Licht und Dunkelheit von Tini-sama (Dort wo das Böse lauert) ================================================================================ Kapitel 2: Vieles zum Nachdenken -------------------------------- „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ „Wieso was hast du gegen Nachhilfe?“ „Ich habe nichts gegen Nachhilfe, ich habe etwas gegen dich! Warum hast du dich freiwillig gemeldet?“ „Ich dachte, wenn wir etwas mehr Zeit verbringen, hasst du mich nicht mehr so!“ „Du hast dir gerade einen Todfeind geschaffen. Ich habe von vornherein gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst und jetzt das! Willst du mich quälen?“ „Nö, eigentlich nicht. Außerdem habe ich gestern schon gesagt, das ich dir Nachhilfe gebe und damit mein Vater keinen Verdacht schöpft, habe ich gesagt, dass ich es machen werde.“ „Ist ja ganz toll und das ohne mich vorher zu fragen, ob ich überhaupt will.“ „Hast du am Wochenende Zeit?“ Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Als ob mir so was noch gefehlt hätte. „Nein habe ich nicht!“ „Dann morgen nach der Schule?“ „Von mir aus, aber nerv mich nicht!“ „Gut.“ Nachdem er mir den halben Weg zu mir nach Hause, wie ein Hund hinterher gedackelt war, wurde es mir dann zu blöd. „Musst du mir hinterher latschen? Du musst doch sicher nach Hause, sonst kommt dein Vater wieder wie ein Verrückter durch die Ortschaft geprescht.“ „Der weiß bescheid.“ „Über was, weiß er bescheid?“ „Das ich dir heute Nachhilfe gebe.“ „Was?! Wieso weiß ich nichts davon?“ „Habe ich nicht gesagt, ich habe eine Überraschung? Das ist sie.“ „Ist ja eine tolle Überraschung. Wo willst du mir Nachhilfe geben?“ „Bei dir zu Hause. Ich habe deiner Mutter schon bescheid gesagt, sie war einverstanden.“ „Was? Da hat sie zugestimmt? Warum hast du mir das nicht früher gesagt?“ „ÜBERRASCHUNG!!“ „Ist ja ganz toll. Und wenn ich nicht will?“ „Tja, Pech gehabt.“ Damit war für ihn die Diskussion beendet. Das hieß für mich, Nicholson noch den ganzen Tag zu ertragen. Tolle Aussichten! Als wir vor meinem Haus waren, blieb er stehen und schaute. „Was guckst du so? Ich weiß du bist besseres gewohnt, aber du willst mir ja unbedingt Nachhilfe geben, also musst du auch mit unserem Haus klarkommen!“ „Ich finde es wunderschön!“ Ich starrte ihn entsetzt an, wenn etwas hässlich war, dann unser Haus. „Was findest du daran schön?“ „Na ja, es ist klein, normal und … schön. Du weißt nicht wie es ist in einem Villenviertel zu wohnen. Alle Häuser sind protzig. Vor jedem steht ein Porsche, Ferrari oder Audi A4, das ist nicht normal. Ich finde euer Haus einfach nur schön.“ Er starrte das Haus wehmütig an. In diesem Moment tat er mir Leid. Vielleicht war er doch nicht so wie alle sagen: so angeberisch und arrogant. Und vielleicht hasste er es sogar reich zu sein. Ich riss aus meinen Gedanken hoch als Nicholson etwas sagte. „Äh, was hast du gesagt?“ „Ich habe gefragt ob wir dann reingehen können?!“ „Natürlich.“ Ich ging die fünf Treppenstufen vor dem Haus hoch, schloss die Tür auf und ging rein, gefolgt von Nicholson. „Willst du was trinken? Brauchst du vielleicht sonst irgendwas?“ „Nein danke.“ „Setz dich doch schon mal ins Wohnzimmer, ich komme gleich.“ „O.K.“ Ich hatte ein komisches Gefühl im Magen, als ich ihn im Wohnzimmer allein sitzen ließ, aber ich musste hoch in mein Zimmer um Block und Schreibzeug zu holen. Ich ging schnell hoch, holte das Zeug, doch als ich wieder runter kam, war er nicht mehr da. „Nicholson? Nicholson, wo bist du?“ Angst machte sich in mir breit, aber ich wusste nicht genau wovor ich Angst hatte. „Hier bin ich!“ Ich schrak zusammen und schrie so laut ich konnte. „Wo kommst du jetzt her? Ich habe doch gesagt du sollst im Wohnzimmer sitzen bleiben!!“ „Ich musste mal auf die Toilette. Entschuldigung ich wollte dich nicht erschrecken. Übrigens du kannst mich Nick nennen, Nicholson ist so förmlich.“ „Gut Nick. Solltest du mich noch mal so erschrecken, fliegst du raus! Verstanden?“ „Ja klar. Können wir jetzt endlich anfangen?“ „Ja klar.“ Es war genau sechs Uhr als wir anfingen. Er erklärte mir sämtliche Mathe – und Chemieformel und die Zusammensetzung von Salz – und Schwefelsäure. Das schlimme: er hat es mir so erklärt, dass ich es verstanden habe. Normalerweise brauche ich Tage um zu begreifen was man in Chemie von mir will, aber bei ihm gerade mal ein Stunde. „Wenn du dich richtig damit beschäftigst, verstehst du es auch. Was ist dein Problem?“ „Keine Ahnung!“ „Wann kommt deine Mutter?“ „So gegen 10 Uhr.“ „Gut. Was machen wir bis dahin?“ „Wir?“ „Ja wir.“ „Kommt dein Vater nicht vorbei und holt dich ab?“ „Nö. Was ist mit Essen?“ „Was willst du denn essen? Ich kann eine Pizza reinschieben?!“ „Pizza ist gut.“ Ich ging erstmal mal an den Kühlschrank um zu gucken was noch drin ist, als plötzlich das Licht ausging. „Ein Stromausfall. Nick bleib wo du bist. Ich muss in den Keller gehen und die Sicherung reindrehen.“ „O.K. Ich bleibe hier.“ Ich tastete mich durch die Küchentür, raus auf den Flur, vorbei an einem kleinen Tisch, bis ich endlich die Kellertür fand. Ich suchte mit dem Fuß die Treppenstufenkante und ging Stück für Stück die Treppe runter. Ich tastete mich an drei Regalen vorbei, bis ich den Sicherungskasten fand. Dann tastete ich die einzelnen Sicherungen ab, aber keine war herausgesprungen. „Nick, am Sicherungskasten liegt es nicht. Muss wohl die Leitung kaputt sein.“ „Gut. Dann können wir nur warten. Komm wieder hoch.“ „Ja“ Ich tastete mich die Treppe wieder hoch. „Wo bist du?“ „Im Wohnzimmer.“ Ich ging in die Richtung, in der ich das Wohnzimmer vermutete, doch ich war zu weit gegangen und rannte gegen den Tisch im Flur, wobei die Vase darauf, zu Boden fiel. „Was war das?“ „Ich habe die Vase umgeschmissen. Nicht weiter schlimm.“ „Ich komme trotzdem.“ Ich drehte mich um, um ins Wohnzimmer zu gelangen, doch dort war jetzt eine Wand. Ich stieß dagegen und fiel in den Scherbenhaufen. „Aua.“ „Was machst du?“ „Ich bin in die Scherben gefallen. Ich habe mir den Arm aufgeschnitten.“ „Nein!!“ Ich hörte etwas poltern. „Was ist?“ Doch Nick antwortete nicht. Ich hörte nichts mehr, bis ein tiefes Surren die Luft zerriss. Ich rührte mich nicht mehr. Ich hatte schreckliche Angst. Angst die ich mir in dem Moment nicht erklären konnte. „Nick?“ Plötzlich stürzte sich etwas auf mich und drückte mich noch fester in den Scherbenhaufen. Ich spürte einen Atemhauch an meinem Hals, er kam immer näher. „Nick, bist du das?“ Doch er antwortete nicht. „Was machst du? Lass mich los!“ Ein Zucken ging durch seinen Körper. Er zögerte. Plötzlich ging das Licht wieder an und ich sah ihn. Seinen Pupillen waren nur noch hauchzarte Striche, er war blass und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Augenringe, seine Schneidezähne hingen ihm bis in die Mundwinkel. Er sah aus wie … ein Vampir!! Ich brauchte einige Momente um zu begreifen, dass er ernsthaft dabei war mich zu töten. „Nick, lass mich. Bitte du tust mir weh!“ Ein erneutes Zucken durchschoss seinen Körper, doch das hielt nicht lange an. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, also schrie ich so laut ich nur konnte. Nick riss die Arme von mir los und hielt sich die Ohren zu. Da ich nicht wusste, wann er wieder zur Besinnung kam, schlug ich ihm noch kräftig ins Gesicht. Er stürzte, schlug mit dem Kopf an die Wand und blieb reglos liegen. Ich begriff nicht sofort was geschehen war, doch als ich ihn da liegen sah, hatte ich Angst ihn umgebracht zu haben und rannte deshalb zu ihm. „Nick, alles O.K.? Ich hab das nicht gewollt! Jetzt sag doch was!“ Doch er gab nur ein Stöhnen von sich. Wenigstens wusste ich jetzt dass er noch lebte. Meine Mutter würde erst in zweieinhalb Stunden kommen, außerdem könnte sie eh nicht glauben was passiert war. Ich ging alle Möglichkeiten durch die ich hatte. Seinen Vater anrufen: ausgeschlossen. Meine Mutter anrufen: ausgeschlossen. Krankenwagen: lieber nicht. Polizei: gleich dreimal nicht. Mir blieb nichts anderes übrig als ihn in mein Zimmer zu bringen und zu warten bis er aufwachte. Ich hatte allerdings keine Ahnung wie ich ihn ins zweite Stockwerk bringen sollte, ohne ihm wehzutun. Aber irgendwie musste es gehen. Ich hievte ihn über jede einzelne Treppenstufe, er war schwerer als er aussah. Als ich ihn endlich in meinem Zimmer hatte, tauchte ein neues Problem auf: wo sollte er schlafen. Ich hatte weder ein Sessel noch ein Sofa. Nur einen alten Schreibtischstuhl. Ziemlich bequem für einen Halbtoten. Mir blieb nur eins: mein Bett. Nach gut einer dreiviertel Stunde hatte ich ihn da, wo ich gezwungenermaßen haben wollte. Da ich jetzt kein Bett mehr hatte setzte ich mich in den Schreibtischstuhl und wartete. Bis mir sein Vater einfiel. Ich lief runter, nahm das Telefon und rief an: „Hallo Mr. Warner. Hier ist Rosalie Swann. Ich wollte nur bescheid sagen das Nick…olson heute hier schläft.“ „Ist gut.“ Damit legte er auf. Ich wollte gerade wieder in mein Zimmer hochgehen, als mir die Scherben einfielen. Ich holte Kehrschaufel und Besen, räumte die Scherben weg und wischte das Blut auf. Danach ging ich ins Bad, verband mir schnell meinen Arm und kehrte dann in mein Zimmer zurück. Ich setzte mich wieder in den Stuhl und wartete. Ich wollte unbedingt wach bleiben um Antworten auf das ganze Wirrwarr zu bekommen. Aber irgendwann übermannte mich der Schlaf dann doch. Ich spürte wie sich unter mir etwas bewegte und schreckte hoch. „Du wolltest doch wohl nicht gehen?“ Er saß halb auf der Bettkante, halb im Bett. „Hatte ich eigentlich vor.“ „Wie geht es deinem Kopf?“ „Meinem Kopf?“ „Ja deinem Kopf. Ich habe dich gegen die Wand gepfeffert.“ „Ach mein Kopf, dem geht’s gut.“ Ein betretenes Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Ich wollte nicht anfangen, weil ich ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte und er nicht weil es ihm sichtlich unangenehm war. Doch dann fing er an: „Gestern … ähm, das ist blöd gelaufen. Ich wollte dich … dir nicht wehtun …“ Er dachte eine Zeit lang nach. Bis ihm etwas einfiel: „Hast du meinem Vater bescheid gesagt, das ich hier bin?“ „Ja ich habe gestern gleich angerufen.“ „Hast du ihm von … dem Zwischenfall erzählt?“ „Nein. Ich dachte es wäre besser, wenn ich es ihm nicht erzähle.“ „Danke.“ „Aber wie du dir sicher denken kannst, würde ich gerne wissen was gestern vorgefallen ist.“ „Na klar. Aber es ist ziemlich … eigenartig.“ „Kein Problem, ich bin vieles gewöhnt.“ Ich starrte ihn an und wartete, doch als er keine Anstalten machte, anzufangen, hielt ich es nicht mehr aus: „Ich will dich nicht bedrängen, aber … ich bin neugierig, schieß los.“ „Wie spät ist es?“ „Halb acht. Wieso?“ „Die Schule beginnt in einer halben Stunde.“ „Mist. Das hat mir gerade noch gefehlt. Los beeil dich.“ Ich rannte panisch in meinem Zimmer auf und ab und dachte nach wie wir am besten, schnell in die Schule kommen konnten. „Reg dich nicht so auf. Keine Panik, ich bring dich in fünf Minuten hin.“ „Wie willst du das schaffen?“ „Lass mich nur machen. Mach dich lieber fertig.“ Ich ging ins Bad und überlegte wie wir das schaffen sollten, kam aber zu dem Schluss, dass das ganze überlegen nichts nutzte. Ich beeilte mich und war nach zehn Minuten wieder da. Nick stand am Fenster und schaute raus. „O.K. Ich bin fertig.“ „Gut halt dich fest.“ Er nahm mich auf seinen Rücken und ging zum Fenster. „Was hast du vor?“ „Mach die Augen zu und lass sie zu, bis ich sage, dass du sie wieder aufmachen kannst.“ „Bist du sicher?“ „Ja und jetzt mach!“ Ich schloss die Augen und spürte, wie er auf den Fenstersims stieg, uns kam ein Windstoss entgegen und plötzlich fühlte es sich an als ob wir schwerelos wären. „Du kannst die Augen jetzt aufmachen.“ Ich öffnete meine Augen, mir blieb vor staunen die Luft weg. „Du kannst fliegen?!“ Wir flogen über die Dächer der Stadt, die Menschen sahen wie kleine Ameisen aus. „So ungefähr. Ich nutze die Aufwinde, durch das wechseln der Winde können wir fliegen, aber nur weil wir uns so schnell bewegen.“ „Wer ist wir?“ Ich spürte wie er innerlich zusammenzuckte, doch dann lächelte er und sagte: „Mit „wir“ meine ich uns Vampire.“ Einen Moment lang dachte ich, dass er mich nur verarschen wollte, aber dann dachte ich an letzte Nacht und mir wurde so einiges klar. Ich musste unweigerlich anfangen zu lachen. Auch wenn ich wusste, dass es stimmte was er sagte, klang es absurd, zu absurd um ihn ernst zu nehmen. „Was ist daran so lustig?“ „Ich find es klingt so … unwirklich, mehr wie in einem Märchen, als in der Realität. Ich konnte noch nie etwas mit Vampiren, Zombies oder Werwölfen anfangen und jetzt habe ich einen Vampir als Nachhilfelehrer, dass ist … verrückt!“ Er schaute mich ungläubig an. „Mehr fällt dir dazu nicht ein? Ich bin gefährlich, dass hast du gestern doch selbst mitbekommen. Wenn ich Blut rieche drehen meine Sinne durch und ich stürze mich wahllos auf alles und jeden, das gerade in der Nähe ist. Und du lachst darüber!“ „Ich sehe das halt ein bisschen anders als du. Außerdem bezweifle ich das du gefährlich bist, wenn kein Blut in der Nähe ist, bist du sogar … eigentlich ganz nett.“ „Blut ist immer in der Nähe, nur wenn es austritt habe ich keine Kontrolle mehr.“ „Heißt das, dass du das Blut von uns auch so spürst?“ „Nein, ich rieche es. Falls jemand in der Schule blutet, wäre ich imstande die ganzen Leute in weniger als zehn Minuten zu töten. Deshalb war mein Vater auch dagegen, das ich in eine öffentliche Schule gehe.“ „Ist dein Vater auch ein Vampir?“ „Natürlich nicht! Man wird nur zum Vampir, wenn man gebissen wird.“ „Das heißt, hättest du mich gestern gebissen, wäre ich auch zu einem Vampir geworden?“ „Nö. Ich hätte dich gestern getötet, wenn du nicht so laut geschrien hättest.“ „Nett, dass du so direkt bist.“ „Kein Problem.“ „Wann wurdest du gebissen?“ „Vor ungefähr einem Jahr.“ „Und wie?“ Er war auf einmal ziemlich bedrückt und schaute mit traurigem Blick nach unten auf die vorbeiziehenden Häuser. „Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst.“ „Ich werde es dir aber trotzdem sagen, ich finde du solltest alles wissen. Es war wie schon gesagt vor einem Jahr, ich war mit meiner Mutter geschäftlich in Italien, weil mein Vater krank war. Als wir abends von einem Meeting ins Hotel zurückgehen wollten, hat sich meine Mutter irgendwo verletzt, sie blutete stark, deshalb rief ich ein Taxi, das uns ins Krankenhaus fahren sollte. Auf dem Weg dahin, hielten wir plötzlich in einer Seitenstraße, ich wollte noch fragen was, denn los sei, aber in dem Moment öffnete sich die Tür bei meiner Mutter und der Fahrer riss sie aus dem Auto und fiel über sie her. Ich versuchte alles um ihn von ihr wegzubekommen, aber er ließ nicht locker. Ich lief aus der Seitenstraße und rief die Polizei, aber bevor die kommen konnte, fiel er schon über mich her. Die Polizei kam allerdings noch bevor er mich töten konnte. Sie brachten mich sofort ins Krankenhaus, doch bevor ich dort überhaupt ankam starb ich. Im Krankenhaus konnten sie nur noch meinen Tod feststellen und brachten mich ins Leichenhaus, dort bin ich dann in der Nacht ausgebrochen. Mein Vater war in der Zwischenzeit schon angekommen, um sich selbst von unserem Tod zu überzeugen. Ich traf ihn auf dem Weg zum Leichenschauhaus und erzählte ihm genau was passiert war. Er nahm mich wieder mit nach Washington und hat so getan, als ob ich doch überlebt hätte.“ „Warte mal. Ganz langsam: Du bist tot?“ „Ja, jeder Vampir ist tot. Nur die Seele lebt weiter. Bist du erstmal ein Vampir, gibt es kein zurück mehr. Du bist in einem Labyrinth gefangen, ewig dazu verdammt die Menschen zu töten. Es gibt keinen Ausweg, du steckst in einer nie endenden Sackgasse aus der du nicht mehr raus findest. Es ist sozusagen dein Ende, denn du lebst nicht mehr, aber richtig tot bist du auch nicht. Eher ein Verdammter auf dem Weg ins verderben.“ Er blickte mit gequältem Blick wieder nach vorne. Er tat mir unglaublich leid, ich wollte ihm so gerne helfen. „So. wir sind da. Und wie ich gesagt habe: wir haben sogar noch fünfzehn Minuten.“ Wir landeten direkt hinter der Turnhalle, neben einem Busch. „Danke.“ „Wofür?“ „Dafür das du mich rechtzeitig hergebracht hast.“ „Ach so. Kein Problem.“ „Darf ich dich was fragen?“ „Klar.“ „Dürfen die anderen davon wissen?“ „Auf keinen Fall.“ „Wissen noch andere davon?“ „Nur George und Oliver.“ „Warum ausgerechnet die beiden?“ „Sie sind auch…“ „Was?! Wie viele sind denn … so?“ „An unserer Schule: nur wir drei.“ „Und überhaupt?“ „Von allen? So ein fünftel der Weltbevölkerung.“ Mir klappte vor Staunen die Kinnlade runter. „So langsam wundert mich gar nichts mehr.“ „Wieso?“ „Das fragst du noch? Erst Va… du und Geg und Oli und jetzt ist jeder fünfte so wie ihr. Sag mal wird dein Vater sauer sein, wenn er erfährt, was passiert ist?“ „Er wird ausflippen und versuchen dich umzubringen.“ „Das sagst du einfach so und lächelst dabei?“ „Ich weiß es zu verhindern.“ „Ist aber nett von dir. Ich glaube wir sollten ins Klassenzimmer gehen, sonst kommen wir wirklich noch zu spät.“ Wir gingen zusammen an der Turnhalle vorbei, am Haupthaus entlang und in Richtung Klassenzimmer. Von überall schauten uns die Leute erstaunt an, mir war das unangenehm aber Nick schien das nicht weiter zu stören. Als wir dann im Klassenzimmer ankamen, staunten alle nicht schlecht drüber, dass wir zusammen kamen. Ashley sagte aber nichts dazu. „Was hast du Ashley?“ „Was soll ich denn haben?“ „Du guckst so komisch.“ „Weißt du Rose, ich dachte, das du normal bist und nicht so wie Oliver oder George.“ „Wieso? Was meinst du damit?“ „Du klebst an ihm wie eine Klette, das ist nicht normal!“ Ich wurde wütend, versuchte das aber nicht zum Ausdruck zu bringen. „Du bist eifersüchtig, oder?“ „Quatsch! Mich nerven nur Leute die hinter dem Geld von anderen her sind.“ „Ich bin nicht hinter seinem Geld her. Weißt du, ich dachte, dass du ein netter Mensch bist. Aber da habe ich mich wohl getäuscht, du bist nämlich nichts weiter als eine eifersüchtige Kuh, die es nicht ertragen kann seinen Ex-Freund mit einer anderen zu sehen.“ Die Klingel ertönte und der Unterricht fing an, aber ich konnte ihm kaum folgen, meine Gedanken überschlugen sich. Ich musste ständig an Nick, Ashley und Vampire denken. Auch in der zweiten Stunde hörte ich nur mit einem Ohr zu, als dann endlich die Glocke klingelte, ging ich zu Nick. „Ashley ist eifersüchtig auf mich.“ „Das war sie vorher auf jedes Mädchen, das auch nur an mir vorbei ging. Nichts Neues.“ „Hast du deshalb Schluss gemacht?“ „Du weißt nicht, wie es ist jemanden um dich zu haben, der dir auf Schritt und Tritt folgt und darauf aufpasst, dass du ja nicht fremdgehst.“ „Was soll ich jetzt machen?“ „Lass sie in Ruhe, die kriegt sich schon wieder ein.“ „Bist du sicher?“ „Ja-ha. Gehen wir in die Cafeteria? Dann kann ich dir Oli und Geg gleich richtig vorstellen. Obwohl du Geg, eigentlich schon kennen müsstest.“ „Nur weil ich einmal neben ihm saß, heißt das noch lange nicht, dass ich mich mit ihm unterhalte.“ Auf dem Weg zur Cafeteria zogen wir wieder alle Blicke auf uns, mir ging das ziemlich gegen den Strich, aber da kann man nichts machen. Wir holten uns etwas zu essen und setzten uns an den Rand, dort wo Nick immer saß, aßen und warteten auf Geg und Oli. „Dahinten kommt Oli. Bist du nervös oder warum zitterst du so?“ „Wie reagieren sie wenn sie davon erfahren?“ „Wirst du gleich sehen!“ Ich sah ihn schon näher kommen, näher kommen konnte man das nicht nennen, er kämpfte sich durch die Massen. Als er dann vor unserem Tisch stand, guckte er verständnislos Nick an. „Was macht die denn hier?“ „Sie weiß bescheid.“ „Was?! Warum das denn? Hast du’s ihr freiwillig erzählt?“ „Nö, ich hab sie halb umgebracht und war ihr dann eine Erklärung schuldig.“ „Ach so, na dann.“ „Wo ist Geg?“ „Zu Hause. Er hat auch Blut geschnüffelt. Und wie hat sie es aufgenommen?“ „Frag sie doch selbst, sie hat auch einen Mund zum sprechen und verstehen tut sie dich auch.“ Oli schaute mich fragend an. „Ich weiß nicht wie soll ich es denn aufgenommen haben?“ „Sie hat mich ausgelacht als ich es ihr erzählt habe.“ „Auch eine nette Idee. Wieso lebst du noch?“ „Ich habe ihn angeschrien und danach gegen die Wand geschleudert.“ „Ach so. Wie hast du’s deinem Vater gesagt?“ „Noch gar nicht, ich hab bei ihr geschlafen.“ „Aha. Wie war’s?“ „Er lag ohnmächtig in meinem Bett. Wie soll’s gewesen sein?“ „Na dann. Schon komisch das, das ausgerechnet bei ihr geschehen ist. Es ist wie Geg gesagt hat, sie kann uns gefährlich werden, und jetzt weiß sie’s. Na ja, kann man nicht ändern. Wann willst du’s deinem Vater sagen?“ „Heute Nachmittag.“ „Geht sie mit?“ „Auf keinen Fall. Du kennst doch meinen Vater.“ „Und was ist wenn ich mit will?“ Er starrte mich entsetzt an. „Bist du verrückt. Der würde dich in weniger als einer Sekunde aus dem Weg geschafft haben. Du gehst nach Hause!“ „Ihr hört euch an wie ein Paar. Seid ihr zusammen?“ „Nein!! Er ist nur mein Nachhilfelehrer.“ „Ach so.“ Das Klingeln erlöste mich von weiteren unangenehmen Fragen. Wir gingen zusammen wieder zurück, wobei Oliver bald eine andere Richtung einschlug. „Ist er immer so?“ „Nur wenn Geg nicht da ist.“ „Er ist noch direkter als du. Wie hältst du ihn nur aus?“ „Gewohnheit.“ „Wie hast du vor es deinem Vater zu sagen?“ „Direkt darauf los.“ „Wird er sehr sauer sein?“ „Ja.“ „Fällt dir nicht mehr dazu ein?“ „Nö.“ Das zweite Klingeln ertönte. „Wir haben jetzt Bio.“ „Na und?“ „Mrs. Brand hat gesagt wir sezieren heute Fische, das heißt: Blut.“ „Das hatte ich ganz vergessen. Was mach ich jetzt?“ „Beug dich runter.“ „Was?“ „Du sollst dich runter beugen!“ „Warum?“ „Vertau mir, mach einfach.“ Er beugte sich zu mir runter und ich trat ihm kräftig in den Magen. Er kippte nach vorne weg und hielt sich die Hände vor den Bauch. „So jetzt hast du einen Grund um vom Unterricht wegzubleiben.“ Ich lief schnell zu Mrs. Brand und berichtete ihr dass Nick einfach auf dem Flur zusammengebrochen war, worauf sie mir folgte und wir Nick gemeinsam ins Krankenzimmer trugen. „Es ist vielleicht besser, wenn du bei ihm bleibst, falls es ihm noch schlechter geht als jetzt schon, sagst du bitte gleich bescheid.“ Also blieb ich bei ihm sitzen. „Kannst du das nächste Mal weniger fest zutreten?“ „Aber klar, ich wollte nur dass es echt aussieht.“ „Ich denke dass es echt aussah.“ „Jetzt sind wir quitt.“ „Wieso?“ Ich zeigte ihm die Kratz- und Fleischwunden an meinem Arm, er verstand sofort und setzte eine gequälte Mine auf. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Bei was willst du mir helfen?“ „Bist du endgültig tot, oder kann ich dir helfen wieder zu leben?“ Er schaute mich erstaunt an und fing dann an zu lachen. „Was ist jetzt so witzig?“ „Ich finde es süß von dir, dass du mich befreien willst, aber es geht nicht. Ich bin endgültig tot.“ Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte, da ich ihn auch nicht weiter quälen wollte, sagte ich gar nichts mehr. Nach einer Weile wurde es ihm dann aber zu blöd und er fragte: „Du sagst ja gar nichts mehr. Ist irgendwas?“ „Mir fällt nichts mehr ein. Du tust mir so leid und ich würde dir gerne helfen.“ „Tja, so ist das Leben, die einen können es genießen während andere bestraft werden. Das ist der Lauf der Dinge und niemand vermag ihn zu ändern.“ „Wieso nimmst du das auf die leichte Schulter?“ „Ich muss mein restliches Leben so nehmen, wie es ist. Ich kann es nicht rückgängig machen, warum sollte ich darüber nachdenken wie es gewesen wäre, wenn ich damals nicht mitgefahren wäre? Es bringt nichts außer Leid und ich muss auch so schon genug leiden, also ist mir der Rest egal.“ Ich bewunderte ihn. Ich bewunderte ihn wirklich. Er nahm sein Leben, so wie es war, er mäkelte nicht daran herum, wie andere, die es eigentlich gut hatten. „Hätte ich gewusst, dass du dich so um mich sorgst, hätte ich dir schon viel früher gesagt, dass ich ein Vampir bin.“ „Wenn du möchtest, kann ich dich auch gerne wieder ignorieren, so wie gestern.“ Ein entsetzter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Als er sprach war seine Stimme allerdings ruhig. „Nö lieber nicht.“ „Geht es dir wieder einigermaßen besser? Wir haben gleich BWR und da muss ich hin.“ „Wieso?“ „Ich verstehe gerade gar nichts.“ „Aber dafür bin ich doch da.“ „Trotzdem, ich möchte nicht noch eine Stunde fehlen, schon allein wegen Ashley.“ „Was hast du nur immer mit ihr? Die kriegt sich schon wieder ein. Lass sie doch einfach.“ In diesen Moment klingelte die Glocke und man hörte, wie alle auf die Gänge strömten, um in andere Klassenzimmer zu gelangen. Es klopfte an der Tür und Ashley kam rein. „Wenn man vom Teufel spricht!“ „Stell dich nicht so an. Hi Ash, was willst du?“ „Ich … ich wollte mich bei dir entschuldigen, Rose. Ich weiß es war fies von mir, dir zu unterstellen, dass du nur hinter seinem Geld her bist. Und …“ Nick fing an zu lachen. „Das hast du zu ihr gesagt?! Ich bitte dich, sieh sie dir an.“ „Was sieht man denn an mir?“ „Du siehst nicht, wie jemand aus, der hinter Geld her ist. Außerdem hast du sie doch die ersten Male gesehen, sie wäre mir am liebsten an die Gurgel gesprungen.“ „Zu Recht! Du bist fies und hinterhältig und als du dann auch noch bei Mr. Smith im Zimmer standest, um mir Nachhilfe zu geben da war ich kurz davor. Sei froh das Smith da war.“ „Er gibt dir Nachhilfe?“ „Äh … ja. In Mathe, BWR und Chemie.“ „Ach so. Kommst du mit oder bleibst du bei ihm?“ „Sie bleibt hier. Ich brauche ein bisschen Unterhaltung.“ „Dich habe ich nicht gefragt. Rose?“ „Nein ich komme nicht mit.“ „Hoffentlich, weißt du was du tust!“ Mit diesen Worten verschwand sie. „Was meint sie damit?“ „Nichts weiter.“ „Was hast du diesmal gemacht?“ „Bin ich so leicht zu durchschauen?“ „Ja.“ „Na gut. Es war in der Nacht, als wir uns trennten. Sie ging mir wieder auf die Nerven, wegen einem Mädchen, das an mir vorbei lief und mich grüßte. Sie hat mir eine Szene gemacht, ich habe die Kontrolle verloren und sie geschlagen.“ „Du hast was?“ „Das entschuldigt zwar nichts, aber es war eine Woche nach meiner Verwandlung. Ich wusste nicht, wie ich den Drang nach Blut wegdenken konnte. Sie war so sauer, ich habe gerochen, wie ihr Blut langsam anfing zu kochen.“ „Schlechte Zeit. Wann seit ihr zusammengekommen?“ „Am Freitag, als ich verwandelt wurde. Wir waren also noch nicht mal ganz zwei Wochen zusammen.“ „Vermisst du sie manchmal?“ „Nö, ihre Eifersüchteleien gehen mir jetzt noch auf die Nerven.“ „Hast du sie vor der Verwandlung geliebt?“ „Ich fand sie ganz süß, aber liebe war es nie.“ Wir hörten von draußen ein lautes rumsen. Ich ging raus um zu sehen was los war, aber alles was ich fand war ein umgestürzter Mülleimer. „Sie war hier. Ich kann ihr Blut noch riechen. Das sollte sie eigentlich nicht hören.“ „Mehr fällt dir dazu nicht ein? Sie hat dich geliebt und tut es sogar immer noch und du? Du bist genau wie sie gesagt hat: ein Vollidiot, der mit den Gefühlen anderer spielt!“ Ich wusste nicht warum ich so wütend auf ihn war, aber ich war’s und das reichte mir. Ich konnte nicht mit ansehen, wie er Ashley noch mehr verletzte. Ich rannte die Gänge entlang in Richtung Klassenzimmer, bis ich vor der Tür stand. Die Wut in mir brodelte immer noch, aber ich verdrängt sie. Ich klopfte. „Entschuldigung, Mr. Smith ich habe mich ein bisschen verspätet.“ „Kein Problem. Wie geht es Nicholson?“ „Dem geht’s blendend!“ Ich setzte mich auf meinen Platz, Ashley sah mich erstaunt an. „Er hat mir alles erzählt.“ Sie zuckte zusammen und sagte seid dem, kein Wort mehr zu mir. Nach dem Klingeln hatte ich keine Lust Nick zu sehen, stattdessen ging ich raus auf den Pausenhof. Er war Menschenleer. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen auf die Erde. Ein mildes Lüftchen wehte und die restlichen braun- gefärbten Blätter fielen auf den Boden. Der Herbst würde bald zu Ende sein. Ich setzte mich unter einen Baum und schaute den Wolken nach, die am Himmel ihre Runden drehten. Ashley war mir gefolgt. „Hey.. tut mir Leid was ich gesagt habe, aber es ist besser, wenn du von ihm weg bleibst.“ „Ich versteh dich, danke für die Warnung.“ Sie setzte sich zu mir und wir sahen uns gemeinsam die Wolken an. Als die Glocke klingelte, gingen wir wieder rein. Oliver kam gerade um die Ecke. „Hey, da bist du ja. Nick will dich sehen. Ach und dich auch.“ Er deutete auf Ashley. „Wir wollen ihn aber nicht sehen.“ Das zweite Klingeln ertönte, wir gingen an Oli vorbei und rein ins Klassenzimmer. Nick war nicht da. In dieser Stunde kochten wir einen Gemüseeintopf. Doch die Stunde war viel zu schnell vorbei. Als die Klingel läutete, stürmten alle nach draußen, nur ich nicht, ich wollte Nick jetzt nicht sehen, aber was blieb mir anderes übrig. Ich ging raus auf den Schulhof und schaute, ob er irgendwo stand, es erstaunte mich, als er nirgendwo zu sehen war. Ein wenig aufgemuntert ging ich in Richtung nach Hause, doch als ich um die nächste Ecke bog, sah ich ihn auf dem Bordstein sitzen. „Ich habe schon gedacht, du kommst nicht mehr.“ „Ich hätte auch allen Grund dazu.“ „Ich weiß gar nicht, worüber du dich so aufregst. Das ist doch meine Angelegenheit.“ „Ashley ist meine Freundin…“ „Die du erst seit vier Tagen kennst. Was weißt du alles über sie?“ Ich überlegte, leider hatte er Recht, ich wusste so gut wie gar nichts über sie, aber das wollte ich nicht zugeben. „Siehst du, du kennst sie nicht wie sie früher war.“ „Was soll das heißen?“ „Sie hat auch dunkle Seiten, von denen du nichts weißt. Und jetzt lass uns nicht mehr streiten, wir haben noch was vor.“ Wir gingen von der Schule aus geradewegs ins Villenviertel. Irgendwie hatte ich Angst vor seinem Vater, aber ich wollte ihm eigentlich helfen. Und genau aus diesem Grund ging ich mit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)