wirklich immer an alles!“ Er warf einen Blick zu der Frau, die sich mit ihren drei Taschen ziemlich abzumühen schien, ihn aber auch nicht um Hilfe gebeten hatte. Kaum dass sie den Laden endlich verlassen hatten, hatte sie auf eine gerechte Aufteilung bestanden und somit gab es keinen Grund, sich zu beschweren. Auch jetzt blieb sie nur einen Moment stehen, ehe sie mit entschlossener Miene die Schultern straffte und dann wieder zu ihm aufholte. Wie stur sie sein konnte. „Lange müssen wir bestimmt nicht mehr laufen. Ich meine, wir sind doch auf dem richtigen Weg…oder?“, hörte er sie fragen und nickte leicht. Der Weg war recht simpel und daher einfach zum Einprägen, auch wenn die Frau wohl nicht so empfand. Er vernahm ihr leises Seufzen, das wohl Erleichterung ausdrücken sollte, und wieder fragte er sich, warum sie nicht einfach aussprach, dass sie erschöpft war. Sonst teilte sie ihm doch auch jede Kleinigkeit mit, warum also jetzt nicht? Oder wollte sie sich vor ihm keine Blöße geben? „Ähm, Ulquiorra? Kannst du vielleicht ein bisschen…na ja, langsamer gehen? Bitte?“ Er antwortete ihr nicht, blieb stattdessen schlagartig stehen und maß sie aus ernsten Augen, woraufhin sie ihn verunsichert anblickte. Menschen waren wirklich schwächliche Geschöpfe. Ulquiorra ignorierte ihren verdutzten Blick, als er ihr wortlos die Taschen abnahm, so dass er nun in jeder Hand drei hielt. Sicher bemerkte er das Gewicht, aber er ließ sich von so etwas nicht beeinträchtigen, immerhin war er nicht schwach. Ohne noch etwas zu sagen, drehte er sich um und ging weiter, den Blick der Frau in seinem Rücken spürend. „Ah, warte auf mich!“, rief Orihime ihm nach und schloss rasch wieder zu ihm auf. „Also…danke, das ist wirklich nett von dir, Ulquiorra. Aber ist das nicht zu schwer?“ Ob sie sich bewusst war, dass sie ihn gerade beleidigte? Vermutlich nicht, so wie er ihre naive Art kannte, und als er ihr einen Seitenblick zuwarf, erkannte er, dass sie schon wieder rot geworden war. Was hatte er denn nun wieder getan, dass sie in Verlegenheit geriet? Menschen…er verstand sie nicht und die Frau sowieso nicht. „Nein“, erwiderte er gewohnt stoisch. „Oh okay, dann ist ja gut.“ Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus und Ulquiorra stellte fest, dass er beinahe darauf wartete, dass sie erneut den Mund aufmachte. Das war eigenartig, wenn man bedachte, dass er unnützes Gerede im Allgemeinen nicht mochte. Anscheinend hatte die Frau seine Nerven bereits überstrapaziert, das war die einzige Lösung, die ihm plausibel erschien. Als sie am Zeltplatz ankamen, stritt Kurosaki bereits wieder mit dem Quincy, während die andere Frau samt Anhang noch nicht zurück zu sein schien. Anscheinend ging es um das seltsame Gebilde aus Holzstöcken, vor dem der Shinigami kniete. Ulquiorra erinnerte sich daran, dass Grimmjow und Nnoitra damals in Las Noches auch dauernd gestritten hatten. Oftmals handelte es sich nur um Nichtigkeiten, irrelevante Belange und er vermutete, dass es die Langeweile gewesen war, die sie dazu getrieben hatte. Unwillkürlich fragte er sich, ob das bei diesen beiden auch der Fall war und sie sich deshalb ständig in den Haaren lagen. Andererseits schien sich dieser Streit von denen der Espada zu unterscheiden, denn keiner zog seine Waffe oder wurde handgreiflich. „Ich weiß ja wohl, wie man ein Lagerfeuer aufbaut!“, knurrte Ichigo gerade, woraufhin Ishida ihm einen spöttischen Blick zuwarf. „Das, was du da versuchst, sieht alles andere als professionell aus, Kurosaki. Von daher würde ich vorschlagen, dass du diese Tätigkeit jemandem mit dem nötigen Fachwissen überlässt, bevor wir uns heute Abend noch Verbrennungen ersten Grades zuziehen.“ „Dir etwa?“, kam es ebenso höhnisch zurück und Ishida verengte die blauen Augen. „In der Tat“, erwiderte er mit blasiertem Unterton. „Während du die blauen Flecke deiner infantilen körperlichen Auseinandersetzungen gezählt hast, habe ich meine Kindheit damit verbracht, mit meinem Großvater die Natur zu erkunden, wo ich mir zumindest sinnvolles Wissen und Erfahrungen angeeignet habe.“ Ichigo schnaubte leise. „Dass man immer ein Ersatzzelt dabei haben sollte?“, stichelte er dann und der Quincy ballte die Fäuste. „Ich meine, klar, wenn man das Erste versehentlich abfackelt...“ „Unterlass sofort diese unverschämten Unterstellungen, die in keinem Fall der Wahrheit entsprechen!“ „Dann spiel dich hier nicht so auf!“ „Das tue ich nicht, ich…“ Die Diskussion war überflüssig, wie Ulquiorra fand, doch er äußerte sich nicht dazu – ganz im Gegensatz zur Frau, die schon wieder recht besorgt drein blickte. Bevor sie allerdings den Mund aufmachen konnte, trat die Shinigami samt dem rothaarigen Idioten zu ihr und schüttelte den Kopf. „Lass sie einfach, Inoue. Die beiden sind unverbesserlich“, riet sie ihr und Renji nickte mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. „Ich glaub, sie brauchen das“, meinte er und Rukia grinste daraufhin breit. „Ja, ja, was sich neckt~“, flötete sie und die Frau blinzelte sie irritiert an, schien zunächst nicht zu verstehen. Dann aber begann sie wieder zu strahlen, nickte heftig. „Ah, ich weiß, was du meinst, Kuchiki-san! Kurosaki-kun und Ishida-kun drücken so ihre Freundschaft aus, nicht wahr? Bestimmt trauen sie sich nur nicht, sich zu sagen, wie gern sie sich eigentlich haben!“ Überzeugt davon, dass sie damit im Recht lag, sah sie mit eindeutigem Stolz in die Runde, wurde nun von den beiden Shinigami verdutzt angeschaut. „Äh ja…ungefähr so hab ich das gemeint.“ Ulquiorra wandte sich ab, fand dieses Gespräch ebenso absurd wie den Streit der anderen zwei, doch kaum hatte er sich umgedreht, hielt er sogleich wieder inne. Der Riese hatte sich ihm in den Weg gestellt, bedachte ihn nun mit einem ernsten Blick, den der ehemalige Espada nicht zuordnen konnte. Unbeeindruckt erwiderte er den Blick, musste dabei allerdings den Kopf heben, da ihn der Mexikaner um einiges überragte. Unweigerlich fühlte er sich an Yammy erinnert und von dem hatte er sich auch nie einschüchtern lassen. Er wusste nicht, was der Kerl von ihm wollte, als dieser die Hände ausstreckte, und aus reinem Reflex spannte sich der Arrancar an, vermutete er doch einen Angriff dahinter. Nichts dergleichen passierte, stattdessen zeigte der Riese nun auf die Taschen. „Die kannst du mir geben. Ich räum das ein.“ Es ging ausschließlich darum? Ulquiorra reagierte nicht sofort, starrte den Größeren weiterhin an, erwartete eventuell doch eine Falle hinter diesem Angebot. Der Mexikaner aber lächelte nur leicht und schließlich übergab ihm der Arrancar die Taschen kommentarlos. Vom Charakter jedenfalls unterschied er sich gewaltig von Yammy. „Danke, Sado-kun!“, hörte er die Frau neben sich sagen und beließ es dabei. Nach einer Weile kam auch der Rest der Gruppe zurück, wobei sich die Freundin der Frau über den Abschaum aufzuregen schien. Dieser faselte mal wieder etwas von vulgären Dingen, wofür er sich sogleich eine fing, was deutlich machte, dass das Auskundschaften des Strands wohl nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen war. Kein Wunder, wenn man folglich nichts anderes im Sinn hatte, als Frauen mit ausgeprägten Kurven nachzustellen. Ulquiorra verachtete diese primitiven Gelüste zutiefst und ihm kam wieder in den Sinn, was dieser nervige Typ in der Nacht über die Frau gesagt hatte. Widerlich. Die Naivität der Frau, die bereits wieder am Schlichten war, erschien ihm unermesslich. Glücklicherweise war das Thema bald wieder außen vor und es kehrte ein wenig Ruhe ein. Kurosaki übernahm schließlich die Überwachung des Lagerfeuers, wobei ihm der Rotschopf helfen sollte, und Ishida kümmerte sich um die Zubereitung des Essens. Das Essen des Quincy war schließlich besser als erwartet, das musste sogar Ulquiorra zugeben, auch wenn er es nicht laut aussprach. Er saß zu seinem Leidwesen zwischen dem Abschaum und dem rothaarigen Shinigami, die beide keine Manieren zu besitzen schienen. Während der ehemalige Cuatro Espada in Ruhe aß, schaufelten sich die beiden das Curry geradezu in den Mund. Die drei Frauen führten derweil irgendwelche unwichtigen Gespräche und Kurosaki diskutierte mit Ishida über das zubereitete Essen. Selbst der eher wortkarge Riese unterhielt sich nebenbei mit dem Zwerg und Ulquiorra stellte für sich fest, dass er sich fehlplatziert vorkam. Was hatte die Frau noch gleich gesagt? Essen in der Gruppe sollte besser schmecken als normal? Er bemerkte nichts davon, es schmeckte wie immer, höchstens eine Spur schärfer. Eher unabsichtlich wanderte sein Blick zu Orihime, die ausgerechnet in diesem Moment zu ihm rüber schaute und ihn anlächelte. Er erwiderte das Lächeln nicht, aber er sah auch nicht weg und das ließ die Situation seltsam erscheinen. Ihre anthrazitfarbenen Augen glänzten im Schein des Lagerfeuers noch mehr als sonst und es irritierte ihn, dass ihm das überhaupt auffiel. „Isch habsch ne Idee!“, rief der Abschaum und war kaum zu verstehen, da er noch am Kauen war. Ulquiorra wandte sich ab, sich fragend, was soeben in ihn gefahren war; was interessierten ihn die Augen der Frau? Vermutlich übte die idiotische Gesellschaft um ihn herum bereits Einfluss auf ihn aus und ihm kamen deshalb so absurde Gedanken. Innerlich den Kopf schüttelnd stellte er die Plastikschale neben sich auf dem Boden ab, während die anderen skeptisch zu Keigo schauten. „Ich will es gar nicht wissen“, murrte Tatsuki, die vermutlich an den Nachmittag zurückdachte. Keigo ignorierte sie jedoch, grinste stattdessen noch breiter in die Runde und Ulquiorra war sicher, dass er ebenso wenig Begeisterung für diesen Geistesblitz übrig haben würde. Alles, was von diesem Idioten kam, war zweifelsohne stupide. „Och Tatsuki-chan“, schaltete sich die Frau ein und sah aufmunternd zu Keigo rüber. „Lass Asano-kun doch erst einmal ausreden, hm?“ Ulquiorra konnte nicht nachvollziehen, warum sie den Abschaum auch noch unterstützte, und dessen glückliches Gesicht missfiel ihm zutiefst. Eigentlich war dies immer der Fall, wenn dieser Kerl die Frau anschaute, was vermutlich daran lag, dass er sich über dessen widerliche Absichten im Klaren war. „Danke, liebste Inoue-san!“, jauchzte dieser auch schon los und streckte die Arme nach ihr aus, wobei er seinen Mund auf lächerliche Art verzerrte. „Hör auf, dich bei ihr einzuschleimen, und komm zum Punkt!“, beendete Kurosaki die peinliche Nummer und Keigo murrte leise. Dann jedoch räusperte er sich vernehmlich, genoss sichtlich die kurze Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde. Fast schon bemitleidenswert. „Ich habe eine supertolle geniale Idee, die uns von der öden Langeweile befreien wird!“, verkündete Keigo und sprang gleichzeitig mit einem Satz auf, wobei er mit ausgestrecktem Finger in die Höhe zeigte. Ulquiorra bemerkte, dass außer der Frau niemand wirklich gespannt zu sein schien, was da noch kam. „Schieß los…“, kam es wenig begeistert von Kurosaki, während der Quincy ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand vortäuschte. „Besonders brillant kann die Idee ja nicht sein, wenn sie von dir stammt“, fügte er noch an, was Keigo die Zornesröte ins Gesicht trieb. „Schweig, Unwürdiger! Du wirst mir noch danken, du verklemmte Brillenschlange!“, schoss er zurück und Ishida schaute ihn entrüstet an. „Wie bitte?!“ Anstatt zu antworten, räusperte sich Keigo erneut, während Kurosaki aufgrund des Kommentars nicht anders konnte als zu grinsen. „Wir spielen Flaschendrehen!“ Die Enthüllung rief allgemeines Stöhnen hervor, während Ulquiorra sich die Frage stellte, was das für ein Spiel sein sollte. Eine Flasche drehen? Da war ja sogar Yammy einfallsreicher gewesen, indem er seinem Hollow-Hund Kunststücke beigebracht hatte. „Etwas Infantileres kam dir wohl nicht in den Sinn, Asano?“, höhnte der Quincy und verschränkte die Arme. Keigo ließ sich davon nicht beeindrucken, grinste lediglich eine Spur fieser. „Deshalb sagte ich verklemmt, Ishida. Tja, du hast halt einfach keine Eier in der Hose!“ „Was fällt dir ein, solch eine vulgär ausgedrückte, völlig aus der Luft gegriffene Beschuldigung gegen mich auszusprechen?!“ „Ein bisschen stimmt es ja schon, was er sagt“, meinte Kurosaki und schaute dabei absichtlich zur Seite. „Schlägst du dich etwa auf die Seite dieses zurückgebliebenen Trottels?!“ „Ich frage mich bloß, was dich so daran stört. Ist doch nur ein dummes Spiel.“ „Die Tatsache, dass es ein Eingriff in die Privatsphäre ist? Aber jemand wie du versteht von derartigem Feingefühl natürlich nichts.“ „Du spinnst doch!“ Während Ishida dem Aushilfsshinigami noch einige Beispiele vorbetete, um seine Meinung würdig zu vertreten, schauten die anderen beiden Shinigami ratlos zu der Frau. „Was ist denn dieses Flaschendrehen?“, fragte Rukia und legte den Kopf leicht schief. „Ich kenn nur Trinkspiele“, brummte Renji neben ihm und fuhr sich durch das rote Haar. Orihime lächelte nachsichtig, ehe sie mit ihrer Erklärung begann, der Ulquiorra ebenfalls zuhörte. „Ähm, also man braucht natürlich zuerst einmal eine Flasche und am lustigsten ist es in der Gruppe! Wir setzen uns in einen Kreis und der, der die Flasche dreht, darf etwas von dem, auf den die Flasche zeigt, verlangen! Entweder muss er auf eine Frage wahrheitsgemäß antworten oder er muss eine Pflicht erfüllen, so wie…hm…also…einen witzigen Tanz vorführen oder ein Lied singen!“ Für den Arrancar klang das mehr nach Demütigung als nach Spaß, doch die beiden Shinigami schienen von der Idee regelrecht angetan zu sein. Vor allem Rukias Augen leuchteten plötzlich auf, was deutlich machte, dass sie mit Sicherheit etwas plante. „Eine Frage wahrheitsgemäß beantworten, so, so…“, murmelte sie und kicherte seltsam, was ihr einen schrägen Seitenblick von Renji einbrachte. „Alles klar! Wir spielen Flaschendrehen!“, entschied sie dann und sprang gleichzeitig auf, was sogar Kurosaki und den Quincy verdutzt aufsehen ließ. Im Endeffekt schafften es die Shinigami und der Abschaum, auch den Rest der Gruppe zu überzeugen. Ursprünglich hatte Ulquiorra nicht vorgehabt, sich mit diesem Unsinn auseinanderzusetzen, doch die Frau hatte mal wieder nicht eher locker gelassen, bis er sich ebenfalls in den Kreis gesetzt hatte. Albern beschrieb die Situation wohl am besten und er konnte nicht fassen, dass er sich das antat. Das war alles die Schuld von diesem verrückten Ladenbesitzer und natürlich die der Frau. „Alle mal herhören!“, krähte Keigo da auch schon los und hob die leere Plastikflasche in die Luft. „Die Regeln hat Inoue-san ja bereits erklärt! Verweigerung gibt es nicht, damit das klar ist!“ Dabei starrte er jeden einzelnen von ihnen warnend an, was aber wenig brachte. Der Quincy schnaubte leise und murmelte was von „unterbelichtet“, während Keigo von Kurosaki und den anderen ignoriert wurde. Lediglich die Frau und die Shinigami schienen das ernst zu nehmen und nickten im Einklang. „Also gut! Ich mache den Anfang und stelle folgende Aufgabe: Den, auf den die Flasche zeigt, dem darf ich einen Kuss stehlen!“ Angewiderte Blicke wurden ihm von allen Seiten zuteil, jedoch nicht zur Kenntnis genommen. „Los geht’s!“, rief er daher voller Euphorie und drehte die Flasche einmal mit Schwung. Diese drehte sich mehrmals um die eigene Achse, ehe sie langsamer wurde und sachte an Tatsuki vorbei zu Orihime zu schlittern, nur um schlussendlich…bei Ulquiorra stehen zu bleiben. Schweigen. „NEIN!“, brüllte der Abschaum dann in ohrenbetäubender Lautstärke los und raufte sich die Haare. „Nein, nein, nein, das darf nicht sein! Das kann nicht sein, das mach ich nicht! Niemals! Keinen Kerl und schon gar nicht den da!!“ Ishida warf ihm einen höhnischen Blick zu, schob mit zwei Fingern seine Brille zurecht. „Allein von der Logik her hätte dir bewusst sein müssen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Flasche auf ein Mädchen zeigt, aufgrund der erhöhten Anzahl von Jungen in unserer Gruppe äußerst gering ist, Asano. Aber vermutlich ist das zu viel für deinen mickrigen Verstand, sofern du über so etwas überhaupt verfügst.“ Ausgerechnet Mizuiro setzte noch eins drauf, indem er mit einem trügerisch sanften Lächeln meinte: „Hast du nicht selbst gesagt, dass es keine Verweigerung gibt?“ Keigo, der allmählich ziemlich blass wurde, schaute die beiden bloß schockiert an, ehe er sich mit Tränen in den Augen Ichigo zuwandte. Dieser zuckte jedoch bloß mit den Schultern, so als kümmerte es ihn absolut nicht. „Wir werden es schon keinem verraten, Keigo“, sagte er leichthin und nahm seinem Kumpel damit die letzte Hoffnung auf Unterstützung. „Ich…ich…“, stammelte dieser und schaute verstört zu dem Arrancar, der ihn mit seinen grünen Augen aufzuspießen versuchte. „Du bist doch nicht etwa ein Feigling, Asano?“, stichelte Tatsuki und zahlte ihm damit die Nummer vom Nachmittag heim. „I-Ich? Pah! Niemals! Ich…ich stehe zu meinem Wort wie ein Mann! Jawohl, das macht mir gar nichts!“, plusterte sich der Junge auf und verließ seinen Platz, näherte sich auf allen Vieren dem ehemaligen Espada, dessen Miene steinern blieb. „Wenn das mal keinen Toten gibt“, brummte Renji und Sado nickte ihm zustimmend zu. „T-T-Tote?“, japste Keigo und starrte Ulquiorra ängstlich an. „Uhm“, machte Orihime unbehaglich und schaute nervös lächelnd zu ihrem Nebenmann. „Es ist ja nur ein Spiel…das hat nichts zu bedeuten. Das…das weißt du doch, nicht wahr, Ulquiorra? Äh, kein Grund, jemanden umzubringen, hehe…“ Es sollte wahrscheinlich nur scherzhaft gemeint sein, aber Ulquiorra entging nicht, wie sich der Großteil der Gruppe anspannte. Vollkommen zu Recht, denn der Arrancar würde solch eine Zumutung sicher nicht über sich ergehen lassen. Keigo schluckte hart, als er die Worte der Frau hörte, und er traute sich kaum, noch einen Mucks zu machen – der Typ war ihm doch schon von Anfang an unheimlich gewesen! Allerdings wollte er auch nicht als Feigling dastehen und so nahm er all seinen Mut zusammen und beugte sich vor, spitzte dabei übertrieben die Lippen. „Fass mich an“, begann Ulquiorra gefährlich leise, brachte ihn damit zum Innehalten. „…und es wird das Letzte sein, das du tust.“ Das war garantiert keine leere Drohung und so sprang Keigo mit einem hohen Schrei zurück, wollte bloß aus der Reichweise des Arrancar verschwinden. „D-D-Das könnt ihr nicht von mir verlangen!“, redete er sich in Rage und schüttelte immer wieder den Kopf. „Ich…ich setze aus! Ich will nicht sterben!!“ „Krieg dich wieder ein, du Idiot“, murrte Ichigo und warf einen Blick zu dem ehemaligen Cuatro Espada, der mit unbewegter Miene zurücksah. „Sieht so aus, als müssten wir eine Ausnahme machen.“ Keigo atmete unweigerlich auf und da niemand Einwände dagegen erhob, schien das Thema wohl abgeschlossen. Gleich darauf schauten jedoch alle zu Ulquiorra, welcher keinen Muskel rührte. „Ähm, du bist jetzt an der Reihe, Ulquiorra“, wies ihn die Frau auf das Offensichtliche hin und innerlich seufzte er. Dann jedoch griff er nach dem Objekt aus Plastik und tat es dem Abschaum gleich, indem er das Ding einmal drehte. Die Frau hatte gesagt, dass es jedem selbst überlassen war, was man von dem, auf den die Flasche zeigte, erwartete. Somit konnte er also auch eine Frage stellen, anstatt sich auf kindisches Niveau herabzulassen. Die Flasche kam schließlich zum Stillstand und sie zeigte auf Kurosaki Ichigo, der merklich das Gesicht verzog. Ulquiorra war beinahe erleichtert, dass es den Aushilfsshinigami getroffen hatte, denn bei diesem wusste er bereits eine Frage, die ihn tatsächlich interessierte. „Nenn mir deine größte Schwäche“, forderte er und löste damit erneuten Unmut aus. „Es ist unerhört, dass du Kurosaki nach allem, was passiert ist, ausgerechnet so eine Frage stellst!“, mischte sich der Quincy ein und seine blauen Augen funkelten zornig. Er schien sich mehr aufzuregen als Kurosaki selbst und dabei betraf doch diesen die Frage. Menschen und ihre übertriebenen Reaktionen, dachte er bei sich, doch bevor er dies aussprechen konnte, ergriff auch noch der Rotschopf das Wort. „Es ist ja wohl klar, warum er das fragt, oder?“, meinte er und warf ihm einen abschätzenden Blick zu. Ulquiorra verengte die grünen Augen etwas mehr, auch wenn ihn keiner der Vorwürfe wirklich traf. Sollten diese Menschen doch denken, was sie wollten, das war ihm gleich. Seinetwegen musste Kurosaki die Frage nicht beantworten, wenn er ihm so sehr misstraute. Er hatte von vornherein nicht an diesem Spiel teilnehmen wollen, jetzt tat er es doch und das Ergebnis war eindeutig negativ. „Ulquiorra“, sprach ihn Ichigo schließlich an. „Hast du vor, mich herauszufordern und diese Schwäche gegen mich einzusetzen? Oder was soll das?“ Die Unterstellung war beleidigend, als wäre er nicht ohnehin stärker, zumindest solange Kurosaki nicht wieder vollständig zum Hollow wurde. Aber er war nicht Nnoitra, der seine Überlegenheit durch Tricks beweisen musste. „So etwas habe ich nicht nötig.“ Anscheinend glaubte ihm das jedoch keiner, selbst die Freundin der Frau schaute ihn mit gewisser Wut an. Natürlich traute ihm keiner von ihnen, das erwartete Ulquiorra auch nicht. Fast jeder von ihnen war von ihm oder einem der anderen Espada verletzt worden, dem Quincy hatte er den Arm abgerissen und Kurosaki beinahe getötet. Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen, er hatte es gewusst. „Was willst du damit-“ „Es ist doch nur ein Spiel.“ Abrupt sahen alle zu Orihime, die zutiefst unglücklich über den Verlauf des Spiels zu sein schien. Vermutlich hatte sie sich das anders vorgestellt und ihre kurze Anmerkung reichte, um Kurosaki verstummen zu lassen. Ulquiorra verstand nicht, warum alle so sehr darauf bedacht waren, sie wie ein rohes Ei zu behandeln. Dass das nicht nötig war, hatte sie zumindest ihm gegenüber bereits zur Genüge bewiesen. „Ganz ehrlich, Orihime, wir sind nicht diejenigen, denen du das sagen musst“, meinte ihre beste Freundin und fixierte ihn kühl. „Da hat Arisawa-san allerdings Recht“, pflichtete Ishida ihr bei und verschränkte die Arme. „Seine Frage war absolut unangemessen für ein harmloses Spiel.“ „Genau! Absolut unangemessen!“, stimmte Keigo mit ein und Ishidas Braue zuckte einmal. „Du weißt doch gar nicht, worum es geht!“ „Äh…jawohl!“, behauptete der andere und reckte das Kinn in die Luft. Die Frau schaute betreten zu Ulquiorra, so als erwartete sie nun eine Rechtfertigung seinerseits, doch diese blieb aus. Er hatte bereits deutlich gemacht, dass er es nicht auf einen Kampf absah. Als sie merkte, dass sie bei ihm nicht weiterkam, wandte sie sich wieder an den Aushilfsshinigami. „Asano-kun hat vorhin gesagt, dass es keine Verweigerung gibt!“, versuchte sie es auf sture Weise und nickte einmal fachmännisch. „Wir sollten uns an die Spielregeln halten! Sonst brauchen wir gar nicht mehr weiterspielen…und das wäre doch schade, oder nicht?“ Keiner schien ihre Meinung zu teilen, aber dennoch gab Kurosaki ihr nach, es war ihm anzusehen. „Also gut“, seufzte er, ehe er brummend anfügte: „Meine Freunde.“ Der Quincy schnaubte leise, äußerte sich allerdings nicht zu der Antwort, die wohl tatsächlich der Wahrheit entsprach. „Zufrieden?“, murrte Ichigo an Ulquiorra gewandt und griff gleichzeitig nach der Flasche. Der Arrancar schwieg sich darüber aus, beobachtete stattdessen, wie das Plastikgefäß auf Ishida zeigend stehen blieb. „Was war deine schlechteste Note?“, fragte Kurosaki auch sogleich, schien schon jetzt genervt von dem Spiel zu sein. Ishida warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, ehe er an seiner Brille rückte, so dass die Gläser seine Augen verspiegelten. „Eine Eins Minus“, teilte er ihm schließlich kurz und knapp mit, was keinen zu überraschen schien. „Streber!“, schrie Keigo dazwischen und fing sich einen verärgerten Blick ein. „War ja klar…“, murmelte derweil der Aushilfsshinigami und sah zu, wie Ishida nun die Flasche drehte, die daraufhin auf Rukia zeigte. Diese blinzelte einmal, ehe sie freudig zu dem Quincy blickte – anscheinend hatte sie nur darauf gewartet, auch einmal dran zu kommen. Ishida dagegen schien von der Begeisterung der Shinigami recht wenig angetan, doch dann rang er sich ebenfalls zu einer Frage durch. „Wer ist die Person, der du am meisten Respekt zollst?“ Renji verdrehte die Augen, warf einen Blick zu seiner Freundin, deren violette Iriden nun richtig strahlten. Der Rotschopf wusste bereits, wessen Namen sie gleich nennen würde. „Nii-sama!“, schoss es da auch schon aus ihrem Mund und Ichigo hob eine Braue. „Was ist so toll an Byakuya?“ Rukia reckte das Kinn, bedachte Ichigo mit einem nachsichtigen Blick, was dieser nicht gerade positiv aufnahm. „Das wirst du niemals verstehen!“, behauptete Rukia derweil und Renji neben ihr gähnte, wofür sie ihm unsanft den Ellenbogen in die Rippen stieß. „Au! Bist du bekloppt?!“ „Ich bin dran!“, rief sie, anstatt auf Renjis Ausruf zu reagieren, was dieser grummelnd hinnahm. Dieses Mal zeigte die Flasche auf Orihime, die gespannt zu der Shinigami, welche nicht einmal überlegen musste, sah. „In wen bist du momentan verliebt?“ Ulquiorra beobachtete, wie das Lächeln aus dem Gesicht der Frau verschwand und sie stattdessen rot anlief. „Äh…“, machte sie hilflos und wusste gar nicht, wohin sie schauen sollte. Was für eine alberne Frage, zudem doch mit Sicherheit jeder wusste, wem die Frau ihr Herz geschenkt hatte. Außer Kurosaki selbst womöglich, denn dieser blickte geradezu gelangweilt drein, schien sich für den Unfug nicht zu interessieren. Es verwirrte Ulquiorra, dass die Frau so deutlich zögerte, denn er hatte erwartet, dass sie sich ihrer Sache sicher war. Oder wollte sie das bloß nicht laut aussprechen? „Nun, ich…ich…“, machte sie schließlich den Anfang, doch Tatsuki unterbrach sie sofort. „Okay, das reicht jetzt!“, entschied sie. „Es ist schon spät und wenn wir morgen zum Strand wollen, sollten wir ausgeschlafen sein. Also Marsch!“ Dass sie dabei wie ein Feldwebel klang und besonders bei dem Abschaum Unmut hervorrief, schien pure Absicht zu sein und Ulquiorra entging nicht, wie die Frau neben ihm erleichtert ausatmete. Kurz schwenkte ihr Blick zu Kurosaki rüber, dann überraschenderweise zu ihm und als sie bemerkte, dass er sie ebenfalls anschaute, wurde sie erneut knallrot. „G-Gute Nacht, Ulquiorra!“, haspelte sie hervor, ehe sie rasch aufsprang und mit Tatsuki zum Zelt ging. Der Arrancar schaute ihr irritiert nach, konnte diese Reaktion nicht nachvollziehen…und in seiner Verwirrung entging ihm sogar der wissende Blick Rukias. __________________________________________________ So, da bin ich nach Monaten mal wieder mit einem neuen Kapitel. Ich hoffe, dass zumindest die Qualität des Kapitels den langen Zeitraum wieder gutmachen kann und danke noch einmal für die lieben Kommentare, die mich sehr zum Weiterschreiben ermutigt haben. Wenn nicht wieder irgendwelche unangenehmen Zwischenfälle kommen, wird das nächste Kapitel wahrscheinlich schneller fertig werden. hat den Text wie immer gebetat und zudem bereits im Mai mit mir weitergesponnen, was ein paar lustige Ideen hervorgebracht hat. Das Flaschendrehen zum Beispiel ist, soweit ich mich erinnere, auf ihrem Mist gewachsen und ich denke, die Umsetzung ist mir ganz gut gelungen. ;) So gebührt ihr auch hier mal wieder mein Dank! Im nächsten Kapitel geht es also zum Strand, wie Tatsuki schon so schön bemerkt hat, also freut euch auf ein paar sonnige Szenen! :D lg Pia Kapitel 6: Enthüllung --------------------- Behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen, sank bei jedem Schritt von neuem ein wenig in dem weißen Meer aus Sand ein. Eine grüne, flüssige Substanz tropfte von den gebogenen, weißen Klauen, hinterließ Spuren auf dem Weg, den er zurücklegte. Ziellos wanderte seine weiße Gestalt durch die ewige Dunkelheit, ohne einen Laut wahrzunehmen. Es war ihm nicht möglich, da seine Maske seinen Kopf komplett einschloss, somit verhinderte, dass Geräusche zu ihm durchdrangen. Er besaß keinen Mund, womit ihm das Nutzen der Sprache verwehrt blieb, und ebenso fehlte ihm der Geruchssinn. Die anderen waren nicht wie er, niemand war das, und so griffen ihn jene, die seinen Weg kreuzten, an – ein Fehler ihrerseits. Seine Existenz war fragwürdig, denn er wusste, dass die anderen Hollows einander fraßen, um aufzusteigen. Er hatte sie dabei beobachtet, wie sie ihren primitiven Instinkten folgten, um ihre Evolution zu vollziehen. Doch was war mit ihm? Er besaß keinen Mund, um es ihnen gleich zu tun, folglich hätte er, selbst wenn er gewollt hätte, niemanden verspeisen können, um sich zu entwickeln. Daraus resultierte, dass er auf ewig in diesem Stadium bleiben würde. Doch worin bestand dann seine Daseinsberechtigung? Der bloße Kampf ums Überleben erschien ihm über alle Maßen sinnlos. Möchtest du mir nicht dienen? Ich kann dir all das geben, das dir bedauernswerterweise fehlt. Eine merkwürdig vertraute Stimme, so sanft und gleichzeitig voller Macht, hallte in seinem Kopf wider und brachte ihn zum Innehalten. Das Szenario der Wüste von Hueco Mundo veränderte sich und er fand sich plötzlich in einem großen Saal wieder, dem Thronsaal Aizens. Braune Augen begegneten den seinen und ein inneres Gefühl sagte ihm, dass er diesem mächtigen Mann vertrauen konnte… dass er ihm folgen musste, um seiner bedeutungslosen Existenz einen Sinn zu geben. Die Maske bekam Risse, bröckelte langsam von seinem Gesicht ab und es war, als würde er neu geboren werden. Richtig, er war nicht länger ein Adjucha, die Maske umschloss seinen Kopf nicht mehr. Nenne uns deinen Namen. Er war der Cuatro Espada, Ulquiorra Schiffer und er war nicht länger unfähig, dies auch auszusprechen. Er konnte hören, riechen, schmecken und all das verdankte er diesem Shinigami, dem seine Loyalität gebührte. Doch bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, veränderte sich sein Umfeld erneut und er befand sich auf dem Dom von Las Noches in seiner Segunda Etapa. Bilder zogen an ihm vorbei, ließen ihn der Erinnerung an die Ereignisse gewahr werden und ein Schrei hallte durch die Nacht. Kurosaki-kun! Ein Wesen, das äußerlich einem Hollow glich, und doch so anders wirkte, stürzte sich auf ihn. Das aggressive Brüllen schallte über den Kampfplatz, während er dieses Ding, das einmal ein Shinigami gewesen war, zu vernichten versuchte. Ein roter Cero fegte an ihm vorbei, setzte alles in Brand und ließ somit der Zerstörung freien Lauf. Und noch während das Schwert durch seinen Leib glitt, wusste er, dass er verloren hatte. Gegen diesen transformierten Abschaum, dem er so viel Verachtung entgegen gebracht hatte und der ihm nun wie ein wahrer Hollow den Rest geben würde. Doch dazu kam es nicht, denn auf einmal war Kurosaki wieder er selbst und er…zerfiel langsam zu Asche. Hast du Angst vor mir, Frau? Seine eigenen Worte hallten in seinen Gedanken wider und er hob den Kopf, erblickte sie, wie sie in ihrer zerrissenen Kleidung vor ihm stand. Mit diesem mitfühlenden Ausdruck in den anthrazitfarbenen Augen, der ihm galt und den er nicht verstand. Ich habe keine Angst. Sie log nicht, das hätte er ihr angemerkt, aber nachvollziehen konnte er auch diese Reaktion ihrerseits nicht. Menschen waren seltsame Geschöpfe. Dennoch streckte er die Hand nach ihr aus und sie ergriff diese. Sofort stoppte die Zersetzung und die Regeneration seines Körpers begann. Die Hand der Frau war zierlich, die Berührung sanft und die Wärme, die sie ausstrahlte, nahm ihn für den Augenblick gefangen. Er wusste nicht, was ihn dazu angetrieben hatte, überhaupt nach ihr zu fassen, aber er konnte es nicht einmal bereuen. Dieser Drang, der ihn dazu bewogen hatte, war ihm bisher unbekannt gewesen, und er ertappte sich dabei, wie er sie nicht mehr loslassen wollte. Doch sie entzog ihm ihre Finger wieder, drehte ihm mit einem traurigen Lächeln den Rücken zu. Ein Ruck ging durch seinen Körper, bewegte ihn dazu, ihr folgen zu wollen, doch mit einem Mal fühlte er sich wie gelähmt. Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, und sei es nur die Bezeichnung, mit der er sie stets ansprach, doch es gelang ihm nicht. Jegliche Geräusche um ihn herum wurden leiser, bis sie gänzlich verstummten und der Geruch nach Verbranntem ebenfalls. Seine grünen Augen weiteten sich und als er auf seine Hände schaute, erkannte er nur die weißen Klauen. Die Knochenmaske schloss sich um sein Gesicht, kalt und hart und ließ ihm lediglich seine Sehkraft. Die Verwandlung ging so schnell von statten, dass er zu geschockt war, um weiter zu agieren, doch als er aufschaute, war die Frau bereits aus seiner Reichweite verschwunden. Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, näherte sie sich Kurosaki, der seine Arme um sie legte und sie somit in eine Umarmung zog. Ulquiorra erstarrte bei diesem Bild, doch noch immer fühlte er sich wie paralysiert. Der ziehende Schmerz, der wie aus dem Nichts seine Brust heimsuchte, fühlte sich grauenhaft an, doch er konnte nichts tun, um ihn zu lindern. Und diese Empfindung schien sich noch zu steigern, als die beiden Personen immer mehr in der Ferne verschwanden. Er wollte die Hand ausstrecken, sich bemerkbar machen, doch nichts davon gelang ihm, so dass zuletzt nur die alles umfassende Dunkelheit blieb. Die Leere in seinem Inneren hatte sich niemals so erschreckend angefühlt und die Tatsache, dass er immer noch keinen Muskel rühren konnte, versetzte ihn in Panik. Bevor er jedoch noch weiter verzweifeln konnte, rammte sich ein unsichtbares Gewicht in seinen Magen, ein Schrei ertönte und… …ließ ihn die grünen Augen aufschlagen. Für einen Moment hielt er seinen Traum für die Realität und hätte nicht ein gewisser Jemand auf ihm gelegen, wäre er sofort hochgefahren. So aber warf er zuerst einen Blick auf seine Hände, erleichtert feststellend, dass er keine weißen Krallen hatte. Prüfend tastete er sein Gesicht ab, auch wenn ihm hätte klar sein müssen, dass er sich nicht wieder in seiner Adjucha-Form befand. Andernfalls hätte ihm der Stoß nichts ausgemacht und er hätte auch nichts hören können. Folglich war es Keigos Glück, dass Ulquiorra nach diesem eigenartigen Traum noch etwas lahmgelegt war. Sonst hätte er ihm womöglich mit einem Cero den Kopf weggeschossen, und sei es auch nur aus Reflex. Der Junge rappelte sich gerade wieder auf, war aus einem unbekannten Grund auf ihn gefallen, und nun stammelte er zusammenhangloses Zeug. Er hörte Renji neben sich murren, dass der Kerl die Klappe halten sollte, und ausnahmsweise teilte er einmal dessen Meinung. „Sie ist weg!“, jaulte der Abschaum, der inzwischen in seiner Tasche wühlte und dabei ein gewaltiges Chaos fabrizierte, los. „Dabei hab ich sie ganz sicher eingepackt! Ich schwöre es!“ Ulquiorra setzte sich vorsichtig auf, fühlte sich schon wieder wie gerädert, was wohl an dem Traum liegen musste, den er gehabt hatte. Seltsam, dass ihm das passiert war, und vor allem der Inhalt ließ ihn stutzen. Dass er Bilder aus seiner Vergangenheit sah, war ja noch nachvollziehbar, aber was sollte die Szene mit Kurosaki und der Frau bedeuten? Hatte dies überhaupt eine Bedeutung? Wenn er Szayel Aporros Studien Glauben schenkte, dann hatte er in diesem Traum etwas verarbeitet, das sich in seinem Unterbewusstsein befand. „Was ist weg?“, fragte Renji genervt und streckte sich einmal, ehe er geräuschvoll gähnte. Ulquiorra blickte nachdenklich vor sich hin, nahm das Gespräch gar nicht richtig wahr. Stattdessen versuchte er eine logische Erklärung für diesen absonderlichen Traum zu finden, doch ihm wollte nichts einfallen, das das Geschehen plausibel werden ließ. Vielleicht lag es ja daran, dass er sich letztens Gedanken darüber gemacht hatte, was die Frau an Kurosaki fand? Beschäftigte er sich vielleicht zu sehr mit Gefühlen und menschlichen Bindungen, so dass sie ihn schon bis in den Schlaf verfolgten? Eine andere Lösung fiel ihm momentan nicht ein und so entschied er, es vorerst dabei zu belassen. „Meine Badehose!“, jammerte Keigo und hatte schon wieder Tränen in den Augen stehen. Renji verdrehte daraufhin bloß die Augen und puhlte sich desinteressiert im Ohr herum. „Vielleicht hast du sie vergessen – so wie das Zelt“, meinte er und griff dann nach einem Haarband, um seine rote Mähne in einem Zopf zu bändigen. „Nein!! Ich habe sie hundertprozentig eingepackt, jawohl! Jemand hat sie mit Sicherheit gestohlen, genau, so muss es gewesen sein!“, behauptete der Abschaum und nickte hastig, als wollte er sich selbst davon überzeugen. Renji runzelte die Stirn und es war ihm anzusehen, dass er das bezweifelte. „Wer klaut denn eine Badehose…“, brummte er und schüttelte den Kopf über diesen Unsinn. Ulquiorra dagegen erinnerte sich, dass Urahara ihm auch so ein Kleidungsstück eingepackt hatte. Das breite Grinsen des Shinigami hatte ihm nicht behagt, ebenso wenig wie die Erklärung, dass er das Ding an diesem Strand tragen sollte, weil es angeblich normal war, sich dort so entblößt zu zeigen. Nicht dass er Scham deswegen empfinden würde, er fand es lediglich unnötig, seinen Körper zu präsentieren. Grimmjow und Nnoitra hatten auch so eine Vorliebe für freizügige Kleidung gehabt, die er niemals hatte nachvollziehen können. Ebenso wie einige der weiblichen Arrancar, wie zum Beispiel Harribel oder Loly, wobei Letztere mit ihrem Körper hatte provozieren wollen. Nun, er konnte sich nicht vorstellen, dass die Frau so knappe Kleidung in der Öffentlichkeit tragen würde, immerhin schien sie recht schnell in Verlegenheit zu geraten. Wieso sollte sie also das männliche Geschlecht provozieren wollen? Das würde keinen Sinn ergeben. „WER HAT MEINE BADEHOSE GEKLAUT?! ZEIG DICH, DU DIEB!!“, riss ihn Keigo mit seinem Geschrei aus den Gedanken. Glücklicherweise hechtete er infolgedessen aus dem Zelt, was für etwas Ruhe sorgte. Der Shinigami gähnte noch einmal vernehmlich, ehe er sich ebenfalls aufrappelte und irgendetwas von „Idiot“ murmelte. Dann begann er ebenfalls in seiner Tasche nach etwas zu suchen und zog wenig später eine knielange, schwarze Badehose, die seiner eigenen glich, hervor. Schließlich wandte er sich aber mit einem genervten Gesichtsausdruck dem Arrancar, dessen Blick auf den zahlreichen Tattoos verweilt hatte, zu. „Hör auf, mich so anzustarren“, brummte er und Ulquiorra schaute auf. „Noch nie ein Tattoo gesehen oder was?“ Die Frage war irrsinnig, immerhin hatte er selbst eines auf der Brust gehabt, doch dem Gigai fehlte die eingravierte Vier. Sicher, immerhin hatte sein Espada-Rang keinerlei Wichtigkeit mehr. „Ich frage mich lediglich, ob dieses Geschmiere einen tiefer gehenden Sinn hat“, erwiderte er schließlich knapp und eine von Renjis tätowierten Brauen zuckte. „Wie war das?!“, knurrte er drohend, was den Arrancar jedoch nicht beeindruckte. „Also ist meine Annahme, dass dies nicht der Fall ist, korrekt“, schlussfolgerte er stattdessen, was Renji nur noch mehr aufregte. „Das muss ich mir wohl kaum von jemandem sagen lassen, der aussieht, als würde er jeden Moment losflennen!“, gab er zurück und fuhr mit den Zeigefingern imaginär die grünen Striche auf Ulquiorras Wangen in seinem eigenen Gesicht nach. „Diese Markierungen sind uns Arrancar seit unserer Entstehung gegeben, somit ist dieser Vergleich absolut unpassend.“ Renji schien spätestens jetzt genug von diesem Gespräch zu haben und drehte ihm deshalb mit einem letzten zornigen Funkeln in den Augen den Rücken zu, um sich endlich umzuziehen. „Meine Gründe gehen dich einen Scheiß an, Hollow!“ Ulquiorra entschied, es dabei zu belassen, immerhin hatte er keinen Streit im Sinn gehabt. Diese Unterredung erinnerte ihn stark an die Eskapaden, die er des Öfteren mit Grimmjow gehabt hatte. Der Abschaum war auch stets aus der Haut gefahren und hatte über keinerlei Beherrschung verfügt. Armselig. „Renji!“ Sowohl der Angesprochene als auch der Arrancar zuckten zusammen, als die Shinigami plötzlich ihren Kopf in das Zelt steckte und hineinbrüllte. Ungünstiger weise hatte sich der Rotschopf bereits ausgezogen und hielt nun mit ebenso rotem Kopf hastig seine Badehose vor seinen Intimbereich. „R-Rukia!“, entwich es ihm erschrocken, doch diese schien weniger Probleme mit der Situation zu haben als Renji. „Oh, ich stör wohl, tut mir leid!“, plapperte sie mit einem breiten Grinsen drauf los und schaute dann rasch in eine andere Richtung. „Ich wollte eigentlich nur fragen, ob einer von euch Asano-sans Badehose gesehen hat. Der rennt hier nämlich wie ein aufgescheuchtes Huhn rum…aber na ja, ich will euch nicht weiter aufhalten.“ Mit offenem Mund und immer noch knallroten Wangen starrte Renji auf die Stelle, wo die Shinigami gerade noch gestanden hatte. Anscheinend hatte ihm das fehlende Schamgefühl des Mädchens ziemlich zugesetzt. Menschen und ihre übertriebenen Empfindungen. Nun, Renji konnte nicht wissen, dass Rukia noch ein paar Sekunden vor dem Zelt stand und sich die Hände auf die Wangen, die ebenfalls in einer gesunden Farbe glühten, presste. Gott, das war jetzt doch ein wenig peinlich gewesen, auch wenn sie Renji schon solange kannte. War wohl besser, wenn sie nicht weiter darüber nachdachte…und sich das nächste Mal vorher anmeldete. Wobei, der Anblick war sicher nicht das Schlimmste, das sie in ihrem Leben gesehen hatte. Bestimmt nicht. „Haben Abarai-kun oder Ulquiorra die Badehose gefunden, Kuchiki-san?“ Die Angesprochene blinzelte ein paar Mal, schaute dann auf, direkt in Orihimes Gesicht, in welchem ein großes Fragezeichen prangte. Immer noch ein wenig zerstreut schüttelte sie den Kopf. „Ähm, nein, haben sie nicht“, gab sie zurück und rang sich ein Lächeln ab. „Oh…dann müssen wir wohl weitersuchen!“, meinte das Mädchen und nickte entschlossen. „Nicht, dass Asano-kun tatsächlich bestohlen wurde!“ Sie schien die Einzige zu sein, die Keigo die Geschichte mit der gestohlenen Badehose abkaufte. Manchmal war sie wirklich ein wenig naiv, aber aufgrund ihres liebenswerten Wesens konnte man darüber hinwegsehen. „Was in aller Welt hat dieses Objekt in meinem Zelt zu suchen?!“ Beide Frauen schauten irritiert auf, als Ishida aus seinem Zelt trat und dabei mit spitzen Fingern eine knallrote Badehose emporhielt. „Meine Badehose! Ishida, du elender Dieb, gib sie mir sofort zurück!“, kreischte Keigo auch schon los und stieß seine Fäuste in die Luft. Der Quincy warf ihm einen kalten Blick zu, schien von der Anschuldigung ziemlich beleidigt zu sein. „Warum sollte ich solch einen geschmacklosen Fetzen besitzen wollen? Dein Vorwurf ist unerhört und ich erwarte eine angemessene Entschuldigung, bevor ich es in Erwägung ziehe, dir dieses Ding zurückzugeben!“ Wie um diese Forderung zu unterstreichen, drehte sich der Quincy zur Seite, wobei er das Kleidungsstück weit von sich hielt und mit der freien Hand seine Brille zurechtrückte. Allerdings schien Keigo davon absolut nichts zu halten, denn er stampfte einmal mit dem Fuß auf, verschränkte dabei die Arme und erweckte damit den Eindruck eines trotzigen Kindes. „Niemals! Nie, nie, nie! Vergiss es! Lieber gehe ich nackt, als vor dir zu kriechen, Ishida! Jawohl!“, zeterte er schon in der nächsten Sekunde los. Ishida schnaubte angesichts dieser Worte verächtlich. „Schön, wie du willst“, versetzte er schnippisch, doch bevor er noch weiterreden konnte, was er zweifellos vorhatte, trat Ichigo neben ihn. „Gib ihm schon die Badehose zurück, Ishida“, verlangte er mit einer gleichgültigen Geste Richtung Keigo, woraufhin Ishida die blauen Augen verengte. „Und warum genau sollte ich das tun?“ Ichigo warf ihm einen entnervten Blick zu, ehe er über seine Schulter auf den immer noch meckernden Keigo zeigte. „Also ich für meinen Teil habe keinen Bock, den Kerl nackt am Strand rumrennen zu sehen. Du etwa?“ Ishida verzog das Gesicht, schien selbst ebenfalls abgeneigt von dieser Vorstellung zu sein. „Natürlich nicht!“, erwiderte er deshalb pikiert. „Dann erspar uns den Anblick und gib sie ihm endlich wieder“, mischte sich nun auch Tatsuki, die soeben aus dem Mädchenzelt kam, ein. Das schien den Quincy letztendlich doch noch zu überzeugen, auf seine Entschuldigung zu verzichten. Alles war besser, als diesen unreifen Idioten, der ihm in kindischer Manier die Zunge rausstreckte, auch noch an einem öffentlichen Ort unbedeckt zu erleben. Nein, das wollte bestimmt niemand sehen! Im Endeffekt musste Ulquiorra zugeben, dass die freizügige Kleidung doch gewisse Vorteile mit sich brachte. Da sich am sogenannten Strand keine Bäume, die Schatten spenden konnten, befanden, fehlte der Schutz vor der Sonne und somit war auch die Hitze schwerer zu ertragen. Dieses Mal schien Urahara an alles gedacht zu haben, denn sogar die von der Frau als Flipflops bezeichneten Sandalen hatte er in der Tasche gefunden, so wie ein hellgrünes, gemustertes Hemd, das er nun zu der dunkelgrünen Badehose trug. Anscheinend hatte er sich damit relativ gut an die Menschen angepasst, wenn er bedachte, dass der Großteil der Männer ähnliche Kombinationen trug. Die Frau hatte sich in ein hellgelbes Kleid gehüllt, das ihr knapp über die Knie reichte und damit seine These bestätigte, dass sie sich nicht allzu freizügig präsentieren würde. Die Mehrzahl der Frauen an diesem Strand trug Kleidung, die eigentlich mehr als Unterwäsche zu bezeichnen war, und doch schien das völlig normal zu sein. „Ziemlich voll hier“, bemerkte Kurosaki und ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Der Quincy neben ihm schnaubte daraufhin bloß, schulterte die zwei Taschen, die er bei sich trug. „Was erwartest du? Die Sommerferien sind die beliebteste Zeit für solche Ausflüge zum Strand. Wären wir eher losgegangen, so wie ich es von Anfang an vorgehabt hatte, hätten wir jetzt weniger Probleme, einen angemessenen Platz ausfindig zu machen.“ „Ja, ja“, murmelte der Aushilfsshinigami bloß und winkte ab, woraufhin eine Ader an der Schläfe Ishidas zu pochen begann. „Da hinten ist noch ein Platz frei!“, rief die Frau daraufhin und zeigte auf die Stelle, die sie entdeckt hatte. Es war natürlich der Abschaum, der sodann als Erster losrannte, um sich einen Platz zu sichern. Wie auch der Rest der Truppe folgte Ulquiorra in weiterhin mäßigem Tempo, während der nervige Kerl bereits sein Handtuch ausgebreitet und sich darauf niedergelassen hatte. Ulquiorras Vermutung, dass dahinter einmal mehr ein niederer Beweggrund steckte, bestätigte sich, als Keigo einladend auf den Platz neben sich klopfte. „Inoue-san, möchtest du dich nicht neben mich legen?“, fragte er auch sogleich, ehe er sich an die Shinigami wandte. „Kuchiki-san! Auf meiner linken Seite ist auch noch ein Platz frei!“ Ulquiorras Miene verdunkelte sich augenblicklich und er war nicht der Einzige, der so reagierte. Dass die Frau dabei noch lächeln konnte, erschien ihm völlig unangemessen, aber vermutlich war sie zu naiv, um die Intentionen dieses Abschaums zu erkennen. Bevor sie sich aber äußern konnte, hatte sich schon Mizuiro neben seinen Freund gesetzt und schenkte diesem nun ein unschuldiges Lächeln. „Ich denke, dass Inoue-san und Kuchiki-san lieber neben Arisawa-san liegen würden, nicht wahr?“, fragte er dann in Richtung des kurzhaarigen Mädchens, das nach Keigos unangebrachtem Flirtversuch bereits kurz vorm Explodieren zu stehen schien. Jedoch schien Keigo gar nicht zu bemerken, dass Mizuiro ihn soeben vor einer gewaltigen Tracht Prügel bewahrt hatte, sondern starrte den Kleineren einfach nur wie versteinert an. Ulquiorra schüttelte innerlich den Kopf über dieses alberne Verhalten, scherte sich aber auch nicht weiter darum und suchte sich lieber einen eigenen Platz – möglichst weit weg von diesem Idioten. Unweigerlich schweifte sein Blick zum Meer, das sich nur ein paar Meter von ihnen entfernt erstreckte und wo bereits einige Menschen schwammen. Die Frau hatte das einmal erwähnt, auch wenn er dieser Aktivität noch nichts abgewinnen und sich auch nicht vorstellen konnte, worin darin der Spaß bestand. „Ist es nicht wunderschön, Ulquiorra?“ Er drehte den Kopf zur Seite und schaute geradewegs in das Gesicht der Frau, welche sich unaufgefordert neben ihn gesetzt hatte und ihn nun anstrahlte. Die Antwort verzögerte sich, als ihm auffiel, dass sie das Kleid nicht mehr am Leibe trug und nun ebenfalls in einem knappen Zweiteiler steckte. Es erschien ihm unpassend, dass sie sich so in der Öffentlichkeit zeigte, doch andererseits ging es ihn überhaupt nichts an, so dass er es unterließ, sie darauf anzusprechen. Sie musste seinen Unmut, den er selbst nicht verstand, nicht auch noch bemerken. „Oder gefällt es dir hier etwa nicht?“, hakte sie nach, als er immer noch still blieb. „Es ist bisher recht erträglich, auch wenn es mir nicht verständlich ist, worin die Faszination für diesen Ort besteht“, gab er schlicht zurück und sie blinzelte einmal. „Uhm…na ja, findest du den Anblick etwa nicht toll? Ich meine, du warst doch sicher noch nie am Meer, oder? Das ist doch beeindruckend, nicht wahr? So viel Wasser und so viele Menschen, die hier zusammen ihre Zeit verbringen und Spaß haben!“ Etwas Verträumtes schlich sich in ihre Augen und ihr Blick schweifte ab, so dass Ulquiorra nicht sicher war, ob sie ihn überhaupt noch wahrnahm. „Die Tatsache, dass ich noch nie an solch einem Ort war, hat nichts Beeindruckendes an sich, Frau.“ Orihime blinzelte einmal. „Oh“, machte sie dann und verzog angestrengt das Gesicht, vermutlich in dem Bestreben, ihm mithilfe anderer, schwachsinniger Argumentationen deutlich zu machen, was genau an dem Strand so überwältigend sein sollte. Dann hellte sich ihre Miene jedoch auf und im nächsten Moment war sie aufgesprungen, schaute ihn auffordernd an. Ulquiorra bewegte sich nicht, geschweige denn, dass er sie fragte, was in sie gefahren war – wenngleich die Frage doch sehr gerechtfertigt gewesen wäre, so wie sie sich aufführte. Das schien ihre Freude aber nicht zu schmälern, stattdessen drehte sie sich zu ihren Freunden, die nach langem Hin und Her wohl endlich zufrieden mit ihren Plätzen waren, und schaute mit funkelnden Augen in die Runde. „Hört mal alle her!“, rief sie und sofort galt ihr die gesamte Aufmerksamkeit. „Ich habe eine tolle Idee!“ Ulquiorra wusste nicht, was das für eine Idee sein sollte, aber er war beinahe überzeugt davon, dass sie ihm missfallen würde. Es konnte nicht anders sein, wenn sie ihr im Zusammenhang mit ihm eingefallen war. Die Frau war stets darum bemüht, ihm ihre Welt näher zu bringen, obwohl er deutlich gemacht hatte, dass er dies ablehnte. Ablehnung…Ulquiorra hielt in seinen Gedanken inne, als ihm der Traum wieder einfiel. Die Frau hatte sich in seinem Traum von ihm abgewandt und damit ein Gefühl in seinem Inneren hinterlassen, das er nie wieder verspüren wollte, selbst wenn er es nicht zuordnen konnte. Vielleicht war dieser Traum eine Warnung? Sicher würde die Frau, so hartnäckig sie auch war, irgendwann aufhören, sich seiner annehmen zu wollen, wenn er sie weiterhin abwies. Dann hätte er seine Ruhe. „Was haltet ihr davon, wenn wir Beach-Volleyball spielen?“ Ulquiorra hatte keine Ahnung, was das für ein Spiel sein sollte, aber ihm war klar, dass sie nicht nur ihre Freunde ansprach, sondern ihn mit einbezog. Anscheinend war das Spiel aber zumindest bei den Menschen beliebt, wenn man die Reaktionen deutete. „Also ich bin dabei“, machte Kurosaki den Anfang und warf einen herausfordernden Blick zu Renji, der grinsend zurücksah. „Was auch immer dieses Volleyball sein soll, ich werde es gewinnen!“ Ichigo verdrehte daraufhin die Augen, ehe er meinte: „Das ist ein Mannschaftsspiel.“ „Und? Dann gewinnt eben mein Team!“, ließ sich der Rotschopf nicht entmutigen und verschränkte die Arme. Rukia, die zwischen den beiden Jungen saß, schaute neugierig von einem zum anderen, ehe sie die Hand in die Luft reckte und verkündete, dass sie auch mitmachen würde. Von Sado kam nur ein knappes Nicken, während Tatsukis Ausdruck verriet, dass sie sich ebenfalls auf dieses Spiel freute. „Ich denke, das könnte wirklich lustig werden“, meinte Mizuiro, begleitet von einem sanften Lächeln. „L-L-Lustig?!“, japste Keigo neben ihm und packte ihn an den Schultern, um ihn durchzuschütteln. „Weißt du denn gar nicht, was das bedeutet?!“ Mizuiro brachte nur ein weiteres verstörtes Lächeln zustande, schien überhaupt nicht zu verstehen, worauf der Typ hinauswollte. Dieser ballte die Faust und schaute mit feucht glitzernden Augen in die seines Freundes. „Beach-Volleyball ist perfekt, um wunderschöne Mädchen dazu zu bringen, ihren attraktiven Körper in atemberaubende Posen zu bringen! Stell dir nur vor, wie Inoue-san bei dem Versuch, den Ball zu bekommen, mit einem eleganten Satz in die Luft springt und ihre wundervoll prall-“ Der Rest des Satzes ging in einem Kreischen unter, als Keigo von einem runden, weißen Etwas im Gesicht getroffen wurde und nach hinten kippte. Ishida ließ die Hand ein Stück sinken, nur um sie gleich wieder zu seiner Nase zu bewegen und seine Brille zurechtzurücken. „Ich denke, wir haben genug Eindrücke deiner unflätigen Absichten vernommen“, entschied der Quincy und keiner widersprach. Lediglich Kurosaki hob eine Braue und fragte schließlich: „Du hast einen Volleyball dabei?“ Ein verächtliches Schnauben kam von Ishida. „Natürlich! Immerhin ist es naheliegend, dass es an einem Strand Volleyballfelder gibt, und da sich dieses Spiel bei Jugendlichen höchster Beliebtheit erfreut, ist es selbstverständlich, dass ich daran gedacht habe, einen Ball mitzunehmen.“ „Wow, du denkst wirklich an alles, Ishida-kun!“, kam es begeistert von Orihime, die sich bis dahin anscheinend gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, woher sie einen Ball nehmen sollten. „Unglaublich…“, murmelte Kurosaki nur, was jedoch ignoriert wurde. Da jeder anscheinend hellauf begeistert von dem Vorschlag zu sein schien, wandte sich die Frau nun an den Einzigen, der sich noch nicht dazu geäußert hatte: an ihn. „Was ist mit dir, Ulquiorra? Du willst doch bestimmt auch mitspielen, nicht wahr?“ Es lag ihm auf der Zunge, ihr diesen irrsinnigen Glauben auszutreiben und damit seiner Ruhe näher zu kommen. Was machte es, wenn er hier zurückblieb? Damit würde er nähere Interaktionen mit dem Rest der Gruppe vermeiden und sich nicht mit diesem Abschaum auseinandersetzen müssen. Ulquiorras Mund öffnete sich und gleichzeitig sprach die stumme Bitte aus dem Blick der Frau; war ihr das tatsächlich so wichtig? „Meinetwegen“, entkam es seinen Lippen und die Antwort erstaunte ihn selbst. Welchen Sinneswandel er auch durchlebt haben mochte, er hatte dafür gesorgt, dass ihn nicht nur die Frau überrascht anstarrte. Sei es drum, es war keine große Geschichte, eine irrelevante Entscheidung ohne jegliche Auswirkungen. „Super!“, rief die Frau begeistert aus und machte damit klar, dass es für sie sehr wohl eine bedeutungsvolle Entscheidung zu sein schien. Der Quincy räusperte sich vernehmlich, während Keigo immer noch im Sand lag – der Ball schien ihn mit mehr Geschwindigkeit als nötig getroffen zu haben. „Zumindest sind wir jetzt zehn Leute, was sich ohne Weiteres in zwei gleichmäßige Gruppen aufteilen lässt. Um das kraftmäßige Verhältnis auszugleichen, schlage ich vor, dass Kurosaki und Abarai in der jeweils anderen Mannschaft sind.“ Mit diesem Beschluss schien er Ichigos und Renjis Kampfgeist nur noch mehr anzustacheln, denn die Blicke der beiden bohrten sich geradezu ineinander. „Okay, dann will ich Chad!“, entschied der Aushilfsshinigami und deutete auf den Mexikaner, der schlicht und einfach nickte, um seine Zustimmung auszudrücken. „Falls es dir nicht bewusst sein sollte, Kurosaki, das Wählen von Leuten ins Team führt niemals zu ausgeglichenen Mannschaften“, wies ihn der Quincy zurecht, woraufhin Ichigo nur mit den Augen rollte. „Aber falls Sado-kun deiner Mannschaft angehört, so halte ich es nur für fair, dass sich Arisawa-san dem Team von Abarai anschließt.“ Vielleicht hätte sich jedes andere Mädchen beleidigt gefühlt, wenn sie mit einem Hünen wie Sado verglichen wurde, doch Tatsuki wirkte fast schon geschmeichelt. „Kuchiki-san könnte sich Kurosakis Team anschließen und Inoue-san dem von Abarai, so dass-“ „Wie in alten Zeiten, Ichigo!“, fiel ihm die Shinigami ins Wort und schlug Ichigo ungehemmt auf die Schulter, so dass er beinahe den Sandboden küsste. Rukia ließ ihre Laune davon nicht trüben und strahlte weiterhin wie ein Honigkuchenpferd, während Ichigo aussah, als würde er sie jeden Moment erwürgen. „Dann kann Ishida ja auch in unser Team und Ulquiorra in das von Renji, oder? Das wäre doch auch ziemlich ausgeglichen, hab ich Recht, Ishida?“, fragte sie aufgeregt, was der Quincy mit einem zögerlichen Nicken bestätigte. Ulquiorra äußerte sich nicht dazu, einfach weil er es als völlig unerheblich empfand, in wessen Team er spielen würde. „Hey Renji!“, rief Kurosaki aus und deutete dann auf eine der beiden Personen, die noch nicht zugeteilt worden waren. „Wir nehmen Mizuiro, ihr könnt Keigo haben.“ „Wieso entscheidest du das?!“, beschwerte sich der Rotschopf, während Mizuiro lediglich ein Lächeln aufsetzte. Anscheinend war niemand besonders erpicht darauf, Keigo in seiner Mannschaft zu haben, was zumindest Ulquiorra nachvollziehen konnte. Es war nur zu wahrscheinlich, dass der Abschaum das Gesamtergebnis dieses Wettstreits für sein Team ins Negative ziehen würde. Zwar wusste der Arrancar noch nicht, was man bei diesem Spiel zu tun hatte, aber er bezweifelte, dass er an so etwas scheitern würde. „Weil Ishida sich hundertprozentig weigern würde, mit Keigo in einem Team zu spielen!“, nannte Kurosaki seinen Grund und verschränkte die Arme. Der Quincy warf ihm daraufhin einen verärgerten Blick zu. „Unerhört! Benutz mich gefälligst nicht als Ausrede, nur weil dir kein plausibler Grund einfällt, Kurosaki!“ Der Getadelte schaute ihn bloß genervt an, während Keigo sich langsam wieder aufrichtete und völlig planlos durch die Gegend schaute. „Uh…mein Kopf…was…was war das?“ „Beschwer dich nicht“, brummte der Aushilfsshinigami, was Ishida empört schnauben ließ. „Anstatt noch weiter zu diskutieren, sollten wir vielleicht lieber mal ein freies Feld suchen“, schaltete sich Tatsuki, die wie Rukia einen Bustier-Bikini trug, ein und stand im gleichen Atemzug auf. Orihime nickte zustimmend und tat es ihrer Freundin gleich, wobei sie Ulquiorra ein freudiges Lächeln zuwarf, das dieser still zur Kenntnis nahm. Ausdruckslos erwiderte er den Blick, während er sich wie der Rest der Gruppe ebenfalls aufrichtete. „Es ist wirklich toll, dass du mitmachst, Ulquiorra“, sprach sie ihn an. „Du wirst sehen, es wird dir bestimmt gefallen! Volleyball ist eigentlich ganz einfach und es ist wirklich ein sehr schönes Spiel!“ Ulquiorra ließ sie weiterreden, ohne sie dabei zu unterbrechen, und dachte sich lediglich seinen Teil. Er neigte von Natur aus dazu, alles so perfekt wie möglich zu erledigen, und mit diesem stupiden Menschenspiel würde es nicht anders sein. Wie schwer konnte es schon sein, einen Ball durch die Luft zu werfen? Nun, werfen traf es nicht ganz, wie Ulquiorra wenig später feststellte, als die Frau ihm und den beiden Shinigami das Spiel erklärte. Vielmehr musste man den Ball in die Luft befördern, so dass weitere Teammitglieder die Chance bekamen, ihn über das Netz zu schlagen. Allerdings machte es das nicht unbedingt problematischer, denn die Regeln waren immer noch simpel genug, so dass selbst der Rotschopf kein zweites Mal nachfragte. Die Aufstellung war eigentlich irrelevant, da man die Positionen ohnehin tauschen musste, sobald man nach einem Fehler einen Punkt machte. „Ich stehe neben Inoue-san!“, krähte Keigo los und platzierte sich links von der Frau, welche den Ball als Erste übers Netz befördern sollte. Bevor diese sich jedoch dazu äußern konnte, stand bereits ihre Freundin neben Keigo und schlug ihre Faust in die Handfläche. Ihr Gesichtsausdruck war dabei so finster, dass der Junge ein hohes Kreischen von sich gab und abwehrend die Hände hob. „I-Ich mach doch gar nichts!“, stammelte er hastig hervor und Tatsuki schnaubte. „Das will ich dir auch geraten haben, sonst setzt es was!“ Renji stellte sich auf die linke Seite des Feldes ans Netz, so dass Ulquiorra die rechte Seite blieb. Die Arbeit im Team war nichts, das er bisher bevorzugt hätte, nicht umsonst hatte er niemals eine Fracción gehabt. Es war schon anstrengend gewesen, damals mit Yammy in die Menschenwelt zu reisen, auch wenn man das wohl eher als lästige Behinderung sehen konnte, anstatt es als Zusammenarbeit zu bezeichnen. Aber sei es drum, das hier war keine Mission, sondern lediglich Zeitverschwendung, mit der er der Frau unabsichtlich einen Gefallen tat. „Yo, wir wären dann soweit!“, rief Renji plötzlich und verschränkte die Arme, wobei ein provozierendes Grinsen auf seinen Lippen lag. „Ich hoffe, ihr seid bereit zu verlieren!“ „Ihr werdet verlieren! Wartet es nur ab!“ Kurosaki schien die Herausforderung lediglich anzustacheln, denn er grinste ebenfalls, während Ishida entnervt die Augen verdrehte. Anscheinend konnten sich Menschen genauso primitiv wie Arrancar verhalten, denn soeben wurde er einmal mehr an seine Differenzen mit Grimmjow erinnert. Der Holzkopf hatte es auch jedes Mal darauf angelegt, seine Kräfte mit ihm zu messen – wenngleich es bei ihnen bitterer Ernst gewesen war. Im Vergleich dazu war dieses Schauspiel, das sich Kurosaki und der Rotschopf lieferten, nichtig. Dahinter steckte keine Mordlust, viel mehr schien es eine auf Sympathie basierende Rivalität zur eigenen Unterhaltung darzustellen. Wirklich eigenartige Wege, sich zu beschäftigen, aber Ulquiorra selbst hatte niemals Wert darauf gelegt, sich jemandem zu beweisen, um sein Ego hervorzuheben. Folglich konnte er hierbei nur Unverständnis empfinden. „Okay, ich fange an!“, hörte er die Frau sagen und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Ihre Bekleidung war wirklich unzureichend für solche Aktivitäten und die Tatsache, dass ihr ausgeprägter Vorbau bei jeder Bewegung beinahe aus dem Bikini sprang, versetzte wohl nicht nur den Abschaum in Hochstimmung. Einige männliche Schaulustige hatten ihren Blick auf die Frau gerichtet und Ulquiorra missfiel es, ohne dass er den genauen Grund dafür kannte. Vermutlich lag es an seiner Abscheu gegenüber solch lüsternem Verhalten. Zumindest blamierte sie sich nicht, als sie den Ball in die Luft warf, nur um ihn gleich darauf übers Netz zu schlagen, was ihr auch gelang. Auf der anderen Seite nahm Ishida den Ball in Besitz, spielte ihn zu Mizuiro und letztendlich war es Kurosaki, der ihn wieder auf die andere Seite des Feldes brachte. Es steckte logischerweise mehr Kraft in dem Schlag als zuvor bei der Frau, doch deren Freundin fing ihn ziemlich leicht ab und spielte ihn nach vorn, ließ damit Ulquiorra den Ball zukommen. Es war keine Schwierigkeit, das runde Ding über das Netz zu bringen, und da er vorne stand, brauchte er nicht einmal viel Kraft. Allerdings schienen sich Kurosaki und die Shinigami nicht einig zu sein, wer den Ball annehmen sollte. Genau genommen ging Kurosaki einen Schritt zu viel rückwärts, während die Shinigami ohne Rücksicht nach vorn spurtete und ihm in den Rücken sprang. „Wo ist deine Aufmerksamkeit, Ichigo?!“, meckerte Rukia, die nun auf dem Aushilfsshinigami saß, welcher entnervt zu ihr hochschaute. „Runter von mir!“ Der Hüne übernahm derweil den Ball, wobei er sich aber ein wenig verschätzte und zu fest zuschlug. Ishida, der einen Moment zu lang von dem Gezanke der beiden anderen abgelenkt war, reagierte zu langsam und so traf ihn der Ball mit voller Wucht seitlich gegen den Kopf, was ihn ebenfalls auf den Boden beförderte. „Oh…Sorry, war keine Absicht, Ishida“, brummte der Hüne verlegen und rieb sich den Nacken, während sich der Quincy murrend wieder aufrichtete und seine Brille gerade rückte. „Schon gut. Kann passieren“, tat er den Vorfall ab, während Ichigo, der Rukia inzwischen abgeschüttelt hatte, ihm direkt ins Gesicht grinste, was ihm einen gereizten Blick einbrachte. „Wage es nicht, mich für diesen verlorenen Punkt verantwortlich zu machen, Kurosaki! Deine fehlende Aufmerksamkeit war es, die uns in die Bredouille gebracht hat!“ Der Angesprochene hob den Ball wieder vom Boden auf, ehe er mit den Schultern zuckte und lediglich meinte: „Du hast doch auch nicht aufgepasst, also quatsch mich nicht mit deinen schlauen Sprüchen voll.“ Der Quincy verengte die blauen Augen zu schmalen Schlitzen, jedoch kam er nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, da Renji ihm zuvor kam. „Das habt ihr davon, ihr Loser!“, rief er über das Feld und Keigo vollführte hinter ihm einen affigen Tanz, während er ihnen die Zunge rausstreckte. „Jawohl! Schlecht seid ihr!“, krakeelte er los, während Tatsuki seufzte. „So ein Kindergarten…“ Orihime kicherte lediglich darüber, ehe sie die Hand hob und sagte: „Wir haben den Aufschlag!“ Kurosaki nickte nur, ehe er ihr den Ball zuwarf. Auch dieses Mal versagte die Frau nicht und spielte ihn über das Netz, wo er nach dem dritten Mal wieder zurückgeflogen kam und von Ulquiorra zu Tatsuki wanderte und von Tatsuki zu Keigo. Letzterer schlug den Ball allerdings nicht hoch genug, so dass er unweigerlich im Netz hängen bleiben würde. „Nein!!“, schrie der Verantwortliche und hechtete seinem Fehlschlag hinterher. Tatsächlich erwischte er den Ball noch und schaffte es, ihn übers Netz zu bringen, jedoch machte keiner auch nur den Versuch, den Ball anzunehmen. „Was…was steht ihr denn da so rum?! Hä?!“, zeterte Keigo daraufhin los und stampfte mit dem Fuß auf, ehe ihm eine Lösung einfiel und er zu grinsen begann. „Aha! Ihr wusstet von Anfang an, dass ihr keine Chance haben würdet! Genau!“ „Das zählt sowieso nicht, du Idiot“, erwiderte Ichigo und verschränkte die Arme. Ishida neben ihm nickte zustimmend, war diesbezüglich ausnahmsweise einer Meinung mit ihm. „Falls du der Erklärung vorhin zugehört hättest, wüsstest du, dass man den Ball nur dreimal berühren darf, bevor er wieder über das Netz gespielt werden muss.“ „Und außerdem darf ihn die selbe Person nicht zweimal hintereinander berühren, du Depp“, brummte Tatsuki, woraufhin Keigo sie perplex anstarrte. „Verflucht!“, rief er dann aus und raufte sich die Haare. „Diese Regeln sind einfach…einfach viel zu kompliziert!“ „Vielleicht für einen geistig unterentwickelten M-“ „Ähm, sollten wir nicht lieber weiterspielen?“, unterbrach Orihime den Quincy rasch, bevor dieser seinen Satz zu Ende bringen konnte. Das war vermutlich auch besser so, denn der Abschaum hätte sich deswegen nur wieder aufgeregt und dessen Geschrei ging Ulquiorra ziemlich auf die Nerven. Nachdem die Frau sich eingemischt hatte, ging es auch tatsächlich weiter und eine Weile spielten sie recht ausgeglichen. Bis Mizuiro der Ball entkam und sie somit einmal mehr wechseln mussten, was dazu führte, dass Keigo mit dem Aufschlag an der Reihe war. Selbstverständlich musste er dies außergewöhnlich auffällig tun und zappelte dabei wie ein Irrer. „Jetzt kommt mein supergenialer, unvergleichlich atemberaubender Megaschlag!“, verkündete er und Ulquiorra fragte sich ernsthaft, ob dieser Mensch gar kein Schamgefühl besaß. „Eins zu null für uns, Ulquiorra!“, informierte ihn die Frau, die nun des Positionswechsels wegen neben ihm und nicht mehr hinter ihm stand, überflüssigerweise. „Das ist mir durchaus bewusst, Frau“, erwiderte er knapp, doch ihr Lächeln brachte dies nicht ins Wanken. „Los, Asano-kun!“, feuerte sie den Abschaum stattdessen an und war damit wohl die Einzige, die an dessen Erfolg glaubte. Natürlich kam es, wie es kommen musste; viel Wirbel um nichts, denn Keigos Versuch, den Ball übers Netz zu bekommen, scheiterte. Schweigen legte sich über die Gruppe, als der Ball kurzweilig im Netz hängen blieb und dann einfach zu Boden fiel. „Das war sogar für dich erbärmlich, Asano“, kommentierte Ishida kühl und der Großteil der Gruppe nickte zustimmend. „Das…das…es war nicht meine Schuld! Die…Sonne hat mich geblendet, da konnte ich meine Kräfte nicht einschätzen, ich war abgelenkt! So war es! Wirklich!“, versuchte dieser seine Unfähigkeit zu vertuschen, was ihm definitiv nicht gelang. „Verdammt“, knirschte Renji und ballte die Faust, während Ichigo triumphierend grinste. Ein kurzer Platzwechsel und Mizuiro war an der Reihe, den Aufschlag zu machen – was er trotz seiner Größe im Gegensatz zu Keigo gut hinbekam. Renji nahm den Ball daraufhin an, spielte ihn aber zu hoch, so dass er nicht über das Netz gelangen würde. „Bewegung, los!“, brüllte der Shinigami, als er seinen Fehler erkannte und drehte sich zu Ulquiorra. „Das ist deiner, Arrancar!“ Der Angesprochene verengte die Augen und gern hätte er sich einfach aus dem Prinzip heraus geweigert, dass er keine Befehle annahm. Jedenfalls nicht von einem Shinigami. Jedoch wollte er sich auch nicht so darstellen lassen, als wäre er unfähig, in diesem Spiel zu bestehen. Aus diesem Grund passte er den Ball ab und schlug ihn auf die andere Seite des Feldes, wo er Ishida ganz knapp entging. „Yeah! So macht man das!“, rief Renji daraufhin aus und reckte die Faust in die Luft, ehe er zu bemerken schien, wem gegenüber er gerade ein Lob ausgesprochen hatte, und für einen Moment stutzte er. „Ich meinte, nicht schlecht für einen Hollow“, brummte er nachträglich, während Ichigo mit Ishida darüber diskutierte, wie ihm der Ball entwischen konnte. Ulquiorra kümmerte es nicht weiter, er gab sowieso nichts auf die Anerkennung des Shinigami, von daher ließ er es auf sich beruhen. Davon einmal abgesehen war das Spiel an sich jedoch eine recht angenehme Erfahrung, wenn man sie beispielsweise mit dem Zelten oder Einkaufen verglich. Seit er in diesem Gigai steckte, hatte Ulquiorra wenig Gelegenheit gehabt, sich aktiv zu betätigen. Das Leben unter Menschen war eintönig und somit war das Volleyballspiel eine Abwechslung, die er ausnahmsweise einmal willkommen hieß. Zumal er nicht gezwungen war, Körperkontakt einzugehen, denn das hätte ihm eindeutig missfallen. Lästig war nur die extreme Hitze, der man sich hierbei aussetzen musste, aber das gehörte anscheinend dazu. „Ah!“ Der helle Schrei der Frau schallte mit einem Mal über das Feld, als diese bei dem Versuch, den Ball zu erwischen, über ihre eigenen Füße stolperte. Wohl in dem Begriff, sich abzufangen, streckte sie die Hände aus, tat dies allerdings zu spät, so dass sie der Länge nach im Sand landete. Ein leises „Au!“ entwich ihr, als ihr der Volleyball zu allem Übel noch auf den Kopf fiel. Peinliches Schweigen senkte sich über den Platz. „Alles okay, Orihime?“, fragte Tatsuki besorgt und beugte sich zu ihrer Freundin runter. Diese stemmte sich langsam wieder hoch, wobei sie sich schüttelte und etwas Sand spuckte. Die Sandkörner klebten ihr nicht nur im Gesicht, sondern auch an anderen Stellen ihres Körpers. Allerdings schien sie ihre gute Laune durch diesen Zwischenfall nicht verloren zu haben, denn kaum vernahm sie die Frage Tatsukis, lächelte sie schon wieder und rappelte sich auf. „Ja, alles in Ordnung!“, versicherte sie und wischte ein paar Sandkörner von ihrem Dekolleté, was Keigo jauchzen und den Großteil der Männer rot werden ließ. Natürlich entging der Frau das vollkommen, stattdessen entschuldigte sie sich verlegen für ihren Fehler. „Tut mir leid, dass wir einen Punkt verloren haben, ehehe.“ Renji winkte schnell ab, wobei er den erröteten Kopf zur Seite drehte, und murmelte ein „Schon gut“, womit die Sache erledigt war und es weitergehen konnte. Der Hüne hatte nun den Aufschlag, doch Renji beförderte den Ball sofort wieder zurück und eine Weile war das Zusammenspiel recht ausgeglichen – jedenfalls bis zu dem Punkt, an dem Kurosaki und der rothaarige Shinigami den Bogen aufgrund ihres Rivalitätsverhaltens überspannten. Die Geschwindigkeit nahm zu, so dass einige Probleme bekamen, den Ball überhaupt noch zu erfassen. Zudem wurden die Schläge zunehmend zielloser, so dass es gleichsam schwieriger wurde, sich nicht umzurennen. Ulquiorra schmetterte den Ball ebenfalls mit mehr Kraft zurück und dieser segelte nur knapp über den Kopf des Quincys hinweg, der sich eben noch so duckte. Der Blick, der ihm daraufhin zuteilwurde, machte deutlich, wie übel der andere ihm das nahm. Und wenn schon. Der Ball wurde wieder zurückgedonnert und plötzlich schienen nur noch Ichigo und Renji im Spiel zu sein. „Na warte!“, rief der Aushilfsshinigami und jagte den Ball wie von Sinnen übers Netz. „Nimm das!“, grölte der Rotschopf zurück und überschätzte sich mit dem nächsten Schlag. Der Ball flog über das Feld hinweg, so dass man nur noch einen dunklen Umriss wahrnahm, ehe er schließlich in weiter Entfernung im Meer landete. Abermals senkte sich Stille über die Gruppe. „Klasse gemacht, Renji“, kommentierte Rukia schließlich und warf dem Übeltäter einen genervten Blick zu. „Ich…ähm, war doch keine Absicht!“, stammelte dieser und wurde rot. „Tja, sieht aus, als wäre das Spiel fürs Erste vorbei, was?“, war alles, was Ichigo dazu zu sagen wusste, und Ishida rückte an seiner Brille. „Ich hoffe doch, dir ist bewusst, Abarai, dass du derjenige sein wirst, der mir mein hochqualitatives Eigentum zurückbringt.“ Der Angesprochene schnaubte leise und verschränkte dann die Arme hinterm Nacken. „Ja, ja, ich geh ja schon…wollte sowieso schwimmen gehen.“ Diese Bemerkung rief vor allem bei der Frau rege Begeisterung hervor, denn ihre Augen leuchteten plötzlich auf. „Das ist eine tolle Idee, Abarai-kun!“, rief sie auch sogleich aus und blickte in die Runde. „Ich bin dafür, dass wir alle zusammen schwimmen gehen, ja? Die Abkühlung wird uns sicher gut tun!“ Nun, damit hatte sie vielleicht nicht mal Unrecht, denn auch Ulquiorra fühlte sich mittlerweile unwohl. Die Hitze und Bewegung hatten ihren Effekt auf den Gigai, brachten diesen Leihkörper zum Schwitzen und daher wäre Wasser auf der Haut wohl ganz angenehm. Sofern ihn die Frau nicht zum Schwimmen nötigte, würde er sich demnach nicht sträuben. Auch der Rest stimmte dem Vorschlag zu und somit war die Entscheidung gefallen. Ob diese sich letztendlich als positiv erweisen würde, würde sich dann noch zeigen. _________________________________________________________ So, da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Dieses Mal recht schnell und dennoch später, als ich es geplant hatte, aber immerhin. ;) Wie immer mit sehr viel Unterstützung von , die das Kapitel gebetat und mir überdies zahlreiche Ideen geliefert hat. Zudem hat sie mich ein wenig über Volleyball aufgeklärt. ;) Unser gemeinsames Wochenende bei mir hat sehr viel gebracht, ich danke dir! Das Kapitel heißt Enthüllung, weil etwas von Ulquiorras Vergangenheit und von seinem Gefühlsleben enthüllt wird und ansonsten bezieht es sich auf die Strandkleidung. :P Es hat sehr viel Spaß gemacht, das Kapitel zu schreiben und letztendlich habe ich mich entschieden, zwei Teile draus zu machen (es wäre sonst zu lang geworden). Die Strandszene geht also weiter und ich hoffe, ihr freut euch ebenso darauf wie ich! Lieben Dank auch an die fleißigen Kommischreiber, das motiviert mich (und mindestens genauso) wirklich sehr! :) Bis dann! lg Pia Kapitel 7: Verantwortung ------------------------ Eigentlich, so fand Orihime, lief das Unterfangen Strandausflug bisher ziemlich gut. Sie hatte befürchtet, dass es zu einer erneuten Konfrontation wie beim Flaschendrehen kommen würde, doch bisher verstanden sie sich alle sehr gut. Ulquiorra hatte sogar beim Volleyball mitgemacht, ohne dass sie ihn hatte überreden müssen. Vielleicht merkte er ja langsam, wie toll das Beisammensein in der Gruppe war, dann hätte sie ihr Ziel jedenfalls erreicht. Nachdenklich schaute sie vor sich hin, während sie bis zu den Knien im kühlen Wasser stand, und erblickte Rukia, die zufrieden auf Ishidas Luftmatratze vor sich hin trieb. Derweil schienen Ichigo und Renji darüber zu streiten, wer das Spiel denn jetzt letztendlich gewonnen hatte, da keiner von den beiden mitgezählt hatte. Orihime vermutete, dass Ishida dies nicht versäumt hatte, doch da der Quincy sich nicht äußerte, behielt sie das für sich. Sicherlich war es besser, wenn die beiden das kameradschaftlich unter sich ausmachten, und das taten sie anscheinend auch, so wie sie plötzlich miteinander rangelten und sich im Sand wälzten. „Hey, Orihime, kommst du mit? Eine Runde schwimmen?“, sprach sie Tatsuki in diesem Moment an und sie wandte sich ihrer Freundin zu. „Ah, ja, klar!“, stimmte sie zu, warf aber zeitgleich einen Blick zu Ulquiorra, der ebenfalls ein Stück entfernt mit verschränkten Armen im kniehohen Wasser stand und ernst vor sich hin stierte. Sie hatte ihn noch nicht ein einziges Mal lächeln sehen, immer schaute er so finster drein, dabei war er gar kein schlechter Typ. Das wusste sie einfach und immerhin lag sie mit ihrer Intuition nur selten falsch. „Orihime?“ Sie blinzelte einmal, sah zu ihrer besten Freundin, die sie mit zweifelhafter Miene anschaute. „Ähm, ich komme gleich nach, ja? Ich will nur schnell Ulquiorra fragen, ob er nicht auch mit uns schwimmen möchte“, erklärte sie rasch und lächelte euphorisch. Tatsuki seufzte daraufhin, schüttelte den Kopf. „Meinst du nicht, dass du dich da in was verrennst?“ Orihime verstand nicht, was genau die andere damit sagen wollte, was sich auch in ihrem Gesicht widerspiegelte. „Hm?“ „Na, mit dem Kerl“, gab Tatsuki mit deutlichem Unbehagen zurück. „Der weiß das doch gar nicht zu schätzen, dass du dich für ihn einsetzt. Ich finde, er kann auch ruhig mal von sich aus kommen. Du musst dich nicht dauernd um ihn kümmern.“ „Aber ich möchte das tun“, erwiderte sie ruhig und Tatsuki verdrehte die Augen. Vermutlich aus dem Grund, dass sie davon ausging, dass Orihime das allein tat, weil es in ihrer Natur lag, sich um jeden zu sorgen. Allerdings gab es da noch einen anderen Grund, der sie praktisch dazu verpflichtete, Ulquiorra die angenehmen Seiten des Lebens zu zeigen. „Es ist nicht leicht für ihn, Tatsuki-chan“, sprach sie weiter. „Er fühlt sich hier nicht zuhause und das ist meine Schuld.“ „Orihime…“, begann ihre Freundin, doch diese lächelte bloß. „Ich komme gleich nach!“, versprach sie und hob dann winkend die Hand, ehe sie zu Ulquiorra, der sich immer noch nicht geregt hatte, rüber lief. Orihime wusste, dass Tatsuki es nur gut meinte, aber sie hatte Ulquiorra schließlich auch nicht wieder zurück ins Leben geholt. Daher konnte sie nicht wissen, wie sie sich fühlte, wenn sie den Arrancar so einsam dort stehen sah. Er hatte sich damals nicht bedankt, als er realisiert hatte, dass sie ihn mithilfe ihrer Shun Shun Rikka wieder lebendig gemacht hatte. Sie hatte ihn auch nicht gefragt, sondern eigenmächtig über sein Schicksal entschieden und ihn in eine Welt geworfen, die ihm unbekannt war. Er hatte die Information darüber, dass Aizen bezwungen worden war, schweigend aufgenommen, ebenso wie die Bedingung Uraharas, seine Seele in einem Gigai zu bannen. Er hatte sich dem Schicksal, das Orihime für ihn verändert hatte, gebeugt und sie hatte dabei nicht nach seiner Meinung gefragt. Das war nicht fair von ihr gewesen und somit schuldete sie es Ulquiorra, ihm sein Leben erträglicher zu machen. „Ulquiorra!“ Sie kam schließlich unbeholfen vor ihm zum Stehen, wobei sie ihn versehentlich mit einer Ladung Wasser bespritzte, welches durch die Bewegung hoch schwappte. Der Arrancar äußerte sich zwar nicht dazu, aber sein Blick drückte auch keine Begeisterung aus. Wobei Ulquiorra vermutlich gar nicht begeistert sein konnte…allein der Gedanke, wie er mit einem freudigen Grinsen im Gesicht in die Hände klatschte, brachte sie zum Kichern und dafür fing sie sich auch prompt einen verwirrten Blick ein. „Vielleicht solltest du die Sonne meiden, Frau“, vernahm sie seine tiefe Stimme und schaute nun selbst irritiert hoch. „Äh…“ „Anscheinend wirkt sich die Hitze negativ auf deinen Verstand aus.“ Sie blinzelte ein paar Mal, ehe sie eine Schnute zog und ihn vorwurfsvoll anblickte. „Das war gemein“, nuschelte sie und verschränkte die Arme ebenso, wie er es tat. „Dabei wollte ich dich nur fragen, ob du nicht Lust hast, mit uns schwimmen zu gehen.“ Die Antwort darauf folgte auch sofort. „Nein.“ „Was? Aber wieso denn nicht? Das macht Spaß, ehrlich!“ Das konnte sie nun wirklich nicht verstehen, immerhin hatte er sich ja auch nicht geweigert, sich dem Volleyballspiel anzuschließen. Warum wollte er dann jetzt nicht mit ihnen schwimmen gehen? Dabei hatte sie sich schon so darüber gefreut, dass er dabei war, sich ein wenig der Gruppe zu öffnen. Doch die Hoffnung machte er ihr auch sogleich wieder zunichte. „Das ist irrelevant, da ich dir meine Entscheidung bereits mitgeteilt habe, und ich habe auch nicht vor, meine Meinung zu ändern.“ Irgendwie musste er sich doch überzeugen lassen…nachdenklich legte Orihime einen Finger ans Kinn und musterte ihn angestrengt. „Hast du etwa Angst vor dem Wasser? Da passiert nichts, wirklich nicht! Es kommen nur ganz selten mal Haie in solche Gewässer und, also, ich glaube nicht, dass ein Hai eine Chance gegen dich hätte, weißt du? Du machst den bestimmt ganz schnell fertig, genau, du jagst ihn mit einem Cero in die Luft! Boom und so!“, plapperte sie drauf los und formte mit ihren Händen eine Pistole, die sie scheinbar abfeuerte. Ulquiorras Gesichtsausdruck blieb monoton, auch wenn sie anhand dessen, wie er die Brauen zusammenzog, davon ausgehen konnte, dass er genervt von ihrem Gerede war. „Ich habe keine Angst vor Wasser“, gab er knapp zurück und sie hätte schwören können, dass er leicht beleidigt klang. „Nicht?“, fragte sie verwundert, da sie ernsthaft davon ausgegangen war. Dann jedoch fiel ihr noch etwas anderes ein, etwas, das ja noch viel schlimmer als ein Hai war. Oder auch nicht, na ja, das war vermutlich Ansichtssache…aber sie schweifte schon wieder ab. Sie sollte sich wirklich auf Ulquiorra konzentrieren! „Du kannst nicht schwimmen, oder?“ Keine Regung, aber ihr entging das kurze Aufflackern in seinen grünen Augen nicht – also hatte sie einen Volltreffer gelandet. Warum war ihr das denn auch nicht gleich eingefallen? Wahrscheinlich weil Ulquiorra eigentlich alles perfekt konnte, sogar Volleyball hatte er gemeistert! Aber natürlich sah das mit dem Schwimmen anders aus, in Hueco Mundo gab es ja nur Sand und Las Noches hatte ihres Wissens auch kein Schwimmbad gehabt. Unwillkürlich stieg in ihrem Kopf das Bild von zehn plantschenden Espada und einem Aizen in Bademeisteruniform auf, was ihr ein Glucksen entlockte. „Dein Humor entzieht sich meinem Verständnis, Frau“, kommentierte Ulquiorra dies recht unterkühlt und sofort bereute sie es, gelacht zu haben. „Oh nein, nein!“, sagte sie schnell und gestikulierte mit den Händen. „Ich habe nicht über dich gelacht! Ganz bestimmt nicht! Im Gegenteil, das ist gar nicht schlimm! Ich bringe dir das schon bei und-“ „Ich habe nie behauptet, dass das in meinem Interesse liegt“, unterbrach er sie, doch aufgeben tat sie deshalb nicht. „Aber du musst das lernen!“, beharrte sie starrköpfig auf ihrer Meinung und nickte einmal bekräftigend. „Und aus welchem Grund?“, fragte er nur. „Nun, stell dir einmal vor, wir würden auf einmal ein ganz schlimmes Unwetter bekommen und das Wasser breitet sich aus und überschwemmt unseren Zeltplatz! Das wäre doch furchtbar, wenn man da nicht schwimmen könnte, oder? Oh und stell dir vor, wenn jemand Hilfe braucht, weil er kurz vorm Ertrinken ist, und du bist der Einzige, der da ist! Wäre das nicht schrecklich, wenn du dann nicht helfen könntest? Schwimmen ist wirklich sehr nützlich, glaub mir!“ Anscheinend reichte Ulquiorra diese Argumentation nicht, denn er musste sie auch sogleich widerlegen. „Meinen Informationen zufolge geschieht solch eine Naturkatastrophe recht selten und zudem gibt es keinerlei Anzeichen für ein solches Unwetter. Überdies bin ich nicht für fremde Leben verantwortlich und sehe daher auch keinen Grund, mich für irgendeinen niederen Menschen einzusetzen.“ „Wie kannst du nur so etwas sagen?“, brach sie entsetzt hervor, doch ihr Gegenüber verzog keine Miene. So würde sie ihn niemals dazu bewegen, sich ihnen anzuschließen, und dabei war es bis jetzt wirklich gut gelaufen. Aber so leicht würde sie sich nicht geschlagen geben, immerhin hatte sie sich ein Ziel gesetzt und starrköpfig konnte sie auch sein, wenn er sich unbedingt querstellen wollte. Immerhin wusste sie um einen wunden Punkt bei ihm und so gemein es auch war, ihn damit zu provozieren, er ließ ihr keine Wahl. „Ich glaube, du willst nur nicht schwimmen lernen, weil du Angst hast, dass du es nicht kannst!“, behauptete sie daher und nickte einmal. Ulquiorra bedachte sie mit einem entnervten Blick. „Das ist nicht der Grund“, erwiderte er. „Überdies wird mich deine Provokation nicht umstimmen, Frau.“ „Oh komm schon!“, versuchte sie es noch mal, jedoch ohne Erfolg. „Nein.“ „Bitte?“ „Nein.“ „Wenn du ja sagst, tue ich dir jeden Gefallen! Was du willst!“ Eigentlich, so fand Orihime, war das doch ein sehr gutes Angebot, doch Ulquiorra konnte selbst das abschlagen. „Ich bleibe bei meiner Entscheidung.“ Also gut, dann musste sie wohl härtere Maßnahmen ergreifen, wenn er sich immer noch sträubte. Orihimes Ausdruck nahm an Entschlossenheit zu – manche Leute musste man halt zu ihrem Glück zwingen und Ulquiorra gehörte hundertprozentig dazu. Ohne Vorwarnung ergriff sie daher sein Handgelenk und wollte ihn mit sich ins Wasser ziehen. Ungünstig war dabei nur, dass sie vergessen hatte, wie viel Kraft Ulquiorra selbst in seinem Gigai besaß. Folglich zerrte sie vergeblich an ihm herum und selbst, als sie die zweite Hand hinzunahm, brachte das nichts. „Lass mich los, Frau.“ „Kommt nicht infrage!“, widersprach sie wie ein trotziges Kind und zog noch fester an ihm, wobei sie sich nach hinten lehnte. „Ich gebe nicht auf, bis du es versucht hast!“ Um ihre Worte zu bekräftigen, zog sie abermals an ihm und lehnte sich noch weiter nach hinten – was sich als Fehler herausstellte. Ein überraschter Schrei entwich ihr, als Ulquiorra ihr mit einem Ruck die Hand entzog und sie im gleichen Moment durch ihren eigenen Schwung nach hinten fiel. Es platschte einmal laut und sie landete auf ihrem Hintern im Wasser, schaute wie ein begossener Pudel zu ihm auf. „Das war gemein“, nuschelte sie und richtete sich langsam wieder auf. „Ich habe dir gesagt, dass du mich loslassen sollst. Wenn du nicht gewillt bist, meiner Anweisung Folge zu leisten, dann-“ Ulquiorra kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu Ende zu bringen, da ihn plötzlich ein harter Stoß in den Rücken traf und ebenfalls im Wasser landen ließ. Das kalte Nass fühlte sich unangenehm auf seiner Haut an, vor allem, da sich der nasse Stoff der Badehose nun an seine Haut schmiegte, und er schauderte unwillkürlich. „Und? War doch gar nicht so schlimm, oder?“, ertönte es hinter ihm und gleichzeitig riss es ihn aus seiner Starre. Mit zornig verengten Augen erhob er sich wieder und wandte sich dem Verantwortlichen dieser entwürdigenden Szene zu. Kurosaki Ichigo erwiderte seinen Blick ungerührt, hatte die Arme hinterm Nacken verschränkt und schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. Die Frau dagegen starrte mit offenem Mund zwischen ihnen hin und her. „Eh…“, machte sie dann zögerlich und suchte wohl fieberhaft nach einem Weg, die Situation zu entschärfen. „Kurosaki-kun wollte dir nur zeigen, dass das Wasser ganz harmlos ist, nicht wahr, Kurosaki-kun?“ Der Angesprochene blinzelte einmal und zuckte dann mit den Schultern. „So ähnlich“, meinte er schließlich und wandte sich erneut dem Arrancar zu. „Jetzt stell dich nicht so an und komm schon mit ins Wasser. Wenigstens Inoue zuliebe.“ Ulquiorra wusste nicht, warum er der Frau diesen Gefallen tun sollte, zumal er sich deren Willen für heute schon genug gebeugt hatte. Allerdings war es ziemlich schwer, ihre flehende Miene zu ignorieren, und allmählich zerrte diese Diskussion an seinen Nerven. Warum mischte sich Kurosaki überhaupt ein? „Oder hast du Schiss?“ Die Behauptung brachte das Fass zum Überlaufen und am liebsten wäre er dem Aushilfsshinigami an die Gurgel gegangen. Erst die Frau, jetzt Kurosaki; es kam ihm vor, als hätte man sich gegen ihn verschworen. „Ich wüsste nicht, warum ich mich vor Wasser fürchten sollte“, erwiderte er stattdessen eisig und appellierte gleichzeitig an seine Beherrschung. Kurosaki stellte diese allerdings auf eine harte Probe, indem er ihn spöttisch angrinste und mit dem Kopf in Richtung Meer nickte. „Na also, dann gibt es ja keinen Grund, sich weiter wie ein Mädchen zu zieren, oder?“ „Dieses Gespräch ist unter meinem Niveau“, gab er zurück und verschränkte abermals die Arme. „Feigling“, war alles, was Kurosaki dazu sagte und verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust. Ulquiorras Augenbraue zuckte und die Mordgedanken wurden zunehmend präsenter. „Das hat nichts mit Feigheit zu tun, sondern-“ „Ausrede!“, schnitt ihm sein Gegenüber das Wort ab und sah ihn herausfordernd an. Was bildete sich dieser Mensch eigentlich ein? Dass er genauso leicht zu reizen war, wie der Rotschopf und deshalb darauf hereinfiel? „Ich habe es nicht nötig, einem Menschen etwas zu beweisen.“ Ichigo zuckte mit den Schultern, gab sich plötzlich teilnahmslos, was den Arrancar stutzig machte. „Schön, dann bleib doch hier, mir auch egal“, meinte er nur und ging an ihm vorbei. „Trotzdem bist du feige.“ Er wollte ihn umbringen. Mehr als damals auf dem Dom von Las Noches wollte er ihm ein Loch in die Brust brennen und als er den Blick der Frau sah, verstärkte das den Drang in seinem Inneren noch. Was schaute die ihn jetzt wieder so an? Glaubte sie etwa ernsthaft, er würde sich nicht trauen? Wenn Menschen so etwas hinbekamen, würde das ja wohl nicht so schwer sein. Er hatte das Zelt aufbauen können und sich sogar an diesen überflüssigen Spielen beteiligt, da würde er auch das meistern. „Hach…na gut, wenn du nicht willst, dann ist das wohl so. Auch wenn es schade-“, begann Orihime, hielt aber im nächsten Moment inne. „Eh…Ulquiorra?“ Der Angesprochene reagierte nicht, sondern ging einfach weiter ins Wasser hinein und ihr klappte der Mund auf. Da hatte sie sich so ins Zeug gelegt, um ihn dazu zu bewegen, mit ihr schwimmen zu gehen, und nun tat er es freiwillig? Nachdenklich zog sie die Stirn in Falten und fragte sich, was ihn letztendlich umgestimmt hatte. Vielleicht lag es an dem, was Ichigo gesagt hatte, und nun fühlte sich Ulquiorra herausgefordert, so wie Renji vorhin bei dem Spiel. Ein freudiges Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie diesen Gedanken fasste, denn das würde bedeuten, dass er tatsächlich dabei war, sich der Gruppe anzupassen. Jungs mussten sich einfach miteinander messen und auch ein Arrancar schien da nicht wesentlich anders zu sein. Rasch folgte sie ihm, sah ihn neugierig von der Seite an, woraufhin sie ein kalter Blick traf, der sie aber nicht im Mindesten abschreckte. „Ich finde es wirklich toll, dass du jetzt doch mit uns schwimmen willst!“, plapperte sie drauf los und ignorierte dabei seine finstere Miene. „Es ist gar nicht schwer, ich zeig dir, wie es geht, ja?“ „Wenn du so erpicht darauf bist“, kam die desinteressierte Antwort, doch Orihime strahlte nur und nickte ein paar Mal. „Das mache ich doch gern!“ Ulquiorra beließ es dabei und auch wenn er genervt wirkte, so ließ sie sich davon nicht entmutigen. Dass er den Willen zeigte, ihr überhaupt zuhören zu wollen, reichte ihr fürs Erste. Ulquiorra blieb erst stehen, als ihm das Wasser bis zur Brust reichte, und die Frau neben ihm tat es ihm gleich. Glaubte sie ernsthaft, dass er etwas von ihr lernen wollte? Nun, auch wenn dies nicht der Fall war, konnte er jetzt kaum einen Rückzieher machen. Natürlich war ihm klar, dass genau diese Reaktion seinerseits Kurosakis Plan gewesen war, und trotzdem hatte dieser erbärmliche Mensch sein Ziel erreicht. Ulquiorra hatte schließlich auch seinen Stolz und er würde sich nicht weiter beleidigen lassen. „Also“, riss ihn die Frau aus seinen Gedanken und er blickte zu ihr. „Versuch zuerst mal, dich auf dem Wasser treiben zu lassen, und dabei bewegst du die Arme und Beine ein wenig. So kriegst du ein Gefühl für das Wasser, glaub mir, es funktioniert! Siehst du? So!“ Mit mangelnder Begeisterung schaute er zu, wie sich die Frau leicht vom Boden abstieß und ihre eigenen Anweisungen befolgte. Tatsächlich blieb sie zumindest mit dem Kopf über der Wasseroberfläche und das seltsame Gewedel ihrer Gliedmaßen erschien dabei wirksam zu sein. Obwohl es ihm widerstrebte, ihr bei dieser lächerlichen Aktion nachzueifern, tat er genau das. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich weich und glitschig an, aber viel Schwung musste er anscheinend sowieso nicht nehmen. So einfach, wie die Frau vorgab, war es jedoch nicht und beim ersten Versuch landete er mit dem Kopf unter Wasser. Schnell stand er wieder und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht, während er sich innerlich fragte, was er soeben falsch gemacht hatte. Wenn die Frau das so ohne Weiteres hinbekam, würde er das ja wohl auch schaffen. Orihime lächelte ihm aufmunternd zu, während sie immer noch vor sich hin paddelte. „Wenn du willst, helfe ich dir“, bot sie ihm an und er runzelte die Stirn. „Weißt du, normalerweise lernt man Schwimmen zuerst mit Schwimmflügeln!“ Die Frage danach, was denn diese Flügel sein sollten, erübrigte sich, als die Frau auf ein Kind, welches ein paar hässlich neonorangefarbene Tüten an den Armen trug, zeigte. „Das da sind Schwimmflügel!“, fügte sie noch hinzu und er blickte sie finster an. Sie glaubte doch nicht ernsthaft, dass er sich derartig blamieren würde? Es gab sicher einen Grund, warum nur diese kleinen Menschen solche Dinger trugen und er würde sich bestimmt nicht bloßstellen lassen. „Niemals“, war alles, was er dazu sagte, und sie legte seufzend den Finger ans Kinn. „Oder ich halte dich fest, damit du nicht untergehst, und du ahmst die Bewegungen nach!“ Er blickte sie verständnislos an, machte damit wohl deutlich, was er von ihren Vorschlägen hielt. Davon abgesehen, dass er Berührungen im Allgemeinen lieber vermied, wollte er nicht von der Frau abhängig sein. Er würde das schon irgendwie hinbekommen – und zwar allein. „Okay, wenn du nicht willst, dann versuch es einfach noch mal. Das wird schon“, lenkte sie schließlich ein und es erleichterte ihn, dass sie nicht weiter auf einer Hilfestellung bestand. Immerhin war er ein Arrancar, er war der Cuatro Espada gewesen und da sollte es ihm nicht möglich sein, was die meisten Menschen zu können schienen? Lächerlich. Er bekam schon noch heraus, wie das funktionierte. „Noch mal! Das sieht schon viel besser aus!“, feuerte ihn die Frau nach ein paar Minuten, in denen er sein Bestes getan hatte, an und ging ihm damit erst richtig auf die Nerven. Es fühlte sich ohnehin befremdlich an, sich in diesem Element zu bewegen, und er entschied für sich, dass er die Luft eindeutig bevorzugte. Wenn man seine animalische Abstammung dabei miteinbezog, war dies wohl auch kein Wunder. Es gab sicher einen Grund, weshalb Fledermäuse nicht unter Wasser lebten. Dies wollte er aber gar nicht erst mit der Frau ausdiskutieren und so machte er einfach weiter. Sein Körper fühlte sich leichter unter Wasser an und das war ungewohnt, so dass er die Bewegungen von Armen und Beinen erst noch richtig koordinieren musste. Die Balance zu finden und zu halten, das war schwieriger, als er angenommen hatte, aber je öfter er es versuchte, umso besser gelang es ihm. „Ja, genau! So ist es richtig!“, rief die Frau und nickte ihm heftig zu, wobei ihr Mund im Wasser versank und er nur noch die Hälfte von ihrem Gebrabbel verstand. Allerdings schenkte er ihr im Moment sowieso wenig Beachtung, da er seine Konzentration für diese merkwürdige Aktivität brauchte. Nach und nach gewöhnte er sich an das Meer und auch wenn er hin und wieder Salzwasser schluckte, gab es wohl Schlimmeres. Schwimmen konnte man das, was die Frau ihm hier zeigte, wohl kaum nennen, wenn er den Menschen um sie herum so zusah, aber es erfüllte fürs Erste seinen Zweck, so wie die Frau es gesagt hatte. „Schritt zwei!“, riss sie ihn aus den Gedanken und er kam wieder auf dem Boden auf. „Jetzt zeige ich dir, wie man die Arme bewegt!“ Er schaute ihr dabei zu, wie sie für ihn sichtbar die Arme hob und das Wasser praktisch zur Seite schob, was sie mehrmals wiederholte. „Du musst darauf achten, dass die Finger fest aneinander gepresst sind, damit kein Wasser hindurchkommt!“, erklärte sie ihm und nickte ihm dann einmal auffordernd zu. Ulquiorra warf einen Blick auf seine Hände, tat dann aber, was die Frau wollte, und imitierte ihre Bewegungen. „Und das musst du machen, wenn du im Wasser treibst, ja? So kommst du voran und wenn du dazu die Beine bewegst, geht es noch leichter! Wie bei einem Frosch!“ Ulquiorra wusste mit dem Vergleich nicht wirklich etwas anzufangen, aber er äußerte sich nicht dazu. Die Frau redete auch ohne seine Aufforderung genug. Anstatt ihr weiter zuzuhören, versuchte er daher lieber, ihre merkwürdigen Lehrmethoden umzusetzen, und das funktionierte dieses Mal recht gut. Zumindest ging er nicht wieder unter, das war durchaus positiv zu werten. Orihime selbst sah die ganze Situation als weitaus weniger kritisch an als Ulquiorra, vor allem, da er sich ihrer Meinung nach recht gut anstellte. Als Sora ihr damals das Schwimmen hatte beibringen wollen, war das nicht so einfach gewesen. Gut, sie war da zwar noch ein Kind gewesen, aber sie wusste aus einigen interessanten Fernsehserien, dass es auch Erwachsene gab, die niemals Schwimmen gelernt hatten und sich damit ziemlich schwer taten. Dafür, dass sie mit ihm einen sogenannten Crashkurs machte, funktionierte das wirklich gut und sie war stolz auf den Arrancar. Anscheinend lohnten sich ihre Bemühungen am Ende doch, sonst hätte er gar nicht erst eingewilligt, und dass er bereit war, von ihr zu lernen, bestätigte ihr das nur noch einmal. Tatsuki hatte Unrecht gehabt, was ihn betraf. Kaum war ihr der Gedanke gekommen, hielt sie Ausschau nach ihrer besten Freundin und entdeckte diese in einiger Entfernung bei Rukia, die noch immer auf ihrer Luftmatratze lag. Anscheinend verstanden die beiden sich recht gut, soweit sie das von hier aus beurteilen konnte. Tatsuki hielt sich mit der einen Hand an Rukias Matratze fest, während sie mit der anderen wild gestikulierte, woraufhin Rukia immer wieder nickte. Orihime lächelte darüber, konnte sich schon denken, dass sich die zwei bestimmt über Kampfsport unterhielten. Sie ließ den Blick schweifen und entdeckte Ichigo, der sich soeben mit Renji ein Wettschwimmen lieferte. Sado saß zusammen mit Mizuiro im flachen Wasser und der Kleinere von beiden hielt ein Eis in der Hand. Das war eine tolle Idee und sie beschloss, sich auf jeden Fall später auch ein Eis zu holen. Aber wo war Ishida abgeblieben? Vielleicht holte er sich ja gerade ebenfalls ein Eis? Oder er sonnte sich an ihrem Platz und gab nebenbei auf ihre Sachen Acht, ja, das würde zu ihm passen. Keigo konnte sie auch nirgendwo sehen, aber möglicherweise war er ja mit Ishida zusammen losgezogen? Sie wandte sich ab, nur um festzustellen, dass Ulquiorra gar nicht mehr neben ihr war. Etwas verdutzt blickte sie zu dem Arrancar, der schon ein ganzes Stück vorausgeschwommen und dessen anfängliche Unbeholfenheit verschwunden war. Sie schmunzelte unweigerlich – noch vor einer Weile hätte sie niemals daran geglaubt, dass sie ihn einmal in solch einer Situation erleben würde. Damals hatte sie sogar gefürchtet, dass Ulquiorra unfehlbar sein würde, so perfekt, wie er stets wirkte. Gar nicht menschlich. Unbezwingbar. Sie schauderte, verdrängte den Gedanken aus diesem Grund auch schnell wieder, denn das war Vergangenheit. Ulquiorra war ihr gegenüber niemals handgreiflich geworden und auch wenn sein gemeines Verhalten nicht richtig gewesen war, so wusste sie einfach tief in ihrem Inneren, dass er das Meiste aus Unwissenheit von sich gegeben hatte. Er war kein schlechter Kerl, das spürte sie einfach, und auf ihre Intuition konnte man sich in der Regel verlassen. Er brauchte lediglich eine Chance und die war ihm nun gegeben worden, dank Urahara, der sich des Arrancars angenommen und ihm sogar einen Gigai hergestellt hatte. Nun mussten sie alle das Beste daraus machen und sie waren auf einem guten Weg. „Du lernst wirklich schnell!“, sprach sie ihn an, kaum dass sie zu ihm aufgeholt hatte. Ulquiorra warf ihr einen seiner ausdruckslosen Blicke zu und sie vermutete, dass ihm gar nicht bewusst war, dass sie ihn damit loben wollte. Oder aber es interessierte ihn einfach nicht. „Meine Auffassungsgabe ist überdurchschnittlich ausgeprägt“, erwiderte er knapp und sie runzelte die Stirn. „Äh…“ „Zudem bin ich kein Mensch, Frau, aus diesem Grund ist es nur logisch, dass ich ein effektiveres Ergebnis als der Rest von euch erziele.“ Orihime blinzelte einmal und vor Empörung vergaß sie fast, weiter zu schwimmen, wodurch sie einmal mit dem Kopf untertauchte. Prustend strich sie sich die langen Haare aus dem Gesicht und schaute dann wieder zu ihm, wobei ihr ein Wassertropfen über die Nase rollte. „Das klingt aber ziemlich überheblich, Ulquiorra!“, versuchte sie ihn zu belehren, woraufhin ihr ein verständnisloser Blick zuteilwurde. „Ich habe nur eine Tatsache festgestellt.“ „Ja, aber wenn du dich so ausdrückst, denken alle, dass du dich für den Besten hältst! Und dann können sie dich nicht mehr leiden, verstehst du?“ „Davon abgesehen, dass das für mich absolut irrelevant ist, können sie mich ohnehin nicht leiden.“ Orihime seufzte leise. „Sie sind nur misstrauisch, wegen damals. Du warst nicht sehr nett“, murmelte sie, fuhr jedoch schnell fort, bevor er sich dazu äußern konnte. „Aber sie ändern ihre Meinung schon noch! Kurosaki-kun hat dich vorhin doch auch ganz normal behandelt, nicht wahr?“ Ulquiorras Mimik nach zu urteilen, sah dieser das etwas anders und das teilte er ihr auch mit. „Ich sehe diese provokante Behandlung nicht als Verbesserung der Situation zwischen Kurosaki und mir an.“ „Nicht? Oh, aber mit Abarai-kun geht er genauso um! Weißt du, sie ärgern sich und manchmal prügeln sie sich sogar, aber das tun sie nur, um ihre Freundschaft zu festigen!“, versuchte sie ihn zu überzeugen. „Wenn das so sein sollte, verzichte ich darauf. Das ist allenfalls primitiv.“ „Das ist nicht-“, fing sie an, konnte aber nicht aussprechen. „Inoue-saaaaan!“, wurde in diesem Moment ihr Namen gerufen und sie sah sich perplex um. Das war doch Keigos Stimme gewesen, oder etwa nicht? Allerdings konnte sie ihn nirgendwo entdecken, so wie auch schon zuvor. „Inoue-san, hier drüben! Schau doch mal!“ Auch Ulquiorra drehte nun den Kopf, weitete seine grünen Augen und verwundert folgte sie seinem Blick. Es handelte sich tatsächlich um Keigo, der auf einem Surfbrett stand und nun auf sie zu gebrettert kam. Orihime war in der ersten Sekunde wirklich beeindruckt – sie hatte gar nicht gewusst, dass Keigo windsurfen konnte. Als er jedoch näher kam, erkannte sie seinen verkrampften Gesichtsausdruck und ihr fiel auf, wie sehr das große Segel schwankte. Noch dazu raste der Junge mit viel zu viel Geschwindigkeit direkt auf sie zu und jegliche Bemühung, umzulenken, bevor er mit ihnen zusammenstieß, schien vergeblich. „Aus dem Weeeeeg!“, brüllte er los und lieferte damit die Bestätigung. Orihime sah, wie ein paar andere Leute rasch aus der Bahn schwammen, um nicht über den Haufen gefahren zu werden, und sie tat dasselbe. Dann fiel ihr jedoch Ulquiorra ein und sie hielt inne, um sich zu vergewissern, dass er ebenfalls zur Seite schwamm. Wie es aussah, war das auch sein Plan gewesen, doch in diesem Moment verlor Keigo endgültig das Gleichgewicht und mit einem spitzen Schrei kippte er nach hinten, wobei er das Segel losließ. Orihime japste vor Schreck auf, als das Ding mit einem lauten Klatschen auf der Wasseroberfläche aufschlug und sie nur um wenige Zentimeter verfehlte. Ein Stück weiter tauchte Keigo wieder auf und klammerte sich an dem Brett fest, wobei er den Kopf wie ein Hund schüttelte. „Arg, so ein Mist!“, jammerte er und ließ das Kinn auf das im Wasser treibende Brett sinken. „Das war eigentlich ganz anders geplant!“ Orihime kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern sah sich hektisch nach Ulquiorra um, der anscheinend nicht so viel Glück wie sie selbst gehabt hatte. War er etwa unter das Segel geraten? Oh Gott, er hatte doch gerade erst Schwimmen gelernt und das Wasser war hier so tief, dass man nicht einmal mehr stehen konnte! Sie musste ihn unbedingt suchen, bevor er ertrank! Sie holte einmal tief Luft, um abzutauchen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie zurückhielt. Als sie sich umdrehte, schaute sie direkt in Ichigos besorgtes Gesicht. „Alles in Ordnung, Inoue? Bist du verletzt?“, fragte er ernst, doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein, es geht mir gut! Aber Ulquiorra…ich glaube, er ist vom Segel getroffen worden und…und er taucht gar nicht auf! Wir müssen ihn suchen!“, sprudelte es aus ihr heraus und sie schaute ihn bittend an. „Ich kümmere mich darum!“, entschied er und tauchte kurzerhand ab. Orihime klammerte sich an das Segel, das immer noch im Wasser trieb, und sie fühlte sich ganz furchtbar. Wenn Ulquiorra nun etwas zustieß, war das ihre Schuld. Sie hatte ihm ja unbedingt das Schwimmen beibringen wollen, obwohl sie gar keine ausgebildete Schwimmlehrerin war, und dann auch noch im Meer, wo so viel passieren konnte. Hoffentlich ging es ihm gut, sonst würde sie sich das niemals verzeihen können. Zu ihrer Erleichterung tauchte Ichigo in diesem Augenblick wieder auf – zusammen mit Ulquiorra, der scheinbar bewusstlos war. Schnell schwamm sie zu den beiden rüber, um Ichigo zu helfen, den Arrancar auf das Surfbrett und damit zurück zum Strand zu befördern. „Neeein! Ich hab ihn umgebracht!“ „Laber keinen Unsinn, Keigo. Er atmet noch.“ „Ach ja? Oh…okay…“ „Welcher Irre hat dir überhaupt das Surfbrett gegeben?“ „Na ja, da war so ein Typ und den hab ich gefragt, ob ich das nicht mal ausprobieren könnte, weil Surfen einfach super bei Mädels ankommt und so!“ „War ja klar.“ „Vielen Dank, dass du ihn gerettet hast, Kurosaki-kun!“ „Schon gut.“ „Oh, er kommt wieder zu sich! Alles in Ordnung, Ulquiorra? Geht es dir gut?“ Die Worte drangen nur bruchstückhaft an seine Ohren, während er langsam wieder zu Bewusstsein kam und die Schwärze um ihn herum verschwand. Ulquiorra blinzelte ein paar Mal, versuchte sich zu orientieren und die Geschehnisse zu verarbeiten. Ein paar nasse Haarsträhnen hingen in seinem Gesicht und als er aufschaute, erkannte er die Frau, die sich unnötig tief über ihn gebeugt hatte, und ihn nun besorgt ansah. Er lag rücklinks im Sand, der unangenehm an seiner noch nassen Haut klebte und sein Hals fühlte sich ungemein kratzig an. Was war noch gleich passiert? Er musste sich kurz sammeln, um seine Gedanken zu analysieren. Die Frau hatte ihm Schwimmen beibringen wollen, was auch ganz gut funktioniert hatte, doch dann war der Abschaum auf einem seltsamen Gefährt auf sie zugerast und dieser merkwürdige Flügel war auf ihn herabgestürzt. Er hatte viel Wasser geschluckt, unter Schock jegliche Bewegungen eingestellt und schließlich war ihm schwarz vor Augen geworden. Vielen Dank, dass du ihn gerettet hast, Kurosaki-kun! Folglich war es der Aushilfsshinigami gewesen, der ihn aus dem Wasser gefischt hatte, und diese Tatsache empfand Ulquiorra als zutiefst demütigend. Immer noch ein wenig benommen richtete er sich auf, warf einen Blick zu den beiden Jungen, die ihn ungeniert anstarrten. Der Idiot schien sich unwohl zu fühlen, zu Recht, wie Ulquiorra fand, während Kurosaki mit Sicherheit darauf wartete, dass er sich bei ihm bedankte. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Ulquiorra! Ich habe wirklich Angst gehabt, dass du ertrinken würdest, und das wäre dann nur meine Schuld und…oh Gott, wie hätte ich das nur Urahara-san beibringen sollen? Aber Kurosaki-kun war ja zum Glück schnell genug da, um dich zu retten! Das ist doch nett von ihm gewesen, oder?“ Weder konnte Ulquiorra nachvollziehen, warum gerade der verrückte Ladenbesitzer sein Ableben bedauern sollte, noch wollte er hören, wie heldenhaft sich Kurosaki verhalten hatte. Sie machte die ganze Geschichte mit ihrem Geschwafel nur noch peinlicher für ihn. „Lass gut sein, Inoue“, mischte sich der Aushilfsshinigami ein und warf einen Blick zu dem Arrancar, der regungslos zurück sah. „Er wird sich sowieso nicht bedanken.“ „So ist es“, bestätigte Ulquiorra diese Aussage und Kurosaki zog die Brauen zusammen. Was hatte er denn erwartet? Dass er nun widersprechen und sich tatsächlich bedanken würde? Wohl kaum. Eigentlich wollte er momentan nur weg von der Nähe dieses verfluchten Wassers, ihm war schwindelig und sein Hals brannte immer noch. „Das nächste Mal lass ich dich ertrinken“, murrte Kurosaki, was Ulquiorra jedoch völlig kalt ließ. „Ich bin nicht auf die Hilfe von Menschen angewiesen.“ „Was fällt dir ein?! Du undankbarer Kerl, du!“, krähte nun auch noch Keigo dazwischen, wofür er sich einen mörderischen Blick seitens des Arrancar einfing, der ihn auch prompt verstummen ließ. Der Abschaum sollte lieber ganz ruhig sein, immerhin war es seine Schuld, dass es überhaupt zu dieser entwürdigenden Situation gekommen war. Anstatt aber weiterhin seine Zeit mit ihm zu verschwenden, wandte er sich an Kurosaki. „Deinen Worten entnahm ich, dass mein Dank für dich ohnehin nicht von Bedeutung sein würde. Demnach wäre es auch dann nicht notwendig, ihn überhaupt auszusprechen, wenn ich mich tatsächlich dazu verpflichtet fühlen würde.“ „Dann wäre das ja geklärt.“ Ulquiorra antwortete nicht darauf, lediglich ihre Blicke bohrten sich unnachgiebig ineinander. Zumindest so lange, bis die Frau sich zum Einschreiten entschied. „Ähm, also…Ulquiorra meint es nicht so, Kurosaki-kun, ganz bestimmt nicht! Es ist nur…der Schock, genau, er ist noch ein bisschen erschöpft, aber er ist dir ganz sicher sehr dankbar für deine Hilfe, nicht wahr, Ulquiorra? So ist es doch?“ Was wollte sie damit nun wieder bezwecken? Und warum stellte sie ihn nun auch noch als unzurechnungsfähig dar? Er wusste ja wohl selbst sehr genau, ob er dankbar war oder nicht, und es war definitiv nicht der Fall. „Ich kapier einfach nicht, warum du ihn ständig verteidigst, Inoue“, murrte Kurosaki, woraufhin ihn die Frau verdutzt anschaute. „Also, ich…“, begann sie, wurde aber unterbrochen. „Ulquiorra weiß das sowieso nicht zu schätzen.“ „Aber Kurosaki-kun…“ Allmählich reichte es wirklich; diese Diskussionen über sein Verhalten waren absolut unnötig und sie nervten ihn. „Ich kann für mich selbst sprechen“, schnitt er der Frau das Wort ab und sandte dem Shinigami einen düsteren Blick zu. „Und ich brauche auch niemanden, der mich verteidigt.“ Die Frau redete sich immer wieder wegen ihm um Kopf und Kragen, machte sich dabei selbst lächerlich und er verstand nicht, warum sie das überhaupt tat. Er hatte nicht darum gebeten und er war keiner ihrer Freunde, kein Mensch und deshalb brauchte er ihre einnehmende Art nicht. Wie sie ihn auch jetzt wieder anschaute, beinahe traurig, das irritierte und missfiel ihm. Jedoch schien sie sich schnell wieder zu fangen, legte ihr sorgenfreies Lächeln auf. „Ich möchte das aber tun und zwar, weil ich weiß, dass du es gar nicht so böse meinst, wie es rüberkommt“, erwiderte sie und nicht nur Ulquiorra starrte sie an. Mit einem hatte sie allerdings Recht, denn böse meinte er es wirklich nicht, er sprach die Dinge nur nüchtern aus. Allerdings schienen Menschen darauf empfindlich zu reagieren und das machte es schwer, mit ihnen auszukommen. Nicht, dass er dies angestrebt hätte. „Inoue-san hat so ein gutes Herz!!“, krakeelte der Abschaum los und fing sich eine Kopfnuss von Kurosaki ein. „Halt dich raus!“, brummte er, ehe er sich wieder Ulquiorra zuwandte. „Und du…du weißt es echt nicht zu schätzen. Du solltest Inoue wirklich dankbar sein, dass sie sich so für dich einsetzt!“ Mit diesen Worten warf der Aushilfsshinigami der Frau einen letzten Blick zu, ehe er sich umdrehte und zurück in Richtung ihres Strandplatzes ging. Ulquiorra bemerkte, wie sie ihm verwirrt und mit leicht geröteten Wangen nachsah. Er schob dieses Verhalten auf die Gefühle, die sie Kurosaki entgegen brachte, auch wenn er den genauen Zusammenhang nicht verstand. Schließlich schaute die Frau zu ihm, senkte aber rasch wieder den Blick. „Ähm…wir sollten wohl besser auch zurück“, nuschelte sie und versuchte sich an einem erneuten Lächeln, welches jedoch überaus schwach ausfiel. Ulquiorra zog die Brauen zusammen, doch antworten tat er darauf nicht. Immerhin sagte die Frau endlich einmal etwas Nützliches, anstatt drauf los zu plappern. Auch wenn es im Endeffekt lediglich ihr guter Willen gewesen war, der sie wohl dazu bewogen hatte. Warum eigentlich? Mit einem hatte Kurosaki wohl Recht, die Frau versuchte immer, sein anscheinend unpassendes Verhalten zu vertuschen. Obwohl er sie nicht darum gebeten hatte, ergriff sie stets Partei für ihn…und so sehr ihm das auch missfiel, da er den Grund nicht kannte und es daher auf das Herz schieben musste, so bemühte sie sich um ihn, ohne eine Gegenleistung zu verlangen, und dafür sollte er ihr vermutlich wenigstens ein bisschen Respekt zollen. _______________________________________________________________________ Tag auch! =) Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel, später als ursprünglich geplant, aber dennoch früher als sonst. Und ich habe entschieden, die Strandszene erneut aufzusplitten...es ging einfach nicht anders, da es sonst zu langatmig geworden wäre. Freut euch also auf einen weiteren Teil am Strand. xP Bei diesem Kapitel hat mir wieder tatkräftig zur Seite gestanden - auch wenn es dieses Mal wenig Ishida gab. ;) Der Titel war ihre Idee und ich finde ihn recht passend, wenn man es auf Orihime, die hier auch mal wieder ihre Sicht der Dinge darlegen durfte, bezieht. Ansonsten freuen und ich uns natürlich weiterhin über jeden Kommentar, den wir bekommen - es dürfen also ruhig mehr Leute ihre Meinung kundtun. ;P Wie auch immer, für das nächste Kapitel ist schon wieder einiges geplant und das gute Wetter animiert ja auch zum Schreiben, also denke ich nicht, dass es allzu lange dauern wird. Bis dann! Lg Pia Kapitel 8: Sonnig ----------------- Etwas Positives hatte das Meer durchaus an sich, wie Ulquiorra eine Weile später, trotz seiner Nahtoderfahrung, feststellte; es kühlte seinen erhitzten Körper. Zwar war es auch in Hueco Mundo sehr heiß gewesen, doch der Gigai, in dem er sich nun befand, war weitaus empfindlicher, was Temperaturen anging. Nicht selten fragte er sich, wie die Menschen mit all ihren Schwächen leben konnten. Nun, sie kannten es nicht anders, hatten dementsprechend keine Wahl, doch er selbst empfand sie als unheimlich lästig. Sein Blick schweifte in die Ferne, während er auf seinem Handtuch saß, trocknete und sich von dem Angriff des Abschaums erholte. Versehentlich oder nicht, das rechtfertigte seiner Ansicht nach überhaupt nichts, zumal dieser ausgesprochen dumme Mensch nie aus seinen Fehlern zu lernen schien. Nach wie vor dachte er weder über sein Handeln noch über seine Worte nach, schien ausschließlich vulgäre Gedanken über das weibliche Geschlecht im Kopf zu haben. Erbärmlich…und obwohl er, dem Verhalten der Menschen und Shinigami nach, nicht der Einzige war, der diese Meinung teilte, duldeten sie ihn in ihrer Nähe. Seine grünen Augen fixierten die Frau, deren leuchtend orangefarbener Schopf aus dem Meer lugte. Nachdem sie ihn zu ihrem Strandlager zurückbegleitet hatte, hatte sie erst bei ihm sitzen bleiben wollen, dann aber verunsichert gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn sie noch mal schwimmen ging. Ihr übertriebenes Verantwortungsgefühl ihm gegenüber empfand er als unnötig, doch er hatte nur genickt. Hätte er ihr gesagt, dass ihm das egal war und er sie nicht kontinuierlich in seiner Nähe brauchte, hätte sie ihn wohl wieder so traurig angeschaut – und auch, wenn ihm das niemand glaubte, das lag nicht in seiner Absicht. Predigten Menschen nicht immer, dass Ehrlichkeit wichtig sei? Dennoch schien genau diese Ehrlichkeit, von der er Gebrauch machte, falsch zu sein. Eigentlich kümmerte ihn das Gewäsch der Menschen nicht, doch da die Frau nicht müde wurde, ihn um Rücksicht zu bitten, hatte er diesmal Schweigen vorgezogen. Anscheinend war dies auch die richtige Entscheidung gewesen, denn nun paddelte sie mit ihren Freundinnen im Meer. Er hob eine Braue, als sie ihm zuwinkte – dass die Geste ihm galt, nahm er jedenfalls an, da niemand sonst bei ihm saß. Ob sie wohl von ihm erwartete, dass er zurückwinkte? Wahrscheinlich, so wie er ihr frohes Gemüt kannte, doch er würde nicht darauf reagieren. Ihren Ausdruck konnte er aufgrund der Entfernung nicht erkennen, aber sie würde sicherlich annehmen, er hätte sie einfach nicht gesehen. Naiv. Was seine Sehkraft anbelangte, so kam sie ihm unnatürlich verschwommen vor, und es irritierte ihn, da diese sonst seinen ausgeprägtesten Sinn darstellte. Er rieb sich aus Reflex die brennenden Augen, schloss für ein paar Sekunden die Lider, was aber lediglich dazu führte, dass ihm schwindelig wurde. Die Hitze war nicht mehr so drückend wie am Mittag, aber dennoch brannte die Sonne mittlerweile auf seiner Haut. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, sich ihr dauerhaft auszusetzen, nur woher hätte er dies wissen sollen? Da er sein schützendes Hierro gewöhnt war, machte er sich um solche trivialen Dinge keine Gedanken. Nach einer Weile hatte er das Hemd zwar wieder übergezogen, doch es machte kaum einen Unterschied und die Kopfschmerzen wurden auch langsam schlimmer. Diese bunten Schirme, die die Menschen aufgestellt hatten, waren vermutlich gar keine schlechte Idee – natürlich hatte Urahara ihm so etwas nicht mitgegeben. Einfach den hellblauen Schirm des Quincys zu nehmen, war keine Option, weswegen er überlegte, ob er nicht zum Lager zurückkehren sollte. Die Aussicht, sich in aller Ruhe ins Zelt zu legen, erschien ihm die einzig logische Entscheidung. Allerdings würde die Frau ihn bestimmt suchen, wenn er wortlos verschwand. Ein resigniertes Seufzen entwich ihm bei der Vorstellung, wie sie panisch über den Strand rannte und seinen Namen schrie. Nein. Er musste ihr Bescheid sagen, um so einem albernen Drama vorzubeugen. Ulquiorra wollte gerade aufstehen, als er in der Ferne die Frau aus dem Wasser kommen sah. Anscheinend hatte sie fürs Erste genug vom Meer, was ihm ganz gelegen kam – so musste er ihr nicht nachlaufen. Nach den ersten paar Metern begann die Frau zu rennen und er vermutete, dass das am heißen Sand lag, schließlich trug sie ihre Flipflops nicht. Ulquiorra entging nicht, wie ihr die Mehrheit der Männer ungeniert auf den ausgeprägten Vorbau starrte, der bei jeder Bewegung in dem knappen Bikini, der für ihn immer noch wie Unterwäsche aussah, auf und ab wippte. Wieso zogen Frauen auch so unvorteilhafte Kleidung an? Oder sahen sie es darauf ab, so angesehen zu werden? Bei ihr erschien ihm diese Annahme sehr abwegig – eher vermutete er, dass sie sich dessen nicht bewusst war. Die Frau konnte schrecklich naiv sein und vielleicht sollte er sie darüber aufklären. Später. Wenn ihm beim Denken nicht mehr übel wurde. Als sie näher kam, erhob er sich, wankte aber sogleich, da sich die Welt um ihn herum plötzlich zu drehen begann. „Au, au, au!“, hörte er die Frau quietschen und es schmerzte ihm in den Ohren. Sogleich stellte sie sich mit den noch nassen, sandigen Füßen auf ihr Handtuch, schob dann die Unterlippe vor, als würde sie schmollen. Stocksteif stand er neben ihr, nicht wissend, wie er seinen Zustand bessern konnte. „Uff…deshalb sollte man nie seine Flipflops vergessen!“, plapperte sie direkt drauf los, während er krampfhaft versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. „Der Sand ist total heiß! Aber das Schwimmen tat richtig gut! Schade, dass du nicht auch noch mal mit reingekommen bist, aber ich versteh schon, also, nachdem, was passiert ist…jedenfalls, ich dachte, dass wir uns vielleicht eine Cola holen könnten. Die Wasserflasche, die ich dir gegeben habe, ist ja noch halb voll! Du musst unbedingt mehr trinken, Ulquiorra, und Cola ist gut für-“ „Frau“, entwich es ihm gepresst, um sie zum Schweigen zu bringen. Erst jetzt schien ihr bewusst zu werden, dass etwas nicht in Ordnung war, denn sie weitete ihre großen Augen noch mehr. „Ulquiorra? Alles in Ordnung? Oh Gott, du bist ja ganz rot!“ Ulquiorra spürte, wie zu allem Überfluss nun auch noch sein Magen rebellierte, während alles um ihn herum verschwamm. Er merkte, wie er taumelte, und für einen Moment flimmerten schwarze Punkte vor seinen Augen. Die Frau reagierte sofort, stützte ihn, um zu verhindern, dass er fiel. Ihre weiche Haut war noch nass, kühl…was sich unerwartet angenehm anfühlte, so dass er sich für ein paar Sekunden gegen sie lehnte. Ihm blieb auch nichts anderes übrig, denn der Gigai weigerte sich, normal zu funktionieren, weswegen er zuließ, dass sie ihn hinlegte. Seine Lider flatterten, während er rücklings auf dem Handtuch lag und sich zusammenzureißen versuchte. Sein Rücken brannte nun noch mehr als zuvor, aber dies behielt er für sich; schlimm genug, dass er beinahe umgekippt wäre. „Oh nein! Du hast bestimmt einen Sonnenstich! Und so rot, wie du bist, bestimmt auch einen Sonnenbrand…es tut mir so leid, Ulquiorra! Das ist alles meine Schuld! Geht es?“ Die Fragen der Frau nahm er nur am Rande wahr, wohl aber, dass sie neben ihm saß und sich über ihn beugte. Ihre feuchten Haarspitzen berührten seine Haut und als sich seine Sicht ein bisschen schärfte, sah er direkt in ihre besorgt drein blickenden Augen. „Bleib ganz ruhig, ja?“ Viel anderes konnte er auch nicht machen, doch sie war schon aufgesprungen, kam aber sofort mit dem Sonnenschirm des Quincys wieder. Der plötzliche Schatten, als sie den Schirm in den Sand steckte, fühlte sich wie pure Erleichterung an, auch wenn das seinen Zustand nicht direkt besserte. Sonnenstich? Sonnenbrand? Was das auch sein sollte – es war mehr als lästig. „Das tut mir so leid, Ulquiorra, wirklich“, wiederholte sich die Frau, die nun wieder neben ihm kniete, und sie klang ehrlich betreten. „Ich hätte dir sagen sollen, dass man sich immer mit Sonnencreme einreiben muss! Gerade bei so heller Haut! Ah, und einen Hut brauchst du auch unbedingt! Ein Sonnenstich kann sehr gefährlich sein! Du solltest besser noch etwas trinken…“ Er wusste nicht, was er sagen sollte, blieb einfach liegen und senkte die Lider. Gerade wollte er sich nur ausruhen und irgendwie sammeln, um zu verhindern, dass ihn auch noch einer der anderen in diesem schwächlichen Zustand sah. Das war über alle Maßen demütigend. Er war ein Arrancar und wurde niedergestreckt von einem Sonnenstich? Oder Sonnenbrand…wie die Frau es auch nennen mochte. Er zuckte zusammen, als sie ohne Vorwarnung die Finger auf seine Stirn legte, ihm die Haare beiseite strich. „Was…wird das, Frau?“, brummte er. „Oh, ähm, ich wollte nur…sie sind noch kühl vom Wasser …da dachte ich…“ Auch wenn sie sich so ungeschickt ausdrückte, verstand er, was sie meinte; sie hatte ihm damit Linderung verschaffen wollen. Tatsächlich funktionierte es ein bisschen, es war nicht unangenehm, so dass seine Anspannung zögerlich nachließ. „Wieso hat der Arrancar meinen Schirm?! Das ist unerlaubte Entwendung meines Eigentums!“ Großartig. Da war schon der Erste, aber wenigstens handelte es sich nicht um den Abschaum – den hätte er in seinem entwürdigenden Zustand noch weniger als sonst ertragen. „Ah, Ishida-kun!“, entwich es der Frau aufgeregt und sie zog ihre Finger von seiner Stirn zurück. „Ulquiorra hat einen Sonnenstich! Deswegen musste er schnell in den Schatten!“ Ulquiorra setzte sich langsam auf, um sein Gesicht zumindest halbwegs zu wahren, auch wenn er immer noch Schwierigkeiten hatte, sich einigermaßen gerade zu halten. Sein Blick traf den Quincy, der erst die Frau und dann ihn musterte. „Mir war nicht bewusst, dass Arrancar für so etwas anfällig sind…“, bemerkte er skeptisch, ehe er seufzend seine Brille zurechtrückte. „Nun gut, in Anbetracht dieser Tatsache werde ich großzügig über die Entwendung meines Schirms hinwegsehen. Ein Sonnenstich sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden!“ Ulquiorra äußerte sich nicht dazu, wünschte sich bloß, er würde wieder verschwinden, damit er sich hinlegen konnte. Allerdings wurde ihm dieser Wunsch nicht gewährt. Der Quincy holte stattdessen seine – nebenbei bemerkt, vollgestopft aussehende – Tasche und setzte sich neben sie, ehe er begann, einige Utensilien auszupacken. „Da ich schon damit rechnete, dass jemand aus unserer Gruppe bezüglich seiner Gesundheit unverantwortlich handeln würde, habe ich mich entsprechend vorbereitet! Bei einem Sonnenstich ist es wichtig, dass sich der Betroffene im Schatten aufhält! Sehr gut reagiert, Inoue-san!“ Ulquiorra bekam aus den Augenwinkeln mit, wie die Frau mit ernster Miene nickte und dem Quincy genauestens zuhörte. „Schritt 2!“, verkündete dieser mit wichtigtuerischer Miene. „Der Betroffene sollte liegen und Kopf und Oberkörper dabei leicht erhöht lagern!“ „Verstanden, Ishida-kun!“ Sie zögerte auf seine Anweisung hin nicht, ignorierte aber, dass der Quincy ihr ein zusammengerolltes Handtuch reichen wollte. Stattdessen kniete sie sich hinter ihn, hob seinen Kopf an und legte ihn ungefragt in ihren Schoß – was dem Quincy die Kinnlade herunterfallen ließ, während Ulquiorra selbst zur Salzsäule erstarrte. „Inoue-san!“ „Hm? Was ist denn, Ishida-kun? Oh! Ich verstehe! Das ist wirklich vorausschauend von dir!“ Sie nahm ihm das Handtuch aus der Hand und deponierte es auf ihrem Schoß, somit also auch unter seinem Kopf. Wäre ihm nicht so schlecht gewesen, hätte er sich definitiv dagegen gewehrt, doch in seiner Situation konnte er nicht viel tun. Berührungsängste schien die Frau wirklich nicht zu kennen – nicht mal ihm gegenüber. „Aber…das…“, stammelte der Quincy, doch die Frau unterbrach ihn. „Ja? Wie geht es denn nun weiter?“ „Ähm…als…als nächstes sollte man Stirn und Nacken des Betroffenen kühlen! Zu diesem Zweck habe ich einige Kühlpacks mitgenommen – Bitte, Inoue-san.“ Was auch immer Kühlpacks waren, die Frau schien das ziemlich zu beeindrucken, wobei ihr entging, dass der Quincy ihn misstrauisch ansah. Ulquiorra fragte sich unweigerlich, was sie alle von ihm dachten, so wie sie sich immer als Beschützer der Frau aufspielten. Schließlich hatte er keine solch primitiven Gelüste wie Nnoitra und der Abschaum, davon abgesehen, dass es nicht seine Idee gewesen war, sich in ihren Schoß zu legen. Zumindest war es komfortabel, das konnte er nicht leugnen. „Wow! Du denkst wirklich an alles, Ishida-kun! Nicht wahr, Ulquiorra? Keine Sorge, es wird dir bald besser gehen!“ „…hn.“ Keiner beachtete seine Reaktion, stattdessen knickte die Frau die beiden Plastikdinger einmal in der Mitte und schob sie in seltsame Stofffetzen. Der Quincy rückte an seiner Brille, während die Frau ihm eines der Säckchen auf die Stirn legte und ein anderes unter seinen Nacken schob. Tatsächlich empfand er das Gefühl als wohltuend, auch wenn ihm seine Machtlosigkeit über alle Maßen zuwider war. Aber gut, wenigstens handelte es sich nur um die Frau und den Quincy. Es könnte schlimmer kommen… „Was ist denn hier los?“ Selbstverständlich musste Kurosaki Ichigo in diesem Moment auftauchen und mit gerunzelter Stirn auf ihn herunterblicken, dann zu der Frau und wieder zu ihm. Dabei tropften seine nassen Haare auf den Quincy, der sofort empört herumfuhr und ihn anfunkelte. „Kurosaki! Du bist nass und tropfst!“ „Und? Stell dich nicht so an…“, brummte der Aushilfsshinigami und blickte die Frau fragend an. „Ulquiorra hat einen Sonnenstich! Und auch noch einen Sonnenbrand, weil ich vergessen habe, ihm zu sagen, dass er sich eincremen soll, und deswegen liegt er auch so, weil das bei einem Sonnenstich hilft…oh und Ishida-kun hat ihm netterweise seinen Schirm überlassen! Und er hat sogar Kühlpacks dabei!“, quasselte sie los und wurde dabei rot. Peinlich. Absolut peinlich, dass er in dieser schrecklichen Situation vor seinem Feind lag. Das waren sie schließlich. Feinde. Er wollte ihm sagen, dass die Frau übertrieb und es ihm den Umständen entsprechend gut ging, aber das Gefühl der Übelkeit ließ seine Kehle ganz trocken werden, so dass er es ließ. Warum errötete sie eigentlich? Weil er bei ihr lag und Kurosaki, für den sie ja offenkundig Gefühle gehegt hatte, dies mit ansah? Menschen…nein, er dachte besser gar nicht weiter darüber nach. Besonders nicht jetzt. „Wundert mich nicht…“, kam es von Kurosaki, doch bevor der Quincy etwas Garstiges erwidern konnte, wandte er sich an ihn. „Du hast echt ziemliches Glück, dass Ishida seinen halben Haushalt im Gepäck hat, Ulquiorra.“ Der Arrancar sandte ihm den finstersten Blick zu, den er zustande bringen konnte, nur leider erzielte das kaum Wirkung. Er wollte ihnen sagen, dass er nicht auf Hilfe angewiesen war, sprach es aber nicht aus – ihm war bewusst, dass er sich damit nur noch lächerlicher machen würde. Immerhin lag er im Schoß der Frau, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, sich aufzusetzen. Zu allem Überfluss hockte sich Kurosaki jetzt auch noch direkt neben den Quincy und musterte die immer noch sehr vollgestopfte Tasche. „Bevor Kurosaki uns mit seinen unangebrachten Bemerkungen unterbrochen hat, wollte ich hinzufügen, dass der Betroffene sehr viel trinken sollte. Wenn sich sein Zustand stabilisiert hat, habe ich zur Linderung des Sonnenbrands noch eine Salbe und einen weiteren Hut, um den Kopf vor der Sonne zu schützen, dabei.“ Kurosaki beäugte den weißen Hut in der Hand des Quincys argwöhnisch – es war derselbe, den dieser auf seinem eigenen Kopf trug. „Hast du allen Ernstes einen Ersatzhut dabei?“ „Wie ich bereits Inoue-san sagte, war ich darauf vorbereitet, dass jemand in unserer Gruppe fahrlässig handeln würde!“, zischte der Quincy zurück. „Auch wenn ich solch eine Dummheit eher von dir erwartet hätte!“ „Selbst wenn ich keine Käppi dabei hätte, würde ich deinen bescheuerten Angelhut nicht wollen“, knurrte Kurosaki zurück. „Das beweist mal wieder, dass dein Geschmack deinem Verstand in nichts nachsteht, Kurosaki!“ „Wenn du mich noch einmal dumm nennst, Ishida…“ Auch, wenn es ihm eigentlich ganz recht war, dass die beiden stritten und daher ihre Aufmerksamkeit von ihm abwandten, wünschte er sich, sie würden das wenigstens weiter weg von ihm tun. Sein Kopf schien ohnehin schon kurz vorm Zerspringen zu sein und seine Haut brannte nach wie vor, so dass er am liebsten wieder die Augen geschlossen hätte. Ein Ding der Unmöglichkeit bei diesem Geplärre. „Euer Geschrei hört man ja schon von Weitem!“ Die ganze Zeit hatten sie sich alle wunderbar mit sich selbst beschäftigen können, warum also jetzt nicht mehr? Die Shinigami stand plötzlich hinter den beiden Jungen, dicht gefolgt von dem Rotschopf, und sah neugierig von einem zum anderen. Keiner der beiden äußerte sich dazu, stattdessen drehten sie ihre Köpfe synchron in die entgegengesetzte Richtung und erinnerten damit an zwei bockige Kinder. Die Shinigami wandte sich daraufhin der Frau und ihm zu, woraufhin sie eine Braue hob, ehe sie ein verschlagenes Grinsen aufsetzte. „Soso~“ „Uhm...Ulquiorra hat einen Sonnenstich und einen Sonnenbrand, Kuchiki-san“, klärte die Frau sie rasch auf. „Arrancar können sowas auch kriegen?“, kam es von Abarai, der anscheinend wie alle anderen vergaß, dass er in einem Gigai steckte. „Offensichtlich“, grollte er unterkühlt. Allmählich konnte er es nicht mehr hören – und ebenso konnte er keinesfalls nachvollziehen, warum die Frau das jedem erzählte. Konnte sie sie nicht wegschicken, wenn sie ihm schon so unbedingt helfen wollte? Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen, was ihm nur leider nicht möglich war, da er befürchtete, er würde erneut straucheln. „Aber Ishida-kun hat alles dabei, damit es Ulquiorra bald besser geht!“, fuhr sie fort und lächelte den Quincy anerkennend an. „Ja, unglaublich“, murmelte Kurosaki spöttisch, was das Lob der Frau schnell vergessen machte. „Man sollte dir einen Orden verleihen, Ishida…“ „Nur weil du, Kurosaki, wahrscheinlich nicht einmal in der Lage bist, selbstständig an so etwas Banales wie Unterwäsche zu denken, muss das nicht auch für alle anderen Menschen gelten! Ich vermute mal, dass wir es deiner Schwester zu verdanken haben, dass wir den Anblick deiner Testikel nicht ertragen müssen – immerhin würdest du sogar deinen eigenen Kopf vergessen, wäre er nicht angewachsen!“ Kurosaki warf ihm einen fassungslosen Blick zu und auch der Rest wurde mit einem Mal ganz still. Ulquiorra kannte sich mit menschlicher Kommunikation nicht aus, aber den Reaktionen nach zu urteilen, waren die Worte unangemessen. „Was hab ich dir eigentlich getan, Ishida?“, wollte Kurosaki erbost wissen, woraufhin der Quincy stutzte. „Das-“ „Ha! Das liegt daran, dass Ishida ein fieser Streber ist! Ich habe es euch immer gesagt, aber ihr wolltet ja nicht auf mich hören! Und – Moment! Nein…was…was ist DAS?!“ Und mit einem Mal hatten sie sich alle versammelt – vorn mit dabei der Abschaum, den Ulquiorra am wenigsten gebrauchen konnte und der direkt losbrüllte. Mit weit aufgerissenen Augen zeigte er mit dem Finger auf ihn, zappelte dabei wie ein Geisteskranker herum. „Nein…das…das glaub ich nicht! Dieser Kerl und…und Inoue-san?! Neeeein!! Wieso bekommt so ein gruseliger Kerl so eine liebreizende Person wie Inoue-san?! Neeein, das ist zu viel für mein armes Herz! Nein, nein, nein! Runter von ihr, du…du Perversling!“ „Halt die Klappe, Keigo! Inoue ist bloß hilfsbereit, klar?“, raunzte Kurosaki ihn an, während die Frau vor Scham im Boden zu versinken schien. Als könnte man viel auf das Geschwätz dieses Heuchlers geben… „Lüge!! Ha!! Er tut doch nur so, aber in Wahrheit hat er-“ Sein tödlicher Blick brachte den Abschaum dazu, kreischend hinter dem kurzhaarigen Mädchen Schutz zu suchen, doch diese verpasste ihm bloß einen harten Schlag ins Gesicht. „Au!“ „Du bist so ein Ferkel, Asano!“ „Wir hätten dich echt zuhause lassen sollen“, stimmte Kurosaki ihr zu, woraufhin der Idiot aufheulte. „Ihr seid so gemein!!“ „Und du bist gestört“, murrte die Schwarzhaarige. „Um noch mal auf das Thema von eben zurückzukommen…ein bisschen gemeiner als sonst bist du schon, Ishida“, behauptete die Shinigami und grinste den Angesprochenen vielsagend an. „Merkwürdigerweise nur zu Ichigo…kukuku~“ „Zu mir ist er auch gemein, Kuchiki-san!!“, jaulte der Abschaum los, was lediglich abgewinkt wurde. „Ach, das zählt nicht…“ Der Quincy starrte sie ein paar Sekunden sprachlos an, drehte sich dann rasch weg und schob an seiner Brille herum, murmelte etwas von Einbildung. Kurosaki derweil verschränkte die Arme, schien über irgendetwas nachzudenken, so ernst, wie er schaute. Nun, zumindest lag der Fokus damit nicht länger auf ihm und auch, wenn er sich nicht fit fühlte, es ging etwas besser als zuvor. Diese sogenannten Kühlpacks halfen tatsächlich, ebenso wie das Liegenbleiben, selbst wenn seine Haut schmerzte. Was hatte der Quincy noch gesagt? Er sollte trinken…daher setzte er sich auf. „Oh, geht es dir besser, Ulquiorra?“ Natürlich fiel der Frau nichts anderes ein, als den Fokus auf ihn zu lenken, und sein finsterer Blick hätte ihr auch genau das signalisieren sollen. Sie schien seine Laune jedoch nicht auf sich zu beziehen, daran gemessen, mit welcher Freude sie ihn anstrahlte und ihm auch noch beim Aufsetzen half, indem sie seine Schultern ergriff. „…annehmbar“, brachte er nur heraus und behielt weitere Worte für sich. Stattdessen wollte er aufstehen, was die Frau aber nicht zuließ, sondern ihn festhielt. „Du solltest noch nicht aufstehen!“, belehrte sie ihn. „Nicht, dass du noch einmal umkippst! Warte noch etwas…oh, und ich kann dich in der Zeit ja eincremen, also wegen des Sonnenbrands! Am besten gehen wir kein Risiko ein und cremen dich überall ein! Genau!“ Das konnte nicht ihr Ernst sein. Nein, er kannte die Frau inzwischen ausreichend, um zu wissen, dass sie es so meinte, wie sie es sagte. Glaubte sie, er würde das nicht allein schaffen? Abgesehen vom Rücken würde das kein Problem sein. Es schien sich niemand groß für die Aussage, er wäre umgekippt, zu interessieren, denn sie starrten alle die Frau an, als sei diese verrückt geworden. „Orihime!“, fauchte ihre kurzhaarige Freundin mit roten Wangen. „Er wird es wohl schaffen, sich allein einzucremen…“, brummte Kurosaki, wohingegen der Abschaum erneut loskrakeelte. „Inoue-saaaan! Ich habe auch einen ganz fürchterlichen Sonnenbrand!! Ich muss auch eingecremt werden! Überall!!“ „Keine Sorge, ich helfe dir, Asano“, bot der kleine Mensch mit einem Lächeln an. „Ich…nein! Nein, ich…ich kann das…allein…uh…“ Die Frau legte den Kopf schief, schien nicht zu begreifen, welches Drama sie heraufbeschworen hatte; dies schien typisch für sie zu sein, wie er mittlerweile gemerkt hatte. Immerhin ließ sie endlich seine Schultern los. „Ich brauche dabei keine Hilfe, Frau“, machte er klar und sie hielt kurz inne. „Oh…eh, na gut. Okay, dann helfe ich dir nur beim Rücken, ja?“ „…meinetwegen.“ Wenn ihr das so ein Bedürfnis war, sollte sie ihm eben den Rücken eincremen. Ihre Berührungen waren noch die erträglichsten, wie er zugeben musste, wenn er an die Nächte mit diesen beiden Idioten dachte. Schließlich schien sie ihm damit helfen zu wollen, auch wenn er nicht darum gebeten hatte. Ob sie ahnte, wie schwer es ihm fiel, nicht alles auszusprechen, was er dachte? Es war wohl auch nur deshalb möglich, weil er angeschlagen war. Sei es drum… Nachdem sich die Lage entspannt hatte, zerstreute sich die Gruppe zu seiner Erleichterung wieder. Bloß der Quincy, der Abschaum und die Freundin der Frau blieben noch am Platz. Bei letzterer war er nicht sicher, ob sie seinetwegen oder aufgrund der niederen Absichten des Abschaums blieb. Nicht, dass ihn das in irgendeiner Weise interessierte. Der Quincy hatte sich hinter einem Buch versteckt und sich in den Schatten eines zweiten Schirms zurückgezogen, während der Abschaum schmollend ein paar Meter weiter lag und zu ihnen herüber schielte. Bei den Blicken der Kurzhaarigen, die ebenfalls in der Nähe lag, zuckte er jedes Mal zusammen und gab vor zu schlafen. Idiot. Die Frau saß hinter ihm, ließ die mit Salbe benetzten Hände über seinen gereizten Rücken fahren. Es brannte immer noch ziemlich, aber die Kühle des Mittels fühlte sich angenehm an. Die Finger der Frau waren zudem zierlich und weich, was es erträglich machte. Sogar etwas mehr als das, so dass er sich dabei erwischte, die Augen schließen zu wollen. Dieser Sonnenstich musste wirklich heftig sein, wenn er solche Auswirkungen auf ihn hatte. „Geht es so?“ „Ja.“ „Also tue ich dir nicht weh?“ „Nein.“ „Das freut mich! Weißt du, deine Haut ist schon ziemlich rot…richtig tomatenrot! Du musst dich auf jeden Fall morgen mit Sonnencreme einreiben! Und am besten trägst du ein T-Shirt – auch im Wasser! Oh, und Ishidas Hut solltest du auch aufsetzen, um sicherzugehen!“ „Frau…dein Gerede ist anstrengend.“ „Oh…“ Anscheinend war sie nun traurig, dem Tonfall nach zu urteilen. Menschen waren kompliziert, dabei hatte er schon versucht, sich zurückzuhalten, trotzdem er darin keinen Sinn sah. „Ich habe Kopfschmerzen.“ Die Bewegungen ihrer Hände stoppten für einen Moment, wohl weil seine Worte die Frau irritierten – und nicht nur sie. Warum hatte er das gesagt? Er musste keinen Grund angeben, warum er ihr Gebrabbel nicht ertragen konnte…zudem er im gleichen Zug eine Schwäche offenbart hatte. Das entsprach nicht seiner Art. Überhaupt nicht. „Ach so! Entschuldige…ich kann verstehen, dass zuhören gerade sehr anstrengend sein muss. Kein Problem, dann bin ich ganz still!“ So einfach war das? Sollte einer die Menschen verstehen, er tat es nicht. Was änderte die Begründung an der Aussage, dass sie den Mund halten sollte? Die Bedeutung blieb dieselbe und dennoch schien sie nun wieder fröhlicher zu sein. Hatte dies auch mit dem Herz zu tun? Warum dachte er eigentlich so viel darüber nach? Wenn er ehrlich war, hatte es ihn seit damals nicht losgelassen. Er wollte es verstehen…und es hing mit der Frau zusammen. Sie hatte ihm von der angeblichen Bedeutung erzählt, die er bis heute nicht nachvollziehen konnte. Weil er kein Mensch war…und dennoch behandelte sie ihn wie einen von ihnen, setzte sich für ihn ein. Zweifellos bemühte sie sich zum Teil so um ihn, weil sie ihm dieses Schicksal auferlegt hatte, das hatte er ihren Worten bei Urahara entnehmen können. Andererseits zwang sie niemand, solche Schuldgefühle zu haben…vermutlich lag das aber einfach in ihrer Natur. Die Frau hatte diese Eigenart, sich um jeden zu sorgen…sich um ihre Mitmenschen zu kümmern. Selbst um ihn, der ihr immer wieder sagte, dass er sie nicht brauchte. Nichts von alldem. Und dennoch war er hier…zwar durch Erpressung, aber davon wusste sie nichts. Er blickte vor sich hin, wo sich in der Ferne das Meer erstreckte, während die Frau weiter seinen Rücken einrieb. Wieder war es da, dieses Gefühl, das ihn ruhiger machte, und schließlich schloss er, wenn auch nur für wenige Sekunden, die Augen. Kapitel 9: Aquapark ------------------- Als Orihime am nächsten Morgen wach wurde, brauchte sie einen Moment, um die wirren Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, da sie schon wieder so einen kuriosen Traum gehabt hatte. Sie war auf dem Rücken einer riesigen Fledermaus übers Meer geflogen, während ihre Freunde in eben diesem schwammen und ihr aufgebracht etwas zuriefen, das sie nicht verstanden hatte. Sie wusste noch, dass sie ihnen wie verrückt gewunken hatte, um ihnen zu zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen mussten. Die Fledermaus war ganz friedlich gewesen, hatte ihre Kreise über dem Meer gezogen, ohne auch nur einen Versuch, sie abzuwerfen. Ihr war, als könnte sie die warmen Sonnenstrahlen noch auf ihrer Haut fühlen und den Wind, der durch ihre Haare fuhr. Verträumt blickte sie an die geblümte Decke des Zeltes, wobei sie erst einige Sekunden später bemerkte, dass ihr Mund offen stand – das passierte ihr oft, wenn sie in Gedanken war. Neben sich hörte sie die ruhigen Atemzüge ihrer beiden Freundinnen, die noch tief und fest schliefen. Es wunderte sie nicht, schließlich war der gestrige Tag unheimlich anstrengend gewesen. Es war so vieles passiert, angefangen bei dem Volleyballspiel, dem Schwimmen im Meer, Asanos Unfall, bei dem Ulquiorra in Gefahr geraten war, und nicht zu vergessen seinem Sonnenstich. Der Arme hatte aber auch ein Pech! Innerlich machte sie sich weiterhin Vorwürfe, dass sie sich nicht besser um ihn gekümmert hatte, denn auch, wenn Ulquiorra sehr stark war und auf sich aufpassen konnte, wusste er zu wenig von dieser Welt. Viele Dinge, zum Beispiel das Schwimmen, lernte er erst jetzt und es stand in ihrer Verantwortung, ihm dabei zu helfen! Orihime setzte sich kurzerhand auf, wobei sie sich einmal ausgiebig streckte, dabei aber ihr Gähnen unterdrückte. Sie wollte Tatsuki und Kuchiki-san nicht wecken, denn möglicherweise war es noch viel zu früh zum Aufstehen. Ein sanftes Lächeln überflog ihre Lippen, als sie ihre beste Freundin, die sich halb aus ihrem Schlafsack gestrampelt hatte, etwas Unverständliches murmeln hörte. Hoffentlich hatte sie einen schönen Traum. Bemüht leise krabbelte sie aus ihrem eigenen rosa Schlafsack und zog den Reißverschluss des Zeltes auf, um hinauszukommen. Die Temperatur war bereits angenehm warm und die Sonne stand schon am Himmel, sodass sie in ihrem grauen Top und den pinken Shorts mit den kleinen Sternchen darauf überhaupt nicht fror. Sie streckte sich wieder, reckte dabei die Arme und genoss die frische Luft, denn im Zelt war es morgens immer ein bisschen stickig. Heute würde ein toller Tag werden, das hatte sie im Gefühl! Als sie ihren Blick zur Feuerstelle schweifen ließ, stutzte sie jedoch, denn anscheinend war sie nicht die Einzige, die früh auf den Beinen war. Erleichtert stellte sie fest, dass Ulquiorras Gesicht nur noch leicht gerötet war – ein Glück, dass Ishida die Salbe so vorrausschauend eingepackt hatte! Der Arrancar saß auf einem der Campingstühle und blickte abwesend vor sich hin, bis sie näher kam, woraufhin er den Kopf in ihre Richtung drehte. Vermutlich hätten sich die meisten von dem finsteren Ausdruck abschrecken lassen, aber sie kannte ihn gut genug, um das nicht auf sich zu beziehen. Auch, wenn sie sich wirklich wünschte, ihn einmal zum Lächeln bringen zu können – und deswegen musste sie dafür sorgen, dass er ganz viel Spaß in diesem Strandurlaub hatte! Volleyball schien ihm ja gefallen zu haben und er war auch richtig gut darin gewesen… „Frau.“ Sie blinzelte, sah ihn verdutzt an, als er sie aus den Gedanken riss. „Eh…oh, eh, guten Morgen, Ulquiorra! Entschuldige, dass ich…das war unhöflich von mir! Ich hab nur…ach, nicht so wichtig! Wie geht es dir denn? Tut der Sonnenbrand noch sehr weh? Du siehst schon viel besser aus! Konntest du trotzdem schlafen? Ah, ich rede schon wieder so viel! Das tut mir leid!“ Seine Miene blieb unbewegt, während sie sprach und sich auf den Stuhl neben ihm setzte. Sie musterte ihn eingehend, wobei sie erleichtert feststellte, dass auch seine Arme, die unter dem schwarzen T-Shirt hervorschauten, nicht mehr rot leuchteten. „…es war akzeptabel.“ „Das freut mich!“ Eigentlich hatte Ulquiorra noch hinzufügen wollen, dass damit ausschließlich die Strapazen seines Sonnenbrandes gemeint waren. Die Nacht mit dem Abschaum war anstrengend wie eh und je gewesen, aber wenigstens hatte es diesmal keinen Angriff auf ihn gegeben. Das nervige Gemurmel dieser Idioten konnte er einigermaßen ignorieren, solange sie ihm vom Leibe blieben. Jedoch behielt er dies mit gewisser Resignation für sich, da ihn die Frau schon wieder so freudig anstrahlte – sie besaß ein Talent dafür, seine Aussagen falsch zu interpretieren. „Hn.“ „Am besten cremst du dich gleich noch mal ein – ich helfe dir auch, so wie gestern! Oh, und du solltest das T-Shirt anlassen und Ishida-kuns Hut tragen, damit du vor der Sonne geschützt bist!“ Nun, dass dies sinnvoll wäre, das sah er ein, weswegen er ein knappes Nicken von sich gab. Zwar wäre es für ihn ebenso in Ordnung gewesen, wenn er den kompletten Tag im Zelt verbracht hätte, aber so, wie er die Frau kannte, würde sie das nicht zulassen. Wozu also diskutieren, wenn es ohnehin ein sinnloses Unterfangen war? Zu seiner Verwunderung fing die Frau nicht direkt wieder an zu brabbeln, sondern lächelte ihn bloß an, ehe sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte und einmal tief ausatmete. Nachdenklich schaute sie zu einem unbestimmten Punkt und das Lächeln wich langsam von ihren Lippen. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? War es seine Aufgabe, etwas zu sagen? Andererseits sah er keinen Grund darin, schließlich war die Stille recht angenehm – deswegen saß er hier ja so früh, damit ihn keiner störte. Vielleicht hatte die Frau dies realisiert und verhielt sich deswegen still? Warum machte er sich überhaupt so viele Gedanken darüber? Unnötiges Gewäsch, das den Menschen ähnlich sah. „Weißt du, ich habe mir gestern wirklich Sorgen um dich gemacht“, nuschelte sie plötzlich und ließ ihn damit innehalten. „Als der Unfall mit dem Surfbrett passiert ist…und auch, als es dir so schlecht ging.“ Er zog die Brauen zusammen, verstand nicht, warum sie das jetzt thematisieren wollte; es änderte nichts daran, dass es geschehen war. So niedergeschlagen, wie sie allerdings schaute, schien sie sich Vorwürfe deswegen zu machen. Glaubte sie, es sei ihre Schuld? Gut, das mit der Sonne hätte ihr früher einfallen können, aber die Frau benahm sich öfters gedankenlos…eine böse Absicht steckte also nicht dahinter. „Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen“, machte er noch einmal deutlich. „Und abgesehen davon, dass ich mich deinetwegen an diesem Ort aufhalte, trägst du keine Schuld an diesen Vorkommnissen.“ Warum die Frau nun mit roten Wangen zu ihm herumfuhr und dabei ungläubig blinzelte, verstand er nicht. Missinterpretierte sie seine Worte schon wieder? „M-Meinetwegen?“, wiederholte sie und er stutzte kurz. Was war daran nun so verwunderlich? Wäre sie nicht bei Urahara aufgetaucht, hätte dieser ihn nicht dazu genötigt, hierher zu kommen. Aber gut, das ahnte die Frau vermutlich nicht, so offensichtlich es auch war, weswegen er lediglich nickte. Anscheinend war diese Reaktion nicht allzu falsch, denn auf ihren Lippen bildete sich ein verlegenes Lächeln. „Danke…also, dass du nicht böse auf mich bist“, murmelte sie, was ihn schnauben ließ. Allerdings beließ er es dabei, immerhin wollte er nicht, dass die Frau ihn schon wieder falsch verstand. Menschliche Kommunikation konnte man wahrlich nicht als einfach bezeichnen. Nach und nach standen auch die anderen Menschen und Shinigami auf, wobei Ulquiorra auf diese gut hätte verzichten können. Tatsächlich hatte er die Anwesenheit der Frau als recht angenehm empfunden, auch wenn es ungewohnt war, dass sie recht still für ihre Verhältnisse blieb. Es war, soweit er das beurteilen konnte, nicht mal unangenehmes Schweigen gewesen. Was er dagegen nicht verstand, war ihre Reaktion, kaum dass ihre Freundin mit den kurzen Haaren dazu stieß und ihn argwöhnisch fixierte. Die Frau war aufgesprungen, als hätte man sie bei etwas ertappt, und hatte sich dann rasch daran gemacht, das Frühstück vorzubereiten, woraufhin sofort Bewegung in ihre Freundin gekommen war. Auch der Quincy, der in dem Moment aus dem Zelt kam, wirkte schlagartig wach und drängte ihr geradezu seine Hilfe auf. Es erinnerte ihn an den Einkauf, da hatte er ihr sogar eine Liste angefertigt, was darauf schließen ließ, dass die Frau weder beim Besorgen noch beim Zubereiten von Lebensmitteln sonderlich fähig war. Ulquiorra fragte sich, warum ihr das niemand ins Gesicht sagen konnte – sie alle belogen sie offensichtlich lieber. Vermutlich war das auch wieder so eine emotionale Sache unter Menschen, für die ihm das Verständnis fehlte. Dennoch war er der Meinung, dass man die Frau nicht permanent in Watte packen musste. Sie war nicht so zerbrechlich, wie ihre Freunde annahmen, schließlich war sie damals in Las Noches nicht vor ihm eingeknickt. Stets hatte sie ihm widersprochen, ihn sogar geschlagen, obwohl er ihr jeden Knochen im Leib mühelos hätte brechen können, ohne sie dabei zu töten. Sie hätte ihm nichts entgegenzusetzen gehabt und trotzdem hatte sie sich gegen ihn aufgelehnt. „Hey! Hört mal her!“ Ulquiorra verdrängte die Gedanken, als der kleine Mensch zur Gruppe stieß und dabei ein buntes Stück Papier hochhielt. Sofort verstummten die Gespräche und alle sahen zu dem eher stillen Jungen, der in die Runde lächelte. „Was gibt’s, Mizuiro?“, fragte Kurosaki, der bis eben noch über irgendetwas Unwichtiges mit der Shinigami diskutiert hatte. „Auf dem Weg zu den Toiletten ist mir ein Stand aufgefallen und da haben sie Flyer verteilt“, berichtete der kleine Mensch. „Hier in der Nähe soll es einen Aquapark geben, den man mit dem Bus erreichen kann. Das wäre doch eine gute Idee für einen Ausflug.“ Anscheinend war Ulquiorra nicht der Einzige, der keine Ahnung hatte, was ein Aquapark sein sollte, denn die beiden Shinigami schauten recht verwirrt drein. „Ich war noch nie in einem Aquapark“, kam es von dem Rotschopf und die Shinigami legte den Kopf schief. „Ja, ich auch nicht…aber wenn es so viel Spaß macht wie Volleyball, werde ich es sicher toll finden!“, fügte sie an und ihre Augen glitzerten regelrecht, was Kurosaki genervt drein blicken ließ. „Lass das Getue…“ „Das ist eine großartige Idee, Kojima-kun!“, rief die Frau freudig aus. „Ein Aquapark ist ein Park mit ganz vielen Wasserrutschen! Es gibt dort aber auch Schwimmbecken und Wellenbäder – oh, und es gibt Liegen zum Ausruhen, wenn man erschöpft ist! Und etwas essen kann man dort auch!“ „Gut gemacht, Mizuiro!“, meinte auch der Abschaum und klopfte seinem Freund anerkennend auf die Schulter. Dieser runzelte die Stirn, sah skeptisch zu ihm auf. „Du hast doch wieder etwas vor…“ „Waaas?! Ich?! Was für eine Anschuldigung!! Schäm dich!! Wir sind doch Freunde!!“, regte sich der Idiot auf. „Nur weil ich als gesunder Mann in der Blüte meiner Jugend die Hoffnung auf verrutschte Biki- au!“ Sein Satz ging in einem Schmerzenslaut unter, als ihn ein Badeschlappen frontal ins Gesicht traf und nach hinten kippen ließ, wo er sich jammernd die Nase hielt. Kurosaki schnaubte abfällig und setzte sich wieder auf seinen Klappstuhl, wobei er die Arme verschränkte. „Hat jemand was dagegen?“, fragte er und blickte mit seinem üblichen, grimmigen Ausdruck in die Runde. „Wasserrutschen klingen cool!“, kommentierte die Shinigami dies strahlend und reckte ihre Faust in die Höhe. „Ich bin dabei!“ Der Quincy rückte seine Brille zurecht, ehe er sich äußerte. „Nun, ein Wasserpark ist meines Erachtens nach eine interessante Abwechslung, vorausgesetzt wir verlieren keine unnötige Zeit. Wenn wir zu spät dort ankommen, wird der Park so voll sein, dass wir jedes Mal stundenlang anstehen müssen, um im Endeffekt nicht einmal die Hälfte der Attraktionen genutzt zu haben. Wir sollten uns daher nach dem Frühstück fertig machen, unsere Sachen packen und den nächsten Bus nehmen.“ Kurosaki warf ihm einen längeren Blick zu, schien etwas sagen zu wollen, doch im Endeffekt ließ er es bleiben. Ohne sich dazu zu äußern, was unnatürlich genug war, da die beiden sich bei jeder Gelegenheit stritten, sah er zu den anderen, die allesamt einverstanden schienen. Natürlich enthielt sich Ulquiorra, denn ihm war bewusst, dass ihm die Frau keine Wahl lassen würde. Warum noch dagegen anreden? Allerdings schien die Gruppe trotzdem eine Bestätigung von ihm zu erwarten – weswegen sollten sie ihn sonst so penetrant anstarren? „Magst du auch mitkommen, Ulquiorra?“, fragte ihn die Frau da auch schon hoffnungsvoll. Anstelle einer Antwort zuckte er knapp mit den Schultern, wandte den Blick dabei abweisend zur Seite. Lieber hätte er seine Ruhe vor all diesen nervigen Menschen gehabt, aber er ging nicht davon aus, dass sie das verstehen würde. Aquapark…schon wieder so viel Wasser. Nein, sein Element würde das niemals werden. Er konnte sich auch nicht vorstellen, was am Rutschen so spaßig sein sollte…andererseits hatte er dieselbe Einstellung zum Volleyball gehabt und das hatte sich als gar nicht so schrecklich herausgestellt. „Juhu!“, rief die Frau und klatschte einmal in die Hände, als sei sie ein Kind. „Dann sollten wir Ishida-kuns Ratschlag befolgen, damit wir nicht zu spät ankommen!“ Dagegen hatte wohl niemand etwas einzuwenden, so dass sie sich rasch wieder dem Frühstück zuwandten. Tatsächlich hatte die Frau darauf bestanden, ihm den Rücken mit diesem flüssigen Sonnenschutz einzucremen. Das Argument, dass er sein T-Shirt ohnehin nicht ausziehen würde, hatte daran nichts geändert. Nun, er war ihren Starrsinn gewöhnt und zudem wollte er nicht in einer ähnlichen Situation wie am Vortag landen, so dass er sich ihrem Willen gebeugt hatte. Die seltsamen Blicke ihrer Freunde hatte er wohlweislich ignoriert, immerhin war er nicht für deren anstößige Gedanken verantwortlich. Sie hatten sich nach dem Frühstück gewaschen und ihre Sachen gepackt, ehe sie sich zur Bushaltestelle aufgemacht hatten. Die Fahrt hatte lediglich um die 15 Minuten gedauert und trotzdem war Ulquiorra froh, als sie den Bus wieder verlassen konnten. Seine Abneigung hatte in dem Fall nichts mit dem Fortbewegungsmittel an sich zu tun, sondern mehr mit den Leuten um ihn herum. Es reichte ihm schon, dass er über Nacht mit dem Shinigami und dem Abschaum in diesem Zelt eingepfercht war, da brauchte er das nicht auch noch am Tag. Zwar hatte es im Bus diesmal Sitzplätze gegeben, doch der nervige Mensch hatte nicht gerade subtil verkündet, dass er den einzig freien neben ihm nicht einnehmen wollte. Nicht, dass Ulquiorra dies bedauerte, eigentlich war ihm das nur recht – das Rumgeschrei war allerdings unnötig gewesen. Auch die übrigen Fahrgäste schienen sich diesen Idioten weit weg zu wünschen, doch sie mussten ihn ertragen, bis sie ankamen. Der Großteil der Gruppe hatte ihn jedoch ignoriert und sich lieber mit dem Flyer nebst einigen Spekulationen beschäftigt, während er ihr Gerede ausgeblendet und aus dem Fenster geschaut hatte. Glücklicherweise ließen sie ihn in Ruhe, wobei die Frau dies wohl nur deshalb tat, weil ihre Freundin sie in ein Gespräch verwickelt hatte. „Juhu! Wir sind da!!“, brüllte der Abschaum wenig später freudig los. „Platz daaaaa~!“ Durch seine schwachsinnig aussehenden, tänzelnden Bewegungen stolperte er gegen einen fremden Mann, der ihm daraufhin mit der Faust drohte. Kreischend stürmte der stupide Mensch aus dem Bus, denn keiner seiner Freunde schien ihm helfen zu wollen. „Der Idiot macht immer nur Ärger“, brummte Kurosaki deutlich genervt. Ulquiorra war nebenbei aufgefallen, dass er sich während der Fahrt kaum an dem Geplapper der anderen beteiligt hatte. Die meiste Zeit über hatte er ebenfalls aus dem Fenster geschaut und nur gelegentlich einen Kommentar von sich gegeben. Nicht, dass ihn sein Verhalten besonders interessierte… „Als wäre das etwas Neues“, stimmte ihm die Kurzhaarige zu, woraufhin die Frau lächelte. „Ach was! Es ist doch schön, dass er so viel Elan hat!“ „Wenn man das so bezeichnen möchte…“, murmelte der Quincy und griff nach seinen beiden vollgepackten Taschen. Ulquiorra entging nicht, dass er einen schnellen Blick zu Kurosaki warf, wohl in Erwartung, dieser würde sich wie sonst auch darüber auslassen, dass er zu viel Gepäck dabei hatte, doch nichts passierte. Der Aushilfsshinigami erwiderte den Blick für einen Moment, ehe er die Schultern zuckte und den anderen nach draußen folgte. Anhand des irritierten Ausdrucks konnte Ulquiorra nicht deuten, ob der Quincy den ausbleibenden Disput schätzte – aber er selbst konnte dieses Verhalten sowieso nicht nachvollziehen. Anscheinend bemerkte der Quincy, dass er ihn ansah, denn er fuhr plötzlich zu ihm herum. „Und du!“, meinte er harsch. „Pass bloß auf mein wertvolles Eigentum auf!“ Der Arrancar zog die Brauen zusammen; er musste den weißen Hut meinen, den er ihm schon am Vortag geliehen hatte. Zusammen mit dem grünen Shirt und der Sonnencreme sollte er sich nicht mehr so leicht verbrennen, hatten er und die Frau gesagt. Anstatt einer Antwort nickte er bloß, woraufhin der Quincy schnaubte und an ihm vorbeischritt. Musste er das verstehen? Nein. Definitiv nicht. Er würde diesen Tag hinter sich bringen, wie auch den Rest dieses Ausflugs. „Los geht’s, Ulquiorra!“, riss ihn die Stimme der Frau aus den Gedanken und er griff nach seinem Rucksack. Nachdem sie den Eintritt bezahlt hatten, durften sie den Park betreten. Für Ulquiorras Geschmack waren es bereits am Morgen zu viele Menschen, doch laut der kurzhaarigen Frau hielt es sich noch in Grenzen. Es war nicht möglich, die Größe des Parks von hier aus zu überblicken, man sah in der Ferne nur einige große Rohre und Türme, die diese Rutschen darstellen sollten. Ein Urteil konnte er sich auf diese Weise nicht bilden, folgte daher stumm der Gruppe, wobei diese von dem Quincy geführt wurde. Ulquiorra überhörte dessen Vortrag darüber, welcher Platz am geeignetsten war und welche Vorteile sie hatten, wenn sie sich dort niederließen. Stattdessen fasste er seine Umgebung genauer ins Auge, denn man konnte den Park nicht mit dem Strand vergleichen. Es gab keinen Sand, sondern Steinboden sowie viele Bäume und andere Pflanzen darum herum, die genügend Schatten spenden konnten. Ulquiorra sah zwei Kindern nach, die an ihnen vorbei zu einer längeren Treppe rannten, woraufhin er stehen blieb. Wohin die Treppe führte, konnte er von hier aus nicht erkennen, doch vermutlich zu dem Turm, von dem aus eines dieser großen Rohre in einem mit Wasser gefüllten Becken endete. War das eine dieser erwähnten Rutschen? Das Wasser wirkte viel klarer als das Meer, man konnte sogar die weißen Kacheln am Boden erkennen…und es roch auch nicht so salzig. „Du wirst die anderen noch verlieren, Ulquiorra!“ Er hob eine Braue, warf der Frau einen knappen Seitenblick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit dem plötzlichen Geschrei widmete. Wasser spritzte in alle Richtungen, als ein Mädchen aus dem Rohr schoss und für wenige Sekunden unterging. Da die Frau keine Anstalten machte, hineinzuspringen, um sie zu retten, ging er davon aus, dass dies normal war. Nur den Spaß an der Sache, den verstand er nicht. Das Mädchen tauchte rasch wieder auf, ein breites Grinsen im Gesicht, als sie zu ihren Freunden, die johlend am Rand standen, ging. „Eure Definition von Spaß ist mir ein Rätsel, Frau“, gab er trocken zu, was sie zum Schmunzeln brachte. „Das denkst du nur, weil du es noch nicht ausprobiert hast!“, behauptete sie. „Weißt du, du musst es fühlen. Wenn man erstmal dort oben steht, ist man zuerst nervös und manche bekommen sogar richtig Angst! Aber wenn man sich einmal getraut hat und man das Adrenalin spürt, macht es wirklich Spaß!“ „…ich habe keine Angst.“ Immer noch lag dieses Lächeln auf ihren Lippen, doch es passte nicht zu ihr, sich über ihn lustig zu machen. Schließlich beteuerte sie jedes Mal, dass dies nicht der Fall war. Sie strich sich eine ihrer langen Haarsträhnen hinters Ohr, neigte leicht den Kopf. „Dann können wir es ja zusammen ausprobieren! Es gibt solche Doppelreifen, die kann man zu zweit nutzen!“, schlug sie vor und ihre grauen Augen funkelten. Doppelreifen? Die Frau benutzte ständig so eigenartige Begriffe, die ihm nichts sagten, aber nun gut. Diese mit Wasser gefüllten Becken waren nicht sehr tief, was bedeutete, dass er zumindest nicht ertrinken konnte, falls er wieder in so einen unseligen Unfall geriet. Da der Abschaum anwesend war, musste man mit allem rechnen. „Von mir aus.“ Sie gab einen freudigen Laut von sich, reckte die Faust in die Luft, woraufhin er sie nur zweifelnd ansah. Dann stockte sie jedoch, schlug sich die Hand vor den Mund. „Oh nein! Die anderen! Komm schnell, Ulquiorra! Der Park ist riesig! Nicht, dass wir sie verlieren!“ Und mit diesen Worten eilte sie ihren Freunden hinterher, woraufhin er ihr in gemäßigtem Tempo folgte. Natürlich wartete sie auf ihn, um ihn nicht auch noch zu verlieren. „Wow! Dieser Park ist riesig! Was machen wir zuerst?“ Die großen, violetten Augen der Shinigami huschten von Kurosaki zum Rotschopf und wieder zurück. Wie auch die anderen Gäste des Parks trug sie nur noch ihre knappe Schwimmkleidung, demnach galten hier wohl dieselben Regeln wie am Strand. Ulquiorra fiel ein, dass er die Frau darauf hatte aufmerksam machen wollen, welchen Effekt sie in ihrem Aufzug auf die männliche Bevölkerung hatte. Vielleicht teilte er ihr dies später mit. Sie hatten sich einen Platz etwas abseits mit genügend Liegen und Schatten spendenden Bäumen gesucht, um ihre Taschen und Handtücher zu platzieren. Die Wertgegenstände hatte der Quincy in einem Schrank, der sich ein paar Meter weiter befand, weggeschlossen, um Diebstahl vorzubeugen. „Was fragst du mich?“, murrte Kurosaki, der auf seiner Liege saß. „Ishida hat doch bestimmt auch dafür einen Plan…“ Der Quincy wollte reflexartig seine Brille zurechtrücken, ehe ihm einfiel, dass er diese gerade gar nicht trug. Er räusperte sich vernehmlich, warf Kurosaki einen flüchtigen Seitenblick zu, bevor er in die Runde blickte. „In der Tat!“, bestätigte er die Annahme. „Es ist naheliegend, dass sich an den beliebtesten Attraktionen bald die meisten Menschen anstellen werden! Um dem zu entgehen, schlage ich vor, dass wir uns daher zuerst dem Power Tower widmen!“ Kurosaki zuckte daraufhin mit den Schultern, um zeigen, dass er keine Einwände hatte. „Das ist die schnellste und steilste Rutsche, oder?“, fragte der kleine Mensch vorsichtig. „Stand zumindest in der Broschüre“, meinte die Kurzhaarige und grinste gleich darauf. „Die wird uns einen ordentlichen Adrenalinschub verpassen!“ „Dann lasst uns nicht weiter hier rumstehen!“, mischte sich der rothaarige Shinigami ein. „Ich will dieses Power-Ding ausprobieren!“ „Ganz genau!“, krakeelte der Abschaum sofort los. „Und wer Schiss hat, der soll gefälligst gar nicht erst mitkommen und alle aufhalten!“ Dass er dabei überheblich grinsend in die Richtung des Quincys schaute, entging diesem nicht, so finster wie dieser zurückblickte. „Weißt du, Asano“, begann er herablassend. „Du hast jedes Mal eine große Klappe und am Ende steckt nichts dahinter, was die Angelegenheit immer wieder peinlich werden lässt.“ „Was?! Das stimmt überhaupt nicht! Wie kannst du es wagen, du…du…du Blindfisch!“ „Wie bitte?!“ „Schluss jetzt mit dem Theater!“, mischte sich Kurosaki ein und erhob sich. „Lasst uns einfach losgehen.“ Der Rest der Truppe schien das ähnlich zu sehen, so dass die beiden Streitenden es bei bösen Blicken beließen. Ulquiorra fing das schiefe Lächeln der Frau auf, anscheinend war ihr die Situation unangenehm und sie war froh, dass der Aushilfsshinigami diese beendet hatte. Nun, ihm war dies vollkommen egal, solange sie ihn nicht behelligten. Power Tower also…er bezweifelte ja, dass er an so etwas Banalem wie einer Rutsche Spaß haben könnte. Der Quincy behielt jedenfalls Recht mit seiner Annahme, dass sich diese Rutsche allgemeiner Beliebtheit erfreute, denn es hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Folglich mussten sie warten, was bei der bislang milden Temperatur zu ertragen war. Ulquiorra hatte den Hut zurückgelassen, da ihn das Stück Stoff bei dieser Aktivität vermutlich behindern würde. Während sie anstanden, beobachtete er still die Menschen um sich herum. Eine feste Altersklasse schien es zwar nicht zu geben, doch im Gegensatz zum Strand sah er keine alten Menschen. Ulquiorra fragte sich unweigerlich, wie hoch dieser Turm war, wenn sie immer noch nicht am Ende der Treppe angekommen waren. Er hatte die Frau nicht belogen, denn er hatte keine Angst – schon gar nicht, was Höhe anging. Schließlich basierte er auf einer Fledermaus, die Luft war praktisch sein Element und Sturzflüge konnte man damit vermutlich gut vergleichen. Die Frau dagegen trat unruhig neben ihm auf der Stelle, kaute auf ihrer Lippe. War sie nervös? Als sie seinen Blick bemerkte, zwang sie sich zu einem halbherzigen Lächeln. „Ganz schön hoch, nicht wahr?“ „Gemäß der Aussage, dass dies die schnellste und steilste Rutsche ist, war das abzusehen, Frau.“ Sie setzte einen gequälten Gesichtsausdruck auf, ehe sie ein tiefes Seufzen von sich gab. „Ja, aber es zu wissen…und zu erleben, ist etwas ganz anderes!“, maulte sie leise. „Sich erstmal zu trauen, ist gar nicht so leicht!“ „Es ist irrational, seine Entscheidungen zu bedauern, wenn man sie getroffen hat.“ „Hör nicht auf ihn, Orihime!“, meinte ihre Freundin, die direkt vor ihnen stand. „Es ist total okay, ein bisschen Angst zu haben! Du schaffst das schon!“ „Danke, Tatsuki-chan!“ Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf die Lippen der Frau, woraufhin ihr ihre Freundin schmunzelnd den Daumen entgegen streckte. Ulquiorra äußerte sich nicht weiter dazu, wandte den Blick stattdessen ab und ließ ihn in die Ferne schweifen. Anscheinend waren seine Worte der Ansicht der Menschen nach falsch gewesen, doch weder rührte ihn das sonderlich noch wollte er das ausdiskutieren. Warum sprach sie ihn überhaupt an, wenn sie doch wusste, dass er nicht viel von solchem Gewäsch hielt. Schon in Hueco Mundo hatte er ihr das gesagt. „Du bist ja so blass, Ishida~“, stichelte der Abschaum, der ebenfalls vor ihnen stand. „Kriegst du kalte Füße?“ Der Blick des Quincys war pures Eis, spießte den anderen praktisch auf. „Zu deiner Information, Asano – meine Haut hat von Natur aus eine vornehme Blässe. Außerdem ist es mit meiner geringen Sehkraft anstrengend, alles ohne Brille wahrzunehmen! Du kannst deine unverschämten Anmaßungen also für dich behalten!“ „Uh~ ist da jemand empfindlich? Ich sag ja, kalte Füße!“, frotzelte der Abschaum weiter, aber bevor der Quincy reagieren konnte, wandte sich Kurosaki an diesen. „Warum trägst du eigentlich keine Kontaktlinsen?“, wollte er wissen. „Bist doch sonst so toll vorbereitet?“ In der ersten Sekunde blinzelte der Angesprochene nur, hatte wohl nicht mit der Frage gerechnet. Nun, immerhin hatten sie bis zu diesem Punkt ungewohnt wenig miteinander kommuniziert, vielleicht lag es daran? „Das…geht eben nicht“, antwortete der Quincy schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust, den Kopf zur Seite gedreht. „Meine Augen sind sehr empfindlich und stoßen daher die Linsen ab.“ „Pussy!“, flötete der Abschaum und fing sich eine Kopfnuss von der kurzhaarigen Frau ein. „Au!“ „Benimm dich!“, fauchte sie ihn an, woraufhin er nur noch leise jammerte. „Warum ist nie jemand auf meiner Seite?!“ „Darüber solltest du dir mal Gedanken machen...“ Ein raues Räuspern hinter ihnen ließ sie allesamt innehalten und zu dem großen Mexikaner sehen, der mit dem Finger nach vorn deutete. „Wir sind gleich dran“, bemerkte er und tatsächlich waren nur noch drei Leute vor ihnen. Für ein paar Sekunden war es still in der Gruppe und alle sahen mehr oder minder angespannt zu, wie sich eine junge Frau in die vorgesehene Kuhle legte. Anscheinend gab es auch bei solchen Aktivitäten Fachkräfte, die alles kontrollierten, denn der Mann an der Rutsche kniete neben ihr und sprach mit ihr. Eine grüne Lampe blinkte über der Frau auf und sie nickte bestätigend, wurde dann mit einem kräftigen Schubs hinab gestoßen. Ihr schriller Schrei ließ den ein oder anderen tatsächlich erbleichen, wobei dies auch daran liegen konnte, dass die Rutsche so steil war, dass sie wie ein Abhang wirkte. „Eh…ahaha…Freiwillige vor!“, kam es nervös von dem Abschaum und er trat einen Schritt zurück. „Meiner Meinung nach sollten zuerst die Angsthasen rutschen!“ Und er machte noch einen Schritt zurück, wollte sich hinter ihn und die Frau schieben, was jedoch von Kurosaki verhindert wurde. Dieser packte seinen Freund am Oberarm und schleifte diesen zurück nach vorn. „Neeeein, Ichigooo! Lass mich loooos!! Ich…ich…bin noch nicht bereeeeit!!“ „Ehrlich, Keigo…du bist so ein Großmaul“, erwiderte der andere mitleidlos und schubste ihn Richtung Rutsche. „Mach keinen Aufstand!“ „Aber…aber…uhhh….“, winselte der Idiot, legte sich aber sehr langsam in die Kuhle. „Vielleicht solltest du noch einmal überdenken, wer hier die Pussy ist, Asano“, bemerkte der Quincy mit süffisantem Unterton. „Ishida, du Fiesling!!“ „Es ist bestimmt gar nicht so schlimm, Asano-kun!“, rief die Frau neben ihm voller Enthusiasmus. „Du packst das!“ „Inoue-san…“, kam es jaulend zurück, während er sich an den Seiten festkrallte. Der Mann an der Rutsche runzelte die Stirn, sah zu ihm runter. „Weißt du, du musst schon loslassen…“ „Aber…aber…“ „Jetzt hör auf, dich so anzustellen!“ Kurosaki reichte diese peinliche Farce offensichtlich, denn er trat plötzlich vor und verpasste seinem Freund ohne Vorwarnung einen so festen Schubs, dass dieser losließ und kreischend hinabrutschte. „…eh…ja…weißt du, das kann gefährlich sein…“, bemerkte der Angestellte und kratzte sich am Nacken. „Aber nun gut, da er jetzt unten ist…der Nächste bitte!“ „Ich will! Ich bin die Nächste!“ Die Shinigami schob sich an Kurosaki vorbei, wobei sie ihm den Ellenbogen in die Seite rammte, was diesen fluchen ließ. „Verdammt, Rukia!!“ „Kukuku~ das wird lustig!“, überging diese ihn und legte sich mit glänzenden Augen hin. „Ab…geeeeeeeht’s!!“ Ulquiorra riss sich nicht darum, er hatte aber auch kein Problem damit, diese Hürde zu nehmen. Den meisten von ihnen schien es ähnlich zu gehen, jedenfalls machte keiner einen solchen Aufruhr wie der Abschaum – wobei ihm nicht entging, dass die Frau immer noch etwas nervös wirkte. „Kuchiki-san ist wirklich mutig“, nuschelte sie und kaute schon wieder auf ihrer Lippe. Ulquiorra hatte sich nie viel mit Kuchiki Rukia beschäftigt (sah man von dem Kampf mit Aaroniero Arruruerie ab, bei dem sie fast gestorben wäre) und konnte das dementsprechend nicht beurteilen. Dachte die Frau, sie wäre ihr nicht ebenbürtig? Aufgrund dessen, dass sie sich scheute, da herunter zu rutschen? „Das ist schwachsinnig, Frau.“ Verdutzt sah sie ihn an, blinzelte ein paar Mal, während Kurosaki gerade hinunter rutschte, gefolgt von der Kurzhaarigen. „Eh?“ „Deinen oftmals irrationalen, lebensmüden Handlungen zufolge, die dazu dienen, andere zu beschützen, verfügst du ebenfalls über Mut. Ich denke nicht, dass diese Situation im Vergleich dazu eine große Rolle spielt.“ Abrupt wurde es sehr still um ihn herum und anhand dieser Reaktionen nahm er an, dass er einmal mehr etwas gesagt hatte, das Menschen als ungemessen empfanden. Nicht, dass es ihn kümmern würde. Er hatte bloß keine Lust auf erneute Diskussionen über sein Verhalten. Die Frau starrte ihn mit geweiteten Augen und roten Wangen an…war sie so geschockt von seinen Worten? „D-Danke, Ulquiorra…uhm…“ Nun war es an ihm, sie verwirrt anzuschauen. Danke? Wofür? Dafür, dass er eine blanke Tatsache wiedergegeben hatte? Jedenfalls sorgte seine Reaktion dafür, dass sie ihm ein warmes Lächeln schenkte. Bevor er sich dazu äußern konnte, um das richtig zu stellen, war sie schon mit entschlossener Miene nach vorn gegangen, um hinunter zu rutschen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass ihn die übrigen Menschen, der rothaarige Shinigami sowie der Quincy immer noch anstarrten. „Das war nett“, sprach ihn der Mexikaner mit einem freundlichen Lächeln an. „Für die Verhältnisse eines Arrancars…“, fügte der Rotschopf grimmig hinzu. Der Quincy nickte zustimmend, wobei er ihn mit einem skeptischen Blick bedachte. „Anscheinend bist du entgegen der allgemeinen Erwartungen doch dazu in der Lage, dich sozial zu verhalten – auch wenn du an deinen Formulierungen feilen solltest, aber nun gut. Fürs Erste war das wirklich…annehmbar.“ Ulquiorra blickte regungslos zurück, hatte keine Ahnung, was sie eigentlich von ihm wollten. Der Reaktion der Frau nach zu urteilen, hatten sich seine Worte wohl positiv ausgewirkt, obwohl er sich wie sonst auch verhalten hatte. Musste er sich dennoch etwas vorwerfen lassen? Lächerlich. „Ich habe lediglich Tatsachen aufgezählt“, erwiderte er kühl. „Wie die Frau diese auslegt, ist ihre Angelegenheit.“ Der kleinste Mensch lächelte ihn daraufhin mit einem ähnlichen Ausdruck an wie der Hüne und auch dies konnte Ulquiorra nicht nachvollziehen. „Belassen wir es einfach dabei, dass das unerwartet nett war“, schlug er zwinkernd vor und huschte an ihnen vorbei, um als nächster zu rutschen. Der Quincy gab ein langgezogenes Seufzen von sich, schüttelte infolgedessen den Kopf. „Unbelehrbar“, murmelte er, als handelte es sich bei ihm um einen hoffnungslosen Fall. Gut, das konnte er ignorieren, schließlich war ihm dessen Meinung vollkommen gleich, ebenso wie der stechende Blick des rothaarigen Shinigami. Was er nicht so leicht außer Acht lassen konnte, war die Pranke, die sich ohne Vorwarnung auf seine Schulter legte. Sein erster Impuls war es, sich zu verteidigen, doch es handelte sich nur um den Riesen. „Weiter so“, brummte er und nickte ihm aufmunternd zu. Ulquiorra verengte die grünen Augen zu schmalen Schlitzen, aber zum Glück für den Mexikaner nahm dieser die Hand rasch wieder von seiner Schulter. Das war fast noch unangenehmer gewesen als die unsinnigen Belehrungen der anderen. Ulquiorra hatte dies kaum nötig…oder nahmen sie an, er wollte sich mittlerweile in ihrer Gruppe einfinden? Sich den Menschen anpassen und sich mit ihnen anfreunden? Als läge dies in seinem Interesse. Unnützes Gewäsch. Still beobachtete er, wie sie einer nach dem anderen hinunter rutschten, bis er zuletzt selbst dran war. Im Gegensatz zum Rest der Truppe verspürte er weder Angst noch Aufregung. Eigentlich war da nur Gleichgültigkeit…oder nicht? Während er sich in die Kuhle legte, musste er an die Worte der Frau denken…und an ihr Lächeln. Wieso hatten Worte solch eine bedeutende Wirkung auf Menschen? Und wieso beschäftigte er sich überhaupt damit, wo all das keinen Wert für ihn hatte? Ulquiorra atmete durch, spürte da auch schon den erwarteten Schubs an seinen Schultern und raste durch die Wasserrutsche. Tatsächlich konnte man es mit einem seiner rasanten Flug vergleichen, demnach war es für ihn nicht so schrecklich wie für die Menschen. Eigentlich war dieses leichte Kribbeln in seinem Magen sogar angenehm und auch die Geschwindigkeit missfiel ihm nicht. Was ihn mehr störte, war das Wasser, das in Mund und Nase eindrang, ihm in die Augen spritzte, so dass er kaum etwas zu sehen vermochte. In der nächsten Sekunde tauchte er komplett unter Wasser, aber da er darauf vorbereitet gewesen war, fühlte es sich nicht so schlimm an wie seine Nahtoderfahrung im Meer – zumal er Boden unter den Füßen hatte und somit direkt wieder auftauchen konnte. Das Erste, was er sah, war die Frau, die ebenso nass wie er selbst am Beckenrand stand und seinen Namen rief, dabei auffällig winkte. Sie strahlte ihn geradezu an, während er langsam aus dem Becken stieg – auch hier gab es Treppen, was es einfacher machte. Ihre Freunde standen ebenfalls dort, schienen sich über diesen Power Tower auszutauschen. „Ich will auf jeden Fall noch mal da runter rutschen!“ „Da bin ich dabei!“, stimmte die Kurzhaarige der Shinigami zu. „Ich hab so viel Wasser geschluckt…“, jammerte der Abschaum dazwischen. „Ich dachte, ich sterbe…“ „Du bist ein richtiges Weichei, Keigo…“ „Ich stimme Kurosaki ausnahmsweise zu. Das war erbärmlich, Asano.“ Ulquiorra wandte seine Aufmerksamkeit ab diesem Punkt wieder der Frau zu, strich sich ein paar nasse Haarsträhnen aus der Stirn. Der Stoff des T-Shirts klebte an seiner Haut, ebenso wie die Badehose. „Und? Wie war es?“, wollte sie aufgeregt wissen. „…annehmbar.“ Dies brachte die Frau zum Schmunzeln. „Das ist doch ein guter Anfang!“, entschied sie und stemmte die Hände in die Hüften. „Du wirst sehen, die nächste Rutsche wird dir doppelt so viel Spaß machen!“ Ulquiorra fragte gar nicht erst, wie sie zu dieser Annahme kam; offenbar gewöhnte er sich allmählich an den Enthusiasmus der Frau… Kapitel 10: Rettungsanker ------------------------- Wenn Orihime die Reise bis hierhin noch einmal Revue passieren ließ, kam sie zu dem Schluss, dass dieser Tag bislang der beste war. Zumindest gab es bisher weder irgendwelche Unfälle noch erwähnenswerte Streitigkeiten – die gegenseitigen Neckereien ihrer Freunde zählte sie nicht dazu. Auch wenn sie sich schon etwas wunderte, dass sich Ichigo und Ishida bezüglich dessen so zurückhielten. Immerhin schien es Bestandteil ihrer Freundschaft zu sein, dass sie sich gegenseitig aufzogen. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass sie den Aquapark so aufregend fanden, dass sie alles andere vergaßen. Was sie besonders freute, war die Tatsache, dass sich Ulquiorra komplett auf diese neue Erfahrung einließ. Zwar hinterfragte er vieles, wofür sie vollstes Verständnis hatte, jedoch zog er – anders als sonst – nichts davon direkt ins Negative. Er war sogar richtig nett gewesen, als sie sich gescheut hatte, diese besonders steile Rutsche zu bewältigen. Ob sie so schnell Mut geschöpft hätte, wenn er ihr nicht gut zugesprochen hätte? Vermutlich nicht, von daher war sie ihm wirklich dankbar, denn er hatte ihr eine schreckliche Blamage erspart. Nicht auszudenken, wenn sie tatsächlich gekniffen und dieses aufregende Erlebnis verpasst hätte! Während sich Tatsuki mit Ichigo, Rukia und Renji ein zweites Mal für den Power Tower angestellt hatte, hatte sie sich mit den anderen auf die Liegen, die man überall im Park fand, zum Trocknen gesetzt. Es tat unheimlich gut, die Sonne zu spüren und für ein paar Minuten die Augen zu schließen, auch wenn sie immer mal wieder zu Ulquiorra rüber linste. Dieser saß zwar unter einem Schirm und befand sich somit außer Gefahr, aber sie wollte kein Risiko eingehen! Nicht, dass es ihm noch mal so schlecht ging, weil ihm die Sonne nicht bekam! Allerdings schien ihre Sorge unbegründet, denn der Arrancar wirkte nicht so, als fühlte er sich unwohl. Dieser schien in Gedanken versunken, beobachtete die Leute um ihn herum, was Orihime nicht wunderte; auch wenn sich Ulquiorra oft abfällig über das Verhalten der Menschen äußerte, schien es ihn dennoch zu interessieren. „Das war echt Wahnsinn!“, hörte sie Rukia rufen, als diese eine Weile später mit den anderen zurückkam. „So, was machen wir als nächstes?! Die Rutsche mit den Reifen?! Ich will unbedingt so einen Doppelreifen ausprobieren!“ „Jaaah! Ich will auch in einen Doppelreifen! Kuchiki-saaan!“, krakeelte Keigo daraufhin und sprang mit ausgestreckten Armen auf. Die zierliche Shinigami lächelte ihn daraufhin strahlend an, ehe sie in die Runde schaute und die Arme in die Hüften stemmte. „Ich schlage vor, dass Ichigo mit Ishida rutscht, Asano-san mit Kojima-san, Inoue mit Ulquiorra, Renji mit Sado und ich rutsche mit Arisawa-san! So ist alles optimal ausbalanciert!“ Sehr zufrieden mit sich nickte sie fachmännisch, wovon jedoch nicht alle Mitglieder ihrer Truppe unbedingt angetan zu sein schienen, was Orihime sich jedoch nicht erklären konnte. Für sie war das vollkommen in Ordnung, sodass sie Ulquiorra freudig anlächelte, um ihm das zu zeigen. Der Arrancar hob lediglich eine Braue, äußerte sich aber nicht zu dem Thema, wohingegen Keigo leise jammerte. „Wo ist das denn optimal ausbalanciert?!“, blaffte Ichigo die Shinigami an, die sich davon unbeeindruckt zeigte. „Hast du ein Problem mit Ishida?“, fragte sie freundlich, woraufhin ihr ein wütender Blick zuteil wurde. „Darum geht’s gar nicht!“, knurrte er. „Deine Logik ist einfach-“ „Jetzt stell dich nicht so an, meine Güte!“, mischte sich Tatsuki genervt ein. „Die Aufteilung ist doch total okay und ich hab echt keine Lust auf längere Diskussionen!“ Rukia nickte ihr daraufhin wohlwollend zu und warf einen Seitenblick zu Ishida, der sich seltsamerweise noch gar nicht dazu geäußert hatte. Stattdessen schaute er Ichigo nachdenklich an, ohne dass man seinen Ausdruck richtig deuten konnte. Orihime fragte sich unweigerlich, ob er dachte, dass Ichigo nicht mit ihm rutschen wollte, und ihn das traurig stimmte. „Ishida beschwert sich jedenfalls nicht!“ Anscheinend riss die Shinigami den Quincy damit aus seinen Gedanken, denn dieser blinzelte irritiert, sah von einem zum anderen, ehe er die Nase rümpfte und demonstrativ in eine andere Richtung sah, während seine Hand zu seiner nicht vorhandenen Brille zuckte. „Ich hätte mir Kurosaki zwar ebenfalls nicht ausgesucht, aber wie Arisawa-san bereits andeutete, sorgen überflüssige Diskussionen nur dafür, dass wir wertvolle Zeit verlieren!“ „Aber ich wollte mit Kuchiki-san oder Inoue-san rutschen…“, moserte Keigo leise. Orihime lächelte nachsichtig, während der Rest nur die Augen verdrehte, aber nicht weiter darauf einging. Stattdessen machten sie sich gemeinsam auf den Weg zu den Rutschen, bei denen man sich einen Doppelreifen nehmen konnte. Da die Einzelreifen fast alle vergriffen waren, war es gut, dass sie sich im Vorfeld auf eine Aufteilung geeinigt hatten. Ihr entging nicht, wie Ulquiorra die Reifen mit einem skeptischen Blick bedachte, es den anderen jedoch nachmachte, indem er sich einen von ihnen herauszog. „Warte, Ulquiorra, ich helfe dir!“, rief sie und packte den hinteren Teil des Reifens. „So geht es einfacher! Ich bin schon ganz aufgeregt, das wird sicher toll!“ Ulquiorras Ausdruck gab nicht unbedingt Euphorie preis, doch sie nahm es ihm nicht übel. Schließlich sollte er ja seine eigenen Erfahrungen machen und dann selbst beurteilen, ob es ihm gefallen hatte. „…wenn du meinst, Frau“, hörte sie ihn sagen, während sie den anderen die Treppe hoch folgten. Vor ihnen stand Ichigo mit Ishida, wobei Ersterer den Reifen allein geschultert hatte und grimmig vor sich hinblickte. Der Quincy hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sie hörte ihn irgendetwas murmeln, woraufhin der andere schnaubte. Sie hätte gern den Grund dafür gewusst, wegen dem die beiden in letzter Zeit häufiger als sonst stritten…vielleicht konnte sie helfen, das Problem aus der Welt zu schaffen? Dann kam ihr allerdings der Gedanke, dass sie das ja überhaupt nichts anging. Sicher würden die beiden das auch allein schaffen, schließlich waren sie sehr gute Freunde! Ihr Blick wanderte zu Ulquiorra, der näher bei ihnen stand und vermutlich mehr mitbekam als sie, sich dies aber nicht anmerken ließ. Jedenfalls schaute er genauso stoisch wie sonst auch vor sich hin. Sie würde ihn zwar später fragen können, aber das kam ihr falsch vor, sodass sie sich stattdessen lieber auf den Arrancar konzentrierte. „Die Rutsche ist wenigstens nicht so steil wie die Erste“, plapperte sie daher drauf los, woraufhin Ulquiorra den Kopf zu ihr drehte. „Aber sie ist bestimmt auch richtig schnell! Jedenfalls stand das unten an dem Schild…aber keine Sorge, es gibt überall eine Einweisung zur Sicherheit! Wobei…eh, du machst dir bestimmt nicht mal Sorgen, oder? Ich meine, du hast mir ja Mut gemacht und nicht andersrum und wenn du dich verwandelst, hast du sogar Flügel und dagegen ist so eine Rutsche sicher ein Kinderspiel!“ Ulquiorra schwieg ein paar Sekunden, wobei sie seinen Ausdruck nicht ganz deuten konnte. Vielleicht dachte er an einen seiner Flüge zurück? Damals in Hueco Mundo… Unweigerlich fragte sie sich, wie Ulquiorra wohl vor allem gelebt hatte. Bevor er sich Aizen angeschlossen hatte…oder gab es dieses davor gar nicht? So loyal, wie er ihm gewesen war, konnte sie sich das ebenso gut vorstellen, auch wenn sie der Gedanke…traurig stimmte. Ulquiorra hatte nie etwas darüber erzählt und sie hatte nicht gefragt. Ob sie das tun sollte? Vielleicht nicht an diesem Tag, aber irgendwann…am besten, wenn sie so, wie am Morgen, zu zweit zusammensaßen. Wenn Ulquiorra ihr etwas aus seiner Vergangenheit erzählen wollte, würde er dies sicher nicht vor den anderen tun wollen; dafür ging ihre Freundschaft noch nicht tief genug, auch wenn das ganz sicher ihr Ziel war! Sie wollte, dass sich Ulquiorra mit den anderen anfreundete…es war so viel leichter, wenn man sich nicht nur auf sich selbst verlassen musste. Unweigerlich kam ihr der Gedanke, ob Ulquiorra sie als Freundin sah? Sie beide verband die Tatsache, dass sie ihn wiederbelebt hatte, ja, aber bislang hatte er deutlich gemacht, dass er ihr keinesfalls dankbar dafür war. Andererseits war er mittlerweile viel netter zu ihr als sonst…vielleicht wurden sie ja doch noch richtige Freunde. Sie musste daran denken, wie entspannt er gewesen war, als sie ihm den Rücken eingecremt hatte. Normalerweise lehnte Ulquiorra jede Hilfe ab, ließ niemanden an sich heran…doch ihr erschien es, als öffnete er sich ihr Schritt für Schritt. War das nicht der Beginn einer Freundschaft? Wenn man sich vertraute? Wie weich sich seine Haut angefühlt hatte...warm vom Sonnenbrand… Sie blinzelte, ehe sie mit einem Mal knallrot wurde und den Reifen abrupt losließ, um sich die Handflächen auf die glühenden Wangen zu drücken. Warum dachte sie denn so verträumt daran zurück? „Frau“, hörte sie ihn trocken sagen und blickte ihn perplex an. „Wenn du mich schon etwas fragst, dann hör mir auch zu.“ „Eh…ich…ent-entschuldige, Ulquiorra!“, stammelte sie, woraufhin er schnaubte. „Im Übrigen solltest du mehr von dieser Sonnencreme benutzen“, fuhr er stoisch fort. „Deine Haut ist ungewöhnlich rot. Wenn du schon Ratschläge bezüglich der Gesundheit erteilst, halte dich auch selbst daran.“ „J-Ja…du hast Recht…“ Sie lächelte verlegen, wobei sie den Kopf zur Seite drehte, um sich schneller beruhigen zu können. Wie peinlich…gut, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte. „Und nein“, kam er noch mal auf die Frage zurück. „Ich mache mir keine Sorgen.“ Mehr schien er dazu nicht sagen zu wollen und das war in Ordnung. Als sie einige Minuten später endlich dran waren, fühlte sie immer noch mehr Vorfreude als Nervosität. Mit einem Lächeln beobachtete sie, wie Ichigo hinter Ishida in den Reifen stieg, wobei sie beide irgendwie angespannt wirkten. Vielleicht fühlten sie sich ja so wie sie vor dem Power Tower? Auch wenn es ihr seltsam vorkam, dass Ichigo die Rutsche plötzlich fürchten könnte…ach, sie würde die beiden einfach ordentlich anfeuern! Also riss sie den freien Arm hoch und reckte die Faust in die Luft… „Kurosaki-kun!! Ishida-kun!! Ihr packt das!! Wir sehen uns unten!!“ Ulquiorra zuckte ebenso zusammen wie die beiden Jungen, welche sie wie eine Erscheinung anstarrten – doch dann wurde ihr Reifen schon in die Röhre geschoben. Ob sie sich eingebildet hatte, dass die beiden rot angelaufen waren? Manchmal waren Jungs wirklich komisch… „Jetzt sind wir dran, Ulquiorra!“, wandte sie sich an den Arrancar, der sie finster anblickte. „Oh, eh…entschuldige, wenn ich zu laut war, hehe…ich wollte sie nur ermutigen, verstehst du?“ Eine Antwort bekam sie nicht mehr, da ihnen in dem Moment der Reifen abgenommen und vor der Rutsche platziert wurde. Sie wurden rangewunken, wobei Orihime nach vorn gehen und Ulquiorra hinter ihr sitzen sollte. Während sie warteten, dass die Lampe auf Grün umsprang, sah sie über die Schulter zu dem Arrancar, welcher ihren Blick monoton erwiderte. Ihr wurde erst jetzt bewusst, wie nah er ihr war, seine Beine berührten ihre Seiten…und es sorgte dafür, dass ihre Wangen heiß wurden. Oh nein, hoffentlich bemerkte er es nicht! Sonst hielt er sie für noch seltsamer, als er es ohnehin schon tat! Was war überhaupt ihr Problem? Sie war ihm doch beim Sonnenbrand viel näher – oh Gott, nein, falscher Gedanke! Ulquiorra runzelte die Stirn, woraufhin ihr klar wurde, dass sie ihn immer noch mit rotem Kopf anstarrte. Sicher fragte er sich, was mit ihr los war. „Ich…eh…“ Sie stockte, als ihr Reifen einen kräftigen Schubs bekam und sie in die Rutsche gestoßen wurden, woraufhin ihr ein hoher Schrei entwich. Rasch sah sie wieder nach vorn, spürte, wie ihr das Wasser entgegen spritzte und das Tempo zunahm. Sie rasten auf dem Reifen die Röhre entlang, welche immer wieder absackte, sodass sie das Gefühl hatte, zu fallen. Das Adrenalin schoss durch ihren Körper, verursachte ein Kribbeln, das sie automatisch zum Lachen und Quietschen brachte. Ihre Haare hingen ihr wie ein feuchter Mopp im Gesicht, doch sie traute sich nicht, die Hände zu lösen, kniff schließlich einfach die Augen zusammen – und im nächsten Moment klatschte der Reifen mit so viel Wucht aufs Wasser, dass sie vornüberfiel. Sie tauchte unter, schluckte Wasser – doch bevor sie wieder hochkommen konnte, drückte sie ein zweites Gewicht runter. Sie zappelte mit Armen und Beinen, verlor kurz die Orientierung, ehe das Gewicht wieder verschwand. Etwas packte sie an der Schulter und zog sie an die Oberfläche, wo sie hustete und keuchte, während die orangefarbenen Haare immer noch ihre Sicht einschränkten. Sie taumelte leicht, wischte sich die Strähnen aus den Augen und blinzelte benommen. „Uhm…?“ Sie blickte in Ulquiorras riesige, grüne Augen, die sie recht intensiv musterten. Dann zog er sie beiseite – wohl um zu verhindern, dass sie von dem nächsten Reifen erwischt wurden. Was war überhaupt passiert? Da sie im Auffangbecken standen, hatte der Reifen wohl am Ende zu viel Schwung gehabt? Sie ließ sich mitziehen, wobei es in ihren Ohren rauschte, wohl weil so viel Wasser hineingelangt war. „Alles okay, Orihime?“ „Mann, war das ne Bruchlandung…“ „Aber echt!“, pflichtete Renji Rukia bei und verschränkte die tätowierten Arme. „Warum regt sich keiner von euch darüber auf?! Offensichtlich ist dieser miese Schuft absichtlich auf die unschuldige, süße Inoue gefallen, um sie zu begrab-“ „Halt’s Maul, Keigo!“, brummte Ichigo genervt. „Das kann jedem passieren, klar?“ „Ich muss Kurosaki ausnahmsweise beipflichten. Das wären höchstens deine eigenen niederen Motive, Asano!“ „Wie kannst du es wagen?!“ Orihime blinzelte abermals verwirrt in die Runde, ehe sie zu Ulquiorra sah, dessen Miene keine Regung zeigte. Als er ihren Blick bemerkte, ließ er ihre Schulter los. Da er als Einziger nichts sagte, während die anderen weiter am Beckenrand standen und hitzig diskutierten, räusperte sie sich. „Eh…schon gut, Ulquiorra! Ich weiß, dass es keine Absicht war! Ich bin ja auch schon auf dich gefallen, ehehe…also sind wir jetzt quitt! Oh und danke, dass du mich direkt hochgezogen hast! Ich hab mich echt erschrocken! Überall war Wasser! Urgh…ich hab so viel davon geschluckt…aber du hast schnell reagiert! Also wirklich, keine Sorge – und noch mal Danke!“ Sie schüttelte sich, lächelte ihn dann aber wieder warm an, während in seinem Gesicht kein Muskel zuckte. Er erwiderte ihren Blick, nickte schließlich bloß. „Hey! Ulquiorra! Willst du dich nicht bei ihr entschuldigen?“, mischte sich Ichigo ein, während Ishida immer noch mit Keigo stritt. Mit zusammengezogenen Brauen schaute Ulquiorra den anderen an, ehe er schnaubte. „Die Frau hat bereits alles gesagt. Ich widerspreche nicht, demnach wären weitere Worte überflüssig.“ Ichigos Augenbraue zuckte gereizt nach oben, doch bevor dieser etwas sagen konnte, fuhr Orihime rasch dazwischen. „Dann ist doch alles gut? Es ist ja auch nichts passiert! Wollen wir dann weiter, ja? Wir müssen ja noch den ganzen Rest erkunden!“ „…na schön“, brummte Ichigo, warf Ulquiorra noch einen ernsten Blick zu, beließ es aber dabei. „Ey! Habt ihr Inoue gehört? Weiter geht’s!“ Orihime schmunzelte, sah noch mal zu dem Arrancar, welcher nachdenklich wirkte. Was sie gesagt hatte, meinte sie ernst; Ulquiorra hatte schnell reagiert, sie hoch gezogen und dafür gesorgt, dass niemand in sie rein rutschte. Er hätte sich auch gar nicht um sie kümmern brauchen…dass er dies getan hatte, sah sie als großen Fortschritt an! Sie lächelte ihn breit an, was ihn, auch wenn er nichts sagte, zu verwirren schien. Irgendwann würde er es schon verstehen... Als nächstes entschieden sie sich für eine Fahrt im Reifen durch einen angelegten Fluss, bei dem sie sich mal ein bisschen entspannen konnten. Rasch war entschieden, dass sie die alte Aufteilung nehmen würden, wobei Rukia einmal mehr die treibende Kraft war. Bis auf Keigo und Ishida schienen auch alle einverstanden, wobei Letzterer nicht direkt verneinte, sich aber direkt abwandte. Dies wiederum schien Ichigo zu reizen, da dieser Keigos Rumgejammer letztendlich mit einer Kopfnuss und der Drohung, dass er ihn ertränken würde, wenn er nicht die Klappe hielt, beendete. Orihime fragte sich abermals mit gewisser Besorgnis, was zwischen ihm und Ishida vorgefallen war, dass sie sich so verhielten. Innerlich seufzend, setzte sie sich in den Doppelreifen, sodass ihr Hintern im Wasser lag und ihre Beine seitlich über dem Ring hingen. Ulquiorra besah sich den Reifen zunächst skeptisch, ehe er es ihr gleichtat, woraufhin sie ihm zulächelte. „…ich verstehe den Sinn nicht“, hörte sie ihn sagen. Sie wandte sich ihm zu, während sie sich von der Strömung treiben ließen. „Na ja, wir machen eine Art Pause, weißt du? Einfach entspannen…sich sonnen, die Seele baumeln lassen und die Aussicht genießen! Schau dich mal um, dann weißt du bestimmt, was ich meine!“ Kurz beobachtete sie ihre Freunde, während Ulquiorra seine Antwort zu überdenken schien – jedenfalls war er länger still. Hinter ihnen waren Sado und Renji, wobei es wirklich schwierig für den Riesen zu sein schien, eine bequeme Position im Reifen zu finden. Zum Glück glich Renji das etwas aus. „...die Aussicht“, wiederholte er schließlich trocken und sie lächelte schief. „Na ja, wenn du dir die ganzen Leute wegdenkst, während wir treiben, und du nur auf die hübschen Palmen und Steine achtest…dann kommt es einem doch vor wie in einem Urwald! Hörst du das? Ich glaube, da kommt ein Wasserfall! Es rauscht schon ganz doll!“ Anscheinend konnte er ihre Begeisterung immer noch nicht nachvollziehen, so stoisch, wie er ihren Blick erwiderte. Dann aber sah er an ihr vorbei, beinahe so, als würde er ihren Ratschlag befolgen…sich drauf einlassen. Vielleicht tat er das ja auch. Sie hoffte es, lehnte sich selbst wieder zurück. Als sie den Wasserfall passierten, quietschte sie auf, auch wenn sie noch Glück hatten – Rukia und Tatsuki vor ihnen waren komplett darunter durchgefahren. Ulquiorra und sie bekamen die Hälfte ab, aber das Wasser war so kalt, dass sie erschrak. Gleich darauf musste sie schmunzeln, sah vergnügt zu dem Arrancar, der missmutig das Gesicht verzogen hatte. Er schüttelte den Kopf von links nach rechts, wischte sich die schwarzen Haare aus der Stirn…und er sah so ulkig dabei aus, dass sie nicht anders konnte, als zu kichern. „Was ist nun schon wieder so amüsant, Frau?“, fragte er kühl, was ihr die Laune aber nicht verdarb. „Oh, eh…bitte nimm das nicht persönlich, Ulquiorra, aber…wie du dich geschüttelt hast…und dann dein Blick…ich glaube, wenn der Wasserfall könnte, hätte er die Beine in die Hand genommen und wäre abgehauen! Stell dir das mal vor! Ein Wasserfall, der hastig wegläuft! Vielleicht wäre er auch weggeflogen…das sähe bestimmt auch lustig aus!“ „…“ „Eh…nicht lustig?“ „Nein.“ Sie grinste schief, rieb sich verlegen den Nacken, hielt aber sogleich inne, als es dunkler wurde. Sie fuhren durch eine Höhle, an deren Wände viele kleine Kristalle glitzerten. „Schau mal, Ulquiorra! Ist das nicht hübsch?“, wandte sie sich erneut an ihn, woraufhin er zögerlich nickte. „Hn.“ Mehr konnte sie wohl nicht erwarten, aber immerhin sagte er nicht schon wieder Nein. Sie lächelte, genoss den Anblick, wobei sie hoffte, dass Ulquiorra sich wenigstens ein bisschen davon verzaubern ließ. Auf sie jedenfalls wirkte es, sodass sie den Kopf in den Nacken legte und an die Decke sah, von der kleine Zapfen herunterhingen…wie in einer Tropfsteinhöhle. „Frau. Setz dich auf, bevor du dir den Kopf stößt.“ Sie stutzte, als Ulquiorras Stimme dumpf in der Höhle widerhallte, richtete sich aber auf – gerade rechtzeitig, da sie tatsächlich gefährlich nah an der Wand trieb. Sie strahlte den Arrancar an, dessen grüne Augen in dem spärlichen Licht leuchteten. „Danke, Ulquiorra! Das hätte bestimmt eine fiese Beule gegeben! Gut, dass du auf mich aufpasst!“ Scheinbar brachte sie ihn damit völlig aus dem Konzept, denn seine Augen weiteten sich leicht und sein Mund zuckte, als würde er etwas sagen wollen. „Kukuku…ja, danke, Ulquiorra, dass du so gut auf Inoue-san aufpasst~“, hörte sie Rukia von weiter vorn flöten und wurde rot. Ups, sie hatte vergessen, wie es hier schallte. Gleich darauf hörte sie ein seltsam dumpfes Knallen und das Geräusch, als würde etwas ins Wasser plumpsen. „Hey, Inoue! Wobei passt er auf dich auf?!“, ertönte nun auch noch Ichigos Stimme. „Wer will wem ne Beule verpassen?!“ „Renji! Du verstehst alles falsch!“, keifte Rukia durch die Höhle, was Orihime schief lächeln ließ. „Uhm…alles gut!“ Ulquiorra schnaubte leise, wandte den Kopf zur Seite, der Ausdruck wieder gewohnt emotionslos. Möglicherweise etwas finsterer als sonst…ob er sich bloßgestellt fühlte? Dabei hatte sie sich doch nur bedanken wollen! „Ihr Menschen seid schwach. Eine Kopfverletzung müsste versorgt werden und das würde Zeit verschwenden, was für den Plan, die Zeit möglichst ausnutzen, kontraproduktiv wäre.“ Orihime starrte ihn an, konnte nicht verhindern, dass sie die Aussage ein wenig verletzte. Sagte er das nur so oder meinte er das ernst? Sie zog eine Schnute, verschränkte die Arme. „Du bist so ein Arschloch, Ulquiorra“, schallte Ichigos Stimme zu ihnen herüber, bevor sie etwas sagen konnte. Der Arrancar erwiderte nichts, sah immer noch zur Seite, ohne sie weiter zu beachten. Orihime atmete durch, versuchte, sich nicht reinzusteigern. Vermutlich fühlte er sich tatsächlich in seinem Stolz verletzt und war deswegen so fies. Sie durfte es ihm nicht übelnehmen, jetzt, wo er sich so gut machte…und ganz Unrecht hatte er ja nicht. „Trotzdem danke“, murmelte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Die grünen Iriden wanderten kurz zu ihr – und vielleicht bildete sie es sich ein, aber bei seinem Nicken wirkten sie etwas weniger böse als vorher. Ja, bestimmt meinte er es nicht so. Sie wollte positiv von ihm denken! „…Ichigo.“ „Was gibt’s, Chad?“ „Wo ist eigentlich Ishida?“ „Hä? Der sitzt doch…Ishida? Wo…? Ach du…Scheiße!!“ Und gleich darauf ertönte noch mal ein lautes Plätschern. „Wie kann man so ein Tollpatsch sein…“ Ishida warf seinem Retter einen missmutigen Blick zu, während er sich den Eisbeutel gegen den Kopf drückte. Nachdem der Quincy sich den Kopf hart an der Wand gestoßen hatte, war er anscheinend aus dem Reifen gekippt und ins Wasser gefallen. „Wie kann man nicht merken, dass man nur noch allein im Reifen sitzt?!“, zischte Ishida zurück. „Schon durch das ungleichmäßig verteilte Gewicht hättest du merken müssen, dass etwas nicht in Ordnung ist! Wenn Sado nichts gemerkt hätte, dann hättest du mich wohl-“ „Ishida…wenn du mich jetzt dumm anmachst, anstatt froh zu sein, dass ich dich aus dem Wasser gezogen habe und mich verdammt noch mal um dich gekümmert habe…“ Der Aushilfsshinigami ließ den Satz offen, doch sein Kiefer malte geräuschvoll, machte deutlich, wie wütend ihn die Reaktion machte. Ishida biss sich auf die Unterlippe, während er auf einer der Liegen saß. Man konnte ihm ansehen, dass er nicht zu reagieren wusste, abwog, was er sagen oder lieber nicht sagen sollte. Einer der Angestellten war sofort herbeigeeilt und hatte nachgesehen, ob sich der Quincy ernsthaft verletzt hatte. Nun, es würde eine große Beule geben und er hatte viel Wasser geschluckt, aber sonst war alles noch mal gut gegangen. Als nichts von dem Quincy kam, veränderte sich etwas in Ichigos Blick. Etwas, was zumindest Orihime nicht deuten konnte…und das den anderen vermutlich gar nicht auffiel. Jedenfalls hatten sich einige bereits abgewandt und studierten die Broschüre des Parks, nun da es Ishida gut ging. „Okay“, brummte Ichigo bloß und wollte ebenfalls zu den anderen gehen. „Kurosaki, warte!“ Der Angesprochene hielt inne, erwiderte den Blick des Quincys mürrisch, allerdings sagte er nichts. Er wartete bloß, woraufhin Ishida zögerte, sich aber schließlich doch noch überwand. Seine freie Hand grub sich dabei in den nassen Hut, der neben ihm auf der Liege lag. „…danke“, murmelte er. „Dass du…hinterher gesprungen bist…und mich rausgezogen hast.“ Ichigo sah ihn einen langen Moment einfach nur an, als könnte er nicht fassen, dass sich der andere soeben wirklich bedankt hatte. Dann zuckte sein rechter Mundwinkel leicht und er nickte. „Ist doch klar.“ Er zuckte mit den Schultern, wandte sich wieder den anderen zu. Ishida ließ den Eisbeutel sinken, schaute ihm mit einem Blick nach, den Orihime ebenfalls nicht einordnen konnte. Nach diesem kleinen Schreck teilten sie sich auf, da einige von ihnen etwas essen und andere lieber noch mal rutschen wollten. Ichigo ging mit Renji, Sado, Tatsuki und Rukia noch mal los. Keigo wurde von Ichigo am Kragen gepackt und mitgeschliffen, da sie ja noch einen sechsten Mann brauchten, um ausgeglichen rutschen zu können. Die anderen vier suchten schon mal die sogenannte Oase auf, wo man ruhen und etwas zu essen kaufen konnte. Orihime fiel auf, dass Ishida ungewohnt still war, doch vielleicht schmerzte sein Kopf noch – sie würde ihn im Auge behalten, damit nichts passierte. „Oh, seht mal…das ist ja ein riesiges Aquarium“, kam es verblüfft von Mizuiro, welcher stehen geblieben war. „Wow! Du hast Recht, Kojima-kun!“ Orihime bekam ganz große Augen, während sie sich dem riesigen Aquarium näherte, in dem viele bunte Fische schwammen. Sie hatten verschiedene Farben und Formen, wobei kleine Schilder für die Besucher angebracht waren, um mehr über die Arten zu erfahren. „Ulquiorra, Ishida-kun! Kommt und schaut euch das an! Das ist ja Wahnsinn!“, rief sie und winkte sie aufgeregt mit der Hand heran. „Hm…in der Tat beeindruckend“, murmelte Ishida, der neben sie getreten war. Ulquiorra schien dies entweder nicht halb so faszinierend zu finden oder er verbarg es gut, blieb neben ihnen stehen und beobachtete wortlos die Fische. „Da ist ja sogar ein Rochen! Seht mal! Der ist irgendwie niedlich, oder?“ Ihre Augen glänzten vor Freude, woraufhin Mizuiro schmunzelte. „Ja, irgendwie schon…oh, der orangefarbene mit den Streifen ist schön! Da gab es ja mal so einen Film…“ „Findet Nemo!!“ „Ja, genau.“ Sie redeten noch eine Weile über das bunt gemischte, schön ausgerichtete Aquarium, ehe sie weitergehen wollten. Als sie sich jedoch zu Ulquiorra umdrehte, stellte sie fest, dass dieser nicht mehr neben ihr stand. Irritiert sah sie sich um, konnte ihn zuerst nicht finden…doch dann entdeckte sie sein grünes T-Shirt. Erleichtert lächelte sie, bedeutete Mizuiro und Ishida schon mal vorzugehen und stellte sich neben den Arrancar. Dieser hatte ein weiteres, recht großes Aquarium von ca. 10 Metern Höhe entdeckt und Orihime staunte nicht schlecht, als sie darin einen Hai schwimmen sah. Recht langsam schwamm das graue Tier an ihnen vorbei, zog seine Runden…und sie senkte den Blick kurz auf die Beschreibung. Ammenhai, las sie dort, nebst einigen anderen Informationen, wie zum Beispiel seine Herkunft. Dann beobachtete sie das Tier wieder, konnte sich nicht erinnern, schon einmal einen echten Hai gesehen zu haben. Erstaunlich… „…warum ist er dort drin?“ Orihime wandte sich langsam dem Arrancar zu, als sie dessen Frage vernahm. In der ersten Sekunde wusste sie nicht, was sie antworten sollte. Ulquiorras Blick war fest auf das imposante Tier geheftet, verfolgte unablässig, wie es seine Runden schwamm. „Das…also, damit die Leute…einen Hai sehen können. Viele haben noch nie einen gesehen und er ist…na ja…eine Attraktion, weißt du.“ Ihr fiel selbst auf, wie egoistisch und falsch das klang, sodass sie gleich darauf die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste. Ulquiorra zog die Brauen ein wenig mehr zusammen, ohne sich von dem Hai abzuwenden. „Auf dem Schild steht, dass er ins Meer gehört. Zu seinen Artgenossen – und nicht allein in so ein kleines Becken.“ Orihime schluckte hart bei den Worten, konnte nur zustimmend nicken. Sie hatte Ulquiorra selten etwas so Feinfühliges aussprechen hören…doch es war wie immer die Wahrheit. Dieser Hai gehörte ins Meer, war hier so deplatziert wie… Abermals stockte sie, als ihr auffiel, dass der Hai nicht der Einzige war. Nicht nur das Tier war deplatziert, auch Ulquiorra war in einen Lebensraum gezwungen worden, in den er nicht gehörte. In den sie ihn ungefragt gebracht hatte, weil sie geglaubt hatte, dass es das Beste für ihn sei. Auch er war gefangen in diesem Gigai. Ihr Hals wurde eng, als ihr bewusst wurde, wie wenig sie sich von den Leuten aus dem Park unterschied. Verstohlen wischte sie sich über die Augen; es schmerzte sie. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass ihr solch ein Gedanke kam…tat es gerade jetzt besonders weh. „…es tut mir so leid, Ulquiorra“, murmelte sie ehrlich, woraufhin er sie verwirrt ansah. „Du hast den Hai nicht hierhergebracht. Was tut dir also leid, Frau?“ Sie blickte ihn traurig an, konnte einfach nicht anders. „Dass ich…dass ich einfach entschieden habe, dass du…so und hier lebst und…dass du keine Wahl hattest. Ich…hielt es für das Beste und wollte helfen, aber…vielleicht war auch das…egoistisch…es tut mir leid.“ Sie senkte den Kopf, konnte seinem Blick einfach nicht länger standhalten. Insgeheim wappnete sie sich schon einmal für die schonungslose Wahrheit, doch diese ließ auf sich warten. Als sie nach ein paar Sekunden aufsah, schaute Ulquiorra sie immer noch mit dieser Irritation an. Nur langsam glättete sich seine Miene, sodass er gewohnt gefasst wirkte. „Es ist, wie es ist“, erwiderte er ruhig. „Ich bin am Leben…und auch wenn ihr Menschen mit euren Emotionen anstrengend seid, gibt es Schlimmeres.“ Ungläubig blickte sie ihn an, immer noch mit Tränen in den Augen und diesem schrecklichen Gefühl in der Brust. „Meinst du…das ernst?“, wollte sie leise wissen. „Ich meine alles, was ich sage, ernst, Frau. Das macht deine Frage überflüssig und nervig.“ Orihime fiel ein Stein vom Herzen, als er ihr so ruppig antwortete, und sie wischte sich mit einem Lächeln übers Gesicht. Stimmte ja. Ulquiorra würde niemals aus Rücksicht auf jemanden lügen. Also musste es die Wahrheit sein. Trotzdem ihr der Hai immer noch leid tat…fühlte sie sich wegen dem Arrancar erleichtert. Möglicherweise war er dieser Meinung, weil er sich allmählich an das Leben mit ihnen gewöhnte? Sie wollte dies so sehr glauben… „Gehen wir mit den anderen essen, ja?“ „Von mir aus.“ …und sie würde weiterhin alles tun, damit er sich hier wohl fühlte! Kapitel 11: Erste Schritte -------------------------- Der restliche Tag verging schnell…und am Ende war es nicht so unangenehm gewesen, wie Ulquiorra geglaubt hatte. Zumindest waren die Menschen und Shinigami beschäftigt gewesen, sodass sich der Unsinn in Grenzen gehalten hatte – von dem nervigen Abschaum einmal abgesehen. Das mit dem Spaß konnte er zwar immer noch nicht ganz nachvollziehen, aber es war keine komplette Katastrophe gewesen. Wasser würde wohl niemals sein Element sein. Nachdem sie im Park geduscht hatten (was mal wieder von vulgären Anmerkungen des Abschaums geprägt war), trafen sie sich mit der Frau, ihrer Freundin und der Shinigami an der Bushaltestelle. Als sie sie entdeckte, riss die Frau die Arme hoch und ruderte damit herum, wohl damit sie sie nicht übersahen. „Huhu! Hier sind wir!“, rief sie ihnen zu, obwohl sie sie längst gesehen hatten. Obwohl der Tag lang und anstrengend gewesen war, wirkte sie immer noch voller Energie. Wahrscheinlich lag das einfach an ihrem Charakter, der ihm schon in Hueco Mundo oftmals die Nerven geraubt hatte. Er hatte nie einen positiveren Menschen getroffen. „Jaja, wir haben euch gesehen“, brummte Kurosaki und schulterte seine Tasche. Sein Verhalten gab ihm neben dem des Quincys vor allem nach dem heutigen Tag am meisten zu denken. Das primitive Gehabe des Abschaums wies auf seinen widerlichen Charakter hin, demnach musste man da nicht mehr hineininterpretieren. Kurosaki und der Quincy schienen öfter über stupide Themen zu diskutieren, so viel hatte er mittlerweile durch die nicht sehr subtilen Andeutungen der Shinigami und der Frau verstanden. Irgendwie gehörte das zu der Freundschaft der beiden, so wie die Rivalität zwischen Kurosaki und dem rothaarigen Shinigami. Was neu war, waren scheinbar die Anfeindungen, die dazu führten, dass sich beide nicht mal mehr in die Augen sehen konnten. Auch beim Duschen vor ein paar Minuten war dies der Fall gewesen, wobei Kurosaki immer schnell ablenkte. War der Quincy womöglich eine seiner Schwachstellen? Jeder seiner Freunde war dies, doch einige von ihnen behandelte er…gesondert. Während er die Frau in Watte packte, war er beim Quincy selbst recht dünnhäutig. Dessen Worte schienen nicht an ihm abzuprallen, wie es zum Beispiel Ulquiorras taten. Eine interessante Wendung, die er im Kopf behalten würde, sollte es irgendwann einmal nötig sein. „Oh, ich dachte nur…hier sind ja so viele Menschen und eh…ich wollte nur sichergehen!“, riss ihn die Frau aus den Gedanken und rieb sich verlegen den Nacken. „Nicht, dass wir uns verlieren!“ Ulquiorra warf ihr einen Blick zu. „Frau. Deine Haare sind ohnehin schon auffällig genug. Im Licht der untergehenden Sonne leuchten sie regelrecht, sodass es praktisch unmöglich ist, dich zu übersehen.“ Die darauffolgende Stille ließ Ulquiorra Böses schwanen; was hatte er nun wieder gesagt? Dass der Fokus erneut auf ihm lag, passte ihm nicht; vielleicht sollte er sich für die letzten Tage angewöhnen, sich nicht mehr an Gesprächen zu beteiligen. Die Frau lief jedenfalls so rot an, dass sie mit der leuchtenden Farbe ihrer Haare konkurrieren konnte. Unweigerlich hob er eine Augenbraue; ging es ihr nicht gut oder hatte er sie in eine peinliche Situation gebracht? Nur wie…? „Ich wusste es!!!“, krakeelte der Abschaum dazwischen. „Er ist hinter Inoue-san her und versucht, sie mit schmierigen Komplimenten einzuw- au!“ Kurosaki hatte ihm die Faust auf den Kopf gehauen, woraufhin dieser jammerte. Dennoch sah ihn auch der Aushilfsshinigami skeptisch an. „Keigos dummes Gequatsche mal außen vor…du haust manchmal echt Sachen raus, Ulquiorra…“ „Oh, eh, also…ich finde es nett!“, mischte sich die Frau ein, bevor er sich äußern konnte. „Also, wenn es ein Kompliment war…uhm, also, danke…ehehe…“ Ulquiorra öffnete abermals den Mund, um sich zu rechtfertigen, doch die Shinigami stand plötzlich neben ihm und stieß ihm fest in die Seite. Böse funkelte er diese an, spürte seinen Zeigefinger reflexartig zucken…leider konnte und durfte er keinen Cero auf sie abfeuern. Es missfiel ihm dennoch, wie sie ihn grundlos anrempelte. „Lassen wir das einfach mal so stehen~“, zwitscherte sie und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, legte die Hand an die Stirn, als würde sie salutieren. „Seht mal! Da kommt der Bus! Rein mit uns, damit wir noch einen Sitzplatz bekommen!“ Das reichte, um die allgemeine Aufmerksamkeit von ihm abzulenken und er war sicher nicht traurig darüber. Menschen irritierten ihn nach wie vor, egal, wie viel Zeit er mit ihnen verbrachte. Innerlich seufzte er, ehe er sich daran machte, ihnen zu folgen. „Ulquiorra!! Hier!! Ich hab dir einen Platz freigehalten!!“ Abermals zog die Frau alle Aufmerksamkeit auf ihn, schien dabei kein Schamgefühl zu empfinden. Wenigstens sagte diesmal keiner etwas dazu, sodass er kommentarlos zu ihr ging – eine andere Wahl hatte er auch nicht, denn alle anderen Plätze waren belegt. „Möchtest du lieber am Fenster sitzen?“, fragte ihn die Frau mit einem Lächeln. „Der Platz ist irrelevant“, erwiderte er knapp, während er sich neben sie setzte, die Tasche vor den Sitz stellte. „Oh, na gut. Wenn das in Ordnung ist…ich sitze gern am Fenster, weißt du? Da kann man sich die Umgebung besser ansehen…oh, und wenn man müde ist, kann am Fenster prima dösen!“ Er wollte ihr eigentlich mitteilen, dass er nicht danach gefragt hatte…doch dann ließ er es bleiben. Die Frau würde so oder so weiterplappern, das war einfach ihre Art…also ließ er sie. Tatsächlich wurde sie irgendwann stiller, vielleicht auch, weil sie merkte, dass er nicht antwortete. Effektiv. Ulquiorra ließ den Blick durch den Bus schweifen, wobei ihm auffiel, dass die meisten von ihnen tatsächlich schliefen. Sogar Kurosaki lehnte mit offenem Mund an der Fensterscheibe, während der Quincy, ebenfalls mit geschlossenen Augen, an diesem lehnte. Unvorsichtig, ihre Deckung zu vernachlässigen, vor allem inmitten so vieler fremder Menschen. Er würde das nie nachvollziehen können. Gerade als er sah, wie die Shinigami gegen den viel breiteren Körper des Rothaarigen sackte und dieser mit einem Lächeln den Arm um sie legte, ließ ihn etwas innehalten. Mit zusammengezogenen Brauen schaute er zu der Frau runter, welche wohl eingeschlafen war – an seiner Schulter. Dabei saß sie doch schon am Fenster, was also sollte das? Vielleicht war es besser, sie zu wecken… Ulquiorra beobachtete ihr entspanntes Gesicht einige Sekunden lang still, hörte ihren ruhigen Atem…und wandte dann schnaubend den Kopf ab. Nein. Er würde sie schlafen lassen. Andernfalls würde sie bestimmt direkt wieder los schwatzen…und auch, wenn er nicht so erschöpft wie der Rest war, bevorzugte er eine Fahrt ohne sinnlose Gespräche. Wie weich sich die Haare der Frau anfühlten…sie kitzelten seine Haut, jedoch nicht stark genug, dass es ihn wirklich störte. Orange. Er wusste immer noch nicht, was er vorhin Falsches gesagt hatte; sie waren doch auffällig? Außerdem konnte man das wohl kaum mit den vulgären Kommentaren des Abschaums vergleichen, der ständig auf die Oberweite von Frauen anspielte. Nnoitra hatte dies auch unheimlich gern getan…Frauen auf ihr Geschlecht reduziert. Vor allem von Neliel Tu Oderschwanck war er regelrecht besessen gewesen. Wobei…der Abschaum anscheinend etwas minderbemittelt war, wohingegen Nnoitra eine Boshaftigkeit an den Tag gelegt hatte, die sogar ihm zuwider gewesen war. Wäre er damals der Wächter der Frau gewesen…nun, Aizen hatte gewusst, warum er ihn für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Bei dem Gedanken, was Nnoitra im Sinn gehabt hätte…wurde ihm schlecht. Es erfüllte ihn sowohl mit Ekel als auch mit einer Art Brennen in seinem Inneren. War das Zorn? Falls ja…verstand er nicht, woher dieser kam. Früher hatte er dies nicht gefühlt. Was hatte sich also geändert? Zweifellos verbrachte er zu viel Zeit unter diesen Menschen…und vor allem mit der Frau. Dass er eine gewisse Sympathie ihr gegenüber empfand, konnte er nicht leugnen. So nervig und irrational sie sich auch verhielt...er gewöhnte sich scheinbar daran. Ob ihn das beunruhigen sollte? Er war nicht sicher, würde sich damit irgendwie befassen müssen. Abermals schaute er die Frau an…wie entspannt sie aussah…so, als fühlte sie sich vollkommen sicher. Ihre geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet, die Augen mit den langen Wimpern geschlossen…und abermals fühlte er etwas, das er nicht zuordnen konnte. Eine Art Wärme. Nicht dieses zornige Brennen. Im Gegenteil, es ließ ihn ruhiger werden. Was war das? Warum löste die Frau es in ihm aus und…wie verschwand es? Es war unangenehm. Er schüttelte innerlich den Kopf und wandte den Blick von der Frau ab, konzentrierte sich auf die vorbeiziehende Umgebung. Er hatte ja geahnt, dass diese Reise Auswirkungen haben würde, die ihm nicht gefallen würden. „Mh…sind wir gleich da…?“ Das Nuscheln der Frau, einige Minuten später, ließ ihn erneut zu ihr herunterblicken. Verschlafen blinzelte sie ihn an, realisierte zuerst gar nicht, dass sie an seiner Schulter lehnte – andernfalls hätte sie doch bestimmt wieder überzogen reagiert? „Ja.“ Er hatte sich die Umgebung auf der Hinfahrt eingeprägt, war sicher, dass sie bei der nächsten Haltestelle raus mussten. Die Frau rieb sich die Augen, ehe sie stutzte und rot anlief, wohl erkannt hatte, an wen sie sich geschmiegt hatte. „Oh! Oh entschuldige, Ulquiorra! Ich wollte nicht, aber…es war so bequem und…deine Schulter war irgendwie gar nicht so hart und deswegen-“ „Ich habe verstanden, Frau“, schnitt er ihr monoton das Wort ab, woraufhin sie auch noch lächelte. „Ehehe…okay, dann…danke, dass ich mich anlehnen durfte! Du hättest mich ja auch wecken können…“ Um solch einen Redeschwall zu riskieren? Da war sie ihm schlafend lieber gewesen, doch er sprach es nicht aus. Mittlerweile hatte er dazu gelernt und da sich die anderen soeben regten, musste er keine erneute Diskussion über sein unangemessenes Verhalten in Gang setzen. Daher nickte er nur und das schien der Frau zu reichen. An der nächsten Haltestelle stiegen sie wie erwartet aus und machten sich auf den Weg zurück zu den Zelten. Da die Menschen und Shinigami den Quincy noch wegen seiner Kopfverletzung schonen wollten, übernahmen der Riese und der Winzling das Kochen an diesem Abend. Zwar hatte sich die Frau direkt angeboten, aber deren Kochkünste schienen wirklich unterirdisch zu sein, so schnell, wie alle dagegen geredet hatten – auch wenn sie es nicht direkt gesagt hatten. Da Ulquiorra von so etwas keine Kenntnis besaß, war er ebenfalls direkt raus, was ihm auch ganz recht war. Nachdem sie ihre Sachen zum Trocknen aufgehängt hatten und der Eintopf über der Feuerstelle kochte, setzten sie sich um diese herum. Wenigstens schienen sie alle zu müde für so ein unsinniges Spiel wie am letzten Abend(?) zu sein, sodass der Abend relativ ruhig ausfiel. „Ach so…hätte ich beinahe vergessen!“, meinte der Winzling plötzlich und holte ein Stück Papier hervor. „Seht mal! Morgen Abend gibt es eine Beach-Party!“ Ulquiorra wusste zwar nicht, was das sein sollte, aber der Begeisterung nach zu urteilen war es etwas Positives…das er vermutlich verabscheuen würde. „Echt? Zeig mal her, Mizuiro!“, kam es von Kurosaki und er nahm den Flyer entgegen. „Juhuuu! Eine Party!! Eine Beach-Party!! Der Traum eines jeden Mannes!! Knapp beklei- au!!“ Kurosaki hatte dem Idioten eins mit der Faust verpasst, ohne mit dem Lesen aufzuhören. Er neigte den Kopf, runzelte die Stirn. „Da gibt’s jedenfalls was zu essen.“ „Ist das alles, was dich interessiert?!“, heulte der Abschaum los. „Ichigoooo!“ „Lass den Unsinn jetzt!“, knurrte dieser zurück und reichte den Flyer an die Shinigami weiter, welche aufdringlich die Hand ausgestreckt hatte. „Ui! Das klingt lustig! Da steht, dass es auch gute Musik und was zu trinken gibt! Wir müssen dabei sein!!“ Der rothaarige Shinigami beugte sich interessiert zu ihr herüber. „Gibt’s da auch Alkohol?“, fragte er hoffnungsvoll, woraufhin sich der Quincy räusperte. „Wir sind minderjährig, Abarai-kun!“ „Ihr vielleicht, ich bin alt genug zum Trinken!“ „Jetzt sei kein Spießer, Ishida“, meinte Kurosaki genervt. „Hat ja keiner gesagt, dass wir uns da abschießen wollen…“ „Da ich aus gutem Grunde an dem Verantwortungsbewusstsein einiger Leute hier zweifle, würde ich davon nicht ausgehen. Aber eine Kontrolle unserer Ausweise wird diese Gefahr hoffentlich eingrenzen!“, erwiderte der Quincy und schob seine Brille zurecht. „Ahhh!! Du bist so ein furchtbarer Spielverderber, Ishida!!!“, jaulte der Abschaum sogleich los und raufte sich die Haare. „Ichigooooo, warum musste er mitkommen?! Er ruiniert alles!!“ Kurosaki verdrehte bloß die Augen, schien sich nicht länger dazu äußern zu wollen, woraufhin die kurzhaarige Frau seufzte. „Also ich hätte jedenfalls Lust darauf…was meinst du, Orihime?“ Die Frau, die ihnen mit einem Lächeln auf den Lippen zugehört hatte, strahlte, als sie angesprochen wurde. „Ich war noch nie auf einer Beach-Party!! Das hört sich nach Spaß an!! Und keine Sorge, Ishida-kun! Wir passen ja aufeinander auf, also wird sich schon keiner betrinken und irgendwelchen Unsinn anstellen!“ „…Inoue-san“, kam es resigniert von dem Quincy, welcher ihrer Naivität wohl nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Ulquiorra verstand langsam, was für eine Art Veranstaltung das werden würde – und es missfiel ihm bereits jetzt. Über Alkohol wusste er nur, dass er Kontrollverlust förderte und schlechte Eigenschaften noch verstärkte. Nichts, was er zu sich nehmen würde. Und eine Party bedeutete viele Menschen. Musik bedeutete eine nervtötende, viel zu laute Melodie. Alles Dinge, die ihn eher abstießen, doch wie er bereits befürchtet hatte, wandte sich die Frau da ihm schon zu. Ihre grauen Augen leuchteten, die Hände hatte sie wie zum Gebet gefaltet. „Du kommst auch mit, oder? Ulquiorra? Das wird bestimmt super!!“ Es lag ihm auf der Zunge, einfach abzulehnen. Niemand würde ihn großartig vermissen und er konnte im Zelt bleiben, seine Ruhe haben. Es wäre so viel einfacher. Er öffnete den Mund schon, als ihm ausgerechnet der Hüne zuvorkam. „Wir gehen alle zusammen“, brummte er mit seiner tiefen Stimme und lächelte ihn an. „Nicht wahr?“ Er hätte wissen sollen, dass man ihm keine Wahl lassen würde…zumal ihn etwas daran hinderte, der Frau eine Absage zu erteilen. Das kam in letzter Zeit viel zu häufig vor und obwohl es ihn ärgerte, ergab er sich seinem Schicksal. „Wenn es sein muss.“ „Juhuu!! Das wird toll! Ich freu mich schon so!“, rief die Frau aus und reckte die Faust in die Luft. Auch die anderen sprachen aufgeregt über die Party, bis der Quincy sie daran erinnerte, dass das Essen fertig war. Ulquiorra blieb still, während er seinen Eintopf aß und den anderen mehr oder minder aufmerksam zuhörte. Sein eigenes Verhalten war nicht mehr nachvollziehbar für ihn. „Der Eintopf ist ganz schön scharf, Sado-kun…“, kam es hustend von dem Quincy. „Hm. Wirklich?“ „Ich finde ihn lecker, Sado-kun!! Auch wenn etwas Schokolade fehlt…“ „Uhm…danke.“ „Orihime…“ „Das würde zumindest die Schärfe mildern…“ „Jetzt fang du nicht auch noch an, Ishida.“ Sonst hatte er der Frau nie so einfach nachgegeben, sich überreden lassen…oder auf ihre Gefühle geachtet. Er veränderte sich…und das war ihre Schuld. Färbte das Zusammensein mit dieser Gruppe vielleicht doch stärker ab als gedacht…und wollte er das? Sein Blick schweifte zur Frau, die munter von ihren absurden Rezepten plapperte und dabei glücklich wie eh und je wirkte. So war sie eben…was ihn daran irritierte, war, dass er sich selbst leichter fühlte, wenn er sie beobachtete. Dass er sich erwischte, wie seine Mundwinkel zuckten...sich seine Mimik veränderte. Es war regelrecht unheimlich…und er wusste nicht, was er dagegen tun konnte. Schweigend und in seine Gedanken versunken, wandte er sich ab, bemerkte nicht einmal den wissenden Blick der Shinigami. Es war eine seltsame Stimmung zwischen ihnen, schon seit der Urlaub begonnen hatte. Gut, vielleicht auch schon davor, er war nicht sicher. Leicht war es mit Ishida ja nie, von daher sollte es ihn gar nicht wundern, aber in letzter Zeit… Er warf einen missmutigen Blick zu dem weißen Zelt, auf das ein blaues Kreuz gestickt war, ehe er den Reißverschluss aufzog und hineinkrabbelte. Ishida hatte sich bereits in seinem Schlafsack zusammengerollt, lag mit dem Rücken zu ihm. „…du lässt die Mücken rein, Kurosaki“, hörte er ihn murmeln, was Ichigo die Augen verdrehen ließ. „Die stechen mich doch sowieso eher als dich“, grummelte er, zog aber dann den Reißverschluss zu. Warum auch immer hatten es diese Mistviecher auf ihn abgesehen, das war schon immer so gewesen, während sie Ishida in Ruhe ließen. Vielleicht lag es auch an dessen seltsamer Creme, mit der er sich abends immer einschmierte. „Trotzdem“, kam es stur und ein wenig verschlafen von Ishida. Ichigo sagte nichts weiter dazu, sondern zog sich das Shirt über den Kopf, ehe er sich aus der kurzen Hose pellte, nur seine Shorts anbehielt. Er konnte nicht verstehen, wie Ishida nachts ein Shirt tragen konnte – er selbst würde sich tot schwitzen. Abermals verweilte sein Blick auf Ishidas dunklem Schopf, wobei ihm der Vorfall vom heutigen Tage wieder einfiel. Schlug sich den Kopf ein und fiel einfach aus dem Reifen…Tollpatsch. „…hör auf, mich anzustarren.“ Ichigo schnaubte, auch wenn sich seine Wangen unweigerlich röteten. Dieser Blödmann… „Hättest du wohl gern“, brummte er und ließ sich auf den Schlafsack fallen, verschränkte die Arme hinterm Kopf. Es war viel zu warm, um sich da rein zu legen. Keine Ahnung, wie Ishida das aushielt…wobei, der Kerl war eine Frostbeule. „Bilde dir nichts ein.“ Ichigo drehte den Kopf zu dem zusammengerollten Bündel, ehe er sich auf die Seite legte. Selbst wenn er diesen ansah…war ja wohl nicht verboten. Als ob Ishida ihn nicht auch…er schluckte bei dem Gedanken, spürte seine heißen Wangen wieder. Gut, dass es recht dunkel im Zelt war und Ishida mit dem Rücken zu ihm lag. „…hast du noch Kopfschmerzen?“, wechselte er das Thema. „Kaum.“ So einsilbig kannte er Ishida gar nicht. Normalerweise laberte der Typ einem bei jeder Gelegenheit einen Knopf an die Backe. Vermutlich würde es das Beste sein, wenn er es dabei beließ, einfach ein „gut“ brummte und sich dann schlafen legte. Andererseits…machte ihn das alles langsam fertig. Diese verdammte Ungewissheit, dieses Hin und Her…nicht zu wissen, woran man war. Er hasste Spielchen, mochte es direkt…und er ahnte, dass Ishida sich das auch wünschte, bloß zu stur oder zu stolz war, um es zuzugeben. Sowas…konnte man sich nicht einbilden, oder? Ichigo zögerte abermals, doch dann nahm er sich zusammen, auch wenn ihm das Herz bis zum Hals schlug. Scheiße, er wusste nicht, wie man sowas anfing…wie man den ersten Schritt machte. Schon gar nicht bei einer so komplizierten Person wie Ishida. Er robbte ein wenig näher an diesen heran, sodass er hinter diesem lag, ohne ihn allzu viel zu berühren. Stattdessen griff er mit einer Hand nach Ishidas, welche neben dessen Kopf als einziges aus dem Schlafsack herausschauten. Wie erwartet lagen die schmalen Finger kalt und verkrampft in seiner warmen Hand. „…was…tust du?“, hörte er Ishida nuscheln. Er konnte den Tonfall nicht ganz einordnen, aber dessen Stimme war plötzlich recht dünn. Dass er ihn nicht wegstieß oder seine Hand zurückzog, bedeutete aber wohl, dass es ihm nicht so viel ausmachen konnte. „Deine Eispfoten wärmen“, erwiderte er knapp und hoffte, dass keine weiteren Fragen kamen. Darauf folgte erstaunlicherweise keine Antwort. Ichigo hielt den Atem an, als Ishida wortlos ihre Finger miteinander verschränkte…und sich mit dem Rücken gegen ihn lehnte. Es verursachte eine Gänsehaut bei ihm und er atmete so leise wie möglich aus. Vorsichtig traute er sich, die Stirn gegen Ishidas Schulter zu lehnen. Der Quincy sagte kein Wort mehr und Ichigo war es egal, dass er in dieser Nacht wohl trotz fehlendem Schlafsack schwitzen würde. Das war es wert. Was auch immer das mit ihnen war oder wohin es führen würde. Er konnte nicht mehr ständig so tun, als wäre da nichts…und vielleicht war Ishida seit Neustem noch zickiger und scharfzüngiger, weil er genauso empfand. Dann gäbe es wenigstens eine plausible Erklärung dafür…auch wenn er allgemein nicht nachtragend war. Er wollte nur, dass das zwischen ihnen in Ordnung kam. Gerade war es das jedenfalls, sodass er die Augen schloss, während er an den Quincy geschmiegt blieb und dessen gleichmäßigem Atem lauschte. Kapitel 12: Partyalarm ---------------------- „Freust du dich schon auf die Party, Ulquiorra?“ Der Angesprochene drehte langsam den Kopf, während sich die Frau neben ihm auf die Decke fallen ließ und sich mit den Armen nach hinten abstützte. Ihr nasses Haar tropfte noch, weil sie zuvor im Meer geschwommen war. Da sich die Reise (zu seiner Erleichterung) dem Ende neigte und sie am Abend auf diese Party wollten, hatte sich die Allgemeinheit entschlossen, einen ruhigen Tag am Strand zu verbringen. Nun, der rothaarige Shinigami und Kurosaki schienen nicht viel von Ruhe zu halten, da sie zwischen irgendwelchen Spielen und Wettschwimmen hin und her wechselten, aber der Rest der Gruppe ging es langsam an. Er selbst war diesmal im Schatten sitzen geblieben und nach dem letzten Sonnenstich, Sonnenbrand und seiner Nahtoderfahrung schien das auch niemand infrage zu stellen. „Du stellst Fragen, auf die du die Antwort bereits kennst, Frau“, erwiderte er stoisch, woraufhin sie den Kopf neigte und schief lächelte. „Stimmt, du bist nicht das typische Partytier – oh! Nicht, dass du ein Langweiler bist!! Das wollte ich nicht sagen!! Wirklich nicht!! Nur, du bist ja eher…eh…ernst und…also…aber bestimmt wird es trotzdem toll! Ich war selbst noch nicht auf vielen Partys, aber mit allen zusammen wird es sicher lustig!“ Ulquiorra sah sie monoton an, während er hoffte, dass ihr Redeschwall bald verebbte. Langweilig. Mochte sein, dass er für andere so wirkte, schließlich agierte er stets logisch, anstelle sich sinnlosen Dingen zu widmen. Sein Blick schweifte kurz zu dem Abschaum, der damit beschäftigt war, ein paar leicht bekleideten Frauen hinterherzusehen. Lieber langweilig als derartig primitiv zu sein. „Da sind wir unterschiedlicher Ansicht.“ Ihm wären etliche Gründe eingefallen, die gegen eine solch große Ansammlung von Menschen sprachen, aber dann wäre die Frau sicherlich wieder niedergeschlagen gewesen. Im selben Moment fragte er sich, warum ihn das kümmerte. Ja, er hatte sich vorgenommen, sich zurückzuhalten, aber es fühlte sich dennoch befremdlich an. Warum war die Frau auch so empfindlich…? „Warst du schon mal auf einer Party, Ulquiorra?“, wollte sie wissen. „Eh, also ich weiß, dass ihr bei Aizen oft zusammen Tee getrunken habt, aber…“ Sie legte den Finger ans Kinn und zog die Brauen zusammen, stellte sich bestimmt gerade wieder irgendeine lächerliche Szene vor. „Ich weiß nicht, ob man das eine Party nennen kann“, antwortete er nach kurzem Überlegen. „Nnoitra hat manchmal zu Sake eingeladen. Wenn ein paar der anderen kamen, endete es meistens in einer Prügelei. Eine Zusammenkunft zu vieler Individuen ist daher nichts, nach dem ich mich sehne.“ Kurz stutzte die Frau, ehe sie verstehend nickte. Zumindest unterbrach das wohl ihre abstrusen Fantasien; er konnte ohnehin nicht nachvollziehen, wie sie so leichtherzig nach der Zeit in Hueco Mundo fragen konnte. Stellte diese Zeit nicht ein negatives Kapitel ihres Lebens dar? Die Frau und ihren Frohsinn würde er wohl nie verstehen. „Das klingt wirklich nicht schön“, gab sie zu und seufzte leise, umschlang mit den Armen ihre Beine. „Ich war ein paar Mal auf Geburtstagspartys. Das war eigentlich immer sehr lustig. Mit den richtigen Leuten und der richtigen Stimmung macht bestimmt alles Spaß.“ Sie lächelte ihn an, woraufhin er nichts zu erwidern wusste. War ihr bewusst, dass er sich nicht zu ihren Freunden zählte? Aber ihr dies zu sagen, würde sie wohl nur wieder traurig stimmen. Nicht, dass er es selbst so empfand. Ihm bedeuteten diese Leute nichts. Lediglich bei der Frau…verhielt es sich anders. Diese Gefühle musste er noch genauer ergründen. „Ishida-kun ist heute viel besser drauf, nicht wahr?“, wechselte sie plötzlich das Thema und er folgte ihrem Blick. Woran sie das festmachte, war ihm ehrlich gesagt schleierhaft. Wobei, etwas war auch ihm aufgefallen – er suchte heute keinen Streit mit Kurosaki. Beim Frühstück war er ungewohnt still gewesen, als ob er in Gedanken gewesen war. Ansonsten fand er nicht, dass dieser unbedingt besser drauf wirkte. Gerade stand er mit den Füßen im Wasser und ließ den Blick über das Meer schweifen, in dem sich Kurosaki und der Rotschopf gerade wieder verausgabten. „Möglicherweise hat er nur Kopfschmerzen.“ Immerhin hatte dieser sich am Vortag verletzt. Menschen waren weitaus empfindlicher und der Quincy wirkte zudem nicht sonderlich robust. Die Frau blinzelte einmal, schaute ihn perplex an, ehe sie grinste. „Du machst dir ja Sorgen um Ishida-kun, Ulquiorra!“ „…ich habe nichts dergleichen gesagt.“ „Aber du erwähnst es! Ha! Das ist der Beweis!“ „Du verhältst dich albern, Frau.“ „Gar nicht!!“ Wie sie so die Backen aufblies und ihn trotzig ansah, wirkte sie mehr denn je wie ein Kind. Ihr Verhalten war so oft irritierend und widersprüchlich. Dabei war sie durchaus in der Lage, sich vernünftig zu benehmen. Auch wenn sie diese Facetten hatte, so besaß sie mehr Stärken als die meisten anderen Frauen, die er kannte. „Uff…wir sollten langsam los.“ Ihr unsinniges Gespräch wurde von der Freundin der Frau unterbrochen, welche sich ein Handtuch nahm und ihre kurzen Haare damit abtrocknete. „Vorausgesetzt, einer kriegt Ichigo und Abarai aus dem Wasser.“ „Ich glaube, Kuchiki-san macht das“, erwiderte die Frau und zeigte dorthin. Tatsächlich schwamm die Shinigami den beiden hinterher, nur um sich dann auf Kurosaki zu werfen, woraufhin dieser unterging. Nun, vielleicht war die Frau nicht die Einzige, die sich irritierend und kindisch benahm. „Ja“, kam es gedehnt von der anderen Frau. „Scheinbar…“ „Sie sind wirklich gute Freunde!“ „Wir sollten allmählich unsere Sachen packen, damit wir noch genügend Zeit zum Duschen und Umziehen haben. Zudem sollten wir vor dem Aufbruch eine Kleinigkeit essen, da ich nicht davon überzeugt bin, dass sich jeder von uns vom Alkohol fernhalten wird. Nicht, dass ich ein solches Verhalten unterstützen würde…“ Der Quincy war ebenfalls zu ihnen gestoßen und was auch immer die Frau gesehen haben mochte, er wirkte nun wieder genauso missgelaunt wie sonst auch. „Bestimmt wird keiner übertreiben, Ishida-kun! Wir passen ja alle aufeinander auf!“ Die Frau strahlte ihn so sonnig an, dass diesem die Brille von der Nase rutschte, als er ächzte. „Inoue-san…“ Wenn Ulquiorra so an Nnoitra und Grimmjow dachte, welche gewisse Ähnlichkeiten mit einigen der Personen in der Gruppe hatten, so stimmte er dem Quincy innerlich zu. „Ich freu mich sooooo!! Das wird megaaaaa!! All die hübschen Määäädchen!!“ Als wäre die nervige Stimme des Abschaums nicht schlimm genug, tanzte dieser – dazu noch nackt – durch die Umkleiden der Duschen. Ulquiorra zog sich das kurzärmlige Hemd mit den grünen Palmenblättern über, ohne den Idioten noch eines Blickes zu würdigen. Dafür warf Kurosaki diesem gerade einen seiner Badelatschen an den Kopf, woraufhin dieser aufjaulte. „Ichigoooooo!!“ „Hör auf mit dem Mist und zieh dich an!“, knurrte dieser und zog sich seine Shorts über. „Ist ja peinlich.“ Maulend angelte der Abschaum nach seiner Kleidung, gehorchte auch, wobei der kleinste Mensch schief lächelte. „Du provozierst es aber auch…“ Der Riese gab ein zustimmendes Brummen von sich, war längst fertig. „Mit wenig Schläue gesegnete Menschen wie Asano fehlt es an der hierfür erforderlichen Intelligenz und somit steht ein Lerneffekt außer Frage.“ Kurz herrschte Stille und alle sahen zu der geschlossenen Kabine, aus der die Stimme des Quincys gedrungen war. „Ishidaaaaa!!“, krakeelte der Abschaum auch schon wieder los. „Komm da raus und sag es mir ins Gesicht, du…du…du elender Feigling!! Jawohl!! Wahre Männer zeigen sich voreinander!!“ Mit diesen Worten holte er mit dem Fuß aus und trat mit voller Wucht gegen die Kabinentür – nur um gleich darauf schreiend auf einem Bein herum zu hüpfen. „Auuuu!!!“ Kurosaki seufzte. „Keigo…“ „Er lernt es einfach nicht“, murmelte der Winzling. „Ihr solltet auf meiner Seite sein!!“, beschwerte sich der Abschaum heulend und sank auf einer der Bänke in sich zusammen. Der Riese drückte dessen Schulter und brummte etwas Aufmunterndes. Ulquiorra beobachtete es ausdruckslos; er hätte eher verstanden, wenn er dem Typen noch eine verpasst hätte. Anscheinend dachte das auch der Quincy, der, komplett in weiß gekleidet, die Kabine verließ. „Nun, sicherlich wäre man auf deiner Seite, wenn du nur ein einziges Mal im Recht wärest und dich nicht wie die Impertinenz in Person verhalten würdest“, kam es herablassend von diesem, ehe er sich umdrehte und die Umkleide verließ. Da Ulquiorra keinen Sinn darin sah, noch länger hier zu bleiben und sich dieses Geplärre weiter anzutun, da er bereits fertig umgezogen war, folgte er dem Quincy. Es dauerte eine Weile, bis sich die gesamte Truppe versammelt hatte. Nicht, dass es Ulquiorra zu dieser Beach Party eilig hatte. Seinetwegen hätten sie ihn auch bei den Zelten lassen können, doch er wusste, dass die Frau damit nicht einverstanden gewesen wäre. Bereits jetzt hüpfte sie in ihrem weißen Sommerkleid vor Ungeduld von einem Bein aufs andere – und es missfiel ihm, wie der Abschaum sie dabei anschmachtete. Wenigstens unterließ er es, als ihre Freundin ihm mit der Faust drohte. „Also dann! Los geht’s!“, rief die Shinigami freudig aus und reckte die Faust in die Luft. „Auf zu meiner ersten Beach Party!“ „Hier geht’s nicht um dich“, brummte Kurosaki und funkelte sie an, woraufhin sie lieblich lächelte. „Natürlich nicht! Es geht um uns alle!“ Und mit diesen Worten ging sie voran, wobei ihr blaues Kleid um ihre Beine flatterte. „Kuchiki-san nach!“, kam es vergnügt von der Frau, woraufhin Kurosaki schnaubte. „Die weiß doch gar nicht, wo sie lang muss…“ Ulquiorra ignorierte das Gezeter und folgte der Gruppe schweigend, bildete somit das Schlusslicht. Ein paar Mal sah die Frau zu ihm, doch da ihre Freundin sie in ein Gespräch verwickelt hatte, ließ sie sich nicht zu ihm zurückfallen. Wie sie immer auf ihn bedacht war. Dabei wusste sie doch, dass er solchen Unsinn wie Einsamkeit nicht fühlte. Jedenfalls nicht mehr. Daran zu denken, fühlte sich eigenartig an. An seinen Ursprung. Doch es war so viel Zeit vergangen. Er hatte sich weiterentwickelt. Daher verstand er selbst nicht, warum es etwas in ihm auslöste, dass sie sich um ihn kümmerte. Vielleicht eine unerwünschte Nebenfunktion des Gigai, die Urahara absichtlich nicht erwähnt hatte. Dem hinterlistigen Ladenbesitzer war alles zuzutrauen. Als sie an dem Abschnitt des Strands ankamen, an dem die Party stattfinden sollte, hatten sich schon einige Menschen eingefunden. Es waren Tische aufgestellt worden, an denen man etwas zu essen und zu trinken kaufen konnte. Irgendeine laute Art von Musik drang aus den Boxen und man hatte bunte Lichter angebracht, die vermutlich erst zur Geltung kommen würden, wenn der Sonnenuntergang vorbei war. „Das sieht ja toll aus!“, rief die Frau begeistert aus. „Noch ganz schön leer hier“, brummte der rothaarige Shinigami und sah sich um. „Wir sind eben früh da“, meinte Kurosaki und zuckte mit den Schultern. „Da hinten sind Bänke aufgebaut, da können wir uns hinsetzen und etwas zu trinken holen“, wies die kurzhaarige Frau darauf hin. „Ich hol was!!“, krakeelte der Abschaum los, woraufhin der Riese nickte. „Ich komme mit.“ „Behalt Keigo ja im Auge, Chad“, kam es von Kurosaki, der diesem nicht zu trauen schien. „Ichigooooo!! Was denkst du von mir?! Wir sind doch Freunde!!“ „Aha.“ „Sag das nicht soooooooo!“ „Mizuiro und ich kommen auch mit und helfen euch tragen.“ „Alles klar, Tatsuki. Wir halten dann die Plätze frei.“ „Irgendwelche Wünsche?“ „Bringt einfach irgendwas mit.“ „Etwas ohne Alkohol!“, rief der Quincy warnend hinterher, woraufhin Kurosaki die Augen verdrehte. „Jetzt sei kein Spießer, Ishida. Ein bisschen was schadet schon nicht.“ Der rothaarige Shinigami grinste breit. „Genau! Richtige Männer trinken!“ „Und Frauen nicht?“, kommentierte die Shinigami, die sich neben ihn auf die Bank setzte und ihm ins Ohr kniff. „Oi! Als ob ich sowas sagen würde…du kennst Rangiku-san doch…“ „Stimmt, die betrinkt sich immer richtig…“, murmelte sie zustimmend. „Das ist kein Argument! Fast alle von uns sind minderjährig und somit verstößt es gegen das Gesetz, uns so etwas zu verkaufen!“ „Chad sieht nicht minderjährig aus, von daher mache ich mir keine Sorgen.“ „Kurosaki!!“ „Ach, jetzt schrei hier nicht so rum, Ishida. Zwingt dich ja keiner, was zu trinken – auch wenn dich das vielleicht mal lockerer machen würde.“ „Unerhört! Ich bin locker genug und muss mir sicher nichts zuführen, das mein Bewusstsein beeinträchtigt und mich zu unangemessenem Verhalten verleitet!“ „Oh ja, du klingst verdammt locker…“, kommentierte Kurosaki die Aussage spöttisch, woraufhin der Quincy die blauen Augen hinter der Brille verengte. Ulquiorra hörte ihnen still zu, während er neben den beiden Frauen saß. Er teilte die Meinung des Quincys, was den Alkohol anbelangte. Er sah keinen Grund darin, sich einzumischen, aber er hatte Nnoitra und Grimmjow beide unter Alkoholeinfluss erlebt – und er hatte sie in diesem Zustand mehr denn je verabscheut. Lange dauerte es nicht, bis die anderen mit Plastikbechern zurückkamen und diese auf dem Tisch abstellten. „So, die hatten da so eine rote Bowle. Davon haben wir ein paar Becher mitgebracht. Wer das nicht trinken möchte, hier sind Cola und Wasser“, erklärte die Frau mit den kurzen Haaren. Der Abschaum stand neben ihr und schmollte, zumindest bis der Quincy zu einem der Becher mit Wasser griff. „Du bist sowas von uncool, Ishida!!! Du als Spaßbremse der Gruppe hättest den Alkohol am allernötigsten gebraucht!!!“ „Von einem wir dir lasse ich mir sicherlich nichts vorschreiben, Asano“, giftete der Quincy zurück. „Ich möchte die Bowle probieren!“, rief die Frau strahlend und auch der Rest der Gruppe schien dazu zu tendieren. „Inoue-san…“ „Ein Becher schadet schon nicht, also reg dich ab, Ishida“, brummte Kurosaki. „Renji trinkt dauernd und der lebt auch noch.“ „Huh?“, kam es von dem Shinigami, der seinen Becher bereits geleert hatte. „Es geht nicht ums Überleben, sondern dass es unverantwortlich ist, in unserem Alter Alkohol-“ „Wenn du das noch mal sagst und wir deswegen hier rausgeworfen werden, bist du wirklich die Spaßbremse, Ishida.“ Angesprochener verstummte daraufhin, nicht ohne einen finsteren Blick in Richtung Kurosakis. Ulquiorra hielt inne, als der Rothaarige ihm einen der Becher unter die Nase hielt. „Trink.“ Langsam fixierte er den Shinigami aus seinen grünen Augen. „Ich lehne ab.“ „Komm schon. Ich will zu gerne wissen, ob Arrancar betrunken werden können…“ Ulquiorra verengte die Augen, war kurz davor, dem anderen den Becher aus der Hand zu schlagen. Dessen Dreistigkeit provozierte ihn. „Abarai-kun möchte mit dir Bruderschaft trinken, Ulquiorra!!“, schnatterte die Frau dazwischen. „Das macht man unter Freunden so, nicht wahr, Abarai-kun?“ „Eh…au!“ Die Shinigami hatte ihm den Ellenbogen in die Seite gerammt und strahlte in die Runde. „Das ist genau das, was Renji vorhatte. Schließlich sind wir jetzt alle Freunde! Nicht wahr, Renji?“ „…von mir aus.“ „Also solltest du den Becher annehmen, Ulquiorra!“, wandte sich die Shinigami weiterhin lächelnd an ihn. „Das würde sicher auch Inoue freuen.“ Ulquiorra funkelte sie an, erkannte die Manipulation hinter den Worten. Warum sollte er sich dem fügen? Es war ja nicht so, dass er darauf aus war, die Frau damit zu erfreuen. Auch wenn deren große, anthrazitfarbene Augen gewissen Druck ausübten, so wie sie ihn anstarrte. Was war nur los mit ihm…? „Tja, willkommen im Team, Ulquiorra. Gegen Rukia kannst du direkt aufgeben…“, meinte Kurosaki und prostete ihm zu. „Ich habe keinerlei Absicht-“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte der Rothaarige ihm einfach den Becher ins Gesicht gedrückt. Gut. Er würde ihn umbringen. Dieser ließ ihm kaum eine andere Wahl, als ihn mit einem Cero zu pulverisieren. „Bring es einfach hinter dich, Arrancar!“ Ulquiorra riss ihm den Becher aus der Hand, funkelte ihn mit tödlichem Blick an. Dieser zuckte jedoch nur die Schultern und prostete ihm zu, ehe er seinen zweiten Drink herunterkippte. Erneut lag der erwartungsvolle Blick der Frau auf ihm. „Es ist wirklich lecker, Ulquiorra! Da sind Früchte drin! Die schmecken richtig gut! Aber wenn du lieber Wasser oder Cola trinken möchtest, ist das natürlich auch okay! Man sollte niemals etwas tun, nur weil andere es erwarten!“ Ach wirklich…und dennoch schaute sie ihn auf eine Weise an, die ihm kaum eine andere Wahl ließ. Das Leben war einfacher gewesen, als es ihm noch vollkommen egal gewesen war, ob die Frau traurig war oder nicht. Kommentarlos setzte er den Becher an die Lippen und trank einen Schluck. Zugegeben, es war bei weitem nicht so widerlich wie Nnoitras Sake, der schon von Weitem in seiner Nase gebrannt hatte. Es schmeckte süß und fruchtig. Den Alkohol konnte man nur schwer herausschmecken. Vermutlich ein Trick, um schneller die Kontrolle über seine Sinne zu verlieren. Manch einer schien das ja gern zu tun. So naiv, wie die Frau war, sollte diese besser aufpassen, dass sie nicht zu viel davon trank. Er würde sie besser im Auge behalten, da außer dem Quincy jeder dieses süße Zeug zu sich nahm. Nach und nach füllte sich der Strandabschnitt mit mehr Menschen, sodass es lauter um sie herum wurde. Scheinbar floss auch mehr Alkohol oder aber die Menschen genossen es einfach, bei der Musik umher zu hüpfen und sich lächerlich zu machen. Er wusste wirklich nicht, wie so etwas Spaß machen konnte, aber gut, solange sie ihn in Ruhe ließen. Der rothaarige Shinigami hatte mittlerweile eine weitere Runde dieser süßen Bowle geholt. Auf Ulquiorra hatte es wenig Effekt – vermutlich, weil er den ersten Becher kaum angerührt hatte, nur gelegentlich daran nippte, was niemandem wirklich aufzufallen schien. Was ihm Sorge bereitete, war die Frau, die bereits eine deutliche Röte im Gesicht aufwies und ganz glänzende Augen hatte. „Ich will tanzen!“, rief sie plötzlich und streckte die Faust in die Höhe. Ihre Freundin seufzte leise, bevor sie jedoch etwas dazu sagen konnte, tat es ihr die Shinigami gleich und hob ebenfalls die Hand. „Ich will auch tanzen!! Renji! Ichigo! Los geht’s!!“ „Oi, lass uns da raus, Rukia!“, kam es abwehrend von dem Aushilfsshinigami, welcher sich gerade einen weiteren Becher genommen hatte. „Ich tanze gerne mit euch!! Inoue-san! Kuchiki-san!“, krakeelte der Abschaum über den Tisch und sprang gleich darauf von seinem Platz auf. Der kleinste Mensch lächelte schief, schaute dann aber in die Runde. „Es könnte tatsächlich lustig sein. Ich glaube, ich versuche es mal.“ „Genau, Mizuiroooooo! Das ist die richtige Einstellung!“, wurde er von dem Abschaum gelobt. „Richtige Männer tanzen, jawohl!!“ Der Quincy schnaubte leise. „Wie erleichternd, dass nicht du bestimmst, was Männlichkeit ausmacht, Asano. Sonst wären wir schon alle verloren.“ „Still, Unwürdiger! Wer nicht mal einen Becher dieser köstlichen Bowle getrunken hat, hat hier gar nichts zu melden!!“ Dann jedoch zuckte er zusammen, da ihn der Hüne an der Schulter gepackt hatte. Dieser lächelte unter seinen Locken, neigte den Kopf. „Du wolltest tanzen.“ „J-Ja…aber…aber…“ Ohne auf das Gestammel einzugehen, legte der Mexikaner den Arm um ihn und zog ihn mit sich in Richtung des Menschenpulks. Der kleinere Mensch lachte leise, ehe er den beiden folgte. „Sogar Sado tanzt, dann seid ihr ja wohl auch dazu in der Lage! Na los! Macht schon!“, zeterte die Shinigami ungeduldig und packte sich den Arm des Rothaarigen. „Na meinetwegen“, brummte dieser und erhob sich. Ulquiorra bestärkte dies in der Annahme, dass die meisten von ihnen betrunken genug waren, um Hemmungen fallen zu lassen. Warum sonst sollte man sich derartig lächerlich aufführen? „Ichigo, du auch! Ihr alle, kommt! Los, los!“ „Ich werde an unserem Tisch bleiben. Wenn man sich die stetig steigende Anzahl der Leute ansieht, wird deutlich, dass es bald keinen freien Platz mehr geben wird“, stellte der Quincy unmissverständlich klar und griff missmutig zu seiner Cola. Bei der letzten Runde hatte der Abschaum kein Wasser mitgebracht, sodass er nun das süße Zeug trinken musste. „Ernsthaft, Ishida?“, kam es von Kurosaki, an dessen Arm nun die zierliche Shinigami hing und heftig nickte. „Ich passe.“ „Aber das wird bestimmt total Spaß machen!“, redete die Frau dagegen an, drehte sich dann zu ihm um. „Du musst auch mitmachen, Ulquiorra! Im Urlaub muss man auch mal seine Komfortzone verlassen!“ Bei diesen Worten wirbelte sie einmal herum und zeigte dann mit dem Finger auf ihn. „…die habe ich zur Genüge verlassen, Frau. Geh.“ Aufgrund seiner kühlen Absage zog die Frau eine Schnute, wurde aber gleich darauf von ihrer Freundin angestupst. „Na komm, Orihime. Ich tanze mit dir.“ „Tatsuki-chan!“, rief die Frau freudig aus, schaute aber noch mal zu ihm. „Okay. Aber keine Sorge, Ulquiorra! Ich komme bald wieder!“ „…“ Da er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, blieb er einfach still; glaubte sie allen Ernstes, dass er sich darum sorgen würde? Manchmal verhielt sich die Frau wirklich mehr als irrational. Er kam auch ohne sie klar. Gerne hätte er dies dem Alkohol zugeschrieben, jedoch wusste er gut genug, dass die Frau sich öfter unsinnige Sorgen um sein Befinden machte. Zumindest drängte sie ihn nicht weiter, sondern verschwand mit ihrer Freundin in der Menge. Diese würde sicherlich auf sie aufpassen. Von allen hier schien sie am meisten auf die Frau zu achten und dabei keinerlei Hintergedanken zu hegen. „Dieser verdammte…“ Ulquiorra drehte den Kopf, als er plötzlich nur noch mit dem Quincy am Tisch saß. Monoton blickte er diesen an, wusste nicht, worüber dieser sich aufregte. Die gute Laune vom Morgen war wohl verschwunden, so wie es schien. Wütend blickte dieser seinen fast leeren Becher an, schnupperte daran. „Er hat irgendwas in die Cola gemischt“, knurrte er und verzog das Gesicht. Sicherlich meinte er damit den Abschaum, schließlich kam sonst niemand auf solch eine unterbelichtete Idee. Genervt stellte der Quincy seinen Becher auf dem Tisch ab, ehe er den Blick über die Menschenmenge schweifen ließ, wohl in der Hoffnung, den Schuldigen zu entdecken. Allerdings war es schwer, unter all den Leuten jemanden aus der Gruppe zu entdecken, sodass er es gleich darauf aufgab. Stattdessen fixierte er ihn nun wieder, wobei Ulquiorra den Blick nicht deuten konnte. „Seid ihr Arrancar wirklich resistent oder bist nur du trinkfest?“ Die Frage kam überraschend. Sonst vermied es der andere, ihn auch nur länger als nötig anzusehen. Nun, sie waren Feinde. Genau genommen war die Hälfte der Gruppe sein natürlicher Feind – und die andere Hälfte Beute. Sei es drum, er würde die Frage beantworten. Es gab weder einen Vorteil noch einen Nachteil dabei. „Das kann man nicht verallgemeinern. Wir sind nicht resistent, nur ist das immer noch der erste Becher.“ Der Quincy stutzte, hatte scheinbar auch nicht darauf geachtet. Dieser war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Kurosaki bei jedem weiteren Becher böse anzuschauen. Warum auch immer es diesem etwas ausmachte, dass der Aushilfsshinigami mehr Alkohol trank, als er ursprünglich wohl wollte. „Ach so?“, kam es skeptisch zurück. „Solltest du eine Schwachstelle darin finden wollen, so sei dir gewiss, dass ich mir diesbezüglich keine Blöße geben werde.“ „…dies war reines Interesse an deiner Art.“ Der Quincy schob seine Brille zurecht, funkelte ihn dabei an. „Gespräche solcher Art haben immer einen Grund“, gab Ulquiorra zurück. „Ja. Den, dass du nun mal mit uns hier bist. Und da du in diesem Moment leider der einzige Gesprächspartner bist, versuche ich lediglich Konversation zu betreiben, um diese unangenehme Stille zu brechen.“ Ulquiorra schwieg für ein paar Sekunden, nicht wissend, was er darauf antworten sollte. Konversation? Mit ihm? Der Sinn dahinter erschloss sich ihm nicht. „Ach, vergiss es einfach“, knurrte der Quincy, während er böse seine Cola anfunkelte. Warum auch immer schien ihn etwas aufzuregen, denn er nahm den Becher und kippte den letzten Schluck auch noch herunter. So viel dazu, er wolle sich vom Alkohol fernhalten. Wenn auch vermutlich der Abschaum die Schuld daran trug. „Ich geh den Idioten jetzt suchen“, hörte Ulquiorra ihn erbost murmeln und dann verschwand er in der Menge. Damit meinte er wahrscheinlich den Abschaum. Sei es drum. Ulquiorra hatte auch nichts dagegen, allein hier zu warten. Auch wenn ihn ab und zu das Gefühl beschlich, er müsste nach der Frau sehen. Dabei war das hier nicht seine Aufgabe. Es war nicht wie in Hueco Mundo. Irgendwie schien die Frau sich in den Kopf gesetzt zu haben, dass diesmal sie auf ihn aufpasste – so unnötig dies auch sein mochte. „Ulquiiiiiioooraaaa!“ Zuerst hatte er mit einem Angriff gerechnet, da sich plötzlich von hinten zwei Arme um ihn schlossen und fest an etwas Weiches drückten. Der unerwünschte Körperkontakt ließ ihn den Kopf drehen und er war doch froh, dass er schnell genug ihre Stimme erkannt hatte, als dass er nach hinten ausgeholt hätte. Die Frau musste lebensmüde sein, ihn von hinten zu überfallen und ihm dann auch noch ins Ohr zu plärren. Als er jedoch ihren glasigen Blick und das debile Grinsen auf ihren Lippen sah, ahnte er, dass diese wohl einfach einen Becher Bowle zu viel gehabt hatte. So viel dazu, dass schon jemand auf die Frau aufpassen würde. Kapitel 13: Tanz ---------------- „Lass mich los, Frau.“ Anscheinend hatte die Frau wirklich zu viel von der Bowle getrunken, so fest, wie sie ihn umklammert hielt. Das war sonst nicht ihre Art. Aber er hatte ja schon festgestellt, dass Alkohol die Sinne vernebelte und schlechte Eigenschaften noch verstärkte. War sie sonst nur mit Worten aufdringlich, suchte sie jetzt den Körperkontakt. Auch wenn er sich fragte, warum sie zu ihm kam, wo sie doch sonst immer Kurosaki hinterherzurennen schien. Gleichzeitig mit diesem Gedanken kam wieder dieses unwohle Gefühl, das er nicht zuordnen konnte. Eine Art…Unmut. Und irgendwie stimmte es auch nicht ganz. Nicht mehr jedenfalls, denn seit sie hier waren, schien sich die Frau an ihn zu hängen. Nun...gerade hing sie ja auch an ihm. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er konnte ihr süßes Parfüm vernehmen – was bedeutete, dass sie eindeutig zu nah war. „Aber ich hab‘ dich vermisst!“, brabbelte sie ihm ins Ohr und ihr Griff wurde noch fester. Zu allem Überfluss drückte sie nun auch noch ihr Gesicht gegen seines, sodass sich ihre Wangen berührten. Ihre langen, orangefarbenen Haare streiften dabei seine Haut. Es löste ein Gefühl in ihm aus, das er nicht wirklich zuordnen konnte. Eine Art Kribbeln in seiner Brust und seine Temperatur stieg an. Warum auch immer. Hoffentlich wurde der Gigai nicht krank. Unangenehm . Sollte er sie von sich stoßen? Nein. So tollpatschig, wie sie war, würde sie sich bestimmt verletzen. „Du hast lediglich zu viel Alkohol konsumiert.“ „Das stimmt gar nicht! Ich hab nur gaaaaanz wenig getrunken – aber es war total lecker! Und ich hab‘ getanzt! Tanzen wir zusammen? Bitteeeee!“ Als ob er jetzt mit ihr getanzt hätte, wo er doch schon in ihrem nüchternen Zustand abgelehnt hatte. Überdies war es unangenehm, wie sie an ihm herumriss und sich ihr Vorbau an seinem Rücken rieb. Es war wohl sein Glück, dass der Rest der Truppe verschwunden war. Auf das Geschrei des Abschaums konnte er getrost verzichten. „Orihime!“ Wenigstens war es nicht besagter Abschaum, der nun doch zu ihnen stieß, sondern nur die kurzhaarige Freundin der Frau. „Oh! Hallo, Tatsuki-chan! Ulquiorra will mit uns tanzen!“ „Will ich nicht.“ „Das wird ein Spaß!!“, rief sie aus, ohne auf seinen Einwand einzugehen. „Du lässt ihn jetzt los und setzt dich dahin!“, entschied ihre Freundin streng und löste ihren Griff von ihm. Dann drückte sie sie auf die Bank und wandte sich ihm zu. „Und du holst ihr einen Becher mit Wasser.“ Ulquiorra sah zwar nicht ein, warum er sich Befehle von einem Menschen geben lassen sollte, aber der Zustand der Frau war nichts, das er länger als nötig ertragen wollte. Auch wenn es ihn verstimmte, dass sie ihn offensichtlich nicht mit ihm alleine lassen wollte. Daher erhob er sich kommentarlos und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge, was ihm mehr als zuwider war. Scheinbar war diese Party überaus beliebt – was er nicht nachvollziehen konnte. Zu laute Musik, das Gerede der Menschen ließ den Geräuschpegel noch steigen und die Faszination für das Tanzen ging komplett an ihm vorbei. Zudem waren die Stände mittlerweile so voll, dass es nicht mehr so leicht war, an Getränke zu kommen. Er hasste das Gedrängel zwar, doch eine große Wahl hatte er ja nicht, schließlich hatte sich die Frau auch um ihn gekümmert, als es ihm schlecht gegangen war; auch wenn sie ihn überhaupt erst in jene Lage gebracht hatte. Sei es drum. Da er sich nicht noch einmal durch die Menschenmenge quälen wollte, nahm er direkt zwei Flaschen Wasser mit. Soweit er wusste, sorgte Alkohol dafür, dass der Körper dehydrierte. Es würde der Frau daher guttun, wenn sie nicht nur einen Becher Wasser trank. Schließlich schien sich diese offensichtlich um alle anderen, ihn eingeschlossen, zu kümmern, aber bei sich selbst versagte sie oft. Vermutlich hatte auch das mit dem Herzen zu tun. Ulquiorra blickte auf, als ihm bewusst wurde, dass er abgeschweift war – und sich infolgedessen von dem Pulk aus Menschen hatte wegtreiben lassen. Großartig. Er atmete aus, ehe er sich entschied, dass er den Weg außenherum nehmen würde. Ein paar Minuten länger würde die Frau sicher durchhalten und außerdem war sie ja nicht allein dort, sondern mit ihrer Freundin, die sich gern als ihre Beschützerin aufspielte. Sie in Sicherheit zu wissen, beruhigte ihn. Auch wenn es ihm egal sein sollte, konnte er dieses Gefühl nicht verhindern. Die Zeit unter Menschen hatte etwas in ihm verändert – nicht gerade zum Positiven, wie er fand. Er machte sich zu viele Gedanken um Nichtigkeiten. Er schüttelte kurz den Kopf über sich selbst, ehe er weiterging, wobei er etwas abseits lief, damit er die lärmenden Leute umging. Näher am Waldrand würde ihm niemand versehentlich Bowle über das Hemd kippen, wie es dem Typen vor ihm passiert war. Widerlich, wie primitiv sie waren. „Kurosaki…“ Ulquiorra hielt inne, als er den gemurmelten Namen des Aushilfsshinigamis vernahm. Noch dazu von einer Stimme, die ihm nur allzu bekannt war. Er blieb stehen und drehte den Kopf in Richtung der beiden Gestalten, die unter einem der Bäume standen. Eigentlich viel zu nah, wenn man bedachte, wie sehr sie sonst darauf bedacht waren, Abstand zu halten. Die weiße Kleidung des Quincys leuchtete sogar in der Dunkelheit recht hell, sodass sie vermutlich jeder hätte sehen können, der vorbeiging. Kurosaki stand mit dem Rücken zu ihm und hatte den anderen gegen den Baum gedrängt. Ein Streit? Dass zwischen den beiden irgendetwas im Argen lag, das erkannte sogar er, auch wenn er es nicht deuten konnte. Aber ihm war ja auch die Beziehung von Kurosaki und dem rothaarigen Shinigami suspekt. Schließlich prügelten diese sich nicht selten oder veranstalteten alberne Wetten. Vielleicht war auch das, was soeben passierte, natürlich für die Menschen. „…du bist betrunken.“ „Lass die Ausreden, Ishida.“ Kurosakis Stimme war rau und schwankte etwas – was vermutlich wirklich vom Alkohol kam. Er wusste, warum er so etwas eigentlich nicht zu sich nahm. Dessen Verhalten war zwar noch nicht so peinlich wie das der Frau, aber er war gerade erst gekommen. Wahrscheinlich sollte er gar nicht hier stehen. Es ging ihn nichts an, was die beiden da taten. „Außerdem hast du selbst was getrunken…“ „Das…das ist Asanos Schuld!!“ „Erwähn den jetzt nicht!“ „Ku-“ Was auch immer der Quincy hatte sagen wollen – er kam nicht mehr dazu. Kurosaki hatte sich vorgebeugt und presste seinen Körper an den des anderen. Die Finger des Quincys gruben sich in dessen rotes Hemd, doch er stieß ihn nicht von sich. Ulquiorra fragte sich, was das jetzt wieder zu bedeuten hatte. Soweit er wusste, taten Menschen so etwas aus Zuneigung. Kuss nannten sie es wohl – Nnoitra war nicht müde geworden, ihm irgendwelche vulgären Dinge an den Kopf zu werfen. Auch wenn es sich bei seinen Ausschweifungen um Frauen und Männer gehandelt hatte und zweifellos die Zustimmung des weiblichen Parts nicht nötig gewesen war. Aber gut. Nnoitra war ein Schwein gewesen und die Menschen waren unberechenbar. Vielleicht war so etwas auch unter Männern üblich – schließlich diente der restliche Vorgang ja auch nicht ausschließlich zur Fortpflanzung. „Kurosaki…“ Die Stimme des Quincys war dünner geworden und als er zu Kurosaki aufsah, schimmerten seine Wangen rot, was bei der blassen Haut direkt auffiel. Dann jedoch wanderten die blauen Augen zu ihm und weiteten sich nahezu erschrocken. „U-Ulquiorra…“ „Was fängst du jetzt mit dem an?!“ „Das…das meine ich doch gar nicht!“ „Ich will jetzt echt nicht reden, Ishida…“ Ulquiorra nahm das zum Anlass, weiterzugehen, da er nicht noch einmal mitansehen wollte, wie die beiden solche Dinge taten. Außerdem musste er zur Frau, um ihr Wasser zu bringen. Als er zurückkam, war auch der Hüne wieder da und sah mit teils besorgtem, teils amüsiertem Blick zu der Frau, die ihn vollquasselte. „…und das war so lustig, Sado-kun! Einfach alle hatten Spaß! Hattest du auch Spaß? Und die Jungs haben mir Getränke gebracht! Das war sooo nett! Und dann haben wieder alle getanzt! Das war so toll! Einige hatten sogar eine Choreogra…gra…phie! Beinahe so wie in meinem Traum, als die Pinguine einen Flashmob gemacht haben!“ Ihre Freundin hielt sich die Stirn und schüttelte nur den Kopf darüber. „Ja…nett. Da lässt man dich zwei Sekunden aus den Augen und du nimmst was von Fremden an“, murrte sie, ehe sie ihn erblickte. „Da bist du ja endlich – gib ihr das Wasser.“ Der Befehlston gefiel ihm immer noch nicht, aber da es um die Frau – die eindeutig zu viel gehabt hatte – ging, ignorierte er es und gab ihr die geöffnete Flasche. „Ulkorraaa!! Du bist wieder da! Wie schön! Ich hatte Angst, dass du dich verlaufen hast!“, rief die Frau und breitete die Arme aus. Dabei fiel sie beinahe von der Bank, woraufhin der Hüne sie auffangen und wieder richtig hinsetzen musste. „Uuuups! Danke, Sado-kun!“ „Keine Ursache.“ Der Mexikaner lächelte sanft, löste sich danach wieder von ihr. Da sie ihn schon wieder vergessen zu haben schien, hielt er ihr die Flasche diesmal direkt unter die Nase. „…trink, Frau.“ „Aww!! Dankeschön! Du bist so lieb zu mir!!“, brabbelte sie wieder los, nahm dann aber die Flasche an sich. So wie sie lallte und nicht mal mehr seinen Namen richtig aussprechen konnte, sollte sie wohl am besten austrinken. Er kommentierte ihre Worte nicht, sondern blickte sie monoton an, während sie mehrere Schlucke nahm. Der Hüne sah zu der kurzhaarigen Frau. „Vielleicht geht sie lieber zurück und schläft sich aus?“ „Sag ihr das mal…sie will Party machen“, erwiderte diese angefressen. „Jaaah! Party!!“, krakeelte die Frau zustimmend los und verteilte das Wasser auf ihrem Kleid. „Orihime!! Du sollst das Wasser trinken!!“ Der Hüne seufzte leise, ehe er innehielt. Seine Miene wurde plötzlich ernster und sowohl die Freundin der Frau als auch er selbst folgten seinem Blick. „Das ist jetzt nicht wahr…“, murmelte sie. Ulquiorra selbst fiel es schwer, die Situation zu beurteilen, aber es sah so aus, als hätten der Abschaum und sein kleiner Freund Ärger mit drei fremden Typen. Hinter diesen stand eine junge Frau und zeigte auf den Idioten, woraufhin der Kleinere zu schlichten versuchte. „…worauf wetten wir, dass er die Freundin von einem von denen angemacht hat und jetzt aufs Maul kriegen wird?“ „Wir müssen ihnen helfen.“ „Weiß nicht, vielleicht tut ihm eine Abreibung gut.“ „Arisawa…“ „Jaja, schon gut. Mizuiro hat bestimmt nichts falschgemacht. Komm, wir-“ Scheinbar fiel ihr nun wieder ein, dass sie sich eigentlich um ihre Freundin kümmern wollte. Hin und her gerissen sah sie von der Frau, zu ihm, dann zum Abschaum und wieder zu ihm. „Okay. Du passt auf sie auf, verstanden? Wenn ihr was passiert, dann kriegst du die Abreibung deines Lebens!“ „…ich lasse mich nicht bedrohen.“ „Du…“ „Mach dir keine Sorgen, Tatsuki-chan“, mischte sich die Frau strahlend ein. „Ulikora wird gut auf mich aufpassen! Er ist ein total korrekter Typ!“ Und dabei zwinkerte sie und streckte den Daumen hoch, was einfach nur lächerlich aussah. Zumal sie aufhören sollte, seinen Namen zu verunstalten. Den Namen ihrer Freundin und den des Hünen konnte sie schließlich auch einigermaßen normal aussprechen. „Orihime…“ Ihre Freundin knirschte, sah dann zu dem Abschaum, wo der Kleinere am Kragen gepackt wurde. „Verdammt! Pass auf sie auf! Komm, Sado! Wir boxen sie da raus!“ Sie schlug sich in die Handfläche, ehe sie voranstürmte, woraufhin der Hüne seufzte. „Wir klären das. Bleibt einfach hier.“ Er lächelte ihnen sanft zu, folgte ihr dann aber…und er hatte nun die Verantwortung für die Frau, welche ihn mit leuchtenden Augen ansah. „Geh’n wir tanzen?“ „Nein.“ „Och bitte!“ „Trink das Wasser.“ „Aber ich hätte lieber noch den leckeren Saft!“ „Nein.“ Wie ein bockiges Kind blies sie die Backen auf, verschüttete dabei wieder etwas von dem Wasser. „Dann geh ich eben alleine tanzen!“ Und mit diesen Worten stellte sie die Flasche hin, schwang sich über die Bank und…lief weg. Ulquiorra sah ihr hinterher. Ganze drei Sekunden lang. Dann folgte er ihr. Die Frau hatte es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht, ihn bis zum Äußersten zu reizen. Wenn sie schon etwas von Fremden annahm, wollte er nicht wissen, wie naiv sie noch sein konnte…nein. Er konnte sie nicht einfach sich selbst überlassen. Etwas in ihm sträubte sich vehement dagegen. Also folgte er der Frau, die zum Glück nicht allzu schnell und zudem noch mit ihren leuchtenden Haaren gut sichtbar war. Zu seinem Unmut hatte sie sich direkt in das Zentrum der tanzenden Menschen begeben und bewegte sich dort nun zu der lauten Musik mit lächerlichen Bewegungen. Großartig. Er kämpfte sich durch die Masse und wurde mehr als einmal angerempelt, was seine ohnehin schon schlechte Laune nicht sonderlich anhob. Zumal die Frau sich anscheinend großer Beliebtheit bei den Männern erfreute, so wie diese sie ansahen. Es rief wieder dieses glühende Gefühl hervor, das dem ähnlich war, wenn die Frau Kurosaki erwähnte oder diesen ansah. Es missfiel ihm…und er begriff, dass er Präsenz zeigen musste, damit die Männer Abstand von der Frau nahmen. Diese war in ihrem Zustand noch naiver als sonst, daher würde sie ein leichtes Ziel abgeben. „Du bist ja doch gekommen!“, rief die Frau aus, kaum dass er sich vor sie gestellt hatte. Aufgrund der lauten Musik verstand er sie kaum, nickte daher nur. Ihre großen Augen schienen noch etwas mehr zu glänzen, während sie diese albernen Bewegungen machte. Dann nahm sie einfach seine Hände in ihre, die warm und etwas schwitzig waren, und versuchte wohl, ihn dazu zu animieren, mitzumachen. Sie strapazierte wirklich seine Nerven. Jedoch ließ er sie machen, bewegte sich aber selbst nicht. Immerhin schien sich ihr so niemand auf unangemessene Weise zu nähern. Der Rest der Gruppe war nicht in Sichtweite, wobei Ulquiorra darum wirklich nicht traurig war. Die Frau war die einzige Person, die er in seiner Nähe dulden konnte. Auch wenn sie manchmal anstrengend und viel zu enthusiastisch war, so war da etwas an ihr, das ihn nicht losließ. Es zog ihn an…und er konnte es nicht verhindern. Plötzlich riss die Frau seine Hand hoch und vollführte eine seltsame Drehung, bei der sie ihr Gleichgewicht verlor und…fiel. Jedenfalls wäre sie sicherlich gefallen, wenn er sie nicht aufgefangen hätte, sodass sie nun in seinem Arm lag, die Finger in sein Hemd gekrallt. Um sie herum ging der Lärm weiter, doch Ulquiorra konnte ihn in diesem Moment ganz gut ausblenden. Vermutlich weil ihn die Frau auf eine Weise ansah, die wieder dieses wellenartige Gefühl auslöste. Er konnte es nicht benennen, aber bevor sie sich noch unwohl fühlte, stellte er sie auf ihre Füße, wobei er sie noch festhielt, bevor sie fiel. Ihre Wangen waren gerötet – wahrscheinlich aufgrund des Alkohols und der Hitze sowie der körperlichen Bewegung. Was ihm mehr Sorgen machte, war, dass sie keinen Ton hervorbrachte. Fieberte sie etwa? Kurzerhand legte er ihr die Hand an die Stirn, die wirklich sehr warm war. „U-Ulquiorra…“, entwich es ihr zittrig. Ja, es war wohl wirklich besser, wenn er sie zurück zum Zelt brachte, so wie sie sich benahm. Auch wenn sie seinen Namen zumindest wieder aussprechen konnte. „Wir gehen zurück.“ Wasser und Ruhe würden das schon in Ordnung bringen. Also packte er fest ihre Hand und zog sie durch die Menschenmenge – so würde sie nicht wieder verloren gehen. Es irritierte ihn, als sich ihre Finger um die seinen schlossen und sie ihm widerstandslos folgte. Dabei hatte sie sich zuvor noch so dagegen gewehrt und war sogar weggelaufen. War sie also doch zur Vernunft gekommen. Die Frau ließ seine Hand auch dann nicht los, als sie den Strand hinter sich gelassen hatten. Stattdessen blieb sie dicht an seiner Seite und sagte weiterhin kein Wort. Vielleicht war sie durch den Alkohol und das Tanzen auch einfach nur erschöpft und sie war gar nicht krank, immerhin konnte sie sich auf den Beinen halten, sodass er sie nicht tragen musste. Nicht, dass er es nicht gekonnt hätte. Da sie kein Gespräch begann, blieb auch er still. Da sie seine Hand nicht losließ, tat auch er es nicht. Auch wenn er Berührungen eigentlich nicht mochte, hatte er sich vermutlich mittlerweile an die ihren gewöhnt. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass er es zuließ. Oder dass es sich irgendwie…gut anfühlte, ihre Hand zu halten. Sie wirkte so zierlich und schwach in der seinen und dennoch wusste er selbst, welche Kraft sie haben konnte. Auch wenn die eigentliche Kraft der Frau wohl die in ihrem Inneren war. Ulquiorra sah sie vor sich. Wie sie nach ihm griff, während er sich auflöste. Während er eigentlich hätte verschwinden sollen, doch sie hatte es nicht zugelassen. Verhindert, dass er zu Asche zerfiel. Was wohl aus ihm geworden wäre, hätte sie es nicht getan? Vielleicht nichts. Seine Existenz wäre einfach verschwunden. Ohne all diese Emotionen und Eindrücke, von denen er nicht wusste, was er davon halten sollte. Es wäre einfacher gewesen, hätte sie es nicht getan. Wollte er…dass es einfach war? Er blinzelte einmal, als ihm bewusst wurde, dass sie fast da waren. Gleichzeitig fragte er sich, warum das jetzt passierte. Warum ihn die Erinnerungen daran gerade jetzt einholten. So wie damals, als sie ihn geweckt hatte. Als ihn die Erinnerungen an sein zum Schweigen verurteiltes, vergangenes Ich eingeholt hatten. Aizen hatte ihm eine Stimme und einen Rang gegeben. Eine Aufgabe…doch was war nun? Was gab ihm dieses Leben? Was gab ihm die Frau? Er hielt inne, als sie plötzlich gegen seine Seite sank, sodass er aus Reflex den Arm um sie legte, damit sie nicht doch noch fiel. „Mir ist schlecht“, hörte er sie murmeln und seufzte innerlich. Das war ja zu erwarten gewesen. Scheinbar war das das erste Mal gewesen, dass sie Alkohol konsumierte, und vertrug nun die Nachwirkungen der Menge nicht. „Du solltest deine Grenzen kennen, Frau“, erwiderte er knapp, woraufhin sie leise stöhnte. Er ließ es unkommentiert, stützte sie stattdessen die letzten Meter zu ihrem Zelt, das ihm mit der rosa Farbe und dem auffälligen Blumenmuster direkt ins Auge sprang. Besser, er brachte sie zu ihrem Schlafplatz, bevor sie sich in ihrem Zustand noch verlief oder andere Dummheiten machte. Darüber hinaus wusste er, dass zu viel Alkohol gefährlich werden konnte. Er würde sie lieber noch eine Weile im Auge behalten. Als er sie wenig später auf ihrem Schlafsack ablud, fiel sie ohne jegliche Körperspannung direkt auf diesen und streckte die Arme von sich. Nur um einen davon über ihre Augen zu legen und erneut zu stöhnen. „Mir dreht sich alles, Ulquiorra“, jammerte sie leise, was ihn schnauben ließ. „Das hat Alkohol so an sich, Frau. Er vergiftet Körper und Seele.“ Er griff nach einer der Wasserflaschen, die im Zelt deponiert waren, und schraubte sie auf. „Setz dich auf. Es wird besser, wenn man Wasser trinkt.“ Sie zog zwar eine Schnute, jedoch hörte sie auf ihn und setzte sich auf, um die Flasche an sich zu nehmen. Er beobachtete, wie sie mehrere Schlucke aus der Flasche nahm, ehe sie tief durchatmete. Immerhin war sie ansprechbar und schien sich nicht übergeben zu müssen – das fehlte ihm noch. „Danke…“ Er hielt inne, als sie nach ein paar Sekunden zu ihm aufblickte und schief lächelte. „…du bist so nett zu mir und das, obwohl ich dir bestimmt Schwierigkeiten gemacht habe. Aber…es war so schön. Das Tanzen, der Strand…ich wollte das genießen“, murmelte sie und schloss kurz die Augen. Ulquiorra wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Ja, sie hatte ihm Umstände gemacht, aber es war bestimmt falsch, ihr das zu bestätigen. Sicher wäre sie dann wieder verletzt gewesen und das wollte er vermeiden. Stattdessen dachte er über eine Antwort nach, die keine Lüge, aber auch nicht zu hart war. „Mir widerstrebte es. Von daher ist es deutlich angenehmer, hier zu sein.“ Die Frau blinzelte, starrte ihn ein paar Sekunden an, doch dann lächelte sie ihn an. „Das passt zu dir, Ulquiorra.“ Er zog die Brauen etwas zusammen. „Also, dass dir das zu viel ist…entschuldige, wenn es unangenehm für dich war.“ Das hätte sie sich eher überlegen sollen, schließlich hatte er nicht mitkommen wollen. Aber er sprach es nicht aus, immerhin schien sie es ja einzusehen. Außerdem…hätte er sonst nicht auf sie aufpassen können und irgendwie waren an diesem Abend alle ihre Freunde anderweitig beschäftigt gewesen. Oder ebenfalls betrunken. Er musste ungewollt an Kurosaki und den Quincy denken, verdrängte es aber sofort wieder und sah die Frau an. Ob es ihr etwas ausmachen würde? Nein. Er wollte nicht darüber nachdenken. „Ich…nerve dich bestimmt oft. Manchmal bemühe ich mich vielleicht etwas zu sehr und…das ist bestimmt sehr anstrengend.“ Ihr Lächeln wurde eine Spur niedergeschlagener und sie blickte vor sich hin. Ulquiorra wusste nicht, was er sagen sollte. Genau so war es, doch er hatte mittlerweile verstanden, dass es nicht das war, was die Menschen unverblümt hören wollten. Zumal sie nicht nur anstrengend war. Er konnte es aber auch nicht ausdrücken. „Aber ich möchte einfach nur, dass wir alle glücklich sind…jeder von uns. Es…das Leben kann manchmal so voller Kummer sein und du…hast immer sehr traurige Augen gehabt. Das…ist mir schon in Hueco Mundo aufgefallen.“ Ulquiorra erstarrte merklich, als sie das sagte; erinnerte sie sich daran? Als er jenen Traum gehabt und sie ihn geweckt hatte? Traurige Augen… „So etwas wie Trauer…ist ein überflüssiges Gefühl, das Arrancar nicht fühlen sollten, Frau.“ Er spielte es wie mechanisch ab und dennoch wusste er…dass es nicht ganz die Wahrheit war. Er war anders gewesen. Ein Arrancar, der weißer als alle anderen war und keinen Mund zum Fressen besaß. Er war immer anders gewesen. Auch danach…war er anders gewesen. Und er war… „Ich denke, dass du es trotzdem gefühlt hast…und ich denke, dass du dich manchmal einsam fühlst, obwohl es dir nicht bewusst ist. Obwohl immer Leute um dich herum sind, ist es da“, sprach sie leise weiter. „Ich kenne dieses Gefühl selbst, deshalb…also, früher war es so. Heute nicht mehr so oft, aber…ich verstehe es. Glaube ich.“ Sie lächelte ihn immer noch mit diesem seltsamen Ausdruck an. Er erinnerte ihn an die Person, die sie in Hueco Mundo gewesen war. Traurig und einsam. Das war sie wohl gewesen…und er ebenfalls? Es erschien ihm so lächerlich, sich mit ihr zu vergleichen…solche Emotionen zu empfinden…und trotzdem… Nein. Es machte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er wollte dieses Gespräch nicht weiterführen und sicherlich war es nur ihrem Zustand zuzuschreiben, dass sie es überhaupt erwähnte. Er atmete tief durch, blickte sie dann ernst aus seinen grünen Augen an. „Du solltest dich hinlegen und schlafen, Frau“, meinte er schließlich nur. „Es ist sinnlos, darüber zu reden.“ Immerhin schien sie einzusehen, dass er Recht hatte, denn sie nickte zaghaft. Vorsichtig ließ sie sich in ihr Kissen sinken, wenn ihr seltsamer Ausdruck auch blieb. Den Blick an die Zeltdecke gerichtet, blieb sie für einen Moment still „…bleibst du noch hier?“, kam die Frage zögernd und er stockte. Sie schaute ihn nicht an, aber ihre Wangen wurden wieder etwas dunkler – auch wenn man das im düsteren Zelt schwer erkennen konnte. Nun, er hatte ohnehin vorgehabt, zu bleiben, bis die anderen Frauen zurückkamen. Es war unverantwortlich, sie allein zu lassen, falls sie sich doch übergeben musste oder ähnliches. „Ja.“ Er zögerte kurz, entschied schlussendlich aber, sich neben sie zu legen. So würde er ihre Atmung besser wahrnehmen können und wissen, wenn etwas nicht stimmte. Gleichzeitig fragte er sich, was los mit ihm war. Heute benahm sich sein Gigai noch seltsamer als sonst. Er wollte nicht glauben, dass das Gerede über Trauer und Einsamkeit etwas damit zu tun hatte, dass er sich so…aufgewühlt fühlte. Eine Weile war es ganz still zwischen ihnen und noch als er sich fragte, ob die Frau keine Decke brauchte, drehte sich diese plötzlich zu ihm. Es kostete ihn Beherrschung, dass er bei der unerwarteten Berührung nicht zuckte, doch er ließ zu, dass sie sich an seine Seite schmiegte und den Kopf auf seiner Brust ablegte. Wie schon vorhin spürte Ulquiorra wieder dieses irritierende Gefühl…und hätte er ein Herz besessen, er war sicher, es hätte sehr viel schneller als sonst geschlagen. Ihr Körper auf seinem fühlte sich schwer und warm an. Er vernahm ihren Duft, spürte, wie ihn die weichen Haare kitzelten. Zuerst lag er nur stocksteif da, nicht wissend, wie er sich verhalten sollte. Komischerweise dachte er nicht darüber nach, sie wegzuschieben. Im Gegenteil…es war…beinahe so, dass er nicht wollte, dass sie sich wieder zurückzog. Bevor er wusste, was er tat, hatte er den Arm um die Frau gelegt. Warum? Weil es sich richtig anfühlte. Ebenso wie den Kopf leicht zur Seite zu neigen, sodass sein Kinn auf ihrem Schopf ruhen konnte. Es war bequem. Angenehm…und er wollte nicht, dass es aufhörte. Die Hand der Frau lag auf seiner Brust und er vernahm schon bald ihren gleichmäßigen Atem. War sie eingeschlafen? Setzte sie solch ein Vertrauen in ihn, dass sie in seiner Gegenwart wehrlos schlief? Ja. Sie war so ein Mensch. Von Anfang an hatte sie ihn auf dieser Reise wie einen ihrer Freunde behandelt und nicht an ihm gezweifelt. Darauf beharrt, dass das alles hier gut für ihn sein würde. Und Ulquiorra lag da. In diesem schrecklichen, geblümten Zelt. Die Nähe und Wärme der Frau spürend…und er wusste, das sich etwas verändert hatte. In ihm. In der Frau. Zwischen ihnen. Was er nicht wusste, war, was daraus werden sollte…und ob es ein hässliches Ende nehmen würde. Weil er ein Arrancar war. Weil er die ehemalige Vier der Espada war. Weil seine Existenz nicht darauf ausgelegt war, so etwas zu empfinden, wie er es gerade tat. Weil es seinem ganzen Sein widersprach…und er wusste, dass das Folgen haben würde. Kapitel 14: Eklat ----------------- Der nächste Morgen kam mit einer Mischung aus Übelkeit und Scham. Orihime hatte noch nie in ihrem Leben Alkohol getrunken und sie würde sich überlegen, ob sie das noch einmal tun würde. Ihr war ganz flau im Magen und ihr Kopf pochte zudem unangenehm. Tatsuki und Rukia waren schon vor einer Weile aufgestanden, während sie noch liegen geblieben war. Müde blickte sie an die rosafarbene Zeltdecke und musste daran denken, wie sie gestern mit Ulquiorra so da gelegen hatte. Was hatte sie ihm nur erzählt? Sie stöhnte bei der Erinnerung und drehte sich auf die Seite, um ihr Gesicht ins Kissen zu drücken. Zwar wusste sie nicht mehr den genauen Wortlaut, doch sie wusste noch definitiv, dass es etwas Persönliches gewesen war. Über Einsamkeit. Danach hatte sie sich an ihn gekuschelt wie an eines ihrer übergroßen Stofftiere und war eingeschlafen. Zwar hatte er sie machen lassen, aber wie sie ihn kannte, hatte er es bestimmt als aufdringlich empfunden. Oder hatte er etwas gesagt und sie hatte es nicht mehr mitbekommen? Sie war wirklich schnell eingeschlafen… Ihre Wangen wurden ganz heiß, als sie daran dachte, und sie drückte ihr Gesicht noch etwas tiefer ins Kissen. Irgendwann musste er wohl gegangen sein. Bevor die anderen beiden zurückgekommen waren, denn diese hatten nichts zu ihr gesagt. Tatsuki hatte nur wissen wollen, ob sich der Kerl benommen hatte. Dabei war es doch Orihime gewesen, die sich nicht benommen hatte. Die ihm weggelaufen war, zu viel getrunken hatte und die ihm zunahegetreten war. Dabei…war es eigentlich ganz schön gewesen. Ihr Herz klopfte schneller, als sie daran zurückdachte. Hatte sie es sich eingebildet oder hatte Ulquiorra seinen Arm um sie gelegt? Falls ja, dann war das furchtbar nett…und vielleicht bedeutete es, dass er es gar nicht so schlimm gefunden hatte. Orihime ließ den Kopf wieder nach hinten sinken, blieb auf dem Rücken liegen und seufzte. Was sollte sie denn jetzt nur machen? Würde Ulquiorra etwas sagen? Sie konnte es auf den Alkohol schieben. Sicher würde er denken, sie war nur betrunken und dadurch so anschmiegsam gewesen. Ein bisschen stimmte das, aber…eben nicht nur. Sie wusste nicht, seit wann dieses Gefühl der Verantwortung etwas gewichen war, das sie schon einmal gefühlt hatte. Was sie immer noch fühlte. Es war so verwirrend. Sie hatte Ulquiorra gern. Mehr als das. Wenn sie in seine Nähe war, dann fühlte sie sich glücklich. Umso mehr, seitdem dieser sich mehr bemühte. Nicht mehr solche gemeinen Dinge sagte. Generell schien er sich besser integrieren zu können – und das freute sie. Aber es war eben auch…ein bisschen mehr als Freude. Sie presste die Lippen zusammen und drückte sich das Kissen wieder ins Gesicht. „Nh!“ Das war alles so verwirrend und noch dazu ging es um Ulquiorra. Das bedeutete, dass der Schwierigkeitsgrad eines normalen Levels zum Bosslevel wurde! Sie ließ das Kissen sinken und sah wieder an die Decke, fixierte eine der aufgestickten Blumen. Es brachte nichts, sich den Kopf zu zermartern. Ihre Miene wurde entschlossener und sie ließ das Kissen los, klatschte sich die Handflächen ins Gesicht. Sie war kein kleines Kind mehr! Sie würde das schon irgendwie schaffen – also, nicht in Panik zu verfallen, rot zu werden und zu stammeln…oder sowas. Sie würde jetzt duschen gehen, sich umziehen und dann würde sie sich einfach ganz normal verhalten. Jawohl! Oh. Und sie musste sich wohl bei Ulquiorra für seine Hilfe bedanken. Genau! Das würde sie tun und der Rest würde schon werden. Sie atmete durch und setzte sich ruckartig auf – wobei sie wieder die Übelkeit spürte. Vielleicht war ja nicht Ulquiorra die größte Herausforderung, sondern es auf die Beine zu schaffen… Als sie frisch geduscht und mit noch feuchten Haaren zur Feuerstelle kam, war dort schon Frühstück gemacht worden. Sado hatte das Kochen übernommen und wirkte um einiges fitter als der Rest. Wohin sie auch sah, sah sie blasse und müde Gesichter. Der Mexikaner lächelte ihr zu, als er sie erblickte, und reichte ihr einen Teller mit Rührei, den sie dankbar annahm. „Danke, Sado-kun! Oh, und guten Morgen zusammen!“ Sie gab sich Mühe, fröhlich wie immer zu klingen, auch wenn ihr immer noch nicht gut war. Aber das Essen würde das schon in Ordnung bringen. Sie setzte sich neben Tatsuki und somit auch neben Ulquiorra, der sie nur kurz ansah, sich dann wieder seinem Essen widmete. Ob er wohl böse auf sie war? Verstehen konnte sie es, nachdem sie sich so benommen hatte. Ob sie etwas sagen sollte? Vielleicht wartete er ja darauf. „Nachschlag bitte!“ Sie warf einen Blick zu Rukia, die gut gelaunt neben Renji saß und ihren Teller angehoben hatte. Anscheinend ging es ihr im Gegensatz zu dem Rotschopf, der müde an seinem Toast knabberte, richtig gut. „Schrei doch noch lauter“, murmelte Ichigo, der neben Ishida saß und sich den Kopf hielt. Der Quincy sah ungewohnt zerknautscht aus, nippte hin und wieder an seiner Wasserflasche, während er mit den Gedanken ganz woanders zu sein schien. Vermutlich hatte er doch etwas von der Bowle getrunken und bereute es nun genauso wie sie alle. Orihime sah wieder zu Ulquiorra, der still blieb und sie keines Blickes mehr würdigte. Da sie sich dadurch noch schlechter fühlte, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und atmete durch. „Uhm, Ulquiorra?“ Der Arrancar drehte den Kopf in ihre Richtung, sagte aber nichts. „…ich…wollte mich bedanken. Also, für gestern. Dass du mich nicht allein gelassen und ins Zelt gebracht hast…und bei mir geblieben bist. Das war sicher anstrengend für dich.“ Bildete sie es sich ein oder war es noch stiller geworden? Ulquiorra öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, gab Keigo einen schrillen Laut von sich, der einige aufstöhnen ließ. „Waaaas?! Was?! Was?! Was?!“, krakeelte dieser weiter herum. „Du hast…Inoue-san…du hast…aha! Ich weiß es!! Du hast hinterhältig ihren Zustand ausgenutzt!“ Orihime spürte, wie sie schlagartig knallrot wurde. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, sah erschrocken zu diesem, während die anderen nur ächzten. Scheinbar glaubte keiner, dass es stimmte, was Keigo vermutete. Ein Glück! Sie wollte nicht, dass sie schlecht von Ulquiorra dachten. Auf keinen Fall! „Das war gar nicht-“ „Was ist dein Problem?“, unterbrach Ulquiorra sie kühl und sah Keigo dabei an. „Du! Du bist mein Problem! Du tust immer so, als sei dir Inoue-san völlig egal, und trotzdem bist du immer in ihrer Nähe!! Und gestern, als keiner hingesehen hat…da hast du es ausgenutzt, um…um…ja! Ich weiß es! Um…ja genau! Um über sie herzufallen und ihr ihren…ERSTEN KUSS ZU STEHLEN!“ Dabei sprang er auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. Einen Moment lang herrschte eine sehr unangenehme Stille – dann traf Keigo eine Plastikflasche am Kopf. Und gleich darauf noch ein Badeschlappen. Orihime hätte sich vor Scham am liebsten die Hände vor das Gesicht geschlagen, doch irgendwie konnte sie sich gar nicht rühren. „Du hast sie ja nicht mehr alle!!“, blaffte Tatsuki ihn an. „Nur, weil du so niedere Gedanken hast, Asano, musst du nicht von dir auf andere schließen“, fügte Ishida hinzu. „Davon abgesehen, dass Ulquiorra vermutlich nicht mal weiß, was ein Kuss ist“, kam es von Ichigo, der den Badeschlappen geworfen hatte. Ulquiorra verengte daraufhin die grünen Augen, fixierte den Aushilfsshinigami kalt. „Ich gehe davon aus, dass das, was du gestern mit dem Quincy getan hast, unter diesen Begriff fällt. Auch wenn sich mir der Sinn dessen nicht erschließt, doch gemessen an der Zeit, die ihr dafür aufgewendet habt, scheint es etwas zu sein, das Menschen gern zu tun pflegen.“ Orihime brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, was Ulquiorra da gerade gesagt hatte. Scheinbar war sie nicht die Einzige, denn alle Augen richteten sich nun auf Ichigo und Ishida, wobei sich Letzterer am Wasser verschluckte und röchelte. Ichigo starrte Ulquiorra einfach nur an, scheinbar nicht wissend, was er dazu sagen sollte, und Orihime, in der der Wunsch aufgekeimt war, dass Ulquiorra etwas falsch verstanden hatte, spürte, wie etwas in ihr brach. Ichigo hatte Ishida geküsst. Es war so endgültig, dass sich ihr Kopf plötzlich ganz leer anfühlte. Wie in Watte gepackt. „Ulquiorra, du Mistkerl“, grollte Ichigo zornig, doch Rukia mischte sich direkt ein. „Also stimmt es, was er sagt, huh? Nicht, dass es mich überrascht, schließlich seid ihr in letzter Zeit-“ „Kannst du einmal in deinem Leben die Klappe halten, Rukia?!“, fuhr er sie an. „Das ist…das geht euch alle überhaupt nichts an!“ Ishida hatte sich mittlerweile wieder gefasst, doch er war noch blasser als sonst. Vermutlich fühlte er sich bloßgestellt, doch Orihime ahnte, dass Ulquiorra nicht mal bewusst war, was er da getan hatte. Er hatte nur beweisen wollen, dass er wusste, was ein Kuss war. Die Tragweite dieser Offenbarung, die war ihm ganz sicher nicht bewusst gewesen. „…du verarschst mich doch“, brummte Renji und sah von einem zum anderen. „Ihr beide…?“ „Das ist ein Scherz“, fügte Keigo an. „Das ist…das kann nicht...Ichigo ist nicht schwul! Er ist nicht…und schon gar nicht mit Ishida!! Das ist…nein! Das akzeptiere ich nicht! Nein, nicht mit diesem Kerl und überhaupt…nein!!“ „Du hast da überhaupt nicht mitzureden, Asano!“, entfuhr es dem Quincy plötzlich scharf. „Ich habe ja wohl das Recht-“ „Keigo, jetzt sei doch einfach still“, meinte Mizuiro ernst, doch Ishida war schon aufgestanden. „Das tu ich mir nicht länger an“, knurrte dieser und verschwand in Richtung seines Zeltes. Ichigo sah diesem hinterher, wobei man ihm anmerkte, dass er sich im Stich gelassen fühlte. Er ballte die Fäuste, blickte einen Moment lang zornig vor sich hin, ehe er ebenfalls aufstand. „Schön, dass ihr jetzt alle dank Ulquiorra Bescheid wisst, obwohl Ishida und ich selbst nicht wissen, was das mit uns ist. Aber los…zerreißt euch weiter das Maul drüber, urteilt über uns oder erzählt uns, wie toll das alles ist, was weiß ich – ich gebe mir diesen Scheiß nicht!“ Und damit stampfte er wütend Ishida hinterher, hinterließ erneut eine mehr als unangenehme Stille. „Das hast du ja toll hinbekommen, Keigo!“, zischte Tatsuki ihren Freund nach ein paar Sekunden an, woraufhin dieser das Gesicht verzog. „Was?! Warum bin ich jetzt schuld?! Der gruselige Kerl da hat es raus posaunt! Und außerdem…als ob das…ihr findet das genauso absurd! Gebt es zu!“ „Es zu denken, ist eine Sache. Es zu sagen, nun mal eine andere…und Ichigo hat Recht. Es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen“, erwiderte Mizuiro diplomatisch. Sado nickte zustimmend. „Es wird schwer genug für die beiden sein.“ Renji ächzte. „Sorry, aber…ich muss erstmal darauf klarkommen. Ich meine…die beiden? Ernsthaft? Das ist doch…“ „Ach, stell dich nicht so an, Renji!“, meinte Rukia daraufhin trocken. „Als ob es keine Anzeichen dafür gegeben hätte. Bist du wirklich so blind? Sie haben sich schon so übertrieben angezickt, seit wir hier sind. Diese Spannungen waren ja nicht mehr normal. Ich für meinen Teil bin froh, dass sie es anscheinend endlich geschafft haben, einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.“ „Wie jetzt?! Du hast das gewusst?!“ „Mich wundert es, dass ich scheinbar die Einzige bin…“ „Ich kann und will das nicht gutheißen!! Nein! Nein, nein, nein! Ichigo ist nicht…er war nie…er kann doch nicht einfach plötzlich auf Ishida stehen?!“, entfuhr es Keigo und er schüttelte vehement den Kopf. „Ich will das nicht wahrhaben!!“ „Verdammt noch mal, Keigo! Kannst du mal an jemand anderen als an dich denken?!“, fauchte Tatsuki ihn an. „Wir beruhigen uns jetzt alle mal und…lassen die beiden in Ruhe.“ Orihime saß wie versteinert da, während alle darüber diskutierten, und starrte auf ihren Teller. Es wäre das Richtige gewesen, zu sagen, dass es keine Rolle spielte, welches Geschlecht man küsste. Dass Gefühle nun einmal da waren und wenn sie auf Gegenseitigkeit beruhten, dann war das etwas Schönes. Sie hätte sagen sollen, dass es okay für sie war und sie sich für die beiden freute. Aber selbst, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte, so zog sich etwas in ihr bei diesem Gedanken zusammen. Plötzlich war ihr wieder übel und der Appetit verging ihr komplett. „Orihime? Bist du okay?“ Sie zuckte zusammen, als Tatsuki sie mit Besorgnis in der Stimme ansprach. Schnell fasste sie sich wieder und zwang sich zu lächeln. „Ja. Ja, alles in Ordnung. Es war gestern nur…ich bin noch ein bisschen fertig. Aber ich denke auch, dass wir es Kurosaki-kun und Ishida-kun nicht so schwer machen sollten. Solange sie glücklich sind und…es geht uns ja wirklich nichts an.“ „Inoue-san ist ein Engel!!“, heulte Keigo los, woraufhin Tatsuki knurrte. „Sie hat bloß mehr Einfühlungsvermögen und Grips als du!“ Orihime hörte ihnen nicht wirklich zu. Nebenbei merkte sie, dass Ulquiorra sie unverwandt ansah, doch sie konnte gerade nicht darauf eingehen. Sie musste zuerst ihre Gefühle sortieren, denn das Chaos in ihr wollte sich nicht beruhigen. Dabei hatte sie gedacht, dass sie sich allmählich damit abgefunden hatte, dass Ichigo nicht dieselben Gefühle für sie hatte wie sie für ihn. Wobei…hatte sie noch dieselben Gefühle für ihn wie vor Hueco Mundo? Schweigend erhob sie sich, um ihren Teller wegzubringen. Nach dem Frühstück suchte sie etwas Abstand von der Gruppe, sagte Tatsuki aber Bescheid, dass sie ein wenig spazieren gehen würde. Vermutlich durchschaute ihre Freundin sie, so wie sie sie angeschaut hatte, weswegen sie sie nicht aufhielt. Es beschäftigte Orihime mehr, als sie es selbst wollte, aber sie musste den Kopf freikriegen. Ihre eigenen Gefühle empfand sie als unfair Ichigo und Ishida gegenüber. Es erinnerte sie an das Gespräch mit Rangiku, damals, als sie eifersüchtig auf Rukia gewesen war. Rangiku hatte gemeint, dass das schon in Ordnung sei, aber irgendwie zweifelte Orihime gerade wieder daran. Vor allem weil Ichigo und Ishida sich wirklich gern zu haben schienen und sie ihnen dies einfach nicht von ganzem Herzen gönnen konnte. War sie vielleicht doch ein schlechter Mensch? Immerhin hatte sie sich am Morgen doch noch gefragt, was das mit Ulquiorra gewesen war. Sie war so durcheinander… „Inoue-san!“ Sie stockte kurz und wandte sich um, als sie ihren Namen hörte. Es war Ishida, der schnellen Schrittes auf sie zukam, dabei recht besorgt aussehend. Hoffentlich war nichts passiert, denn er trug nicht einmal seinen Sonnenhut! Aber gut, der Weg, auf dem sie sich befanden, führte weiter durch das Waldstück und war somit wohl relativ sicher. Die Zeltplätze hatten sie hinter sich gelassen, weswegen es hier etwas ruhiger war. „Ishida-kun, ist alles in Ordnung?“ „Ich…ja, ich wollte nur…mit dir sprechen. Wegen vorhin. Gehen wir ein Stück zusammen?“ Sie sah diesem an, wie schwer es ihm fiel, dies zu sagen, auch wenn sie nicht verstand, warum das so war. Er hatte doch nichts falsch gemacht oder er war ihr auch keine Rechenschaft schuldig. Daher lächelte sie ihn sanft an und nickte. „Gern.“ Ihre Reaktion schien ihn zu erleichtern, denn er atmete merklich aus und ließ die angespannten Schultern etwas sinken. „Gut, das freut mich“, murmelte er, während sie dem Pfad folgten. Für ein paar Sekunden blieb er still. Vermutlich musste er sich erst zurechtlegen, was er ihr sagen wollte. „Inoue-san, ich möchte, dass du weißt, dass ich in keiner Weise deine Gefühle missachten oder verletzen wollte.“ Verwirrt sah sie diesen an, spürte aber gleichzeitig wieder dieses Unwohlsein in sich aufsteigen. „Ishida-kun…“ „Es…ist nicht so, dass Kurosaki und ich das geplant haben. Genau genommen ist es einfach passiert. Eine Verkettung unglücklicher Ereignisse, die dazu geführt hat, dass anscheinend unsere Synapsen neu verknüpft wurden und dies muss eine unvorhersehbare Reaktion ausgelöst haben und nun…nun…“ „Seid ihr ein Paar?“, half sie ihm vorsichtig nach, den Stich in ihrem Inneren ignorierend. Er sah sie beinahe schockiert an, weitete die blauen Augen. „Wir…wir sind…das ist…noch nicht sicher. Dafür ist das alles zu neu, aber wir…sind dabei, herauszufinden, welche Schlüsse wir daraus ziehen und wie es zukünftig weitergeht. Immerhin gibt es eine Menge zu bedenken und wir haben nicht damit gerechnet, dass…“ Ishida ließ den Satz offen, aber sie verstand schon, was er sagen wollte. Anscheinend machte es den Quincy wirklich fertig, dass er Gefühle für Ichigo hatte. So sollte es nicht sein. „Es ist nichts Schlimmes daran, diese Gefühle zu haben, Ishida-kun“, meinte sie daher aufmunternd. „Im Gegenteil. Es ist etwas sehr Schönes und so, wie Kurosaki-kun reagiert hat, mag er dich genauso gern, wie du ihn magst. Dass ihr noch nicht wisst, wohin das führt, ist doch ganz normal…und ihr habt jedes Recht, das gemeinsam herauszufinden. Die anderen waren vorhin einfach überrascht – ah! Und ich bin sicher, dass Ulquiorra euch damit nicht bloßstellen wollte. Es hat ihn nur geärgert, dass alle dachten, er wisse nicht, was ein Kuss ist – jedenfalls denke ich das. Ich habe ihn ja nicht gefragt oder so.“ Ishida blickte sie bei ihrem Redeschwall ein wenig verdutzt an, sodass ihr auffiel, wie sehr sie ihn voll plapperte. „Vermutlich hast du Recht“, erwiderte er leise. „Aber deswegen sage ich das nicht, Inoue-san. Es…geht mir nicht um die anderen oder Ulquiorra. Ich…weiß, dass du Kurosaki magst, und…es liegt mir fern, dich zu verletzen. Der Vorfall war auch dir gegenüber respektlos – und das tut mir sehr leid.“ Seine Worte, die sicherlich nur lieb gemeint waren, trafen sie wie ein Schwall kalten Wassers. Wahrscheinlich war er nicht der Einzige, der wusste…aber es spielte keine Rolle. Sie fing sich sofort wieder, wollte ihm nicht zeigen, wie es in ihrem Inneren aussah. „Ach…das war doch nur eine Schwärmerei“, log sie lächelnd. „Ich meine, es…war immer einseitig und…wenn Kurosaki-kun dich ebenso sehr mag wie du ihn, dann ist das das Einzige, das zählt! Und du solltest dich auch nur darauf konzentrieren!“ Sie ballte die Fäuste und winkelte die Arme an, um enthusiastischer zu wirken. Ishida blickte sie zweifelnd an, glaubte ihr wohl nicht ganz. „Bist du sicher?“ „Aber ja! Es wäre doch total egoistisch, wenn ich damit ein Problem hätte!“ Und das meinte sie auch so. Sie wünschte nur, es könnte ihr wirklich vollkommen egal sein. Dass da nur Freude in ihrem Herzen wäre, aber so sah es nun einmal nicht aus. Aber das war ihr Problem und nicht Ishidas. Dieser sollte sich nicht um sie sorgen oder sich durch sie gehemmt fühlen. „Du bist ein wirklich guter Mensch, Inoue-san.“ Ernst blickte der Quincy sie durch seine Brille an, doch Orihime konnte sich nicht über die Worte freuen. Ein guter Mensch war sie wohl kaum. Doch sie lächelte ihn weiterhin so strahlend an, ehe sie ihm auf den Rücken schlug, was ihn nach vorn taumeln ließ. „Ach was! Das ist doch selbstverständlich! Und nun genug Trübsal geblasen, hm? Ich habe es ernst gemeint, ich wollte nur ein bisschen für mich sein, weil mir immer noch der Kopf von gestern wehtut. Hier ist es schön ruhig, also macht euch bitte alle keine Sorgen, ja?“ Ishida sah kurz so aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, doch dann beließ er es dabei; sie war ihm dankbar dafür, denn noch viel länger konnte sie ihre Fassade nicht aufrechterhalten. Sie wollte nur einen Moment für sich haben. „Nun gut. Dann…danke, dass du es so siehst. Das macht es einfacher“, gab er nachdenklich zurück. „Ich wünschte, Asano würde sich nicht wie ein Idiot verhalten. Mir ist es egal, was er denkt, aber Kurosaki nimmt es mit. Auch wenn er es nicht sagt. Und Abarai hat auch so komisch reagiert…“ „Ja. Das verstehe ich, aber wie gesagt, sicher müssen sie sich nur daran gewöhnen. Immerhin sind wir doch alle Freunde! Das wird schon!“ Ishida lächelte schief, nickte aber. „Ja. Bestimmt. Jedenfalls…danke, Inoue-san. Ich bin froh, dass wir darüber geredet haben.“ Orihime erwiderte das Lächeln, auch wenn es langsam wirklich anstrengend wurde. Sie wusste, dass es Ishida auf der Seele gelegen hatte. Dass er nun mit ihr sprach, bedeutete, dass er sich um sie gesorgt hatte. „Soll ich noch ein Stück mit dir gehen?“ „Nein, nein. Schon gut! Ich gehe einfach nur eine Runde zum Strand und komme dann wieder“, wiegelte sie ihn ab. „Na gut. Dann bis später?“ „Jap!“ Er warf ihr noch einen kurzen Blick zu, dann aber wandte er sich um und nahm den Weg zurück zum Zeltplatz. Orihime sah ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand. Das Lächeln schwand mit jeder Sekunde mehr. Ihre offene Haltung sackte in sich zusammen – und als er nicht mehr zu sehen war, fuhr sie herum und begann zu laufen. Immer schneller. Bis sie rannte. Ihr rosafarbener Rock flatterte um ihre Beine. Und irgendwann fühlte sie die Tränen über ihre Wangen laufen – doch sie hielt nicht an. Ihre Lungen brannten, doch sie blieb nicht stehen. Hier, wo sie keiner sehen konnte. Wo keiner sehen konnte, wie es wirklich in ihr aussah. Wie verwirrend und schmerzhaft ihre Gefühle waren. Weil sie weder Mitleid noch ihren eigenen Egoismus ertragen konnte. Es war so schwer… _____________________________________________________ Frohes neues Jahr allen! :) und ich starten voller Elan durch und kommen daher mit einem schön dramatischen, wie immer super gebetatem Kapitel zurück! Schließlich wollen wir diese FF trotz Tiefs, Zeitmangel und Familienplanung noch mal zu Ende bringen! Wir freuen uns, wenn ihr weiterhin mitlest. ;) LG Kapitel 15: Aussprache ---------------------- Ulquiorra hatte Emotionen noch nie wirklich verstanden, geschweige denn für relevant gehalten. Ihm erschloss sich auch nach dem, seiner Meinung nach, unnötigen Ausbruch Kurosakis nicht, was an seinen Worten so furchtbar gewesen sein sollte. Er hatte einen Fakt benannt und nicht gelogen. Sicher, Menschen konnten mit der Wahrheit nicht gut umgehen, doch warum küssten sie sich, wenn sie nicht einmal vor ihren sogenannten Freunden dazu stehen konnten? Menschlicher Unfug. Wenn ihnen ihre Gefühle so wichtig waren, würde es sie wohl kaum kümmern, was andere darüber dachten. Ulquiorra interessierte es nicht, dass Kurosaki und der Quincy nun scheinbar wütend auf ihn waren. Was ihn kümmerte, war die Reaktion der Frau. Sie war ganz blass geworden und hatte im ersten Moment verletzt gewirkt, ehe sie es weggelächelt und etwas Unterstützendes von sich gegeben hatte. Gleichzeitig hatte Ulquiorra dieses Brennen in seiner Brust gefühlt. Diesen Unmut fühlte er nicht zum ersten Mal, wenn es um die Frau und Kurosaki ging. Früher hatten ihn ihre naive Art und die Behauptung über das Herz erzürnt, doch mittlerweile war da noch etwas anderes. Es hing mit der letzten Nacht zusammen, in der die Frau ihm körperlich nahegekommen war. In der Nacht, als er sie gehalten hatte. Sie musste es ebenso gespürt haben wie er – warum also reagierte sie so heftig auf etwas, das ihr inzwischen nichts mehr ausmachen sollte? Sie musste doch gemerkt haben, dass der Aushilfsshinigami sie nicht so ansah, wie sie ihn seit jeher angesehen hatte. Seit er die Frau kannte, stellte sie Kurosaki auf ein Podest, welches dieser aus seiner Sicht nicht verdient hatte. Er war zu ihrer Rettung gekommen, ja, doch dies hätte er für jeden seiner Freunde getan. Es lag nicht ausschließlich an der Frau, sondern an diesem unsinnigen Gerechtigkeitssinn. Kurosaki hatte die Gefühle der Frau nicht verdient – und ebenso sollte diese nicht traurig sein, weil dieser den Quincy ihr vorzog. Möglicherweise lag es nicht einmal an ihr, sondern an ihrem Geschlecht, das sie nicht so einfach ändern konnte. Da sie gegangen und der Quincy ihr bereits nachgelaufen war, konnte er ihr dies nicht sagen. Vielleicht hätte es aber auch nur alles verschlimmert – da war er sich nicht sicher. Sollte er lieber gar nichts mehr zu dem Thema sagen? Vielleicht fand der Quincy bessere Worte, auch wenn dieser ja an ihrem offensichtlichen Leid zum Teil die Schuld trug. Viel zu viele Gedanken, die er sich bereits gemacht hatte, dafür, dass es unerheblich sein sollte. Die Frau war stark und würde sich fangen . Das tat sie immer, egal, was ihr passierte. Da sich die Gruppe aufgrund der verschiedenen Meinungen gespalten hatte, waren sie alle irgendwohin verschwunden. Entweder in die Zelte, zum Strand oder sonst wohin. Normalerweise wäre Ulquiorra froh darüber gewesen, die Zeit allein für sich zu haben, aber der Gedanke an die Frau ließ ihn nicht los, sodass er an der Feuerstelle sitzen geblieben war, um zu warten. „Ernsthaft? Ausgerechnet du bist noch hier?“ Ulquiorra drehte langsam den Kopf, sah zu Kurosaki, welcher ihn finster anstarrte. Nun, er war selbst nicht gerade gut drauf, von daher sollte ihn der andere besser nicht provozieren. Sein Blick glitt kurz zu dem Volleyball des Quincys, den Kurosaki unter dem Arm trug, ehe er diesem wieder ins Gesicht sah. „Der Abschaum und der rothaarige Shinigami belagern das Zelt. Davon abgesehen, dass ich nicht deine Erlaubnis benötige, um mich hier aufhalten zu dürfen.“ Kurosaki verengte die braunen Augen, doch da war noch etwas anderes in seinem Blick. Hatte er gehofft, einer der anderen wäre hier, damit er mit ihnen reden konnte? Nicht, dass es ihn interessierte, was dieser dachte. „Schön“, knurrte dieser, wohl mehr zu sich selbst. „Sollen sie sich halt zusammen das Maul zerreißen…“ Ulquiorra nahm die Bewegung aus den Augenwinkeln wahr, fing den Ball mit nur einer Hand; war das nun ein Angriff? Doch Kurosaki wirkte nicht so, als wäre er enttäuscht, dass ihn der Ball nicht getroffen hatte. „Komm schon. Ich brauche jemanden, mit dem ich mich abreagieren kann – und ich frag bestimmt nicht Tatsuki. Da hängt Rukia rum und wenn ich sie heute noch einmal kichern höre…“ Er ließ den Satz offen und verzog das Gesicht zu einer genervten Grimasse, ehe er sich wieder fing und ihn böse anschaute. „Du laberst mich wenigstens nicht unnütz voll und da der ganze Scheiß deine Schuld ist, machst du’s eben auf die Art wieder gut.“ Ulquiorra war im Allgemeinen nicht begriffsstutzig, aber einen Moment brauchte er dennoch, um zu realisieren, was der Aushilfsshinigami meinte. „Du willst trainieren.“ „Ja. Nennen wir es so. Bälle schmettern. Dampf ablassen. Dir ein paar verpassen, dafür, dass du uns geoutet hast. Was auch immer. Beweg dich!“ Allein für die Worte würde er ihm ein paar verpassen, so viel war sicher. Ulquiorra funkelte ihn an, ehe er sich erhob und den Volleyball mit mehr Kraft als nötig zurückwarf. Kurosaki konnte ihn jedoch mit zwei Händen fangen, erwiderte seinen Blick herausfordernd. „Nun gut.“ Das Grinsen des Aushilfsshinigamis würde er diesem definitiv aus dem Gesicht wischen. Ihr sogenanntes Spiel ging lange. Leider besaß Kurosaki sowohl Kraft als auch Ausdauer und Ulquiorras Gigai hatte seine Grenzen, was das Ganze recht ausgeglichen machte. Bisher hatte noch keiner von ihnen einen Ball ins Gesicht bekommen, auch wenn sie sich nichts schenkten. Scheinbar richtete sich Kurosakis Aggression nicht in erster Linie gegen ihn…und die Wut schien mit den Schlägen generell abzunehmen. Stattdessen vernahm Ulquiorra irgendwann eine seltsame Stimmung zwischen ihnen, die ihm unangenehmer als diverse Anfeindungen war. „…Pause. Ich riskiere nicht, dass du wieder wegen Sonnenstich umfällst oder so.“ Nun, Ulquiorra trug den Hut, von daher war das doch sehr unwahrscheinlich. Die Anmaßung ließ ihn die grünen Augen verengen, doch Kurosaki nahm den Ball an sich und deutete zur Promenade. „Da drüben gibt’s was zu trinken. Komm schon.“ „Erteil mir keine Befehle.“ Kurosaki winkte ab, schien darüber nicht diskutieren zu wollen. Dieser sollte besser aufpassen, denn Ulquiorra fühlte sich zwar ausgelaugter, jedoch reizte ihn der Aushilfsshinigami nach wie vor. Dessen heldenhaftes Verhalten hatte ihn schon immer gestört, aber auf dieser Reise war es noch unerträglicher. Und gerade jetzt, wo die Frau wegen diesem litt, fühlte er umso mehr das Verlangen, diesen zu erledigen. Er wusste, dass er diese Gefühle nicht haben sollte, aber es war sinnlos, sie abzustreiten – jedenfalls vor sich selbst. Die Frau war ihm wichtig geworden. Auch wenn dies eigentlich nicht sein durfte – es war eine Tatsache. Eine, die er wohl akzeptieren musste, so schwer es ihm fiel. „Willst du da Wurzeln schlagen?“ Ulquiorra presste kurz die Lippen zusammen, dann folgte er dem anderen kommentarlos. Dieser machte es ihm wirklich nicht einfach, nicht doch noch eine Dummheit zu begehen… Ein paar Minuten später wusste er immer noch nicht, warum er mit seinem Erzfeind einen Eistee trank. Sie hatten sich wohl kaum etwas zu sagen. Scheinbar war dies aber auch nicht Kurosakis Intention, denn dieser schaute in Richtung Meer, während sie auf billigen Plastikstühlen unter einem Sonnenschirm saßen. Der Wind fuhr ihnen hin und wieder durch das Haar. Menschen liefen an ihnen vorbei. Die ganze Situation war skurril. „Oi.“ Ulquiorra wartete, bis noch etwas kam, denn Kurosaki sah ihn nicht an, als er die Stille brach. „Was haben die anderen gesagt, als ich weg war?“ Ganz langsam hob Ulquiorra eine Braue; deswegen saßen sie hier? Wegen Informationen? Kurosaki war doch sonst so direkt und preschte vor. Er verstand die Menschen wirklich nicht. „Nun, der Abschaum weigerte sich, die Tatsachen zu akzeptieren, und brüllte herum. Der rothaarige Shinigami findet es absurd. Die andere Shinigami wusste es laut eigener Aussage schon länger und erfreut sich an einem mir unerklärlichen Grund daran. Der Hüne denkt, es sei schwer für euch, und der kleine Mensch meint, dass niemand ein Recht habe, darüber zu urteilen. Die Frau und ihre Freundin haben kein Problem damit. Allerdings ist die Frau nicht völlig ehrlich.“ Kurosaki drehte während seiner Worte langsam den Kopf in seine Richtung, ihn grimmig dabei anschauend. „Ernsthaft, Ulquiorra. Du bist seit Tagen mit uns unterwegs und kennst nicht mal die Namen der anderen?“ „Du liegst falsch“, widersprach Ulquiorra ruhig. „Ich kenne sie. Allerdings widerstrebt es mir, sie zu benutzen. Das würde ein falsches Gefühl der Vertrautheit vermitteln.“ „…du Spinner trägst Ishidas bescheuerten Hut. Wie vertraut kann man noch sein, huh?!“ Ulquiorra überging die kindische Beleidigung, die unter seinem Niveau lag. Stattdessen dachte er darüber nach, ehe er schließlich nickte. „Von allen Anwesenden ist der Quincy am wenigsten irritierend.“ „…ich lasse das jetzt mal so stehen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob das ein Kompliment ist“, brummte Kurosaki genervt und trank noch einen Schluck. „…was meinst du damit, dass Inoue nicht ehrlich ist?“ War es klug, etwas erklären zu wollen, das er selbst nicht völlig verstand? Würde die Frau es gutheißen, wenn er sich einmischte und Kurosaki von ihren Gefühlen berichtete? Vermutlich nicht. So viel wusste er inzwischen über die Menschen – immerhin saßen sie scheinbar hier, weil er sich über Kurosaki und den Quincy geäußert hatte. „Ich werde darüber nicht mit dir reden.“ Kurosakis Augenbraue zuckte. „Warum sprichst du es dann überhaupt an?“ „Du hast gefragt.“ Kurosaki schien seine Antwort nicht zu gefallen – nicht, dass es Ulquiorra in irgendeiner Weise kümmerte. Mürrisch wurde er angeblickt, ehe der Aushilfsshinigami wieder nach seinem Eistee griff und einen großen Schluck davon nahm. Dann nahm diese Unterhaltung plötzlich einen anderen Verlauf, als er es erwartet hatte. „Was ist das überhaupt mit Inoue und dir?“ Ulquiorras Miene blieb ausdruckslos, während er den anderen ansah. „Präzisiere deine Frage“, gab er kühl zurück, auch wenn er nicht wusste, ob er das überhaupt wollte. Kurosaki schien bezüglich Gefühlen recht unfähig zu sein, wenn er nicht verstand, was die Frau für ihn empfand…oder empfunden hatte. Dieser war also keine Hilfe, die er in Betracht ziehen würde – selbst wenn er Hilfe gewollt hätte. „Den Mist, den Keigo rumgebrüllt hat, glaube ich jetzt eher weniger. Du bist mindestens so verklemmt wie Ishida. Trotzdem ist da irgendwie was dran. Du kümmerst dich auf einmal viel mehr um sie und bis darauf, dass du uns vor allen geoutet hast, warst du auch weniger ätzend.“ Er war verklemmt? Nnoitra hatte ähnlichen Unsinn von sich gegeben, erinnerte er sich noch. Ebenfalls in Bezug auf die Frau, nachdem dieser ihm zuerst irgendwelche widerlichen Absichten unterstellt hatte. Verklemmt war also das Gegenteil. So etwas wie prüde. Die Definition war ihm bekannt, auch wenn er sie nicht für zutreffend hielt. Er hatte solche kleingeistigen Gedanken eben einfach nicht. „Ich muss dir keine Rechenschaft ablegen“, erwiderte er knapp. Kurosaki schnaubte. „Darum geht’s mir auch nicht. Ich will bloß nicht, dass du Trampel sie verletzt, wenn dir wieder einfällt, dass Menschen unter deine Würde sind. Inoue hat es nicht verdient, schlecht behandelt zu werden. Sie mag dich – warum auch immer.“ Ausgerechnet einen Vortrag von Kurosaki zu hören, ließ ihn wieder diesen Anflug von Zorn fühlen. Bekam er nicht mit, dass er die Frau genauso behandelte, wie er es ihm vorwarf? Am liebsten hätte er es ihm ins Gesicht geschleudert, aber er besann sich; es lag ihm nämlich tatsächlich fern, die Frau zu verletzen. „Das habe ich nicht vor. Anstatt mir zu sagen, wie ich mich zu verhalten habe, solltest du dir lieber Gedanken darum machen, welchen Sinn eure sogenannte Freundschaft macht, wenn ihr so viel voreinander verheimlicht. Das ist lächerlich.“ Kurz schien es Kurosaki die Sprache verschlagen zu haben. Erst sah er ihn an, als wollte er ihn anbrüllen, doch dann musste er wohl erkennen, dass seine Worte den Kern trafen. „Ich hatte nicht vor, irgendwen bloßzustellen. Es kümmert mich aber auch nicht, dass ich es getan habe. Ich bin lediglich auf deine Provokation eingegangen und konnte nicht ahnen, dass es so endet. Im einen Moment hausieren Menschen mit ihren Gefühlen und im nächsten wollen sie nicht, dass jemand davon erfährt. Das ergibt keinen Sinn.“ Kurosaki blickte ihn mit einem schwer zu deutenden Blick an, doch Wut lag nicht mehr darin; stattdessen wirkte er plötzlich zerknirscht. Vermutlich, weil es der Wahrheit entsprach. Menschen reagierten immer so seltsam auf die Wahrheit. „Es ist nicht so, dass wir das für immer geheim halten wollten“, meinte er schließlich langsam. „Nur so lange, bis wir wissen, wo wir stehen und…ach, das ist jetzt sowieso egal. Warum rede ich überhaupt mit dir darüber…“ „Ja. Das erschließt sich mir auch nicht.“ Ulquiorra sah ihn ausdruckslos an, woraufhin der Aushilfsshinigami schnaubte. „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall…“ Ulquiorra fragte sich innerlich, warum er der hoffnungslose Fall war, wo die Menschen es sich mit ihren albernen Emotionen und Regeln so schwer machten. Dann musste er wieder an die Wärme der Frau denken. An den Moment, in dem sich etwas in ihm verändert hatte…und er wusste immer noch nicht, wie er damit umgehen sollte. Vielleicht musste er jemanden fragen – doch sicherlich nicht Kurosaki. Möglicherweise den Quincy. Dieser war der Klügste aus der Gruppe. „…und jetzt komm. Gehen wir zurück.“ Nicht, dass er noch länger Zeit mit Kurosaki verbringen wollte, daher hatte er nichts einzuwenden. Als sie zurückkamen, saß der rothaarige Shinigami mit dem Hünen an der Feuerstelle und sie unterhielten sich. Dass die Gespräche direkt stoppten, war vermutlich nicht der beste Anfang, das verstand sogar er. Während der Hüne direkt freundlich lächelte, sah der Shinigami aus, als wäre er am liebsten aufgestanden und gegangen, um sich der Situation zu entziehen. „Setz dich zu uns, Ichigo“, meinte der Hüne jedoch nur, ehe er zu ihm sah. „Du auch.“ Ulquiorra ahnte, dass sein Zelt noch belagert war, da man den Abschaum nirgendwo kreischen hörte, und darauf hatte er noch weniger Lust als auf diese erzwungene Runde. Kommentarlos nahm er auf einem der Stühle Platz, sah jedoch keinen von ihnen an, um keinen Zweifel daran zu erwecken, dass er kein Interesse an einem Gespräch hatte. „Sicher, dass ich hier erwünscht bin, Chad?“, kam es angesäuert von Kurosaki zurück und der rothaarige Shinigami blickte wütend auf. „Ich habe nichts gesagt, oder?!“ „Mir reicht dein angepisster Blick.“ „Ich gucke ganz normal!“ „Also ist es normal, dass du mir nicht in die Augen sehen kannst?!“ Abarai stand so hastig auf, dass sein Stuhl umfiel, und Ulquiorra rechnete damit, dass sie sich nun prügeln würden. Grob wurde Kurosaki am Kragen seines T-Shirts gepackt und vor das Gesicht des Shinigamis gezerrt. Der Hüne machte kurz den Eindruck, als wolle er dazwischen gehen, ließ es dann jedoch. „Was erwartest du von mir, Ichigo?!“, knurrte Abarai. „Ich meine…ihr zwei streitet, seit wir hier sind – und jetzt kommt ihr daher und seid einfach…ein Paar?! Im Ernst…das ist einfach verrückt, okay?!“ Zornig packte Kurosaki dessen Handgelenk, funkelte ihn an. „Und du denkst, ich finde das nicht verrückt?! Und wir sind kein Paar! Wir sind…wir…verdammt, denkst du, ich habe mir das ausgesucht?! Es ist eben so! Was soll ich machen, huh?!“ „Mir einfach die scheiß Zeit geben, um darauf klarzukommen! Ich…ich hab doch gar nichts dagegen, Mann! Ihr seid beide meine Freunde und wenn es so ist, dann…ist es so. Ich meine…hättest du plötzlich was mit Rukia, wäre ich genauso verstört!“ Bei seinen eigenen Worten wurde der Shinigami rot und auch Kurosakis Wut verrauchte wohl in der Sekunde, als der andere es ausgesprochen hatte. Wie offensichtlich wollte man sein? „Gott, nein. Auf keinen Fall. Nein. Niemals“, kam es stumpf von dem Aushilfsshinigami und er wedelte mit der freien Hand. „Weil du jetzt schwul bist?“ „Weil Rukia und ich nur Freunde sind und das auch immer sein werden!!!“, blaffte Kurosaki ihn an. „Und jetzt nimm deine Hände weg, klar?“ Der Rothaarige sah ihn einen Moment nachdenklich an, doch man vernahm eine gewisse Erleichterung in seinem Ausatmen. Dann ließ er ihn los und rieb sich den Nacken. „Aber du…bist doch jetzt schwul. Du stehst auf Männer.“ „Ich steh weder auf dich noch auf Keigo, falls dich das beruhigt“, murrte Kurosaki deutlich genervt. „Ich steh auf keinen von euch. Das mit Ishida ist was anderes und ich habe auch keine Lust, das zu erklären. Genau wie ich kein bescheuertes Outing wollte. Ich…will nur, dass ihr euch wie immer verhaltet und keine große Sache daraus macht.“ Dafür war es zwar bereits zu spät, aber Ulquiorra lag es fern, sich einzumischen. Er fand das ganze Theater unnötig genug. Abarai sah Kurosaki einen langen Moment einfach nur an, ehe er nickte. „Ja…sorry, ich…ich war einfach überrascht. Ich durfte mir eben schon was von Rukia anhören und…Sado hat eben auch gemeint, dass unsere Reaktion wohl ganz schön beschissen war.“ Kurosaki schnaubte. „Beschissen ist das richtige Wort. Aber egal. Ich…wie gesagt, ich will nicht mehr darüber reden.“ Der rothaarige Shinigami nickte verstehend, lächelte dann schief. „Kann ich verstehen. Also…alles cool zwischen uns?“, fragte er langsam und hielt ihm die Hand hin. Kurosaki zögerte kurz. „Solange du nicht noch mal mit Rukia und mir anfängst, ist alles cool.“ Erneut wurde Abarai so rot wie seine Haare, während Kurosaki scheinbar zufrieden einschlug. Der Mexikaner schmunzelte merklich, was Ulquiorra nicht nachvollziehen konnte. Für ihn waren die beiden Idioten, die sich über Unsinn gestritten hatten. „Wo ist Keigo? Schmollt der noch?“, fragte Kurosaki. „Im Zelt. Mizuiro wollte mit ihm reden“, antwortete der Hüne ruhig. „Ah.“ „Rukia und Tatsuki wollten noch was für heute Abend einkaufen und Ishida und Inoue haben nicht gesagt, wohin sie gehen“, fuhr Abarai fort. Kaum hatte dieser es ausgesprochen, tauchte die Silhouette des Quincys auf. Allerdings ohne die Frau und das war es, was Ulquiorra beunruhigte. Warum war sie nicht mit zurückgekommen? Und warum sah der Quincy aus, als würde er ein schlechtes Gewissen haben? „Muss ich mich mit Ishida jetzt auch aussprechen?“, brummte Abarai Kurosaki zu, welcher schnaubte. „Frag ihn einfach und nerv mich nicht.“ „Oi! Ich will nicht noch mal darüber reden, wenn ich nicht muss!“ „Das ist ja wohl nicht mein Problem! Hättest du dich nicht vorhin wie ein Arsch verhalten, müsstest du das auch nicht!“ „Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut!“ „Ich kann euch hören“, kam es gereizt von dem Quincy, der inzwischen bei ihnen war und sie durch seine Brille anfunkelte. „Und ich wüsste nicht, was es da noch zu bereden gäbe.“ „Na ja, dass ich vorhin nicht gut reagiert hab, also auf die Nachricht, dass ihr zwei jetzt schwul seid und-“ „Wenn ich das Wort noch einmal höre…“, knurrte Kurosaki, woraufhin sich die blauen Augen des Quincys auf ihn richteten. „Wenn du das nicht ertragen kannst, hättest du mich nicht küssen sollen!“, wurde er angefahren und im gleichen Moment verspiegelte die Brille dessen Augen. „Bist du jetzt sauer auf mich, oder was?! “, blaffte Kurosaki ihn an. „Du bist einfach abgehauen, nicht ich!“ „Ich musste meine Gedanken sortieren – tut mir leid, wenn dir solches Verhalten fremd ist!“ „Warum streiten wir überhaupt?!“ „Weil…“ Man sah dem Quincy an, dass er es am liebsten ausgesprochen hätte, es aber aus unerklärlichen Gründen nicht konnte. Dieser presste kurz die Lippen zusammen, ehe er den Kopf schüttelte. „Schon gut. Abarai? Ich muss nicht darüber reden. Nicht jetzt.“ „Eh, okay…“, kam es von dem verdutzten Shinigami. „Sage ich ja“, meinte Kurosaki, wenn er auch skeptisch wirkte in Bezug auf den Quincy, welcher sich immer noch seltsam verhielt. Dieser nickte nur, ehe er tief durchatmete…und sich dann zu Ulquiorra umwandte, der dem hitzigen Gespräch schweigend gefolgt war. „Inoue-san ist runter zum Strand…und sie hat keinen Sonnenhut dabei. Jemand sollte ihn ihr bringen.“ Und dass er derjenige war, stand außer Frage, so wie er angesehen wurde. Zunächst wollte Ulquiorra einwenden, dass die Frau auch gut allein zurechtkam, aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass es hier nicht um den Hut ging. Menschen sagten oft Dinge, die sie nicht so meinten. „Warum kann nicht einer von uns-“ „Kurosaki!“, zischte der Quincy ihn an, welcher ihn verdutzt ansah. „Was denn?!“ „Ulquiorra geht jetzt runter zum Strand und bringt ihr den Hut, der irgendwo in ihrem Zelt liegen wird. Verstanden?!“ Scheinbar ja, denn Kurosakis Miene wurde direkt etwas weniger wütend. Ulquiorra selbst wusste nicht, was das alles sollte, aber er nahm an, dass der Sinn dieses Befehls war, dass er die Frau suchen sollte. War das Gespräch mit dem Quincy dermaßen schlecht gelaufen? In dem Fall würde Ulquiorra es kaum besser machen. Da er aber nicht auch noch Teil dieser irrsinnigen Diskussion sein wollte, erhob er sich stumm und ging zum Mädchenzelt, um den Hut zu holen. Danach würde er nach der Frau sehen…auch wenn er nicht wusste, was das Resultat sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)