Kiwisorbet von Zuecho (Antihelden und Knallköpfe) ================================================================================ Kapitel 1: holding out for a hero --------------------------------- Yay Yay ich habs doch noch geschafft! Endlich mal wieder etwas geschrieben :) Hoffe es gefällt. Für den Wettbewerb von . ~*@@*~ Kiwisorbet Oder auch: Holding Out For A Hero Ich bin kein Held. Ich trage keine ultracoolen Seidenunterhosen über einem maßgeschneiderten Kostüm, ich habe keinen mysteriös oder nach besonderen Fähigkeiten, klingenden Namen, keinen stahlharten Körper und ein markantes Kinn. Zudem habe ich weder Superkräfte, noch bin ich unglaublich cool. Nein, eigentlich bin ich sogar ziemlich uncool. Denn welcher Mensch außer mir trägt eine Nasenklemme beim Schwimmen? Welcher Jungendliche in meiner Generation heißt schon noch Franz? Und welcher gottverdammte Junge wird noch rot bei dem Gedanken an Sex, Küssen, nackte Männer – oder auch Frauen, aber ich stehe eindeutig auf Männer, um das gleich mal zu erwähnen – oder aber auch, wenn einer der ganz coolen, taffen Jungs sich dazu herablässt, ein Wort an ihn zu wenden? Oder einen Blick in seine Richtung zu verschwenden? Und welcher halbwegs angesagte Kerl trägt die ausgelutschten Klamotten seiner älteren Brüder? Oder noch peinlicher: Sogar manchmal die seiner Schwester – nein, wir reden hier nicht von Röcken, Kleidern oder Pumps, sondern von T-Shirts und Hosen. Ich jedenfalls kenne keinen. Außer meiner Wenigkeit, natürlich. Meine Wenigkeit hat braune kurze, ausgefranste Haare, die mir leider ständig im Gesicht hängen, hässlich grüne Augen und einen Hang zur merkwürdigen Klamottenwahl. Außerdem habe ich eine verdammt starke Vorliebe für Actioncomics, deren Helden und für Kiwisorbets, meine eiskalte Lieblingsspeise. Zweimal die Woche schlurfe ich in den Laden meines Lieblingscomichändlers und gebe mein hart erarbeitetes – wer behauptet, Pakete umherwerfen am Flughafen sei einfach, der gehört bestraft – Geld für einen Haufen seltener Comics aus, die sofort in meine heißgeliebte Sammlung wandern. Nach dem obligatorischen Comiceinkauf verschwinde ich immer in dem kleinen Café direkt nebenan, in dem ich mir meine Lieblingsspeise gönne und dabei liebevoll in meinen Comics blättere. Und da ich nicht nur Comics sammle, dieses merkwürdige Getränk ständig verzehre, sondern auch noch gut in der Schule bin, habe ich den Stempel 'uncool' praktisch auf Stirn und Arsch kleben. Alles in allem ganz schön frustrierend. Dass ich schwul bin, weiß auch so gut wie jeder – danke an dieser Stelle übrigens an meine Oma, die es für nötig hielt, während eines Schulfestes zum Thema Toleranz die Bühne zu stürmen und mich vor versammelter Schule, sowie Eltern, Großeltern oder sonstigen Leuten, zu outen und mit ihrem Regenschirm drohend Toleranz mir gegenüber zu fordern, bevor sie zusammen mit der Schulband – die sie eigentlich bloß zu übertönen versuchte – ein Liedchen schmetterte. Und dass ich eine verkappte Jungfrau bin, kann sich jeder denken, der sieht, wie ich beim Thema Sex rot anlaufe, stottere sowie Schweißausbrüche, eine Piepsstimme und die ein oder andere Panikattacke bekomme. Aber - und das will ich hier auch noch mal gleich klarstellen: Ich bin kein armes verlassenes Entlein, das in der Schule gemobbt wird und keine Freunde hat. Ich habe sogar recht viele Kumpel. Okay, die meisten, nein, fast alle, sind weiblicher Natur, aber darum geht es schließlich nicht. Ich kann mich mit Mädchen einfach besser unterhalten, denn sobald ein Kerl auch nur ansatzweise gut aussieht, mache ich mich – wie zuvor schon erklärt – zum absoluten Deppen, ob ich will oder nicht. Den ein oder anderen männlichen Freund habe ich auch ( welche aber nicht mal ‚ansatzweise‘ gut aussehen, um es ganz hart zu sagen ), die meisten aus dem Bereich der Comicsammler, aber auch nicht sehr viele, denn fast alle in meinem Alter, die sich noch mit so einer Sammelleidenschaft wie Comics beschäftigen sind… Freaks. Und ja, ich mag auch nicht ganz so der normale Kerl von nebenan sein, das Wort Freak trifft schon recht gut auf mich zu, aber dennoch bin ich nicht so… fanatisch. Da wir das jetzt ja alles geklärt haben, können wir zurück zum Thema kommen: Mein Anti-Helden-Dasein. Was durch eine wirklich unbeabsichtigte Heldentat meinerseits aber schlagartig enden sollte und eine neue Ära für mich beginnen ließ. ~*@@*~ Es begann alles damit, dass meine beste Freundin Leo beschloss, unbedingt einem Typen aus unserem Jahrgang den Kopf verdrehen zu müssen. Natürlich ist es nicht irgendein Kerl, sondern der heißeste und begehrteste Typ an der Schule – ihrer Meinung nach. Phillip, so der Name. Nicht, dass Phillip schlecht aussieht, das nun wirklich nicht, ich finde ihn nur zu… großkotzig. Seine beiden besten Kumpels, Vinci und Jonathan, gefallen mir da wirklich besser. Beide haben einen ordentlichen Knall, was für mich allein schon ausreicht, um sie sympathisch zu finden, mal abgesehen von ihrem nicht zu verachtenden Äußeren. Vinci mit seinen dunkelbraunen, ständig verwuschelten Haaren, dem Dauergrinsen und den braunen Augen, die einen immer so ansehen als wollten sie einem die Kleider vom Leib fetzen. Und Jonathan, die einzig wahre Brünette, wie Phillip immer so schön sagt, mit der stets perfekt sitzenden Frisur und den grün-braunen Augen, bei denen der Nacktscanner integriert zu sein scheint. Damit gehören die beiden wohl kaum zu den wenig ansehnlichen Typen an unserer Schule. Vincis Knall zeigt sich in seinem wirklich etwas feurigem italienischen Temperament, dem ständigen Rumgefuchtel mit seinen Händen und den Hund Ninja, bei dem das Wort Exotik nicht einmal ansatzweise beschreibt, wie er aussieht. Er hat in etwa die Größe eines Pudels, den Kopf eines Bernhardiners, das Fell eines Chow-Chow und die Beine eines Zwergpinschers. Man muss dieses ‘Ding‘ schon gesehen haben, um es sich vorstellen zu können. Stellt euch einfach einen hässlichen, aber auch irgendwie recht… ‘niedlichen‘ Hund vor, der alle drei Minuten seinen Schwanz jagt. Außerdem hat Vinci die Angewohnheit, einem mehr als nah zu kommen, das Gesicht von einem in seine Hände zu nehmen und einem zuzuraunen wie hübsch, talentiert, intelligent oder süß man doch sei, bevor er in deftige Flüche ausbricht und davonstampft. Dass das bei mir schon zu regelmäßigem Schreien nach einer Tüte wegen Atemnot geführt hat, sollte jedem klar sein. Jonathan dagegen starrt einen oft minutenlang an, bringt einen so vollkommen aus der Fassung und sieht dann einfach wieder weg. Am meisten jedoch beschreibt sich seine Meise darin, dass er schon einmal mitten im Unterricht aufsteht und einen umarmt, weil man gerade so einsam, verlassen, traurig, verwirrt oder auch glücklich ausgesehen hat. Ob er dabei eine/n Lehrer/in oder Schüler/in kuschelt, ist ihm egal. Dass mich auch das schon öfters… nun, sagen wir, nervös gemacht hat, dies nur mal so am Rande. Außerdem trägt er stets einen Hut, den er, wenn er ihn im Unterricht abnehmen muss, unter seinen Pullover oder T-Shirt stopft, um ihn ja nicht zu verlieren. Und wehe, irgendjemand anderes fasst ihn an. Oder, was auch öfter vorkommt: Er kann ihn zwei Minuten lang nicht finden, obwohl er bereits auf seinem Kopf sitzt. Beide haben auch schon das eine oder andere Mal wegen ihres… ‘etwas‘ aufdringlichen Verhaltens den Schulpsychologen aufsuchen müssen, der sie jedoch lediglich als ein wenig exzentrisch bezeichnet. Und nun zurück dahin, wie ich doch noch zum Helden wurde, auch ohne das mächtige Kinn, das heiße Kostüm und den geilen Körper. ~*@@*~ Leo hat es, dank eines wirklich heißen Fetzens, wegen dem sie nicht nur ihr Sparschwein hat schlachten müssen (etwas, das ich ja nie fertig bringen kann. Deswegen habe ich lediglich eine Sparkuh, mit rosa fluffigen Haaren, deren Bauch man zum Geld entnehmen öffnen kann oder, wie Leo es nennt: zum Geld melken), sondern auch noch zum Direktor geschickt worden ist, nachdem kein Junge mehr dem Unterricht Aufmerksamkeit geschenkt hat, endlich geschafft, Phillip zu einem Date zu überreden. Aber es ist nicht irgendein Date, nein, es soll ein Picknick im Forst- und Naturschutzgebiet ganz in der Nähe werden, direkt an dem, noch nicht Fluss, aber riesigen Bach, in dem das Bier kühl gehalten wird, man jedoch nicht baden kann, da er erstens viel zu kalt ist und zweitens ziemlich wild fließt, so dass man wirklich mitgerissen werden kann, weswegen man das Bier, schön zwischen ein paar Steine, am Ufer einklemmen muss, sonst wäre auch das noch futsch. Mit von der Partie bin ich jetzt plötzlich auch – und ohne meine vorherige Kenntnis – und dazu noch die beiden Knallköpfe, Jonathan und Vinci. Den Grund dafür erklärt mir Leo damit, dass sie, ganz egal, wie gut sie Phillip kennt – na ja, eben vom Sehen und Hörensagen her – nicht mit ihm allein im Wäldchen hocken will. Warum sie sich dann aber nicht mit ihm in einem stinknormalen Café oder meinetwegen ins Kino verabredet, kann sie mir nicht sagen. Ich hege ja den Verdacht, dass sie leichte Hintergedanken bezüglich mir und den beiden anderen hat. Jedenfalls naht der Tag des Dates. Leo wird immer aufgeregter, schlachtet nun auch noch ihren Sparelefanten und gackert in einem fort davon, wie toll das doch werden wird. Ganz bestimmt. Am Tag des Picknicks fahren, nein, rasen, Leo und ich gemeinsam auf ihrem Roller – der passend zu ihrem Namen mit lilafarbenen Leomuster – was jedoch bloß Zufall ist, da sie ihn von ihrer Cousine übernommen hat – lackiert ist – bis zum Parkplatz vor dem Naturpark, wo uns die drei anderen sowie der, schon wieder seinen Schwanz jagende Hund Ninja, erwarten. Nachdem er uns begrüßt hat, umarmt Leo alle anderen, während Jonathan die Arme um mich wirft, mich fest an sich drückt und meinen Rücken abklopft, als wolle er Steine rausmeißeln, und Vinci mein Gesicht in seinen Händen zu sich heranzieht und mir zuraunt, wie schön es doch ist, dass ich gekommen bin, bevor er in derbe italienische Flüche ausbricht. Dann wirft er einen Ball für Ninja. Nachdem Leo mir eine obligatorische Tüte gereicht hat, ich meine Atemnotattacke überstanden und die anderen genug gegrinst haben, rast Ninja voran. Wir restlichen folgen ihm, bis er am Bach angekommen ist, diesen ankläfft, seinen Schwanz jagt, schließlich umfällt und einschläft. Leo öffnet ihren Rucksack und packt eine rosa- und lilafarbene, gekringelte Picknickdecke aus, die von den Jungs zwar erst kritisch beäugt, dann aber für gut genug befunden wird, um sich daraufsetzen zu können, und verteilt Pappteller sowie Becher, während Phillip ganz mannhaft das Bier kühlen geht. Jonathan packt vier verschiedene Salate aus, von denen ich mich fragte, wie wir die bloß aufessen sollen, denn Vinci holt auch nicht gerade wenig an Knabberzeug heraus. Und Leo hat noch zwei Baguettes mit und ich Wrapteig. Was sich jedoch nicht wirklich als Problem herausstellt, eher ist das Gegenteil der Fall. Jonathan und Vinci fressen wie Scheunendrescher. Phillip ist damit beschäftigt, Leo zu beeindrucken und sie damit, sexy an ihrem Strohhalm, der in ihrer eisgekühlten Spritedose steckt, zu nuckeln. Und ich? Ich sehe den beiden anderen fasziniert dabei zu, wie sie sich zeitgleich drei verschiedene Salate, plus Chips, sowie ein Stück Baguette und Salzstangen in den Mund schieben, um es dann mit einem Schluck Bier oder wahlweise auch Eistee runterzuspülen. „Und du bist also schwul?“, fragt mich Jonathan natürlich genau in dem Moment, als ich etwas trinke und mich prompt verschlucke, da ich so direkt von ihm angesprochen worden bin. Ein wenig ungläubig sehe ich ihn an. Er muss das doch wissen. Schließlich spielt er in der Schulband mit und hat hautnah mit erlebt, wie meine Oma Mikrofon und Macht an sich gerissen hat. „Ja?“, piepse ich und er nickt einfach nur. „Reichst du mir mal eines von diesen Wrapdingern?“ Dazu muss ich mich umdrehen und auf allen Vieren gehen, weil ich nicht aufstehen will. „Wisst ihr“, lässt Vinci verlauten, als ich gerade nach der Wrappackung greife, „Ich steh ja nicht so auf Schwänze, aber dafür auf Ärsche.“ Mit diesen Worten tätschelt er mir einfach den Hintern. Und ich hänge total dämlich da, den Hintern in der Luft, einen Arm ausgestreckt und ein knallrotes Köpfchen, der Atemnot mal wieder nahe. Jonathan, der sowieso kein Mann der vielen Worte ist und es niemals sein wird, schließt sich stillschweigend Vincis Beispiel an. Keine Sekunde später fühle ich zwei Hände an meinem Hintern herumfummeln. „Jungs“, brummt Phillip, während Leo breit grinst, „er stirbt gleich.“ Und das tue ich vermutlich wirklich gleich, wenn mir nicht Jemand mal eine Tüte reicht. Leo erkennt Gott sei Dank meinen etwas panischen Blick und wirft mir gelassen eine der Baguettetüten zu, in die ich hektisch atme, bevor ich mich mit knallrotem Kopf wieder rumdrehen kann. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie Vinci breit und Jonathan besonnen grinst, wage es aber nicht, weiter in ihre Richtung zu blicken, da ich sonst wieder enge Freundschaft mit der Tüte schließen muss. Es ist merkwürdig, denn obwohl ich und Leo mit den Dreien eigentlich so gut wie nie etwas zu tun haben – jedenfalls außerhalb der Schule und ich dank der Schüchternheit nur aus der Ferne – läuft das Ganze hier – bis auf meine regelmäßigen Atemnotattacken bei der ein oder anderen Aktion der beiden Knallköppe – ganz gut und das ‘Date‘ verläuft blendend für Leo, wie ich finde. Und so langsam klärt sich auch, warum Phillip eigentlich mit Vinci und Jonathan befreundet ist. Eine Frage, die ich mir schon länger stelle, da die Drei, oder zumindest Phillip, doch recht unterschiedlich sind. Die Drei haben sich im Kindergarten kennengelernt, wo sie viel zu laut kichernd von einer Erzieherin schon damals beim ‘Schwanzvergleich‘ oder fummeln mit Mädchen in selbst gebauten Höhlen erwischt worden sind. Zudem haben sie gemeinsam die gleiche Klasse in der Grundschule und später auch auf der Gesamtschule besucht. Und während Phillip derjenige ist, der die anderen beiden vom größten Unfug abhält, sind diese wiederum dafür da, ihn davon abzuhalten, sich zu sehr in sein Männlichkeitsgetue hineinzusteigern und sich vor den Mädchen zum Affen zu machen, wie sie uns erklären. Während wir uns unterhalten – okay, eigentlich reden nur die anderen und ich brumme ab und an mal zustimmend – rückt Jonathan immer näher und legt einen Arm um mich, woraufhin ich praktisch schockgefriere, bis Vinci den Arm runterfegt und stattdessen mein Gesicht in seine Hände nimmt, mir zuraunt, was für hübsche Augen ich doch hätte und dann fluchend eine Olive aus dem Salat pickt. Überhaupt starten die beiden immer wieder solche Aktionen. Sie scheinen Spaß daran gefunden zu haben, mich wahlweise in Totenstarre fallen oder nervös rumfuchteln zu lassen, während Leo und Phillip sich näher kommen. Dann wacht aber Ninja wieder aus seinem Schönheitsschlaf auf und staubt sämtliche Essensreste ab, indem er lauter Kunststückchen in einem fort aufführt. Schließlich rennt er bellend los, da er jetzt mal dringend für kleine Monster muss, wie uns Vinci liebevoll erklärt und seinem Hund fast verliebt hinterherblinzelt, bevor er beim Aufräumen mithilft. Jonathan will aber unbedingt noch jeglichen Müll sorgfältig einsammeln und zieht damit Ninjas Ungeduld auf sich, der ihn jetzt kläffend umkreist und immer wieder nach seiner Hose schnappt und als Jonathan sich kurz bückt, um die Bierflaschen aufzuheben, hochspringt und ihm den Hut vom Kopf reist. „Ninja!“, brüllt Jonathan, ganz im Gegensatz zu seiner sonst so ruhigen Art und Vinci brüllt ebenfalls, da er zu ahnen scheint, dass es seinem Hündchen an den Kragen gehen könnte. Der findet das Ganze jedoch bloß lustig und rennt noch immer kläffend vor den beiden weg. Wir anderen Drei hinterher, bis Jonathan einen Hechtsprung macht, um den Hund zu packen, der im gleichen Moment jedoch zur Seite springt und mit einem lauten Platschen direkt im Bach landet. Ich komme mit rudernden Armen vor dem mit großen Steinbrocken abgegrenzten Ufer zum Halt und klettere wie die anderen so nah wie möglich ans Wasser, um Ninja zu helfen, der jetzt fast kreischt und hektisch versucht, in dem kräftigen Sog über Wasser zu bleiben, den Hut noch immer in der Schnauze. Und genau in dem Moment, in dem ich nur noch einen winzigen Schritt nach vorne treten will, rutsche ich aus und fliege ins Wasser, welches trotz sommerlicher Temperaturen arschkalt ist. Ich kann gerade noch ein Kreischen unterdrücken, als ich wieder auftauche und mich prustend nach Luft schnappend am nächstbesten festklammere, in diesem Fall Ninja, der wohl glaubt, ich wolle ihn retten und versucht, an mir hochzuklettern, mich knurrend mit den Pfoten kratzend. Ich packe ihn mit einer Hand, um ihn mir vom Leib zu halten und versuche mit der anderen, mich vorwärtszubewegen (wünsche mir, ich hätte meine Nasenklammer trotz aller Peinlichkeiten gerade auf), werde aber vom Sog herumgeschleudert und zu meinem (und Ninjas) Glück gegen die Steine am Ufer geschleudert, an denen ich mich in der Hoffnung, dass sie nicht wegbrechen, festkralle und dann von Phillip und Vinci aus dem Wasser gezerrt werde, während Jonathan der erschrockenen Leo den Rücken tätschelt. „Woah, Alter“, sagt Vinci und reißt mir erst mal die Klamotten vom Leib – na ja, zumindest T-Shirt und Jacke. „Dass du Ninja gleich hinterher springst, hätte ich ja nicht gedacht. Danke, Mann“, sprach er und zog mein Gesicht zu sich, um mir einen nicht gerade keuschen Kuss auf die Lippen zu drücken und mir seine trockene Sweatjacke zu reichen, nur um dann zu seinem, in Jonathans Armen winselnden, Hund zu sprinten, mich wie einen begossenen Pudel und mit rasendem Herzen zurücklassend. „Ja, Mann, danke“, brummt nun auch Jonathan, der sich seinen nassen Hut schon wieder aufgesetzt hat und mich regelrecht mit seiner Umarmung zerquetscht, mir einen Kuss unters Ohr haucht und mich dann an der Hand nach oben zieht. Und da ich wegzukippen drohe, als Leo mich anspringt, hält er sie noch weiter fest und stützt mich somit, bis sie fertig geschimpft hat, ignorierend, dass ich mich gerade wie im Schock fühle und vor mich hinstammle, dass ich doch bloß ausgerutscht bin. Dass ich trotzdem irgendwie zum Helden geworden bin, merke ich am nächsten Tag in der Schule nicht nur an einigen anerkennenden Schulterklopfern und Kommentaren, sondern auch, als ich das Kurszimmer betrete und auf meinem Platz tatsächlich ein Kiwisorbet steht. Daneben liegt eine Fotoautomaten-Bilderreihe von Jonathan, Vinci und Ninja mit der Rückenbeschriftung: 'Unser Held' ~*@@*~ Ende. Und? Was haltet ihr von dem Helden unter den Antihelden? :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)