Game Over von Ryusei ================================================================================ Kapitel 1: Game Over -------------------- Serie: Durarara!! Pairing: - Charaktere: Kida Masaomi, Ryuugamine Mikado, Orihara Izaya, Heiwajima Shizuo Genre: Death Widmung: Für . Einfach so :3 Zum Titel: Was anderes hätte einfach nicht gepasst. Beta: , , Thank you!~ Persönliches: Raito warf die Idee kürzlich in den Raum. Und nachdem alle Shizuo/Izaya-Fanfics auf Animexx mit einem Unentschieden ausgehen, wollte ich einfach etwas anderes. Ich hasse Kampfszenen. Jedenfalls, wenn ich sie schreiben muss. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - „Sonohara-san. Mikado~ Wir sehen uns morgeeeeeeeeen!“, rief Kida halb umgedreht zu seinen Freunden, ehe er den Blick wieder nach vorne wandte und die Hände in den Taschen seiner Hose vergrub. Ein schwaches Lächeln ruhte auf den entspannten Lippen des Schülers. Warme Sonnenstrahlen tauchten die Häuser von Ikebukuro in ein mildes Orange-Rot. Alles war, wie es sein sollte. Jeder ging seinem Treiben nach, schenkte den anderen um sich herum keine Beachtung. Die Menschen waren viel zu sehr auf sich selbst fixiert. Kida wunderte sich darüber nicht. Diese Gleichgültigkeit änderte sich nur, wenn die beiden gefährlichsten Männer Ikebukuros aufeinander trafen und dem tristen Grau in Grau des Alltags eine neue Farbe verliehen. War es zu früh am Mittag oder warum hörte Kida noch nichts, was nach einer Straßenschlacht klang? Keine fliegenden Gegenstände, keine herausgerissenen Straßenschilder, keine Schreie, kein amüsiertes Lachen. Ungewöhnlich. Seinen Heimweg nach der Schule kannte Kida nicht so ruhig. Er zuckte mit den Schultern. Nun gut, auch diese beiden brauchten einmal einen Moment der Ruhe. Und keiner außer ihnen selbst wusste, nach welchen Regeln sie eigentlich spielten. „Vielleicht ist ja heute Ruhetag. Haha“, scherzte Kida mit sich selbst und legte den Kopf in den Nacken, gegen die warmen Sonnenstrahlen blinzelnd. „Ah...!“ Beinahe wäre er gefallen. Mit den Armen rudernd fing er sich auf eine höchst unelegante Art und Weise. Tief in Gedanken versunken hatte er gar nicht mehr auf seinen Weg geachtet. Als er seine Balance wieder gefunden hatte, drehte er sich um, um nachzusehen, worüber er letztendlich gestolpert war. Es war etwas Großes. Etwas... Kidas Denken setzte aus. Starrend blickte er auf den Bürgersteig. Was da lag... Unmöglich. Das konnte einfach nicht sein. Dieses Bild war in seinem Kopf schon so widersprüchlich... So falsch. Kidas Blick wurde trüb. Das konnte nicht... Sein Gehirn wollte einfach nicht realisieren, über was er da gestolpert war. Oder vielmehr... … über wen. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Shizuo hörte einen Knochen knacken, den er in dieser Form noch nie hatte knacken hören. Es war ein ganz anderes Geräusch. Wesentlich... melodischer. Nicht so wie das vulgäre Krachen, wenn die Elle brach. Oder der dumpfe Klang von splitternden Rippen. Nein, dieser Knochen klang anders. Romantisch, hätte Shizuo beinahe behauptet. Doch wenn er in Izayas Gesicht blickte, war da gar nichts romantisches mehr. Die amüsiert drein blickenden roten Augen fixierten den Boden. „I – za – ya-kun?“ Shizuo neigte den Kopf. Er hätte ein Lachen erwartet. Oder einen spöttischen Kommentar. Dass der Schwarzhaarige jedoch gar nicht reagierte, verunsicherte ihn. Ganz langsam, beinahe zögerlich, stellte er Izaya wieder auf seine Füße. Seine Finger lockerten sich um die zerquetschten Halswirbel. Izayas Körper sackte zu Boden und blieb zusammen gekrümmt liegen. Shizuo starrte ihn an, alarmiert, unruhig. Wer konnte schon sagen, wann er ihn wieder mit dem Messer angriff, wann er ihm den blanken Stahl ins Fleisch rammte und wie gewohnt mit einem 'Bis zum nächsten Mal, Shizu-chan!' vor ihm floh. So war es immer. So würde es immer sein. „Hey... Izaya!“ Unsanft rammte ihm Shizuo seine Schuhspitze in die Magengrube. Izaya – bis eben auf der Seite liegend – kippte auf den Rücken. Die roten Augen blickten starr in den Himmel. Das Grinsen auf den weißen Lippen war gefroren. Orihara Izaya war tot. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Kida Masaomi starrte auf das weiße Leichentuch über dem schmalen Körper. Die Wahrheit. Die Wahrheit klang so lächerlich, so falsch, dass er es nicht wagte, sie auch nur zu denken. Mikado, der zurückgekommen war, nachdem sein bester Freund ihn verzweifelt auf dem Handy angerufen hatte, ließ sich neben ihm auf dem Bordstein nieder. Er schwieg... und dafür war ihm Kida mehr als dankbar. Keiner hätte damit gerechnet, dass es jemals dazu kommen würde. Ja, Heiwajima Shizuo und Orihara Izaya waren Feinde seit Schultagen. Ja, sie jagten sich beinahe täglich, trieben sich gegenseitig an ihre Grenzen, bis einer von beiden floh und das Duell für 24 Stunden pausieren ließ. Ja, sie hatten sich immer wieder angedroht, dass sie einander umbringen würden. Aber... Niemand hätte jemals damit gerechnet, dass es wirklich passieren würde. Für jeden in Ikebukuro, dem die beiden Namen geläufig waren, war es ein Kampf bis ans Lebensende. Ans natürliche Lebensende. Eines Tages, wenn sie zu alt zum Rennen gewesen wären, wäre ihr Spiel beendet gewesen. Aber nicht so. Nicht so abrupt. So plötzlich. Orihara Izaya hatte verloren. „Du... bist über ihn gestolpert?“ Mikados Stimme war so leise, dass Kida ihn erst gar nicht hörte. Doch dann drehte er langsam den Kopf in seine Richtung. Über ihn gestolpert. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Denkst du, es war Heiwajima-san?“ Heiwajima. Wer sonst. Izaya hatte viele Feinde, vielleicht die meisten Feinde, die ein Mensch je hätte haben können. Kida jedoch war sich sicher, dass es kein anderer gewesen sein konnte. Izayas Leben gehörte Shizuo – und umgekehrt. Hätte sich ein Dritter eingemischt, dann... Der blonde Schüler holte tief Luft. „Das ist heftig. Ich konnte ihn nicht leiden, aber... Keine Ahnung. Mir fehlen die Worte, Mikado.“ Er konnte nicht zu sehr ins Detail gehen. Mikado sollte es nicht wissen. Nicht wissen, dass Kida Masaomi Orihara Izaya kannte. Orihara Izaya hatte sein Leben zerstört. Sein Leben – und Sakis. Er hatte ihm vor Augen geführt, wie wichtig ihm Menschen waren, obgleich er behauptete alle Menschen zu lieben. Für Izaya waren Menschen nicht mehr als Schachfiguren auf einem überdimensionalen Schachbrett. Und er war derjenige, der sowohl die schwarzen, als auch die weißen Figuren bewegte. Er war es, der über Leben und Tod entschied, der auswählte, wer jemand sein durfte und wer nicht. Kida Masaomi – ehemaliger Anführer der Yellow Scarves – gehörte zur letzten Gruppe. Informationen hatten einen hohen Preis. Darüber war sich Kida jedoch nicht im Klaren gewesen, als er Izaya um Hilfe gebeten hatte – und bitterlich enttäuscht wurde. Izaya hatte ihm Informationen gegeben – ihm und den Blue Squares. Die brutale Ernsthaftigkeit, die Kida plötzlich entgegen geschlagen war, hatte ihn maßlos überfordert. Für so ein Spiel war er nicht der richtige Mann. Kida Masaomi stieg aus. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - „Hast du schon gehört...? Man munkelt, dass...“ „Wusstest du schon?“ „Ja, ich habe es auch gehört. Unglaublich, oder?“ „Wer hätte schon damit gerechnet. Ich meine... Er?“ „Hätte ihn nur schon mal jemand früher ermordet.“ „Orihara, ja. Wusstest du noch nichts davon?“ Orihara Izaya. Das Gesprächsthema in Ikebukuro. Niemand sprach mehr von etwas anderem. Nur noch er, er, er. Im Leben und im Sterben eine wichtige Persönlichkeit. Ikebukuro war ruhiger geworden. Ruhiger. Und sicherer. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - „I – ZA – YAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!“ Gellend hallte Shizuos Schrei über die Hauptstraße. Seine Hände umklammerten die Leitplanke, die die beiden Spuren voneinander trennte. Mit einem amüsierten Grinsen sprang Izaya zurück. „Shizu-chan. Nicht gleich so grob. Wir könnten doch ein wenig langsamer anfangen. Mit einem Straßenschild zum Beispiel. Oder einem Mülleimer. Hoppla!“ Nur knapp verfehlte der tonnenschwere Stahl seinen Kopf. „Ah, du wirst besser, was das Zielen angeht. Vielleicht doch kein Mülleimer. Nachher triffst du mich noch.“ Der Schwarzhaarige machte auf dem Absatz kehrt. „Shizu-chan. Fang mich~“ Provokant grinste er ihn an, ehe er in einer Seitengasse verschwand. Wie immer. Alles wie immer. Izaya hörte Shizuos laute Schritte hinter sich, sein wütendes Schreien, das atemlose Keuchen. Das gleiche Spiel, der gleiche Ablauf. Eine Routine, für Izaya, wie für Shizuo. Er bog zur Seite, umgriff mit der freien Hand eine herabgelassene Feuerleiter und zog sich hoch. Hinter ihm knirschte Kies. Shizuo war stehen geblieben und sah ihm nach, wie er eilig höher kletterte. Ein menschenleeres Dach. Izaya drehte sich um die eigene Achse. Die Leiter hinter ihm zitterte unter Shizuos gewaltigen Handgriffen. Nur wenige Sekunden und er war auch auf dem Dach. Er hatte sich keine Zeit gelassen Izayas Spur auch nur für einen Augenblick zu verlieren. „Du bist schnell.“ Langsam trat Izaya an den Rand der Leiter, gerade rechtzeitig, als Shizuos Hand die Dachkante umklammerte. Eine Bewegung, ein Schnitt. Shizuo schrie auf, die blutende Hand jedoch nicht zurückziehend. „Mal sehen wie lange es dauert, bis du dem Boden wieder Hallo sagst.“ „Verdammter Bastard!“ Shizuos Faust traf Izayas Schulter, ließ den Schwarzhaarigen zurücktaumeln, als er sich mit aller Kraft von der letzten Sprosse abstieß und sich endgültig auf das Dach zog. Das gleiche Spiel. Schlag für Schlag, Schnitt für Schnitt. Bis einer von beiden nicht mehr konnte, bis sich einer zurückzog. „Haha... Shizu-chan. Das verspricht eine lange Nacht zu werden, hu?“ Er konnte noch lachen. Obwohl er ihm mehr als einen Knochen gebrochen hatte. Schlüsselbein, Arme, Rippen. Knochen, die leicht brachen. Shizuo richtete sich unter Schmerzen auf. Blut tropfte aus unzähligen Wunden. Wie lange standen sie nun schon auf diesem Dach? Er konnte es nicht mehr sagen. Zeit spielte in ihrem Spiel keine Rolle. Zeit war relativ, wenn sie aufeinander prallten. Unwichtig. Nebensächlich. Es zählte nur dieses widerliche Rattengesicht, dessen Konturen Shizuo so liebend gerne zu Brei geschlagen hätte. Töten. Das war alles, was er wollte. Ihn. Jetzt. Hier. Tötentötentöten! „Du mieser Penner... Es wird deine letzte Nacht werden, das schwöre ich dir, Izaya!“ „Hnnn...~ Das wiederholst du schon so oft, es wird langsam langweilig.“ Izaya ging rückwärts, bis seine Füße wieder die Leiter erreichten. Das Dach war eine Sackgasse. Hier oben hatten sie lange genug gespielt, sich gegenseitig verletzt und pausiert, um sich die Wunden lecken zu können. Shizuos brutale Schläge hatten ihren Tribut gefordert. Höchste Zeit wieder auf den Boden zurückzukehren, wo ihm die Straßen ein willkommenes Versteck waren. Leichtfüßig sprang Izaya nach unten, fing sich mit der unverletzten Hand und hangelte sich die Sprossen entlang, ehe Shizuo auf dem Dach realisierte, dass er nicht mehr in seiner Nähe war. Die Brüche schmerzten dumpf pochend. Zwei Finger der rechten Hand, das linke Schlüsselbein und mindestens drei Rippen. Izaya ignorierte es, während er durch die Seitengassen eilte. Routine. Wie alles an diesem Spiel. Hinter ihm gingen Hauswände zu Bruch, ein Mülleimer verfehlte seinen Kopf nur knapp. Es machte ihm Spaß. So wahnsinnigen Spaß. Izaya lachte. Die heutige Nacht war etwas Besonderes. So lange hatten sie einander noch nie gejagt, auch wenn ihm langsam bewusst wurde, dass er am Ende seiner Kräfte war. Zwei Seitenstraßen noch, dann war er in der Nähe seiner Wohnung. Er würde das Spiel für heute beenden. Doch im nächsten Moment wurde er ruckartig zurück gerissen, verlor den Halt und landete mehr als unsanft auf dem Steißbein. Shizuo hatte die Kapuze seiner Jacke erwischt. Schwer atmend beugte er sich über den am Boden sitzenden Schwarzhaarigen. „Genug gerannt, Izaya-kun“, raunte er ihm mit vor Erschöpfung kratziger Stimme ins Ohr. Die Hand des Blonden schloss sich um Izayas Hals und hob ihn hoch. Seine Füße baumelten wenige Zentimeter über dem Asphalt. Es war nicht geplant. Nicht so, nicht... Eigentlich gar nicht. Er wollte es nicht, doch er hatte sich unterschätzt. Seine Energie, seine Kraft, seinen Hass auf ihn. Ein Knacken. Leise, zärtlich. Es klang wie Porzellan. Shizuo spürte die Knochensplitter unter der blassen Haut. Die Halswirbel, nicht mehr als ein Trümmerfeld. Das Grinsen auf Izayas Gesicht war gefroren. Keine Regung mehr. Kein Lachen, kein Spotten, keine Gegenwehr mit dem Messer. Als Shizuos Gehirn die Informationen verarbeitet hatte, ließ er ihn fallen. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Nicht geplant. So oft er es auch immer angedroht hatte, weder er noch Izaya hatten je damit gerechnet, dass ihr Spiel ein Ende finden würde. Shizuo grub die Hände in seine Haare. Wie lange...? Er hatte nicht auf die Uhr gesehen. Irgendwo hinter den Häusern schimmerte Blaulicht. Orihara Izaya war tot. Selbst gedacht hörte es sich falsch an. Wie oft hatte er davon geträumt, wie er dem Schwarzhaarigen den Hals umdrehen würde, wie oft hatte er sich vorgestellt, wie wunderbar ruhig Ikebukuro sein würde, wenn Izaya nicht mehr in der Stadt auftauchen würde. Doch nie hatte er in Erwägung gezogen, was er machen würde, wenn seiner täglichen Hetzjagd mit Izaya ein Ende gesetzt werden würde. Es war einfach nie relevant gewesen. Sie würden sich ewig jagen – Izaya und er. So wie sie es seit neun Jahren getan hatten. Nun war es vorbei. Ein Game Over. Das Spiel hatte einen Gewinner und dieser hieß Heiwajima Shizuo. Seufzend blickte der Blonde auf die lebendige Stadt. Kein Information Dealer mehr, der mit dem Handy in der Hand an der Wand lehnen würde. Kein 'Shizu-chan' mehr, das ihm ins Ohr gehaucht wurde, ehe der Schwarzhaarige mit einem Lachen ihr Spiel eröffnete. Kein grinsendes Rattengesicht, das in der nächsten Seitengasse verschwand und ihn damit aufforderte, ihm zu folgen. Keine Nächte mehr bei Shinra, um die Wunden zu flicken, die Izaya ihm zugefügt hatte. Orihara Izaya würde ihn nie wieder belästigen. Nie wieder. War es nicht eigentlich das, was er sich immer gewünscht hatte? Langeweile. Schon jetzt. Shizuo zuckte unruhig und biss auf seine Zigarette. Langeweile. Langeweilelangeweilelangeweile. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)