Ein Traum von Harcole ================================================================================ Kapitel 1: Die erste Begegnung ------------------------------ Ich wandelte seit Tagen. Ich hatte das Gefühl gleich aufgeben zu müssen, da mir meine Beine versagen würden. Aber ich konnte, wollte es nicht. Mich trieb etwas, auch wenn das, was es war, mir unbekannt war. Ich suchte es. Was war es? Ich hatte irgendwann aufgehört darüber nachzudenken. Zu lange war ich schon unterwegs und zu lange hatte ich schon darüber nachgedacht. Jetzt wanderte ich über einen Berg. Es ging Berg ab. Ich konnte schon die Wüste sehen, die folgen würde und ich spürte, dass ich auch dadurch laufen müsste, um zu finden, wonach ich suchte. Also lief ich den Berg hinab, denn er war zu steil, um weiterhin bequem gehen zu können. Doch ich stolperte plötzlich über einen Stein und da ich nicht mehr stoppen konnte, fiel ich im vollen Lauf den Berg herunter. Merkwürdigerweise empfand ich keinen Schmerz beim Herunterfallen. Es war unangenehm,ja schon, aber wirklich schmerzen tat es nicht. Mein Sturz wurde aufgehakten, da ich gegen etwas stieß. Was war es? "Was soll das?", fragte eine aufgebrachte Stimme unter mir. "Verzeihung!" Ich sprang auf und sah nun, was ich unter mir begraben hatte: einen Löwen. Ich bekam Angst und merkte deshalb erst mit Verzögerung, dass mich der Löwe gerade angepflaumt hatte. "Was zum...?", fragte ich verwirrt. "Das könnte ich genauso dich fragen!" "Verzeihung Herr Löwe!" Jetzt setzte sich auch der Löwe auf. "Ich sollte dich fressen für diese Unverschämtheit!", knurrte er. "Bitte tut dies nicht!", bat ich ihn. "Ihr dürft mich fressen, aber noch nicht jetzt! Erst am Ende meiner Suche, es ist noch zu früh!" Er sah mich verwirrt an. "Warum genau sollte ich das tun?", fragte er mich, "Mein Hunger ist zu groß, als dass ich warten möchte." "Das verstehe ich Herr Löwe. Aber ich möchte nicht gegen Euch kämpfen und es bleibt mir keine andere Wahl, denn ich habe noch nicht mit meinem Leben abgeschlossen. Ihr seid im Recht, aber ich kann noch nicht sterben." "Interessant", stellte der Löwe trocken fest. "Nun gut, ich fresse dich noch nicht. Aber ich stelle dir eine Bedingung. Ich werde dich begleiten. Und sobald du deine Suche beendet hast, werde ich dich fressen." "Nun gut, dies akzeptiere ich", sagte ich zufrieden, so zufrieden wie man nunmal sein konnte, wenn man seinen Tod gerade um einige Stunden oder Tage verschoben hatte. Erst einmal würde ich weiterleben und das war wichtig. Und so gingen wir gemeinsam den Berg hinab. Der Löwe ging schneller und es fiel mir schwer mit ihm Schritt zu halten. Doch ich bat ihn nicht um eine Pause. Dazu war ich zu trotzig und auch meine Suche gestattete keine Pause. Wir gingen durch die Wüste. Der Löwe hechelte nach einiger Zeit. Er hatte Durst. Ich empfand keinen Hunger, keinen Durst. Nur Erschöpfung, unendliche Erschöpfung und die versuchte ich zu ignorieren. "Ich habe Durst", stellte der Löwe trocken fest. "Ich komme nicht von hier. Gibt es hier denn irgendwo Wasser für Euch?", fragte ich ihn. "Für mich? Nicht für euch?", fragte er nun zurück. "Ich empfinde keinen Durst. Meine Suche ist zu wichtig, um sie wegen so etwas zu unterbrechen." "Wenn ein Menschenkind keine Pause wünscht, so brauche ich sie bestimmt nicht!", sagte der Löwe in einem stolzen Tonfall. "Ih bin doch der mutige Löwe!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)