Streifzug durch die Fragwürdigkeit von Trollfrau (die Animexx-Item-Story) ================================================================================ Kapitel 4: D ------------ Mit freundlicher Genehmigung von: Anzahl der verwendeten Items: 17 D. Lola blickte unruhig in den Gang, dem sie eben noch gefolgt waren, um nun genau wieder hier an dieser Stelle zu stehen. Waren sie im Kreis gelaufen? Ihrer Meinung nach, war dieser Gang völlig gerade. Und sie waren auch kein einziges Mal um irgendeine Ecke gebogen. Das war so verwirrend. „Das ist wirklich ein seltsamer Trick“, bemerkte Lola, während sie Raik von der Seite musterte. Sie blickte zurück, in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren, doch auch nach dieser Seite hatte der Gang plötzlich kein Ende. Womöglich war auch die Tür verschwunden, aus welcher sie getreten waren. Um sich zu beruhigen, fasste sie nach seiner Hand. „Das ist kein Trick.“ Raik grinste kurz. „Gewöhn dich besser an solche Dinge.“ Auf seinen Kommentar hin, verzog sie lediglich das Gesicht. ‚Super! Wirklich toll!’, dachte sie sich und musste augenblicklich an diesen alten Film mit Bill Murray denken: Und täglich grüßt das Murmeltier. Damals hatte sie ihn ja noch ganz lustig gefunden. Was er sich in der Zeit alles angeeignet hatte. Zum Beispiel die Sache mit dem Klavier, aber jetzt, wo sie selbst betroffen schien, war es überhaupt nicht mehr komisch. „Das ist wirklich... schräg.“ Sie begutachtete abermals die Tür, die sie nicht vorbei lassen wollte. „Dann bleibt uns wohl wirklich nichts anderes übrig.“ Doch, eine Möglichkeit wäre noch: Heim gehen... „Wird schon schief gehen“, flüsterte Raik und fasste sofort nach der goldfarbenen Türklinke. Die Stille war unheimlich, welche darauf folgte. Die Klinke hatte nicht das leiseste Geräusch gemacht, im Gegenteil zu der anderen Tür. Sie fanden sich in eine Art Empfangsraum wieder. Er war hell erleuchtet, wobei man jedoch nicht sehen konnte, wo genau das Licht eigentlich her kam. Links, nicht weit von der Tür, durch welche sie gekommen waren, war auch bereits die Rezeption. Und hinter dem Tresen stand niemand geringeres als Sai. Sie hatte sich sofort erhoben, als die Beiden eingetreten waren. Die kleine Fee war wieder in Menschengröße. „Herzlich willkommen“, sagte sie und klang dabei plötzlich ganz förmlich. „Was kann ich für Sie tun?“, leierte sie ihren Text weiter herunter. „Du arbeitest hier?“ Raik war überrascht. Sai senkte verlegen den Blick. „Ja“, flüsterte sie. „Jonnys Sekretärin?“ Daraufhin bekam er ein Kopfschütteln. „So langsam regst du mich aber auf!“, gab er ihr erbost zu verstehen, worauf die Fee erschrocken zusammenfuhr und den Blick sofort wieder senkte. Lola hatte sich indessen umgesehen. Zu ihrer Überraschung kamen ihr einige der Dinge hier auch noch bekannt vor. Auf einem halbhohen Regal, in welchem auf den unteren Etagen eine Hand voll Aktenordner standen, befand sich auch eine Sammelfigur von "Sailor Moon". Hatte sie nicht selbst auch eine davon besessen? War diese nicht auf seltsame Art und weiße plötzlich verschwunden? Und hatte sie nicht ihre Schwester dafür verantwortlich gemacht? Sie runzelte die Stirn und lies den Blick schweifen. An der Wand, darüber, hing ein "Barack Obama"-Poster. ‚Aha‘, dachte sie sich sofort. War er sogar den Leuten hier bereits ein Begriff. Das hätte sie nicht erwartet, nach ihrem schrägen Auftritt hier. Allerdings hatte ihm irgendein Spaßvogel einen Mexikanerbart ins Gesicht gemalt. „Soviel dazu...“ Lola hängte den Blick wieder an Raik. „Und jetzt? Wo geht’s jetzt lang?“ An der rechten Wand befand sich noch ein Fenster. Da er sie auf eine Antwort warten ließ, hatte dieses jetzt ihre volle Aufmerksamkeit. Was sie draußen zu sehen bekam, ließ ihr jedoch ein „Wow“, entweichen. Sie konnte das Meer sehen – jedenfalls war es irgend ein Meer. Leuchtend blaues Wasser, wohin das Augen sah, doch halt! Da war noch etwas. Lola presste die Nase gegen die Scheibe und linste nach links. Nur knapp konnte sie eine felsige Klippe sehen und ganz oben schien diese sogar grün zu sein. Sie glaubte sogar, einige Bäume darauf erkennen zu können, doch um die Sache genauer sehen zu können, müsste sie wohl irgend ein anderes Fenster finden, oder eine Terrasse. Mit einem Ruck wand sie sich wieder zu Raik und Sai. „Könnten wir da vielleicht raus gehen?“, fragte sie sofort und blickte die Beiden abwechselnd an. „Genau aus diesem Grund habe ich dich doch mitgenommen“, gestand ihr Raik zuversichtlich. „Genau das wollte ich dir zeigen – unter anderem...“ Er blickte wieder streng zu Sai. „Also?“ „Ich darf euch leider nicht einfach so gehen lassen“, gestand sie und senkte abermals verschämt den Blick. „Und das heißt für uns?“ Raik wurde so langsam ungeduldig. Dann deutete Sai endlich auf eine weitere Tür. „Da drin? Was ist dort?“ Eine Antwort gab sie ihm auch jetzt nicht und Raik gab auf. „Ich denke, wir müssen ganz dringend einmal ein ernstes Wörtchen unter vier Augen reden...“ Dabei hing sein Blick bitteernst an Sai, erst dann sah er sich nach Lola um. „Kommst du?“ An der, ihm gewiesenen Tür, war ein kleiner Tannenbaum aufgemalt. Er sah zu der andern Tür, die sich kaum drei Meter daneben befand. Diese war, wie die andere auch, lediglich aus dunkelbraunen Holz, ohne einer derartigen Weihnachtlichen Bemalung. „Also los.“ Ohne, noch länger zu warten, stieß er die, im Gegensatz zu der aller ersten, quietschenden, jetzt schon fast modern wirkenden, Tür, auf. Lola folgte ihm auf dem Fuße, doch dahinter herrschte grenzenlose Dunkelheit, wie es schien. „Sai hat uns verarscht!“, vermutete Raik sofort. „Denkst du das wirklich?“ Lola begann die Wand abzutasten. Trotz, dass die Tür noch offen stand, schien kaum ein schwacher Lichtstrahl hier herein. „Gibt es hier vielleicht wenigstens einen Lichtschalter“? Irgendwie schallte es hier fürchterlich. Doch mit einem Male wurde ungeheuer hell und die Tür schlug zu, ohne dass irgendwer es hätte verhindern können. Unzählige Scheinwerfer gingen nacheinander an und eine Musik begann zu spielen, welche an eines dieser übertrieben, bunten Fernsehquize erinnerte. Lola nah die Hand über die Augen und sah sich um. Ihr Blick fiel schließlich über eine bunt blinkende Treppe nach oben und dort konnte sie einen Mann ausmachen. Er hatte einen todschicken, weitroten Anzug an. Allerdings war sein weißes Hemd ein Stück offen und er trug auch keine Krawatte. Sein Haar war stilvoll nach oben gegelt und er trug eine Brille mit bläulich getönten Gläsern. Dazu hatte er eine Zigarette in der Hand, doch das schlimmste an ihm war sein Blick. ‚Da war ja endlich die Grinsekatze, auch wenn er hier wohl eher in der Gestalt eines Showmasters war’, dachte sich Lola. Dieses Lächeln war mehr als beängstigend. Wieso grinste dieser Kerl so breit? Lola wand den Blick an Raik. Seine Miene war mehr als finster. „Wer ist das?“, flüsterte Lola und linste mit einem Auge wieder zu dem Kerl im Anzug hinauf. „Das ist Guy“, gab Raik genauso leise zurück. „Mein Bruder...“ „Dein wer?“ Lola blickte wieder nach oben. Konnte das wirklich sein? „Seit wann hast du denn einen Bruder?“ Raik wollte gerade antworten, da unterbrach ihn eine Art Trommelwirbel und die Musik wurde etwas leiser. „Herzlich Willkommen zu: Wer weiß die richtige Antwort!“, tönte die Grinsekatze und Lola konnte nicht so recht ausmachen, aus welcher Richtung seine Worte eigentlich kamen. „Was für ein bescheuerter Name für eine Quiz-Show!“, entfuhr es ihr und schlagartig ging die Musik ganz aus und ein Scheinwerferlicht fiel genau auf sie. Von Guy bekam sie ein Knurren auf ihren Kommentar hin, doch danach hatte er sofort wieder sein abartig breites Grinsen im Gesicht. Eine andere Musik wurde eingespielt und die Scheinwerfer drehen sich wild und flackernd. „Und unser heutiger Gast ist: Lola Ackermann!“, wurde sie ausgerufen. „Na was für eine Überraschung...“, gab sie genauso gespielt zurück, jedoch ein ganzes Stück leiser.“ Aus irgend einer Ecke trag ein kaum hörbarer Applaus an ihr Ohr, doch er war da. Sie ließ den Blick durch die Sitzreihen schweifen, an dessen unteren Ende sie jetzt standen, konnte jedoch niemanden entdecken. Das war sicherlich auch wieder einer dieser Scherze hier. „Dann darf ich dich doch sofort hier zu mir auf die Bühne bitten.“ Ihr verängstigter Blick hin sofort an Raik, genau wie sie selbst und zwar fest mit beiden Händen an seinem Arm. „Ich will da nicht rauf!“, flüsterte sie und erhoffte von ihm eine Reaktion. Irgend eine! Komm schon! War das zu viel verlangt? Raik seufzte. „Ich versuchte gerade dahinter zu steigen, was er damit bezwecken will...“ „Ich warte...!“, kam es von oben ungeduldig herunter. „Was soll das, Guy? Was hast du dir jetzt wieder für ein hirnrissiges Spiel ausgedacht?!“ Raik ergriff endlich die Initiative. Erleichtert atmete Lola auf. „Und wo zum Teufel ist Johnny?“ Einige Augenblicke vergingen. Eine Antwort gab ihm sein großer Bruder jedoch nicht, stattdessen hob er demonstrativ die Handfläche. Dann ertönte ein Donnerwetter. „Setz dich!“, fauchte Guy von oben herunter und mit der flachen Hand machte er eine eindeutige Bewegung nach der Seite. Wie von Zauberhand wurde Raik in die Luft gerissen und in einer der hinteren Zuschauerreihen. Lola blickte ihm verängstigt hinterher. Und was kam jetzt? Die Showmusik setzte wieder ein und ihr Blick fiel abermals nach oben. „Das dauert mir allmählich zu lange...“ Mit einem Fingerzeig auf Lola erhob sich auch diese in die Luft. Doch bei ihr ging das ganze wesendlich behutsamer vonstatten. Wie von Geisterhand schwebte sie die lange, geschwungene, bunte Treppe hinauf, bis sie schließlich Guy gegenüber stand. Lola richtete ihren Pulli und starrte ihn grimmig an. „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Guy reichte ihr die Hand, doch Lola verschränkte die Arme. „Warum fällt es mir schwer, dass zu glauben...?“ Sein darauffolgender Blick machte ihr klar, dass er einen derartigen Widerspruch jetzt gar nicht erwartet hatte. Seine Grinsen verschwand für einige Augenblicke. Lola warf Raik einen knappen Blick zu, bis sie schließlich Guy wieder direkt anblickte. „Was gibt es hier denn zu gewinnen?“ „Zu gewinnen? Nichts! Hier wird dir etwas genommen, wenn du verlierst...“ Verunsichert blickte sie bei diesen Worten wieder zu Raik, doch dieser zuckte mit den Schultern. Er hatte also auch keine Ahnung. Sie hatte keine Lust, auf einen derartigen Mist und schon gar nicht auf eine Quizshow. Sie hasste Quiz Shows! Sie wusste immer so wenig. Ihre Unsicherheit und ihr Unwohlsein stand ihr wohl nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie starrte auf das Stehpult vor sich. Auch dieses blinkte durchgehend, am oberen Rand und machte sie jetzt schon verrückt. „Bist du bereit?“ Tief atmete sie durch. „Eigentlich nicht.“ Doch Guy ließ sich von diesen Worten nicht abschrecken - im Gegenteil. Sie waren wohl eher ein Ansporn. „Aaalsoo“, begann der Showmaster. „Kommen wir zu Frage 1: Guy räusperte sich und hatte plötzlich eine Karte in der Hand, die er wohl aus dem Nichts gezaubert hatte. „Was bezeichnet sowohl die kleinste Einheit einer digitalen Rastergrafik als auch deren Darstellung auf einem Bildschirm mit Rasteransteuerung?“ Lola blickte ihn kurz mit großen Augen an, musste jedoch nur kurz überlegen. Damit kannte sie sich schließlich aus. „Pixel. Das ist Leicht!“ Etwas anderes konnte es gar nicht sein. Das sie so schnell darauf gekommen war, ärgerte Guy, doch er ließ sich nichts anmerken. „Gute gemacht“, meinte er stattdessen mit seinem Perlweiß-Lächeln. Die Frage-richtig-beantwortet-Musik ertönte und ein Scheinwerfer drehte einige Runden über dem ach so zahlreichen Publikum. Ihre Chance, zu sehen, wer da applaudiert hatte. Zunächst sah sie Raik, der noch immer mit verschränken Armen in einer der hinteren Reihen saß, doch als der Scheinwerfer weiter schwenkte, sah sie den anderen Zuschauer. Er war so klein, das man ihn von hinten gar nicht sehen konnte. Auffällig war sein haarloser Kopf und das weiße Gewand. Der kleine Guru hatte ein Fähnchen in der Hand und klatschte begeistert. Irritiert blickte sie wieder zu Guy. „Das ist unser Stammgast“, gab er ihr zu verstehen. „Aber so besonders viel sieht er hier nicht...“ Na wenigstens einer, der Applaus spendet. Ein schwacher Trost. Raiks einzige Reaktion war ein starrer Blick gegen den Moderator. „Dann wollen wir mal keine Zeit verschwenden...“ Den kleinen Zettel von eben warf er nach oben und dieser verschwand mit eine „Flopp“ wieder im Nichts. Stattdessen zog er den nächsten Zettel aus der Gesäßtasche. Während er sich räusperte, blickte er über seine Brille hinweg. „Hier nun Frage Nummer 2: Was wurde Im 16. Jahrhundert noch im 4/4-Takt von den polnischen Würdenträgern als eine Huldigung an Polen getanzt und verbreitete sich durch Heinrich III. zunächst in Frankreich und danach in ganz Europa?“ Lola bekam große Augen. „Was?“ Das war ihr klar gewesen! In diesem Spiel konnte sie nur verlieren. Lola hatte keine Ahnung. „Gibt es keine Antworten zur Auswahl?“ Sie hoffte so sehr, dass es die doch gab, doch sie wurde enttäuscht. „Sind wir hier bei: ’Wer wird Millionär?’ “, war Guys Antwort darauf. Lola wand dem kleinen Guru einen Blick zu. Dieser saß so angespannt auf seinem Stuhl, dass man meinen konnte, er würde jeden Moment herunter springen. Die Fahne hatte er auch jetzt noch fest in beiden Händen. „Was passiert, wenn ich falsch rate?“ Guy zog an seiner Zigarette, die bereits die Hälfte der Asche ohne sein zutun auf dem Boden verewigt hatte und starrte an die Decke. „Hm…“, sagte er schließlich und blickte sie wieder direkt an. „Das werde ich mir noch überlegen… UND JETZT ANTWORTE!“ Seine Stimme wurde scharf und erschreckte Lola für einen Moment, bis sie eine Stimme aus dem Publikum dazu brachte, abermals in die Sitzreihen zu blicken. „Denk nach, Lola!“ Es war Raik. „Polen... Tanz...“, doch Guy unterbrach ihn schnellstens. „Sei still Raik, oder ich schicke dich raus!“ Daraufhin erklang wieder ein Donnerwetter, doch dieses ging schließlich in das Ticken einer Uhr über. „Tanz? Polen...?“ rief sie sich diese Worte wieder in Erinnerung. Was konnte das sein? Sie wusste es! Sie war sich sicher und dann traf es sie wie ein Blitz. „Polonaise?“ Sie war sich nicht sicher, aber das konnte es sein. Jedenfalls war es eine sinnvolle Kombination aus dem Beiden Worten von Raik. Zu ihrer eigenen Überraschung ertönte nun doch wieder die Frage-richtig-beantwortet-Musik. Lola atmete auf. Raik ging es sicherlich nicht anders und sogar der kleine Guru war hell auf begeistern, nur Guy zog ein Gesicht, wie zehn Tage Regenwetter. „Gut gemacht, Lola!“, presste er zwischen den Lippen hervor und nahm einen weiteren Zug seiner Zigarette, doch dann kramte er in seiner Hosentasche herum. Was er jetzt wohl herauszog, fragte sie sich. Sicherlich die nächste Frage, doch es war eine "Super Mario" Sammelfigur. Lolas verwirrter Blick hing an dem kleinen Plastikteil, bis es Guy einfach die Treppe hinunter warf. Ihren Augen folgten ihm, bis es schließlich auf dem Boden aufschlug und noch ein Stück rutschte. Mit der typischen Musik, die er machte, die sie von den Gameboy-Spielen kannte, wenn er an Größe zulegte, war die kleine Figur plötzlich mannshoch. „Du weist, was du zu tun hast, Mario?“, richtete Guy seine Worte an die ursprüngliche Plastikfigur. Dieser salutierte kurz und mit einem Male wurde auch seine Musik eingespielt, wenn er durch die Welten rannte. Nur rannte er jetzt zu Raik hinüber. In einem Affenzahn, den Lola ihm gar nicht zugetraut hatte, fegte er durch die Bankreihe, schnappte sich Raik, hielt ihm mit nach oben gestreckten Armen und legte den gleichen Weg im selben Tempo wieder zurück. Erschüttert riss sie ihren Blick davon los und starrte Guy sauer an. „Was soll das werden? Was hast du vor mit ihm?!“ „Ich setze ihn nur vor die Tür“, gab er ihr zu verstehen. „Das er uns nicht noch einmal dazwischen funkt...“ Sie musste mit ansehen, wie der mannshohe Mario Raik durch die Vorzimmertür warf und die Tür wieder schloss. Keinen Augenblick später war auch die Türklinke verschwunden und Mario hatte seine ursprüngliche Größe wieder. Lolas Panik konnte kaum größer werden. Trotz, dass die Türklinke verschwunden war, hastete sie zur Treppe, doch auch ein Fingerschnipsen, von Guy hin, wäre sie fast die Treppe hinuntergestürzt. Mit schrecken durfte sie feststellen, dass ihre Füße in Beton waren. Ein netter kleiner Würfel, der ihr fast bis ans Knie reichte und es ihr unmöglich machte, sich zu bewegen. „Was bist du nur für ein verdammtes ARSCHLOCH!?“, schrie sich Lola die Lunge aus dem Leib. Kurz darauf wurde sie wie von Geisterhand wieder an ihr Stehpult herangeschwebt. „Eine Frage noch!“, donnerte Guy. „Eine einzige und dann hast du gewonnen und kannst wieder gehen...“ Dieser Super Mario Verschnitt hatte ihn tatsächlich fast gegen die andere Tür geschleudert. Erst nach einigen Augenblicken war er in der Lage sich zu erheben und zu registrieren, was da gerade geschehen war. Sai wollte ihm zunächst aufhelfen, wich dann jedoch lieber zurück. „Du arbeitest für ihn?“ Sein Blick war hasserfüllt. „Wie konntest du nur?!“ „Er hat mich gezwungen.“ Verschämt senke sie den Blick. „Aber du...“ Raik unterbrach sie schroff. „Erspar mir das!“ Der große Schreibtisch in der hinteren Ecke war jetzt sein Ziel. Vielleicht würde er in einem der Fächer irgend etwas sinnvolles finden, was ihn hier weiterhelfen würde. Immerhin war das hier Johnny's Schreibtisch gewesen. Mit Schwung riss er nacheinander die einzelnen Schubfächer auf. Doch dann fand er etwas, was er ganz sicher nicht hier erwartet hätte und schon gar nicht gesucht hatte: Ein Intimfoto von Angela Merkel. Völlig perplex starrte er es kurz an, dann ließ er es jedoch schnellstens wieder im Fach verschwinden und schob dieses eilig zu. Lola hingegen kam nicht um ihre dritte Frage herum. Guy hatte es sich sogar nicht einmal nehmen lassen und sie in der unbequemen Betonmasse stehen lassen. Sie war den Tränen nahe, doch diese Blöße wollte sie sich nicht vor diesem Scheißkerl geben. „Also, Frage 3.“, sagte er und dieses Mal flog ihm die Karte von oben in die Hand. „Wie hieß der aztekische Gott, der in Form einer gefiederten Schlange dargestellt wird?“ Lola schloss die Augen und dachte nach. Sie hatte jetzt keinen Raik mehr, der ihr durch Andeutungen helfen konnte. Sie war hier ganz allein. Doch halt, der kleine Guru war noch hier. Als sie zu ihm hinunterblickte, durfte sie feststellen, dass er sich vor Anspannung mittlerweile bereits an seinem Fähnchen festgebissen hatte. Dieser kleine Kerl würde ihr ganz sicher nicht helfen. Sie seufzte und schloss wieder die Augen. ‚Denk nach, Lola! Du weißt es! Der aztekische Gott, als gefiederte Schlange...’ Verdammt! Sie hatte keine Ahnung. Was waren das nur für Fragen... Ihr Kopf arbeitete wie in ein Uhrwerk, nur hatte sie das Gefühl, jedes einzelne Zahnrad würde quietschen. Die Bilder vor ihren Augen, begannen sich immer schneller zu treten und plötzlich kam ihr ein Hilfreicher Gedanke und sie sah Guy fest in die Augen. „Horus?“, entwich es ihr schließlich im Flüsterton, doch sofort erklang die ihr bekannte Zonk-Musik. Lola fuhr zusammen. ‚Verdammt!’ „Falsche Antwort!“, bekam sie es dann auch noch von Guy unter die Nase gerieben. Selbstverständlich mit seinem breiten und ach so schadenfrohen Grinsen im Gesicht. „Horus ist der falkengestaltige Ägyptische Himmelsgott“, gab er sein Wissen zum besten. Die richtige Antwort wäre Quetzalcoatl gewesen!“ wieder grinste er. Lolas Augen weiteten sich. Diesen Namen hatte sie noch nie gehört und sie weiteten sich noch mehr, als die Zigarette, die er bis eben zwischen den Fingern gehalten hatte, sich in einen Art Zauberstab verwandelte. Raik hatte sämtliche Fächer leergeräumt und durchwühlt, doch etwas passendes hatte er nicht gefunden. Wie es schien, hatte sein Bruder hier nur noch Schund in jedem einzelnen Fach, doch er wand ruckartig den Kopf, als mit einem Klacken die Türklinke wieder da war. Er war zunächst erleichtert, doch dann hörte er Lola bereits schreien. Mit wenigen Schritten war er bei der Tür, hatte diese aufgerissen und war genauso zügig auf dem Weg nach oben auf die Bühne. Als er endlich oben angekommen war, konnte er seinen Bruder nur noch beobachten, wie er den Zauberstab wieder in eine Zigarette zurück verwandelte und diese schließlich gänzlich aufrauchte, das er den Stummel hier auf dem Boden austreten konnte. Um Lola herum war eine lila Wolke aus Feenstaub. Er war sich nun ganz sicher, dass er sich Sais Zauberstab einfach angeeignet hatte. „Was hast du getan?!“, schrie Raik ihn an. Die Wolke schien sich noch nicht lösen zu wollen. „Sie hat versagt!“, gab ihm sein Bruder zu verstehen. „So lautet die Regel! Sie ist genau so ein Versager wie du und so weich wie unser Vater! Und außerdem kann sie so keinen Ärger machen!“ Die Wand hinter Guy, bildete ein circa einen Meter großes, rundes Loch, durch welches man den Himmel und das Meer sehen konnte. Mit einem Satz sprang er auf sein Stehpult. „Dann verabschiede ich mich. Arividertschi.“ Vor Raiks Augen verwandelte er sich in einen Phönix, so groß wie ein Schwan, und verschwand aus dem Loch in der Wand. Er wollte ihm nach, doch bevor er dieses erreicht hatte, war es auch wieder verschwunden. „Scheiße!“ Er stampfte mit dem Fuß auf. Das konnte doch nicht wahr sein... Sofort eilte er wieder zu Lola. Die lila Wolke löste sich endlich auf. Wie ein Häufchen Elend, kauerte Lola am Boden. Der Feenstaub verschwand schließlich ganz und was Raik jetzt sah, war blau. Er erblickte blaue Federn... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)