Streifzug durch die Fragwürdigkeit von Trollfrau (die Animexx-Item-Story) ================================================================================ Kapitel 1: A ------------ Mit freundlicher Genehmigung von: (schaut euch bei Gelegenheit doch mal seine Cosplay-Fotos an) ^^ Anzahl der verwendeten Items: 15 A. Lola Ackermann war genervt. Schon seit Tagen herrschte dieses Mistwetter und es war bis jetzt kein Ende in Sicht. Sie presste die Nase am Fenster platt und beobachtete die Scheibe dabei, wie sie beschlug. Ostern war mal wieder ins Wasser gefallen und dieser Sonntag würde wohl genauso langweilig werden, wie der darauf folgende Montag. Kein Ostereier suchen im Garten. Schön, dafür war sie nun wirklich so langsam zu alt, aber Spaß machte es dennoch und außerdem hätte sie die freien Tage nun wirklich lieber draußen verbracht... Mit einer fixen Drehung hatte sie sich dem Fenster abgewandt und ließ sich am Heizkörper herunterrutschen. Dabei fiel ihr Blick auf das Osterkörbchen, das sie auf dem Schreibtisch abgestellt hatte. Ein Schokohase und 4 Marzipan Eier waren noch übrig. Schokolade hielt bei ihr allgemein nicht sonderlich lange. Vor Dienstag waren – zumindest die Eier – schätzungsweiße längst verschwunden. Dann schwenkte ihr Blick nach rechts. Unmittelbar daneben stand Epona . Ein künstlerischer Fehlschlag wie er im Buche stand. Links einst so stolzes Ross war dank ihrer Hilfe nur noch ein Schatten seiner selbst. Sie hatte es selbst gebastelt. Nun ja, sagen wir: sie hatte es zu mindest versucht. Hatte sie sich doch extra diese FIMO-Knete gekauft und wollte auch einmal das versuchen, was andere auch so oft geschafft hatten auf dieser Internetseite – wie hieß die noch gleich?... – aber dafür war sie wohl zu doof. Sie hatte sich die Knete gekauft und Silberdraht für das Grundgerüst und hatte dann schließlich angefangen, aber... Beim Gedanken daran wurde sie jetzt noch sauer. Es war eben eine Geldverschwendung gewesen. Wie oft sie immer wieder daran herumgeformt hatte. Sicherlich über zwei Wochen hinweg und am Ende sah es wohl schlimmer aus, wie zuvor. Dennoch hatte sie das Gebilde im Ofen gebacken, aber angemalt hatte sie es nicht. Zum Glück hatte sie die Farben noch gar nicht gekauft. Da hätte sie sich wohl noch mehr darüber geärgert. So hatte sie also dieses Weise Ding auf ihrem Schreibtisch stehen. Es erinnerte wohl eher an ein Schwein. Die Beine waren zu kurz, der Kopf zu groß... weitere Mängel hier noch aufzuführen, würde zu weit gehen. Lediglich den Schweif fand sie halbwegs gelungen, doch das war im ganzen betrachtet, definitiv zu wenig. Dennoch hatte sie es nicht weggeschmissen, obwohl sie sich jedes Mal von neuem über ihre Unfähigkeit ärgerte, wenn sie es sah. Um diesem Ding wenigstens noch ein bisschen Charme zu verleihen, hatte sie ihm ein paar ihrer Fingerringe über die Ohren gehängt. Es machte ihre Unfähigkeit zwar nicht ungeschehen, doch es wertete das Schweinepferd dennoch ein bisschen auf. Nach diesem Fehlschlag hatte sie den Gedanken, Link selbst auch noch zu fertigen, gänzlich verworfen. Dann würde sie wohl eher beim Zeichnen bleiben. Darin war sie bedeutend besser. Lola seufzte schwer. Zum Malen fehlte ihr jetzt allerdings jeglicher Sinn. Vielleicht sollte sie ein bisschen lesen. Sie hatte doch noch diesen "Fruits Basket-Manga" hier herumliegen. Ihre Schwester würde ihn sicherlich bald zurück haben wollen. Lola sprang auf und hüpfte – es war wohl mehr ein hüpfen, als ein laufen – zum Bücherregal. Unter allerlei Fantasiebüchern, von denen sie einige sicherlich schon mindestens zehn mal gelesen hatte, fand sie schließlich auch den Manga, den sie sich gerade in den Kopf gesetzt hatte. Während sie eifrig die Bücher zurück legte und stellte, fiel ihr die schwarze Rose auf den Boden, die ihr Raik vor gar nicht so langer Zeit geschenkt hatte. Augenblicklich war ihr Leseverlangen gestillt. „Raik...“, flüsterte sie verträumt, hob die Rose auf und warf einen Blick auf ihr Nachttischschänkchen. Auf diesem stand ein Bild von einem dunkelhaarigen Kerl, der jedoch irgendwie grimmig schaute. Was er wohl gerade machte? Sie legte den Manga wieder achtlos auf den Bücherstapel und ließ sich schwungvoll rückwärts auf ihr Bett fallen. Dabei riss sie jedoch das Bild um und dieses segelte hinter das Schränkchen. Zu ihrem Entsetzen gab ihr das Glas mit einem Klirren zu verstehen, dass es soeben gesprungen und in Teile gebrochen war. „Ach Scheiße!“, gab Lola lautstark von sich und schwang sich abermals vom Bett, um das Bild wieder aufzuheben. Sie legte die Rose auf das Nachttischchen und machte sich daran, die Scherben aufzusammeln. Dabei bemerkte sie auch, dass Wolli, das Schaf , wohl auch schon geraume Zeit unter dem Bett zu wohnen schien. Sie hatte ihn gar nicht vermisst. Er hatte eine mächtige Staubwolke am Kopf und lang rücklings mit von sich gestreckten Gliedern da. Wie da unten gestorben, dachte sich Lola. So sehr war sie beschäftigt gewesen, erwachsen zu werden und an Raik zu denken, dass sie ihn oben gar nicht vermisst hatte. Ihre Mutter mochte Raik nicht. Er war ihr wohl zu...unheimlich? Darum war er auch nur zwei Mal hier gewesen. Schön – er schien nur schwarze Klamotten zu haben, aber was sagte das denn bitteschön aus?! Sie fand ihn gleich von Anfang an süß, als er neu in ihre Klasse kam. Das war vor reichlich einem Jahr. Selbst wenn er zu Beginn lediglich ihrer besten Freundin reizende Blicke zuwarf. Doch von einem Tag zu nächsten, war sein Interesse an Saskia ganz verschwunden gewesen und er hatte ihr seine Aufmerksamkeit geschenkt. Warum das so war? Darüber hatte sie nie nachgedacht. Sie schob sich ihre Brille zurück auf die Nase und kroch unter das Bett, doch da hörte sie plötzlich ein Klopfen. Lola verharrte und lauschte. Da war es wieder, sehr zaghaft, aber es war nicht an der Tür. Eilig kroch sie wieder hervor, jedoch ohne besagtes Schaf, da bemerkte sie auch sofort den schwarzen Vogel auf ihrem Fensterbrett. Ein Rabe. Als er ihre Aufmerksamkeit hatte, drehte er den Kopf schief und begann sie zu beobachten. Wie erstarrt blieb sie mitten im Zimmer stehen. Die Augen des Tieres schienen zu leuchten. Dass er etwas Funkelndes im Schnabel trug, bemerkte Lola sofort. Nur zaghaft näherte sie sich ein Stück. Die Fensterläden waren, dank des schlechten Wetters, geschlossen, also konnte er schon einmal nicht hier herein. „Na, mein Hübscher?“, flüsterte sie und trat noch ein paar Schritte näher. Der Vogel begann unruhig ein paar Schritte hin und her zu tippeln und flatterte kurz mit den Flügeln, jedoch ohne zu verschwinden. Und was kam jetzt? Sie würde ihn beobachten, bis sie schwarz wurde? Ihn vielleicht wegjagen? Lola trat jetzt ganz vor das Fenster. Das funkelnde Ding in seinem Schnabel hatte jetzt vollends ihr Interesse geweckt. Was er da wohl hatte? Sie rückte ihre Orchidee aus dem Weg, um ihn besser sehen zu können. Ein großes Tier, wie sie sich selbst eingestehen musste. Da war sie wirklich froh, dass ihre Finger hinter der Glasscheibe in Sicherheit waren. Aber genau genommen war sie einem dieser Vögel noch nie so nah gewesen. „Ist das für mich?“ Der Rabe versuchte zu krächzen, ohne den Schnabel jedoch zu öffnen. Viel war es also nicht, was er von sich gab. Stattdessen flatterte er wieder wild. „Denkst du wirklich, ich lasse dich hier rein?“, sprach sie weiter mit dem schwarzgefiederten Tier. Sie konnte wirklich nur hoffen, dass sie keiner hier so sah. Weder ihre Schwester, noch irgendwer aus der Klasse und schon gar nicht Raik! Er würde sie doch für zurückgeblieben halten, dass sie hier tatsächlich mit einem Vogel sprach und sie nie wieder ansehen. Doch kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, wurde mit einem Ruck ihre Tür aufgerissen. „He, du Biest!“, drang die Stimme ihrer Schwester an ihr Ohr. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst die Finger von meinen Sachen lassen? Wo hast du den Lippenstift wieder versteckt?“ Lola wand ihr nur kurz den Blick zu und sah dann sofort wieder zum Raben. Dieser war jedoch mit einem mächtigen Satz vom Fensterbrett gesprungen und stürzte durch die Luft davon. Lola wollte kreischen, als sie die Scheinwerfer, eines sich nähernden Autos wahrnahm, doch da war es bereits zu spät und der Vogel wurde geradewegs aus der Luft gerissen. „SCHEIßE,SCHEIßE, SCHEIßE!“, schrie sie und ignorierte Denise völlig. Wie in Zeitlupe sah sie den armen Vogel rücklings durch die Luft schweben. Was er im Schnabel gehalten hatte, flog in eine andere Richtung. „Du hast ihn umgebracht, du HEXE !“ Ihre Schwester verzog lediglich den Mund. „Bitte was?“ Dann hielt sie völlig ungerührt die Hand auf. „Den Lippenstift!“ Lola schaute besorgt aus dem Fenster. Sie musste jetzt da raus und nachsehen, ob der Vogel noch zu retten war. „Ich habe deinem dämlichen Lippenstift nicht! Der steht bestimmt noch im Badezimmer.“ Und mit diesen Worten war sie auch bereits an ihr vorbei. Lola stürzte die Treppe hinunter und warf sich nur im vorbeirennen schnell den Anorak über. Die Turnschuhe waren ebenfalls schnell an den Füßen, da sie es hin und wieder vorzog, die alten Dinger zu tragen, bei denen sie schon seit Ewigkeiten die Schnürsenkel nicht wieder geöffnet hatte. Mit Schwung schlug die Haustür hinter ihr zu. Während sie um die Ecke hastete, zog sie den Reißverschluss zu und warf sich noch die Kapuze über. Das Vögelchen musste hier irgendwo sein. Da war sie sich mehr als sicher. Ob tot oder lebendig konnte sie jedoch nicht mit Sicherheit sagen. Sie lief an die Straße, musste jedoch noch warten, bevor sie diese überquerte, weil gerade das nächste Auto an ihr vorbei fuhr. Von der anderen Seite kam jedoch keins mehr, also lief sie bereits bis zur Mitte. „Vögelchen?“, rief sie unruhig und blickte sich genau um. Auf den Grünflächen hier musste dieser schwarze Kerl doch auffallen, doch so sehr sie sich umblickte, sie konnte ihn nirgends ausmachen. „Blöder Regen!“ Sie richtete den Mittelfinger in Richtung Himmel. „Du bist auch Schuld!“ Mit schnellen Schritten lief sie die Straße ab und musste dabei einigen Pfützen ausweichen, doch dann hielt sie an und sah sich bei den Büschen näher um. Da lag etwas schwarzes. Eilig trat sie drauf zu, doch es war nur eine der Rabenfedern . Der Vogel konnte also nicht weit sein. Oder war er doch weniger derb getroffen worden? Ausgeschlossen! Er war hier irgendwo! Lola hob die Feder auf und quetschte sich zwischen dein hüftrohen Büschen hindurch, dass ihr Anorak dieses lästige, kratzende Geräusch von sich gab, doch auch dahinter konnte sie keinen Raben sehen. Hatte der Rabe vielleicht auch mehrere Leben? Gab es so etwas vielleicht nicht nur bei Katzen? 1UP ? Wie im Super Mario Spiel? So genau wie ihn das Auto erwischte, hätte sie schwören können, dass er das nicht überlebt hatte. Doch dann wurden ihr ihre völlig absurden Gedanken klar. Sie war wohl doch noch nicht so weit, bereits erwachsen zu werden. Unruhig besah sie sich erneut die schwarze Feder. Wenn der Vogel hier nirgendwo war, dann hatte er es vielleicht doch überlebt. Das war wenigstens eine gute Sache heute an diesem verregneten, beschissenen Tag. Während sie in gebückter Haltung, die Nase tief in den Anorak gezogen, über den Fußweg schlich, hörte sie, dass es jetzt wohl auch noch Gewittern wollte. Das Grollen war zwar noch nicht nah, dennoch bereits zu hören. Das waren wirklich beschissene Osterferien. Konnte es noch schlimmer werden? Vielleicht sollte sie jetzt einfach bei Saskia vorbei schauen? Mit ihr zusammen konnte sie wenigstens Lachen, weil ihr immer wieder dumme Sprüche über alle möglichen Leute einfielen. Eben ein richtiges Lästermaul. Bei diesem Gedanken musste sie grinsen, doch sie blieb abrupt stehen, als sie aus dem Augenwinkel heraus etwas glitzern sah. Es war in den Rinnstein gerollt und das zunehmend ansteigende Wasser riss es so langsam mit sich. Das war sicherlich dieses Ding, was der Rabe im Schnabel hatte und schließlich, bei seiner Flucht und dem Aufprall verloren hatte. Lola hastete darauf zu und fischte es noch rechtzeitig aus dem Wasser, bevor es im nächsten Kanalisationsabfluss verschwinden konnte. Ihre Augen wurden groß, als sie das funkelnde Juwel genauer in Augenschein nahm. „Cool“, war es jedoch, was sie nur herausbrachte. Wo hatte dieser Vogel wohl dieses Ding her? Von irgend einem reichen Schnösel gestohlen? Es sah jedenfalls teuer aus. Es war bestimmt wertvoll... Der Gedanke, ihrer Freundin jetzt zur Last zu fallen, war augenblicklich verworfen. Sie würde jetzt wieder nach Hause gehen und sich dieses Ding bei anständigem Licht genauer betrachten und außerdem zog das Gewitter stetig näher. Abermals sah sie sich prüfend um, doch von dem Raben fehlte weiterhin jede Spur. Sie hoffte so sehr, dass er es irgendwie geschafft hatte. Es wäre auch zu schade um dieses schöne Tier. Als sie vor der zugezogenen Haustür stand, bemerkte sie erst, dass sie vergessen hatte, den Schlüssel einzustecken. Genervt verdrehte sie die Augen und klingelte. Nach einigem warten vernahm sie endlich eine Stimme: „Ja?“ Es war ihre Schwester. „Ich bin es Denise. Ich habe meinen Schüssel vergessen.“ Doch anstatt, dass ihr die Tür geöffnet wurde, bekam sie ein: „Wir kaufen nichts!“, zu hören. Dann herrschen einige Augenblicke Stille und schließlich sprang die Tür doch auf. „Was soll das?“, hörte sie ihre Mutter sauer sagen. „So wie du dich aufführst, könnte man wirklich meinen, du bist die jüngere von euch beiden.“ Im selben Moment betrat auch Lola die Küche.“ „Sie hat wieder meinen Lippenstift geklaut!“, kam jedoch als Rechtfertigung von der großen Schwester. „Hab ich nicht!“, gab die jüngere daraufhin jedoch zu zickig zurück. „Als ob ich so etwas benutzen würde. Brauch ich nicht! Das ist Zeitverschwendung!“ Sie ließ das Juwel unauffällig von der Jackentasche in der Hosentasche verschwinden, doch da fiel der Blick ihrer Mutter auch bereits auf die Rabenfeder. „Musstest du dieses dreckige Ding hier unbedingt mit hereinbringen?“ Ihr finsterer Blick traf sie sofort. „Ich nehme sie doch mit nach oben“, gab Lola lediglich zurück. Vögel waren in diesem Haus tabu genau wie deren Federn, oder schräge Vögel, wie es wohl Raik in ihren Augen war. Sie hängte den nassen Anorak über den Stuhl, welcher der Heizung am nächsten stand und schenkte Denise einen grimmigen Blick. Doch diese war schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel die Nase über das ekelige Gefäß mit den Triops zu hängen. Wie sie diese hässlichen Urzeitkrebse hasste. „Warum darf sie diese hässlichen Viecher halten und ich nicht einmal einen Wellensittich?“ Ihre Mutter verdrehte die Augen und wand sich ab. „Du darfst keinen Vogel haben, wegen der Allergie. Das habe ich dir doch erklärt. Das ist keine Einbildung, Schatz.“ „Und was ist mit einer Katze? Oder einem Hund?“ Denise begann hinterhältig zu kichern, doch Lola versuchte, das jetzt bekonnt zu ignorieren. „Das ist gemein, Mum!“ „Es tut mir leid, Schatz.“ „Dann vielleicht eine Maus?“ Ihre Mutter schnaubte sauer und legte das Messer auf den Tisch zurück, mit dem sie bis eben noch Gurken geschnitten hatte, welche heute Abend zu einer anständigen Schüssel mit Salat werden sollten. Sie war mal wieder auf dem Diät-Trip und alle mussten mitmachen. „Ist ja gut“, gab Lola auf ihr Schnauben lediglich zurück. „Ich verschwinde.“ Keinen Moment später war sie auch bereits auf der Treppe nach oben. Einmal mehr war sie stinksauer auf ihre Schwester. Irgendwie schaffte die es immer wieder, ihren Willen durchzusetzen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Mutter diese Urzeitkrebse besonders toll fand und dennoch standen sie in der Küche. Vor sich hin murrend betrat sie ihr Zimmer und schlug die Tür zu. Vor dem Abendbrot würde sie ganz sicher nicht wieder unten auftauchen. Wenn sie diesem überhaupt beiwohnen würde. Sie hatte ja auch noch ihre Marzipan Eier... Kapitel 2: B ------------ Mit freundlicher Genehmigung von: (Auch hier gibt es Bildchen anzuschauen und eine recht gut besuchte FF ^^) Anzahl der verwendeten Items: 16 B. Lola trat sofort ans Fenster heran und warf einen prüfenden Blick hinaus. Vielleicht hatte sich der Rabe ja wieder eingefunden, dem war jedoch nicht so. Stattdessen prasselten die Regentropfen nur so gegen das Fenster. Mit einem Seufzen stellte sie die Feder in ihren Stifthalter und kramte sofort den Juwel aus der Tasche. Durch die dunklen Wolken, war ihr die eigentliche Farbe dieses Steines bis jetzt vorenthalten worden. Jetzt strahlte er in einem wunderschönen Türkis. Er wirkte wie Glas und doch sah er recht stabil aus. Er hatte eine viereckige Form und seine Kanten waren spitz geschliffen. Lola schaltete die Schreibtischleuchte ein und hielt diesen darüber. Er leuchtete jetzt in den verschiedensten Farben. „Wow...“, entwich es ihr. So etwas Schönes hatte sie noch nie gesehen. Interessiert drehte sie ihn hin und her und beobachtete dabei ihre Decke, welche mit allen möglichen farbigen Streifen gleich viel schöner aussah. Was dieses Ding wohl wert war? Nicht, dass sie vor hatte, ihn zu verkaufen, es interessierte sie nur. Lola ließ sich auf ihrem Drehstuhl nieder, doch da zuckte ein Blitz über den Himmel, welchem sofort ein Donnergrollen folgte. Vor Schreck schmiss sie den Juwel in die Luft. In hohem Bogen segelte er davon und landete schließlich auf dem Bücherregal. Lola wartete einen Augenblick, doch zu ihrer Überraschung blieb er da, wo er lag auch noch liegen. Sie hatte schon fest damit gerechnet, dass er ihre zuvor völlig lieblos aufgetürmten Bücher allesamt herunter riss und dabei vielleicht auch noch zu Bruch ging. Um ihm hinterher zu hasten, wäre sie sicherlich zu langsam gewesen. „Was bin ich denn auf einmal so schreckhaft?“, fragte sie sich selbst und sprang von Stuhl auf, um sich den Juwel zurückzuholen. Auf Fußspitzen stehend langte sie schließlich nach oben. Der funkelnde Stein war bis ganz nach hinten gerutscht, dennoch konnte sie ihn noch fassen. Mit einer zügigen Bewegung wollte sie ihn gerade wieder an sich nehmen, als es abermals blitzte und zu allem Überfluss auch noch wenige Sekunden später das Licht erlosch. Nach einem blitzartig hell erleuchteten Raum stand sie nun in gänzlicher Dunkelheit. Ein Stromausfall. Der Regen machte es zu allem Überfluss noch finsterer. „Och nö...“, stieß sie missgelaunt aus. Wie sie so etwas hasste. Lola ließ den Stein liegen wo er war und wollte erst einmal sicher gehen, dass sie nicht die einzige war, die jetzt im Dunklen saß. Doch als sie wieder in den Flur treten wollte, fand sie ihre Zimmertür nicht. „Hä?“ Lola stemmte die Hände in die Hüfte und blickte sich ungläubig um. An der Seite, an welcher vor wenigen Augenblicken noch die Tür gewesen war, war jetzt eine weiße Wand. Sogar das Poster von Edward Elric aus Fullmetal Alchemist, welches an besagter Tür gehangen hatte, war verschwunden. „Das ist jetzt aber ein Scherz, oder?“ Unruhig begann sie die Wand abzutasten. Wie konnte denn eine Tür einfach verschwinden? Doch je länger sie daran herumtastete, desto schlimmer wurde ihre Panik. „Mum?“, schrie sie schließlich. „HILFE!“ Doch sie bekam keine Antwort. Konnte man sie überhaupt hören? Mit einem Ruck wand sie sich zum Fenster um. Dieses war noch da. Genau wie das Gewitter und der stärker gewordene Regen. Schleunigst riss sie die Fensterläden auf. Der Himmel war eine einzige Graue Masse, wenn nicht hin und wieder ein Blitz aufzucken würde. „Hallo?“, versuchte sie es auf dieser Seite. „MUM? DAD? ...“ Der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Niemand schien sie zu hören. Ihr völlig verängstigter Blick fiel nach unten. Sollte sie vielleicht springen? Beim bloßen Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Davor hatte sie viel zu viel Angst vor der Höhe. „MUM!“ Sie blickte zurück, zu ihrer einstigen Tür, doch diese war und blieb verschwunden. „Ein Albtraum! Ganz klar! Ich bin ins Zimmer gegangen, habe mich auf mein Bett gelegt, bin eingeschlafen und jetzt träume ich wirres Zeug.“ Lola kniff sich daraufhin in den Arm, doch sie schrie auf vor Schmerz. „Verdammte Scheiße!“ Was sollte sie nur tun? Auf der Straße war weit und breit niemand zu sehen. Abermals blickte sie an die Wand, welche jetzt keine Tür mehr hatte, als sie plötzlich ein Krächzen vernahm. hektisch wand sie den Blick wieder aus dem Fenster. Das Regenwasser hatte ihre Brille derartig überschwemmt, dass sie, außer einem Schwarzen, sich rasch nähernden Fleck, nichts richtiges erkennen konnte. Dennoch wusste sie, was sich dort näherte. Schleunigst zog sie den Kopf wieder ins Zimmer zurück und wollte die Fensterläden schließen, doch so sehr wie ihr jetzt der ganze Körper zitterte, war sie zu langsam. Mit Schwung landete der Rabe neben ihr auf dem Boden. Er schüttelte sich kurz, wobei er auch die Flügel nicht ausließ, und hüpfte schließlich ein paar Schritte auf sie zu. „Bleib mir bloß von Leib!“, versuchte Lola ihn auf Abstand zu halten. Doch wie sollten derartige Worte einem Vogel begreiflich machen, was er tun sollte? Stattdessen trat sie einen schnellen Schritt auf ihn zu und sagte dabei: „Husch!“, während sie wild mit den Armen ruderte. Das Fenster hatte sie offen gelassen, doch das Federvieh ging gar nicht darauf ein. Wusste er vielleicht, dass sie seinen Juwel hatte? Ausgeschlossen! „Mach, dass du wegkommst!, versuchte sie es erneut, doch der Rabe flatterte lediglich mit den Flügeln und krächzte sie abermals an. „Was willst du von mir, du blödes Vieh!“ Lola bekam es so langsam wirklich mit der Angst. Erst die Sache mit der Tür. Sie blickte sich abermals danach um und auch jetzt schien sie verschwunden. Und dann dieser aufdringliche Vogel, vor dem sie jetzt nicht einmal weglaufen konnte. „Was willst du denn von mir!?“, fragte sie erneut. Ihre Schlechte Laune konnte kaum schlechter werden. Ein Krächzen war seine Antwort. Dann sprang er auf den Schreibtisch und warf dabei ihre Bleistifte und das Schweinepferd um. Stinksauer schaute sie sich schließlich nach einer Waffe um. Irgendwie musste dieser Vogel doch zu verjagen sein. Doch dabei fiel ihr Blick auf ihr Bücherregal. Hatte dieses doch tatsächlich angefangen zu leuchten. Die hintere Kante, welche genau an der Zimmerwand anschloss, strahlte jetzt die regenbogenfarbenen Lichter des darauf liegenden Juwels ab – ohne, dass ihn jemand über eine Lampe hielt! Wie konnte das denn sein? Lola schluckte hart und blickte abermals auf den Raben. Hatte er etwa etwas damit zu tun? Er hatte sich nicht wegbewegt und schien sich beruhigt zu haben. Der schwarze Vogel musterte sie jetzt lediglich mit schräg gehaltenem Kopf. „Was geht hier vor? ...“ Auch wenn sie versuchte, stark zu klingen, hatte sie die Hosen gestrichen voll. Lola wand sich wieder der leuchtenden Regal zu. „Warum leuchtest du, du blödes Ding...“ Sie wagte sich noch ein Stück heran und musste feststellen, dass das Leuchten von hinter dem Regal kam. Abermals blickte sie hektisch zur Tür, die auch jetzt nicht vorhanden war. Ein seltsamer Windhauch lenkte ihr Interesse allerdings sofort wieder auf den Raben. Allerdings war dieser verschwunden. Stattdessen war es jetzt Raik, der neben ihr, jetzt in diesem Zimmer war. Lola stieß einen spitzen Schrei aus und taumelte gegen das leuchtende Bücherregal. „Beruhige dich. Ich bin es doch.“ Es war seine Stimme, aber wie konnte das sein? Lola würgte ein unsicheres Lachen heraus. „Wie bist du hier hereingekommen?“ „Rate doch mal.“ Mit, sie beruhigend, erhobenen Händen, trat er ein paar Schritte näher. „Bleib stehen!“ Lola sah sich suchend um. „Wo ist der Rabe?“ Von Raik bekam sie nur ein Grinsen als Antwort. „Weg?“ Um sie nicht noch mehr in Angst und Schrecken zu versetzen, trat er jetzt eilig auf sie zu. Er packte sie mit beiden Armen und hielt sie fest. „Beruhige dich doch, Lola.“ Vorsichtig hielt er sie in den Armen. Ihre Beine waren wie Wachs. Zum einen, wegen den mehr als seltsamen Begebenheiten, die hier gerade stattgefunden hatten und zum anderen lag sie in Raiks Armen. „Kannst du mir sagen, warum meine Tür weg ist?“ „Nein, leider nicht“, war jedoch seine Antwort. „Oder spinne ich und sie ist noch immer dort, wo sie war?“ Raik seufzte. „Sie ist wirklich weg, aber ich kann mir nicht erklären, warum. „Und das Regal? Leuchtet das wirklich?“ Raik nickte. „Und der Rabe? Ist der wirklich weggeflogen?“ Daraufhin senkte er den Blick. „Was ist?“ Lola hatte auch jetzt mit einer sie beruhigenden Antwort gerechnet, aber die bekam sie nicht. Ihr Blick wanderte verbissen über Raiks Gesicht, er hatte sie mittlerweile los gelassen. „Was hast du denn da am Kopf?“ Die Platzwunde an seinem Haaransatz, fiel ihr bei der Dunkelheit erst jetzt auf, weil sie so nah vor ihm stand. „Ich...“ „Was hast du denn da angestellt?“, fragte sie neugierig und deutete an seine Stirn. Das dieser Kerl hier auf unerklärliche Weise ihr Zimmer betreten hatte, ließ sie erst einmal völlig außen vor. „Ich wurde von einem Auto angefahren“, gab Raik prompt zurück. „Wann?“ Lola war sichtlich entsetzt. „Hat dieser Arsch etwa Fahrerflucht begangen?“ „Wann? Ähm... Vor vielleicht einer viertel Stunde. Fahrerflucht? Naja... ich hätte ihm vielleicht nicht vor das Auto... fliegen sollen...“ „Laufen meinst du sicherlich...“, versuchte ihn Lola zu berichtigen. „Ähm... nein. So leid es mir tut, aber ich meine es wirklich so, wie ich sagte.“ „He! Verarsch mich nicht, Raik! Das hier ist gerade schlimm genug. Ich drehe nämlich gerade durch, weist du?“ Raik schüttelte kurz den Kopf und wischte sich schließlich das Blut seiner Stirn an seinen schwarzen Ärmel. „Nein tust du nicht! Mit dir ist alles in Ordnung.“ Er versuchte zu lächeln, doch man sah ihm mehr als deutlich an, dass er Schmerzen hatte. „Du bist geflogen...?“, flüsterte sie und Raik hielt sie abermals fest. Erst, als sie seine Hände erneut an ihren Schultern spürte, blickte sie wieder zu ihm auf. „Bist du der Rabe gewesen?“ Raik wartete noch einen Augenblick, in dem sie ihn mit riesigen Augen anblickte, wie der kleine Kerl aus dem "Detektiv Conan-Manga" , erst dann gab er ihr ein Nicken als Antwort. „Aber... warum?“ „Ich bin schon immer ein Rabe gewesen, Lola.“ Vorsichtig kam er mit dem Gesicht näher und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. “Bitte hab keine Angst.“ Lola wusste nicht was sie machen sollte. Ihn wegschieben? Ihm vielleicht eine runter hauen? Aber er war doch schon verletzt und das Blut lief ihm auch jetzt noch aus der Wunde. „Warum hast du mir das nicht schon eher gesagt, hm?“ „Warum hätte ich das auch machen sollen? Ich wusste doch, worauf das hinaus laufen würde: Du wärst schreiend davongelaufen, oder stimmt es nicht?“ Ertappt senkte sie den Blick. „Ich schätze schon...“ „Na also!“ Mit einem Lächeln versuchte er abermals sie etwas ruhiger zu stimmen. „Außerdem wusste ich doch gar nicht, ob du die Richtige bist.“ Ihr Blick wanderte unruhig über sein Gesicht, doch dann ließ sie ein weiterer Blitz abermals heftig zusammenzucken. „Hast du etwa Angst vor Gewitter?“, fragte er mit einem schiefen Grinsen. „Jaja! Lach mich ruhig aus!“ Lola stapfte an ihm vorbei und ließ sich mit Schwung auf ihrem Bett nieder. „Was mache ich denn jetzt?“ Hilfesuchend blickte sie wieder zu Raik. Sein freches Grinsen hatte er wieder verschwinden lassen. Stattdessen sah er jetzt irgendwie betroffen aus. „Nun, wir...“, doch Lola war wieder aufgesprungen und zu ihrem Schreibtisch geeilt und begann, in ihrem Schubfach herumzukramen. Was sie schließlich jedoch daraus hervorzog brachte sie kurz zum grummeln. „Wenn man mal eins bracht, ist natürlich keines zur Hand.“ Sie wand sich zu Raik um und hatte ein buntes Kinderpflaster in der Hand. Diese Dinger waren ganz sicher nicht dafür geeignet, Wunden anständig zu verschließen, aber im Augenblick war eben nur dieses Trostpflaster zur Verfügung. Ohne länger darüber nachzudenken, pappte sie es Raik an die Stirn, welcher ihr Tun mit einem Schnauben quittierte. „Hab dich nicht so! Es ist eben kein anderes da.“ Liebevoll strich sie es auf seiner Stirn fest. „So, das dürfte für eine Weile halten.“ Während er diese Prozedur über sich ergehen ließ, hatte er Zeit, sich etwas umzusehen. „Was hast du denn hier für ein...“ Er überlegte, wie er es nennen sollte. „...ein Vierbeiniges...“ „Sprich gar nicht erst weiter!“ Lola wusste genau, was ihm da gerade vor die Augen gekommen war. Stattdessen griff sie sich sofort ihr weißes „Meisterwerk“ und schmiss dieses einfach aus dem Fenster. Überrascht blickte Raik dem weißen Gebilde nach. „Aber das wäre doch nun wirklich nicht nötig gewesen. Ich hab doch gar nichts gesagt..“ „Lola hob drohend den Finger. „Aber du wolltest und das hat schon gereicht.“ Seufzend gab Raik auf, doch dann blickte er wieder auf das, noch immer leuchtende, Regal. Ein weiterer Blitz erhellte das Zimmer und spielte Lola – wohl eher unbeabsichtigt – erneut in Raiks Arme. Der in schwarz Gekleidete hielt sie mit Freuden wieder fest und schmuste sich an sie. „Du hast mich ziemlich angeschmiert. Eigentlich müsste ich dich zwingen, jetzt zu gehen, aber... Ich hab Angst Raik...“ Liebevoll hänge er seinen Blick an das völlig beängstige Mädchen. „Vor dem Gewitter?“ „Das auch, aber ich meine die Tatsache, dass mein Regal leuchtet und meine Tür verschw...“ „Genau deswegen bin ich eigentlich hier“, gestand er sofort und deutete in dessen Richtung. Er ließ Lola gar nicht erst ausreden. „Wegen meinem Regal?“ „Nicht wegen dem Regal, sondern wegen dem Portal. Dieses Juwel ist ein Schlüssel.“ Ungläubig blickte Lola ihm in die Blau en Augen, doch sie verzog wenig später das Gesicht. „Klar! Und die Schildkrötenente kommt mit dem T-Rex in einer Untertasse dahergeschwebt und bewirft uns mit Wattebällchen ...“ „Was?“ Raik verzog das Gesicht zu einer mehr als verwirrten Miene. „Ich... Entschuldige. Ich befürchte, ich surfe wohl mittlerweile zu oft auf dieser Internetseite.“ Ob er auch nur Ansatzweiße verstand, was sie da gerade Wirres von sich gegeben hatte? Ohne ein Wort fasste Raik sie jedoch am Handgelenk und zog sie zu ihrem Leuchte-Regal. „Was hast du vor, Raik? Lass mich sofort los!“ Lola versuchte sich freizukämpfen. „Das wirst du gleich sehen.“ Er gab ihre Hand wieder frei und fuhr an der Seiten des Regals mit den Fingerspitzen entlang und während er mit den Fingern über die bereits leuchtenden Stellen strich, schien dieses Licht noch heller zu werden. „Bist du bereit?“ Er blickte Lola fest in die Augen. „Bereit wofür?“ „Für einen ziemlich schrägen Trip.“ Er griff nach der Seite des Regals, welche jetzt heller leuchtete und schob es, ohne große Kraftanstrengung, auf, wie eine Tür. Lola bekam große Augen. Wurde sie jetzt vielleicht doch verrückt? Aus dem nun entstandenen Spalt schien kein Licht heraus. Sie blickte in das schwarze Unbekannte und sie spürte deutlich, wie ihr schlecht wurde, doch Raik griff sich abermals ihre Hand. Ängstlich klammerte sie sich daran fest, doch zu einem tiefgründigeren Nachdenken kam sie gar nicht, denn da wurde sie bereits von ihm nachgezogen. Kapitel 3: C ------------ Mit freundlicher Genehmigung von: Schimmen (sollte man unbedingt gelesen haben!) und jede Menge anderer One-Shots und eigene Serien warten hier auf euch, Leser ^^ Danke für euer Interesse. Anzahl der verwendeten Items: 16 C. *Woooooosh* klang es in ihren Ohren. Ein Rauschen, als stünde sie auf einer Klippe am Meer. Lola wollte schreien, doch ihr Hals war völlig trocken und sie brachte nur ein Krächzen hervor. Einige Augenblicke vergingen, bis sie wieder Herr ihrer Sinne war. Noch immer waren ihre Beine wie Gummi und als sich das Hämmern in ihrem Schädel endlich etwas legte und sie sich umblickte, fand sie sich in einer Dunkelheit wieder, welche alles umschloss. Das war nicht mehr ihr Zimmer, das war klar. „Hallo?“. fragte Lola vorsichtig und die einzige Antwort die sie erhielt, kam von ihrem Echo. Das Gewitter war verschwunden. Nicht das leiseste Grollen konnte sie hören. Unruhig blickte sie nach alle Seiten. Auch wenn sich ihre Augen so langsam an die Finsternis zu gewöhnen schienen, gab es hier wohl nichts, worauf sie hätte ihre Aufmerksamkeit lenken können. „Raik?“ Lola wartete einen Augenblick, doch sie bekam keine Antwort. Wo war dieser Spinner nur abgeblieben? Sie lief ein paar Schritte nach vorn, doch dann blieb sie abermals stehen. Wo sollte sie denn auch hin? Stattdessen streckte sie die Arme aus, bevor sie gegen irgend etwas lief, doch auch eine Wand war nicht in Reichweite. „Raik?!“ Abermals rief sie, doch auch jetzt gab ihr hier, außer ihrem Echo Niemand eine Antwort. Wo hatte er behauptet, ging diese Reise hin? Hatte er nicht gesagt: ein schräger Trip? Das einzige, was er bis jetzt war, war verdammt finster. „HEY?! Hört mich irgendwer?“ So wie es hier schallte, musste sie sich in einer Art Höhle befinden. Der Boden unter ihren Füßen war hart. Aber warum war es hier so dunkel? Musste nicht irgendwo ein Ausgang sein? Wenn ihr dieser Raik noch einmal vor die Augen kam, würde sie ihn einfach erwürgen... Lola ließ sich auf dem Boden nieder und raufte sich die Haare. Was sollte sie jetzt nur tun? „Hallo?“ Auch ein abermaliges Rufen brachte sie nicht weiter. Ihre Finger tasteten über den Boden unter sich. Es waren Steinplatten. War sie also doch nicht ich einer Höhle? Diese Dunkelheit machte sie noch verrückt, doch mit einem Male vernahm sie Geräusche – über ihr. Lola blickte sofort nach oben. Etwas Glitzerndes war plötzlich zu sehen. Sie sprang sofort wieder auf und trat ein paar Schritte zur Seite. Die Glitzerkrümel schienen an einer Stelle aus der Luft zu rieseln. Lola nahm die Hände über die Augen und starrte angestrengt nach oben, doch sie fuhr erschrocken zusammen, als aus diesem Glitzerregen plötzlich noch etwas anderes heraus schnellte, welches von einem regenbogenfarbenen Leuchten begleitet wurde. „Don't Panic“, sagte sie sich selbst. „Das ist nur Raik...“ Doch dann kam die alte Wut wieder hoch. „Kannst du mir verraten, wo zum Hellboy ich hier bin?“ Der schwarze Vogel landete neben ihr auf dem Boden und ließ das Juwel fallen. „Warum ist es hier so finster?“ Grimmig hängte sie ihren Blick an den Raben, doch ihre Augen weiteten sich, als sie aus nächster Nähe mit ansehen durfte, wie sich dieses Tier tatsächlich in Raik zurückverwandelte. Bedauerlicherweise war es zu dunkel, um genaueres erkennen zu können. Doch andererseits war das vielleicht ganz gut, da er so nicht sehen konnte, dass sie so bleich wie Kreide geworden war. Das einzige was sie klar und deutlich sah, waren seine Füße und das auch nur, weil das Juwel genau neben diesen am Boden lag. Ganz tief in ihrem Inneren war sie froh, dass er jetzt wieder mit Klamotten vor ihr stand und nicht nackt war, nach einer derartigen Verwandlung. „Warum es hier so finster ist, kann ich dir sagen“, gab er ihr sofort zu verstehen, ohne sie noch länger warten zu lassen. „Es hat eben noch keiner das Licht eingeschaltet.“ Lola schnaubte verärgert. So langsam kam sie sich wirklich veräppelt vor. Noch immer im Dunkeln stehend, beobachtete sie ihn mit Argwohn, wie er sich zunächst nach dem Juwel bückte. Raik nahm dieses auf und hielt es in die Luft. Ohne ein Wort gesprochen zu haben wurde das regenbogenfarbene Leuchten abermals stärker und wie von Zauberhand wurden für Lola, im schummrigen Zwielicht, die Grundrisse einer großen Halle sichtbar. Das Leuchten schien sich auf die Wände zu übertragen und wurde von diesen abgestrahlt, wo hingegen sich das Leuchten des Juwels bis auf ein kaum Sichtbares wieder legte. Die Halle hatte kein einziges Fenster. An zwei der Seiten, des länglichen Raumes, waren große, schwer aussehende, Türen. Die Wände waren grau und rissig und sahen sehr alt aus. An einigen Stellen, nahe den Wänden, standen hohe Säulen und an der hohen Decke waren bunte Bilder. Ansonsten war dieser riesige Raum leer und Lola stand genau in der Mitte. Interessiert sah sie sich um, bis ihr Blick schließlich wieder an Raik hängen blieb. „Wo sind wir hier?“ Er trat näher auf sie zu und hielt ihr den Juwel entgegen. „Nennen wir es: die Real gewordene Einbildung?“ Auch nach diesen Worten hielt er ihr den Stein noch entgegen. „Real gewordenes was?“ Lola verschränkte die Arme und verzog das Gesicht. „Das was du mir da gerade wieder auftischt, ergibt für mich keinen Sinn.“ „Das ist die Welt hinter deiner Zimmerwand. Klingt das besser? Es gibt für sie so viele Namen und doch wieder keinen richtigen.“ Auf den Juwel, den er ihr entgegen hielt, ging sie gar nicht ein, weil sie noch immer damit beschäftigt war, Raik böse anzufunkeln. Dieser seufzte. Dass sich Lola jetzt so quer stellte, hatte er nicht erwartet. Ein bisschen mehr Begeisterung hatte er sich irgendwie schon ausgerechnet. „Komm schon. Ich dachte du magst Fantasy und Science-Fiction?“ Er griff ihre Hand und legte ihr einfach den Juwel hinein. Ihr unruhiger Blick hing an seinen hellblauen Augen. Das Trostpflaster war von seiner Stirn verschwunden. Die Wunde jedoch war noch da, auch wenn sie nicht mehr blutete. „Das schon, aber...“ Ihr war plötzlich nicht mehr wohl dabei, diesen leuchtenden Stein in den Händen zu halten. „Was soll ich damit?“ „Er gehört dir. Du hast ihn aktiviert.“ „Aktiviert? Ich hatte ihn doch vor Schreck nur gegen die Wand geworfen.“ Mehr als irritiert betrachtete sie das Juwel. „Wie du das geschafft hast, weiß ich nicht. Jedenfalls bist du jetzt der rechtmäßige Besitzer.“ Sein liebevolles Lächeln daraufhin ließ es Lola abermals ganz anders werden. Er kämpfte mit unfairen Mitteln und sie war sich sicher, dass er das wusste. „Aber... gehört er nicht eigentlich dir? Ich hatte ihn doch nur mitgenommen, weil du... Im Grunde habe ich ihn doch gestohlen.“ Raik schüttelte vehement den Kopf. „Ich wollte ihn dir doch geben. Schon vergessen?“ Er setzte ein schelmisches Grinsen auf. „Aber du wolltest mich ja nicht ins Zimmer lassen.“ Die Erinnerung an den großen, schwarzen Vogel auf ihrem Fensterbrett jagten ihr einen kalten Schauer über den Rücken. „Du hast nicht wirklich geglaubt, dass ich dich so hereingelassen hätte?“ „Naja...“ Verlegen senkte er den Blick. „Geglaubt vielleicht nicht, aber erhofft?“ Wieder traf sie sein Blick direkt und sie musste schlucken. Das helle Blau seiner Augen hatte ihr vom ersten Tage an bereits gefallen. „Warum bist du nicht auf die Idee gekommen, ihn mir so zu geben, wie du jetzt bist, anstatt als Rabe? Ich meine, das wäre doch vielleicht einfacher gewesen.“ Raik tippte sich mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn, während er nachdachte. „Ich weiß auch nicht. Vielleicht wollte ich es einfach nur ein bisschen interessanter gestalten? Außerdem hätte mich deine Mutter an der Tür ohnehin wieder abgewimmelt. Genau wie die letzten gefühlten hundert Mal davor.“ „Sie hat was?“ Lola glaubte, sich verhört zu haben, doch Raiks Blick verriet ihr, dass er sie nicht anlog. „Deine Schwester hat sie dabei wohl auch mit angespitzt.“ Er blickte sich abwechselnd nach den beiden Türen um. „Meine Schwester lässt auch mich nicht ins Haus, wenn sie die Gelegenheit dazu hat.“ Auch wenn ihr diese Tatsache mehr als stank, musste sie dabei jetzt irgendwie Schmunzeln. Immerhin versuchte sie ihn jetzt etwas aufzumuntern. „Und in der Schule? Dort hättest du ihn mir doch auch geben können, oder nicht?“ Immer noch sah er sich unsicher abwechselnd beide Türen an. „Ich war mir eben noch nicht so ganz sicher.“ „Redest du jetzt wieder davon, dass ich die Richtige sei?“ Lola ließ den Juwel abermals in der Hosentasche verschwinden. „Ganz genau das.“ Ihr war längst seine Unruhe aufgefallen und dieses Tatsache machte auch sie nervös. „Stimmt irgend etwas nicht?“ Auch sie sah sich die beiden Türen abwechselnd an. „Ich wunder mich nur gerade, warum es hier plötzlich zwei Türen gibt. Als ich das letzte Mal hier war – allerdings muss ich gestehen, dass das bereits eine Ewigkeit her sein muss – war es nur eine.“ Lola runzelte die Stirn. Wie konnte denn eine Tür dazu kommen? War das vielleicht die, welche bei ihr jetzt fehlte? Wenn das alles hier nicht so verwirrend und unlogisch wäre, hätte diese Tatsache womöglich auch noch einen Sinn ergeben. „Ich habe leider auch keine Ahnung. Für mich sehen die gleich aus.“ Eine Tatsache die sie dazu brachte, folgende Frage zu stellen: „Wie kommen wir überhaupt wieder zurück?“ Raik hielt in seiner Ruhelosigkeit kurz inne und bedachte sie mit einem Lächeln. „Mit Hilfe des Juwels geht es am schnellsten.“ Lola atmete sofort auf. Hatte sie doch Angst gehabt, länger als nötig hier bleiben zu müssen. „Gut. Dann können wir ja wieder von hier verschwinden!“ „Was? Jetzt schon? Aber wir sind doch gerade erst angekommen.“ Raik lief sofort auf eine der beiden Türen zu. „Ich kann noch nicht wieder gehen. Es gibt hier jemanden, den ich seit so langer Zeit nicht mehr gesehen habe und ich...“ Lola seufzte. Das wäre auch zu einfach gewesen. Sie schob ihre Brille zurecht und schaute ihn nachdenklich an. „Na schön. Genaugenommen habe ich ja doch nichts besseres vor.“ Mit schnellen Schritten trat der Schwarzhaarige abermals vor sie. Einige Sekunden lang sah er sie an, doch dann schloss er sie in die Arme. „Ich danke dir. Du wirst Sai mögen.“ „Sai?“, fragte sie interessiert. „Ja. Sie ist eine Freundin von mir.“ Er fasste Lola an der Hand und lief mit ihr zu der Tür, auf welche er zuvor bereits zugegangen war. „Es wird nur nicht ganz so einfach sein, sie zu finden. Sie ist nicht besonders groß, weist du.“ Mit diesen Worten grinste er spitzbübisch. „Nicht sehr groß? Was heißt das genau?“ „Das wirst du noch sehen“, war jedoch seine Antwort darauf, wobei er bereits die schwere Klinke der Tür herunterdrückte. Lolas Gedanken überschlugen sich. Das alles hier wurde immer seltsamer. Jetzt machte er also bereits ein Geheimnis, aus dieser Person, die es hier gab, welche er kannte... „Wieso bist du noch gleich ein Rabe?“ Raik ließ die Tür aufspringen, doch dahinter war es so dunkel, wie in diesem Raum zuvor. Das knarren dieser erfüllte den leeren Raum. „Kleines Familiengeheimnis?“ „Deine Mutter etwa auch?“ Jetzt, wo sie die Gelegenheit dazu hatte, würde sie ihn ausfragen. „Nein, die nicht, aber mein Vater.“ „Weiß es sonst noch jemand? Oder das, von dem Ort hier?“ Raik schniefte und wand sich zu ihr um. „Na schön. Es war dumm von mir zu glauben, dass du es verstehen würdest. Vielleicht war es doch ein Fehler...“ Die Luft, aus dem anschließenden Raum, war muffig und Lola begann so langsam die Übelkeit zu spüren. „Können wir nicht die andere Tür nehmen?“, lenkte sie ab. Genaugenommen wollte sie doch jetzt gar nicht gehen. Dieser Ort hatte ihr Interesse geweckt und wenn sie Raik an der Seite hatte? Was sollte also geschehen... Doch dann horchte sie auf. Ein Kreischen. Es klang sehr leise und schien noch weit entfernt zu sein, doch keinen Augenblick später schnellte eine Fledermaus aus der Tür. Lola zog noch im letzten Augenblick den Kopf ein. Diesem Tier folgte etwas Lilafarbenes und dann waren es noch eine weitere Hand voll von diesen Flatterviechern. „Mach die Tür zu!“, bestimmte Lola, doch das sagte sie nur, weil sie diese Tiere so unheimlich und ekelig fand. Raik schloss die Tür so schnell er konnte. Die Fledermäuse waren sofort an die Decke geflogen und das kleine lila Ding schien sich hinter Raik versteckt zu haben. „Danke, Leute“, vernahm Lola eine piepsige Stimme. Sie versicherte sich noch einmal, dass die Fledermäuse noch immer dort waren, wo sie hingehörten und blickte sich schließlich nach dieser seltsamen Stimme um und zu ihrer Überraschung hatte Raik es auf der Hand. Ihre Augen wurden groß. Sah sie da wirklich richtig? Eine Fee? „Darf ich dir Sai vorstellen?“ Raik hielt sie Lola ein Stück entgegen und grinste. „Wir haben sie tatsächlich schneller gefunden, als ich es erwartet hätte. Sai erhob sich wieder in die Luft und flog auf die, ihr noch unbekannte, Person zu. Dabei zog sie einen Schweif aus Feenstaub hinter sich her. Lola hielt ihr sofort die Hand auf, dass sie darauf landen konnte. Sie machte daraufhin einen Knicks und lächelte. „Ist sie das, Raik?“ Die Kleine wand sich wieder an den Schwarzhaarigen, welcher ein Stück näher trat. „Ja, das ist sie. Darf ich dir Lola vorstellen?“ „Ich habe noch nie eine Fee gesehen“, entwich es Lola völlig überwältigt, woraufhin die Kleine wieder reizend kicherte. „So viele Menschen kommen auch nicht hier her.“ Doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. „Bevor ich es vergesse...“ Sie erhob sich abermals und schwebte ein Stück von den Beiden weg. Dabei hängte sie ihren Blick prüfend an die Decke. Als sie sich sicher fühlte, begann sie sich zu konzentrieren und zwar so stark, das man meinen konnte, sie würde jeden Augenblick ein Ei legen. Feenstaub hüllte sie ein und wenige Augenblicke später schien sie zu wachsen und hatte plötzlich die etwaige Größe der anderen Beiden. „Tada!“, stieß sie voller Selbstlob aus und stellte sich in Pose. „Sehr schön“, bekam sie von Raik als Antwort. „Wie ich sehe, kannst du es jetzt doch?“ Sai schwirrte heran und griff sofort Lolas Hände. „Ich freue mich auch dich kennen zu lernen.“ Während sie hektisch ihre Hände schüttelte sah sie bereits wieder zu Raik. „Ja. Ich habe so lange geübt. Ich dachte noch, ich werde verrückt. Die Andern begannen schon, sich lustig zu machen.“ Wieder fiel ihr Blick auf Lola, deren Hand sie noch immer schüttelte, dann wieder auf Raik. „Bist du wirklich sicher, dass sie die Richtige ist?“ Dann endlich gab sie Lolas Hände frei. „Aber ja. Ich bin mir da ganz sicher. Sie hat den Juwel zu Leuchten gebracht.“ Sai verzog das Gesicht. „Das sagt noch gar nichts.“ Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und erhob sich wieder, um ein paar Runden um Lolas Kopf herum zu schweben. „Ich weiß nicht so recht...“ „Aber ich!“, unterbrach sie Raik und fasste jetzt selbst nach Lolas Hand. „Ich bin mir da mehr als sicher.“ Lola hatte das Gespräch der Beiden mit seltsamem Interesse mitverfolgt, doch jetzt hatte sie genug. „Worum geht es hier eigentlich?!“, brauste sie auf. Sai flog nah an Raiks Ohr und musterte Lola argwöhnisch. „Du hast es ihr nicht gesagt, richtig?“ „Ich kann dich hören, Sai!“ Beleidigt verschränke sie die Arme. „Also? Was soll ich hier?“ Die nun menschengroße Fee landete auf dem Boden und senkte verschämt den Blick. „Es tut mir leid, Lola. Ich bin nur so...“ Ihr Blick hing sofort wieder an Raik. „Es sind hier Dinge geschehen, die weit davon entfernt sind, schön zu sein...“ „Was ist denn passiert? Warum hat mir denn keiner eine Nachricht zukommen lassen?“ Sai flatterte einige Flügelschläge von den Beiden weg und landete erneut auf dem Steinfußboden. “Ich befürchte, ich darf auch nichts erzählen.“ Ihr Blick wurde immer bekümmerter. Sie rang mit sich selbst. „Ich kann nicht...“ Lola warf Raik einen völlig unwissenden Blick zu. Was auch immer hier passiert war, es gefiel ihr nicht. Der Gedanke, an einen sofortigen Rückzug, flammte sofort wieder auf, doch dieser traurige Blick... „Na schön. Was auch immer es ist... Vielleicht kann ich ja doch irgendwie helfen.“ Sai hopste sofort auf sie zu. „Das würdest du tun?“ Sie fasste wieder ihr Hand und schüttelte diese eifrig. „Ja, aber nur, wenn du mich nicht dauernd so durchschüttelst!“ Lola befreite sich schleunigst wieder vom Griff der aufgedrehten Fee. „Ich bin so froh, dass ihr da seid.“ Dabei sah sie die Beiden abwechselnd an, wand sich dann jedoch zu der anderen Tür um und deutete mit dem Zeigefinger in deren Richtung. „Hier müsst ihr lang.“ Unruhig folgte Lola den Beiden zur Tür. Irgendwie kam sie sich vor, wie diese Alice im Wunderland. Anstelle des aufgedrehten Hasen gab es hier eine aufgedrehte Fee und Raik? Er war wohl der verrückte Kerl mit dem riesigen Hut, nur das er hier wesendlich besser aussah. Und wer fehlte noch? Die Herzkönigin... Lola schüttelte bei diesen mehr als unsinnigen Gedankengängen, abermals hastig den Kopf. Wurde sie etwa jetzt schon verrückt? Sie hätte schreien können, doch da hatten die Drei bereits die andere Tür erreicht. Raik öffnete das schwere Holz und spähte hinaus. Aus diesem hier anschließenden Raum drang irgendwie der Duft von Blüten herüber und er war erleuchtet. Was für eine Erleichterung, „Stimmt. Hier ist etwas anders!“, bemerkte Raik und warf Sai einen knappen Blick zu. Diese jedoch wich seinem Blicken aus. „Na schön...“ Er trat hinaus und folgte dem Gang. Lola klebte dabei dicht an seinen Fersen, auch wenn ihr dieser Gang alles andere als unheimlich vorkam, aber das konnte ja auch täuschen. Sai hatte sich derweil wieder auf ihre richtige Größe gebracht und schwebte hinter den Beiden her. Ein ganzes Stück folgten sie dem Gang, an dessen Seiten in regelmäßigen abständen Kerzen standen, von welchen wohl auch dieser Duft auszugehen schien, doch mit einem Mal blieb Raik ruckartig stehen. An der rechten Wand, hing ein Schild. ’ kein Weg führt vorbei an Johnny's Büro ’, stand darauf geschrieben. „Kannst du mir erklären, was das heißen soll, Sai?“ Die kleine Fee verzog daraufhin jedoch nur wieder das Gesicht. „Das gehört also auch zu dieser Sache, die du nicht erzählen darfst?“ Auf diese Frage hin nickte sie. „Wie könnte das gemeint sein, Raik? Ist das vielleicht eine Art Rätsel?“ Lola bedachte diesen Satz mit fragendem Blick. „Könnte es ein Rätsel sein?“ „Schon möglich. Lass uns weiter gehen, okay?“ Lola nickte und griff erneut nach seiner Hand. Es fühlte sich so gut an, seine Hand zu halten. Rabe hin oder her. Sie liefen noch einige Meter, bis auf der gegenüber liegenden Seite, an welcher sie das Schild gefunden hatten, eine Tür auftauchte – wohlgemerkt die erste, neben der, aus welcher sie gekommen waren, hier auf diesem Gang. An dieser war ein ★ und darunter stand: Johnny's Büro. „Aha!“, stieß Lola aus. „Das ist also dieses ominöse Büro, aber wer ist Johnny?“ „Johnny ist auch ein Freund von mir.“ Er sah sich nach Sai um, welche ein ganzes Stück entfernt in der Luft schwebte. „Ist etwa mit ihm etwas nicht in Ordnung?“ Wieder bekam er keine brauchbare Antwort. „Vielleicht sollten wir mal nachsehen?“, sagte Lola und fasste bereits nach der Klinke, doch Raik ging dazwischen. „Warte.“ Noch immer ihre Hand haltend, ließ er den Blick weiter durch den Gang schweifen, der an Jonnys Büro vorbei führte. „Lass uns noch ein Stück gehen, ja?“ Lola nickte und sie folgten weiter dem Gang. Sai jedoch blieb zurück, was die Beiden gar nicht bemerkten. Eine ganze Weile liefen sie, ohne, dass sie eine weitere Tür sahen, doch dann tauchte auf der rechten Seite der Wand wieder ein Schild auf. Lola zuckte zusammen, als sie las, was hier darauf stand: ’ kein Weg führt vorbei an Johnny's Büro ’. „Das hat er also gemeint“, gab Raik gedankenverloren von sich. „Sehr raffiniert!“ Er zog Lola an sich heran, weil er ihren Schrecken sehr wohl bemerkt hatte. „Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig...“ Kapitel 4: D ------------ Mit freundlicher Genehmigung von: Anzahl der verwendeten Items: 17 D. Lola blickte unruhig in den Gang, dem sie eben noch gefolgt waren, um nun genau wieder hier an dieser Stelle zu stehen. Waren sie im Kreis gelaufen? Ihrer Meinung nach, war dieser Gang völlig gerade. Und sie waren auch kein einziges Mal um irgendeine Ecke gebogen. Das war so verwirrend. „Das ist wirklich ein seltsamer Trick“, bemerkte Lola, während sie Raik von der Seite musterte. Sie blickte zurück, in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren, doch auch nach dieser Seite hatte der Gang plötzlich kein Ende. Womöglich war auch die Tür verschwunden, aus welcher sie getreten waren. Um sich zu beruhigen, fasste sie nach seiner Hand. „Das ist kein Trick.“ Raik grinste kurz. „Gewöhn dich besser an solche Dinge.“ Auf seinen Kommentar hin, verzog sie lediglich das Gesicht. ‚Super! Wirklich toll!’, dachte sie sich und musste augenblicklich an diesen alten Film mit Bill Murray denken: Und täglich grüßt das Murmeltier. Damals hatte sie ihn ja noch ganz lustig gefunden. Was er sich in der Zeit alles angeeignet hatte. Zum Beispiel die Sache mit dem Klavier, aber jetzt, wo sie selbst betroffen schien, war es überhaupt nicht mehr komisch. „Das ist wirklich... schräg.“ Sie begutachtete abermals die Tür, die sie nicht vorbei lassen wollte. „Dann bleibt uns wohl wirklich nichts anderes übrig.“ Doch, eine Möglichkeit wäre noch: Heim gehen... „Wird schon schief gehen“, flüsterte Raik und fasste sofort nach der goldfarbenen Türklinke. Die Stille war unheimlich, welche darauf folgte. Die Klinke hatte nicht das leiseste Geräusch gemacht, im Gegenteil zu der anderen Tür. Sie fanden sich in eine Art Empfangsraum wieder. Er war hell erleuchtet, wobei man jedoch nicht sehen konnte, wo genau das Licht eigentlich her kam. Links, nicht weit von der Tür, durch welche sie gekommen waren, war auch bereits die Rezeption. Und hinter dem Tresen stand niemand geringeres als Sai. Sie hatte sich sofort erhoben, als die Beiden eingetreten waren. Die kleine Fee war wieder in Menschengröße. „Herzlich willkommen“, sagte sie und klang dabei plötzlich ganz förmlich. „Was kann ich für Sie tun?“, leierte sie ihren Text weiter herunter. „Du arbeitest hier?“ Raik war überrascht. Sai senkte verlegen den Blick. „Ja“, flüsterte sie. „Jonnys Sekretärin?“ Daraufhin bekam er ein Kopfschütteln. „So langsam regst du mich aber auf!“, gab er ihr erbost zu verstehen, worauf die Fee erschrocken zusammenfuhr und den Blick sofort wieder senkte. Lola hatte sich indessen umgesehen. Zu ihrer Überraschung kamen ihr einige der Dinge hier auch noch bekannt vor. Auf einem halbhohen Regal, in welchem auf den unteren Etagen eine Hand voll Aktenordner standen, befand sich auch eine Sammelfigur von "Sailor Moon". Hatte sie nicht selbst auch eine davon besessen? War diese nicht auf seltsame Art und weiße plötzlich verschwunden? Und hatte sie nicht ihre Schwester dafür verantwortlich gemacht? Sie runzelte die Stirn und lies den Blick schweifen. An der Wand, darüber, hing ein "Barack Obama"-Poster. ‚Aha‘, dachte sie sich sofort. War er sogar den Leuten hier bereits ein Begriff. Das hätte sie nicht erwartet, nach ihrem schrägen Auftritt hier. Allerdings hatte ihm irgendein Spaßvogel einen Mexikanerbart ins Gesicht gemalt. „Soviel dazu...“ Lola hängte den Blick wieder an Raik. „Und jetzt? Wo geht’s jetzt lang?“ An der rechten Wand befand sich noch ein Fenster. Da er sie auf eine Antwort warten ließ, hatte dieses jetzt ihre volle Aufmerksamkeit. Was sie draußen zu sehen bekam, ließ ihr jedoch ein „Wow“, entweichen. Sie konnte das Meer sehen – jedenfalls war es irgend ein Meer. Leuchtend blaues Wasser, wohin das Augen sah, doch halt! Da war noch etwas. Lola presste die Nase gegen die Scheibe und linste nach links. Nur knapp konnte sie eine felsige Klippe sehen und ganz oben schien diese sogar grün zu sein. Sie glaubte sogar, einige Bäume darauf erkennen zu können, doch um die Sache genauer sehen zu können, müsste sie wohl irgend ein anderes Fenster finden, oder eine Terrasse. Mit einem Ruck wand sie sich wieder zu Raik und Sai. „Könnten wir da vielleicht raus gehen?“, fragte sie sofort und blickte die Beiden abwechselnd an. „Genau aus diesem Grund habe ich dich doch mitgenommen“, gestand ihr Raik zuversichtlich. „Genau das wollte ich dir zeigen – unter anderem...“ Er blickte wieder streng zu Sai. „Also?“ „Ich darf euch leider nicht einfach so gehen lassen“, gestand sie und senkte abermals verschämt den Blick. „Und das heißt für uns?“ Raik wurde so langsam ungeduldig. Dann deutete Sai endlich auf eine weitere Tür. „Da drin? Was ist dort?“ Eine Antwort gab sie ihm auch jetzt nicht und Raik gab auf. „Ich denke, wir müssen ganz dringend einmal ein ernstes Wörtchen unter vier Augen reden...“ Dabei hing sein Blick bitteernst an Sai, erst dann sah er sich nach Lola um. „Kommst du?“ An der, ihm gewiesenen Tür, war ein kleiner Tannenbaum aufgemalt. Er sah zu der andern Tür, die sich kaum drei Meter daneben befand. Diese war, wie die andere auch, lediglich aus dunkelbraunen Holz, ohne einer derartigen Weihnachtlichen Bemalung. „Also los.“ Ohne, noch länger zu warten, stieß er die, im Gegensatz zu der aller ersten, quietschenden, jetzt schon fast modern wirkenden, Tür, auf. Lola folgte ihm auf dem Fuße, doch dahinter herrschte grenzenlose Dunkelheit, wie es schien. „Sai hat uns verarscht!“, vermutete Raik sofort. „Denkst du das wirklich?“ Lola begann die Wand abzutasten. Trotz, dass die Tür noch offen stand, schien kaum ein schwacher Lichtstrahl hier herein. „Gibt es hier vielleicht wenigstens einen Lichtschalter“? Irgendwie schallte es hier fürchterlich. Doch mit einem Male wurde ungeheuer hell und die Tür schlug zu, ohne dass irgendwer es hätte verhindern können. Unzählige Scheinwerfer gingen nacheinander an und eine Musik begann zu spielen, welche an eines dieser übertrieben, bunten Fernsehquize erinnerte. Lola nah die Hand über die Augen und sah sich um. Ihr Blick fiel schließlich über eine bunt blinkende Treppe nach oben und dort konnte sie einen Mann ausmachen. Er hatte einen todschicken, weitroten Anzug an. Allerdings war sein weißes Hemd ein Stück offen und er trug auch keine Krawatte. Sein Haar war stilvoll nach oben gegelt und er trug eine Brille mit bläulich getönten Gläsern. Dazu hatte er eine Zigarette in der Hand, doch das schlimmste an ihm war sein Blick. ‚Da war ja endlich die Grinsekatze, auch wenn er hier wohl eher in der Gestalt eines Showmasters war’, dachte sich Lola. Dieses Lächeln war mehr als beängstigend. Wieso grinste dieser Kerl so breit? Lola wand den Blick an Raik. Seine Miene war mehr als finster. „Wer ist das?“, flüsterte Lola und linste mit einem Auge wieder zu dem Kerl im Anzug hinauf. „Das ist Guy“, gab Raik genauso leise zurück. „Mein Bruder...“ „Dein wer?“ Lola blickte wieder nach oben. Konnte das wirklich sein? „Seit wann hast du denn einen Bruder?“ Raik wollte gerade antworten, da unterbrach ihn eine Art Trommelwirbel und die Musik wurde etwas leiser. „Herzlich Willkommen zu: Wer weiß die richtige Antwort!“, tönte die Grinsekatze und Lola konnte nicht so recht ausmachen, aus welcher Richtung seine Worte eigentlich kamen. „Was für ein bescheuerter Name für eine Quiz-Show!“, entfuhr es ihr und schlagartig ging die Musik ganz aus und ein Scheinwerferlicht fiel genau auf sie. Von Guy bekam sie ein Knurren auf ihren Kommentar hin, doch danach hatte er sofort wieder sein abartig breites Grinsen im Gesicht. Eine andere Musik wurde eingespielt und die Scheinwerfer drehen sich wild und flackernd. „Und unser heutiger Gast ist: Lola Ackermann!“, wurde sie ausgerufen. „Na was für eine Überraschung...“, gab sie genauso gespielt zurück, jedoch ein ganzes Stück leiser.“ Aus irgend einer Ecke trag ein kaum hörbarer Applaus an ihr Ohr, doch er war da. Sie ließ den Blick durch die Sitzreihen schweifen, an dessen unteren Ende sie jetzt standen, konnte jedoch niemanden entdecken. Das war sicherlich auch wieder einer dieser Scherze hier. „Dann darf ich dich doch sofort hier zu mir auf die Bühne bitten.“ Ihr verängstigter Blick hin sofort an Raik, genau wie sie selbst und zwar fest mit beiden Händen an seinem Arm. „Ich will da nicht rauf!“, flüsterte sie und erhoffte von ihm eine Reaktion. Irgend eine! Komm schon! War das zu viel verlangt? Raik seufzte. „Ich versuchte gerade dahinter zu steigen, was er damit bezwecken will...“ „Ich warte...!“, kam es von oben ungeduldig herunter. „Was soll das, Guy? Was hast du dir jetzt wieder für ein hirnrissiges Spiel ausgedacht?!“ Raik ergriff endlich die Initiative. Erleichtert atmete Lola auf. „Und wo zum Teufel ist Johnny?“ Einige Augenblicke vergingen. Eine Antwort gab ihm sein großer Bruder jedoch nicht, stattdessen hob er demonstrativ die Handfläche. Dann ertönte ein Donnerwetter. „Setz dich!“, fauchte Guy von oben herunter und mit der flachen Hand machte er eine eindeutige Bewegung nach der Seite. Wie von Zauberhand wurde Raik in die Luft gerissen und in einer der hinteren Zuschauerreihen. Lola blickte ihm verängstigt hinterher. Und was kam jetzt? Die Showmusik setzte wieder ein und ihr Blick fiel abermals nach oben. „Das dauert mir allmählich zu lange...“ Mit einem Fingerzeig auf Lola erhob sich auch diese in die Luft. Doch bei ihr ging das ganze wesendlich behutsamer vonstatten. Wie von Geisterhand schwebte sie die lange, geschwungene, bunte Treppe hinauf, bis sie schließlich Guy gegenüber stand. Lola richtete ihren Pulli und starrte ihn grimmig an. „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Guy reichte ihr die Hand, doch Lola verschränkte die Arme. „Warum fällt es mir schwer, dass zu glauben...?“ Sein darauffolgender Blick machte ihr klar, dass er einen derartigen Widerspruch jetzt gar nicht erwartet hatte. Seine Grinsen verschwand für einige Augenblicke. Lola warf Raik einen knappen Blick zu, bis sie schließlich Guy wieder direkt anblickte. „Was gibt es hier denn zu gewinnen?“ „Zu gewinnen? Nichts! Hier wird dir etwas genommen, wenn du verlierst...“ Verunsichert blickte sie bei diesen Worten wieder zu Raik, doch dieser zuckte mit den Schultern. Er hatte also auch keine Ahnung. Sie hatte keine Lust, auf einen derartigen Mist und schon gar nicht auf eine Quizshow. Sie hasste Quiz Shows! Sie wusste immer so wenig. Ihre Unsicherheit und ihr Unwohlsein stand ihr wohl nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie starrte auf das Stehpult vor sich. Auch dieses blinkte durchgehend, am oberen Rand und machte sie jetzt schon verrückt. „Bist du bereit?“ Tief atmete sie durch. „Eigentlich nicht.“ Doch Guy ließ sich von diesen Worten nicht abschrecken - im Gegenteil. Sie waren wohl eher ein Ansporn. „Aaalsoo“, begann der Showmaster. „Kommen wir zu Frage 1: Guy räusperte sich und hatte plötzlich eine Karte in der Hand, die er wohl aus dem Nichts gezaubert hatte. „Was bezeichnet sowohl die kleinste Einheit einer digitalen Rastergrafik als auch deren Darstellung auf einem Bildschirm mit Rasteransteuerung?“ Lola blickte ihn kurz mit großen Augen an, musste jedoch nur kurz überlegen. Damit kannte sie sich schließlich aus. „Pixel. Das ist Leicht!“ Etwas anderes konnte es gar nicht sein. Das sie so schnell darauf gekommen war, ärgerte Guy, doch er ließ sich nichts anmerken. „Gute gemacht“, meinte er stattdessen mit seinem Perlweiß-Lächeln. Die Frage-richtig-beantwortet-Musik ertönte und ein Scheinwerfer drehte einige Runden über dem ach so zahlreichen Publikum. Ihre Chance, zu sehen, wer da applaudiert hatte. Zunächst sah sie Raik, der noch immer mit verschränken Armen in einer der hinteren Reihen saß, doch als der Scheinwerfer weiter schwenkte, sah sie den anderen Zuschauer. Er war so klein, das man ihn von hinten gar nicht sehen konnte. Auffällig war sein haarloser Kopf und das weiße Gewand. Der kleine Guru hatte ein Fähnchen in der Hand und klatschte begeistert. Irritiert blickte sie wieder zu Guy. „Das ist unser Stammgast“, gab er ihr zu verstehen. „Aber so besonders viel sieht er hier nicht...“ Na wenigstens einer, der Applaus spendet. Ein schwacher Trost. Raiks einzige Reaktion war ein starrer Blick gegen den Moderator. „Dann wollen wir mal keine Zeit verschwenden...“ Den kleinen Zettel von eben warf er nach oben und dieser verschwand mit eine „Flopp“ wieder im Nichts. Stattdessen zog er den nächsten Zettel aus der Gesäßtasche. Während er sich räusperte, blickte er über seine Brille hinweg. „Hier nun Frage Nummer 2: Was wurde Im 16. Jahrhundert noch im 4/4-Takt von den polnischen Würdenträgern als eine Huldigung an Polen getanzt und verbreitete sich durch Heinrich III. zunächst in Frankreich und danach in ganz Europa?“ Lola bekam große Augen. „Was?“ Das war ihr klar gewesen! In diesem Spiel konnte sie nur verlieren. Lola hatte keine Ahnung. „Gibt es keine Antworten zur Auswahl?“ Sie hoffte so sehr, dass es die doch gab, doch sie wurde enttäuscht. „Sind wir hier bei: ’Wer wird Millionär?’ “, war Guys Antwort darauf. Lola wand dem kleinen Guru einen Blick zu. Dieser saß so angespannt auf seinem Stuhl, dass man meinen konnte, er würde jeden Moment herunter springen. Die Fahne hatte er auch jetzt noch fest in beiden Händen. „Was passiert, wenn ich falsch rate?“ Guy zog an seiner Zigarette, die bereits die Hälfte der Asche ohne sein zutun auf dem Boden verewigt hatte und starrte an die Decke. „Hm…“, sagte er schließlich und blickte sie wieder direkt an. „Das werde ich mir noch überlegen… UND JETZT ANTWORTE!“ Seine Stimme wurde scharf und erschreckte Lola für einen Moment, bis sie eine Stimme aus dem Publikum dazu brachte, abermals in die Sitzreihen zu blicken. „Denk nach, Lola!“ Es war Raik. „Polen... Tanz...“, doch Guy unterbrach ihn schnellstens. „Sei still Raik, oder ich schicke dich raus!“ Daraufhin erklang wieder ein Donnerwetter, doch dieses ging schließlich in das Ticken einer Uhr über. „Tanz? Polen...?“ rief sie sich diese Worte wieder in Erinnerung. Was konnte das sein? Sie wusste es! Sie war sich sicher und dann traf es sie wie ein Blitz. „Polonaise?“ Sie war sich nicht sicher, aber das konnte es sein. Jedenfalls war es eine sinnvolle Kombination aus dem Beiden Worten von Raik. Zu ihrer eigenen Überraschung ertönte nun doch wieder die Frage-richtig-beantwortet-Musik. Lola atmete auf. Raik ging es sicherlich nicht anders und sogar der kleine Guru war hell auf begeistern, nur Guy zog ein Gesicht, wie zehn Tage Regenwetter. „Gut gemacht, Lola!“, presste er zwischen den Lippen hervor und nahm einen weiteren Zug seiner Zigarette, doch dann kramte er in seiner Hosentasche herum. Was er jetzt wohl herauszog, fragte sie sich. Sicherlich die nächste Frage, doch es war eine "Super Mario" Sammelfigur. Lolas verwirrter Blick hing an dem kleinen Plastikteil, bis es Guy einfach die Treppe hinunter warf. Ihren Augen folgten ihm, bis es schließlich auf dem Boden aufschlug und noch ein Stück rutschte. Mit der typischen Musik, die er machte, die sie von den Gameboy-Spielen kannte, wenn er an Größe zulegte, war die kleine Figur plötzlich mannshoch. „Du weist, was du zu tun hast, Mario?“, richtete Guy seine Worte an die ursprüngliche Plastikfigur. Dieser salutierte kurz und mit einem Male wurde auch seine Musik eingespielt, wenn er durch die Welten rannte. Nur rannte er jetzt zu Raik hinüber. In einem Affenzahn, den Lola ihm gar nicht zugetraut hatte, fegte er durch die Bankreihe, schnappte sich Raik, hielt ihm mit nach oben gestreckten Armen und legte den gleichen Weg im selben Tempo wieder zurück. Erschüttert riss sie ihren Blick davon los und starrte Guy sauer an. „Was soll das werden? Was hast du vor mit ihm?!“ „Ich setze ihn nur vor die Tür“, gab er ihr zu verstehen. „Das er uns nicht noch einmal dazwischen funkt...“ Sie musste mit ansehen, wie der mannshohe Mario Raik durch die Vorzimmertür warf und die Tür wieder schloss. Keinen Augenblick später war auch die Türklinke verschwunden und Mario hatte seine ursprüngliche Größe wieder. Lolas Panik konnte kaum größer werden. Trotz, dass die Türklinke verschwunden war, hastete sie zur Treppe, doch auch ein Fingerschnipsen, von Guy hin, wäre sie fast die Treppe hinuntergestürzt. Mit schrecken durfte sie feststellen, dass ihre Füße in Beton waren. Ein netter kleiner Würfel, der ihr fast bis ans Knie reichte und es ihr unmöglich machte, sich zu bewegen. „Was bist du nur für ein verdammtes ARSCHLOCH!?“, schrie sich Lola die Lunge aus dem Leib. Kurz darauf wurde sie wie von Geisterhand wieder an ihr Stehpult herangeschwebt. „Eine Frage noch!“, donnerte Guy. „Eine einzige und dann hast du gewonnen und kannst wieder gehen...“ Dieser Super Mario Verschnitt hatte ihn tatsächlich fast gegen die andere Tür geschleudert. Erst nach einigen Augenblicken war er in der Lage sich zu erheben und zu registrieren, was da gerade geschehen war. Sai wollte ihm zunächst aufhelfen, wich dann jedoch lieber zurück. „Du arbeitest für ihn?“ Sein Blick war hasserfüllt. „Wie konntest du nur?!“ „Er hat mich gezwungen.“ Verschämt senke sie den Blick. „Aber du...“ Raik unterbrach sie schroff. „Erspar mir das!“ Der große Schreibtisch in der hinteren Ecke war jetzt sein Ziel. Vielleicht würde er in einem der Fächer irgend etwas sinnvolles finden, was ihn hier weiterhelfen würde. Immerhin war das hier Johnny's Schreibtisch gewesen. Mit Schwung riss er nacheinander die einzelnen Schubfächer auf. Doch dann fand er etwas, was er ganz sicher nicht hier erwartet hätte und schon gar nicht gesucht hatte: Ein Intimfoto von Angela Merkel. Völlig perplex starrte er es kurz an, dann ließ er es jedoch schnellstens wieder im Fach verschwinden und schob dieses eilig zu. Lola hingegen kam nicht um ihre dritte Frage herum. Guy hatte es sich sogar nicht einmal nehmen lassen und sie in der unbequemen Betonmasse stehen lassen. Sie war den Tränen nahe, doch diese Blöße wollte sie sich nicht vor diesem Scheißkerl geben. „Also, Frage 3.“, sagte er und dieses Mal flog ihm die Karte von oben in die Hand. „Wie hieß der aztekische Gott, der in Form einer gefiederten Schlange dargestellt wird?“ Lola schloss die Augen und dachte nach. Sie hatte jetzt keinen Raik mehr, der ihr durch Andeutungen helfen konnte. Sie war hier ganz allein. Doch halt, der kleine Guru war noch hier. Als sie zu ihm hinunterblickte, durfte sie feststellen, dass er sich vor Anspannung mittlerweile bereits an seinem Fähnchen festgebissen hatte. Dieser kleine Kerl würde ihr ganz sicher nicht helfen. Sie seufzte und schloss wieder die Augen. ‚Denk nach, Lola! Du weißt es! Der aztekische Gott, als gefiederte Schlange...’ Verdammt! Sie hatte keine Ahnung. Was waren das nur für Fragen... Ihr Kopf arbeitete wie in ein Uhrwerk, nur hatte sie das Gefühl, jedes einzelne Zahnrad würde quietschen. Die Bilder vor ihren Augen, begannen sich immer schneller zu treten und plötzlich kam ihr ein Hilfreicher Gedanke und sie sah Guy fest in die Augen. „Horus?“, entwich es ihr schließlich im Flüsterton, doch sofort erklang die ihr bekannte Zonk-Musik. Lola fuhr zusammen. ‚Verdammt!’ „Falsche Antwort!“, bekam sie es dann auch noch von Guy unter die Nase gerieben. Selbstverständlich mit seinem breiten und ach so schadenfrohen Grinsen im Gesicht. „Horus ist der falkengestaltige Ägyptische Himmelsgott“, gab er sein Wissen zum besten. Die richtige Antwort wäre Quetzalcoatl gewesen!“ wieder grinste er. Lolas Augen weiteten sich. Diesen Namen hatte sie noch nie gehört und sie weiteten sich noch mehr, als die Zigarette, die er bis eben zwischen den Fingern gehalten hatte, sich in einen Art Zauberstab verwandelte. Raik hatte sämtliche Fächer leergeräumt und durchwühlt, doch etwas passendes hatte er nicht gefunden. Wie es schien, hatte sein Bruder hier nur noch Schund in jedem einzelnen Fach, doch er wand ruckartig den Kopf, als mit einem Klacken die Türklinke wieder da war. Er war zunächst erleichtert, doch dann hörte er Lola bereits schreien. Mit wenigen Schritten war er bei der Tür, hatte diese aufgerissen und war genauso zügig auf dem Weg nach oben auf die Bühne. Als er endlich oben angekommen war, konnte er seinen Bruder nur noch beobachten, wie er den Zauberstab wieder in eine Zigarette zurück verwandelte und diese schließlich gänzlich aufrauchte, das er den Stummel hier auf dem Boden austreten konnte. Um Lola herum war eine lila Wolke aus Feenstaub. Er war sich nun ganz sicher, dass er sich Sais Zauberstab einfach angeeignet hatte. „Was hast du getan?!“, schrie Raik ihn an. Die Wolke schien sich noch nicht lösen zu wollen. „Sie hat versagt!“, gab ihm sein Bruder zu verstehen. „So lautet die Regel! Sie ist genau so ein Versager wie du und so weich wie unser Vater! Und außerdem kann sie so keinen Ärger machen!“ Die Wand hinter Guy, bildete ein circa einen Meter großes, rundes Loch, durch welches man den Himmel und das Meer sehen konnte. Mit einem Satz sprang er auf sein Stehpult. „Dann verabschiede ich mich. Arividertschi.“ Vor Raiks Augen verwandelte er sich in einen Phönix, so groß wie ein Schwan, und verschwand aus dem Loch in der Wand. Er wollte ihm nach, doch bevor er dieses erreicht hatte, war es auch wieder verschwunden. „Scheiße!“ Er stampfte mit dem Fuß auf. Das konnte doch nicht wahr sein... Sofort eilte er wieder zu Lola. Die lila Wolke löste sich endlich auf. Wie ein Häufchen Elend, kauerte Lola am Boden. Der Feenstaub verschwand schließlich ganz und was Raik jetzt sah, war blau. Er erblickte blaue Federn... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)